Hari´s Märkte am Abend – 04.05.12 – Wochenabschluss

22 Uhr - Handelsschluss

Die Arbeitsmarktdaten waren heute schwach, aber eigentlich nur so schwach wie erwartet. Trotzdem war der Markt nicht in der Lage, daraus einen Bounce zu generieren, was nicht unbedingt ein gutes Zeichen ist. Denn damit hat sich der Charakter des Marktes geändert, in den Wochen davor hätte das Setup immer für einen Bounce gereicht und das war auch eigentlich das wahrscheinlichere Szenario. Nicht aber heute. Der darauf folgende Abgabedruck arbeitete - wieder einmal - genau die gestern gezeigte Schulter-Kopf-Schulter Formation bis zum Ziel bei S&P500 1372 ab, schloss noch ein Gap knapp darunter, dann lief der Abgabedruck aus. Negativ ist aber auch zu sehen, dass der US Markt im späten Handel nicht zur einer kleinen Gegenbewegung in der Lage war, dass lässt Raum für weitere Schwäche am Montag.

Im DAX war das heute zwangsläufig mal wieder ein Schlachtfest und die klassischen deutschen Aktien aus Automobilsektor oder Industrie wurden hart getroffen. Volkswagen, BMW, Daimer alles ca. 4% im Minus. Rheinmetall sogar 6%. Und das alles ohne Nachricht. Denn das sind einfach genau die Aktien, die von institutionellem Geld an der Wallstreet gehalten werden. Und diese werden als Erstes verkauft, wenn der "Heimatindex" fällt. Man kennt das langsam schon, der DAX ist ein Hebelpapier für ausländische Anleger und kein konservativer Index. Und ein Index deutscher Anleger schon gar nicht. Nur weil man das weiss, fühlt es sich nicht besser an, trotzdem sollte man den Zusammenhang begreifen. Wer konservativ anlegen will, darf nicht nur im DAX sein !

In diesem Zusammenhang empfehle ich Ihnen nachdrücklich, -> diesen <- aktuellen Artikel zu lesen, der auf einer Studie von Ernst & Young beruht. Er bestätigt genau das mit aktuellen Zahlen, was ich Ihnen hier ja immer wieder wie oben predige. Dabei muss man noch berücksichtigen, dass die in der Studie genannten 54% ausländischer Aktionäre das reale Bild noch schönen. Denn in den 42% deutscher Aktionäre sind ja die ganzen Grosspakete wie der Quandts bei BMW enthalten. Im Sinne der Aktionärsstruktur ist das ja auch richtig so. Nur stehen diese Pakete im Handel doch gar nicht zur Verfügung, die sind quasi "aus dem Markt" genommen. Würde man das Handelsvolumen im Xetra betrachten und die Frage beantworten, wieviel des täglichen Handelsvolumen von ausländischen Aktionären stammt, schätze ich den Wert eher auf 60-70% !

Wenn man das verstanden hat, kann man sich im DAX viele Überlegungen "warum" sich ein Aktie aus Sicht der Unternehmensnachrichten bewegt einfach sparen. Denn die Gründe für Bewegungen sind oft auch einfach in der Situation der institutionellen, ausländischen Aktionäre begründet. Und wenn die mal wieder ihre Margin-Calls haben, wird halt alles rausgehauen, Unternehmensnachrichten in einem "fernen Land" interessieren da keinen. Es ist schlicht immer wieder das gleiche Spiel und ich finde es erstaunlich, dass dann in der Presse trotzdem nach lokalen "Gründen" geforscht wird, die in der Realität gar nicht marktbewegend sein können.

Wie geht es nun nächste Woche weiter ?

Nun, da ich nach wie vor für das 2. Quartal an die volatile Range 6400-7100 im DAX glaube, sind Kurse unter 6600 für mich prinzipiell eher wieder Kaufkurse. Aber vielleicht nicht gleich Montag, denn die Schwäche heute im späten Handel lässt Böses ahnen.

Hoffnungsvoll über den sehr kurzfristigen Blick hinaus, stimmt mich in dem Zusammenhang, dass heute die europäischen Banken zu den stärksten Titeln gehörten, die auch ab Mitte Februar als erste fielen und mit ihrer Schwäche eine Signal für die Einschläge waren, die in den Indizes dann erst Wochen später kamen.

Was ist denn seit Mitte Februar alles passiert ? Listen wir doch mal auf:

1) Wir haben die Euro-Krise rund um Spanien in den Kursen der Banken verarbeitet. Ob vollständig weiss niemand, aber zumindest teilweise.

2) Wir haben die Sorge um eine abstürzende Konjunktur in China in den Kursen der Rohstofftitel verarbeitet. Alle aktuellen Daten aus China stützen nun die These der weichen Landung.

3) Wir haben die Sorge um die Wahlen in Frankreich und Griechenland in den Kursen verarbeitet. Ab Dienstag kommender Woche dürfte der Markt da nach vorne schauen.

4) Wir haben die Verweigerung der FED für unmittelbare weitere Stimuli verarbeitet.

5) Und zuletzt, jetzt, verarbeiten wir durchwachsene Wirtschaftsdaten aus den USA, in Form einer schon lange fälligen Korrektur in den US Indizes.

Aus dieser Liste kann man sehr wohl schliessen, dass wir ab kommender Woche durchaus Chancen auf wieder besseres Börsenwetter haben. Das ist natürlich keine Sicherheit, auch ein Zusammenbruch der Märkte ist bei der aktuellen Schwäche nicht ausgeschlossen. Aber ich rede hier ja über Wahrscheinlichkeiten. Und wenn alle euphorisch sind und nur noch über DAX 8000 reden, ist das Risiko eines Absturzes wesentlich höher, als wenn sich alles so mies anfühlt wie derzeit, und all die Sorgen und Ängste die ich oben aufgelistet habe, zumindest teilweise schon eingepreist sind.

Ich würde diesen Gedankengang bei meinen Überlegungen berücksichtigen. Das ist ausdrücklich keine Aufforderung auf reinen Verdacht nun Risiken nach oben einzugehen. Aber das ist der Hinweis, sich den klaren Blick nicht durch die gerade allgemein schlechte Stimmung verstellen zu lassen. Denn wenn man sich mit der Emotion der Massen mittreiben lässt, wird man die Chancen nicht sehen können, die bestimmt früher oder später kommen. Ich habe sehr selektiv bei ein paar wenigen Titeln heute Abend wieder zugegriffen.

Zu einzelnen Aktien will ich heute nicht viel sagen, macht ja auch keinen Sinn, wenn einfach nur alles im Gleichschritt abstürzt.

Wacker Chemie (WKN WCH888) lieferte Zahlen und Ausblick im Rahmen der Erwartungen. Nach einem kurzen positiven Hüpfer bis 65€ setzen dann aber massive Verkäufe ein, die den Kurs wieder bis 60€ drückten. Meine Erklärung dafür ist, dass das heisse Geld, das sich in Erwartung eines riesigen Sprungs vor den Zahlen positioniert hatte, danach schnell wieder enttäuscht abgesprungen ist, weil sich keine sofortige Rally anschloss. Für die Kursentwicklung der nächsten Wochen muss das aber nicht negativ sein. Ich habe meine bei 60,8€ eingegangene Long-Position heute nicht verkauft und warte erst einmal ab, welche Richtung der Kurs einschlägt, wenn sich die Volatilität nach den heutigen Zahlen verzogen hat. Mein Stop liegt bei 56€, etwas unter dem Tief vom 24.04.12.

Dramatisch weiter abgestürzt ist heute Nokia (WKN 870737) mit einem Minus von fast 10%. Ich weiss nicht so recht was der Auslöser war, möglicherweise die unbestimmten Meldungen zur Tablet-Strategie, die bei mir gleich den Gedanken ausgelöst haben: "die sollen erst einmal ihre Hausaufgaben im Brot und Butter Geschäft auf die Reihe bekommen und das finanzielle Ausbluten stoppen, bevor sie eine weitere Baustelle aufmachen". Wie auch immer, wie hier schon mehrfach und deutlich kommuniziert, gilt für mich bei Nokia weiterhin "Finger weg !".

Ein Lichtblick war dagegen Veolia (WKN 501451), die ganz brauchbare Zahlen lieferten, die vom Markt zunächst mit einem Plus von 4% honoriert wurden, bevor die allgemeine Marktschwäche die Gewinne wieder wegnahm. Veolia könnte - wie französische Aktien überhaupt - nächste Woche durchaus gut laufen, denn wenn die Wahl in Frankreich vorbei ist, führt das dazu, dass der Markt nach vorne schaut, statt auf die Wahl zu starren. Nur für den theoretischen Fall, dass der mutmassliche neue Präsident Hollande bei der Wasserversorgung sozialistisch/dirigistische Anwandlungen haben sollte, müsste man sich bei Veolia wohl auf schwere Einschläge einstellen. Aber derartige Gesetzesvorhaben werden wohl eher nicht in der Woche direkt nach der Wahl in Gang gesetzt.

Bei Gold (XAUUSD) wurde meine gestrige Aussage bestätigt, dass man das noch nicht überbewerten sollte, weil die Entscheidung schlicht noch nicht gefallen ist. Gold und die Minen stabilisierten sich heute etwas und hier gilt es für mich einfach abzuwarten.

Zum Abschluss habe ich für Sie etwas zum Lesen. Es ist ein langer Artikel des bekannten und sehr erfolgreichen Hedge-Fund Managers David Eichhorn von Greenlight Capital. Ich empfehle das in Ruhe einmal komplett zu lesen, es beschreibt die Makro-Sicht aus seiner Warte, in meinen Augen sehr vernünftige und richtige Ansichten. Er benutzt dazu das Bild der "Simpsons" um die durchschnittliche amerikanische Familie zu beschreiben. Wenn Sie die Simpsons nicht kennen, werden Sie ein paar Namen mal "googeln" müssen um alles zu verstehen.

Manchmal würde man sich wünschen, unsere Wirtschafts- und Finanz-Ministerien auf beiden Seiten des Atlantiks würden von solchen intelligenten Leute geführt. Aber das kann ja gar nicht sein, das sind ja alles nur "böse Zocker", die an allem Schuld sind und vor denen uns Notenbanken und Politik schützen müssen. 😉

Lesen Sie -> hier <-. Zwei Zitate als "Appetizer":

(1) "For the super wealthy, zero rates supported by a Bernanke put on the bond market encourage outsized income through leveraged speculation. For everyone else, zero rates reduce the standard of living because greater food and energy costs soak up income"

(2) "But, the Fed is filled with academics who thoughtlessly rely on econometric models that reflexively indicate that repeated Jelly Donut orgies are the best way to get a sugar rush into the economy." 😉

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende !

Ihr Hari

Hari´s Märkte am Abend – 03.05.12 – Ängstliches Warten auf die Daten

22 Uhr - Handelsschluss

Der heutige Tag war letztlich ein Übergangstag vor den morgigen US Arbeitsmarktdaten. Insofern gibt es heute auch nicht viel zu sagen und ich mache es etwas kürzer.

Der DAX war wie gewohnt zappelhaft ohne Richtung und ohne echtes Eigenleben. Der S&P500 zeigte dagegen deutliche Schwäche, die den DAX dann auch unter 6700 zog. Im S&P 500 formt sich gerade eine Kopf-Schulter Formation, die wenn sich sich bestätigt, eine Bewegung herab bis 1373 implizieren würde. Um die Formation zu negieren, müsste der Index bald deutlich über 1406, besser 1415 steigen.

Aber all diese Muster stehen unter dem Vorbehalt der morgigen, grossen US Arbeitsmarktdaten um 14.30 Uhr. Was heute im Markt passierte, sieht für mich danach aus, als ob sich jedermann vor den Daten und dem Wochenende mit den Wahlen in Europa in Sicherheit brachte. Die Schwäche war heute im S&P500 querbeet, mit Schwerpunkten bei den Rohstoffaktien. Damit sind die Erwartungen an die Daten aber deutlich herab gesetzt, es spricht also einiges für eine kleine Rally nach den Daten, bzw nach der Wahl am Montag. Sollte diese aber trotz brauchbarer Daten nicht kommen, wäre das ein ganz schlechtes Signal für den Markt, dann müsste man ernsthaft die Frage stellen, ob wir in den US Indizes den Top schon gesehen haben.

Insofern werde ich Morgen Vormittag vor den Daten sehr wenig bis gar nichts machen, das hin- und her dürfte ebenso volatil wie richtungslos und ohne Bedeutung werden. Ich bin nun ausreichend defensiv aufgestellt und kann die Daten Morgen ebenso wie die Frankreich-Wahl mit Gelassenheit zur Kenntnis nehmen. Sollte Morgen um 14.30 Uhr ein Rally-Signal kommen, werde ich sofort im Handelssystem aufspringen. Ich werde das Morgen mit entsprechenden Stop-Buy Orders auf die grossen Indizes umsetzen.

Bei Wacker Chemie (WKN WCH888), einer der wenigen Aktien die heute deutlich im Plus waren, scharren die Bullen nun heftig mit den Hufen und warten auf die morgigen Zahlen. Sollte dort ein positiver Ausblick auf wieder steigende Preis bei Polysilizium gegeben werden, dürfte es ein Feuerwerk geben. Sollte der Preisausblick aber mau bleiben, dürfte Wacker ganz schnell wieder unter 60 notieren.

Aixtron (WKN A0WMPJ) hat sich heute erneut als reine Traderaktie bestätigt. Mein Trade von gestern ist schön aufgegangen, kurz nach Handelsstart bin ich bei 14,1 ausgestiegen. Am Nachmittag stand Aixtron dann schon wieder bei 13,3 oder Intraday 6% tiefer. Eine Aktie mit solchen Bewegungen ist eindeutig keine Aktie um zu investieren, als Trader bietet solche Volatilität aber schöne Chancen. Grund für die Volatilität bei Aixtron dürfte die grosse Unsicherheit über die Auftragslage sein, die sich ja auch in Analysten-Kurszielen zwischen 10 und 17€ zeigt. Solange sich dieser Nebel nicht verzieht, kommt Aixtron als Investition für mich nicht in Frage.

Nach Tagen leichter Stärke die uns bis 1670 USD brachte, bewegt sich Gold (XAUUSD) nun wieder nach unten. Und die Minen sind weiterhin schwach und geben heute noch einmal kräftig ab - das hatte heute den Charakter eines Ausverkaufs. Ich denke aber nicht, das man das alles überbewerten sollte. Lesen Sie im Zweifel noch einmal den Beitrag vom 24.04. -> hier <- zu Gold, der für mich unverändert die Situation beschreibt.

Es ist schlicht noch nichts passiert und Gold ist immer noch im zulaufenden Dreieck. Auch die Schwäche der Minen ist nicht ungewöhnlich, solche Trends laufen halt immer in die gleiche Richtung, bis der Wurm irgendwann dreht. Und bevor der Wurm dreht, steht oft der finale Ausverkauf bzw die Trendbeschleunigung, auch das ist typisch. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob das heute der finale Ausverkauf bei den Minen war oder der Beginn eines tieferen Absturzes. Ich werde es mir vom Goldpreis sagen lassen. Mit diesen Abläufen muss man einfach leben, wenn man "Bottom Fishing" betreiben will. Denn den richtigen Boden trifft man fast nie und wenn man dann zu früh abspringt, verkauft man vielleicht am Tiefpunkt.

Deshalb ist es so wichtig vorher genau zu wissen, wann man auf den Verkaufsknopf drückt und das dann auch konsequent zu machen. So verhindert man einerseits aus reiner Nervosität zu früh abzuspringen und andererseits in einen grossen Absturz zu geraten. Für mich persönlich liegt dieser Verkaufsknopf bei einem nachhaltigen Bruch der 1610 USD in Gold. Bis dahin warte ich ab. Geht es aus dem zulaufenden Dreieck bei Gold nach unten, wird alles verkauft, auch Minen mit Verlusten. Geht es nach oben, lasse ich die Gewinne laufen.

Schon am 24.04.12 hatte ich Ihnen den Artikel von Peter L. Brandt zum Thema Gold empfohlen. Wie es der Zufall so will, hat er heute einen neuen Artikel geschrieben. Lesen Sie -> hier <-, damit ist in meinen Augen alles zu Thema gesagt, ich werde entsprechend handeln.

Gestern wurden in Berlin die Preise zum Comdirect Finanz Blog Award 2012 verliehen. Ich bin nicht nach Berlin gefahren, da ich schon vorher informell wusste, dass Mr-Market.de nicht unter den Preisträgern sein wird. Aufgrund der Entfernung von meinem Wohnort in der Nähe der Alpen, standen Aufwand und Nutzen eines Besuches in Berlin so in keinem sinnvollen Verhältnis.

Gewonnen hat Dirk Elsner mit seinem -> Blicklog <-. Wie ich finde ein verdienter Sieger, denn Dirk ist schon viele Jahre mit hoher Qualität dabei. Ich gratuliere Dirk Elsner ganz herzlich zu diesem Erfolg und vielleicht finden Sie ja auch mal Zeit, einen Blick auf seinen interessanten Blog zu werfen.

Einen seiner lesenswerten Artikel zum Thema Wirtschaftsblogs, möchte ich Ihnen -> hier <- ganz explizit empfehlen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Ihr Hari

Hari´s Märkte am Abend – 02.05.12 – Achterbahnfahrt im DAX

22 Uhr - Handelsschluss

Wie gestern vorhergesagt, stieg der DAX im frühen Handel bis auf fast 6900 (6877), bevor dann Gewinnmitnahmen aus Vorsicht vor den 14.15 Uhr Arbeitsmarktdaten aus den USA einsetzten. Diese Vorsicht war auch gerechtfertig, denn ein überraschend schlechter Wert bei den "ADP non-farm Arbeitsplätzen" liess die Märkte in Folge abstürzen. Für den DAX war das eine Intraday-Bewegung von ca. 200 Punkten, eine echte Achterbahnfahrt also.

Positiv ist aber zu sehen, dass technische Marken im S&P500 knapp unter 1400 gehalten haben und der Markt sich im späteren Handel stabilisierte und mit nur wenig Minus zum Vortag bei 1402 schloss. Damit dürfte die Erwartung an den grossen Arbeitsmarktbericht am Freitag nun deutlich gedrückt sein, was Chancen für eine positive Überraschung bietet, denn der ADP ist sehr volatil und hat schon früher Fehlsignale gegeben, auch wenn er die letzten Monate recht zuverlässig war.

Und es zeigt erneut, wie stabil der amerikanische Markt ist. Erinnern wir uns, der S&P500 bewegte sich heute von 1407 bis 1393, oder exakt 1 Prozent Intraday. Der DAX dagegen von 6870 bis 6660, oder über 3% Intraday ! Einem konservativen Anleger kann man den DAX also im Moment nicht empfehlen, das ist mehr etwas für Trader. Grund ist nach meiner Ansicht erneut, dass der DAX von amerikanischen institutionellen Anlegern dominiert wird. Und die kaufen bei "Risk ON" den DAX und verkaufen ihn sofort wieder bei "Risk OFF". Ihre eigenen Blue-Chips lassen sie aber stabil als Anker im Depot. Das ist halt der Preis, wenn man keine Aktienkultur hat, unsere "deutschen" Unternehmen gehören der halben Welt, aber fast keinen Deutschen.

Ein weiterer kurzfristig positiv zu wertender Faktor flatterte mir heute auf den Schreibtisch. Denn heute hat mein "Focus-Money-Indikator" angeschlagen ;-), auf dem Titelbild sehe ich eine Euro-Münze in Flammen mit der Headline: "Bricht nach dem 6. Mai der Euro zusammen ?"

Sie erinnern sich, dass ich gestern ankündigte, zum kommenden Wahlwochenende etwas Risiko heraus zu nehmen ? Das habe ich heute vormittag teilweise schon gemacht und werde ich auch weiter so machen, allerdings nach dem heutigen schwachen Tag nicht mehr so aggressiv wie noch gestern angedacht, denn nun sinkt für mich die Wahrscheinlichkeit eines Absturzes nach den Wahlen in Frankreich. Denn mit solchen Berichten ist die Wahl in Frankreich nun auch bei der breiten Anlegerschar angekommen und was alle schon erwarten, hat bekanntlich nicht mehr die Kraft, den Markt signifikant in Bewegung zu setzen. Ich denke ein Sieg Hollandes wird allgemein erwartet und sollte daher direkt nach der Wahl nicht mehr zu stark negativen Bewegungen führen.

Das wirkliche Marktrisiko liegt wohl dann in den Wochen danach. Denn der Konsens bei den Marktprofis scheint zu sein, dass Hollandes aggressive Äusserungen im Stil der 70/80er Jahre Politik nur Wahlkampf-Getöse ist und er nach der Wahl schnell zu einer sachlichen Politik findet. Sollte aber diese Erwartung enttäuscht werden, dürfte das zu erheblicher Unruhe am Markt führen. Und ich rechne nicht damit, dass Hollande so schnell einschwenkt, dafür hat er sich vor der Wahl zu sehr aus dem Fenster gelehnt.

Erst muss es also wieder schlechter werden und der Druck steigen, bevor es temporär besser werden kann. Auch der letzte sozialistische Präsident Mitterand hatte zunächst versucht seine Wahlversprechen und Blütenträume umzusetzen, bevor ihn dann eine massive Wirtschafts- und Währungskrise in eine solidere, bürgerliche Politik zwang. Insofern gehe ich weiter von unruhigem Fahrwasser für den Euro nach der Wahl in Frankreich aus, aber nicht mehr direkt nach der Wahl, sondern in den Wochen danach.

In besagtem Focus-Money ist übrigens auch ein Interview mit dem ebenso klugen, wie von mir geschätzten Bert Flossbach. Sein Tenor zum Euro ist: "Es bleiben nur 6 bis 7 Länder übrig". Das deckt sich mit meiner mittelfristigen Erwartung, die ich hier unter der Überschrift -> "Europa zerfällt" <- dargestellt hatte. Allerdings werden wir bis dahin wohl noch diverse "Rettungen" und "Wirrungen" erleben, unterbrochen von wiederholten Phasen der vermeintlichen Beruhigung. Ich würde mir für Europa so gerne eine andere Perspektive wünschen, ich sehe sie aber zu meinem grossen Bedauern nicht, zumindest nicht in einem überschaubaren Horizont und nicht mit den handelnden Politikern.

Mein sehr kurzfristiger Markt-Ausblick auf die kommenden Tage, ist mit der heutigen Schwäche also positiver geworden, der mittelfristige Ausblick bis Juni bleibt aber unverändert von "April-Kapriolen" beeinflusst. Die definierte volatile Range 6400-7100 ist also weiter im Spiel. Und weiter werde ich in dieser Range Stärke verkaufen und Schwäche kaufen.

Aixtron (WKN A0WMPJ) hat heute in Folge der guten Zahlen von Veeco Instruments (WKN 896007) das erwartete Feuerwerk bis zu einem Kurs von 14,8€ abgebrannt, bevor dann die Marktschwäche in Folge der Arbeitsmarktdaten den Kurs wieder bis auf 13,4€ drückte. Das ist eine Intraday- Bewegung von mehr als 8% und wirklich nicht von schlechten Eltern ! Im Handelssystem habe ich nun einen kurzen Long-Trade bei 13,5€ (mit Stop 13,3) gewagt, der aber in keiner Beziehung zu meiner fundamentalen Sicht auf Aixtron steht, sondern nur der Markttechnik geschuldet ist und den ich schon Morgen (hoffentlich mit Gewinn) wieder auflösen werde.

Was derzeit rund um Chesapeake Energy (WKN 885725) und den CEO Aubrey McClendon passiert, kann man in meinen Augen nur noch kopfschüttelnd zur Kenntnis nehmen. Sie erinnern sich, gestern war Chesapeake 10% gestiegen, weil Reuters meldete, dass der CEO abgelöst wird. Heute wird dann Aubrey McClendon mit den Worten zitiert, dass viele Berichte der letzten Tage "Missinformationen" seinen. Lesen und staunen Sie -> hier <- im Wall Street Journal.

Sein Rücktritt scheint also mit diesem Satz nicht gemeint zu sein, bei dem bleibt es wohl. Aber derartige unpräzise Sätze sind in der aktuellen Lage schlimm genug. Mr. Market wendet sich in Abscheu ab und "schlachtet" Chesapeake heute mit einem Minus von 14%, was das ganze Segment mitzieht. Das erste Drittel des heutigen Absturzes ist sicher Folge der schlechten Zahlen, die Chesapeake gestern bekannt gab, das zweite Drittel weil Natural Gas heute im Preis wieder deutlich nachgab und das letzte Drittel darf man wohl diesem Kommunikations-Chaos zurechnen.

Chesapeake hat sich damit für mich erst einmal aus der Reihe der ernst zu nehmenden Aktien verabschiedet und ich werde bis auf weiteres an der Seitenlinie bleiben. Sollte wieder Klarheit herrschen, schliesse ich aber einen Wiedereinstieg nicht aus, denn Chesapeake ist für mich *der* Pureplay im Boom-Markt "Shale-Gas". Das Thema hat so grosse Bedeutung, weil es für die USA ein echter "Game-Changer" ist und wir im Ergebnis vielleicht in 10 Jahren eine nahezu "energie-autonome" USA erleben werden, die ihre Abhängigkeit vom Öl aus dem Nahen Osten damit drastisch verringert. Sollte das so kommen, dürfte das auch erhebliche Auswirkungen auf die Weltpolitik haben, ganz abgesehen davon, dass dauerhaft billige Energie für die Industrie in den USA ein erheblicher, positiver Treibsatz sein dürfte !

Devon Energy (WKN 925345) hat heute übrigens sehr durchwachsene Zahlen geliefert und bewegt sich mit gutem Umsatz, aber fallendem Gewinn (wegen des US Gas Preises) etwas unter den Erwartungen. Das deutliche Minus heute dürfte aber zum Teil auch auf die Kosten von Chesapeake gehen.

In diesem Zusammenhang auch ein Wort zu Arch Coal (WKN 908011), die gestern aus den bekannten Gründen (Preis US Kohle am Boden) sehr schlechte Zahlen und einen schlechten Ausblick lieferten. Arch hat nun eine Reihe von Aktivitäten still gelegt, laut CFO John Drexler weil "(we) don't plan to push tons into an already oversupplied market". Ich muss gestehen, dass Schlachtfest bei Arch Coal lässt selbst hartgesottene Marktteilnehmer wie mich staunend zurück. Bei Arch Coal bin ich ja noch mit einer kleinen Basisposition Long und verkaufe da nun auch nicht mehr. Hier heisst es nun geduldig abwarten, bis der Kurs wirklich gedreht hat. Verluste aussitzen ist wirklich nicht mein Stil und kann ich auch ausdrücklich niemandem dazu raten - hier habe ich aber bewusst eine Ausnahme gemacht, zumal mein Exposure nur gering ist. Im Nachhinein war aber auch diese eine Ausnahme eine zuviel.

Bei Peabody Energy (WKN 675266) bin ich ja, wie -> hier <- am 12.04. kommuniziert auch mit einer kleinen Startposition Long und fühle mich dabei nach wie vor wohl, die Position ist auch seitdem ca. 10% im Plus. Meine Meinung, dass der Kohlesektor dabei ist seinen Charakter zu ändern und die Zeit des ungebremst Absturzes scheinbar ausläuft, ist unverändert - auch wenn das nach einem Tag wie heute und einer Arch Coal mit 8% Minus wirklich nicht so aussieht.

Übrigens, falls Sie sich fragen warum Repsol (WKN 876845) heute weiter abstürzt, obwohl das Thema YPF nun wohl voll im Kurs verarbeitet ist und die Annahme im Parlament nun wirklich keinen mehr überraschen sollte - der Grund dürfte nach meiner Vermutung sein, dass der Verstaatlichungswahn in Südamerika weitere Kreise zieht. Lesen Sie -> hier <- über eine neue Verstaatlichung in Bolivien.

Das hat zwar mit Repsol nichts zu tun, betrifft aber erneut einen spanischen Konzern, die in Folge nun alle - durchaus zu Recht - in Sippenhaft genommen werden. Schauen Sie sich im Chart zum Beispiel mal das Desaster bei der Telefonica (WKN 850775) an. Telefonica ist durch Probleme im eigenen Geschäft belastet, dann fordert die Spanien-Krise ihren Tribut und nun sorgt die Angst vor weiteren Verstaatlichungen in Südamerika erneut für fallenden Kurse. So wird aktuell aus etwas Positivem - starken Geschäften in Südamerika weitab von Spanien - ein Risikofaktor für alle spanischen Konzerne die dort aktiv sind. Spanische Aktien sind in einem perfekten Sturm gefangen. Wenn er vorbei ist, bieten sich da sicher grosse Chancen. Aber bis dahin kann es durchaus noch dauern, denken Sie an das fallende Messer !

Man lernt aus dem Thema Telefonica zwei wichtige Regeln:
1) Wenn es schon schlecht kommt, dann aber richtig und alles auf einmal !
2) Die vermeintlich "sicheren" Witwen- und Waisenaktien ala Telefonica sind gar nicht so sicher wie immer behauptet wird. Und Dividende und Buchwert alleine sagen gar nichts ! Ich möchte nicht wissen, wieviele deutsche Anleger Telefonica in den Depots haben und nun kräftig bluten.

Ich bin heute früh durch einen engen Stop bei 14,2€ Plus/Minus Null wieder aus meinem Repsol-Trade raus, den ich vor einer Woche am 24.04.12 wie hier kommuniziert eingegangen bin. War einen Versuch wert und werde ich wohl bald erneut versuchen, sobald sich mir wieder ein lohnendes Setup offenbart. Jetzt muss ich aber erst einmal abwarten, wohin uns diese erneute Schwäche führen wird.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Ihr Hari

Hari´s Märkte am Abend – 01.05.12 – Veeco, Agco, Cameco, Chesapeake, Devon, Bunge

22 Uhr - Handelsschluss

Ein besser als erwartet ausgefallener US Einkaufsmanagerindex schickte die US Märkte um 16 Uhr in den Rally Modus, im S&P500 bis 1415 ! Der gestern an dieser Stelle indizierte "First of Month Jumper" Trade war heute also im vollen Gange, bevor im späten Handel dann leichte Schwäche einsetzte, in deren Folge der Markt die Hälfte des heutigen Anstieges wieder abgab und bis 1406 zurück kam.

Es spricht also viel dafür, dass wir Morgen früh im DAX mit einem Gap über 6800 eröffnen und selbst die 6900er Marke könnte im DAX morgen möglicherweise auf der Agenda stehen. Um 14.15 Uhr kommen dann die "ADP Non-Farm Arbeitsplätze" in den US, die morgen sicher zu hoher Volatilität führen werden, da sie eine gute Prognose für die grossen Arbeitsmarktdaten von Freitag sind. Ich rechne daher damit, dass der DAX nach einem anfänglichen GAP bis zu diesen Daten um 14.15 Uhr eher in eine vorsichtige Seitwärtsbewegung übergeht. Die Erwartung dieser Daten war wohl auch der Grund, warum viele Marktteilnehmer heute im späten Handel ihre Tagesgewinne wieder mitgenommen haben und es so zu leichter Schwäche im Index kam.

Wie die Daten morgen ausfallen und wie der Markt dann darauf reagiert, weiss nur der Wind. Ich werde aber ab Morgen bis zum Wochenende Stärke in bestimmten Segmenten zum Abbau nutzen und mich defensiver positionieren, so wie ich es hier ja aufgrund meiner Strategie (Range 6400-7100) angekündigt hatte. Denn ich möchte in das Wahlwochenende in Frankreich und Griechenland nur mit mässigem Exposure gehen, dafür ist mir der Ausgang zu wackelig und zu unklar, wie die Märkte am Montag reagieren.

Trotz der leichten Schwäche im späten Handel hat der S&P500 aber mit den heute zweitweise erreichten 1415 ein klar bullisches Signal gesendet und ich rechne nun damit, dass wir in den kommenden Wochen nicht nur die Jahreshochs bei 1422 testen, sondern vielleicht sogar darüber hinaus in die Region oberhalb 1440 vorstossen ! Ob das den DAX dann auch über 7000 trägt, dürfte ganz entscheidend vom weiteren Verlauf der Euro-Krise abhängen. Solange die US Märkte aber so stark sind, steht ein weiterer Absturz im DAX wohl nicht mehr auf der Agenda.

Wie stark der Bulle in den US Märkten nun wieder ist, sieht man an einer ganzen Reihe von Unternehmen, die heute nach Zahlen um 5-10% stiegen. Einige dieser Unternehmen hatte ich hier im Blog auf dem Radar, schauen wir uns das doch mal an:

(1) Der Aixtron Mitbewerber Veeco Instruments (WKN 896007) stieg nach brauchbaren Zahlen und vor allem einem positiven Ausblick explosionsartig um 15%. Damit ist es höchst wahrscheinlich, dass Morgen früh auch Aixtron (WKN A0WMPJ) mit einem deutlichen positiven Gap startet. Ein Plus von 3-5% sollte da bei Handelsstart durchaus drin sein.

(2) Der hier vor kurzem zweimal besprochene Traktoren-Hersteller Agco (WKN 888282) lieferte ausgezeichnete Zahlen, die weit besser waren als erwartet. Der Markt honorierte das mit einem Plus von 6%. Und der Ausblick ist weiterhin gut. Lesen Sie -> hier <- bei Reuters. Ich hatte Sie auf Agco am 16.04. und 25.04. hingewiesen und bin weiterhin Long Agco.

(3) Auch die hier mehrfach besprochene Cameco (WKN 882017) lieferte heute ausgezeichnete Quartalszahlen und wurde vom Markt erneut mit 3% Plus bedacht. Ich hatte Sie auf Cameco hier zuletzt am 17.04. und 20.04. hingewiesen und bin weiterhin Long Cameco. Die aktuellen Zahlen finden Sie -> hier <-.

(4) Chesapeake Energy (WKN 885725) legte eine Rally von zeitweise bis zu 10% hin, nachdem bekannt wurde, dass der CEO und Co-Gründer Aubrey McClendon an der Spitze abgelöst wird. Am Ende des Handelstages waren immer noch 6% übrig. Lesen Sie -> hier <- bei Reuters. Bei allen Verdiensten die der Mann um Chesapeake hat, hatte er mit seinen Finanzierungen nun auch in meinen Augen den Bogen überspannt, wie Sie -> hier <- im Bericht vom 18.04. noch einmal nachlesen können.

Die weitere Kursentwicklung bei Chesapeake hängt nun entscheidend vom US Gas Preis ab, der seinen gestern von mir dargestellten Ausbruch heute mit erneut 3% Plus bestätigte ! Sollte US Gas nun nachhaltig nach oben drehen, sollte auch die Aktie von Chesapeake Energy erhebliches Potential haben. Ich bin wegen der Geschehnisse rund um Aubrey McClendon derzeit nicht investiert und setze darauf, dass der heutige massive Freudensprung in den kommenden Tagen teilweise wieder abgegeben wird, weil sich die Lage des Unternehmens dadurch ja kurzfristig nicht ändert. Ausserdem kommen heute nach Handelsschluss die Quartalszahlen, in die hinein ich ungern positioniert bin. Je nach weiterem Verlauf des US Gas Preises, ist ein erneuter Einstieg bei Chesapeake für mich nun aber wieder vorstellbar.

Wer das Thema US Gas spielen will, aber um Chesapeake einen Bogen machen möchte, kann auch mal einen Blick auf den stärker diversifizierten Öl und Gas Förderer Devon Energy (WKN 925345) werfen. Devon liefert morgen Quartalszahlen, die man vielleicht abwarten sollte. Bei Interesse können Sie -> hier <- mehr über das Unternehmen lesen.

(5) Beim -> hier <-am 09.01.12 besprochenen Agrarkonzern Archer Daniels Midland (WKN 854161) scheint auch der Knoten zu platzen. Nach brauchbaren Zahlen ist der Titel heute über 7% im Plus. Wenn Sie im Januar eingestiegen sind, sitzen Sie nun auf netten Gewinnen. Ich werde dem Kurs aber nun nicht mehr hinterher laufen, sondern die Stärke nutzen um langsam abzubauen. Denn viel mehr als 35 USD traue ich ADM derzeit nicht zu. Weiterhin Long bleibe ich dagegen beim ADM Mitbewerber Bunge (WKN 762269). Bunge ist in meinen Augen attraktiver bewertet als ADM und hat mehr Upside. Den ganzen Sektor der Agrarkonzerne finde ich aktuell wieder höchst interessant !

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Ihr Hari