Augen auf bei E.ON ! – Beginnt der Rebound ? – 21.03.13

Sie erinnern sich vielleicht an meinen Artikel vom 30.01.13, in dem ich erklärt hatte, warum ich damals beim Energieversorger E.ON -> langfristig eingestiegen <- war. Heute früh Stand 09.45 Uhr sollten wir unbedingt noch einmal genau hinschauen.

Den Grund konnte man damals auf einen recht einfachen Nenner bringen: E.ON war einfach weit genug gefallen, genügend Substanz war vorhanden und es waren genügend negative Erwartungen eingepreist, um ein langfristiges Engagement von diesem Niveau aus zu rechtfertigen. Den perfekten Boden trifft man sowieso nie und ein Boden schien auf dem Niveau vom 30.01. nahe genug.

Meine langfristige Sicht auf die Aktie ist heute unverändert und die letzten Wochen haben diese Sicht auch bestätigt. Ich möchte hier auch nicht die ganzen fundamentalen Fakten und aktuellen Entwicklungen rund um Brasilien oder die Energiewende nacherzählen, die können Sie woanders besser lesen und das schafft keinen Mehrwert. Fakt ist aber, das in den letzten Wochen weitere diverse Mistkübel über dem Unternehmen ausgeschüttet wurden, es gibt Probleme auf allen Ebenen und das Sentiment könnte kaum schlechter sein. Der Kurs kam aber trotzdem nicht weiter als bis zur Unterstützung bei 12,5€ herunter - die mit dem Tief von 2011 korreliert - und liegt nun wieder deutlich über 13€.

Es scheint also tatsächlich so zu sein, dass die Aktie trotz schlechter Nachrichten nicht mehr weiter fallen will. Und mein langfristiges Engagement bleibt gelassen bestehen. Aber auch kurz- und mittelfristig wird E.ON nun interessant.

Um das zu erkennen, schauen Sie selbst mit mir auf das Tageschart seit Mai 2012:

EON - Augen auf - 21.03.13

Sie sehen, das die Aktie seit dem Tiefpunkt von Anfang Februar nun das dritte höhere Tief ausgebildet hat, die Definition eines beginnenden Aufwärtstrends. Sie sehen auch, dass der Kurs nun die 50-Tage-Linie durchbrochen hat, ein wichtiges Signal. Und Sie sehen, dass die Aktie kurz davor ist, auch das Hoch vom 12.02.13 bei 13,495€ hinter sich zu lassen.

Diesen Moment, den Moment wenn E.ON überzeugend durch 13,5€ hindurch geht, sollte man noch abwarten um sicher zu gehen, dass die Aktie nicht in ihre bisherige Seitwärtsbewegung zurück fällt. Sobald das gelingt, ist aber eine Erreichung des 23er Fibonacci-Retracements bei ca. 14,1€ sehr wahrscheinlich geworden, dort wo ich den grünen Stern hingezeichnet habe.

Und dann beginnt es erst richtig interessant zu werden. Denn wenn Sie als regelmässiger Leser von Mr-Market.de nun etwas Übung in Kursmustern haben, sehen Sie sofort die potentielle, riesige Cup&Handle Formation die sich da ausbilden könnte.

Das ist aber noch Zukunftsmusik. Klar ist aber, dass E.ON nun nach einem Ausbruch riecht. Und wenn der in Bewegung kommt, dürfte die Aktie auch wieder deutliches institutionelles Interesse anziehen. Die Chance auf eine Wende ist also gar nicht so klein und die Nacht ist immer am dunkelsten, wenn der Morgen kurz bevor steht.

Falls sich das aber alles erneut als Bullenfalle heraus stellen sollte, ist es eine gute Idee einen Stop mit Abstand unter dem Februartief, also unter 12,4€ haben. Wenn diese Marke erneut unterschritten wird, sind bei E.ON wohl alle Hoffnungen zu begraben. Dann würde ich auch meine Langfristposition auflösen. Danach sieht es aber im Moment nicht aus.

Ihr Hari

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Marktupdate – 20.03.13 – Von A wie ABB bis Z wie Zypern

Heute nur ein kurzes Marktupdate mit ein paar losen Gedanken zum Markt und zu einzelnen Aktien:

(1) Mit der verhaltenen Reaktion auf Zypern zeigt uns der Markt erneut seine innere Stärke. Klar, Zypern ist für sich nicht wichtig, aber glauben Sie mir: in einer Phase grosser Unsicherheit, würde Mr. Market auf Bilder von Schlangen vor Bankschalter ganz anders reagieren und diese sofort auf Schlangen vor Bankschaltern in Italien und Spanien extrapolieren. Der aktuelle Mindset von Mr. Market ist aber vorsichtig optimistisch. Also: kämpfen Sie nicht gegen den Markt !

(2) Ein Faktor wird auch langsam das Quartalsende des 1. Quartals. Bei dieser permanenten Aufwärtsbewegung ohne grosse Pausen, können Sie fest davon ausgehen, dass eine hohe Zahl der Institutionellen den Markt in 2013 bisher unterperformt. Und genau diese haben zum Quartalsende den grössten Druck Window-Dressing zu betreiben und noch etwas Performance heraus zu quetschen. Wenn nicht durch externe Nachrichten überraschend induziert, öffnet sich das Zeitfenster für eine echte Korrektur daher wahrscheinlich eher erst wieder im April. Bis dahin halte ich historische Höchststände in DAX und S&P500 für eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich. Weit ist es ja wirklich nicht mehr bis dahin.

(3) Die hier mehrfach beschriebenen Langfristtrades wie Long Euro / Short Yen oder auch Long spanischer Aktienmarkt, scheinen weiter zu funktionieren. Auch hier war die Reaktion auf Zypern so verhalten und contained, dass man mit Wahrscheinlichkeit von einer Wiederaufnahme des alten Trends ausgehen kann.

(4) Wie in den Live-Tips erwähnt, sieht der MidCap Klöckner (WKN: KC0100) in der Korrektur sehr gut aus. Das spricht für weitere, anstehende Zugewinne.

(5) Sie wissen ja wie wenig ich von der Commerzbank (WKN: 803200) als Anlage oder Investment halte. Genau nichts. Aber aus reiner Tradingsicht muss man festhalten, dass die gestern und vorgestern gegen den Bankensektor gezeigte Stabilität bemerkenswert ist und für einen kurzfristigen Long-Trade spricht.

(6) Auch bei Nokia ist die Phantasie nun wieder weitgehend gewichen. Gleichzeitig scheint aber eine Pleite durch die guten Ergebnisse bei NSN und erste Erfolge mit den Lumias gebannt. Das Momentum der Abwärtsbewegung scheint nun auszulaufen und auch auf Nokia kann man in meinen Augen nun mal wieder einen Blick werfen.

(7) Die hier seit letztem Frühsommer mehrfach besprochenen Bluechips SAP (WKN: 716460) , Linde (WKN: 648300) und ABB (WKN: 919730) laufen einfach wie ein Uhrwerk. Da sind nach oben keine Wunderdinge drin, aber relativ stressfreie Zugewinne allemal.

(8) Die hier auch mehrfach besprochene Hewlett-Packard (WKN 851301) zeigt eine beeindruckende Entwicklung. Der -> Artikel <- vor einem guten Monat war eine Punktlandung. Seitdem ist dieser Bluechip um sage und schreibe 38% gestiegen und schiebt jeden Tag weiter hoch. Eine Korrektur ist jetzt mal überfällig, insofern Trailing-Stops mitziehen. Aber nach einer Korrektur hat HP weiter grosses Potential. Schauen Sie einfach mal auf den Wochenchart um die Perspektive zu behalten.

(9) Ich möchte erneut an Yahoo (WKN: 900103) erinnern. Übersehen Sie diese Marissa Mayer Turnaround-Story nicht. Da ist was im Gange, der Markt spricht eine klare Sprache. Nehmen Sie das Wochenchart und schauen Sie sich diesen beeindruckenden Trend seit September 2012 an !

Ich wünsche Ihnen gute Entscheidungen.

Ihr Hari

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Wacker Chemie (WKN: WCH888) – Steht der nächste Aufwärtsschub bevor ?

Sie erinnern sich vielleicht gut an meine bisher drei Artikel zu Wacker Chemie (WKN: WCH888)
am 30.11.12: -> Wacker Chemie vor der Wende ? <-,
am 04.02.13: -> Wacker Chemie – Der Turnaround Kandidat, der Solarworld nicht ist ? <- und
am 12.02.13: -> Wacker Chemie – Im Aufwärtstrend – Kurs bald 50% höher bei 90 Euro ? <-,
mit denen wir dem Aufwärtstrend der Aktie seit November letzten Jahres schön gefolgt sind und grosse Profite mitnehmen konnten.

Seit dem letzten Artikel sind nun wieder 5 Wochen vergangen, der Kurs überstieg zeitweilig 70€, bevor er zu einer Korrektur im Aufwärtstrend ansetzte, die sich nun möglicherweise dem Ende nähert. Grund genug also, uns den Chart und die Entwicklung der Aktie erneut genauer anzuschauen.

Schauen wir also zunächst einmal auf das detaillierte Tageschart, um die Lage besser einschätzen zu können:

Wacker Chemie 19.03.13

Sie sehen in dem Chart die typische, hin und her schwingende Struktur eines Aufwärtstrends. Die über 70€ waren eindeutig zu viel zu schnell, was man unschwer an den technischen Parametern erkennen und für sich nutzen konnte. Die darauf folgende Gegenbewegung war daher nur konsequent und hat eine Menge der überschiessenden Erwartung nun wieder aus dem Markt genommen.

Nun hatten wir gestern einen schönen Intraday-Swing, den man im Chart als deutliche grüne Fahne bewundern kann. Und dieser Swing fand unter steigendem Volumen statt, ein wichtiges Indiz dafür, dass dieser Swing nun Bedeutung hat.

Gleichzeitig sind wir nun nicht mehr weit vom 50er Fibonacci Retracement entfernt und es ist einfach ganz typisch, dass im Aufwärtstrend ein Anstieg dann um 50% wieder abgegeben wird.

Es scheint also der Zeitpunkt gekommen, wo man einem Wiedereinstieg bei Wacker Chemie gedanklich mit gutem Chance-Risiko-Verhältnis (CRV) nahe treten könnte. Fundamental gibt es nicht viel Neues zu berichten. Positiv sehe ich, dass die Insolvenz beim grossen chinesischen Solarhersteller Suntech nun Faktum zu sein scheint. Damit schreitet die Marktbereinigung voran, die zwingende Voraussetzung dafür ist, dass die Preise im Solarmarkt - und damit für Polysilizium - wieder anziehen können.

Trotz des gestrigen klaren Swings ist keineswegs sicher, dass das schon der Tiefpunkt war. Es ist auch gut vorstellbar, dass der Kurs noch einmal bis 55€ zurück kommt, bevor die wirkliche Wende ansteht. Aber wenn man von einer Fortdauer des neues Aufwärtstrends ausgeht - und ich tue das - dann haben wir vielleicht schon heute wieder ein brauchbares Setup, um wieder einen ersten Fuss in die Aktie zu setzen.

Nach unten liegt die für mich entscheidende Marke beim Tief vom 31.01.13 bei 52,29€, das gleichzeitig mit dem 62 Fibo Retracement korreliert und in dessen Nähe sich die 200-Tage-Linie befindet. Diese Marke ist "do or die" für den Trend. Wenn Wacker Chemie diese Marke mit Schlusskurs unterschreitet, ist der Aufwärtstrend gebrochen und ich würde kompromisslos aussteigen. Ich rechne eher weniger damit und geben einer Trendfortsetzung die grössere Wahrscheinlichkeit. Möglich ist es aber und man sollte darauf vorbereitet sein.

Sollte Wacker Chemie den Aufwärtstrend jetzt aber wieder aufnehmen, bleibt mein Kursziel von 90€ aus dem Artikel vom 12.02.13 weiterhin bestehen.

Übrigens, zum Thema Fibonacci-Retracements. Schauen Sie mal wo Wacker am 25.02.13 drehte, bei 71,13€ im Maximum. Und dann lesen Sie den Artikel vom 12.02.13 noch einmal, in dem ich die Retracements des gesamten Absturzes von Wacker Chemie im Wochenchart dargestellt habe. Und schauen Sie mal, wo das 23er Fibo-RT liegt. Lustig oder ? 😉

Ich wünsche Ihnen gute Entscheidungen.

Ihr Hari

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Der Zypern-Schock und seine mittelfristigen Kollateralschäden – 18.03.13

Völlig überraschend gehen am Wochenende die Nachrichten über den Ticker, dass Zypern von der Eurozone sehr wohl gerettet werden soll, dafür aber alle Sparer auf zypriotischen Konten einen Anteil in Form einer Zwangsabgabe zu leisten haben.

Dieser Vorgang ist bemerkenswert und ein Rechts- und Tabubruch, der langfristig das Potential erheblicher Konsequenzen für das Vertrauen in die Institutionen und Banken in der Eurozone haben dürfte.

Zunächst einmal sei gesagt, dass ich die Logik dahinter sehr gut nachvollziehen kann. Zypern ist ebenso wie Griechenland ein "Failed State" ohne funktionierendes Steuer- und Rechtssystem. Diese Parallelität ist auch nicht verwunderlich, denn das kulturell mit Griechenland eng verbundene Zypern ist letztlich auch nur wegen Griechenland in der Eurozone, wo es eigentlich nie hätte aufgenommen werden dürfen. Wir haben es hier in Form von Zypern in meiner Wahrnehmung also erneut mit einem "Danaergeschenk" des verrotteten griechischen Gesellschaftssystems zu tun. Vielen Dank sage ich da schon einmal !

Erschwerend kommt hinzu, dass offensichtlich auch fragwürdiges Geld in erheblichem Umfang auf zypriotischen Banken gebunkert wurde, von russischen Oligarchen wird gemunkelt. Und völlig richtig, es ist inakzeptabel, dass dieses korrupte System von europäischen Steuerzahlern "gerettet" wird. Hätte Zypern ein funktionierendes Staatswesen, wäre das auch gar nicht nötig, man hätte durch Abgaben und Steuern das Problem selber lösen können. Aber in einem "Failed State" funktioniert das halt nicht.

Die richtige Entscheidung wäre daher in meinen Augen gewesen, Zypern einfach Pleite gehen zu lassen. Es wäre das ideale Exempel gewesen um klar zu machen, dass sich rechtstreue und hart arbeitende europäische Steuerzahler nicht alles bieten lassen. Das Signal wäre deutlich gewesen und die Folgen begrenzt. Ein Rechtsbruch wäre eine Pleite Zyperns auch nicht gewesen, es gibt keinen rechtlichen Anspruch auf Rettung aus Töpfen der Eurozone.

Leider werden solche Entscheidungen aber nicht durch eine klare, rational denkende Führung getroffen, sondern sie sind das Ergebnis Brüsseler Formelkompromisse. Und in Brüssel standen halt die Gegner einer Rettung denen gegenüber, die die Rettung unbedingt wollten. Es war letztlich wahrscheinlich wieder die Scheidelinie des Nordens gegen den Club Med, wobei man Frankreich Dank Hollandes "glorreicher und mutiger" Politik wohl dem Club Med zuordnen muss.

Und so ist nach meiner Vermutung heraus gekommen, was nun heraus gekommen ist. Ein typischer politischer Kompromiss. Zypern wird gerettet, aber es gibt dafür eine "Strafe" um die Wähler in den Zahlmeister-Ländern gnädig zu stimmen.

Leider befürchte ich, dass dieser Kompromiss auf einer anderen Ebene sehr viel wichtiges Porzellan zerdeppert. Porzellan in Form von Vertrauen - das schwer aufzubauen, aber schnell zu zerstören ist. Denn die Heranziehung privater Kontoguthaben ist ein Rechtsbruch und steht im krassen Widerspruch zur 100.000€ Garantie der EU für alle Bankkonten. Und das wird alle Menschen in Europa aufhorchen lassen.

Und das hat das Potential das Vertrauen in die Bankeinlagen in der Eurozone massiv zu beschädigen. Kapital ist ein scheues Reh und wäre ich nun ein internationaler Investor, der grössere Geldmengen auf Banken der Eurozone, gleich welchen Landes, liegen hat, würde ich meine Gelder heute sofort und dauerhaft abziehen und in den Dollar oder Yen- Währungsraum transferieren. Eine Pleite Zyperns hätte mich dagegen weit weniger verunsichert, das wäre ja mit Ansage und nachvollziehbar gewesen.

Genau das ist auch heute sofort an den Divisenmärkten zu beobachten, Dollar und Yen rauf, Euro massiv runter.

Aber auch dem normalen Bürger, auch hier in Deutschland, dürfte das Vorgehen die Nackenhaare aufstellen. Es wird deutlich, wie dünn die vermeintliche Schicht der Rechtssicherheit ist und wie schnell über das Wochenende die Staatsmacht bereit ist, mit einem Handstreich in private Besitzstände einzugreifen. Wenn man sich dann noch vor Augen führt, dass gerade ein Salon-Linker mit klassenkämpferischer Rhetorik sich anschickt bald Finanzminister des Landes zu werden, wird vieles plötzlich vorstellbar, was in den Jahrzehnten der stabilen Republik unvorstellbar gewesen wäre. Die Vermögens-Zwangsabgabe steht bei dieser Partei ja auch schon im Programm.

Diese Erkenntnis wirkt aber langsam und wird nur langsam bei den Bürgern diffundieren. Es ist eine Art Gift, das Vertrauen zerstört und damit einen Kollateralschaden in einem Umfang hervor rufen kann, der weit über die Effekte einer Pleite Zyperns hinaus geht.

Und die Wirkung dieses Gifts nicht zu erkennen, ist in meinen Augen der riesige Fehler, den die Politik gerade macht. Wenn man das korrupte zypriotische System nicht retten will, sollte man es auch nicht tun. Ein halbgarer Kompromiss ist aber mit dem Preis eines derartigen Vertrauensverlustes in die Verlässlichkeit staatlicher Institutionen bei weitem zu teuer erkauft.

Die Folgen an den Märkten sind klar und heute sichtbar: Dollar, Yen rauf. Euro runter. Gold hoch. Aktien der Eurozone runter.

Kurzfristig rechne ich damit, dass sich der Schreck schnell verzieht und die Märkte zur Tagesordnung übergehen. Schon im Laufe des Tages könnte also ein guter Teil der Verluste wieder ausgeglichen sein. Mittelfristig ist das Gift der willkürlichen Konfiszierung privater Vermögen nun aber in der Welt. Und es wird sich durch die Wahrnehmung der Menschen langsam und stetig durchfressen.

Für physisches Gold dürfte das ein Konjunkturprogramm sein. Wer Vermögen vor derartigen Anwandlungen schützen will, muss es halt sozusagen im eigenen Garten vergraben. Und das dafür beste Vehikel ist physisches Gold. Die einzige Währung die nie ihre Zahlkraft verloren hat und einen eingebauten Schutz gegen inflationären Wertverlust besitzt.

Schöne neue Welt - kann ich da nur sagen. Die Krise Europas ist mit dem Wochenende in eine neue Phase getreten. Die Konten sind sicher ? Nein, nichts ist 100% sicher - ausser der Wandel.

Ihr Hari

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Hari´s Live Tips – Archiv der Woche vom 10.03.13

Hier das Archiv der Live Tips aus der Woche vom 10.03.13

Allianz der Verirrten. 😉 Sehr treffender Kommentar zu Mehdorns neuem Job: http://bit.ly/ZwQOAV
10.03.13 06:10

Passt hervorragend zu unserer schönen Diskussion um Börsenprognosen. Guru Roubini weiss mal wieder, wie das 2. Halbjahr wird: http://on.mktw.net/XXk6dM Der Mann hat halt eine Glaskugel ... oder doch nur einen Dartpfeil ? 😉
10.03.13 06:20

Spanien schöpft Hoffnung: http://bit.ly/ZkTV0V Und Mr. Market gibt wie immer den Frühindikator. Schauen Sie einfach auf den IBEX35.
10.03.13 06:24

Zwischen Spass und Ernst: worüber wir uns Sorgen machen sollten: http://bit.ly/WcCa2U
10.03.13 06:28

Die Rally im S&P500 in eine grössere Perspektive gestellt: http://bit.ly/13NdpiE
10.03.13 06:32

Zum herzlich lachen: Der ultimative Test, ob Sie ein "Zero Hedge Permabär" sind: http://bit.ly/10m4HmN
10.03.13 06:45

Cognitrend sieht immer noch keine Euphorie: http://bit.ly/106VfUf Ich auch nicht, wir erleben eine der meist gehassten und misstrauten Rallys der Geschichte.
10.03.13 06:52

Die Woche vor uns: http://bit.ly/10oYO8p
10.03.13 09:15

Seien Sie mir nicht böse, aber heute fällt mir nicht so furchtbar viel ein zum Markt. Es gibt so Tage, da geht man besser spazieren .....
11.03.13 16:32

Starker Dollar, schwaches Gold: http://bit.ly/XiFA7l
11.03.13 16:38

Nicht nur bei den Goldminen, im gesamten Rohstoffbereich ist die Hinwende hin zu mehr Profitabilität und Abbau margenschwacher Projekte im vollen Gange: http://bit.ly/WYRnSt
11.03.13 16:40

Ich wiederhole noch einmal: Bei Klöckner sieht das Hoch vom 06.03. nach einem temporären Top aus und die aktuelle Chartstruktur impliziert kurzfristige Vorsicht. Einen Taucher unter 10€ fände ich toll, dann würde ich meine temporär abgebaute Position wieder hochfahren.
11.03.13 16:42

Linde ist einfach eine Bank. Hat so einen langweiligen Ruf und schauen Sie sich mal den Tageschart an: steady as she goes. Vielleicht ist Siemens ja so klug, Linde CEO Reitzle als neuen AR Vorsitzenden zu gewinnen, erste Gerüchte gibt es laut FAZ ja: http://bit.ly/16kw1WK Dann könnte ich auch endlich mal wieder der Siemens Aktie näher treten.
11.03.13 16:58

Ein verheerendes Zeugnis für das wirtschaftliche Grundlagenwissen des deutschen Michels, aber ich bin nicht überrascht: http://bit.ly/10w0nBn Man muss sich auch nicht wundern bei den Lehrplänen, in denen Wirtschaft und Finanzen kaum vorkommen. Ich erinnere mich noch an mein Gymnasium. Ich durfte lernen wie eine Sowchose und Kolchose funktionierte (ganz wichtig!), wie eine Börse funktioniert kam aber nicht vor.
11.03.13 19:12

Übrigens, falls es jemand noch nicht bemerkt hat, in den US ist schon Sommerzeit und deshalb eröffnet die Wallstreet die nächsten 2 Wochen um 14.30 Uhr, bis auch bei uns Sommerzeit ist.
12.03.13 15:00

Stärke bei Gold und Silber und vor allem bei den Minen. Der Artikel von vor 5 Tagen scheint sich zu bewahrheiten : http://bit.ly/Ypx28C
12.03.13 15:35

iRobot (WKN A0F5CC) ist nach guten Zahlen mit grossem Gap 7% höher. Das war mit Ansage und wurde hier mehrfach thematisiert. Nun wartet das gigantische Gap vom 09.02.12
12.03.13 15:42

Aha, man lernt von der Schweiz: http://on.wsj.com/ZFV01q Das finde ich gut. Staatlich vorgegebene Maximalgehälter sind dagegen sozialistischer Unsinn. Wem eine Firma gehört, der darf auch entscheiden, was gezahlt wird. So einfach. Das Problem bisher ist doch, dass es bei Publikumsgesellschaften an dem harten Durchgriff der Besitzer (Aktionäre) fehlte.
12.03.13 15:50

DejaVu oder: Ich lache mit tot. Die Commerzbank soll eine Kapitalerhöhung planen. Die wievielte ist das jetzt ? http://bit.ly/Y8koLP
12.03.13 16:45

Wenig Überraschungen bei E.ON: http://bit.ly/Z0kHLd
13.03.13 09:02

Sie lesen vielleicht heute auch in Interviews, wie dieser Populist und Ex-Clown Grillo davon faselt, dass Deutschland sich ja ach so an Europa bereichern würde. Passend dazu ist hier die unabhängig schweizerische, seriöse Sicht auf das Thema: http://bit.ly/13T6wwm
13.03.13 09:08

Wunderschöner Artikel zum Thema "Gier frisst Hirn": http://bit.ly/16qRZau Deshalb werden Portale die "heisse Tips" versprechen auch immer mehr Leser haben als ein seriöser Blog wie Mr-Market.de. Aber kein Grund sich zu grämen, lassen wir den anderen ihre Träume. 😉
13.03.13 09:10

Die Strategie Merkels ist ebenso durchsichtig wie erfolgreich. Sobald sie ein Thema identifiziert, dass gefährlich werden könnte, versucht sie sich an die Spitze der Bewegung zu setzen: http://bit.ly/Y9VFGW Das verschafft Mehrheiten und lässt keine Opposition gross werden. Es sorgt aber auch für die bleierne Führungslosigkeit im Land. Führung und Mehrheitsbeschaffung sind halt nicht dasselbe.
13.03.13 09:38

Bitte denken Sie daran: ich bin (wenn der Winter es zulässt) am morgigen Donnerstag den ganzen Tag in Frankfurt bei einer Podiums-Diskussion: http://bit.ly/13KU6GG Artikel und Tips gibt es morgen also nicht.
13.03.13 10:30

Commerzbank: http://bit.ly/14VX5bd Konkret bedeutet das, die Comba notiert bald wieder bei 13€ und nimmt damit die Verzerrung durch die Kapitalerhöhungen weitgehend aus dem optischen Kurs. Dann kann man alte und neue Kurse wieder einigermassen vergleichen. Wer jetzt aber denkt er würde reich, irrt ! Es ist nur eine Zusammenlegung, das Analogon zum Split.
13.03.13 13:12

So ich bin glücklich zurück. Der Termin war sehr schön und ich konnte ua Kollege Dirk Elsner vom Blicklog und die Chefredakteurin von Wiwo Online Franziska Bluhm kennen lernen. Aber die Reise - grausam - da fühlt man sich trotz Flieger in die Postkutschenzeit zurück versetzt. Ich war München-Frankfurt-München von der Haustür geschlagene 12 Stunden unterwegs und davon 3 Stunden im Termin. Der Rest: Warten, Stau, Sardinenbüchse, Warten, Stau. Das ist Reisen im 21. Jahrhundert, gelobt sei mein Büro zu Hause ! 🙂
14.03.13 18:55

Ich habe Yahoo (WKN: 900103) wieder auf meiner engeren Watchlist. Was Marissa Mayer mit dem Unternehmen anstellt, gefällt mir sehr gut. Und es scheint, als könnte Sie die alte Yahoo-Kultur wieder entflammen. Der Markt antizipiert das schon und gibt Vorschusslorbeeren.
15.03.13 13:42

Wacker Chemie sitzt nun auf dem 38er Fibo-RT bei ca. 59,5€ und generiert damit den ersten sinnvollen Punkt zum Wiedereinstieg. Aber auch ein weiterer Rückgang bis zum 50er Fibo-RT bei 55,8€ würde den neuen Aufwärtstrend noch nicht invalidieren. Erst unter 52€ wäre der ernsthaft in Frage gestellt. 15.03.13 13:50

Wie wahr, wie wahr: http://bit.ly/YwN4jZ So ist in Italien das private Vermögen grösser als in Deutschland. Solidarität ist etwas anderes.
15.03.13 17:20

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DAX – Warum eine Hausse in der Euphorie und nicht in der Skepsis stirbt – 15.03.13

Vor dem Wochenende, möchte ich ein paar kurze Beobachtungen zum DAX mit Ihnen teilen.

Sie wissen ja - und wir haben das hier auf Mr-Market.de mehrfach eindrucksvoll erleben können - wie gerne der Markt genau den Weg geht, mit dem die wenigsten rechnen. Was dann gleichbedeutend mit dem Weg des maximalen Schmerzes ist, denn auf dem Weg mit dem niemand rechnet, ist zwangsläufig auch niemand positioniert. Diese Logik ist zwingend, da nur kaufen kann, wer noch nicht gekauft hat und nur verkaufen kann, wer schon gekauft hat. Einer der Gründe übrigens, warum dieser fiese Mr. Market einen unbedarften und "normal" denkenden Menschen so zuverlässig und gerne auf dem falschen Fuss erwischt. Und zwar gerade den gebildeten, logisch denkenden Menschen in Berufen, in denen es auf Ratio und Präzision ankommt. Man könnte manchmal meinen, der fiese Mr. Market steht hinter einem und liest die Gedanken, nur um dann genau das Gegenteil zu machen.

Nun, ich kann Ihnen sagen, womit die meisten im Moment rechnen: damit, dass der Markt nach Erreichen der Höchststände zur Korrektur ansetzt. Befragen Sie doch mal selber ihren Bauch und seien sie ehrlich zu sich.

Zu eingeprägt ist in der kollektiven Erinnerung, was 2000 und 2007 passierte, nach dem der DAX über 8000 sprang. Und deshalb erscheinen schon vorauseilend im Handelsblatt warnende Artikel wie -> dieser <-, in dem mal wieder der gute Roubini als Testimonial herhalten muss. Genau dieser Roubini, der heute schon verkündet, wie das zweite Halbjahr 2013 wird. Und Sie wissen ja was von Menschen zu halten ist, die so tun, als ob sie mit einer Glaskugel gesegnet wären. Mal haben sie recht und mal nicht. Ein Dartpfeil hat aber auch immer wieder Recht. Das Spiel beruht darauf, dass die Menschen die Fehleistungen schnell vergessen und die Treffer hinterher hochgejubelt werden. Die reale Peformance der "Weissagungen" des Herrn Roubini in den letzten Jahren ist äusserst dürftig. Rein statistisch darf der Dartpfeil nun auch mal wieder treffen. 😉

Die Motivation solcher Artikel wie im Handelsblatt ist, dieses Mal klüger zu sein und aus der Vergangenheit gelernt zu haben. Wir sind doch alle "Contrarians" - zumindest bilden wir es uns ein. Nur so funktioniert der fiese Mr. Market halt nicht. Und wer glaubt nun klüger zu sein als 2000 und 2007, merkt nicht, dass er doch wieder nur in der Masse mitläuft und nichts weiter als den gedanklichen Mainstream vertritt. Nur das, was die Marktteilnehmer erwarten, macht Mr. Market halt höchst selten, eben weil die Markteilnehmer so schon positioniert sind. Das ist die verflixte Selbstbezüglichkeit - oder auch Reflexivität - der Märkte, auf der ich hier immer herum reite.

Und ich betone hier ja immer wie eine Gebetsmühle, dass wir dem Markt folgen sollten. Und nun frage ich Sie: zeigt der Markt objektiv irgendwelche Brüche ? Gibt es einen einzigen Indikator, der nun eine Topbildung zwingend indiziert ? Nein - gibt es nicht, zumindest ich sehe keinen. Und trotzdem haben wir - auch ich - dieses nagende Gefühl in der Magengrube, dass es doch jetzt mal bald drehen dürfte. Und dieses Gefühl verhindert, dass wir die Rally mit vollem Risiko mitnehmen.

So ... und nachdem ich Ihnen oben gesagt habe, womit die Mehrheit rechnet, will ich Ihnen nun auch mitteilen, was fast keiner auf der Rechnung hat: Das wir einfach weiter hoch laufen und schon dieses Jahr die 9000 und mehr im DAX sehen.

Im Sentiment Cycle nennt man diese Skepsis die "Wall of Worry". Märkte toppen langfristig in der Euphorie. Euphorie ist aber weit und breit nicht zu sehen. Bullenmärkte steigen aber weiter in der Skepsis. Es kann gut sein, dass wir das gerade erleben.

Jetzt hat niemand eine Glaskugel, auch ich nicht. Und klar, morgen kann einen Nachricht kommen, die den Markt zusammen brechen lässt. Aber das ist eben das weniger wahrscheinliche Szenario und mehr als Wahrscheinlichkeiten haben wir sowieso nicht. Schaue ich aber auf die Price-Action, sehe ich einen beständigen Druck nach oben, der jeden bestraft der zu früh aussteigt. Und dem zu folgen hat höhere Erfolgswahrscheinlichkeiten, als sich dem Markt entgehen zu stellen. Und wenn der Markt morgen doch nach unten wegkippen sollte, gibt es dafür Stops oder anderweitiges Risikomanagement.

Das Schlimme ist aber, die gleichen psychologischen Mechanismen, die uns nun die Angst vor einem Top einpflanzen, werden - wenn es wirklich runter gehen sollte - verhindern, dass wir konsequent die Stops exekutieren und aus dem Markt gehen. In beiden Fällen wollen wir instinktiv klüger als der Markt sein. Wir sind ja schliesslich alle Contrarians. 😉 Das traurige Ergebnis dieser automatischen Reflexe, ist in den Depots dann zu beobachten.

Übrigens, auch -> Cognitrend <- bestätigt diese Woche wieder erneut, wie weit wir noch von echter Euphorie entfernt sind.

Es gibt aber auch einen logischen Grund, die 8000 im DAX nicht über zu bewerten. Denn diese 8000 sind eben nicht mit den 8000 aus 2007 und schon gar nicht mit denen aus 2000 zu vergleichen. Das liegt daran, dass der DAX im Gegensatz zu den meisten anderen Indizes ein Performance-Index ist. Sprich hier werden die Dividenden in den Index mit eingerechnet und kumulieren sich über die Jahre im Index. Nur sind diese Dividenden nun aber schon Vergangenheit. Und wer heute den DAX kauft, bekommt diese Dividenden auch nicht mehr, die haben andere früher vereinnahmt.

Wenn man also heute wissen will, wie viel Marktkapitalisierung und Bewertung wirklich in den DAX Unternehmen im Vergleich zu 2000 und 2007 steckt, darf man dafür nicht den Performance-Index, sondern muss analog zu S&P500 und Co. den in Deutschland kaum benutzten Kursindex nehmen.

Sie wissen, ich habe dieses Thema des Kursindex hier schon vielfach thematisiert. Da aber Dirk Elsner dazu gerade einen kleinen passenden Artikel geschrieben hat, überlasse ich gerne ihm die Darstellung: -> DAX Kursindex <-

Und nun frage ich Sie erneut: wir haben keine Euphorie, die Mehrheit hat Angst vor einem Einbruch und real ist die Bewertung der Unternehmen weit von den Höchstständen 2000 und 2007 entfernt. Sind das die Inkredenzien für einen "Major-Top" wie 2000 und 2007 ? Eine Korrektur von 10% ist immer gut möglich. Aber für mehr gibt es rational keinen sichtbaren Indikator.

Ihr Hari

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Der Trader – Das unbekannte Wesen – Reloaded

Da ich am morgigen (heutigen ;-)) Donnerstag in Frankfurt und nicht im Blog unterwegs bin (siehe Live-Tips), habe ich mir überlegt, was ich Ihnen noch an sinnvollem Lesefutter liefern könnte.

Dabei bin ich wieder auf diesen über einen Jahr alten Artikel aus dem Februar 2012 gestossen, in dem ich nicht nur die Anforderungen an einen privaten Trader auseinander dividiere, sondern auch meinen persönlichen Lebenslauf und Stil erkläre.

Viele der neuen Leser dürften diesen Artikel damals nicht gesehen haben und das wäre schade. Zumal der Artikel gut vermittelt, bei wem Sie hier eigentlich mitlesen. 🙂 Also schiebe ich ihn erneut hoch und wünsche Ihnen erneut viel Spass beim lesen !

Übrigens, die letzten Zeilen zur "Häutung" waren scheinbar prophetisch, im Moment sieht es fast so aus, als ob ich schon ein bisschen auf dem Weg zum Autor und Verleger bin. Schaun mer mal. 😉

Und nun geht es los:

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Vor kurzem habe ich per Kommentar vom Leser und Trader "Micha" die folgende Frage erhalten:

"Hari ich habe mal eine ganz persönliche Frage an Dich: Du warst ja in Deinem vorigen Leben als Manager ziemlich eingespannt und wahrscheinlich auch viel unterwegs. Wie hast Du es geschafft, sich in die Börsenmaterie zu einzuarbeiten? Hast Du das alles am Abend nach Feierabend gemacht, oder auch zwischendurch? Meine Frage zielt dahingehend, dass ich es faszinierend finde, wie Du es geschafft hast Profi trader zu werden, ohne vorher an der Börse als Makler oder Analyst tätig gewesen zu sein. Ich finde es für mich erstrebenswert, so einen Weg ebenfalls zu gehen. Allerdings bin ich auch vollzeit berufstätig und als Vertriebler viel in der Welt unterwegs. Ich fände es sehr interessant zu erfahren, wie Du Dich über die Jahre darauf vorbereitet hast. "

Da ich neben aktuellen Börseninformationen mit diesem Blog meinen Lesern auch Hilfestellung zur Selbsthilfe an den Märkten geben möchte, will ich auf diese Frage gerne sehr persönlich antworten. Und ich möchte Sie vorab warnen: Vorsicht langer Artikel 😉

In der obigen Frage stecken drei Ebenen, die ich vorher unbedingt detailliert "aufdröseln" muss, da eine persönliche Antwort ansonsten nur zu Missverständnissen führt. Denn

(1) muss überhaupt erst einmal klar sein, was man unter dem Begriff "Trader" versteht, damit man nicht völlig aneinander vorbei redet.
(2) gibt es ein paar abstrakte Fähigkeiten und Voraussetzungen die jeder erfolgreiche, private Trader braucht und
(3) gibt es dann meinen sehr persönlichen, aber nicht notwendigerweise übertragbaren Weg - wie ich persönlich in Anbetracht meiner individuellen Stärken und Schwächen mit dem Thema umgehe.

Auch wenn Sie vielleicht nur (3) interessiert, müssen (1) und (2) vorher unbedingt erklärt werden, damit (3) verständlich ist. Wenn ich schon über mich persönlich aus dem Nähkästchen plaudere, dann will ich wenigstens, dass es auch richtig eingeordnet wird. Denn in ein und das selbe Wort können zwei Menschen sehr unterschiedliche Dinge hinein interpretieren und ein Begriff wie "Trader" ist dabei besonders gefährdet.

(1) Was bin ich, ein Trader oder Investor ?

Leider ist der Begriff "Trader" in Deutschland sehr negativ belegt, darunter stellt man sich einen "finsteren Zocker" vor, der mit dubiosen Konstruktionen die reale Welt wie ein Blutegel aussaugt. Das ist insofern besonders absurd, als von allen Bevölkerungsgruppen die erfolgreichen, pivaten Trader wahrscheinlich die letzten sind, die "zockend" ihren Fuss in ein Spielkasino setzen oder einen Lottoschein zur Annahmestelle bringen würden - dazu aber später mehr. Was manche Händler in Grossbanken machen, die mit dem Geld fremder Leute arbeiten, ist eine ganz andere Geschichte. Ich spreche hier über Trader, die mit dem eigenen Geld unterwegs sind. Und ob man mit dem eigenen oder fremden Geld operiert, macht einen Unterschied wie Tag und Nacht.

Dann gibt es als Begriff noch den "Investor", das ist in der öffentlichen Meinung der positive Antipode zum "bösen" Trader, denn der Investor ist "gut", "nachhaltig" und was auch immer und das wollen ja alle sein. Weiterhin gibt es den Begriff des "Spekulanten", für den die gleichen negativen Assoziationen wie für den Begriff "Trader" gelten. Und zu guter Letzt gibt es noch den "Anleger", dieser Begriff passt aber eher zu einem Bürger der sein Geld passiv irgendwo hin bringt damit es sich mehrt. Zu einem aktiven Handeln an der Börse wie wir es hier besprechen, ist der Begriff nicht wirklich passend, auch wenn er manchmal in diesem Zusammenhang genannt wird.

In Ermangelung anderer Alternativen bleibt zu dem was ich bin also nur "Trader" oder "Investor" übrig. Eine wie ich finde sehr klare Definition zum Unterschied lautet wie folgt:

-> Der Trader kauft Anteile an einer Wirtschaftseinheit, um diese nach einer überschaubaren Zeit wieder zu verkaufen. Dabei kann eine überschaubare Zeit sehr wohl Monate oder auch ein Jahr sein. Aber der Verkauf mit Gewinn ist schon beim Kauf das eigentliche Ziel.

-> Im Gegensatz dazu kauft der Investor Anteile an einer Wirtschaftseinheit um dauerhaft (sprich über Jahre) an dem Erfolg dieser Wirtschaftseinheit Teil zu haben. Ein Verkauf ist beim Investor zwar auch irgendwann möglich, er ist aber nicht der Zweck der Investition und beim Kauf noch nicht angelegt.

Etwas vereinfacht gesagt, Ziel des Traders ist es, etwas teurer zu verkaufen als er es eingekauft hat. Ziel des Investors ist es, dauerhafte Erträge aus dem eingesetzten Kapital zu ziehen.

Die deutsche Übersetzung des Traders ist übrigens "Händler". Und genau das macht ein Händler: billig einkaufen, teuer verkaufen. Beim einen sind es Bücher und Strümpfe, beim anderen Unternehmensanteile.

Im Sinne dieser Definition bin ich mit Teilen meines Depots ein Investor. Mit dem Schwerpunkt meiner Aktivitäten und mit dem was ich hier im Blog beschreibe aber ein Trader - wie übrigens die Mehrzahl der an den Märkten aktiv handelnden Personen, wahrscheinlich auch Sie.

Ich würde mir wünschen, es gäbe einen Begriff der in Deutschland weniger negativ verzerrt ist wie Trader. Wenn Sie einen kennen, lassen Sie es mich wissen. Es würde mir erleichtern den Menschen zu erklären was ich tue. 😉

Zur volkswirtschaftlichen Bedeutung von Märkten und Handel (Trading):

Übrigens, noch ein kleiner Abstecher zum volkswirtschaftlichen Sinn von Märkten und damit auch von Trading. Gerne wird ja aus purem Unwissen so getan, als hätte das keinen Sinn und wäre nur "Zockerei" wie ein Spielkasino. Und bei manchen abgefahrenen Finanzderivaten ist die Frage nach dem Sinn ja auch durchaus berechtigt. Kommen wir aber zum Kern dessen was wir hier tun - nämlich Aktien kaufen und verkaufen - dann besteht der Sinn aus zwei ganz wesentlichen Elementen:

1. Unternehmen holen sich an der Börse Kapital für ihre Aktivitäten. Jeder der eine Aktie hält, finanziert damit letzlich die Aktivitäten des Unternehmens. Und wenn sich ein Unternehmen eine bestimmte Summe an der Börse geholt hat, dann ist es dem Untenehmen auf der Ebene der Finanzierung prinzipiell egal, ob diese Summe von einem Aktionär das ganze Jahr gegeben wird, oder von 12 Aktionären nur einen Monat, oder von 365 Aktionären je nur einen Tag. Alle finanzieren das Unternehmen und es gibt keinen prinzipiellen "Qualitätsnachteil" der kürzeren Haltedauer. Aus Sicht des Unternehmens sind alle Aktionäre wichtige Kapitalgeber, auch die Daytrader.

2. Ohne Handel keine Märkte und ohne Märkte keine Zivilisation. Hört sich platt und übertrieben an, ist es aber nach meiner Überzeugung nicht. Schauen wir doch mal ins Mittelalter, wo die Welt noch überschaubarer und daher leichter zu verstehen war. Nicht ohne Grund war der Markt das Zentrum der Stadt, denn hier bekamen (durch den Handel) die Waren der Bauern/Handwerker überhaupt erst einen Preis. Und erst der Preis der Ware ermöglicht dem Bauern über den Transmissionsriemen "Geld", für seine Kartoffeln nebenan beim Schneider ein Kleid kaufen zu können, obwohl der Schneider vielleicht gar keine Kartoffeln braucht. Deswegen ist die Arbeitsteilung zwischen unterschiedlichen Berufen nur mit einer zentralen Stelle möglich, die den Preis der individuellen Leistung/Produkte ermittelt und damit zwischen den Berufen verrechenbar macht. Diese Stelle ist der Markt und bei Firmenbewertungen eben die Börse.

Und ohne Arbeitsteilung gäbe es keine Zivilisation. Denn erst die Arbeitsteilung hat es den Menschen ermöglicht, abseits des täglichen Kampfes ums Überleben Zeit zu finden für Dinge wie Kunst, Wissenschaft etc. Dieser elementare Zusammenhang wird immer vergessen, wenn über die "bösen" Märkte hergezogen wird. Man kann den Markt natürlich theoretisch auch durch eine zentrale "Preisfindungsstelle" ersetzen, bei der der Preis durch Menschen einfach festgelegt wird. Den Versuch hatten wir schon - der nannte sich Sozialismus.

Das sind die für mich beiden zentralen Punkte zu denen ein "Trader" von Aktien volkswirtschaftlich beiträgt. Ich kenne definitiv Berufe mit geringerer volkswirtschaftlicher Bedeutung.

So weit zu den Begrifflichkeiten, nun zu den Voraussetzungen.

(2) Was braucht man, um privater Fulltime-Trader zu werden ?

Zunächst einmal sage ich Ihnen was man nicht braucht: einen Doktor der Volkswirtschaftslehre, der ist manchmal sogar hinderlich 😉

Spass beiseite, es gibt unzählige Arten und Techniken um als Trader am Markt erfolgreich zu sein. Und deswegen gibt es auch keine einfache Antwort nach dem Motto "lern das mal". Aber es gibt schon ein paar Muster, die für die meisten gültig sind. Deshalb hier meine ganz persönliche und höchst subjektive Liste - ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit oder Allgemeingültigkeit. Und Interesse an den Märkten und der Börse setze ich mal voraus bei jemandem der Trader werden will:

Kapital - genügend davon um mit ihren Trades bei kontrollierbarem Risiko ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Denn wenn Sie 10.000€ Kapital haben wird das nicht möglich sein. Sicher können Sie mal in einem Jahr den "goldenen Schuss" landen und Ihr Kapital verfünffachen. Im nächsten Jahr sorgt Mr. Market garantiert dafür, dass es anders herum läuft. Mit nur 10.000€ Kapital stehen Sie dann beim Sozialamt.

Reserven - selbst wenn Sie genügend Kapital haben um ihre Tradingstrategie umzusetzen, brauchen Sie genügend Reserven um Dürreperioden zu überstehen. Und diese Perioden werden kommen, ich garantiere es Ihnen. Sobald Sie aber anfangen um Ihr wirtschaftliches Überleben zu bangen, haben Sie als Trader schon verloren. Denn diese Emotionen werden Sie so belasten, dass Sie garantiert die emotional schweren Trades nicht mehr machen können, die Sie zwingend brauchen - denn nur da wo weh tut, liegt in der Regel der Gewinn. Eine schöne und praktikable Abart von "Reserven", wäre zum Beispiel ein ganz regulärer, sicherer Job Ihres Partners, der auch in schlechten Zeiten für einen sicheren Einnahmestrom sorgt.

Einen "Edge" (Vorteil) - wenn Sie eine Aktie kaufen, muss es dafür jemanden geben der sie Ihnen zu genau dem Preis verkauft, den Sie gerade als "günstig" empfinden. Und Sie können nur Gewinn machen, wenn der andere in dem Moment "dümmer" war als Sie. Trading ist also ein intellektueller Wettbewerb darum wer gerade "klüger" ist. Und den kann man nur gewinnen, wenn man sich einen Vorteil gegenüber den anderen Martkteilnehmern erarbeitet hat - "Trading Edge" genannt. Nur wenn Sie also wissen, was Sie besser als andere verstehen, haben Sie Chance auf Erfolg. Können Sie diese Frage (noch) nicht beantworten, wird es schwierig.

Genau aus diesem Grund haben sich viele erfolgreiche Trader auf ein sehr enges Marktsegment spezialisiert, dass Sie dafür rauf und runter beherrschen. Der "Edge" entsteht da also durch Spezialisierung. Deswegen geht der typische Trader auch nicht ins Kasino oder spielt Lotto. Weil er weiss, dass er da keinen "Edge", sondern sogar einen Nachteil hat. Denn den "Edge" hat im Kasino die Bank und beim Lotto der Staat. Kasino und Lotto, das ist für die wahren Zocker, erfolgreiches Trading hat mit Zocken rein gar nichts zu tun. Ein Treppenwitz, dass genau diese Leute auf Trader zeigen und "Zocker" rufen 😉

Eine Strategie - selbst wenn Sie Ihren "Edge" kennen, müssen Sie diesen Vorteil erst einmal umsetzen und in eine Trading-Strategie giessen. Und das ist oft schwerer als gedacht, denn da stehen Ihnen dann auch noch so profane Dinge wie "Gebühren" etc im Weg, die Ihren kleinen Vorteil gleich wieder wegknabbern. Ein weiteres typisches Problem ist, dass Sie zwar theoretisch eine Strategie haben, aber gar nicht an die aktuellen Daten kommen, die Sie dafür bräuchten. Auch Ihre zeitliche Verfügbarkeit ist ein zentrales Thema. Was nützt Ihnen Ihr schöner Edge, wenn Sie genau dann nicht auf die Märkte schauen, wenn er gerade zum Tragen kommt ?

Risiko-Management - eigentlich ein Unterpunkt der Strategie, aber so wichtig, dass ich ihn heraus heben will. Egal wie gut Ihre Strategie ist, glauben Sie mir: Mr. Market wird Sie auf dem falschen Fuss erwischen, Sie werden Verluste erleiden, Sie werden in Situationen völlig überrascht werden. Und wenn Sie nicht vorher genau wissen, wie Sie Ihre Risiken für Ihr Kapital begrenzen, werden Sie sich durch Ihre Emotionen noch tiefer in den Sumpf reiten. Sie müssen unbedingt immer wissen, wann mit einem Trade schluss ist und müssen sich unbedingt an diese Regeln halten. Und damit ein einzelner Trade nicht zu eine grossen Desaster für ihre gesamtes Depot werden kann, müssen Sie auch immer wissen, wie viel Risiko Sie für einen einzelnen Trade eingehen wollen.

Disziplin und Fleiss - für einige ja "Sekundärtugenden", aber ohne diese ist ein Erfolg unmöglich. Absurderweise ist ja die landläufige Vorstellung das genaue Gegenteil, da sitzt der "Spekulant" mit der Zigarre, drückt locker auf den Knopf und "Puff" ist er um ein paar Millionen reicher. Schön wärs. 😉 Ohne Fleiss haben Sie keine Chance sich gegenüber den anderen einen Edge zu erarbeiten und zu erhalten, denn die anderen im Markt sind ja auch nicht doof. Und ohne Disziplin werden Sie Ihre Strategie garantiert nicht durchhalten, denn genau dann wenn es weh tut, dann liegt das grosse Geld auf der Strasse.

Eine stabile Psyche - darunter verstehe ich das Wissen um die eigenen Stärken und Schwächen und die Fähigkeit zur Reflexion um sich selbst voller Ehrlichkeit der schärfste Kritiker zu sein. Denn sich etwas vorzumachen, wenn auf der anderen Seite der Markt steht, mag sich zwar kurzzeitig gut anfühlen, macht aber garantiert die Tasche leer. Und unsere eigenen Emotionen sind unser grösster Feind bei dem Versuch, die gewählte Strategie auch umzusetzen. Ohne eine gereifte, stabile Psyche wird Mr. Market mit Ihnen Rodeo fahren und Sie am Ende vernichten.

Ein unterstützendes Umfeld - Trading kann sehr einsam sein, während man gleichzeitig unter hohem emotionalem Stress steht, den die Aussenwelt aber nicht nachvollziehen kann. Wenn Sie kein Umfeld haben das Sie dabei unterstützt, bei Verlusten nicht gleich in Panik gerät und Ihnen signalisiert, dass es Ihnen vertraut, dann lassen Sie es lieber. Denn es wird garantiert Zeiten geben, in denen Mr. Market dafür sorgt, dass Sie sich wie der letzte Idiot fühlen. Und wenn Ihnen dann Ihr Partner auch noch Vorwürfe macht, dann wars das ganz schnell. Und wir wissen ja alle, genau der Tag an dem Sie hinwerfen, wird der Tag sein, an dem der Markt nach oben dreht ....

Und zum Abschluss dieses zweiten Teils noch eine oft gehörte "Weisheit" die ich für grundfalsch halte. Man hört oft, man sollte sich fürs Trading von Emotionen frei machen. Das halte ich für groben Unfug ! Denn erstens geht es gar nicht, wir sind Menschen und keine Maschinen und zweitens führt es nur zum Versuch die Emotionen zu unterdrücken, was komplett kontraproduktiv wäre und das Handeln erst recht belastet und irrational macht.

Richtig ist etwas anderes. Man muss sich der eigenen Emotionen bewusst sein. Und man darf sich beim Handeln nicht zum Sklaven dieser Gefühle machen. Denn die eigenen Emotionen sind ein guter Ratgeber insofern, als die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass auch andere Marktteilnehmer so fühlen. Unterdrücken Sie Ihre Emotionen also nicht, sondern wenn Sie zB Panik fühlen, dann seien Sie sich dieses Gefühls bewusst. Und handeln Sie rational aus der Erkenntnis heraus, dass Sie und andere gerade Panik fühlen. Wenn Sie das können, dann haben Sie einen "Edge". Dann haben Sie aber auch die "stabile Psyche" die ich oben beschrieben habe und die unerlässlich für Erfolg ist.

So weit meine Gedanken zu den wichtigen Voraussetzungen, die ein privater Fulltime-Trader braucht. Wenn Sie erst einmal "Parttime" anfangen wollen, können Sie natürlich bestimmte Punkte abschwächen. Prinzipiell sind sie aber auch für den Parttime-Trader gültig.

Nun endlich zu der Frage:

(3) Wie ich persönlich zu meinem jetzigen Leben als Fulltime-Trader (bzw zunehmend Fulltime-Blog-Schreiber ;-)) gekommen bin.

Sagen wir es einfach mal so, es hat sich so ergeben ....

Denn neben meinem Beruf war ich schon immer aus Interesse und Spass an den Börsen unterwegs und hatte daher schon viele Erfahrungen gesammelt und auch die meisten Fehler schon selber schmerzhaft gemacht. Und hatte mich auch schon lange für all das Hintergrundwissen in Form von Techniken und Tools interessiert. Letztlich bin ich also Autodidakt, wie die meisten erfolgreichen Trader übrigens, denn das wirklich kompetente und umfassende Lehrbuch "wie werde ich Trader" habe ich noch nicht gefunden. Und ich werde es auch nie finden, denn dafür ist das Thema zu individuell mit dem Charakter der handelnden Person verknüpft.

Und da ich dann später ja über viele Jahre als Unternehmer und Vorstandschef einer mittelgroßen AG im Bereich Finanzsoftware tätig war, gehörte das Verständnis von wirtschaftlichen Zusammenhängen und aktuellen Entwicklungen selbstverständlich schon "qua Job" zwingend dazu, von Bilanz-Kosmetik ganz zu schweigen. Seit bestimmt 20 Jahren gibt es kein relevantes Finanz- oder Wirtschaftsmagazin im deutschprachigen Raum, dass ich nicht regelmässig studiere. Mit dem Internet ist dieser Informationsfluss weiter gestiegen, ich bin zu einer einzigen "Informations-Verarbeitungs-Maschine" geworden. Ich habe diesen Informationsfluss aber nie als Last empfunden und habe gerade auf Reisen jede Minute genutzt um zu lesen, reden, diskutieren, lernen.

Glücklicherweise bin ich ein sehr schneller, effizienter Leser und es bleibt vieles hängen und fügt sich in ein Gesamtbild. So kamen also über Jahrzehnte Mengen an passiver Information zusammen, die mit aktiven Erfahrungen als Anleger, als Manager und als Unternehmer verknüpft werden konnten. Und zuletzt war ich ja dann noch mehrere Jahre im M&A Geschäft aktiv und habe direkt daran mitgewirkt, andere Unternehmen - auch solche an der Börse - zu veräussern.

All das gibt mir nun ein Grundgerüst aus Wissen und Erfahrungen, mit dem ich alleine schon einen "Edge" gegenüber normalen Anlegern habe und manchmal schon Zusammenhänge und Entwicklungen erkenne, wo bei anderen noch "weisses Rauschen" vorherrscht.

Als ich dann Mitte des letzten Jahrzehnts mein Unternehmen verkauft hatte, stand ich also mit Mitte 40 vor der Wahl ob ich im Geschäftsleben weitermache oder ob ich einen harten Schnitt vollziehe und einen neuen Lebensabschnitt beginne. Da ich schon genug in der Welt rumgereist war um zu wissen, dass es zu Hause am schönsten ist - und da ich auf den ganzen Status als "CEO Mr. Wichtig" keinen gesteigerten Wert legte - und da ich gerne eine Familie und Kinder wollte, deren grösserwerden ich dann auch vor Ort erleben und als Papa begleiten kann - genau deswegen war der Gedanke mein Hobby Börse nun zum Beruf zu machen ja naheliegend. Und so konnte ich nach Jahrzehnten der Reiserei endlich mal heimisch werden.

Trotzdem ist mir bewusst, dass so ein Schritt sozusagen auf dem Höhepunkt des Erfolges eher ungewöhnlich ist. Die meisten anderen hätten wahrscheinlich als CEO beim nächste Unternehmen angeheuert, damit aber in meinen Augen letztlich nur das Gleiche noch einmal gemacht. Vielleicht liegt es daran, dass mir sehr bewusst ist, dass dieses Leben endlich ist und man sich gut überlegen sollte, was man damit anstellt.

Und warum sollte ich etwas noch einmal 10 Jahre machen, was ich nun schon erfolgreich einmal hinter mich gebracht hatte ? Der einzige Grund wäre die Notwendigkeit gewesen, meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Durch den Verkauf meines Unternehmens hatte ich mir aber glücklicherweise eine gewisse Unabhängigkeit erworben.

Und meine Voraussetzungen als Trader waren ja nicht die schlechtesten, viele Punkte der Liste aus Teil 2 waren schon vorhanden. Am schwierigsten war für mich dabei aber das Thema meines "Edge". Denn eigentlich kannte ich Ihn, es war meine Fähigkeit Zusammenhänge zu erkennen und Entwicklungen frühzeitig zu riechen. Es war gerade meine Breite und mein "Radar" der mir immer wieder hervorragende Dienste geleistet hatte. Diese Fähigkeit die schon immer dafür gesorgt hatte, dass ich längst schon unterwegs war, wo andere noch rätselten und überlegten was überhaupt los war.

Nur war das eine allgemeine Stärke und die meisten Trader haben gerade mit Spezialisierung Erfolg und nicht mit Breite. Genau diese Spezialisierung wollte ich aber nicht und lehnte ich instinktiv ab, mir war und ist das zu langweilig. Denn ich war und bin ein Generalist und Informationsjunkie, der an der Welt und an dem was in ihr passiert teil haben will. Monatelang an einer einzelnen Tradingsstrategie bis ins letzte Detail zu werkeln, nur um diese dann diszipliniert aber auch stupide durchzuziehen, das konnte und kann ich mir nicht vorstellen. Dabei ist mir sehr wohl klar, dass genau in dieser Spezialisierung der normale Weg zum Erfolg an den Märkten liegt.

Ich wollte aber Erfolg an den Märkten und trotzdem an der Breite der Geschehnisse in der Welt teilhaben. Und so habe ich es gewagt, meine Fähigkeiten als "Trüffelschwein" zur Strategie zu machen. Ich habe mich auf europäische und amerikanische Aktien beschränkt und versuche nun aus der Breite der Geschehnisse und Informationen für mich die "Trüffel" heraus zu suchen und per Trade zu Gewinn zu machen.

Dabei fahre ich eine Kombi-Strategie zwischen fundamentalem und technischem Ansatz. Ich trade grundsätzlich nur Unternehmen, die ich als "Trüffel" identifiziert habe und daher fundamental interessant finde. Unternehmen die ich also auch als Investor und nicht nur als Trade in Erwägung ziehen könnte. Wetten auf Pennystocks fallen da nicht darunter. Ich steige aber nur ein, wenn ich den Zeitpunkt auch technisch für günstig halte, der Trade selber läuft dann rein über Markttechnik. Die fundamentale Sicht auf den "Trüffel" ist dafür nur noch ein Sicherheitsnetz, die verhindert, dass ich eine Gurke im Depot liegen habe, die mir dann überraschend um die Ohren fliegt. Solange ich die Aktie fundamental mag, begleite ich sie aber auch und steige immer wieder ein und aus um die Wellenbewegungen des Marktes in der Aktie mitzunehmen.

Genau genommen denke ich also eher wie ein Investor, der am Markt interessante Unternehmen aufspürt, setze dann aber die Techniken eines Traders ein, um aus der Entwicklung des Unternehmens Kapital zu schlagen. Das ist mein persönlicher Stil, mit dem ich gute Ergebnisse erziele. Eine andere Person mit anderen Voraussetzungen wird wahrscheinlich einen anderen Stil pflegen und kann damit ebenso erfolgreich sein. Beim Trading gibt es unzählige Wege nach Rom, alle sind aber lang und mühsam.

Wenn ich mir meinen Erfolg in den letzten Jahren dabei anschaue, funktioniert das erstaunlich gut. Ich bin selber über meine Trefferquote erstaunt, wo man doch eigentlich meinen müsste, dass das bei der Breite in der mein Radar scannt gar nicht funktionieren kann. Denn zwangsläufig gehe ich dadurch nicht so in die Tiefe bei den einzelnen Unternehmen, dass ich jetzt zum Beispiel wirklich Bilanzen auseinander pflücken würde. Ich schaue da zwar bei kleineren Unternehmen vor einer Investition manchmal quer darüber, um zu sehen ob mir gerade etwas ins Auge springt. Aber mehr mache ich auf dieser Ebene nicht.

Aber erstaunlicherweise kostet mich dieser Mangel an Tiefe bei der Trüffelsuche kaum Performance. Es bestätigt mir, dass ich mit meinem "Edge" richtig liege: ich kann in einer komplexen Welt offensichtlich Zusammenhänge und Entwicklungen antizipieren, die andere eher noch nicht auf dem Radar haben. Und das verschafft mir einen Vorteil der sich in Gewinn ummünzen lässt.

Schaue ich mir jetzt aber meine Performance im Depot an, ist diese trotz der objektiven Erfolge aber nicht ganz so ideal, wie sie in Anbetracht der Trefferquote bei der "Trüffelsuche" theoretisch sein könnte. Denn manchmal stehe auch ich mir bei der Umsetzung dann noch selber im Weg - auch ich bin ein Mensch. Manchmal traue ich meinem Riecher selber einfach nicht genug, so dass ich zu vorsichtig agiere und damit Chancen verspiele. Wie ich überhaupt nie grosse Einzelrisiken eingehe, die mich Nachts schlecht schlafen lassen. Oder ein klassisches Problem, gerade bei den harten Trades, mit denen man sich gegen den Konsens stellt, verlässt mich dann nach dem ersten Gewinnschub manchmal der Mut und ich nehme lieber via engem Stop mit - zumindest teilweise. Oder noch ein klassisches Problem, wenn es zu langweilig wird, laufe auch ich manchmal Gefahr Trades vorzuziehen, denen ich vielleicht eher noch etwas Zeit und Geduld angedeihen lassen sollte. Aber Geduld ist auch für mich manchmal eine Herausforderung.

Natürlich kenne ich alle diese klassischen Fallstricke auch selber, sonst könnte ich ja nicht so darüber schreiben. In diesem Bereich der Umsetzung und Abwicklung des Trades habe ich also wie jeder noch Verbesserungspotential, der Weg des Traders ist eben eine beständige Reise. Über den Zustrom an "Trüffeln", den mir mein Radar verschafft, kann ich mich aber nicht beklagen. Neben dem leicht missionarischen Drang anderen etwas von meiner Erfahrung und meinem Wissen weiterzugeben, ist das Thema Umsetzung übrigens auch ein weiteres Argument für mein Schreiben in diesem Blog. Denn diese Gedanken öffentlich auf Papier zu bringen, hilft auch mir selber dabei, meiner Strategie treu zu bleiben und diese zu verfeinern. Denn mein Problem ist ja nicht zu wissen, wie ich den Trade theoretisch richtig abwickeln müsste, sondern wie bei uns allen eben auch, es dann auch in jeder Situation immer ohne Zögern zu tun.

Und wer weiss, vielleicht ist dieser Blog ja der Beginn einer erneuten "Häutung" in meinem Leben und ich gehe als Autor und Verleger in meinen nächsten Lebensabschnitt. Das Leben ist voller Überraschungen und Veränderungen - viele fürchten sich davor, ich freue mich eher auf Sie und sehe die Chancen die in der Veränderung stecken. Meine kindliche Neugier habe ich mir auf jeden Fall bewahrt, vielleicht ist auch das ja ein Grund, warum ich an den Märkten erfolgreich sein kann, denn beständig ist dort nur der Wandel.

In diesem Sinne hoffe ich, Ihnen in diesen 3 Teilen einen interessanten Eindruck zum Thema "Fulltime Trader" vermittelt zu haben. Und ich hoffe lieber "Micha", ich habe Deine Frage nun wirklich erschöpfend beanwortet 😉 Über ehrliche Kommentare freue ich mich sehr.

Ihr Michael Schulte aka Hari Seldon

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3D Systems (WKN: 888346, DDD) – Die Momentum Aktie des Jahres

Man kann den Marktführer im 3D Druck, die in Rock Hill - South Carolina beheimatete -> 3D Systems <- (WKN: 888346, DDD), mit Fug und Recht zur "Momentum Aktie des Jahres" ernennen.

Beindruckend ist, was da oft innerhalb eines Tages im Kurs abgeht. Ein Absturz um 20% und ein folgender 15% Rebound - alles am selben Tag - sind bei 3D Systems keineswegs völlig ungewöhnlich. Und seit die Rally Anfang 2012 begann, hat sich die Aktie von 9,8 USD bis auf 47,99 USD am 23.01.13 entwickelt, was einer Steigerung von ca. 490% innerhalb eines guten Jahres entspricht. Da bleibt einem wirklich die Spucke weg.

Und natürlich gibt es gute Gründe, die dieses Momentum auslösen. Denn 3D Druck hat tatsächlich das Potential das "nächste grosse Ding" zu sein und die Welt nachhaltig zu verändern - die Replikatoren der Enterprise lassen grüssen. In einer Welt, in der man beliebige Teile EDV-gesteuert vor Ort "drucken" kann, verlieren grosse standardisierte Fabriken ihre Bedeutung und auch die Produkte werden individueller. Es ist nicht übertrieben zu sagen, 3D Druck hat das Potential das Ende der klassischen industriellen Revolution mit Standardprodukten ala Fords T-Modell einzuläuten und in eine Welt personalisierter Produkte überzuleiten.

Gerade für die hochzivilisierten Länder, die ihre Produktion in den letzten Jahren in billigere Weltregionen verloren haben, ist das eine gute Nachricht. Produktion kann zurück kehren, wissensbasierte Fähigkeiten wie Design steigen in der Bedeutung und die reinen Personalkosten der Produktion werden unwichtiger. Am Ende wird 3D Druck eine neue Iteration in der andauernden zivilisatorischen Entwicklung sein, nach der nur Intelligenz, Wissen, Kreativität und Erfahrung zählen - eben die Leistungen des menschlichen Geistes - alles andere wird langfristig durch Automaten ersetzt werden.

Die Börse spinnt also keineswegs, wenn sie solchen Unternehmen erhebliche Vorschusslorbeeren zuspricht. Der eine oder andere wird an den neuen Markt denken, dieser Vergleich ist aber fehlgeleitet. Der neue Markt bestand in weiten Teilen aus aufgeblasenen, leeren Hüllen ohne unternehmerische Substanz. 3D Druck ist ganz real und wird die Welt verändern.

Damit ist aber natürlich immer noch nicht gesagt, dass der Marktführer 3D Systems am Ende auch an der Spitze stehen wird. Die Erfahrung solcher Umbrüche zeigt - wie zuletzt im Bereich Computer - dass die Mehrzahl der Unternehmen der ersten Stunde diese Umbrüche nicht überleben und das grosse Geld oft erst von Unternehmen gemacht wird, die später einen schon vorbereiteten Markt betreten.

Besonders riskant ist es daher, sich zu sehr auf eine Technologie festzulegen. Ein Technologiesprung und das eigene Unternehmen, das gestern noch an der Spitze der Bewegung stand, hat plötzlich obsolete Produkte. Das Management von 3D Systems scheint das erkannt zu haben, weswegen 3D Systems auch primär durch Übernahmen wächst. Das Unternehmen kauft sozusagen alles zusammen, was zum Thema 3D Druck nicht schnell genug auf einem Baum ist. 😉 Diese Strategie hat den grossen Vorteil der Breite der Aufstellung. Das Risiko mal komplett in eine technologische Sackgasse zu geraten, bleibt so klein. Auf der anderen Seite überzeichnet das aber auch die Wachstumsraten. 3D Systems wächst organisch lange nicht so schnell, wie es nach den Zahlen durch die Zukäufe den Anschein hat.

In Summe haben wir hier also einen Marktführer in einem der spannendsten Zukunftsmärkte überhaupt. Der aber andererseits auch schon mehr als gut bewertet ist und einiges des kommenden Erfolges schon vorweg genommen hat.

Auch hier auf Mr-Market.de im Forum ist DDD zum heissesten Thema überhaupt geworden. Viele fragen sich ob und wann sie auf diesen Zug aufspringen sollten. Und wer in der Lage ist die kurzfristigen Swings der Aktie zu traden, findet hier traumhafte Gewinnchancen.

Ich möchte daher mit diesem Beitrag mal das grössere Kursbild in Erinnerung rufen, damit Sie besser verstehen, wo sich der Kurs von 3D Systems im Moment befindet und was das für eine langfristige Sicht bedeutet. Schauen Sie mit mir auf das Tageschart seit Ende 2011:

3D Systems 13.03.13

Sie sehen eine langfristige Trendlinie 1, die mit dem Beginn der Rally Anfang 2012 startet und aktuell ganz grob mit der 200-Tage-Linie korreliert. Diese Trendlinie schneidet bald das bedeutende Zwischenhoch vom August letzten Jahres bei 29,87 USD. In Kombination dieser Trendlinie, dem Zwischenhoch und der 200-Tage Linie, kann man also mit Fug und Recht sagen, dass solange 3D Systems über diesem Bereich von um die 30 USD bleibt, der Aufwärtstrend völlig intakt ist.

Sie sehen auch eine zweite Trendlinie 2, die kurzfristiger angelegt ist und die die Bedeutung des Tiefs vom 25.02.13 bei 30,28 USD unterstreicht. Diese Fahne ist mit dem grünen Kreis markiert. Gleichzeitig sehen Sie auch, dass wir im RSI uns nun rapide der Kaufzone nähern und das obwohl die Aktie vor kurzem ein zweites Tief bei 31,76 USD ausgebildet hat, das deutlich über den 30,28 vom 25.02. liegt.

In Summe stellt damit die Zone um 30 USD nun eine entscheidende Wassermarke dar. Trades mit Stops etwas darunter haben aktuell ein ganz brauchbares Chance-Risiko-Verhältnis, wie der Chart eindrucksvoll nahelegt. Sollte DDD unter diese Zone fallen - was sehr gut möglich, aber nicht das wahrscheinlichste Szenario ist - sollte man sich auf einen weiteren Rückgang bis in Regionen um 25 USD einrichten. Das wäre schmerzhaft, aber nicht das Ende der bullischen Aufwärtsbewegung.

Erst ein Bruch des Tiefs vom 26.09.12 bei 21,57 USD würde den Aufwärtstrend endgültig ausser Kraft setzen. Wenn das passiert, sollte man auch das Weite suchen. Denn solange bei 3D Systems das Geschäftsmodell weiter funktioniert, sollte die Aktie diese Zone nicht mehr sehen. Für einen langfristigen Anleger wäre dieses Tief also die letzte Verteidigungslinie, unter die ich meinen finalen Stop legen würde.

Ich wünsche Ihnen gute Entscheidungen.

Ihr Hari

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CFDs – Nur für Risikofreudige ?

Ein "Sponsored Article" von Milena Kannen, IG Markets

Wer sich heutzutage näher mit den Themen Börse und Investment beschäftigt, kommt am Thema -> CFD Trading <- schon lange nicht mehr vorbei. Die ursprünglich aus Großbritannien stammenden Derivate werden auch hierzulande immer beliebter; einer jährlich durchgeführten Studie des Marktforschungsinstituts Investmenttrends zufolge gab es 2012 in Deutschland 43 000 aktive CFD Trader, sowie 23 000 interessierte Finanzmarktteilnehmer, die derzeit noch nicht mit CFDs handeln, aber erwarten, in den nächsten zwölf Monaten Kunde bei einem Online Broker zu werden.

Die Abkürzung CFD steht für „Contract for Difference“, also ein Differenzgeschäft, bei dem sich zwei Vertragsparteien über einen Barausgleich einigen, der sich aus der Differenz von Bid- und Askpreis eines Underlyings (Basisinstrument) ergibt. Solche Basisinstrumente sind zum Beispiel Aktien, Devisen, Rohstoffe oder Indizes. CFDs werden nicht an der Börse gehandelt, sondern OTC („over the counter“) über einen CFD Broker.

Attraktiv ist der Handel mit CFDs vor allem auf Grund der geringen Haltekosten. Da Trader nur auf die Preisdifferenz spekulieren, das zugrunde liegende Asset aber zu keinem Zeitpunkt physisch besitzen, müssen sie nicht den Gesamtwert, sondern lediglich einen Bruchteil der Position als Sicherheitsleistung auf einem Marginkonto hinterlegen, je nach Broker zumeist zwischen einem und 10 Prozent. Damit CFD Händler aber dennoch in vollem Umfang an den Bewegungen des Marktes partizipieren können, kommt hier die Hebelwirkung (Leverage) ins Spiel: Je nach Höhe des eingesetzten Hebels, der entweder vom Broker vorgegeben oder vom Trader ausgewählt wird, vervielfacht sich der Gewinn pro Kontrakt. Ein Beispiel: Mit einem Hebel von 50:1 ließe sich bereits bei einem Kursanstieg des Underlyings von einem Prozent ein Gewinn von 50 Prozent des eingesetzten Kapitals realisieren, abzüglich anfallender Gebühren. Eine unerwartete Kursbewegung in die entgegengesetzte Richtung führt jedoch umgekehrt leicht zu einem Verlust der gleichen Größenordnung. Ohne ausreichende Absicherung durch -> Risikomanagement Tools <- wie Stopps und Limit Orders kann es also leicht zu Verlusten kommen, die die Einlagen überschreiten. Interessenten und aktive Trader sollten sich diese Risiken immer wieder bewusst machen, um rationale Entscheidungen zu treffen und nicht unterzugehen.

Auf der anderen Seite ist es jedoch auch falsch, CFDs als „Zockerprodukte“ zu verschreien. Sicherlich sind die meisten Trader hauptsächlich an kurzfristigen Kursveränderungen interessiert, doch es gibt keinen Grund, warum CFDs nicht auch für mittel- und längerfristige Strategien zum Einsatz kommen sollten. Dank ihrer Transparenz und Einfachheit der Handhabung sind sogar Hedge-Geschäfte mit CFDs durchaus denkbar. Nach Markowitz‘ Portfolio-Theorie sollte ein Depot ohnehin nicht nur in unterschiedliche Anlageklassen, sondern auch in verschiedene Handelsinstrumente aufgefächert sein. Auf Grund ihrer hohen Flexibilität und variablen Haltedauern können CFD Geschäfte nicht nur kurzfristig die Performance einzelner Werte maximieren, sondern insbesondere auch die Schwergewichte eines Portfolios effektiv gegen Volatilitäten in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit absichern, sodass diese vielseitigen Handelsinstrumente auch für konservativ ausgerichtete Anleger interessant sein können.

Der Handel mit Hebelprodukten beinhaltet ein hohes Risiko und ist nicht für jeden Anlegertyp geeignet. Stellen Sie darum sicher, dass Sie alle mit dem CFD Handel verbundenen Risiken verstanden haben und einschätzen können.

Milena Kannen ist Financial Writer und Researcher bei IG Markets, Deutschlands führendem CFD-Anbieter. Nach abgeschlossenem Journalistikstudium in Leipzig schreibt sie nun aus London über CFD-Handel, Charttechnik und Handelsstrategien sowie aktuelles Börsengeschehen.

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Commerzbank – Warum die Aktie vielleicht bald einen Satz macht …..

.... und trotzdem nicht vom Fleck kommt. Diesen Zusatz habe ich im Titel nicht mehr untergebracht. 😉 Heute will ich einen sehr persönlichen Kommentar zur Commerzbank und zu Herrn Blessing an der Spitze los werden.

Sie werden sich wundern: Hari schreibt zur Commerzbank ? Ist das nicht die Aktie, die ich zuletzt hier im Artikel zur -> Honigfalle <- zur "Gurkenaktie" und "Igitt-Aktie" ernannt habe ?

Ja genau, das ist diese Aktie und meine Meinung ist unverändert. Aus Sicht eines Aktionärs gibt es keine andere Aktie im DAX, die so unattraktiv ist. Hier stimmt nichts, weder Strategie noch Substanz noch Perspektive. Und das Privatanleger trotzdem mit dieser Aktie fröhlich spekulieren, liegt wohl im wesentlichen an der Ursache, den ich im Artikel zur "Honigfalle" nannte. Viele Privatanleger verstehen einfach nicht, was die ganzen Kapitalerhöhungen bedeuten und sehen nur den vermeintlich "billigen" Kurs von 1,x€ - ohne zu durchdringen, dass diese 1,x€ in Wirklichkeit nach "alter" Kurswährung immer noch einem zweistelligen Kurs der Commerzbank entsprechen. Eine Commerzbank bei 2€ ist nicht billig, sondern in Anbetracht der nicht existenten Perspektive schlicht viel zu teuer. Der Kurs sieht im Vergleich zu den historischen Kursen billig aus, mehr aber auch nicht, denn die heutige Commerzbank hat nun x-fach mehr Aktien ausgegeben als die "alte". Da werden also Melonen und Weintrauben verglichen und nur weil beide rund sind und "Commerzbank" drauf steht, in einen Topf geworfen.

Und trotzdem halte ich es für gut möglich, ja sogar für wahrscheinlich, dass die Commerzbank noch in diesem Jahr einen erheblichen Satz nach oben macht. Warum ? Weil ich denke, dass CEO Blessings Tage gezählt sind. Und weil die Börse den Tag seines Abgangs feiern wird.

Wie ich darauf komme ? Ganz einfach, es sind die Stimmen die rund um die Bilanzpressekonferenz im Februar aufkamen und die man unter anderem in -> diesem <- Artikel des Handelsblatt wunderschön nachlesen kann. Ich habe keinerlei Insiderkenntnisse zur Commerzbank, die öffentliche Kommunikation spricht aber Bände für den, der hören kann.

Da wird der Aufsichtsratchef Klaus-Peter Müller mit den Worten zitiert, er liesse den Vorstand wissen, "dass seine Geduld nicht endlos strapazierbar ist." Ja genau, der Klaus-Peter Müller, der Blessings Vorgänger als CEO war und der einen Grossteil der Probleme verursacht hat, die Blessing nun wegräumen muss. So insbesondere den völlig überteuerten Kauf der Eurohypo kurz vor Ausbruch der Finanzkrise, der nun eher zum -> Mühlstein der Commerzbank <- geworden ist. Und auch die Fusion mit der Dresdner Bank, die insbesondere im Bereich IT immer noch so viele Probleme macht, wurde noch von Klaus-Peter Müller betrieben. Müller ist aber nach allem was man mitkriegt ein hervorragender politischer Netzwerker und an seinem Ansehen ist kein Kratzer geblieben. Dafür darf sich Blessing nun bei der Beseitigung seiner Altlasten aufreiben. Wer hat je gesagt, dass das Leben in den Chefetagen gerecht sei ? Die lange Liste der von Cromme im letzten Jahrzehnt geschassten Vorstände bestimmt auch nicht.

Aber lesen wir doch auch mit Genuss die Einlassungen des "Finanzverstehers" und hessischen SPD Chefs Thorsten Schäfer-Gümbel in Handelsblatt Online. Ja genau, der Schäfer-Gümbel damals mit Ypsilanti: „Es kann nicht sein, dass der Vorstand der Commerzbank ein Jahr, nachdem er die Deckelung der eigenen Bezüge aufgehoben hat, nun massiv an der Personalschraube dreht“. Ah ja. Den Unterschied zwischen einer Kommune und einer profitorientierten Aktiengesellschaft muss man dem Mann halt mal erklären.

Ich zitiere diese Einlassungen - weitere finden Sie selber in dem schönen Artikel - weil daraus für mich persönlich die hohe Wahrscheinlichkeit abzuleiten ist, dass Blessing nicht mehr lange auf seinem Stuhl sitzt. Denn die Politik funktioniert nach anderen Mustern als die Wirtschaft und Politiker wissen genau, wann sie den Mund zu halten und die Reihen zu schliessen haben. Wenn aber so geballt und deutlich Kritik an die Presse durchgestochen wird - und wenn sich daran auch Aufsichtsratchef Müller beteiligt, dann erlaubt das nur einen Schluss für mich: Blessing ist zum Abschuss freigegeben und seinen Job eigentlich schon los. Denn das Müllers Zitate im Handelsblatt stehen, dürfte nach meiner Einschätzung wohl kaum ein Zufall sein, Müller dürfte vermutlich die Direktwahl zu Handelsblatt Chefredakteur und jetzt Geschäftsführer Gabor Steingart haben.

Und übrigens, als kleine Anekdote am Rande, Blessings Frau Dorothee Blessing hört scheinbar völlig überraschend bei Goldman Sachs Deutschland in Frankfurt auf, siehe -> hier <-. Jeder möge sich da seinen eigenen Reim drauf machen.

Wäre Blessings Ende an der Spitze der Commerzbank tragisch ? Nein, denn Blessings Trackrecord in der Commerzbank ist wirklich nicht berauschend, es fehlt die konsequente Linie und Perspektive. Und Blessing hat sich auch in der öffentlichen Kommunikation nach meinem Dafürhalten ungeschickt, um nicht zu sagen "tapsig" verhalten, wie zuletzt beim Timing der Aufhebung der Deckelung der Bezüge. Und deshalb wird die Börse seinen Abgang auch feiern. Denn damit ist die Hoffnung verbunden, dass nun mehr Zug in die Geschäftspolitik der Commerzbank kommt. Es wird also mit guter Wahrscheinlichkeit in den kommenden Monaten einen Tag geben, an dem die Commerzbank mal eben 5-10% nach oben schiesst.

Ist das Grund die Commerzbank als Aktie zu halten und auf diesen Tag zu warten ? Ich glaube nein, denn das Kernproblem ist nicht Blessing.

Nehmen wir doch mal das verflixte Filialgeschäft. Ich sage Ihnen, was aus meiner Sicht kalt wirtschaftlich gerechnet richtig wäre und was die Börse mit Phantasie und grossen Kurs-Steigerungen beantworten würde: eine völlige Einstellung des Filialgeschäfts und die Schliessung aller Filialen und Entlassung aller damit verbundenen Mitarbeiter in der Fläche. Verbunden mit einer Fusion mit der Comdirect, die damit defacto das Privatkundengeschäft der Commerzbank übernimmt. Erhalten würden von den Filialen nur wenige "Leuchttürme" in den grossen Städten um dort Veranstaltungen durchführen zu können. Der Kurs der Commerzbank wäre dann einen Tag nach dieser Bekanntgabe locker um 20% höher, da bin ich sicher.

Denn wer braucht eigentlich im Jahr 2013 alle diese Commerzbank Filialen ? Ich als Kunde nicht, aber man zwingt mich diese als Kunde mit zu bezahlen, weswegen die Commerzbank zu teuer ist und ich deswegen dort eben nicht bin. Wer grossen Wert auf eine Filiale um die Ecke legt, ist bei Sparkasse oder Volksbank sowieso besser aufgehoben. Filialgeschäft macht Sinn, wenn man wirkliche Fläche zu bieten hat wie Sparkassen oder Volksbanken. Wenn ich mich als Kunde darauf verlassen kann, in jedem grösseren Ort eine Filiale zu finden, dann hat das einen Wert und dann kann ich das auch nutzen. Dafür hat die Commerzbank aber zu wenig. Um profitabel zu sein aber zu viel. Ich bin mir sicher, Filialgeschäft betreibt man entweder richtig und konsequent oder gar nicht. Der Zwischenzustand der Commerzbank ist aber nicht tragbar.

Und damit sind wir bei dem Punkt, warum Blessing gar nicht das eigentliche Problem ist. Selbst wenn ein Commerzbank CEO so eine Massnahme für konsequent und richtig fände, mit all den Schäfer-Gümbels und Stegners im Nacken, ist so eine klare Linie nicht durchsetzbar. Es würde zerredet und unter Konsensdruck bis zur Unkenntlichkeit verformt, mit einem typisch politischen Kompromiss am Ende. Commerzbank ist halt nun mal eine Staatsbank, mit allen negativen Effekten politischen Einflusses, Stichworte wie KFW lassen grüssen. Eine Strategie die die Börse liebt und die zu wesentlich höherer Profitabilität der Commerzbank führt, wird immer auf den erbitterten Widerstand der Bewahrer stossen, die hier auf der Gesellschafterbank hocken.

Und damit sind wir auch beim eigentlichen Fehler den Blessing in meinen Augen gemacht hat. Warum hat er sich das überhaupt angetan ? Das war doch absehbar.

All diese Anfeindungen, alleine die rein politisch induzierten Gehaltsbegrenzungen bei 500T€ - wo er jederzeit Jobs für mehr hätte haben können und sogar Mitarbeiter der 2. Reihe mehr verdienen - all diese Begrenzungen durch die verschiedensten Kräfte die an ihm ziehen und dann noch nicht einmal die Chance zu gestalten, sondern die Fehler seines Vorgängers aufräumen zu müssen ? Und sich von diesem dann noch kontrollieren lassen zu müssen ? Warum hat er sich das angetan ?

War er einfach nur ein netter Kerl, der sich dem Staat verpflichtet fühlte oder fehlte es ihm an Rückrat, Machtwillen und Durchsetzungsvermögen, dass er sich überhaupt so lange zum Spielball dieser Interessen hat machen lassen ? Warum hat er nicht schon längst den Krempel seinem Vorgänger und Aufsichtsratvorsitzenden Müller vor die Füsse geschmissen ? Ich weiss es nicht, ich kenne Blessing nicht persönlich. Aber ich wundere mich, dass er es so lange hat treiben lassen, bis sein Name nun wirklich beschädigt ist. Denn hätte er vor einem oder zwei Jahren mit einem hörbaren "ihr könnt mich mal" hingeworfen, hätte das seinen Ruf in der Finanzindustrie nach meiner Einschätzung eher gefestigt. Klar, in Deutschland hätte er keinen Fuss mehr auf die Erde gebracht, dafür hätte die Politik gesorgt. Aber die Welt ist weit grösser als Deutschland. Nun wirkt er aber als Gescheiterter. Und die Regeln der Politik besagen halt auch, dass wenn mal ein Sündenbock auserkoren wurde, man auch alles auf ihm abladen kann.

Möglicherweise hat Blessing tatsächlich versucht, es zu vielen gleichzeitig recht zu machen, was nie so richtig gelingen will. Ich weiss es nicht und kann es nicht beurteilen. Merkwürdig finde ich diesen Ablauf aber schon. Denn was die Commerzbank gebraucht hätte, wären schnelle klare Schnitte mit kaltem Stahl gewesen. Was die andere Strategie bisher gebracht hat, können wir ja nun bewundern, das Unternehmen ist 4 Jahren nach der Finanzkrise immer noch ohne überzeugende Zukunftsperspektive.

Die Botschaft an die leidgeprüften Aktionäre, die der Aktie immer noch die Treue halten, ist daher in meinen Augen: sein Nachfolger wird ein politischer Strippenzieher sein müssen, was keineswegs zwingend zu guten wirtschaftlichen Ergebnissen führen muss. Ein Manager der ersten Reihe aus der Wirtschaft mit der nötigen Härte und Arroganz eines klassischen Alphatiers, wird sich diesen Job unter diesen Rahmenbedingungen aber sicher nicht antun. Das braucht eher einen erfahrenen Strippenzieher wie Werner Müller, den ex Wirtschaftsminister und Leiter der RAG Stiftung.

Fazit: Es ist für mich persönlich recht wahrscheinlich, dass Blessing bald abtritt und die Börse das kurzfristig feiert. Zum einem Kauf wird die Commerzbank für mich dann aber immer noch nicht. Sie ist weder günstig bewertet, noch ertragsstark, noch ist irgend eine spannende Zukunftsperspektive absehbar. Stürzen wir uns lieber auf Aktien wie SAP, Linde, Qiagen und Co. Da bekommen wir alles, was man für eine profitable Anlage braucht - excellentes Management inklusive !

So weit mein persönlicher Kommentar zur Commerzbank und Herrn Blessing. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag !

Ihr Hari

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