Tesla Motors – Die Story und der Chart des Jahres !

Ich bin ja wahrlich kein Freund von Selbstbeweihräucherung. Und auch keiner von Superlativen. Aber manchmal muss man einfach doch dem Prinzip "Tue Gutes und rede darüber" folgen. Wenn nämlich bald alle auf das Thema aufspringen, gerät in Vergessenheit, wo man die frühen Gewinne mitnehmen konnte.

Insofern richtet sich dieser Post an Leser, die bisher Mr-Market.de noch nicht gefolgt sind. Treue Leser sind dagegen nicht überrascht, sondern geniessen glücklich, mit einem seeligen Grinsen im Gesicht. 😉

Und Ihnen, den neuen Lesern, möchte ich mit einem eindrucksvollen Chart die Story und insbesondere den Chart des Jahres zeigen. Und mit diesem Bild verneige ich mich vor Elon Musk, einem der begabtesten und visionärsten Unternehmer unserer Generation.

Und ja, die Leser von Mr-Market.de waren frühzeitig dabei. Schon seit Frühjahr 2012 war das hier regelmässig Thema.

Lesen Sie zum Beispiel mal: -> Tesla Motors - Eine Ohrfeige für Winterkorn, Piech, Zetsche und Co. <-.
Oder lesen Sie: -> Elon Musk, der Mann der mit Visionen nicht zum Arzt muss <-

Diese massive Bewegung hat natürlich auch mit einem Short-Squeeze zu tun - Unmengen an heissem Geld, das sich nicht vorstellen konnte, das Elon Musk seine Versprechungen wahr machen würde. Und ja, nach so einem Anstieg gibt es natürlich auch mal eine heftige Korrektur.

Aber in diesem Chart steckt auch eine sehr berechtigte Neubewertung von Tesla Motors, ein Unternehmen das sich anschickt, den Automarkt historisch zu verändern. Und die deutschen Premium-Marken sollten schnell aus Ihrem Tiefschlag aufwachen, wenn dieser Hype ihre Produkte nicht zu alten, unattraktiven Dinosauriern machen soll.

Mehr zum Thema lesen Sie hier im Blog und insbesondere im Forum, in dem Tesla Motors und Elon Musk intensives Thema sind. Nun aber zum Chart, mit dem ich mich vor Elon Musk verneige:

Tesla Motors 10.05.13

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DAX und S&P500 – Wie lange steigen die Indizes im Runaway-Move weiter ?

Die grossen Indizes steigen und steigen. Jeder Dip wird gnadenlos gekauft, die Geldflut der Notenbanken deckt die konjunkturellen Probleme zu und sorgt für eine Vermögenspreisinflation an den Märkten.

Da stellt sich die wichtige Frage, woran könnte man denn erkennen, dass diese Bewegung zu Ende geht ? Gibt es Methoden, die einen davor warnen, als letzter auf die Party zu kommen ?

Zunächst einmal sei gesagt, dass die klassischen Oszillatoren in solchen Bewegungen kaum Aussagekraft mehr haben. In solchen Phasen laufen diese am Anschlag und laufen länger am Anschlag, als es ein falsch aufgestelltes Depot aushält.

Und ich habe noch eine schlechte Nachricht, es gibt keine - zumindest kenne ich keine - Technik, mit der man den exakten Top und Wendepunkt eines Runaway-Moves zuverlässig vorhersehen kann. Es gibt nur einen Erfahrungswert und der lautet, dass dieser Punkt höher liegt als sich die grosse Mehrheit vorstellen kann. Bedeutet, mit Rationalität ist man eigentlich immer zu früh draussen.

Es gibt bei diesen Bewegungen aber ein Muster und das zeichnet sich dadurch aus, dass die Korrekturen zuverlässig von ähnlicher Grössenordnung in ähnlichen Abständen kommen. Und dieses Muster kann man nutzen.

Ich möchte Ihnen dieses Muster am aktuellen Chart des Leitindex S&P500 zeigen. Schauen Sie mit mir auf das Tageschart der gesamten Anstiegsbewegung seit November 2012:

S&P500 10.05.13 Runaway-Move

Sie sehen, dass die Korrekturen sich immer im Bereich von ca. 50 Punkten bewegen. Sie sehen auch den immer ähnlichen Abstand zwischen den Korrekturen. Sie sehen weiter, dass jeder Korrektur ein temporäres "Exhaustion Top" voraus geht, also eine dynamische Bewegung, der die Kraft ausgeht.

Und Sie sehen jedes Mal da ein V-förmige Reversal, dass eigentlich recht selten ist, hier aber signalisiert, dass da unter der Decke eine Macht (Notenbank) am Werk ist, die immer wieder den Nachbrenner unter den Kursen zündet.

In Summe wie ich finde ein sehr eindrucksvolles Bild, das die Struktur dieser Bewegung deutlich macht. Und da der S&P500 der weltweite Leitindex ist, kann man in ihm die Struktur auch am deutlichsten heraus arbeiten. Im DAX wird diese Struktur durch andere Faktoren überlagert, letztlich folgt aber auch der DAX dem Geld der Wallstreet.

Nun können wir aus dem Bild aber auch etwas lernen und bekommen damit grobe Anhaltspunkte, wie wir mit der aktuellen Bewegung umgehen sollten:

Der Abstand zwischen den Korrekturen zeigt, dass der jetzige Anstieg möglicherweise noch Luft nach oben hat. Er ist im Rhythmus der Bewegungen auf jeden Fall noch nicht weit genug gelaufen, auch wenn nun viel dafür spricht, dass die Dynamik der Bewegung nachlässt. Ca. 1650 im S&P500 sind aber ein sinnvolles kurzfristige Ziel, das sich auch aus der Höhe der Umkehrstruktur ableitet.

Danach ist mit steigender Wahrscheinlichkeit mit einer erneuten Korrektur zu rechnen. Und dabei ist entscheidend, ob es sich wieder um eine ca. 50 Punkte Korrektur handelt oder ob sich daraus mehr entwickelt. Unter der Annahme einer Bewegung bis 1650 in der nahen Zukunft, wäre der Bereich um 1600 im S&P500 also entscheidend. Wie sich der Markt dort verhält - nachdem er erneut um ca. 50 Punkte korrigiert hat - gibt uns die wichtigen Informationen. Die eingezeichnete Trendlinie macht diesen wichtigen Bereich deutlich.

Fazit:

Den Top eines solchen Runaway-Moves zu treffen ist nahezu unmöglich und eher Glück. Es können noch drei weitere dieser Wellen kommen und niemand kann voraussagen, was die letzte Welle ist. Trotzdem sind wir nicht im völligen Blindflug, denn wir wissen was *nicht* passieren darf, wenn die Bewegung weiter andauern soll.

Wesentlich bedeutender ist deshalb, wie sich der Markt *nach* einer 50 Punkte Korrektur verhält. Sollte er zum ersten Mal seit November 2012 nicht zu einem V-förmigen Reversal ansetzen, muss man dann davon ausgehen, dass die Bewegung seit November 2012 am Ende ist. Und dann steigt das Risiko eines scharfen Einbruches immens, weswegen man diese Situation besser auf der Seitenlinie beobachtet.

Mit einem händisch jeden Tag gepflegten Trailing-Stop, kann man diese Struktur schön abbilden und absichern. Und solange der Stop nicht getroffen wird, lässt man die Gewinne laufen und spart sich das Grübeln darüber, wo der Top sein könnte. Denn denken Sie immer daran: er ist in der Regel höher, als Sie sich vorstellen können. 😉

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DAX-Betrachtung – The only way is up, Baby

DAX-Betrachtung - The only way is up, Baby

Ein Gastkommentar von Tokay

So lautete der Titel eines Dance-Hits, der im Sommer 1988 Nummer Eins in der britischen Hitparade wurde. "The only way is up"- Das fällt einem spontan auch ein, wenn man sich die Entwicklung des DAX in den letzten Wochen anschaut. Dabei sah es zunächst gar nicht danach aus. Denn erst einmal ging es ordentlich bergab. Aber binnen kurzem ebenso steil wieder bergauf, denn eine EZB-Sitzung stand vor der Tür. Ob die Hüter des Geldes da nicht vielleicht die Zinsen senken würden? Denn mit den Wirtschaftsdaten sah es nicht mehr so gut aus. Von Inflation keine Spur. Und so passierte das, was Mr. Market bereits erwartet hatte. Nur leider ereignete es sich als etwas, das die meisten Börsianer nicht so gerne haben, nämlich als eine sogenannte V-Formation - Es ging ebenso rapide bergauf wie zuvor bergab. Dummerweise gehört die V-Formation zu den seltenen Formationen, für die die technische Analyse keine passenden Handelstaktiken parat hat. Man kann also nur hoffen, solchen Formationen nicht allzu oft zu begegnen.

Und wie haben sich diese Entwicklungen auf die längerfristigen Aussichten des DAX ausgewirkt? Schauen wir uns dazu die Grafik mit dem DAX an:

DAX -Betrachtung - The only way is up, Baby

Die Linien A1 und A2 bilden die äußeren Ränder des seit 2009 bestehenden Wachstumstrends. Sie weisen fast die gleiche Dynamik auf wie die langfristige exponentielle Wachstumsfunktion des DAX. Der "innere Trend" der seit 2009 anhaltenden Hausse, dargestellt durch die exponentielle Regression (Linie B) weist ebenfalls nach oben und ebenso Linie C, die untere Begrenzungslinie der seit Herbst 2011 anhaltenden neuerlichen Hausse.

Der DAX hat in den vergangenen Tagen diese Linie C nach oben verlassen. Er hat gleichfalls Linie B durchstoßen und nähert sich nun mit Macht der oberen Begrenzungslinie A. Man kann dies so interpretieren, dass mit dem Ende der Subprime-Krise Anfang 2009 ein Aufholprozess einsetzte, der nun seinen Abschluss zu finden scheint. Das ist aber nicht so zu interpretieren, als wäre nun sozusagen das Ende der Fahnenstange erreicht. Das derzeitige Momentum kann durchaus noch geraume Zeit anhalten und den DAX Richtung 8.500 Punkte tragen oder sogar noch darüber hinaus.

Es ist jedoch klar, dass ein solches Aufwärtsmomentum nur solange anhalten kann, wie die Risikoneigung der Marktakteure sich im unteren Bereich bewegt. Da die Wachstumsaussichten aber weiterhin generell eingetrübt sind, worauf nicht zuletzt gesunkene Rohstoffpreise und hohe Anleihenkurse ("Flight to Quality") hindeuten, muss man mit Rückschlägen rechnen. Andererseits ist kaum vorstellbar, dass die EZB einem Wiederaufflackern der Eurokrise einfach tatenlos zusehen wird.

Nach heutigem Stand dürfte die Aufwärtsdynamik des DAX in den nächsten Monaten abflachen, einfach deswegen, weil die Aufwärtsdynamik der vergangenen Jahre so kaum aufrechterhalten werden kann. Immerhin hat der DAX sich seit Frühjahr 2009 nahezu verdoppelt; seit Herbst 2011 hat er um etwa 50 Prozent zugelegt. Eine solche Entwicklung steht nicht in Einklang mit den fundamentalen Rahmendaten. Ein DAX-Stand von ca. 8.950 Punkten im Mai 2014 erscheint aber eine realistische Variante zu sein. Die Frage ist nur, auf welchem Pfad man dorthin gelangen wird. Sicherlich wird der DAX auf dem Weg dorthin den einen oder anderen Haken schlagen. Aber trotzdem: The only way is up, Baby!

Tokay

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Comdirect Finanzblog Award 2013 und Wirtschaftswoche Kolumne

Guten Morgen liebe Mr-Market Gemeinde.

Ein langer, spannender und anstrengender Tag ist gestern gegen Mitternacht zu Ende gegangen. Am Ende wurde es im Flieger dann noch einmal spannend, der kurz vor München so nahe an einer Unwetterzone vorbei flog, dass es ein paar Absacker und Luftlöcher mit den unvermeidlichen "Ahhhs" der Passagiere gab. Aber alles ist gut gegangen und auch das Aquaplaning rund um Eching konnte mich dann nicht mehr aufhalten, irgendwann müde mein Heim und Bett zu erreichen.

Das Wichtigste zuerst und Sie als meine Leser waren ja gestern via Twitter schneller als die Polizei erlaubt:
Mr-Market hat den 2. Preis beim Comdirect Finanzblog Award 2013 gewonnen !

Ich freue mich darüber und betrachte es als Auszeichnung für intensive Arbeit in den letzten knapp 1,5 Jahren. Besonders freue ich mich, weil hier eine qualifizierte Jury sich Mühe gegeben hat, die Blogs heraus zu filtern, die höheren Ansprüchen genügen. Insofern betrachte ich diesen Preis als wirkliche Auszeichnung.

Die Frage des Platzes ist dabei völlig nebensächlich und ich als Zweiter in der Reihe darf das hoffentlich sagen, ohne dass man mir dabei eine versteckte Agenda unterstellt. Denn wenn Sie sich mit den anderen preisgekrönten Blogs befassen, werden sie schnell feststellen, dass diese alle ihre ganz eigenen Schwerpunkte haben und deswegen auch schwerlich miteinander zu vergleichen sind. Es ist in meinen Augen ein bisschen wie beim Obst: Äpfel und Birnen sind beides schöne Früchte - aber die Frage ob Äpfel nun schöner als Birnen sind, ist eigentlich nicht zu beantworten.

Insofern gratuliere ich meinen vier Kollegen herzlich zu ihren verdienten Preisen, die in meinen Augen alle Ausdruck der Wertschätzung für engagierte und qualitativ hochwertige journalistische Arbeit sind.

Hier unter -> re:publica Finanzblogger 2013 <- finden Sie ein Bild und die Links zu den prämierten Blogs. Schauen Sie auch mal bei den Kollegen rein !

Danken möchte ich an dieser Stelle der Comdirect, die durch diese Auszeichnung mithilft, Finanzblogs bekannter zu machen. Dieses Engagement sollte man nicht kleinreden, denn andere Banken könnten es ja auch tun. Tun sie aber nicht - insofern Hut ab vor der Comdirect !

Die Möglichkeit in der Öffentlichkeit bekannter zu werden, ist auch für mich der eigentliche Wert dieser Veranstaltung. Sie bietet eine für Blogger ansonsten nur schwer erreichbare öffentliche Plattform und damit die Chance, noch mehr Leser für die vielen lesenswerten Finanzblogs zu begeistern. Und wie nötig das im (zum Thema Finanzmärkte) Entwicklungsland Deutschland ist, konnte man gestern auch wieder an einigen Twitter Tweets sehen, die mich im Saal irgendwo zwischen Lachen und Weinen zurück gelassen haben.

Eine eher lustige Situation will ich Ihnen auch nicht vorenthalten. Bei der Vorstellung meines Blogs verhaspelte sich die Moderation mit den Namen und rief mich als "Benjamin Graham" auf die Bühne - da der Name in der Laudatio erwähnt wurde. Das war natürlich eine Ehre und ein Ball den ich gerne aufgenommen habe. 😉 Und Sie wissen ja von mir, dass es andere Namen sogenannter "Gurus" gibt, bei denen ich bei einer Verwechslung nicht so wohlwollend reagiert hätte. 😉 Aber Benjamin Graham ist für jeden eine Zier.

Rund um die Veranstaltung konnte ich diverse interessante und spannende Gespräche führen. Ich will von diesen hier gar nicht im Detail berichten, denn wenn ich nun das eine erwähne, liegt darin die Gefahr andere Personen ungewollt zu vergessen. Einen Namen möchte ich aber herausheben, weil ich mich besonders über ein längeres Gespräch gefreut habe. Und das war Joachim Goldberg (-> Blognition <-, Cognitrend). Sie wissen ja, wie sehr ich auf der Seite der "Behavioral Finance" stehe und wie ich mich immer über ökonomische Modelle mokiere, die den entscheidenden Faktor der menschlichen Psychologie völlig unterschlagen, so als ob die Marktteilnehmer alle Roboter wären. Joachim Goldberg ist einer der namhaftesten Vertreter dieses Themas im deutsprachigen Raum und es war mir deshalb eine besondere Freude ihn kennen zu lernen.

Mit Franziska Bluhm, der Chefredakteurin von Wirtschaftswoche Online, habe ich vereinbart, dass ich in Kürze eine eigene Kolumne in -> Wirtschaftswoche Online <- beginne, für die ich dann voraussichtlich in lockerer Folge alle paar Wochen schreibe. Sie als treue Leser dieses Blogs werden dort aber zunächst nur schon Bekanntes vorfinden, denn natürlich muss man dem breiteren Publikum erst einmal erklären, worum es hier auf Mr-Market überhaupt geht.

So weit so kurz zu den Geschehnissen des gestrigen Tages. Ich muss nun heute erst einmal in den Tag finden und in meinen Systemen den gestrigen Handelstag aufarbeiten. Es ist immer wieder erstaunlich, welchen Backlog so ein Tag fern von den Börsen bei mir verursacht. Das ist halt der Preis, wenn man nicht "frei Schnauze" aus einem momentanen Gefühl heraus agiert, sondern mit wohl definierter Methodik und System.

Wobei eigentlich könnte ich öfter weg bleiben, wenn es so läuft wie gestern. Sie wissen ja, dass es hier im Blog drei spannende Hightech-Aktien gibt, über die ich immer wieder schreibe, die ich intensiv verfolge und in denen ich - mal mehr mal weniger - auch mit eigenem Geld unterwegs bin. Das sind:
- iRobot (WKN: A0F5CC) mit gestern plus 3,25%
- 3D Systems (WKN: 888346) mit gestern plus 8,25%
- Tesla Motors (WKN: A1CX3T) mit gestern plus 9,07%
jeweils bezogen auf die Schlusskurse der Wallstreet.

Es gibt wahrlich schlechtere Tage im Depot, Sie sollten mich also bald mal wieder in einen Flieger setzen. 😉

So - nun frisch ans Tagwerk - wir sprechen uns spätestens Morgen zu anderen Themen wieder.

Ihr Hari

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Die absurde Diskussion um Austerität versus Wachstum in der Eurozone

Schaut man in die Presse und sieht, was selbst höchste Politiker bis hin zu Staatspräsidenten so von sich geben, könnte man ja meinen, als gäbe es eine wichtige ökonomische Diskussion, die man als "Austerität versus Wachstum" umschreiben könnte.

Ich kann mit dieser Diskussion wirklich nichts anfangen. Sie ist für mich persönlich einfach lächerlich und absurd und wer sich nicht entblödet, dabei nur auf einer Seite der Medaille zu argumentieren, der ist für mich sowieso nicht ernst zu nehmen. Und um das zu erkennen, muss man nicht einmal Ökonom sein. Dafür reicht einfach ein durchschnittlicher IQ und eine Prise Realismus.

Denn an dieser Stelle ist die Wirklichkeit ganz einfach: Wir brauchen Beides ! Austerität und Wachstum ! Und das Eine kann ohne das Andere gar nicht funktionieren. Der vermeintliche Gegensatz ist konstruiert, um medial damit das eigene politische Süppchen zu kochen. Mit der Realität hat der vermeintliche Gegensatz aber nichts zu tun.

Nehmen wir doch mal den menschlichen Körper. Nehmen wir einen Menschen der jeden lieben Tag verfettet und vollgefressen in seinem Sessel hängt, drei leere Chips-Tüten daneben und die Fernbedienung in der Hand, unfähig sich selber aufzuraffen und mit seinem Leben etwas Sinnvolles anzustellen. Und nun soll dieser Mensch wieder fit und gesund werden.

Glauben Sie, es würde reichen, ihm nur die Chipstüten wegzunehmen und ihn ansonsten weiter im Sessel vegetieren zu lassen ? Nur mit dem Unterschied, dass er nun auch noch hungert ? Wird das den Menschen glücklicher, erfolgreich und gesünder machen ? Wohl kaum, nur mit dem Einsparen von Nahrung wird man gar nichts bewirken. Man wird den Menschen nur noch mehr frustrieren und unglücklich machen. Und sobald er dann irgendwo eine versteckte Chipstüte in die Hand bekommt, wird er sie gierig hinein stopfen. Und der Körper wird im Jojo-Prinzip noch fetter werden.

Faktum ist also, Einsparung und Reduktion alleine machen nicht gesund. Im Gegenteil, man kann sich auch tot hungern ! Und in der Wirtschaft ist es nicht anders. Gerade auch weil Wirtschaft auf Psychologie beruht und die Menschen brauchen einfach etwas Positives, wonach sie streben können. Hoffnung ist eine weit unterschätze Währung !

Bevor jetzt hier aber Vertreter der französischen Regierung jubilieren einen Deutschen zu finden, der reine Sparsamkeit schwachsinnig findet, muss ich klar stellen, dass das Gegenteil ebenso absurd ist.

Denn glauben Sie ernsthaft, dieser verfettete Mensch würde gesund werden, wenn man nichts an seiner Nahrungsaufnahme und seinem Lebensstil ändert und dem Menschen dafür nur teure Fitnessprogramme anbietet, ihn also massiv fördert ? Das Geld dafür könnte man auch gleich das Klo runter spülen oder zu einer Zigarre rollen und rauchen. Es ist völlig verschwendet. Denn ein derartiger Körper kann gar keine Freude bei Bewegung erleben. Und wird deshalb die teuren Programme bestenfalls halbherzig annehmen und nach drei Versuchen wieder fallen lassen. Und wieder Chips vor dem Fernseher mampfen, um im Bild zu bleiben.

Faktum ist also, wenn die Grundlage nicht da ist, bringen Wachstumsanreize gar nichts. Auch das ist so in der Wirtschaft. Wenn die Wirtschaft durch Bürokratie und Steuer- bzw. Regulierungs-Lasten erdrückt wird, ist es sinnlos, weisse Salbe zu verschmieren und irgendwelche Wachstumsprogramme aufzulegen. Die "süssen" Teile dieser Programme werden mit genommen, in den Mund gestopft und dann macht man weiter wie bisher.

Und deshalb braucht Europa beides. Die "Verfettung" des obigen Bildes ist dabei in vielen Ländern des "Club Med" ein übergrosser, ineffektiver und teilweise korrupter Staatsapparat, der wie Mehltau auf der Wirtschaftskraft des Landes liegt und letztlich die Menschen aussaugt. Darüber hinaus oft geschlossene Arbeitsmärkte und Branchen die von Bünden und illegalen Absprachen dominiert werden und sich gegen Wettbewerb und Wandel wehren. Und ebenso eine Kultur des gesellschaftlichen Egoismus, in der das Gemeinwohl im Wortschatz nicht vorkommt und jedes Individuum bereit ist, das Gemeinwesen - und damit letztlich den Nachbarn - gnadenlos zu "bescheissen", um einen eigenen Vorteil daraus zu ziehen.

In Ländern wie Griechenland kann man da nur sagen, der Fisch stinkt vom Kopf und "die da oben" machen "denen da unten" vor, wie man den eigenen Vorteil um jeden Preis maximiert. Nur ist das keine Entschuldigung für "die da unten", sich ebenso moralisch windschief zu verhalten. Genauso wenig wie ein Hoeness die ebenso verwerfliche Schwarzarbeit des kleinen Mannes legitimiert. Und es ist schon gar keine Rechtfertigung dafür, in Deutschland den Sündenbock zu suchen, nur um das eigene gesellschaftliche Versagen zu kaschieren.

Und dieses Fett zu reduzieren geht eben nicht ohne Schmerzen wie Entlassung und nicht ohne (Gehalts-) und (Bürokratie-) Verzicht. Wer den Menschen etwas anderes erzählen will lügt in meinen Augen !

Leider gibt es in Demokratien eine Besonderheit, die erzwingt, dass Austerität am Anfang des Prozesses stehen muss. Denn in Demokratien gewinnen immer die, die den Menschen schöne Versprechungen machen. Mit der Ansage von Mäßigung, Verzicht und Training ist noch niemand gewählt worden, auch nicht in Deutschland. Deshalb können Demokratien diese schmerzhaften Schritte nur dann angehen, wenn die Lage für jeden spürbar kritisch und dramatisch ist. Erst die Krise in der Realität gibt in einer Demokratie denen die Oberhand, die für einen schmerzhaften Wandel eintreten.

Deswegen gibt es auch keine andere Wahl, als in Europa erst die strukturellen und schmerzhaften Massnahmen anzugehen, bevor man dann auch fördern kann und den Blick auf Wachstum richten kann und muss. Bevor man den Menschen Hoffnung gibt. Zu frühe Hoffnung raubt die Kraft endlich mal hart in das eigene Fett zu schneiden. Erst Austerität und danach Wachstumsanreize ist in Demokratien leider eine zwingende Reihenfolge. Versucht man es anders herum, wird Austerität ausfallen und nichts wird sich an den Grundlagen ändern, die die Krise hervor gerufen haben.

Schaue ich persönlich auf die südlichen Länder der Eurozone, sehe ich da mit Spanien und Portugal zwei Nationen, die schon harte und strukturelle Änderungen auf den Weg gebracht haben. Diese Länder waren und sind bereit, ihre Chipstüten wegzuwerfen, zu trainieren und sich selber aus dem Loch zu befreien. Beide Länder brauchen jetzt Wachstumsanreize und die Bevölkerung braucht eine Perspektive. Das haben sich diese Gesellschaften verdient und dort einfach mit reinem Sparen weiter zu machen, führt in die Katastrophe und hat keinen Sinn.

Dann haben wir mit Italien und Griechenland zwei Länder, in denen das Thema Korruption besonders schwerwiegend ist. Diese Länder haben mit ersten Änderungen angefangen, sind aber bisher nicht sehr weit gekommen. Und natürlich wird von den lokalen Politikern etwas anderes erzählt, aber die Kernprobleme im Bereich Arbeitsmarkt und öffentliche Verwaltung sind in meinen Augen bestenfalls angekratzt. Und der viel gelobte Monti hat leider mehr mediale Bugwelle, als echte harte Änderungen bewirkt. Die Ursachen der Misere sind dort aber nicht ausreichend aufgearbeitet und hier schon wieder das Ende von Anpassungsbestrebungen auszurufen, wäre deutlich verfrüht. Jeder Euro der Förderung, würde im derzeitigen Zustand nur erneut wieder versickern.

Und dann haben wir mit Frankreich den schlimmsten Fall von allen, denn dort wird sich noch in Verweigerung geübt, der Verweigerung die harte Realität anzuerkennen, dass man die Wettbewerbsfähigkeit weitgehend verloren hat und in einer grossen Illusion lebt, die das Vermögen der jungen Generation verfrühstückt. Frankreich will bildlich gesprochen seine Chipstüten noch nicht loslassen und es gibt auch noch keine Akzeptanz für die Notwendigkeit harter Massnahmen. Aussagen aus diesen Reihen, dass mit Austerität nun Schluss sein müsste, sind für mich einfach lächerlich. Man hat noch nicht einmal angefangen, sich aus dem weichen Sessel aufzuraffen ! Man stellt ja sogar die Existenz eines weichen Sessels in Frage !

Und damit niemand denkt, hier urteile ein typisch arroganter Deutscher nur über andere, es gibt dann noch ein Land, Deutschland. Das glaubt alles richtig gemacht zu haben und anderen Lehren erteilen zu können. Und übersieht dabei, dass es gerade dabei ist alles zu verspielen. Denn dieses Land kann trotz rekordhoher Steuereinnahmen und niedriger Arbeitslosenzahlen immer noch nicht mit den Einnahmen haushalten und will wieder den einfachen Weg wählen, in dem sich der Staatssektor noch mehr Steuer-Chips-Tüten in den Rachen schiebt, statt endlich mal anzufangen für eigene Fitness zu sorgen und das Geld der Bürger sinnvoll und sparsam auszugeben. Und diese Gier und Masslosigkeit bei der Staatsquote, für die das Programm der Grünen nur das offensichtliche Fanal ist, legt jetzt schon den Samen für den kommenden Niedergang, wenn die Welt aus konjunkturellen Gründen mal nicht so nach deutschen Exportgütern schreit. Denn dieser Niedergang trifft dann auf noch mehr unbezahlbare Versprechungen und noch mehr unbezahlbare Pensionslasten als heute schon.

In Summe ist die Ökonomie eines Turnarounds aber ganz einfach und immer gleich, in einem einzelnen Unternehmen wie in einem ganzen Land. Es braucht immer beides: Erstens Sparsamkeit und Reform in Form einer Fitnesskur für die Gesellschaft und zweitens Hoffnung und Wachstum, die Motivation damit Menschen mit Optimismus aufstehen und positiv den Tag angehen.

Wenn jemand Ländern wie Spanien und Portugal, die schon so harte Schnitte hinter sich haben, nun Hoffnung auf Wachstum verweigern will, wäre das fahrlässig und dumm. Das wäre dann tatsächlich "Brüning Reloaded" und eine Sünde an Europa.

Und wenn jemand in Ländern wie Italien, Griechenland und erst recht Frankreich nun davon faselt, dass schon genug der Anstrengungen erfolgt wären, ist das für mich einfach nur dummes Geschwätz, das von eigenem Versagen ablenken soll. Dort ist man bestenfalls auf dem Weg der notwendigen Anpassung, aber keinesfalls am Ende.

Und wenn jemand in Deutschland glaubt, wir seien so toll und bei uns sei alles anders, dem sei gesagt: es gibt einen Grund, warum bei uns die Dinge besser sind. Weil wir eine erfolgreiche, international wettbewerbsfähige Wirtschaft mit motivierten, loyalen und kreativen Mitarbeitern haben. Und wer an dieser Grundlage aus ideologischen Gründen zündelt, ist nicht ganz klar im Kopf !

Und wenn jemand die ganze Eurozone in einen Topf wirft und nicht in der Lage ist die Situation der Länder einzeln zu betrachten, verabschiedet er sich als ernst zu nehmender Gesprächspartner.

So weit meine Meinung zum Thema.

Und finden Sie nun, dass dieser Artikel nur Offensichtliches wiederholt hat ? Dann sind Sie nicht alleine, ich finde das auch !

Umso erstaunlicher ist dann doch wohl diese für mich lächerliche Kontroverse in Europa, in der zwei Dinge in Gegensatz gesetzt werden, die immer, egal ob im Körper oder in der Wirtschaft, gleichberechtigt angegangen werden müssen:

Fordern und Fördern,
Zuckerbrot und Peitsche,
Schlankheit und Training,
Abwerfen von Ballast und das Setzen der Segel,
Austerität und Wachstum !

Über die Details, das Ausmass und den Zeitpunkt, kann man sich füglich streiten. Aber doch nicht über das Prinzip !

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