Momentum Factor ETFs – Ausdruck einer Fehlentwicklung?

Der folgende, grundsätzliche Artikel erschien schon Freitag 17.07.15 15:20 in Hari Live. Er ist aber inhaltlich unverändert gültig und adressiert grundlegende Probleme, die zunehmend durch die Dominanz der ETFs an den Märkten aufkommen.

Der Erfolg von ETFs steigt und gleichzeitig steigt auch die Kritik an ihnen. Denn letztlich sind ETFs ja überspitzt gesagt nur "Schmarotzer", die von den echten Kursbewegungen der Einzelwerte profitieren und erlauben, viele Einzelwerte günstig im Korb zu kaufen.

Der grundsätzliche, passive Ansatz von ETFs ist auch erst einmal legitim und kein Problem, so lange ETFs eine Minderheit sind und Einzelwerte noch ein Eigenleben haben und daher auch "eigene" Kurse haben.

Genau das dreht sich aber langsam, denn die Dominanz der ETFs sorgt zunehmend dafür, dass das Verhalten der einzelnen Aktien immer uniformer wird. Schön ist zum Beispiel in den letzten Wochen zu sehen, wie US Solar Werte durch den China Crash nach unten gezogen werden, obwohl sie wirtschaftlich damit gar nichts zu tun haben.

Wenn aber grosse Solar ETFs wie der US ETF "TAN", wegen des Absturzes der enthaltenen chinesischen Solaraktien massiv von Investoren verkauft werden und Stops gerissen werden, dann werden eben auch die Werte wie eine First Solar mitverkauft, die mit dem Problem eigentlich gar nichts zu tun haben. Die Ebbe senkt halt alle Boote.

Zum Problem wird diese Dominanz der ETFs werden, wenn es mal schnell abwärts geht und auch Carl Icahn hat das in meinen Augen zuletzt -> zurecht zum Thema gemacht <-, wobei es bei seiner Kritik primär um illiquide Bond-ETFs ging.

Ich sehe das Problem aber grösser, weil was passiert denn, wenn in einer kommenden Krise, ETFs in Massen aufgelöst werden? Wer kauft denn dann noch die Einzelaktien als Gegenpartei, wenn die ETFs alle gleichzeitig abladen wollen, weil die Anleger raus wollen? Da ist dann niemand mehr, was die Kurse ins Bodenlose fallen lässt. Und dann wird alles gleichzeitig fallen, egal ob von der Krise betroffen oder nicht, einfach weil die ETFs aufgelöst werden.

Vom Grundsatz her, begrüsse ich die Idee der ETFs und halte sie, wenn sie sich auf den Kern besinnen - also voll replizierend feste Aktienkörbe abbilden - für eine sinnvolle Idee.

Leider scheint auch hier der Erfolg zu Sumpfblüten zu führen, was wir unter anderem an der zunehmenden Zahl von Strategie-ETFs erkennen können, deren Konzept eigentlich ein Widerspruch in sich ist. Denn ein ETF sollte eigentlich keine Strategie haben, er soll nur einen Korb von Aktien zusammen fügen. Strategien sind die Sache von aktivem Fondmanagement.

Die neueste Gattung, die dabei von Blackrock erfolgreich in den Markt eingeführt wurde, sind sogenannte "Momentum Factor" ETFs, die Aktien beinhalten sollen, die besonderes Aufwärtsmomentum zeigen.

Merken Sie die gefährliche Selbstbezüglichkeit dabei? "Momentum" ist eigentlich eine aktive Trendfolgestrategie und das Fatale ist, die funktioniert ja zunächst durchaus und zwar ganz ausgezeichnet! Was mit so ETFs aber auch passiert ist, dass die Aufwärtsbewegung von etwas das funktioniert, reflexiv ins Extreme verstärkt wird. Fatal wird es dann aber, wenn es dann irgendwann mal in die Gegenrichtung geht.

Es ist in meinen Augen eine bedenkenswerte Kritik, dass der Erfolg von "Momentum Factor" ETFs bestehende Übertreibungen verstärken wird und die Anpassung dafür um so schmerzhafter macht, wenn alle gleichzeitig zum Exit rennen. Auch die Crash-Gefahr wird durch solche Konstrukte erhöht, denn Icahn hat in meinen Augen Recht, im Kern sind die, wenn es mal hart auf hart kommt, wohl eher nicht liquide.

Schauen wir mal als Beispiel auf den -> iShares MSCI USA Momentum Factor ETF MTUM <-

MTUM 17.07.15

Sieht ja nicht so schlecht aus oder? Und hat in 2015 tatsächlich den S&P500 outperformed. Sehen Sie das neue Hoch, das der S&P500 noch nicht hat?

Auch in Europa hat iShares nun so ETFs. Hier ist zum Beispiel der -> iShares Europe Momentum Factor ETF CEMR WKN: A12GXR <-.

Das Verrückte ist, das ist von der Titelauswahl und der Strategie her, ein in meinen Augen ausgezeichneter ETF. Denn die Momentum Strategie ist ja schlicht das, was ich hier im Premium Bereich immer "Stärke kaufen" nenne. Bedeutet, dass wir statt unten bei "Gurken" in tiefen Pfuhlen zu gründeln, wir schlicht darauf setzen, dass wir eine Top Aktie, die wir zu einem hohen Preis gekauft haben, später noch zu einem höheren Preis verkaufen können! Genau das predige ich doch immer und ist sehr erfolgreich als Strategie.

Dieser Fokus auf Wachstums-Qualität funktioniert also und letztlich haben wir so etwas Ähnliches ja auch mit unserem aktuellen Teamprojekt adressiert, mit dem wir ja 70 attraktive Aktien mit Momentum identifiziert haben, wenn auch für etwas geringere Marktkapitalisierung, als wir sie in obigen ETFs finden.

Und nun können wir so eine Strategie ganz einfach mit einem ETF kaufen. Kurzfristig: Toll! Auf jeden Fall 10x besser, als bei Gurken-Aktien sinnlos auf die Wende zu warten. Ich verweise zum Beispiel auf den Artikel -> Kohle, Aixtron und Goldminen - tiefer geht immer! <-

Langfristig entsteht aber Gefahr, wenn diese Strategie zu erfolgreich und beliebt wird und alle darauf einsteigen.

Fazit:

Die Momentum-Strategie ist richtig. Und sie funktioniert. Und wenn Sie im Moment darüber nachdenken, sinnvoll europäische Aktien zu kaufen, weil sie auf einen Rebound setzen, halte ich die Auswahl die dieser ETF oben bietet, für attraktiv und erwägenswert!

Das Dumme ist hier aber wieder die Reflexivität. Wenn diese ETFs zu populär werden - und danach sieht es im Moment aus - erzeugen sie selber prozyklisch Verzerrungen und verstärken diese. Und graben damit dem Erfolg der Strategie selber das Wasser ab und sorgen vor allem für ein böses Ende, wenn dann mal alle gleichzeitig zum Ausgang wollen.

Machen Sie sich also diese beiden Aspekte klar. Solange wir in diesem Bullenmarkt sind, sind solche ETFs hoch attraktiv. Aber wir hantieren da zunehmend mit Gefahrengütern.

Wenn der Handel mit Einzelaktien stark und liquide ist, dann sind passiv abbildende ETFs auch keinerlei Problem und eine superbe Innovation. Was aber, wenn kaum mehr jemand die Einzelaktien kauft, weil alle nur noch über ETFs handeln? Wer bestimmt dann überhaupt noch die Kurse, aus denen die ETFs berechnet werden? Merken Sie die gefährliche Selbstbezüglichkeit?

Allerdings ist es aber auch keine Alternative, einfach ganz auf ETFs zu verzichten und sich dann sicher zu wähnen. Wenn dieses Finanz-System, in dem wir da im Moment leben ins Wanken gerät, geht alles in die Knie, egal ob ETF oder Fond oder Einzelaktie. Und die Banken gehen mit in die Knie. Das ist dann der grosse *CRASH*, der grosse *RESET*.

Insofern nützt es alles nicht, wir müssen in diesem Spiel mittanzen, solange die Musik spielt. Weil wir eben keine Wahl haben und auch keinen Ort, an dem wir uns zuverlässig im Falle des Falles mit unserem Kapital verstecken können. Selbst Gold ist dieser Ort nicht.

Und jetzt treffen Sie eine Entscheidung, ob Sie aktuell Momentum-ETFs mögen. Ich mag sie im Moment und ich tanze. Widerwillig zwar, aber ich tanze.

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Was Fortinet und 3D Systems gemein haben

Der folgende Artikel erschien in erweiterter Form am Donnerstag 23.07.15 16:40 in Hari Live und führte die Thematik der "Erwartungen" fort, die ich zuletzt im Artikel -> Apple der Markt und die Erwartungen <- adressiert habe.

Heute habe ich ja den Tag der Erwartungen. Und Erwartungen sind ja nichts Objektives, sondern sind auch von Stimmungen und vor allem von Modetrends abhängig.

Gerade wenn Themen "Mode" werden, neigt Mr. Market auch mal dazu zu übertreiben, der Hype um die 3D Drucker war so ein klassisches Beispiel. Das Chart dazu liefert 3D Systems, zu dem man wohl nicht mehr viele Worte machen muss:

DDD 23.07.15

Dass die 3D Drucker Aktien Ende 2013 in einer Übertreibungsphase waren, war anzunehmen und haben wir hier auf Mr-Market auch so gesehen. Nur der genaue Zeitpunkt, zu dem so ein parabolischer Anstieg dann dreht, ist im Vorfeld nicht exakt zu antizipieren.

Und insofern kann man so Bewegungen mit Momentum, wenn sie sich noch in der starken Trendphase befinden, wie bei DDD 2012 und bis Mitte 2013, einfach mitgehen. "The trend is our friend".

Sobald die Kurse aber nur noch senkrecht steigen und aus einem stabilen Trend sogar nach oben ausbrechen, während das Thema gleichzeitig extrem in Mode ist, muss man vorsichtig werden.

Dann muss man irgend wann auf die Seite treten, wohl wissend, dass es vielleicht noch weiter hoch geht, weil Übertreibungen durchaus länger andauern, als wir uns vorstellen können. Weitere "entgangene" Gewinne sollten einen dann aber nicht mehr stören und man richtet seinen nach Chancen suchenden Blick auf andere Opportunitäten.

Klar ist aber auch, dass wenn so ein parabolischer Anstieg mal bricht, es ebenso brutal nach unten geht. Das Chart von DDD sagt dazu alles und im Moment muss man sich eher fragen, ob der Sektor "3D Druck" hier jetzt nicht unter Wert behandelt wird, denn das Thema ist ja immer noch ein Wichtiges für die zukünftigen Produktionsprozesse.

Aber auf Euphorie kommt halt der schwere Kater. Das ist nicht nur bei Alkohol und sonstigen Drogen so, sondern auch am Markt.

Womit wir zum Thema "Cyber Security" und im speziellen zu Fortinet (A0YEFE, FTNT) kommen.

Ohne jede Frage, ist das Thema "Cyber Security" ein riesiges Zukunftsthema. Und ohne Frage ist es aufgrund aktueller Geschehnisse nun besonders "en vogue" und das heisse Geld mäandriert in jede Aktie aus dem Sektor, die nicht schnell auf dem Baum ist.

Mein Problem mit dem Thema ist, dass ich bei vielen der Softwareanbieter nicht so sicher bin, was den langfristigen Wettbewerbsvorteil (Edge) gegenüber den Mitbewerbern angeht. Die Marktstellung ist für mich also das Fragezeichen.

Denn was in Wirklichkeit hinter schönen technologischen Begriffen verkauft wird, ist eigentlich primär *Vertrauen*. Ob in jedem Fall hinter der Software die super-intelligenten Konzepte sind, kann man von aussen sowieso nicht überprüfen und aus nahe liegenden Gründen bleibt Code im Bereich Cyber Security geheim.

Und Vertrauen ist eben ein scheues Reh und wenn es nur durch eine Kleinigkeit geschädigt wird, werden so Firmen brutal einbrechen. Bis dahin, können sie aber noch massiv steigen, der Sektor scheint in meinen Augen gerade den Übergang vom Trend zur parabolischen Phase zu vollziehen.

Schön kann man das an Fortinet sehen, die nach Zahlen heute erneut über 10% steigen und aus dem Trend nach oben auszubrechen "drohen".

FTNT 23.07.15

Wir sehen, dass ein KGV von 384 keineswegs ein Hindernis für grosse Gewinne sein muss. Da ist ein KGV von 6 eher das Hindernis, aber das Thema hatten wir ja ausführlich im Rahmen unseres Teamprojektes "Sicherheit durch Wachstum". 😉

Mir hat der Sektor auch lange gefallen, der nun auch im US ETF "HACK" abgebildet ist und ich hatte ja auch Cyberark Software (CYBR) hier bei Mr-Market eingeführt. Aber manchmal muss man wissen, wann es gut ist und bei Fortinet frage ich mich, ob der Zeitpunkt nicht nahe ist.

Denn wenn wir den selben Massstab wie oben bei DDD wählen, sehen wir Strukturen mit einer gewissen Ähnlichkeit. Es scheint wirklich so zu sein, als ob nun die parabolische Phase bei Fortinet eingesetzt hat.

FTNT 23.07.15 2

Eine Phase, die bei DDD ungefähr bei 50 USD einsetzte und bis 100 USD zu einer nochmaligen Verdoppelung führte. Bei Fortinet wären wir dann vergleichbar auch knapp unter 100 USD. 😉

Wo diese Phase endet, kann ich Ihnen also nicht sagen, vielleicht noch viel höher. Ich hatte schon im Januar das Video von Chuck Yeager beim Höhenrekordversuch in Hari Live, das zeigt, was bei parabolischen Flugbahnen passiert. Man nennt das "Stall", zu deutsch -> Strömungsabriss <-.

Für mich hat der Cyber-Security Sektor nun die Phase der Begeisterung erreicht, an der ich gerne einen Schritt zurück mache. Auch woanders gibt es schöne Gewinne in dafür stabilen Trends, bei denen man nicht Nachts in Schweiss gebadet aufwachen muss. Parabolische Flugbahnen voller Hype sind nicht so mein Ding und ich steige gerne ohne Reue vor dem Strömungsabriss (Stall) aus. Das ist mir mein ruhiger Schlaf wert. 😉

Wer es aber mag, bleibt bei Fortinet drin und zieht aber zwingend einen Trailing-Stop mit. Und wenn das Ding mal irgend wann - vielleicht viel höher - zu fallen anfängt, dann denke man bitte an DDD und jeder weiss dann hoffentlich, was zu tun ist!

Ihr Hari

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Apple, der Markt und die Erwartungen

Heute ein paar Zeilen im Nachgang der Quartalszahlen von Apple, die gestern zu einem deutlichen Kurs-Minus an der Börse geführt haben.

Überall liest man nun Unverständnis darüber, warum der Markt eine Apple Aktie so abverkauft, nach dem diese ja objektiv ganz ausgezeichnete Quartalszahlen abgeliefert hat, die man kaum besser machen kann.

Selbst im Handelsblatt, dass ja theoretisch der Hort von Finanz- und Börsenkompetenz sein sollte, versteigt sich der Herausgeber Gabor Steingart im -> heutigen "Morning Briefing" <- zum für mich ziemlich platten Satz: "Dieser Kursverlust sagt nichts über Apple aus, aber viel über die Investoren. Die Börse ist der einzige Ort, an dem Verrückte wie Propheten behandelt werden."

Ach Gottchen, da ist es wieder, dieses nicht ausrottbare Märchen, dass "die Börse" etwas Abstraktes sei, "herum spinnen" würde und die Realitäten nicht sehen würde. Und übrigens, das mit den "Verrückten als Propheten" findet sich noch in vielen anderen Bereichen des Lebens, aber das Thema will ich nun hier nicht vertiefen. 😉

Das Gegenteil ist aber bei der Börse der Fall, es gibt kaum einen besseren Frühindikator. Sie reagiert schneller und oft klüger, als wir es als Individuen in der Regel können und die Selbstüberschätzung, klüger als der Markt zu sein, ist der garantierte Weg zu Verlusten und Scheitern.

Aber auch überall in anderen Medien, konnte man dieses Unverständnis zur Marktreaktion auf Apple gestern wieder lesen und ich habe da mehrfach nur meine Hände vor dem Gesicht zusammen schlagen können, als ich die immer gleichen Texte dazu las.

Deshalb nun ein erneuter Versuch, auf ganz einfache Art und Weise zu erklären, wie wir Menschen agieren und wie deshalb der Markt zwangsläufig auch agiert. Denn ein Markt - nicht nur die Börse, auch andere Märkte - wird von Erwartungen geprägt.

In Grossbuchstaben, von ERWARTUNGEN! Die Zahlen und Fakten der Gegenwart, sind dagegen schon wieder Vergangenheit und kalter Kaffee - ausser sie verändern auch die Erwartungen.

Und der Markt ist auch nicht abstrakt, sondern besteht aus uns. Ja aus uns! Denn wir sind die, die mit unseren Handlungen die Kurse machen - plus ein paar Algorithmen, die aber von "uns" programmiert wurden. 😉

Nehmen wir also zwei hypothetische Beispiele um zu zeigen, wie wir agieren und wie deshalb zwangsläufig auch der Markt agiert:

Grundstücksverkauf

Nehmen wir an, Sie besitzen ein Grundstück, das Sie bald mal zu Geld machen wollen. Die Preise für Grundstücke steigen und steigen aber in Ihrer Umgebung und Sie haben keinen zeitlichen Druck und brauchen das Geld nicht sofort.

Was machen Sie? Sie warten mit dem Verkauf.

Ein halbes Jahr später kommt eine Marktanalyse zum Immobilienmarkt und die weist schon wieder deutlich gesteigerte Grundstückspreise aus und kein Indiz für eine Trendwende.

Was machen Sie? Sie warten.

Noch ein halbes Jahr später das gleiche Spiel. Wieder höhere Preise.

Was machen Sie? Sie warten.

Dann plötzlich eine Analyse, die erneut höhere Preise aufzeigt, Sie erleben nun die höchsten Grundstückpreise der Geschichte. Eigentlich ein Grund zum Jubeln! Aber da gibt es in dieser Studie diese feinen Hinweise, dass der Nachfragedruck auf die Makler abnimmt und auch aus Ihrem Freundeskreise hören Sie Signale von Leuten, die von anderen Regionen schwärmen, in denen das Leben auch schön und vor allem billiger sei. Sie hören sozusagen die "Flöhe husten".

Was machen Sie? Sie verkaufen nun!

Warum? Wegen der Erwartungen! Weil die Flöhe husteten. Nicht weil der Immobilienmarkt wirklich eingebrochen ist. Denn objektiv sind die Preise jedes Mal gestiegen. Aber Ihre Erwartungen bestimmen eben Ihr Handeln!

Was dann tatsächlich danach passiert, ist dass ein paar Monate nach dem Sie verkauft haben, ein grosser Konzern mit tausenden Arbeitsplätzen sich bei Ihnen in der Region nieder lässt. Und die Grundstückspreise steigen weit über Ihren Verkaufspreis.

Da Sie aber klug sind, ärgern Sie sich nicht. Denn das konnte man zum Zeitpunkt Ihrer Entscheidung nicht wissen. Ihr Handeln aber war damals aufgrund der Erwartungen rational und richtig.

Hochspringer

Sie sind Sportmanager und verdienen Ihr Geld damit, Talente zu finden und diese zu lukrativen Verträgen zu führen und daran mit zu verdienen. Sozusagen wie Willi Weber und Michael Schumacher.

Derzeit haben Sie den Dauerweltmeister im Hochsprung unter Vertrag, der den Wettbewerb seit Jahren dominiert. Beständig und zuverlässig produziert der Höhen von 2.40 Meter und mehr und ist unangefochten.

Dann gibt es da auch noch den jungen, 17-Jahre alten aufstrebenden Hochspringer, der grosses Potential zu haben scheint, dessen Rekord noch bei 2,20 Meter steht, aber er ist ja erst 17!

Im Sommer nun gewinnt Ihr Klient die Olympischen Spiele und springt dabei Weltrekord. Er steht auf dem Höhepunkt des Erfolges, höher scheint es nicht mehr zu gehen.

Da Sie ihn aber gut kennen wissen Sie auch, dass die Wehwehchen langsam los gehen, Jahrzehnte harten Trainings fordern halt ihren Tribut.

Für welchen Sportler interessieren Sie sich nun als Manager mehr. Für den der 2,40 springt oder den der 2,20 springt?

Die Antwort dürfte klar sein. Es sind die Erwartungen, die Ihr Handeln bestimmen.

Aber auch hier kann Ihre Erwartung sich im Nachhinein als falsch heraus stellen. Der junge Sportler hat bald danach einen Unfall und wird zum Sportinvaliden. Und der Champion, überwindet durch Umstellung des Trainings seine Wehwehchen und dominiert den Wettbewerb noch 5 Jahre, in denen ein anderer Manager mit ihm reich wird.

Apple

Und genau das ist nun das Problem der Quartalszahlen von Apple.

Apple hatte als "Dauersieger" die Anleger darauf konditioniert, die bewusst niedrig gehaltenen Prognosen, dann bei den Quartalszahlen jedes Mal in den Boden zu stampfen und deutlich zu übertreffen.

Nun ist das zum ersten Mal seit langer Zeit nicht passiert. Und die Prognosen sind noch vorsichtiger geworden.

Und das ruft wie beim Hochsprung-Weltmeister und wie bei dem Gerede Ihrer Freunde zu den Immobilienpreisen Fragezeichen hervor. Und da alle gerne am Hochpunkt verkaufen wollen, wie Sie mit Ihrem Grundstück auch, rennen alle gleichzeitig schnell zum Ausgang. Und das produziert so einen Tag wie gestern bei Apple.

Ist das nun übertrieben oder werden die schnellen Verkäufer am Ende bei Apple doch Recht haben? Das kann nur die Zukunft zeigen, wer behauptet er wüsste es heute, leidet unter Selbstüberschätzung.

Wenn Sie mich fragen, glaube ich auch, dass die Reaktion zwar verständlich, aber etwas übertrieben ist. Ich bin immer noch optimistisch, was Apples weitere Kursentwicklung angeht, aber ich verstehe solche Bewegungen und respektiere sie.

Und ich bin weit davon entfernt im Brustton der Selbstgewissheit zu sagen, dass ich klüger als der Markt bin und der Markt "spinnen" würde.

Wie soll das auch wahr sein, denn der Markt sind wir - Sie und ich und viele andere, die auch Intelligenz haben und denken können.

Letztlich zeigt der Markt also nur das Verhalten, das auch wir, die Marktteilnehmer, in so Situationen zeigen. Wir leiten unser Handeln aus den Erwartungen an die Zukunft ab und nicht aus den Fakten der Gegenwart.

Und diese Denkstrukturen führen bei Apple zu Kursbewegungen. Die objektiven Gewinne des alten Quartals sind dagegen kalter Kaffee und haben keine Relevanz für unser Handeln mehr, ausser die Zahlen verändern durch Überraschungen auch unsere Zukunfts-Erwartungen.

Wer diesen Mechanismus versteht, nimmt die gestrige Kursbewegung bei Apple ohne grosse Verwunderung zur Kenntnis. Und wer ihn nicht versteht, ist dazu verdammt, an der Börse immer auf der falschen Seite zu stehen.

Da bleibt mir nur angelehnt an Clintons berühmtes "It´s the economy stupid!" zu sagen:

"It´s the anticipation stupid!"

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Kohle, Aixtron und Goldminen – Tiefer geht immer

Am 23.04.15 hatte ich im Artikel -> Tiefer geht immer und erst bei Null ist Schluss <- am Beispiel Kohle deutlich erklärt, warum so viele Anleger immer wieder und immer wieder völlig sinnlos ihre Zeit mit tief gefallenen Aktien vergeuden.

Ich zitiere noch einmal, weil es so wichtig ist:

Und trotzdem, trotz all der Börsenregeln und Wiederholungen, wird dieser Fehler immer wieder und immer wieder begangen - einfach weil sich Menschen für klüger als der Markt halten. Und weil etwas, das sehr tief gefallen ist, auf den ersten Blick "billig" erscheint und bei unbedarften Anlegern laut "kauf mich" schreit.

Dahinter steht eine ebenso menschlich instinktive, wie grottenfalsche Interpretation von dem, was Kurse sind. Bei breiten Indizes kann man sehr wohl davon ausgehen, dass diese im Sinne "Mean Reversion" irgendwann von einem Extrem wieder auf einen Mittelwert zurück schwingen. Zumindest solange die Welt nicht untergeht. Aber auch bei Indizes kann das Jahre und manchmal ein Jahrzehnt dauern und insofern ist es auch da riskant, darauf blind zu wetten.

Bei einzelnen Aktien und selbst ganzen Sektoren, kann man aber selbst davon nicht ausgehen und es verschwinden weit mehr Unternehmen und auch Sektoren im Vergessen und fallen ins Bodenlose, als wir in der oberflächlichen Wahrnehmung glauben. Ich könnte endlose Beispiele dafür anführen und mit dem Thema Kohle bringe ich gleich auch noch einen prägnanten Fall.

Achten Sie übrigens mal darauf, was in den Medien, die die privaten Anleger bedienen, immer die beliebtesten Spekulationen sind. Es sind ganz oft die "gefallenen Engel" des letzten Börsen-Zyklus, die so vermeintlich "billig" erscheinen. Dummerweise ist es erstaunlich selten so, dass die Favoriten des letzten Zyklus sich dann im folgenden Zyklus komplett erholen. Viel erfolgsträchtiger ist es dagegen, in einem neuen, typischerweise mehrjährigen Börsenzyklus, die neuen Favoriten zu identifizieren und auf die zu setzen, statt mit den alten Favoriten am Boden herum zu "gründeln" und auf den nie so richtig kommenden Rebound zu warten.

Dieses Verhalten beruht auf dem schon oben im genannten Artikel besprochenen "Referenzeffekt" in unseren Hirnen. Wir empfinden einen Kurs mit einer weit höheren Referenz in der Vergangenheit, instinktiv als "sicherer" und "chancenreicher", als einen Kurs, der auf Höchstständen notiert, weil er Teil eines starken Aufwärtstrends ist. Dabei ist das eine völlige Fehlinterpretation von dem was Kurse sind und es ist zu oft in der Realtität genau anders herum!

Wie stark diese völlig fehl geleiteten Reflexe bei vielen Anlegern sind, kann man auch aktuell wieder wunderbar am Fall Aixtron sehen. Was tanzen Anleger derzeit um die Aktie herum, die in den letzten Jahren nur durch eine Enttäuschung nach der anderen aufgefallen ist. Schaut man auf Nachrichtendienste und Börsenmedien, scheint Aixtron zu den am meisten diskutierten Aktien zu gehören. Warum aber gerade so eine -> "Honigfalle" <-, bei der eher wenig zu holen ist?

Warum nicht statt dessen die unzähligen, super starken Momentum-Aktien, die seit Jahren nur steigen? Wir haben in der Community in unserem letzten Teamprojekt "Sicherheit durch Wachstum" alleine 70! Aktien identifiziert, von denen jede attraktiver und aussichtsreicher erscheint, als Aixtron aktuell.

Und schon vor über 3 Jahren, habe ich in Artikeln wie -> Aixtron - ein Management im Blindflug <- oder -> Die Lage im LED Anlagenbau <- die Aktie im wahrsten Sinne des Wortes für mich "abgehakt" und dann nie mehr beachtet. Und das war mehr als gerechtfertigt, wenn man sich die folgende Entwicklung anschaut. Es sage also niemand, die eher traurige Kurs-Entwicklung sei nicht absehbar gewesen.

Was also macht Aixtron nun derzeit für Anleger interessant? Objektiv kann ich persönlich dafür keinen Grund erkennen. Nur eben, wie oben beschrieben, den völlig fehlgeleiteten psychologische Ankereffekt, der einem einflüstert, dass etwas das stark gefallen ist, ja auch wieder steigen "muss".

Was für ein Quatsch! Steigen "muss" am Markt gar nichts und der Markt ist klüger als wir und wenn eine Aktie so tief steht, hat das in der Regel gute Gründe.

Schauen wir doch noch einmal auf Kohle. Wer mir im April nicht geglaubt hat und Peabody Energy bei 4,87USD nun "billig" fand, findet sich nun 3 Monate später ca. 75% tiefer bei 1,13 USD wieder. AUA!

BTU 21.07.15

Und wohin das am Ende führen kann, hat gerade erst die lange für solide erachtete Walter Energy vorgemacht, die nun in die Insolvenz geht und für die Aktionäre wohl wertlos verfallen wird. Exitus!

Ach ja, dann haben wir ja gerade noch so ein Thema. Gold und die Goldminen. Ob die nun "billig" sind, ist auch offen und klar ist auch, dass es im Sektor wohl auch bald einige Pleiten geben wird.

Nun werden nicht alle Goldminen vom Markt verschwinden und insofern werden die, die dieses Armageddon überleben, am Ende auch wieder nach oben ziehen. Nur wer überlebt, das ist die grosse Frage, die man von aussen nicht beantworten kann.

Und bevor sich diese Frage stellt, muss es wohl erst noch schlimmer kommen, bevor es besser kommen kann und Gold im dreistelligen Bereich ist zumindest temporär zu erwarten. Warum also soll man nun mit so einem Sektor seine Zeit vergeuden, wo andere Sektoren parallel boomen? Die Antwort steht wieder oben im Zitat, nur im Spiegel sich selber erkennen, das muss man schon selber.

Wer also wissen will, warum so viele Privatanleger an der Börse auf keinen grünen Zweig kommen, finden in der Selbstüberschätzung, mit völlig untauglichen Mitteln klüger als der Markt sein zu wollen, einen ganz wesentlichen Grund.

Und so stellt sich die Frage, ob so ein Chart wie das von Yamana Gold (AUY) nun "billig" ist:

AUY 21.07.15

Meine klare Antwort darauf ist erneut: Tiefer geht immer und erst bei Null ist Schluss!

Sicher, vielleicht dreht die Aktie bald und setzt ihren Weg ins Nirwana nicht fort. Aber gäbe es aktuell dafür ein Indiz, würde man das am Kurs sehen, denn der Markt weiss mehr als wir und reagiert darauf schneller als wir. Und sicher, der Sektor ist extrem überverkauft und nun für eine scharfe Gegenbewegung überreif. Aber überverkauft ist Peabody Energy schon lange und was nützt es?

Warum also, sollte man sich nun mit so Aktien abgeben? Und warum bilden sich immer wieder Anleger ein, hier eine Glaskugel zu besitzen?

Wer erfolgreich ist, konzentriert sich statt dessen am Markt auf die Dinge, die schlicht funktionieren. Wer dagegen immer klüger als der Markt sein will und meint es besser zu wissen, fühlt sich zwar eine Zeit lang als "toller Hecht", wird aber am Ende scheitern.

Das eigene Ego pinseln oder demütig dem Markt folgen und Erfolg haben - das sind die Alternativen, die zur Auswahl stehen.

Wählen Sie!

Ihr Hari

PS: Hier findet sich ein aktuelles Interview mit mir: -> Ausführliches Interview mit Cortent <-

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Leverage kills – Von Selbstüberschätzung und Tail Risks

Der folgende Artikel erschien schon Freitag 10.07.15 14:10 in Hari Live

Nach Europäern, die im Januar kreditfinanziert gegen den scheinbar "sicher" durch die SNB begrenzten Franken gewettet und sich dabei blutige Nasen geholt haben, trifft es nun Chinesen, für die "sicher" war, was die Regierung promoted hat:
-> Wie der Sozialismus Chinas Börsen retten soll <-

Wenn etwas scheinbar "sicher" ist, ist es am Markt in der Regel ganz besonders gefährlich. Eine Regel ist dabei universell: Leverage (hier Kredithebel) kills.

Denn wer nur eingesetzt hatte, was er tatsächlich besessen hat oder zumindest bereit zu verlieren war, ist nun zwar auch unter Wasser, kann aber vergleichsweise ruhig und gelassen abwarten, ob die Kurse nicht wieder zurück kommen.

Wem nun aber der "Margin Call" droht, weil der Kredithai zur Zurückzahlung drängt, ist nackt und dann nicht mehr dabei, wenn es später wieder hoch geht.

Ich weiss, ich weiss, immer wenn ich so etwas schreibe, erklären mir manche - je männlicher und jünger desto wahrscheinlicher 😉 - dass man das ja nicht so hart sehen muss und sie persönlich aber, das im Griff hätten.

Darauf kann ich dann nur die Schultern zucken und mit meiner ganzen Erfahrung und Autorität sagen: FALSCH!

Das ist wie beim Truthahn vor Thanksgiving, für den ist auch alles in Ordnung und er hat alles im Griff, bis ihm der Hals umgedreht wird. Plötzlich und unerwartet sozusagen. 😉

Männer, jung noch dazu, neigen einfach zur Selbstüberschätzung. Diese Selbstüberschätzung hat auch einen evolutionären Sinn, denn ohne den Mut sich etwas zuzutrauen und sich sozusagen auf einen Säbelzahntiger zu stürzen, wäre die Menschheit schon verhungert. Deshalb setzt man in jungen Jahren, wenn man vor Energie fast platzt, auch gerne das Auto gegen den Baum. 😉 Mir ist das zwar nicht passiert, dafür habe ich aber in Selbstüberschätzung andere Dinge gemacht, die nicht weniger idiotisch waren. Ich weiss also schon, worüber ich da rede.

Und es fehlt vielen ganz eindeutig die Phantasie, was alles schief gehen kann und nach Murphy auch irgendwann schief gehen wird. Die berühmten "schwarzen Schwäne" und ihre Auswirkungen eben, die spezielle Ausprägungen des allgemeineren Begriffs vom -> Tail Risk <- sind.

Wo steht zum Beispiel geschrieben, dass nicht in 10 Minuten eine massive, von einem Staat gesteuerte, Cyberattacke gegen die NYSE beginnt, deren Ziel nicht der "Denial of Service" (DoS) ist, sondern deren Ziel Chaos ist, weil Kurse willkürlich beeinflusst werden?

In dem folgenden Chaos würde Schlimmeres passieren, als beim Franken Anstieg im Januar. Da würden Margin Calls durch das System laufen, die es zum völligen Zusammenbruch bringen. Und alle, die das ja dann "im Griff" zu haben glaubten, würden sehr schmerzhaft aus ihrer selbstgefälligen Kontrollillusion aufwachen.

Auch hier wären natürlich auch die Anleger ebenso betroffen, die nicht gehebelt auf Kredit (mit Leverage) gewettet haben. Aber auch hier ist wieder der entscheidende Unterschied, ob man nach den Events weiter leben kann, oder aus finanzieller Sicht das Schicksal des Truthahns teilt.

Denn auch dieses Chaos wird durch Eingreifen der staatlichen Organe im Nachgang irgendwie bereinigt werden. Kurse werden zurück gerechnet werden und am Ende wird sich eine halbwegs akzeptable Lösung finden.

Wer nur mit Geld dabei war, das er wirklich hatte und/oder entbehren kann, kann diese Bereinigung abwarten, ohne dass die Existenz in Frage steht. Diese Anleger haben keinen Druck und keine unmittelbare Not. Sicher wird da auch jede Menge Sorge um das Kapital sein, aber es gibt eben keinen sofortigen Exitus.

Wer aber über seine eigene Finanzkraft hinaus mit Kredit spekuliert hat, der ist schlicht "platt". Und wenn Monate später Ausgleichszahlungen kommen und Kurse zurück gerechnet werden, ist das für diese armen Seelen zwar nett, löst aber das Problem des geplatzten Kredites nicht mehr.

Der entscheidende Unterschied, ist also wie beim Truthahn, dass man unbedingt das kurzfristige Fallbeil verhindern muss! Denn dann hat man auch die Chance, später bei wieder steigenden Kursen oder im Zuge einer Regelung wieder zu profitieren.

Wer aber mitten im Absturz vom Fallbeil getroffen wird, ist danach schlicht: tot!

Also: Leverage kills. Davon bin ich fest überzeugt. Und es gibt auch keinen Grund auf Kredit zu spekulieren. Ich mache es jedes Jahr vor, dass man auch ohne Leverage gute Performance erzielen kann. Und wer ein zu kleines Depot hat und glaubt, das mit Hebel aufpeppen zu müssen, um das grosse Rad zu drehen, ist mit Verlaub naiv. Denn ein Hebel wirkt in beide Richtungen und zu glauben, man würde sicher die richtige Richtung treffen, ist das Zeichen grosser Selbstüberschätzung.

Mir ist klar, dass es wohl Einige gibt, denen diese Worte nicht gefallen werden. Aber es gibt wenig, wovon ich so überzeugt bin.

Und wenigstens wird man nie sagen können, ich hätte nicht eindringlich davor gewarnt.

Weitere Worte dazu finden sich hier:
-> Leverage can kill <-

Natürlich hat der Artikel recht, wenn er sagt: "Leverage itself doesn’t kill people, people kill people. And people who don’t understand leverage or abuse it will inevitably get killed by it."

Am Ende sind es natürlich immer die Menschen, die die Verantwortung tragen. Ein Gewehr tötet auch nicht, sondern der Mensch, der damit schiesst tötet.

Und wenn man die Sache wirklich "im Griff" hat, kann man auch Leverage selektiv und sinnvoll einsetzen, weil man sich immer über das reale Gesamtrisiko im Klaren ist, mit dem man im Markt unterwegs ist.

Für sehr erfahrene Trader und Anleger, kann Leverage also Sinn machen. Aber sehr erfahrene Spezialisten können auch im sonstigen Leben mit Gefahrengütern hantieren, die bei Normalbürgern zu schweren Gesundheitsschäden führen würden. Diese Profis versuche ich hier nicht zu adressieren, die wissen schon was sie tun.

Um aber den Punkt für alle normalen Anleger und Nicht-Profis unzweideutig klar zu machen und gerade die zu erreichen, die sich in der Sonne der eigenen Selbstgefälligkeit räkeln, formuliere ich es hier aber bewusst etwas überspitzt und plakativ:

Leverage kills!

Ihr Michael Schulte (Hari)

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Problemfall Volkswagen

Der folgende Artikel erschien gestern, Montag 13.07.15 17:10 Uhr in Hari Live

Wenn ich eine Aktie auswählen sollte, für die ich im DAX derzeit am skeptischten bin, würde mir Volkswagen, konkret hier die im DAX notierenden Vorzüge, einfallen.

Warum?

Erstens wissen Sie, wie sehr ich Ferdinand Piëchs Kritik inhaltlich geteilt habe. Zu gross, zu komplex, zu zentralistisch unter Winterkorn, zu selbstgefällig unter Winterkorn, zu stark von Gewerkschaften und Politik dominiert. So sehe ich persönlich Volkswagen.

Zweitens gibt es kaum ein Unternehmen, dass so stark vom chinesischen Markt abhängt. Wenn die Autoverkäufe in China kippen, hat VW schnell ein ernstes Problem. Das auch, weil man unfähig erscheint, das US Geschäft richtig zum Laufen zu bringen.

Drittens zeigt das Chart nicht nur weiter einen klaren Abwärtstrend und auch heute wieder relative Schwäche zum DAX. Auch eine deutliche negative Divergenz im On-Balance-Volumen zeigt sich, sprich das grosse Geld scheint so skeptisch wie ich zu sein:

VW VZ 13.07.15

Nun kann man sich darüber streiten, ob VW wirklich die Aktie im DAX mit dem zweifelhaftesten Ausblick ist, um solche Superlative geht es mir aber auch nicht.

Klar ist aber, dass das keine Aussichten und keine Rahmenbedingungen sind, die mich derzeit dazu veranlassen, bei VW nun Long zu sein. Wenn schon unbedingt deutsche Autos, dann immer noch besser BMW oder Daimler. Wobei auch bei denen das Upside langsam begrenzt sein sollte.

Sicher, man versucht bei VW nun mit einer Umorganisation etwas gegenzusteuern und auch der neue VW Marken-Chef Herbert Diess, könnte frischen Wind bringen. Auch wenn das keiner zugeben will, hat Ferdinand Piëchs harsche Kritik doch etwas in Bewegung gesetzt.

Aber auch ein Herbert Diess muss sich erst einmal gegen die in meinen Augen wahren Mehrheitsgesellschafter - die Gewerkschaften - durchsetzen. Denn bei aller Liebe und aller Berechtigung einer starken Mitarbeitervertretung, im Zusammenspiel mit der Politik scheinen die Gewerkschaften mir bei VW zu mächtig zu sein. Und davon abgesehen, was ist wenn der Fisch wirklich vom Kopf stinkt, wie es Piëchs Kritik für mich persönlich implizierte?

Nein, VW macht mir als Aktie den Mund gerade nicht wässrig.

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Amputationsschmerz – Europa in der Sackgasse

Der folgende Artikel erschien schon gestern, Montag 13.07.15 08:30 Uhr in Hari Live, als das Ergebnis des Gipfels noch nicht fest stand

Guten Morgen!

Was schreibt man an so einem historischen Tag, an dem zum Zeitpunkt dieser Worte, immer noch kein weisser Rauch aus Brüssel aufgestiegen ist?

Sie wissen, wie ich zum Thema stehe. Wer nun immer noch nicht sieht, wie der -> fehlkonstruierte Euro <- Europa zerstört, dem kann ich nicht mehr helfen.

Denn was jetzt in Brüssel passiert, ist das Ergebnis eines Patts zwischen zwei unvereinbaren Grundpositionen, für die Frankreich und Deutschland stehen. Grundpositionen, die sich in 20 Jahren nicht geändert haben. Es geht nur vordergründig um Griechenland, in Wirklichkeit geht es darum, was das für eine Eurozone ist. Die auf Regeln und Stabilität ausgelegte Eurozone als Nachfolger der D-Mark. Oder die weiche und unter dem Primat politischer Wünsche stehende Eurozone Frankreichs, als Nachfolger des Franc.

Da sich beide Positionen unlösbar gegenüber stehen und auch keiner nachgeben kann - Frankreich schon alleine nicht aus Angst, als nächstes in den Fokus der Märkte zu geraten - wird nun ein Kompromiss auf Kosten Griechenlands geschmiedet, in dem Griechenland dem Wunsch Frankreichs entsprechend im Euro bleibt und die Bedingungen dafür aber so hart sind, dass es die deutsche Seite zufrieden stellt.

Dieser "Kompromiss" ist in der Zwangsjacke des Euros der kleinste gemeinsame Nenner zwischen beiden Positionen. Und gleichzeitig - und das ist das Fatale - kann er nicht über den Tag hinaus tragen.

Glaubt jemand ernsthaft, dass dieses Griechenland mit dieser sozialistisch/populistischen Regierung und einer Haltung der Bevölkerung, die Schuldige immer woanders sucht, einen Massnahmenkatalog umsetzt und dafür Mehrheiten gewinnt, der weit über alles hinaus geht, was bürgerliche Vorgängerregierungen getan haben? Unfug!

Damit stehen wir bald wieder an der gleichen Stelle und gewonnen ist Nichts. Nur das ganz viel Vertrauen und Zusammenhalt in Europa kaputt gegangen ist. Und das Blame-Game ist ja schon im vollen Gange und alter Hass gegen Deutschland bricht wieder auf.

Dabei ist es objektiv Frankreich und die Kommission, die mit ihrer kompromisslosen Haltung den einzigen sauberen Weg geschlossen haben und zu diesem Patt geführt haben. Griechenland hätte aus dem Euro gemusst und ganz wohlwollend, ausserhalb von der EU massiv gestützt werden müssen. Billiger wäre es dadurch nicht geworden, aber es wäre die sauberere Lösung gewesen - die Lösung die Hoffnung für die Zukunft macht. Auf die frechen Forderungen Tsipras einzugehen. hätte die Eurozone dagegen erst recht zerstört. Das war nie eine Option.

Mehr will ich dazu heute früh gar nicht schreiben, die Dinge sind ja noch im Fluss. Klar geworden sind aber endgültig zwei Dinge:

1. Der Euro ist in seiner Fehlkonstruktion der Totengräber Europas Einigkeit und bringt die Völker gegeneinander auf.
2. Der Ansatz in ein anderes demokratisches Land hinein zu regieren, ist absurd und kann nicht funktionieren.

Es gibt zwei Wege, wie Europa sich retten kann.

Der Erste wäre eine schnelle Integration zum föderalen Bundesstaat. Das ist irreal und scheitert vor allem an Frankreich. Daran sieht man auch, wie viel vom Europa-Gerede aus Paris zu halten ist. Frankreich, das sich immer noch als "Grande Nation" begreift, wird als Letztes bereit sein, seine Staatlichkeit aufzugeben. Der Weg ist unrealistisch.

Der zweite Weg ist, dass der Euro sich gesund schrumpft auf die Staaten, die unter dem gemeinsamen Korsett auch leben können, weil sie sich kulturell am nächsten sind. Der Weg der Gesundschrumpfung durch Austritt der Schwachen wird gerade entschieden. Wenn Griechenland nun nicht geht, wird nie irgend ein Land den Euro freiwillig verlassen, denn gerade die schwachen Länder profitieren am meisten und nicht Deutschland, wie immer unter Verdrehung der Tatsachen behauptet wird.

Wenn aber der Weg der Schrumpfung durch Austritt der Schwächsten nicht geht, bleibt nur der freiwillige Austritt Deutschlands. Das ist aber auch unrealistisch und wird keine Mehrheiten finden bzw erst dann, wenn die Krise wirklich schwer und für alle merkbar wird.

Im Moment geht es aber den Deutschen oberflächlich zu gut und die D-Mark ist so lange her, dass viele jüngere Menschen sich etwas anderes als den Euro gar nicht vorstellen können. Und die Herde hat hohe Beharrungskräfte, sie wird in Unsicherheit immer wählen, was sie kennt.

Bei der Einführung des Euros waren 60% der Deutschen gegen den Euro und für der Erhalt der eigenen Währung. Darüber sind die europatrunkenen Parteien ausnahmslos einfach hinweg gegangen. Hinweg gegangen auch über all die unzähligen warnenden Worte qualifizierter Ökonomen und Geldpolitiker. Heute gäbe es wohl eine 60:40 Mehrheit für den Euro, weil die Mehrheit sich etwas anderes nicht vorstellen kann und das Problem auch gar nicht versteht und nicht erkennt.

Abgesehen davon, wäre an dem Tag, an dem Deutschland aus dem Euro ausscheidet - und mit dem Euro wahrscheinlich einige andere Länder wie die Niederlande - der Euro am Ende, weil ihm der Anker fehlt. Auch das ist realistisch kein gangbarer Weg. Der einzige Weg, in dem der Überdruck hätte geordnet entweichen können, das Überdruckventil sozusagen, wurde aber gerade von Frankreich zugestellt.

Die Situation ist übel und ohne heftigen Amputationsschmerz nicht mehr zu lösen. Alles was jetzt passiert, ist wieder nur teuer Zeit zu erkaufen, ohne Chance auf Besserung oder Lösung. In jeder Krise liegt auch Chance, alleine mir fehlt die Wahrnehmung, dass die Beteiligten - insbesondere die Brüsseler Truppen um Juncker, Schulz und Co. - überhaupt das Problem begriffen und/oder wahrhaben wollen. Und diese Selbsterkenntnis, steht am Anfang jeder Chance auf Besserung.

So schnell geht es, wenn Radikale zu zündeln beginnen und dabei auf Verlogenheit und mühsam kaschierte Gegensätze treffen, die sie frei legen.

An dem Problem, das wir nun haben, hat Griechenland auf jeden Fall keine Schuld. Die griechischen Demagogen, sind in ihrer Verantwortungslosigkeit nur der Katalysator, der den Schleier all der Verlogenheiten frei legt und den Blick auf die im Kern bestehenden Widersprüche des Euros und Europas lenkt.

Am Ende gewinnt halt die Mathematik, die kann man weder betrügen, noch politisch umschiffen. 1+1 ist immer noch 2. Und 19-1 ist 18 und nicht Null.

Ach Europa!

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Apple und die US Indizes an der Klippe

Vor einer guten Woche, hatte ich im Artikel -> Mr. Gnadenlos und das wahre Risiko <- schon darauf hingewiesen, dass die mittelfristigen Risiken in den US Indizes und im Speziellen im Leitindex S&P500 steigen.

Nun hatten wir gestern sogar noch ein fieses "Reversal des Reversals", denn der Dienstag brachte im Sinne "Turnaround Tuesday" eigentlich alle Parameter eines beginnenden Rebounds, wurde aber am gestrigen Mittwoch unter dem Druck von Grexit, China und einer über Stunden geschlossenen New York Stock Exchange, vollständig wieder abgegeben.

Die Price-Action im S&P500 wird daher immer fragwürdiger, das Chart zeigt deutlich, wie riskant die Lage nun ist:

S&P500 09.07.15 3

Wer jetzt also nur auf Griechenland starrt und eine Auflösung des Dramas für Käufe nutzen will, könnte damit auf mittelfristige Sicht deutlich zu kurz springen. Denn damit befindet man sich im massiven Konsens im deutschen Markt, alle warten darauf, den Grexit dann wieder als Kaufgelegenheit nutzen zu wollen. Und was alle erwarten, kann am Markt nur schwer eintreffen.

Ein denkbares und für den fiesen Mr. Market sehr typisches Szenario, wäre daher eine kurze Erleichterungsrally im DAX, die dann aber schnell von den wichtigeren Problemen im Rest der Welt aufgefressen wird. Stellen Sie sich nur mal vor, in China würde der Absturz weiter gehen und das Vertrauen der Bevölkerung erschüttern. Unsere Autobauer würden es wohl in den Absatzzahlen als Erste merken und der DAX in Folge auch.

Und mit den hektischen, dirigistischen Maßnahmen zur "Stützung" des Marktes, machen die chinesischen - nur dem Namen nach noch "kommunistischen" - Kader alles nur schlimmer, weil sie das Vertrauen untergraben und sich dem Risiko aussetzen, die eigene Machtlosigkeit deutlich zu machen. Und wenn Vertrauen bricht, dann geht es schnell und massiv nach unten. Eine Herde von Marktteilnehmern, die von Panik in eine Abwärts-Stampede getrieben wird, hält wirklich in ihrem Lauf, "weder Ochs noch Esel auf". Das müssen die Chinesen wohl noch lernen - Vertrauen ist das Zauberwort, nicht operative Hektik!

Deshalb ist es für uns nun so wichtig, auf die US Indizes zu schauen, denn wenn die nun zur ersten harten Korrektur seit über drei Jahren ansetzen sollten, wird sich der DAX dem nicht entziehen können!

Kurzfristig ist das Sentiment in den US nun aber so sauer geworden, dass eine positive Gegenbewegung in den nächsten Tagen, vielleicht auch im Zuge einer Auflösung des griechischen Dramas, ganz gute Chancen hat. Was danach kommt ist die Frage und da sieht die Marktmechanik im mittelfristigen Blick wirklich nicht mehr gut aus.

Will man den Zustand eines Marktes einschätzen, lohnt es sich dabei auch, einen Blick auf die führenden Aktien und deren Strukturen zu werfen und wer wäre da besser geeignet, als *der* Bluechip schlechthin: Apple.

Wir sehen im Chart schnell, dass bis zum 28.04. (dem blauen Pfeil) alles nach einer positiven Fortsetzung des Aufwärtstrends wie aus dem Lehrbuch aussah. Das böse Reversal am 28.04., hat dann aber alles verändert und seit dem ist der Wurm drin:

AAPL 09.07.15

Wir sehen auch, dass Apple nun im wahrsten Sinne des Wortes "an der Klippe" steht und die nun deutlich sichtbare Divergenz im On-Balance-Volumen, macht keine guten Gefühle. Eine diffuse Nachrichtenlage mit negativen Nachrichten zur Apple Watch, macht die Lage nicht einfacher. Diese Nachrichten sind nicht wegen der absoluten Zahlen bedeutend, dafür ist der Umsatz der Apple Watch zu gering. Sie haben aber Bedeutung, weil sie am Nimbus der Unbesiegbarkeit von Apple kratzen.

Trotzdem gehe ich auch bei Apple eher davon aus, dass wir hier nicht direkt durchfallen, sondern es nun kurzfristig erst einmal eher nach oben geht. Danach wird es aber wirklich riskant und wenn eine solche Gegenbewegung wieder verkauft werden sollte, muss man bei Apple, wie bei den US Indizes, von einer echten Korrektur ausgehen, die dann auch am DAX nicht vorüber gehen wird.

Fazit:

Die mittelfristige Lage in den US Indizes sieht zunehmend wackelig aus. Noch ist nichts entschieden und auch eine erneute Auflösung nach oben ist denkbar. Wir dürfen durch das griechische Gezappel aber auf keinen Fall blind für diese Entwicklungen werden, denn die sind für DAX und Co. am Ende wichtiger als die Frage, auf welche Art und Weise nun weitere Steuermilliarden in Griechenland verbrannt werden. Denn dass es dazu kommt, ist völlig klar. Die Frage ist nur, ob für ein Programm, das sowieso nicht eingehalten wird oder für humanitäre Rettungsmassnahmen, die von Teilen der Gesellschaft gar nicht gewollt werden, weil man ja "so stolz" ist.

Wir dagegen sollten als rationale und professionell agierende Marktteilnehmer "stolz" sein, wenn wir diese schwierige Marktphase weiter unbeschadet überstehen, denn die ist nicht ohne und voller versteckter Risiken. Wer dabei Hilfe braucht, sollte sich der Mr-Market Community anschliessen.

Ihr Hari

PS: Übrigens, wir haben einen weiteren Kolumnisten an Bord, schauen Sie -> hier <-. "Nun sind wir fünf!" kann ich also dankbar im Stile von "Chris", dem Anführer der -> glorreichen Sieben <- sagen. 😉

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Warum Frau Merkel immer noch keine Anführerin ist

Heute Abend kommt der Gipfel der Eurostaaten zusammen, um vordergründig über das weitere Vorgehen im Fall Griechenland zu entscheiden. Wir haben ja schon viele Gipfel erlebt und immer war "nach dem Gipfel" letztlich nur "vor dem Gipfel".

Dieses Mal wird es aber anders sein, denn die normative Kraft faktisch insolventer griechischer Banken, erlaubt keine weiteren Verschiebungen und Illusionen mehr.

Was auf dem Gipfel wirklich verhandelt wird, ist hinter dem vordergründigen Thema Griechenland, eine viel grundsätzlichere Thematik. Die Frage nämlich, ob die Währungsunion endgültig zur Transferunion mutiert oder im letzten Moment diese Bewegung gestoppt wird.

Hinter der Fassade der Konsensfloskeln, sind dabei die Kampflinien klar. Im Wesentlichen steht das südeuropäische Bild von Wirtschaft, gegen das auf Leistungsfähigkeit ausgerichtete nordeuropäische Bild von Wirtschaft. Und die südeuropäischen Denkstrukturen, haben eine strategische Mehrheit in der Eurozone.

Dahinter im Hintergrund spielen auch geostrategische Einflüsse herein und die US machen aus Eigeninteresse Druck, dass es zum "südeuropäischen Europa" kommt - dazu habe ich heute im Premium Bereich ausführlicher geschrieben.

Es ist dieser Moment des Abwartens auf eine wichtige Entscheidung, an dem ich gerne mal in alten Archiven krame, was ich zum Thema schon so alles geschrieben habe. Und dabei fiel mir der folgende Artikel in die Hände, den ich -> am 30.11.2012 unter obigem Titel <- verfasst habe.

Damals 2012 liefen im Bundestag gerade die diversen Abstimmungen zu den "Rettungsprogrammen" in Sachen Griechenland und wir erinnern uns an Interviews mit völlig desorientierten Bundestagsabgeordneten, die wie Schlafwandler keinen blassen Schimmer davon hatten, was sie da taten.

Dabei war schon damals für klar sehende Augen mit ein wenig ökonomischer Bildung klar, was für ein Schwachfug diese "Rettung" war und wie man für nichts und wieder nichts die Regeln der Währungsunion mit Füssen getreten hat.

Sicher verstehe ich auch, dass Motivation der damaligen Rettung vor allem Sorge um das eigene Bankensystem war. Nur das Problem hätte man mit dem gleichen Geld auch anders lösen können, ohne den Maastricht Vertrag zu zerstören.

Lesen Sie einfach noch einmal, was mir damals zu Frau Merkel eingefallen ist und wie aktuell das noch ist. Und wundern Sie sich - oder wundern sich nicht 😉 - wie wenig sich seit dem geändert hat.

Liebe Frau Merkel, Führen ist mehr als moderieren. Moderieren ist ein Teil der Gleichung und oft sinnvoll. Aber es gibt die Momente, in denen es ohne klare Richtungsentscheidung nicht geht.

Heute steht so eine Richtungsentscheidung über eine fehlkonstruierte Währungsunion an. Und Sie haben erneut eine Chance zu beweisen, dass Sie doch eine Anführerin sind!

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November 2012: Ein sehr persönlicher Kommentar zu Frau Merkel und zum Thema Führung:

Manchmal entstehen Gedankengänge adhoc aus dem Nichts. Sie wissen aus vielen grundsätzlichen und durchaus politischen Artikeln zur Eurokrise, wie sehr mich die Konsequenzen dieser Fragen für unsere Zukunft umtreiben.

So erinnere ich an Artikel wie -> Ja aber .. oder wie man sich selber abschafft <- oder -> Das Ende Deutschlands wie wir es kennen <-.

In Anbetracht der Meldungen zur wievielten? Abstimmung des Bundestages über die wievielte? "letzte" Stützung Griechenlands, wurde mir selber bewusst, dass selbst ich mittlerweise komplett auf geistigen Durchzug geschaltet habe, sobald von Politik, Berlin und Bundestag die Rede ist. Und ich habe mich gefragt, woran das liegt, denn an mangelndem politischen Interesse oder fehlendem Verständnis für die sachliche Problematik, kann es bei mir nun wirklich nicht liegen.

Die Antwort war mir schnell klar. Es handelt sich um eine Art unbewussten Selbstschutz meinerseits, weil ich das konzeptlose "Geschwurbel" der Politik in Anberacht der gewaltigen Konsequenzen die daraus erwachsen, einfach nicht ertrage. Es tut meinem Seelenheil gut, die Bilder der weitgehend hilf- und ahnungslosen Bundestagsabgeordneten, die da nach Fraktionsdisziplin abstimmen, zu verdrängen. Denn ansonsten würde ich jeden Tag die Verzweiflung spüren, die aus einem Gefühl der Hilflosigkeit erwächst. Hilflosigkeit, wenn man glaubt weit besser als die Mehrzahl der Politiker zu verstehen was nötig wäre, aber keinen Einfluss auf das Ergebnis hat.

So kam es zu einem Kommentar in den Live-Tips, darauf Kommentaren von Lesern und Antworten von mir, und so entstand ein Gedankengang, den ich für so wichtig halte, dass ich Ihn auch in Form eines Artikels verewigen will.

Denn eines ist doch offensichtlich. Wir haben in Europa, speziell aber gerade in Deutschland, ein gefühltes Führungsvakuum. Es fehlt dem Land an Orientierung und an Visionen, die seinen Weg in die Zukunft beschreiben. Von all den grundsätzliche Fragestellungen, die sich über Jahrzehnte aufgestaut haben, aber ohne konzeptionelle Antwort bleiben, ganz zu schweigen. Dieser gefühlte Mangel trägt wesentlich dazu bei, dass sich in schwierigen Zeiten dieses Gefühl der Hilflosigkeit breit macht, weil man glaubt sowieso nichts ändern zu können und so der Zukunft ausgeliefert zu sein.

Und wir haben mit unserer Bundeskanzlerin eine Meisterin des Machterhalts und der Organisation der komplexen Gegenwart, die aber nach meinem persönlichen Eindruck sofort ein spürbares Unbehagen zu befallen scheint, sobald es darum geht eine Richtung vorzugeben - ausser wenn diese Richtung sowieso Common Sense und damit offensichtlich ist. Denn etwas vorzugeben und sich mit seiner Überzeugung in den Wind zu stellen, ist aktiv und nicht reaktiv. Und es birgt die Gefahr in sich, dabei falsch zu liegen. Leider ist aber genau das Führung, das andere nur das Verhalten eine Verwalters. Immer nur aus der Deckung zu agieren, schützt vor Wunden, das Verhalten eines Anführers ist das nicht. Und Menschen werden so auch nicht motiviert.

Worauf sich die Frage anschliesst, warum das gerade in Deutschland so ausgepägt ist. Dem Land, auf das nun ganz Europa und die ganze Welt schaut, um in Europa Führung zu zeigen. Wer, wenn nicht Deutschland, könnte man fragen - und so sieht es auch die Welt ausserhalb Europas.

Ich befürchte wir sehen hier in Deutschland die Gegenbewegung zu den traumatisierenden Erfahrungen der zwei Weltkriege. Denn alles was mit Vision und Charisma zu tun hat, steht bei uns seit dem unter Generalverdacht.

Gerade bei den Deutschen ist das auffällig. Deutschland hatte seit der Reichsgründung 1870/71 eine beeindruckende Kraftentfaltung. Man konnte sozusagen vor Kraft kaum Laufen. Es gab so etwas wie ein kollektives Gefühl der Bestimmung zur Grösse, das dann natürlich auch primitiver Kraftmeierei eine Steilvorlage gab, statt klug eingesetzt zu werden. Mit dem Ende der Nazi-Herrschaft entstand dann ein gewaltiger Kater und seitdem ist alles diskreditiert, das mit Charisma und Vision zu tun hat.

Ich konnte es doch im Nachhinein an den Erzählungen meines Grossvaters beobachten. Ein Idealist wie er im Buche steht und überzeugtes Mitglied der Partei. Und irgendwann ist das dann umgeschlagen in ein Gefühl betrogen und missbraucht worden zu sein. Die Folge war innerlicher Rückzug in die überschaubare Welt des Schrebergartens.

Nun hindert uns diese kollektive Erfahrung, wieder in grösseren Dimensionen zu denken und die Welt gestalten zu wollen, statt sie nur zu erdulden und uns in ihr einzurichten. Und dieser Gestaltungswille ist nun im Zeitalter der Globalisierung dringend geboten ! Denn entweder wir gestalten, oder wir werden von anderen gestaltet !

Dabei ist Gestaltungswillen, Vision und Führungskraft zunächst einmal moralisch wertfrei und es sind Fähigkeiten, die immer wieder zwingend nötig werden. Moralisch “gut” oder “böse” wird Führung immer erst im Nachhinein, wenn man das Ergebnis der Führung dann bewundern und werten kann.

So können Visionen uns in den Untergang führen, aber auch in eine bessere Welt. Und wenn wir aufhören wollen, das Gute zu wagen, nur weil es auch schief gehen könnte, sollten wir in Deutschland besser gleich im Bett bleiben. Ich habe es schon einmal geschrieben, wir begehen hier in Deutschland in meinen Augen “Selbstmord aus Angst vor dem Tod !”

Und unsere Bundeskanzlerin passt perfekt dazu. Sie scheint mir persönlich so viel Angst davor zu haben, dass ihr die Kontrolle über die komplexe Situation entgleitet, dass sie darüber die wahre Rolle jedes Anführers vergisst: dem Land Orientierung, Richtung und das Gefühl eines gemeinsamen Sinns zu vermitteln. Genau die Fähigkeiten, die übrigens einen guten CEO von einem schlechten unterscheiden.

Dabei sind Führungsfragen und die Anforderungen an Führungspersonal ja nun nichts Neues und begleiten die Menschheit, solange wir Aufzeichnungen über die Geschichte haben. Und über die Jahrtausende haben sich daher auch bewährte Mechanismen heraus geschält, die jede grössere Gruppe von Menschen benötigt, wenn sie kollektiv vor schwierigen Herausforderungen steht.

So gibt es auf jedem gut geführten Schiff nicht ohne Grund neben dem Kapitän den 1. Offizier. Es ist der erste Offizier, der den Laden operativ am Laufen hält und auch die Disziplinargewalt ausübt, bewusst nicht der Kapitän. Der Kapitän dagegen bestimmt die Richtung und befeuert die Herzen der Mannschaft. Der Kapitän muss daher diese Eigenschaft besitzen, die man als Charisma bezeichnet. Diese Rollenverteilung hat sich über Jahrhunderte bewährt. Und auf einem Segelschiff über Monate eingepfercht den Naturgewalten trotzen zu müssen, hat durchaus Parallelen zu den "Naturgewalten" der einfachen Mathematik, mit denen wir uns nun im Angesicht der Staatschuldenkrise auseinander setzen müssen.

Wir in Deutschland haben mit Frau Merkel einen gut funktionierenden 1. Offizier, dem wir operativ nach aller Erfahrung auch vertrauen können. Der Kapitän ist dagegen schmerzlich “Missing in Action”.

Und nein, ich persönlich kann im derzeitigen politischen Personal niemanden erkennen, der diese Rolle des Kapitäns überzeugend ausfüllen kann. Schon gar nicht dünnhäutige Polterer, die eher Schafe im Wolfspelz als umgekehrt sind. Aber auch das ist für mich Zeichen des Elends unseres politischen Systems, das eher den angepassten Parteisoldaten fördert, als den unabhängigen, kantigen Überzeugungstäter.

Wenn wir in der globalen Weltgeschichte in Zukunft gestalten und nicht nur passiv hin- und her geworfen werden wollen, dann brauchen wir in meinen Augen eine Art Demokratie 2.0. Eine Demokratie, die die besten, klügsten und durchsetzungsstärksten Mitglieder unserer Gesellschaft dazu motiviert, sich politisch zu engagieren. Und ihnen das auch ermöglicht, ohne vorher eine stromlinienförmige Wandlung durchlaufen zu müssen. Eine Verfassung, die einer Regierung auch die Mittel gibt, dann mal "durchzuregieren" wenn sie gewählt ist, statt sie in eine permanente Quasi-Grosse-Koalition mit permanentem Vermittlungsausschuss zu zwingen, der nur graue Einheitssosse hervor bringt. Und als Gegenwicht zu dieser stärkeren Exekutive stärkere plebiszitäre Elemente, so dass der wahre Souverän, der Bürger, die Regierung zur Räson bringen kann, falls diese ihre Macht zu missbrauchen beginnt.

Und wir brauchen eine(n) Bundeskanzler(in), die/der zur Führung befähigt ist und von eigenen Überzeugungen über den richtigen Weg geleitet wird, verbunden mit der unverzichtbaren Fähigkeit, diesen Weg dem Land auch überzeugend zu vermitteln. Die operative Gestaltung der Details ist Aufgabe der ersten Offiziere, in Form der Bundesminister.

So weit meine Sicht auf das Elend unserer Politik. Und auf Frau Merkel, die ich persönlich als verlässliche Sachwalterin der Gegenwart durchaus schätze. Als Anführerin unseres Gemeinwesens aber persönlich für einen ziemlichen Ausfall halte.

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Gold ein Jahr später – die Monstranz der Sicherheit

Vor einem Jahr, im Juli 2014 habe ich hier einen grundlegenden Artikel zu Gold und den Goldminen geschrieben, den ich nun zwölf Monate später genau so wieder schreiben könnte.

Bitte lesen Sie den unbedingt noch einmal, er ist immer noch hoch aktuell und die Aussagen sind immer noch sehr richtig und wichtig und ich werde darauf Bezug nehmen. Und selbst das Chart ist im Kern noch gültig, es dauert offensichtlich nur länger, bis die 1000 USD mal touchiert werden:

-> Gold und Goldminen, zwischen Mythen, Crash, Eurokrise und Propaganda <-

Ich weiss, ich mache mir bei echten "Gold-Bugs" mit den folgenden Worten keine Freunde, aber falls Sie zu den Gold-Liebhabern gehören, fragen Sie sich bitte mal, *warum* Sie von Gold so angezogen werden und vielleicht auch diese vielen Seiten so attraktiv finden, auf denen es permanent nur um "Crashs", Verschwörungen und den nahenden Weltuntergang oder zumindest Währungscrash geht.

Ich gebe Ihnen die Antwort: weil Sie (zu) sehr an Sicherheit interessiert sind! Daran ist ja erst einmal auch nichts Schlimmes und die Vermeidung unnötiger Risiken, macht jede Menge Sinn. Man muss aber wie bei allem im Leben das richtige Mass finden und darf es nicht übertreiben mit der Sicherheit und dabei das Leben nicht vergessen. Das gilt auch und gerade für die Geldanlage!

In den US gibt es beispielsweise Menschen, die so vom Untergang der Welt überzeugt sind, dass sie sich tief in der Provinz schon in ihren eigenen Bunker zurück gezogen haben, das Gewehr neben sich stehend und die Regale voller Konserven, um lange auszuhalten.

Und so sitzen die da und warten. Und warten. Jahre, Jahrzehnte. Sie sitzen ganz "sicher" und geschützt. Dummerweise haben die dabei vergessen zu leben, denn auch sie werden älter. Und irgendwann sterben sie, ohne vieles getan und erlebt zu haben, was das Leben lebenswert macht. Sie waren dabei aber immer sicher. 😉

Nun sind das Extremfälle, aber ich denke Sie wissen, worauf ich hinaus will. Das Leben ist halt nicht sicher, es ist bunt und lebenswert, voller Risiken aber auch Chancen. Nur eines ist wirklich sicher, dass wir am Ende bildlich gesprochen in der Holzkiste landen! Vielleicht sollten wir uns das auch mal so klar machen, wie das Risiko des nächsten Crashs.

Und wenn wir uns die jahrelange Rally am Aktienmarkt anschauen, die hinter uns liegt, dann ist es doch vielen zu sicherheitsbewussten Anlegern auch ganz ähnlich gegangen:

Sie waren unsicher und ihnen wurde 2010 erklärt, dass der Crash kommt. Also warteten sie. Dann wurde Ihnen 2011 erzählt, dass der Crash kommt. Also warteten sie. Und warteten. Bis heute. Und kommt heute der Crash? Vielleicht, aber schauen Sie mal, wie Gold auf das Thema Griechenland reagiert hat. Gar nicht, oder? Kommt nun also der Crash? Vielleicht. 😉

Manipuliert! werden jetzt einige zum Goldpreis sagen. Kann sein, kann auch nicht sein, ist aber völlig "wurscht". Denn der Preis der da steht, ist der zu dem Sie nun und auch in Zukunft beim Händler Ihrer Wahl kaufen oder verkaufen können. Zu keinem anderen. Und wenn einige Goldhändler ihre eigenen werbenden Worte ernst nehmen würden, müssten sie ja ihren Kunden aktuell mehr für den Ankauf von Gold zahlen, weil der Gold-Preis ja so manipuliert ist. 😉

Komischerweise orientieren aber auch die Händler sich am "manipulierten" Preis. Selbst wenn er "manipuliert" sein sollte, was ist es also wert, das zu wissen? Nichts! Um aus meinem obigen Artikel von vor einem Jahr zu zitieren:

Und nehmen wir doch mal theoretisch an, es gäbe diese konzertierte Manipulation, an der Staaten, Notenbanken und Grossbanken mitwirken. Was verleitet jemanden dann zu der völlig naiven Vorstellung, dass dieses Kartell dann in Kürze aufbrechen würde? Im Gegenteil, wenn das Kartell Realität wäre, könnte es auch noch Jahre und vielleicht Jahrzehnte weiter machen.

Was ich Ihnen aber sagen kann ist, dass es klüger war in 2010 Aktien zu kaufen, als jetzt in 2015 noch in den Aktienmarkt einzusteigen. Das ist ja offensichtlich, vielleicht sollten Sie im Moment also tatsächlich warten. Diese Unsicherheit gibt es aber *immer*, wenn Sie auf Sicherheit beim Einstieg warten, werden Sie bis zu Ihrem Tode warten.

Und woran erkennen Sie eigentlich, dass Sie aufhören sollten zu warten? Und glauben Sie eigentlich, dass Sie nach dem nächsten Crash dann kaufen werden? Und wenn ja, warum konnten Sie es 2009 dann nicht?

Fragen über Fragen, die Sie sich mal unbedingt selber stellen sollten, wenn Ihnen Sicherheit bei der Geldanlage so wichtig ist, dass es Sie bei sinnvollen Entscheidungen blockiert und Sie den massiven Anstieg der letzten Jahre daher verpasst haben.

Denken Sie an den Mann, der im Bunker auf den kommenden Weltuntergang wartet. Hat der ein schönes Leben? Und was ist zu viel Sicherheit überhaupt wert, wenn unser Leben sowieso endlich ist?

Ich kann auch eine Metapher aus dem Fussball benutzen. Defensive und Angriff sind kein Gegensatz, man braucht immer beides, um ein Fussballspiel zu gewinnen. Wer sich nur im eigenen Strafraum verkriecht, kann vielleicht ein 0:0 halten, kann aber nicht gewinnen. Und wer ohne Rücksicht auf die Abwehr stürmt, schiesst vielleicht 3 Tore, bekommt aber auch vielleicht 5 hinten rein!

Beide Extreme sind eindeutig ungeeignet, beim Fussball zum Erfolg zu führen und das versteht jeder. Bei der Geldanlage ist es nicht anders, warum verstehen es dann so viele nicht? Warum also, denken Sie permanent über den nächsten Crash nach und nicht mal über das nächste Tor, das Sie schiessen wollen?

Faktum ist:

Auch ich halte Gold für einen sinnvollen Teil einer durchdachten Vermögens-Diversifizierung. Ich weiss, dass Gold das älteste und bewährteste Geld der Welt ist und vor allem nicht beliebig vermehrt werden kann. Und ich bin überzeugt davon, dass es Sinn macht, ein derartiges "Ersatzgeld" für den "Fall des Falles" vorrätig zu haben.

Abgesehen davon handele ich den Goldpreis oder Goldminen auch manchmal und schreibe hier im Blog darüber. Handeln kann man aber alles. Das ist aber eine ganz andere Thematik, als die prinzipielle Anlagesystematik, die ich in diesem Beitrag adressiere. Und wenn man die Edelmetalle gewinnorientiert handeln will, hat das Gerede um Manipulation erst recht keinen Sinn, dann zählt sowieso nur der Preis, der an der Börse aufgerufen wird und sonst nichts!

Ich bin also bestimmt kein Gegner der Edelmetalle. Aber ich mache aus Ihnen auch nicht, was sie nicht sind.

Gold ist kein Investment, sondern einfach nur ein langfristiges Wertaufbewahrungsmittel, Geld eben. Und weil es kein Investment ist, kann man mit ihm von kurzfristigen Kursschwankungen abgesehen, auch keinen langfristigen Ertrag erzielen, sondern nur langfristigen Vermögenserhalt.

Goldbarren sind totes Metall, sie werfen nichts ab und erfinden auch nichts. Sie haben keine Wertschöpfung und generieren keinen Ertrag. Sie sind einfach Geld, ein langfristig stabiles Wertaufbewahrungsmittel. Das ist ja auch schon was und hat seine Bedeutung, gerade in einer Welt, in der die Notenbanken wie wahnsinnig die Geldmenge aufblähen. Aber mehr als das ist es auch nicht.

Und die Edelmetalle bieten auch keine universelle Sicherheit. Sie bieten einen Sicherheitsschirm für nur einen einzigen Risikobereich des Lebens, die Entwertung der Papierwährungen und eine Währungskrise. Und deshalb haben sie eine Berechtigung. Aber man kann Edelmetalle weder essen noch trinken und ob man sie im Falle des Falles überhaupt verkaufen und tauschen kann und das dann nicht unter Strafe steht, ist auch noch fraglich.

Beste Sicherheit bietet bei der Geldanlage nur ein diversifiziertes, weltweit aufgestelltes Portfolio! Zu dem können und sollten Edelmetalle im angemessenen Rahmen gehören, aber zwingend gehören dort vor allem Beteiligungen hinein, die dauerhaften Ertrag abwerfen, wie Aktien zum Beispiel!

Gehen Sie also nicht immer wieder all den Seiten auf den Leim, die Sie mit Crash-Szenarien zum Kauf der Edelmetalle treiben wollen. Machen Sie sich klar, wie stark Ihr Sicherheitsbedürfnis ist.

Legen Sie sich eine angemessene Menge Edelmetalle zur Diversifizierung physisch ins Depot und dann vergessen Sie das Thema und leben Sie mit positiven Gedanken!

Und konzentrieren Sie sich auf die Themen, bei denen man wirklich Rendite und Vermögensaufbau erreichen kann und nicht nur das Kapital erhalten.

Abwehr und Angriff! Anders kann man ein Spiel nicht gewinnen!

Ihr Hari

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