Von Finanzblogs und Preisverleihungen

Heute erreichte mich die erfreuliche Nachricht, dass Mr-Market.de Finanzblog beim Smava Finance Blog of the Year 2012 Award den 3. Platz erreicht hat !

smava Finance Blog of the Year

Ich danke allen Lesern herzlich, die an der Abstimmung teilgenommen haben. Und das unabhängig davon, für wen Sie gestimmt haben. Denn dabei sein ist alles und solche Awards können uns Bloggern ohne Verlagsapparat im Hintergrund sehr helfen, den Bekanntheitsgrad zu steigern.

Und ich gratuliere Christian Drastil und Lars Röhrig herzlich zu Ihrem Erfolg ! Aber auch viele andere Blogs aus der Selektion der Smava Jury hatten eine Auszeichnung verdient und ich verneige mich in Hochachtung vor dem altruistischen Engagement, das viele Blogbetreiber hier jeden Tag wieder aufs Neue zeigen !

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Eine weitere erfreuliche Nachricht bekam ich gestern. Mr-Market wurde im Rahmen des Comdirect Finanzblog Award 2012 durch die Jury in den Kreis der 11 deutschsprachigen Finanzblogs aufgenommen, die für einen Preis nominiert wurden !

Hier ist die Liste der von der Jury Nominierten:

Dirk Elsner: Blick Log

Martin Brosy: Börsenpoint

Ulrich Voß: Die wunderbare Welt der Wirtschaft

FAZ: Fazit - das Wirtschaftsblog

Finanzjournalisten: Blogspot.com

Finews.ch - Treffpunkt der Finanzwelt

Handelsblatt: Handelsblog

Ulrich W. Hanke: Hankes Börsen Bibliothek

Michael Schulte: Mr-Market

Tagesanzeiger.ch: Never Mind the Markets

Arne Kuster: Wirtschaftswurm

Interessant sind in diesem Zusammenhang die verschiedenen Ansätze der Juroren, denn da fallen zwischen Smava und Comdirect schon deutliche Unterschiede auf.

Die Jury des Smava Awards hat nach meiner Einschätzung tendentiell "freie" Finanzblogs ausgewählt, die typischerweise von engagierten Einzelkämpfern oder kleineren Gruppen auf eigene Rechnung betrieben werden.

Die Jury des Comdirect Awards scheint für mich dagegen eher medienwissenschaftlich an das Thema heran gegangen zu sein, denn bei den 11 Nominierten finden sich:

1. Blogs engagierter Einzelkämpfer wie Dirk Elsners "Blick Log".

2. Professionelle Plattformen wie "Finews.ch", nach Selbstdarstellung "Das Intranet der Schweizer Finanzbranche".

3. Ableger der grossen Medien wie FAZ und Handelsblatt, die eine Plattform für Blogger zur Verfügung stellen.

Insofern erscheint mir die Auswahl der Comdirect Jury medienwissenschaftlich als ein guter Überblick über die verschiedenen Formen, in denen heutzutage qualifizierte Meinung und Informationen zu Finanzthemen der Öffentlichkeit angedient werden. Und die Breite zeigt auch, welch positive Entwicklung die Finanzblog-Szene im letzten Jahr genommen hat. Ob diese Breite eine Vergleichbarkeit und Reihenfolge im Rahmen eines Awards einfacher macht, ist aber sicherlich kontrovers diskutierbar. Glücklicherweise muss ich diese Frage nicht beantworten, das obliegt der qualifizierten Jury, die im Gegensatz zum Smava Award hier das letzte Wort hat.

Aber wie auch immer, jeder Ansatz der Auswahl hat seine völlige Berechtigung und ich freue mich daher um so mehr, dass Mr-Market.de bei beiden Ansätzen in den engen Kreis der Auserwählten gekommen ist.

Mein Dank gilt nochmals Smava und der Comdirect als Initiatoren dieser Awards, denn für Einzelkämpfer ohne die Infrastruktur der Verlage im Rücken, bedeuten diese Awards eine grossartige Gelegenheit, die Reichweite zu vergrössern !

Smava Finance Blog of the Year 2012 – Abstimmung

Liebe Freunde dieses Blogs,

Smava veranstaltet jedes Jahr eine Abstimmung über den besten Finanz- und Wirtschaftsblog und Mr-Market.de hat es gleich im ersten Jahr unter die Finalisten - die besten 15 Blogs geschafft !

Ich freue mich darüber, weil die Abstimmung zu einem höheren Bekanntheitsgrad von Mr-Market.de führen könnte. Und höhere Bekanntheit bedeutet für uns mehr Diskussion und mehr Wissen in der Community, von dem wir alle profitieren können. Ich danke daher dem Ausrichter Smava für diese Gelegenheit !

Ich freue mich auch besonders, weil ich ja gerade keinen Wert auf maximale Klickzahlen lege, sondern mich nur auf den Content konzentriere.
Denn wie Sie sicher wissen, könnte man aus einem "Hari´s Märkte am Abend" leicht 3 Artikel machen und mit den richtigen Schlagwörtern in der Überschrift auch hohe Klickzahlen erreichen.

Was ich hier aber suche sind nicht schnelle "Vorbeiklicker", sondern loyale Leser, die sich dann gerne auch in die Community mit ihrem Wissen einbringen.

In diesem Sinne betrachte ich es als Erfolg zu den Finalisten zu gehören und lade Sie nun ein, Ihre Stimme abzugeben.
Denken Sie bei der Wahl des Blogs der ihre Stimme verdient aber bitte auch an Lars Röhrig, der seit Jahren unermüdlich investorsinside.de betreibt. Aber auch andere gute Blogs haben Ihre Stimme verdient.

Viel wichtiger als für wen Sie stimmen, ist daher das Sie überhaupt teilnehmen. Denn mit ihrer Teilnahme helfen Sie den ausgewählten 15 Blogs den Bekanntheitsgrad und damit die Aufmerksamkeit im grossen Meer des WWW zu steigern !

In diesem Sinne bitte ich um Ihre Teilnahme , sie können nun

-> hier abstimmen <-

Die Abstimmung läuft bis zum 03.04.12.

Ihr Hari


smava Finance Blog of the Year

Börsenregeln Reloaded: Sell in May and go away?

Ein Gastartikel von Tokay

Börsenregeln reloaded: Sell in May and go away?

Ich möchte hier in lockerer Folge einige der alten Börsenregeln untersuchen und danach fragen, ob diese Regeln noch relevant oder jemals relevant gewesen sind. Den Anfang mache ich aus gegebenem Anlass mit der Regel :“ Sell in May and go away“.

Derzeit gibt es in der Finanzmarktberichterstattung ein Raunen, dass am Aktienmarkt eine Konsolidierung bevorstehe. Der Markt ist seit Jahresanfang über alle Maßen gut gelaufen und so ist dies in der Tat keine abwegige Vermutung.Und dann gibt es ja auch noch die alte Regel „Sell in May and go away“. Man weiß nicht genau, wie die Regel entstanden ist. Vielleicht deswegen: Sind die Marktteilnehmer im Frühling aus irgendwelchen Gründen euphorisch, dann würde es Sinn machen, zu verkaufen, solange diese Euphorie anhält. Vielleicht haben sie eine Dividende vereinnahmt, dann macht es vielleicht Sinn, zu verkaufen, nachdem die Zahlung erfolgt ist und niemand mehr auf seine Dividende wartet – Dividenden können einen erklecklichen Betrag ausmachen. Vielleicht möchte mancher auch nur den Kopf frei haben für den Sommer, für die Urlaubsreise, für schöne Erlebnisse und sich nicht bei sonnigem Sommerwetter mit der Börse beschäftigen müssen.

Wie dem auch sei, sollte es wirklich eine solche Gesetzmäßigkeit geben, dann wäre es unter Umständen sinnvoll seine Aktienbestände im Mai zu verkaufen und ein paar Monate später wieder zu vermeintlich günstigeren Kursen zu kaufen. Es gibt ja die Methode des sogenannten „Formula Investing“, mit der manche versuchen, sich bestimmte (vermeintliche) Marktgegebenheiten zunutze zu machen.

Um herauszufinden, ob eine solche Anomalie hier vorliegt, habe ich drei Beispielfälle konstruiert und getestet. Dazu nehmen wir an, es hätte schon in 1959 den DAX gegeben und dass man eine „DAX-Aktie“ im Verhältnis 1 DAX-Punkt zu 1 € hätte kaufen können. Weiter nehmen wir an, das Depotkonto wäre nicht verzinst worden und es wären keine Depotgebühren berechnet worden.

Im Fall 1 haben wir einen Investor, der am 31.12.1959 den Gegenwert von 100.000 € auf seinem Anlagekonto hatte. Dann hätte dieser Investor mit diesen 100.000 € so viele Aktien wie möglich gekauft und Ende Mai 1960 zum geltenden DAX-Stand wieder verkauft. Ende August 1960 hätte er zum dann geltenden DAX-Stand wieder gekauft. Die gleiche Operation hätte er in allen Folgejahren durchgeführt. Für jede Transaktion wären 0,5 % der Kaufsumme fällig geworden.

Fall 2 wäre genau gleich wie der Erste, aber hier wären keine Transaktionskosten fällig geworden.

Im Fall 3 hätte dieser Investor zum selben Zeitpunkt einmalig für 100.000 € DAX-Aktien gekauft und bis Ende 2011 behalten.

Und so sieht das Ergebnis aus:


Bezieht man die Transaktionskosten mit ein, so hätte der Investor im ersten Fall eine Jahresrendite von 2,8 % erwirtschaftet. Wären keine Transaktionskosten angefallen, dann hätte diese Rate bei 4,4 % per annum gelegen.. Hätte der Investor die „DAX-Aktie“ erworben und einfach nur behalten, dann hätte er per Jahresende 2011 einen Zuwachs von 5,2 % zu verzeichnen gehabt.

Diese Zahlen sind beeindruckend. Denn sie zeigen mehrerlei:

  • Nämlich zum einen, dass der Zinseszinseffekt unerbittlich wirksam ist. Das Fälligwerden von Spesen bei jeder Transaktion führt nämlich dazu, dass dieser Zinseszinseffekt nachhaltig abgebremst wird.
  • Zum zweiten entsteht eine Art negativer Cost-Average-Effekt: Sofern die Kurse bis August steigen, können nur noch kleinere Stückzahlen gekauft werden und der spätere Wertzuwachs wird durch die verringerte Positionsgröße vermindert. Gibt es im darauffolgenden Jahr einen Kursrückgang, dann muss diese geringer gewordene Stückzahl zu einem geringeren Kurs verkauft werden.
  • Weiterhin entsteht ein Effekt, den man vom „Money Management“ her kennt. Ein Kursrückgang von z.B. 20 Prozent muss erst wieder durch einen neuerlichen Anstieg um 25 Prozent aufgefangen werden.

Das Markttiming durch „Sell in May“ kann alle diese Effekte bei weitem nicht kompensieren.

Der Vorsprung von „Buy and Hold“ zeigt sich durchgängig, besonders aber während der langen Hausse 1982-2000. In diesem Zeitraum stiegen die Kurse sehr oft durchgehend. Wer hier also nach der Methode „Sell in May“ verkaufte, der musste nicht nur Transaktionsgebühren bezahlen, die im Zinseszinseffekt zum Tragen kamen und somit für das spätere Investment fehlten. Sondern ihm entgingen auch noch Kursanstiege, die in der gleichen Zeit stattfanden (Stichwort „Sommerrallye“). Ein Vorteil durch „Sell in May“ entstand nur dann, wenn ab dem Sommer tatsächlich ein scharfer Kursrückgang erfolgte, den man sich durch den vorzeitigen Ausstieg ersparte. Im vergangenen Jahr 2011 war dies auf spektakuläre Weise der Fall. Aber es scheint nicht sehr oft so gewesen zu sein.

Vergleichen wir einmal die verschiedenen Kapitalkurven. Einmal die Kapitalkurve mit „Sell in May“ inklusive Transaktionskosten gegenüber Buy and Hold, und das zweite mal „Sell in May“ ohne Kosten versus „Buy and Hold“:


Es zeigt sich also, dass „Sell in May“ nicht die geeignete Methode ist, um langfristig besser abzuschneiden als der Markt. Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass die Jahresrenditen beider Methoden sehr stark schwanken und unser Ergebnis nur eine Momentaufnahme ist – allerdings eine, die nicht eben besonders stark für „Sell in May“ spricht. Zwar ist die Anzahl der Jahre, in denen die Zuwächse von August bis Mai höher sind, deutlich in der Überzahl – doch dies verhilft dieser Methode nicht zu einem durchschlagenden Effekt. Es mag allerdings sein, dass kurzfristig agierende Investoren mit der Methode sehr wohl erfolgreich sein können. Jedoch ist das Risiko sehr hoch, dass das ausgerechnet in jenem Jahr nicht der Fall ist, in dem gerade investiert wird.

Wer „Sell in May“ praktizieren möchte, kann das gerne tun – aber er/sie sollte dies nicht damit begründen, dass der Mai generell ein besonders günstiger Monat wäre. Außer man möchte den Sommer unbeschwert genießen und sich nicht über Börsenkurse den Kopf zerbrechen...In den allermeisten Fällen, und wir erfahren es auf „Mr-Market“ jeden Börsentag aufs neue, werden andere Gründe für die Kursentwicklung ausschlaggebend sein.

Die Börsenregel lautet übrigens vollständig: „Sell in May and go away, stay away till St.Leger's Day“ (Anmerkung dazu: St.Leger ist in England das erste Pferderennen im September).

Tokay

Ich freue mich sehr …..

... dass wir mit Joachim Gauck einen Bundespräsidenten bekommen, der nicht nur wirklich unabhängig ist, sondern der vor allem den Wert der individuellen Freiheit zu schätzen weiss.

Joachim Gauck ist ein liberal denkender Mensch mit Bodenhaftung und klaren bürgerlichen Werten, für die er auch öffentlich einsteht. So einen brauchen wir an der Spitze unseres Staates.

Ich freue mich heute Morgen sehr und wollte Ihnen meine Freude nicht vorenthalten .....

Vom Elend der Charttechnik und der Börsenkultur – Eine Wutrede

Vor kurzem hatte das Handelsblatt wieder zum Frankfurter Gespräch geladen und was dort vorgestern als Ergebnis den Weg in die Presse fand, hat das Zeug als perfektes Anschauungsmaterial für das ganze Elend der Charttechnik und die nicht existente Börsenkultur in Deutschland zu dienen.

Lesen Sie vielleicht zunächst einmal -> hier <- den Artikel mit dem reisserischen Titel "Experten erwarten heftigen DAX-Einbruch".

Da haben wir also auf der einen Seite diese sogenannten "Experten", die in dem Artikel mit Aussagen zitiert werden, die für mich persönlich irgendwo zwischen Trivialität und Blödsinn liegen. Jetzt will ich zugunsten der Herren annehmen, dass ihre Argumentation im Gespräch tatsächlich weit differenzierter war, als es der Artikel vermuten lässt. Nur warum lässt man sich dann derart oberflächlich darstellen ? Ich würde mir das verbitten und wenn die Redaktion darauf nicht eingehen will und meine differenzierte Argumentation nicht drucken will, dann sollen die halt was von anderen Leuten veröffentlichen. Niemand wird doch gezwungen daran teilzunehmen.

Als ob das aber nicht reicht, werden in dem Artikel wieder fröhlich Zukunftsaussagen gemacht und konkrete DAX Ziele genannt. Die Schlagzeile ist ja das beste Beispiel. Dabei macht seriöse Markttechnik gar keine exakten Zukunftsaussagen, aber dazu später mehr. Darüber hinaus waren diese "Experten" in den vergangenen Jahren eher die perfekten Kontraindikatoren. Letztes Jahr wurde beim Frankfurter Gespräch lauthals das Ende der Goldhausse ausgerufen. Das Ergebnis durften wir dann bei 1900 USD bewundern. Das es immer noch Leser gibt, die diesen "astrologischen" Zukunftsbetrachtungen Beachtung schenken ist wirklich erstaunlich. Aber schon zwei Tage später ist es halt vergessen nach dem Motto "was interessiert mich mein Geschwätz von gestern" und wenn dann der Markt in einer Woche tatsächlich kräftig absackt - und irgendwann wird er das aus ganz anderen Gründen ohne Frage tun - dann kann man sagen "ich habs ja gesagt".

Auf der anderen Seite haben wir nun aber die Reaktion von Otto Normalanleger, die man in den Kommentaren zum Artikel nachlesen kann. Da werden Kübel an Häme über solche Zukunftsaussagen und die Charttechnik perse vergossen und man könnten deshalb meinen, dass die Anleger doch klüger geworden sind. Wenn man aber genau hinsieht merkt man, dass viele der Kommentatoren zwar erkennen wie unsinnig diese pauschalen Zukunftsaussagen sind, mit dem Kind aber gleich das Bade mit ausschütten und die Charttechnik perse als "bunte Linien" verunglimpfen. Ganz verdenken kann man es diesen Kommentatoren ja nicht, denn wenn diese Technik so dilettantisch verkauft wird, muss man sich auch nicht wundern, wenn die Mehrzahl der Normalanleger keinen Zugang dazu entwickelt. Da man eine Linie auch schnell gezogen hat, gibt es ja leider auch zu viele die damit hausieren gehen, ohne die Grundlagen und Prinzipien - und damit auch die Grenzen - der Technik wirklich verstanden zu haben.

Warum erklärt eigentlich nicht mal jemand seriös, was man mit Charttechnik erreichen kann und wo ihre Grenzen liegen ? Denn richtig und seriös ausgeführte Chartanalyse ist weit mehr als "bunte Linien" und gleichzeitig weit weniger als der "heilige Gral" zur Zukunftsvorhersage. Es ist einfach eine für Anlageentscheidungen wichtige Technik, die Indizien über den Marktzustand liefert, nicht mehr und nicht weniger. Indizien, aber keine Gewissheiten - der Unterschied ist bedeutend !

Das ist ja auch kein Wunder, denn die Charts bilden ja nur das Verhalten der Massen an Menschen ab, die in der Vergangenheit am Markt gehandelt haben. Mit bunten Linien hat das wenig zu tun, mehr mit der Visualisierung der Massenpsychologie - auch Marktsentiment genannt. Und menschliches Massenverhalten hat halt schon seine Muster, wer das nicht sehen will beraubt sich selber freiwillig eines wichtigen Bausteins, der ihm einen kleinen Vorteil bei der Anlage verschaffen könnte.

Im Gegensatz zu dem was solche Schlagzeilen implizieren, macht seriöse Charttechnik auch keine verbindlichen Aussagen über die Zukunft, sie beschreibt nur das Verhalten der Marktteilnehmer in Gegenwart und Vergangenheit. Und aus diesem Verhalten kann man mit Erfahrung Rückschlüsse für die Wahrscheinlichkeiten zukünftigen Marktverhaltens ziehen. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger !

Ein weiterer Punkt der gerne verkannt wird - besonders von noch unerfahrenen Jüngern der Charttechnik: man darf sie auch nicht zu exakt nehmen, denn sie unterliegt massiv der Selbstbezüglichkeit. Wenn zum Beispiel der ganze Markt auf eine exakte Marke wie 7000 starrt, werden die Marktteilnehmer sich adaptieren und versuchen schon vorher zum Zug zu kommen. So ist der Erfolg einer charttechnischen Marke auch gleichzeitig ihr Untergang, denn alleine durch die gemeinsame Beobachtung der Marke verändert sich schon das Marktverhalten und die echte Reaktion findet etwas verschoben an anderer Stelle statt. Wer also mit allgemein bekannten, auf die Kommastelle exakten Marken bei Widerständen und ähnlichem operiert, macht sich was vor und wird garantiert von den Haien im Markt abgefischt. Das bedeutet aber nicht, dass Widerstände nicht existieren, man muss sie nur als Zonen verstehen, deren exakte Ausprägung im permanenten Fluss von Beobachtung und Handlung aller Marktteilnehmer ist. Denn auch für die Charttechnik kann man den Spruch von Warren Buffet anwenden: Sie ist simpel, aber nicht einfach !

Und so weiter, ich könnte endlos so weitermachen. Im Kern - und richtig eingesetzt - ist Charttechnik und Markttechnik aber ein sinnvoller Weg um Massenpsychologie sichtbar zu machen. Und es ist nicht die Schuld dieser Technik, wenn jemand damit unseriösen Kokolores betreibt. Genauso wenig wie es Schuld der Physik ist, wenn sie jemand verbiegt um verquere Weltanschauungen zu verbreiten. Wenn die Mehrzahl der privaten Anleger begreifen würde, wie wichtig die Massenpsychologie für die Kursentwicklung ist und das diese durchaus ihre Muster hat, dann wären wir in der Börsenkultur einen erheblichen Schritt weiter und Otto Normalanleger würde an der Börse weit erfolgreicher sein.

Mit solchen Artikeln wird aber auf jeden Fall genau das Gegenteil erreicht und alle können sich nun fröhlich in ihren Vorurteilen bestätigt sehen.

Mich ärgert das - und deshalb habe ich mir diese Wutrede hier mal erlaubt. Ich hoffe Sie sehen mir das nach ....

Haris Märkte am Abend – 30.01.12 – Am Scheideweg

Da war sie endlich, die lange überfällige Korrektur - oder zumindest sah es heute lange so aus. Die "griechische Defensive" zum Wochenende war also genau richtig.

Denn am Vormittag scheiterte der Versuch die Nackenlinie des inversen SKS Setups letzter Woche zu halten, weswegen ich denke, dass wir heute nun endlich die "echte" Korrektur vor uns haben bzw hatten. Im Ergebnis ist der DAX heute nachmittag bis ca. 6410 herunter gekommen. Auch der Rutsch des S&P500 unter die alten Tiefs letzter Woche bei 1306 und Intraday sogar kurz unter 1300, bestätigte das Bild, dass wir es heute mit einem ernsten Test des Marktes zu tun hatten.

Beeindruckenderweise hat der S&P500 aber die Marke von 1306 Intraday mittlerweile schon wieder zurück erobert und bei 1313 geschlossen. Das ist echtes Bullenmarkt-Verhalten, es gibt dafür kein anderes Wort und ich nehme diese Stärke des Marktes sehr ernst. Denn damit könnte es erstaunlicherweise sein, dass die Korrektur schon wieder vorbei ist. Letztlich werden wohl die politischen Schlagzeilen dabei eine wichtige Rolle spielen, aber die Vorzeichen für Morgen sind schon wieder verhalten positiv.

Ich halte das was gerade im Markt passiert daher für einen sehr wichtigen Moment der besondere Aufmerksamkeit erfordert, denn diese Korrektur sagt uns mehr über den Zustand und die Überzeugung des Marktes, als noch ein paar weitere Prozent nach oben. Die entscheidende Frage ist also nun wie es weitergeht, betrachten wir deshalb mal die drei möglichen Szenarien:

(1) Runaway Move ?
Sollte der Markt Morgen am Dienstag weiter hochschieben und die Marken um 6440 im DAX und 1306 im S&P500 nachhaltig hinter sich lassen, haben wir es heute wohl mit einem klassischen Fehlsignal zu tun. Dann war der Abtaucher von heute gerade gut genug, um ein paar nervöse Longs auf fiese Art und Weise aus dem Markt zu kegeln. Als Folge könnte der Markt wohl die nächsten Tage wieder mit einem dynamischen Schub nach oben laufen und der DAX die 6600 erreichen und möglicherweise durchschlagen. Das Szenario (1) wäre dann ein weiteres Indiz in Richtung des -> hier <- von mir vor kurzem skizzerte "Runaway-Move". Ein Gedanke den sich noch vor wenigen Wochen kaum jemand vorstellen konnte und der damit wohl endgültig im Bereich des Möglichen angekommen wäre. Denken Sie bitte an den "Weg des maximalen Schmerzes", DAX 7000 here we come .....

(2) Gesunde Korrektur ?
Sollte die Korrektur Morgen doch weiterlaufen und der Markt die unter (1) genannten Marken nicht halten können, wäre mein nächstes Ziel im DAX der lange umkämpfte Bereich um 6200, womit auch das Gap vom Morgen des 17.01.12 dann endlich geschlossen würde. In diesem Bereich würde sich dann wohl entscheiden, ob der Markt in einem stabilen Aufwärtstrend ist oder nicht. Jede Wende auf noch höherem Terrain wäre natürlich erst recht positiv zu werten !

(3) Bullenmarkt ade ?
Sollte der Markt aber auch die Zone zwischen 6100 und 6200 nicht halten können, würde die Einschätzung viel schwieriger und kann hier nicht vorab pauschal gegeben werden. Damit würde die positive Marktsicht aber möglicherweise in Frage gestellt. Aber erst ein Bruch des 5700er Bereichs im DAX nach unten, würde das Bullenmarkt-Szenario wohl endgültig invalidieren.

Ich persönlich tendiere in Anbetracht der beeindruckenden Marktstärke aktuell eher zu den Szenarien (1) oder (2), aber letztlich ist es irrelevant was ich glaube - Geld wird damit verdient sich schnell zu adaptieren egal was passiert und nicht mit dem sowieso zum Scheitern verurteilten Versuch die Zukunft zu erraten.

Man sollte jetzt also geduldig und aufmerksam zu gleich sein, denn ich halte das aktuelle Geschehen für einen wichtigten Test. Geduldig, um nicht zu früh mit allem Kapital wieder zuzugreifen, denn wenn das jetzt doch die richtige Korrektur sein sollte, wird sie länger als einen Tag laufen. Aufmerksam aber auch, um nicht zu verpassen, wenn die Kurse wieder nach oben drehen. Denn wenn es am morgigen Dienstag wieder richtig hoch geht, ist der "Runaway-Move" durchaus im Bereich des Möglichen.

Soweit zum Marktgeschehen, nun zu ein paar Einzeltiteln:

Aktie des Tages war für mich heute Klöckner (WKN KC0100), die in der Spitze 8% abgaben, weil CEO Gisbert Rühl sich sehr skeptisch zur Stahlkonjunktur 2012 äusserte und die derzeitige Erholung scheinbar nur für ein Zwischenhoch hält. Andere Stahlaktien wie Salzgitter (WKN 620200) wurden davon in einem sowieso schwachen Markt auch durchgeschüttelt. Ich nehme die Marktreaktion gelassen, denn das am Stahlmarkt noch nicht alles glänzt und die Nachfrage schwankend bleibt, finde ich nun nicht so überraschend, wie Mr. Market heute tut. Wäre es anders, wäre Klöckner bei 20€ und nicht unter 12€ und deutlich unter Buchwert. Insofern ist es möglich, dass sich der Absturz um fast 8% im nachhinein als Kaufgelegenheit heraus stellen könnte. Nachdem ich am Freitag aus taktischen Gründen bei Klöckner und Salzgitter abgebaut hatte, bin ich daher heute bei den Tiefstständen in beide Titel wieder reingesprungen und habe teilweise zurück gekauft. Nun warte ich die weitere Entwicklung am Stahlmarkt einfach ab. Mir ist bewusst, dass es im Zuge der Korrektur noch weiter nach unten gehen kann. Ich finde beide Titel aber so attraktiv, dass ich in jedem Fall dabei sein will. Nachlegen kann ich bei tieferen Kursen immer noch.

Sehr stark war heute Continental (WKN 543900), die auch in der Korrektur kaum nachgaben. Der Titel sieht aktuell gut aus und riecht für mich nach einer Seitwärtskonsolidierung, bevor es dann weiter nach oben geht. Auch bei den hier vor kurzem schon erwähnten Krones (WKN 633500) und Pfeiffer Vacuum (WKN 691660) finde ich die relative Stärke in der Korrektur bemerkenswert. Alle drei habe ich nun im Depot.

Richtig spannend finde ich nun auch wieder Stada (WKN 725180), die heute wohl wegen der Grünenthal-Übernahme zeitweise um mehr als 5% zurück kamen. Ich habe meine Position zu diesen Kursen nun aufgestockt.

Nokia (WKN 870737) sah dagegen auch heute wieder gar nicht gut aus und ich bin froh an der Seitenlinie zu stehen, wie ich -> hier <- ja vor kurzem dargestellt habe. Wer in dem Titel noch investiert ist bzw darüber nachdenkt wieder einzusteigen, sollte in meinen Augen unbedingt die Tiefs von letztem August bei ca. 3,3€ und von letztem Dezember bei ca. 3,5€ im Auge haben. Kurzfristig ist Nokia nun technisch überverkauft und die Abwärtsbewegung könnte nun möglicherweise auslaufen bzw eine kleiner Bounce bevor stehen. Ich selber bleibe aber trotzdem lieber weiter an der Seitenlinie, für einen guten Trade gibt es in meinen Augen zur Zeit attraktivere Setups mit deutlich klarerer Nachrichtenlage.

So weit für heute, ich wünsche allen eine gute Nacht !