Hari-Notizen (Archiv)

Dienstag 17.01.17 16:45

Kaum ist die Wallstreet wieder da, geht es richtig los mit Bewegung im Markt.

Im britischen Pfund sehen wir einen brutalen Short-Squeeze nach Mays Rede zum Brexit. Wie immer wird nach "Gründen" gesucht, der naheliegendste ist aber, dass einfach zu viele auf einer Seite des Bootes waren.

Die Volatilität wird zur Amtseinführung Trumps hin wohl weiter steigen, zumal er eine ausführliche Antrittsrede vorbereitet.

Um uns herum wird dieser Tage Geschichte geschrieben und wir sind mitten drin. Aber uns kann ja nichts passieren, bei uns regelt Mutti ja alles. 😉

Freitag 13.01.17 09:25

Heute am Freitag den 13., beginnt mit den Zahlen von Bank of America (BAC), Blackrock (BLK), JP Morgan (JPM) und Wells Fargo (WFC) der ernsthafte Teil der neuen Berichtssaison.

Diese werden uns ein zuverlässiges Bild vermitteln, ob die hohen Erwartungen an den Finanzsektor berechtigt waren. Enttäuschungspotential ist hier daher vorhanden.

Dienstag 10.01.17 19:40

Wollen wir nicht mal etwas mehr Aufklärung wagen?

Wollen wir nicht mal etwas mehr Optimismus wagen?

Hier ist meine Suada zum Thema auf Tichys Einblick: 😉

-> Hope springs eternal <-

Fortune favors the bold.

Dienstag 10.01.17 08:40

Das haben Sie von mir schon oft - fast gebetsmühlenartig - gehört: -> Demut <-

Man kann es aber gar nicht oft genug sagen, weil die Versuchung des Egos, sich in seiner "Voraussicht" über alle andere zu erheben, einfach zu verlockend ist. Nur zielführend für Erfolg an der Börse ist es eben nicht, ausser man ist zu einem Thema wirklich ein Insider und hat Informationen, die die Anderen nicht haben.

Der Satz "ich weiss, dass ich nichts weiss", ist am Markt das Zeichen hoher Intelligenz und nicht des Gegenteils. Erst vor Kurzem war das hier bei -> DAX 15.000 und andere Verrücktheiten <- Thema.

Montag 02.01.17 11:15

Wir wünschen allen Mr-Market Lesern ein gutes, gesundes und börsentechnisch erfolgreiches Jahr 2017!

Der DAX startet ja, wie zu erwarten war. Von einer Wiederholung des 2016er Einbruchs, sind wir hier nicht ausgegangen, dafür gab es kein markttechnisches Indiz im Vorfeld.

Mit dem Schub über 10.500 im DAX, dürfte das "Covern" diverser Absicherungen beginnen, was die Aufwärtsbewegung darüber hinweg, besonders dynamisch macht.

Wirklich belastbare Einsicht in den Beginn des Börsenjahres, bekommen wir aber erst am morgigen Dienstag. Heute sind noch ganz viele der grossen Börsen geschlossen, inklusive der Wallstreet, aber auch London, Hongkong und Zürich. Insofern hat das Geschehen im DAX noch sehr begrenzte Bedeutung.

Dieser Blog ist diese Woche noch im Ferienmodus. Ab kommende Woche, ab dem 09.01., geht es wieder regulär los.

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Der DAX, die Wall of Worry und die Jahresendrally

Die folgende, kurze Betrachtung zur mittelfristigen Marktlage, erschien schon gestern Montag 26.10.15 09:10 in Hari Live

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Was wir nun in den kommenden Tagen vor uns haben, ist eine schwierige Marktphase, in der wir uns sehr auf die Price-Action konzentrieren müssen und uns nicht von den diversen Szenarien verrückt machen lassen dürfen, die man nun leicht mit ein paar Linien zeichnen kann.

Und das Web wird voll von diesen Szenarien sein, denn viele werden diese Rally im Sinne "Wall of Worry" auch wieder bekämpfen, weil sie ihr nicht trauen. Was die Erfolgschancen der Rally aber eher erhöht.

Ich will Ihnen anhand des DAX zeigen, was uns da bevor steht:

DAX Tageskerzen

Kurzfristig ist eigentlich klar, dass der DAX nun mal konsolidieren sollte und dafür bietet sich die eingezeichnete Zone bis herunter zum Gap-Close bei 10.500 an.

Dann käme in der idealen, bullischen Welt ein erneuter Schub bis zur Trendlinie bei ca. 11.000 und dort würde das Geschnatter wieder ganz laut werden, dass wenn der DAX da dreht, das sehr bärisch wäre, weil dann ein tieferes Hoch im grossen Bild entsteht.

Und beim S&P500 dürfte dann diese Gefahr an die Wand gemalt werden, die ja auch durchaus real ist:

S&P500 26.10.15

Wenn wir auf den DAX schauen sehen wir, dass selbst wenn der DAX da durch die 11.000 durch geht, nach oben immer wieder so Momente kommen, wo die Bären über ein niedrigeres Hoch philosophieren könnten.

Die - durchaus berechtigte - Angst davor, hier in einer grossen Topbildung zu sein, wird uns also so schnell nicht verlassen. Die Wall of Worry wird schwer zu überwinden sein.

Und genau weil das so ist, dürfen wir auf keinen Fall selektiv denken und uns nur auf ein Szenario kaprizieren!

Dieses Grübeln darüber, ob der DAX nun bei 11.000 oder sonstwo doch dreht oder nicht, ist völlig sinnlos und kontraproduktiv. Wir wissen es nicht und werden es im Vorfeld auch nicht wissen. Punkt!

Was wir aber wissen können ist, wie stark oder schwach die aktuelle Price-Action ist. Zeigt der Markt also klar bullisches Verhalten, wie die letzten Tage, oder wird er wackelig? Das ist das wichtigste Signal, das wir haben.

Und diese Erkenntnis ist zusammen mit einer Absicherung nach unten alles was wir brauchen. Wir gehen also mit und schieben unsere (gedanklichen) Ausstiegspunkte mit. Und den Rest lassen wir das Schicksal entscheiden, das macht sowieso, was es will.

Wenn Sie mich fragen, wie ich die Wahrscheinlichkeiten aktuell einschätze, dann denke ich, dass wir mit recht hoher Wahrscheinlichkeit nach einem Retracement noch bis 11.000 laufen und diese Trendlinie testen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass der Markt da im bärischen Sinne dreht ist zwar da, aber nach den jetzigen Marktsignalen für mich etwas kleiner, als dass sich die Rally bis Anfang Dezember fortsetzt. Diese Sicht kann sich aber durch das Ergebnis der FED Sitzung ändern, das am Mittwoch Abend um 19 Uhr MEZ ansteht. Im Dezember stehen dann mit EZB und FED erneut zwei Stolpersteine im Weg.

Es ist also eher sinnlos, da nun im Sinne "Raten" auf irgendwelche Abläufe zu wetten. Folgen wir einfach dem Markt, dann sehen wir schon.

Die bisher gewählte Aufstellung der "kontrollierten Offensive" mit Absicherung nach unten und noch etwas Cash im Köcher, macht in meinen Augen als mittelfristige Aufstellung weiter Sinn, bis uns der Markt andere Signale gibt.

Ihr Hari

PS: Eine gute fundamentale Abwägung zur Frage Jahresendrally Ja oder Nein, findet sich übrigens -> hier bei der FuW <-, die zu ähnlichen Ergebnissen wie ich oben kommt.

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Die Marktlage in einem Chart

Ich weiss, wir wünschen uns ja so intensiv, dass es nur ein einziges Mal völlige Klarheit und totale Sicherheit am Markt gäbe, damit wir mal "so richtig" und ohne Sorgen im Nacken Gewinne scheffeln könnten.

Leider ist das eine Illusion und wer wirklich das Konzept der -> Reflexivität <- verinnerlicht hat, hat das auch akzeptiert.

Denn stellen wir uns mal vor, es gäbe diesen Moment der absoluten Sicherheit, dann würden ja alle das Gleiche machen wollen wie wir, denn "die anderen" da draussen sind ja auch nicht blöd. Und wer würde dann die Gegenposition zu unseren Käufen nehmen und uns die Aktien verkaufen? Eben. 😉

Der Markt ist also nie völlig klar und es gibt immer Unsicherheiten und das muss so sein. Nun kann man diese Unsicherheiten mit Ignoranz und Bias einfach beiseite schieben und sich "sicher fühlen". Das fühlt sich auch eine Zeit lang sehr schön an, die perfekte Kontrollillusion sozusagen, aber dann kommt zwangsläufig die Realität und bringt das dicke Ende.

Aber auch wenn der Markt immer in Unsicherheit ist, gibt es doch Momente, an denen die Lage und die Chancen und Risiken sehr deutlich verteilt sind und uns eine rationale Entscheidung mit klarer Tendenz ermöglichen. Witzigerweise sind es gerade die grossen Wendepunkte, an denen die Lage am Klarsten ist und trotzdem eine grosse Mehrheit der Anleger vor Angst erstarrt zu sein scheint und sich schwer tut, gedanklich die Richtung zu wechseln.

So war das in den letzten Wochen am Paniktief des 24.08. und ebenso am markanten Intradayreversal vor 10 Tagen am Freitag 02.10. In beiden Fällen haben wir das hier auf Mr-Market antizipiert, erkannt und konnten damit schöne Gewinne in einer Aufwärtsbewegung mitnehmen, die eine Zeit lang relativ risikoarm war, weil eben alles noch in die Gegenrichtung schaute.

Nun aber, nachdem der DAX seit diesem Freitag ca. 900 Punkte gut gemacht hat, ist die Lage wieder komplizierter und Chance und Risiko existieren in ähnlichem Umfang auf beiden Seiten.

Das könnte man nun in vielen Worten beschreiben und diverse Szenarien thematisieren. Ich will Ihnen statt dessen die Lage in einem Chart darstellen, denn das genügt.

Es ist das Chart des Leitindex S&P500 und auch wer sich nur im DAX bewegt, tut gut daran darauf zu achten, wie die US institutionellen Anleger denken. Denn die bestimmen mit ihren Erwartungen eben auch den DAX, der zu über 50% von ausländischem Geld - und eben nicht von deutschem Geld - bewegt wird.

Wenn sie dieser Tage wieder viel über das optimistische Sentiment deutscher Anleger in den Medien lesen, warne ich daher auch davor, daraus zu einfache, direkte Schlüsse auf den DAX abzuleiten. Ohne zu verstehen, wie die US Anleger die Welt sehen, kann man den DAX eben nicht vollständig antizipieren.

Der DAX ist nun einmal kein "deutscher" Index, dafür trägt die völlig fehlende Aktienkultur in Deutschland Verantwortung. Und wer den DAX verstehen will, muss verstehen, wie die denken, die in ihm handeln. Und das sind eben nur zum Teil deutsche Anleger.

Schauen wir also auf *den* Leitindex schlechthin, den S&P500. Alles was man zur aktuellen Lage mit ihren Chancen und Risiken wissen muss, ist in diesem Chart. Und wenn dieses Chart nicht zu Ihnen sprechen sollte und Sie daraus keine eigenen Schlüsse ableiten können, lade ich Sie ein, zur Mr-Market Community dazu zu stossen. Hier werden Sie geholfen. 😉

S&P500 13.10.15

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High Yield Anleihen signalisieren Risiko

Der folgende Artikel erschien schon Dienstag 29.09.15 17:10 in Hari Live und reiht sich in eine Kette von Beobachtungen zum Thema ein.

Aber auch im freien Bereich habe ich den Indikator schon 2013 im Artikel -> Die Märkte und der Junk Indikator <- eingeführt und davon abgeleitet, dass damals noch keinerlei Gefahr für die strukturelle Rally bestand - was dann ja auch eintrat.

Nun, im Herbst 2015 ist die Lage aber anders. Lesen Sie hier:

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Ich habe schon oft über die High Yield Anleihen als Indikator dafür geschrieben, ob wir ein ernst zu nehmendes Problem haben, oder nur eine "Garden Variety" (Feld- Wald und Wiesen) Korrektur vor uns, die man schnell abhaken und deren Dip man mit guten Chancen kaufen kann.

Am Mittwoch 29.07.15 hatte ich vor der Urlaubsphase im Premium Bereich unter dem Titel "Trade with Carl - Short Junk" einen Beitrag, der sich mit dem Shorten des ETFs JNK befasste, der die US High Yielder umfasst und dabei besonders die bedrängten Energie-Unternehmen im Fracking-Bereich im Fokus hat.

Dieser Trade war sehr erfolgreich, wie wir dem folgenden Chart entnehmen können:

JNK 29.09.15

Wir hatten eine perfekte, bärische Gegenbewegung nach dem 24.08., die es aber nicht bis zum Widerstand geschafft hat und dann ging es wie erwartet wieder runter.

Und nun hat der JNK im Gegensatz zum S&P500 schon neue Tiefs erreicht, was unterstreicht, dass wir es aktuell im Markt mit einer ernst zu nehmenden Korrektur zu tun haben, hinter der substantielle Sorgen stehen.

Dass der JNK nun so viel Boden verloren hat und schon zu neuen Tiefs aufgebrochen ist, sollten wir als deutliches Warnsignal nehmen, dass wir in keinem gefahrlosen Bullenmarkt mehr sind, in dem früher oder später jeder Dip zu kaufen ist.

Und dass das in einer Phase passiert, in der die Notenbanken einen guten Teil ihres Pulvers ohne nennenswerte Effekte auf die Realwirtschaft schon verschossen haben, sollte uns im langfristigen Bild nur noch vorsichtiger machen, auch wenn es kurzfristig stark nach Rebound riecht.

Auch die FuW, hat das im -> Chart des Tages <- zum Thema gemacht und wenn wir da von gestiegenen CDS Prämien hören, kommen alten Hasen schnell ungute Erinnerungen an 2007 hoch.

Ich will aber noch einen darauf setzen und die aktuelle Korrektur über den JNK mal in die grössere Perspektive stellen:

JNK 29.09.15 2

Sie sehen eindeutig, dass es nun - im Gegensatz zum Oktober 2014 - "ernst" ist. Wir haben bei den High Yieldern schon heute einen Einbruch, der sich nur noch mit der Lage 2010 zum "Flash Crash" bzw der "Griechenland 1.0 Krise" und mit der Lage 2011 zur Eurokrise vergleichen lässt.

Bei aller berechtigten Erwartung an eine denkbare Wende und ein bald bevorstehendes "Undercut & Rebound" Szenario an den Aktienmärkten, das dann zu einer Jahresendrally führt, sollte uns das vorsichtig genug machen um zu verhindern, dass wir zu gierig jedem Bounce gleich nachlaufen.

Die langsame und stufenweise Erweiterung des Depots mit Qualitätsaktien, lässt sich sicher auch heute rechtfertigen. Dafür sind die Kurse tief genug.

Um aber aus Überzeugung nun Kaufkurse auszurufen, wie das viele Mainstream-Medien in Deutschland schon letztes Wochenende getan haben, ist es nach meiner Einschätzung noch zu früh.

Das endgültige Urteil über diese Korrektur steht noch aus und wir wissen noch nicht, welchen Namen wir beim Fragezeichen mal in der Zukunft hinschreiben werden.

Das nur zur Einordnung für alle, die nun zu gierig nur nach oben schauen. Man kann zur Lage auch kurz und knapp sagen:

Kurz- und Mittelfristige Chancen? Ja!

Es spricht nun viel für eine Jahresendrally, die sich bald (im Oktober) in Bewegung setzen könnte. Und auch ein potentieller Doppelboden entsprechend der -> 2011er Analogie <- hat nun gute Chancen. Der JNK dürfte also kurzfristig auch wieder steigen und eine Gegenbewegung einleiten.

Generelles Feuer frei? Nein!

Auch wenn wir nun eine Jahresendrally sehen sollten und der JNK eine Gegenbewegung vollzieht, kann diese im grossen Bild immer noch nur die rechte Schulter eine Topbildung sein. Auch 2007 kamen die Märkte zum Jahresende noch einmal in die Nähe der Höchststände, bevor es dann 2008 richtig abwärts ging.

Der "Junk Indikator" signalisiert ganz klar strukturelle Gefahr und das sollten wir nicht einfach ignorieren.

Ihr Hari

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Das grosse Warten auf die FED

Der Markt kaut an seinen Nägeln. Wird die FED heute um 20 Uhr die "grosse" Zinswende einläuten?

Selbst in den Massenmedien finden sich Artikel wie -> Die wichtigsten 0,25% der Börsengeschichte <-.

Übrigens ein Artikel, der bei allen medial typischen Verallgemeinerungen, inhaltlich gar nicht so schlecht ist. Es ist verdienstvoll, dass überhaupt solche Themen mal Online als Leitartikel positioniert werden. Im deutschen Land der "Börsenautisten", ist jede Vermittlung von Finanzwissen, schon ein grosses Lob wert.

Wir hier in der Mr-Market Community, haben uns auf diesen Tag natürlich intensiv vorbereitet und ich habe im Laufe der letzten Tage und Wochen bestimmt 10 Artikel zu verschiedenen Aspekten der Positionierung geschrieben. Denn ja, der Termin ist bedeutend, aber weniger wegen der reinen Zinsfrage. Dazu aber später mehr.

Und heute Abend werde ich in "Hari Live" ab 20 Uhr die Geschehnisse und Zuckungen der Börse "Live" begleiten, Janet Yellens Pressekonferenz verfolgen und ich werde wie immer an so wichtigen Wegscheiden, mehrere Posts einstellen. Der erste typischerweise schon Minuten nach 20 Uhr, wenn viele normale Medien noch auf die Reuters Meldung warten, damit etwas überspitzt gesagt, ein Praktikant die dann nach 20 Minuten mit "Cut and Paste" Online stellen kann. 😉

Mit Ihnen hier im freien Bereich, habe ich schon vor 8 Tagen im Artikel -> FED fixiert <- ein paar Gedanken zum Thema geteilt und ein mögliches Szenario entworfen, wie das ablaufen könnte. Die damals gezeigte Seitwärtsbewegung bis zur FED, ist auf jeden Fall eingetreten, allerdings weniger volatil als befürchtet, statt dessen mit latent positiver Tendenz nach oben.

Tiefer will ich hier im freien Bereich in konkrete Szenarien und Opportunitäten nicht gehen, heute will ich mit Ihnen hier aber noch ein paar grundsätzliche Punkte zur Vorbereitung teilen, die sie in dieser Form wahrscheinlich nicht überall lesen können:

(1)

Der Aktienmarkt hat sich in Form des S&P500 beständig an die obere Begrenzung der Range geschoben und hat gestern Abend sogar ganz "frech" mal versucht, oben heraus zu schauen.

S&P500 16.09.15

Der Markt erwartet also, dass sich die geldpolitischen "Tauben" durchsetzen und er keine bösen Überraschungen zu fürchten hat. Das ist sicher rational, birgt aber die Gefahr einer bösen Überraschung und damit sehr negativen Initialreaktion in sich, falls die FED trotzdem einen Zinsschritt vollziehen sollte.

(2)

Auf der mittelfristigen Zeitebene, ist das Sentiment der US Anleger aber überdurchschnittlich schlecht. Das kann man in unzähligen Indikatoren und Umfragen sehen, wir haben die alle im Premium-Bereich besprochen. Bezeichnend dafür ist auch die -> Fund Managers Current Asset Allocation <-, also die konkrete Aufstellung der grossen Fonds-Manager. Ich kann nur empfehlen, sich diese ausgezeichnete Übersicht mal anzusehen.

Diese Daten sagen nichts darüber aus, wie der Markt kurzfristig auf die FED reagieren wird und stehen einem erneuten Absturz direkt nach der FED nicht im Weg. Mittelfristig zum Jahresende, deutet das aber auf Potential hin und ist eher bullisch zu werten.

(3)

Ein wichtiger Umstand, den alle die heute handeln wollen nicht übersehen dürfen, ist der Zeitverzug zwischen dem FOMC Statement um 20 Uhr MEZ und dem Beginn der Pressekonferenz mit Janet Yellen um 20.30 Uhr MEZ.

Wir können relativ sicher davon ausgehen, dass die FED so oder so eine abgewogene Position einnehmen wird.

Wenn also ein kleiner erster Zinsschritt vollzogen wird - was siehe (1) den Markt eher negativ überraschen dürfte - wird Janet Yellen mit hoher Wahrscheinlichkeit danach "weisse Salbe" darauf schmieren und den Schmerz eindämmen, in dem sie heraus stellt, dass auf diesen Schritt keine unmittelbare Kaskade von Folgeschritten kommt.

Umgedreht, wenn der Zinsschritt erneut verschoben wird, wird Yellen wohl präzisieren, wann er dann doch kommen wird.

In beiden Fällen sollten wir also davon ausgehen, dass eine starke Reaktion direkt um 20 Uhr, ab 20.30 Uhr zumindest teilweise wieder aufgehoben werden könnte. Rechnen wir also mit wilder Volatilität und Reversals und keiner simplen Linie in eine Richtung am heutigen Tag.

(4)

Das Geschehen wird schon alleine deshalb volatil sein, weil direkt danach am Freitag auch noch Options Expiration (der Hexensabbat) bevor steht. Wir müssen also davon ausgehen, dass der Markt seine endgültige Richtung und Einschätzung erst Anfang kommender Woche findet, wenn sich auch die grossen, langfristig agierenden institutionellen Anleger dann klar positioniert haben, nachdem dort die Investment-Komitees tagen konnten.

(5)

Auch wenn alle nun auf die Frage "Zinsschritt oder nicht" starren. Darum geht es eigentlich gar nicht. Denn 0,25% mehr oder weniger sind für sich eher unwichtig und wenn es dabei bleibt und nichts nachkommt, ist das immer noch ein extrem stimulierendes Zinsumfeld.

Worum es vor allem heute geht, ist Unsicherheit versus Sicherheit.

Es geht für den Markt um die Frage, ob das eine grosse Zins-Wende ist und uns nun eine Phase der beständigen Zinsschritte bevor steht. Das wäre für den Markt negativ.

Oder ob die FED vielleicht ratlos ist und unsicher wirkt und die Kontrolle über die Situation zu verlieren scheint, das wäre extrem negativ für den Markt.

Oder ob die FED nun einen "one and done" Minischritt macht und damit das Thema aber erst einmal beendet. Das wäre wohl sehr positiv für den Markt. Dann würde der Markt wohl gerade wegen der einmaligen Erhöhung in den Rallymodus wechseln.

Es geht also wie immer um die Erwartungen der Marktteilnehmer. Um die grossen Trends in die Zukunft hinein. Und um Unsicherheit versus Sicherheit. Ob der Leitzins für sich alleine 0,25% höher ist, ist eher nebensächlich.

Alles aber - auch ein kleiner Zinsschritt - das dem Markt Sicherheit vermittelt und beweist, dass das stimulierende geldpolitische Environment andauert - wird der Markt voraussichtlich mögen und wird ihn positiv reagieren lassen.

Alles aber, was den Eindruck einer echten Zinswende erzeugt oder dem Markt weitere Unsicherheit und Unklarheit vermittelt, wird voraussichtlich negativ sein. Selbst wenn kein Zinsschritt kommt. Wenn die FED ratlos und unsicher wirkt, wird es der Markt hassen.

Deshalb ist das im Artikel "FED fixiert" beschriebene Szenario gut denkbar, falls die FED einen kleinen Zinsschritt vollzieht. Erst wird der Markt dann mit einem Schrecken reagieren. Sollte Yellen dann aber in der Pressekonferenz jede Menge Taubenfutter und Zuckerbrot verteilen, kann das am Abend auch schnell drehen.

Vergessen wir aber nicht, das ist nur ein Szenario unter vielen. Behalten wir einfach die 5 Punkte oben im Hinterkopf, um das Geschehen einzuordnen.

Kurzfristig ist heute und morgen also eine Menge drin, von erneutem Test der Tiefs vom 24.08. bis zu einer Rally mit "Hurrah". Sicher ist eigentlich nur erhebliche Volatilität.

Mittelfristig ist die Anlage-Stimmung in den US aber so skeptisch und negativ geworden, dass ein positiver Jahresabschluss gar nicht so schlechte Chancen hat.

Topbildungen die jeder erwartet, haben es auch schwer, genau so einzutreffen. Meistens legen diese dann noch einmal eine Pirouette nach oben ein und erst dann, wenn es keiner mehr erwartet, dreht der Markt doch nach unten.

Im S&P500 entspräche das als Szenario der Bildung einer Art "rechter Schulter" wie folgt:

S&P500 16.09.15 2

Und man muss sich ja auch mal fragen, wer ernsthaft damit rechnet, dass die FED nun eine Zinserhöhung nach der anderen durchzieht. Das halte ich für völlig irreal, dafür ist Yellen viel zu vorsichtig. Selbst wenn ein Zinsschritt kommt, wird er also heute wohl klein und vorsichtig kommuniziert werden.

Soviel von mir an dieser Stelle.

Und nun machen Sie was daraus zum Vorteil Ihres Depots! Wenn Sie es genau wissen wollen, konkrete Unterstützung suchen und vor allem nach der FED die diversen daraus resultierenden Konsequenzen und Chancen kennen wollen, stossen Sie doch einfach zu uns in der Mr-Market Community dazu. Ansonsten wünsche ich Ihnen einfach ein gutes Händchen!

Ihr Hari

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Welches Börsenjahr reimt sich auf 2015?

Das grosse Rätselraten ist im Gange - mal wieder. 😉 Ist das nun eine Kaufgelegenheit oder steht uns noch weiteres Ungemach an den Märkten bevor?

Letztlich ist dieses Rätselraten sinnlos und wird medial von Leuten beherrscht, die ihre Meinung mit besonderer Verve zu Markte tragen. Erfahrene Anleger - und Trader sowieso - wissen aber, dass der dauerhafte Erfolg am Markt sich umgekehrt reziprok zur Lautstärke der Prognosen einstellt und vor allem mit Beobachtungsgabe, Strategie und Disziplin zu tun hat.

Denn die Zukunft ist unbestimmt und nur aufmerksame Beobachtung der Signale des Marktes erlaubt uns, diesem zu folgen oder ihn sogar manchmal zu antizipieren. Eine Kristallkugel zur zuverlässigen Vorhersage der Zukunft hat aber niemand.

Bei der Frage, wie es nun an den Märkten weiter geht, sind einfach zu viele noch unbestimmte Variablen im Spiel. So hat die FED in Person des FED Vize Stanley Fisher, gerade wieder auf der Notenbanktagung in Jackson Hole mit eigenen Worten bewiesen, dass sie selber noch nicht weiss, ob der erste, lang erwartete Zinsschritt nun im September kommt oder nicht.

Und Fisher hat die US Arbeitsmarktdaten vom kommenden Freitag zum entscheidenden Kriterium gemacht. Wir können uns also schon wieder auf eine massive, inverse Reaktion des Marktes am Freitag einrichten. Sprich zu gute Daten werden schlecht sein und umgedreht. In dieser inversen Logik haben wir ja nun jahrelange Übung. 😉

Der Punkt ist, wenn die FED als wichtiger Marktfaktor selber noch nicht weiss, ob sie nun Taube oder Falke sein will, wie sollen wir das dann wissen? Und welchen Sinn haben dann zu überzeugte Prognosen mit "Egowelle", ausser um sich selbst im medialen Wettbewerb mit Kompetenzanmutung zu verkaufen?

Auch heute haben wir durch schlechte chinesische Daten ja wieder einen unberechenbaren Einflussfaktor, der initiale Schwäche an den Märkten generiert. Auch da fragt man sich aber eher, wie schlimm es denn nun wirklich ist, wenn solche Werte überhaupt zugelassen werden. Denn nachdem sogar Journalisten lächerlicherweise für den Kurssturz verantwortlich gemacht werden, dürfte dem Letzten klar sein, dass den offiziellen chinesischen Daten sowieso nicht zu trauen ist.

Und am Donnerstag kommt die EZB und es wurde von Seiten der EZB ja schon darüber spekuliert, dass auch eine Ausweitung des Kaufprogramms im Rahmen des QE denkbar ist.

Aber trotz all dieser unberechenbaren Einflussfaktoren, sind wir trotzdem nicht blind. Im Gegenteil. Es gibt unzählige Faktoren und Indikatoren, die uns seriös etwas über den Marktzustand sagen und die ein komplexes Gesamtbild formen.

Es ist unmöglich im Rahmen so eines Beitrages im freien Bereich diese Faktoren alle zu betrachten, das tun wir im Premium-Bereich täglich und haben damit in den letzten 2 Wochen fast auf den Punkt den beginnenden Einbruch und vor allem sehr profitabel, den Rebound ab Montag letzter Woche getroffen.

Diese Faktoren und Marktdaten schaffen aber auch keine absolute Sicherheit, Sicherheit gibt es am Markt nicht. Sie definieren aber Wahrscheinlichkeiten. Es gibt einfach Szenarien, die jetzt wahrscheinlicher sind als andere und das aus guten Gründen. Das ist keine absolute Sicherheit, aber es ist eine Menge mehr, als blindes und panisches Herumraten.

Besondere Bedeutung kommt dabei dem Verhalten des Marktes zu, wenn der im Rebound in die wichtigen Widerstandszonen bei 2.040 - 2.050 im S&P500 und bei 10.6xx im DAX hinein läuft. Und diese Zonen haben wir noch nicht heute erreicht, noch hat der Rebound Luft nach oben.

Wie es von da weiter geht, ist die Frage, für die uns die intensive Marktbeobachtung Wahrscheinlichkeiten liefert.

Statt Ihnen nun aber unzählige Wenns und Abers und Szenarien zu zeigen, will ich als Kunstgriff statt dessen die Vergangenheit bemühen. Denn Geschichte wiederholt sich zwar nicht, sie reimt sich aber und das gerade an der Börse. Alles schon einmal da gewesen, sozusagen. 😉

Schauen wir also auf 4 mögliche Vorlagen für 2015 und versuchen die Frage zu beantworten, welches Jahr sich am ehesten auf 2015 reimt:

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So sah es 2008 aus. Wir wären dann gerade im ersten Rebound nach dem ersten Einbruch, dem sich damals schweres Ungemach angeschlossen hat:

S&P500 2008

Das Szenario ist denkbar, erscheint mir in Würdigung der Gesamtumstände derzeit als Analogie aber eher unwahrscheinlich.

Nun aber schauen wir auf den gnadenlosen Rebound im Herbst letzten Jahres:

S&P500 2014

Aber auch hier gilt für mich nach Sichtung aller Daten, dass das zwar etwas wahrscheinlicher als die 2008er Analogie, aber auch eher unwahrscheinlicher ist als das, was nun folgt.

Weit besser passt mir da die 2011er Analogie ins aktuelle Bild, die übrigens auch im August den Einbruch begann. Hier markierte zwar der erste Einbruch fast das Tief, aber es folgten eben 2 Monate markanter Swings, die mit einem marginal tieferen Tief im Oktober endeten, bevor es zum Jahresende wieder hoch ging:

S&P500 2011

Das reimt sich auf die aktuellen Rahmenbedingungen schon viel besser und erscheint im Gesamtbild eine gut vorstellbare Vorlage für das aktuelle Geschehen.

Aber es gibt noch eine, zunehmend vergessene Parallele, die mir noch einen Tick besser gefällt. Und das ist 1998, woran sich noch 2 Jahre harte Rally anschlossen, bevor dann im Jahr 2.000 eine echte Blase platzte:

S&P500 1998

Diese Struktur eines Doppelbodens passt sehr gut zu einem Ablauf, in dem die Indizes nun noch bin zu den genannten Widerstandszonen laufen, dann im Zuge einer Erwartung der Zinserhöhung der FED in die FED Sitzung hinein fallen und nach dem die Kuh endlich vom Eis ist und klar wird, dass nach der ersten pro-forma Erhöhung sowieso nichts nachkommt, dann zum Jahresende hin wieder in den Rallymodus gehen.

Alles Spekulation? Stimmt, das betone ich ja immer. Aber es spricht viel dafür, dass die 2011er und 1998er Analogie näher an den Realitäten der Gegenwart ist, als die extremen Crash- und Rebound-Szenarien, die man von den grossen -> Crashpropheten und Gesundbetern <- nun mal wieder lesen kann.

Für die Anleger bedeutet das, nicht zu schnell das ganze Pulver zu verschiessen und sich auf weitere, wilde Volatilität einzurichten - aber Schwäche trotzdem Zug um Zug zu nutzen, um langfristige Posititionen wieder aufzubauen, die aufmerksame Markt-Beobachter Anfang August abgebaut haben.

Und woran erkennt man, dass wir doch in 2008 sind und man doch schnell raus muss? Wenn das Tief vom letzten Montag nicht nur kurz für ein oder zwei Tage marginal unterschritten, sondern nachhaltig nach unten verloren wird. Dann hätten wir Alarmstufe Rot an den Märkten, aber da sind wir noch nicht.

Am Ende ist es aber alleine die Price-Action die für uns Relevanz haben sollte. Wir dürfen uns deshalb auch nicht in obige Vorlagen verbeissen, vielleicht hat 2015 sein ganz eigenes Muster, das noch nicht geschrieben ist.

Aber eine grobe Orientierung können die alten Verläufe schon geben und solche Szenarien erlauben uns, das reale Geschehen dann auch schneller einzuordnen. Und das ist eine Menge wert, nur verheiraten und verlieben dürfen wir uns in diese Analogien eben nicht. Es sind gedankliche Krücken, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Ihr Hari

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Der Crash kommt! Oder doch nicht? Und was ist eigentlich eine „Wall of Worry“?

Betrachten wir doch mal "fundamental" und "objektiv" die Welt- und Marktlage:

  • Die Krise in der Ukraine ist kein bisschen gelöst. Check!
  • Der IS ist kein bisschen besiegt. Check!
  • Im chinesischen Meer kann jederzeit ein offener Konflikt auftreten. Check!
  • Früher oder später werden Atomwaffen in den Händen von Selbstmordattentätern sein. Check!
  • Wenn man der Hydra des Terrorismus einen Kopf abschlägt, wachsen sofort drei Neue nach. Check!
  • Der Westen hat seinen inneren Kompass verloren und verliert sich und die Werte der Freiheit, in kulturellem Relativismus. Check!
  • Der Euro ist eine Fehlkonstruktion und wird zwangsläufig scheitern. Check!
  • Das Brüsseler Europa der Beliebigkeit und des Konsens um jeden Preis, hat sich überdehnt und scheitert gerade. Check!
  • Amerika hat sich als unfähig heraus gestellt, mit seiner Dominanz die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Check!
  • Deutschlands Wohlstand ist auf Sand gebaut, die Altersarmut weiter Bevölkerungsteile kommt. Check!
  • Die Notenbanken der Welt überheben sich gerade. Check!
  • Der "Race to the Bottom" der Währungen wird nicht gut ausgehen. Check!
  • Das Finanzsystem ist kein bisschen stabiler als 2008, die Beteiligten haben nichts oder zu wenig gelernt. Check!
  • Die aktuellen Verzerrungen der Preisfindung an den Märkten, basieren primär auf zu starken dirigistischen Eingriffen von Staaten und Notenbanken im Sinne "Planwirtschaft Light". Check!
  • Mit dem nächsten Finanzcrash, wird nicht nur von Radikalen das Gesellschaftssystem in Frage gestellt werden. Check!
  • Und an allem wird für die medialen Lautsprecher sowieso nur "der Kapitalismus" schuld sein - was immer das ist. Check! 😉
  • Die Märkte sind zu schnell zu weit gelaufen und für eine Korrektur überreif. Check!
  • Die Anleihenmärkte befinden sich in einer gigantischen, von den Notenbanken und Staaten aufgepumpten Blase. Check!
  • Die US Märkte sind voller negativer Divergenzen auf den unterschiedlichsten Ebenen. Check!
  • Ein langfristiges Top im S&P500 ist denkbar und nicht mal unwahrscheinlich. Check!
  • Wenn dieser Markt abwärts zu rollen beginnt, wird es sehr schnell, sehr übel werden, weil der Margin Call sich durch das System frisst. Check!
  • Die Dominanz der trendfolgenden Algorithmen, wird den nächsten Crash noch schneller, tiefer und brutaler machen, als alle vorher. Check!

Habe ich etwas vergessen? Bestimmt! Da fällt Ihnen doch mit Sicherheit noch ein wichtiger Punkt ein. Oder?

Ach ja, ich habe noch Einen mit einem Augenzwinkern: 😉

  • Gold ist neben einem Bunker, einem Colt und einem Rübenbeet, die einzige Rettung in der kommenden Katastrophe. Check? LOL!

Moment, ich habe noch Einen, dieses Mal Kategorie "Kalauer":

  • Auf -> Zero Hedge <- steht immer nur die reine Wahrheit und es wird alles genau so kommen, wie da gesagt wird. Check? LOL!

So, das sollte genügen. Und da die Lage so erfrischend und erfreulich ist, wie sie ist, schauen wir nun auf den DAX im langfristigen Bild, der dieser traurigen Lage sicher Rechnung tragen wird, denn der Markt hat ja immer Recht:

DAX 05.08.15 Long

Uppps! Das sieht ja ziemlich bullisch aus! Ja spinnen die denn alle, die Römer? Ähhh die Börsianer?

Hari hier - mit einer Erklärung:

Nein, die spinnen nicht alle. Denn "die Börsianer", das sind nicht unbekannte "Idioten", sondern das sind Sie - ja Sie! - und ich und tausende andere, ziemlich kluge, vernunftbegabte und kompetente Marktteilnehmer. Und die wissen das alles, was ich oben geschrieben habe.

Die kennen die obige Liste ganz genau und können selber noch ein paar Punkte hinzu fügen, an die ich nun auf die Schnelle nicht gedacht habe. Und trotzdem haben diese Marktteilnehmer - wir - beim DAX genau diesen Kursverlauf erzeugt.

Was sagt uns das?

Das ist die alles entscheidende Frage, wenn man an der Börse Geld verdienen will. Denn am permanenten Crash-Gerede verdienen nur die, die ihnen dafür ihre Bücher oder Börsenbriefe verkaufen. Klar irgendwann werden auch die Crash-Propheten mal Recht haben, das liegt in der Natur der Sache. Nur wann, das ist die Frage, die über Gewinn oder Verlust entscheidet!

Wenn Sie die Antwort auf obige Frage nicht kennen, sollten Sie diese unbedingt kennen lernen. Denn genau so eine Liste der Sorgen, zeichnet eine "Wall of Worry" - eine "Mauer der Sorgen" oder auch "Wand der Angst" aus.

Und wissen Sie auch, was Märkte gewöhnlich an so einer Wall of Worry machen? Sie steigen. 😉

Und wissen Sie auch, wann sie nicht mehr steigen können? Wenn es diese Ängste nicht mehr gibt und alle Zeichen auf Grün stehen.

Ich wollte das nur mal gesagt haben, Parallelitäten zur Aktualität sind natürlich rein zufällig. 😉

Und keine Frage, auch ich mache mir diese Sorgen, siehe auch -> Mr. Gnadenlos und das wahre Risiko <-, oder endlose Artikel zum Desaster des fehl konstruierten Euros. Es ist ja nicht so, dass ich die meisten Punkte oben nicht auch genau so sehen würde.

Aber wir sollten eben nicht den "Crash" schon handeln wollen, wenn in der Price-Action noch keiner zu sehen ist. Und nicht in die Honigfallen derer gehen, die mit der Angst vor dem Crash ihr Geld verdienen. Denn was wir derzeit in den Indizes sehen, ist bestenfalls eine Seitwärtskonsolidierung mit offenem Ausgang. Was daraus wird, ist noch offen.

Ja, das kann durchaus ein bedeutendes Top werden, was wir da gerade im S&P500 sehen. Muss es das? Nein, es ist nur eine Möglichkeit. Eine Möglichkeit, gegen die man sich absichert, auf die man aber nicht blind wettet.

Wir sollten immer für alle Möglichkeiten offen sein. Und wir sollten erst handeln, wenn es etwas zu handeln gibt. Denn als kluge Marktteilnehmer handeln wir, was wir tatsächlich sehen und nicht, was wir zu sehen erhoffen oder befürchten.

Und wissen Sie was? Ich könnte eine ebenso lange und eindrucksvolle Liste zu den Dingen machen, die in der Welt besser geworden sind und zur Hoffnung Anlass geben. Den Unterschied macht die Perspektive - und die Erwartung.

Und um Ihnen endgültig den "Gnadenschuss" zu geben: Seien Sie mal ehrlich, hat diese Liste von oben, vor vier Jahren im Jahr 2011 so viel anders ausgesehen? Da war der DAX kurz unter 5.000, wie sie dem Chart oben leicht entnehmen. 😉

Was sagt uns das nun?

Ihr Hari

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Turnaround Tuesday – das neue Muster für den S&P500?

Seit über einem Jahr nun, ist der Dienstag der statistisch erfolgreichste Börsentag der Woche an den US Märkten. Und viele aufmerksame Marktbeobachter, sind schon auf dieses markante Muster aufmerksam geworden und haben dem Tag den treffenden Titel "Turnaround Tuesday" verpasst.

Wer die -> Reflexivität <- der Märkte wirklich begriffen hat, dem ist klar, dass solche Muster erst einmal stärker, stabiler und profitabler werden, bis sie dann irgend wann unter dem eigenen Erfolg und Gewicht krachend scheitern müssen und Geschichte sind.

Das liegt eben an dem Herdenverhalten der anderen Marktteilnehmer. Am Anfang werden immer mehr Marktteilnehmer auf das Muster aufmerksam und spielen es. Und es wird dadurch durch das Handeln der Marktteilnehmer im Sinne einer "selbsterfüllenden Prophezeihung" immer zuverlässiger und profitabler. Was wiederum noch mehr auf das Muster aufmerksam macht. Diese Phasen, haben wir im Premium-Bereich beim Turnaround Tuesday alle durchlebt und er hat uns in den letzten Monaten gute Dienste geleistet, so auch letzten Dienstag, mit einem perfekten, profitablen Ablauf.

Und heute ist wieder Dienstag und der US Markt hat sich diesen Trade wieder mit Macht zurecht gelegt. Wir hatten gestern wieder diese so typische Stärke der letzten halben Stunde am Ende des schwachen Handelstages:

S&P500 04.08.15

Und wir hatten gestern im "Moneyflow" deutliche Signale, dass das grosse Geld gestern in den letzten Minuten massiv akkumuliert hat.

Der typische Ablauf wäre nun, dass es am Anfang nach Handelsstart der US Börsen ab 15:30 Uhr noch leichte Schwäche gibt, denn in der ersten Handelsstunde agieren in DAX wie S&P500 typischerweise die von Emotionen getriebenen Anleger, die am Vortag zu spät gekommen sind und daher noch die Bewegung des Vortages nachvollziehen.

Diese Anlegerkreis wird im amerikanischen leicht bösartig "Dumb Money" gennant, während die Bewegung der letzten 30 Minuten eher vom "Smart Money" kommt, das sich schon für die absehbare Entwicklung des Folgetages zu positionieren versucht. Und wenn das "Dumb Money" seine Käufe oder Verkäufe erledigt hat, kann ca. 1 Stunde nach Handelsstart, an der Wallstreet also ab ca. 16:30 Uhr MEZ, das grosse Geld zur wahren Richtung des Tages antreten.

So war es ganz oft in den letzten Monaten, nicht immer, aber sehr oft. Letztes Dienstag sah das so aus:

S&P500 04.08. nachtr

Und heute haben wir wieder das analoge Setup zum letzten Dienstag. Die Chancen sind gut, dass der US Markt auch heute einen starken Tag hinlegt. Es lohnt sich bei so Mustern oft, einfach auf die Wiederholung zu setzen, auch das ist eine Form von Trendfolge.

Aber nur so lange, bis das Muster irgend wann zu bekannt ist und dann wegen der Reflexivität zwangsläufig scheitern muss. Denn wenn alle das Gleiche erwarten, kann genau das zwangsläufig am Markt nicht mehr eintreten, weil die Gegenpartei fehlt.

Insofern ist die Tatsache, dass ich dieses Muster des "Turnaround Tuesdays" hier nun im freien Bereich thematisiere eher Indiz, dass es langsam zu offensichtlich wird und ein Scheitern nicht mehr so lange auf sich warten lassen dürfte. Gut verdienen konnte man an dem Muster in den vergangenen Monaten aber allemal, das war aber dem Premium-Bereich vorbehalten.

Ich bin gespannt, wie das heute ausgeht. Der Trade, den sich der US Markt heute zurecht gelegt hat, ist auf jeden Fall offensichtlich für alle, die Augen für den Markt haben: Turnaround Tuesday!

Und es lohnt sich wahrscheinlich immer noch, auf eine erneute Wiederholung zu setzen - bis es sich irgendwann auf katastrophale Art und Weise nicht mehr lohnt. So ist er nun einmal, der fiese, reflexive Mr. Market. 😉

Ihr Hari

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Apple und die US Indizes an der Klippe

Vor einer guten Woche, hatte ich im Artikel -> Mr. Gnadenlos und das wahre Risiko <- schon darauf hingewiesen, dass die mittelfristigen Risiken in den US Indizes und im Speziellen im Leitindex S&P500 steigen.

Nun hatten wir gestern sogar noch ein fieses "Reversal des Reversals", denn der Dienstag brachte im Sinne "Turnaround Tuesday" eigentlich alle Parameter eines beginnenden Rebounds, wurde aber am gestrigen Mittwoch unter dem Druck von Grexit, China und einer über Stunden geschlossenen New York Stock Exchange, vollständig wieder abgegeben.

Die Price-Action im S&P500 wird daher immer fragwürdiger, das Chart zeigt deutlich, wie riskant die Lage nun ist:

S&P500 09.07.15 3

Wer jetzt also nur auf Griechenland starrt und eine Auflösung des Dramas für Käufe nutzen will, könnte damit auf mittelfristige Sicht deutlich zu kurz springen. Denn damit befindet man sich im massiven Konsens im deutschen Markt, alle warten darauf, den Grexit dann wieder als Kaufgelegenheit nutzen zu wollen. Und was alle erwarten, kann am Markt nur schwer eintreffen.

Ein denkbares und für den fiesen Mr. Market sehr typisches Szenario, wäre daher eine kurze Erleichterungsrally im DAX, die dann aber schnell von den wichtigeren Problemen im Rest der Welt aufgefressen wird. Stellen Sie sich nur mal vor, in China würde der Absturz weiter gehen und das Vertrauen der Bevölkerung erschüttern. Unsere Autobauer würden es wohl in den Absatzzahlen als Erste merken und der DAX in Folge auch.

Und mit den hektischen, dirigistischen Maßnahmen zur "Stützung" des Marktes, machen die chinesischen - nur dem Namen nach noch "kommunistischen" - Kader alles nur schlimmer, weil sie das Vertrauen untergraben und sich dem Risiko aussetzen, die eigene Machtlosigkeit deutlich zu machen. Und wenn Vertrauen bricht, dann geht es schnell und massiv nach unten. Eine Herde von Marktteilnehmern, die von Panik in eine Abwärts-Stampede getrieben wird, hält wirklich in ihrem Lauf, "weder Ochs noch Esel auf". Das müssen die Chinesen wohl noch lernen - Vertrauen ist das Zauberwort, nicht operative Hektik!

Deshalb ist es für uns nun so wichtig, auf die US Indizes zu schauen, denn wenn die nun zur ersten harten Korrektur seit über drei Jahren ansetzen sollten, wird sich der DAX dem nicht entziehen können!

Kurzfristig ist das Sentiment in den US nun aber so sauer geworden, dass eine positive Gegenbewegung in den nächsten Tagen, vielleicht auch im Zuge einer Auflösung des griechischen Dramas, ganz gute Chancen hat. Was danach kommt ist die Frage und da sieht die Marktmechanik im mittelfristigen Blick wirklich nicht mehr gut aus.

Will man den Zustand eines Marktes einschätzen, lohnt es sich dabei auch, einen Blick auf die führenden Aktien und deren Strukturen zu werfen und wer wäre da besser geeignet, als *der* Bluechip schlechthin: Apple.

Wir sehen im Chart schnell, dass bis zum 28.04. (dem blauen Pfeil) alles nach einer positiven Fortsetzung des Aufwärtstrends wie aus dem Lehrbuch aussah. Das böse Reversal am 28.04., hat dann aber alles verändert und seit dem ist der Wurm drin:

AAPL 09.07.15

Wir sehen auch, dass Apple nun im wahrsten Sinne des Wortes "an der Klippe" steht und die nun deutlich sichtbare Divergenz im On-Balance-Volumen, macht keine guten Gefühle. Eine diffuse Nachrichtenlage mit negativen Nachrichten zur Apple Watch, macht die Lage nicht einfacher. Diese Nachrichten sind nicht wegen der absoluten Zahlen bedeutend, dafür ist der Umsatz der Apple Watch zu gering. Sie haben aber Bedeutung, weil sie am Nimbus der Unbesiegbarkeit von Apple kratzen.

Trotzdem gehe ich auch bei Apple eher davon aus, dass wir hier nicht direkt durchfallen, sondern es nun kurzfristig erst einmal eher nach oben geht. Danach wird es aber wirklich riskant und wenn eine solche Gegenbewegung wieder verkauft werden sollte, muss man bei Apple, wie bei den US Indizes, von einer echten Korrektur ausgehen, die dann auch am DAX nicht vorüber gehen wird.

Fazit:

Die mittelfristige Lage in den US Indizes sieht zunehmend wackelig aus. Noch ist nichts entschieden und auch eine erneute Auflösung nach oben ist denkbar. Wir dürfen durch das griechische Gezappel aber auf keinen Fall blind für diese Entwicklungen werden, denn die sind für DAX und Co. am Ende wichtiger als die Frage, auf welche Art und Weise nun weitere Steuermilliarden in Griechenland verbrannt werden. Denn dass es dazu kommt, ist völlig klar. Die Frage ist nur, ob für ein Programm, das sowieso nicht eingehalten wird oder für humanitäre Rettungsmassnahmen, die von Teilen der Gesellschaft gar nicht gewollt werden, weil man ja "so stolz" ist.

Wir dagegen sollten als rationale und professionell agierende Marktteilnehmer "stolz" sein, wenn wir diese schwierige Marktphase weiter unbeschadet überstehen, denn die ist nicht ohne und voller versteckter Risiken. Wer dabei Hilfe braucht, sollte sich der Mr-Market Community anschliessen.

Ihr Hari

PS: Übrigens, wir haben einen weiteren Kolumnisten an Bord, schauen Sie -> hier <-. "Nun sind wir fünf!" kann ich also dankbar im Stile von "Chris", dem Anführer der -> glorreichen Sieben <- sagen. 😉

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Warum Frau Merkel immer noch keine Anführerin ist

Heute Abend kommt der Gipfel der Eurostaaten zusammen, um vordergründig über das weitere Vorgehen im Fall Griechenland zu entscheiden. Wir haben ja schon viele Gipfel erlebt und immer war "nach dem Gipfel" letztlich nur "vor dem Gipfel".

Dieses Mal wird es aber anders sein, denn die normative Kraft faktisch insolventer griechischer Banken, erlaubt keine weiteren Verschiebungen und Illusionen mehr.

Was auf dem Gipfel wirklich verhandelt wird, ist hinter dem vordergründigen Thema Griechenland, eine viel grundsätzlichere Thematik. Die Frage nämlich, ob die Währungsunion endgültig zur Transferunion mutiert oder im letzten Moment diese Bewegung gestoppt wird.

Hinter der Fassade der Konsensfloskeln, sind dabei die Kampflinien klar. Im Wesentlichen steht das südeuropäische Bild von Wirtschaft, gegen das auf Leistungsfähigkeit ausgerichtete nordeuropäische Bild von Wirtschaft. Und die südeuropäischen Denkstrukturen, haben eine strategische Mehrheit in der Eurozone.

Dahinter im Hintergrund spielen auch geostrategische Einflüsse herein und die US machen aus Eigeninteresse Druck, dass es zum "südeuropäischen Europa" kommt - dazu habe ich heute im Premium Bereich ausführlicher geschrieben.

Es ist dieser Moment des Abwartens auf eine wichtige Entscheidung, an dem ich gerne mal in alten Archiven krame, was ich zum Thema schon so alles geschrieben habe. Und dabei fiel mir der folgende Artikel in die Hände, den ich -> am 30.11.2012 unter obigem Titel <- verfasst habe.

Damals 2012 liefen im Bundestag gerade die diversen Abstimmungen zu den "Rettungsprogrammen" in Sachen Griechenland und wir erinnern uns an Interviews mit völlig desorientierten Bundestagsabgeordneten, die wie Schlafwandler keinen blassen Schimmer davon hatten, was sie da taten.

Dabei war schon damals für klar sehende Augen mit ein wenig ökonomischer Bildung klar, was für ein Schwachfug diese "Rettung" war und wie man für nichts und wieder nichts die Regeln der Währungsunion mit Füssen getreten hat.

Sicher verstehe ich auch, dass Motivation der damaligen Rettung vor allem Sorge um das eigene Bankensystem war. Nur das Problem hätte man mit dem gleichen Geld auch anders lösen können, ohne den Maastricht Vertrag zu zerstören.

Lesen Sie einfach noch einmal, was mir damals zu Frau Merkel eingefallen ist und wie aktuell das noch ist. Und wundern Sie sich - oder wundern sich nicht 😉 - wie wenig sich seit dem geändert hat.

Liebe Frau Merkel, Führen ist mehr als moderieren. Moderieren ist ein Teil der Gleichung und oft sinnvoll. Aber es gibt die Momente, in denen es ohne klare Richtungsentscheidung nicht geht.

Heute steht so eine Richtungsentscheidung über eine fehlkonstruierte Währungsunion an. Und Sie haben erneut eine Chance zu beweisen, dass Sie doch eine Anführerin sind!

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November 2012: Ein sehr persönlicher Kommentar zu Frau Merkel und zum Thema Führung:

Manchmal entstehen Gedankengänge adhoc aus dem Nichts. Sie wissen aus vielen grundsätzlichen und durchaus politischen Artikeln zur Eurokrise, wie sehr mich die Konsequenzen dieser Fragen für unsere Zukunft umtreiben.

So erinnere ich an Artikel wie -> Ja aber .. oder wie man sich selber abschafft <- oder -> Das Ende Deutschlands wie wir es kennen <-.

In Anbetracht der Meldungen zur wievielten? Abstimmung des Bundestages über die wievielte? "letzte" Stützung Griechenlands, wurde mir selber bewusst, dass selbst ich mittlerweise komplett auf geistigen Durchzug geschaltet habe, sobald von Politik, Berlin und Bundestag die Rede ist. Und ich habe mich gefragt, woran das liegt, denn an mangelndem politischen Interesse oder fehlendem Verständnis für die sachliche Problematik, kann es bei mir nun wirklich nicht liegen.

Die Antwort war mir schnell klar. Es handelt sich um eine Art unbewussten Selbstschutz meinerseits, weil ich das konzeptlose "Geschwurbel" der Politik in Anberacht der gewaltigen Konsequenzen die daraus erwachsen, einfach nicht ertrage. Es tut meinem Seelenheil gut, die Bilder der weitgehend hilf- und ahnungslosen Bundestagsabgeordneten, die da nach Fraktionsdisziplin abstimmen, zu verdrängen. Denn ansonsten würde ich jeden Tag die Verzweiflung spüren, die aus einem Gefühl der Hilflosigkeit erwächst. Hilflosigkeit, wenn man glaubt weit besser als die Mehrzahl der Politiker zu verstehen was nötig wäre, aber keinen Einfluss auf das Ergebnis hat.

So kam es zu einem Kommentar in den Live-Tips, darauf Kommentaren von Lesern und Antworten von mir, und so entstand ein Gedankengang, den ich für so wichtig halte, dass ich Ihn auch in Form eines Artikels verewigen will.

Denn eines ist doch offensichtlich. Wir haben in Europa, speziell aber gerade in Deutschland, ein gefühltes Führungsvakuum. Es fehlt dem Land an Orientierung und an Visionen, die seinen Weg in die Zukunft beschreiben. Von all den grundsätzliche Fragestellungen, die sich über Jahrzehnte aufgestaut haben, aber ohne konzeptionelle Antwort bleiben, ganz zu schweigen. Dieser gefühlte Mangel trägt wesentlich dazu bei, dass sich in schwierigen Zeiten dieses Gefühl der Hilflosigkeit breit macht, weil man glaubt sowieso nichts ändern zu können und so der Zukunft ausgeliefert zu sein.

Und wir haben mit unserer Bundeskanzlerin eine Meisterin des Machterhalts und der Organisation der komplexen Gegenwart, die aber nach meinem persönlichen Eindruck sofort ein spürbares Unbehagen zu befallen scheint, sobald es darum geht eine Richtung vorzugeben - ausser wenn diese Richtung sowieso Common Sense und damit offensichtlich ist. Denn etwas vorzugeben und sich mit seiner Überzeugung in den Wind zu stellen, ist aktiv und nicht reaktiv. Und es birgt die Gefahr in sich, dabei falsch zu liegen. Leider ist aber genau das Führung, das andere nur das Verhalten eine Verwalters. Immer nur aus der Deckung zu agieren, schützt vor Wunden, das Verhalten eines Anführers ist das nicht. Und Menschen werden so auch nicht motiviert.

Worauf sich die Frage anschliesst, warum das gerade in Deutschland so ausgepägt ist. Dem Land, auf das nun ganz Europa und die ganze Welt schaut, um in Europa Führung zu zeigen. Wer, wenn nicht Deutschland, könnte man fragen - und so sieht es auch die Welt ausserhalb Europas.

Ich befürchte wir sehen hier in Deutschland die Gegenbewegung zu den traumatisierenden Erfahrungen der zwei Weltkriege. Denn alles was mit Vision und Charisma zu tun hat, steht bei uns seit dem unter Generalverdacht.

Gerade bei den Deutschen ist das auffällig. Deutschland hatte seit der Reichsgründung 1870/71 eine beeindruckende Kraftentfaltung. Man konnte sozusagen vor Kraft kaum Laufen. Es gab so etwas wie ein kollektives Gefühl der Bestimmung zur Grösse, das dann natürlich auch primitiver Kraftmeierei eine Steilvorlage gab, statt klug eingesetzt zu werden. Mit dem Ende der Nazi-Herrschaft entstand dann ein gewaltiger Kater und seitdem ist alles diskreditiert, das mit Charisma und Vision zu tun hat.

Ich konnte es doch im Nachhinein an den Erzählungen meines Grossvaters beobachten. Ein Idealist wie er im Buche steht und überzeugtes Mitglied der Partei. Und irgendwann ist das dann umgeschlagen in ein Gefühl betrogen und missbraucht worden zu sein. Die Folge war innerlicher Rückzug in die überschaubare Welt des Schrebergartens.

Nun hindert uns diese kollektive Erfahrung, wieder in grösseren Dimensionen zu denken und die Welt gestalten zu wollen, statt sie nur zu erdulden und uns in ihr einzurichten. Und dieser Gestaltungswille ist nun im Zeitalter der Globalisierung dringend geboten ! Denn entweder wir gestalten, oder wir werden von anderen gestaltet !

Dabei ist Gestaltungswillen, Vision und Führungskraft zunächst einmal moralisch wertfrei und es sind Fähigkeiten, die immer wieder zwingend nötig werden. Moralisch “gut” oder “böse” wird Führung immer erst im Nachhinein, wenn man das Ergebnis der Führung dann bewundern und werten kann.

So können Visionen uns in den Untergang führen, aber auch in eine bessere Welt. Und wenn wir aufhören wollen, das Gute zu wagen, nur weil es auch schief gehen könnte, sollten wir in Deutschland besser gleich im Bett bleiben. Ich habe es schon einmal geschrieben, wir begehen hier in Deutschland in meinen Augen “Selbstmord aus Angst vor dem Tod !”

Und unsere Bundeskanzlerin passt perfekt dazu. Sie scheint mir persönlich so viel Angst davor zu haben, dass ihr die Kontrolle über die komplexe Situation entgleitet, dass sie darüber die wahre Rolle jedes Anführers vergisst: dem Land Orientierung, Richtung und das Gefühl eines gemeinsamen Sinns zu vermitteln. Genau die Fähigkeiten, die übrigens einen guten CEO von einem schlechten unterscheiden.

Dabei sind Führungsfragen und die Anforderungen an Führungspersonal ja nun nichts Neues und begleiten die Menschheit, solange wir Aufzeichnungen über die Geschichte haben. Und über die Jahrtausende haben sich daher auch bewährte Mechanismen heraus geschält, die jede grössere Gruppe von Menschen benötigt, wenn sie kollektiv vor schwierigen Herausforderungen steht.

So gibt es auf jedem gut geführten Schiff nicht ohne Grund neben dem Kapitän den 1. Offizier. Es ist der erste Offizier, der den Laden operativ am Laufen hält und auch die Disziplinargewalt ausübt, bewusst nicht der Kapitän. Der Kapitän dagegen bestimmt die Richtung und befeuert die Herzen der Mannschaft. Der Kapitän muss daher diese Eigenschaft besitzen, die man als Charisma bezeichnet. Diese Rollenverteilung hat sich über Jahrhunderte bewährt. Und auf einem Segelschiff über Monate eingepfercht den Naturgewalten trotzen zu müssen, hat durchaus Parallelen zu den "Naturgewalten" der einfachen Mathematik, mit denen wir uns nun im Angesicht der Staatschuldenkrise auseinander setzen müssen.

Wir in Deutschland haben mit Frau Merkel einen gut funktionierenden 1. Offizier, dem wir operativ nach aller Erfahrung auch vertrauen können. Der Kapitän ist dagegen schmerzlich “Missing in Action”.

Und nein, ich persönlich kann im derzeitigen politischen Personal niemanden erkennen, der diese Rolle des Kapitäns überzeugend ausfüllen kann. Schon gar nicht dünnhäutige Polterer, die eher Schafe im Wolfspelz als umgekehrt sind. Aber auch das ist für mich Zeichen des Elends unseres politischen Systems, das eher den angepassten Parteisoldaten fördert, als den unabhängigen, kantigen Überzeugungstäter.

Wenn wir in der globalen Weltgeschichte in Zukunft gestalten und nicht nur passiv hin- und her geworfen werden wollen, dann brauchen wir in meinen Augen eine Art Demokratie 2.0. Eine Demokratie, die die besten, klügsten und durchsetzungsstärksten Mitglieder unserer Gesellschaft dazu motiviert, sich politisch zu engagieren. Und ihnen das auch ermöglicht, ohne vorher eine stromlinienförmige Wandlung durchlaufen zu müssen. Eine Verfassung, die einer Regierung auch die Mittel gibt, dann mal "durchzuregieren" wenn sie gewählt ist, statt sie in eine permanente Quasi-Grosse-Koalition mit permanentem Vermittlungsausschuss zu zwingen, der nur graue Einheitssosse hervor bringt. Und als Gegenwicht zu dieser stärkeren Exekutive stärkere plebiszitäre Elemente, so dass der wahre Souverän, der Bürger, die Regierung zur Räson bringen kann, falls diese ihre Macht zu missbrauchen beginnt.

Und wir brauchen eine(n) Bundeskanzler(in), die/der zur Führung befähigt ist und von eigenen Überzeugungen über den richtigen Weg geleitet wird, verbunden mit der unverzichtbaren Fähigkeit, diesen Weg dem Land auch überzeugend zu vermitteln. Die operative Gestaltung der Details ist Aufgabe der ersten Offiziere, in Form der Bundesminister.

So weit meine Sicht auf das Elend unserer Politik. Und auf Frau Merkel, die ich persönlich als verlässliche Sachwalterin der Gegenwart durchaus schätze. Als Anführerin unseres Gemeinwesens aber persönlich für einen ziemlichen Ausfall halte.

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