Das Marktsentiment in Deutschland und die Höhenangst

Jeden Mittwoch Abend kommentiere ich in Hari Live den von Joachim Goldberg heraus gegebenen Stimmungsindikator für die Frankfurter Börse. Meinen Kommentar von gestern Mittwoch 11.03.15 16:50, will ich heute auch im freien Bereich mit Ihnen teilen.

Das war klar: -> In bärischen Positionen gefangen <-

Nach dieser wahnwitzig anmutenden Bewegung, wundert es mich überhaupt nicht, dass da ganz viele voller Höhenangst an der Seitenlinie stehen. Und wir sehen auch, dass auch institutionelle Anleger den gleichen psychologischen Reflex haben, den auch private Anleger gerne an den Tag legen. Private Anleger ganz besonders gerne, wenn sie an Verlustpositionen "auf ewig" festhalten und sozusagen heute noch die Telekom von 2000 im Depot haben.

Wir sehen daran, wie universell die Psychologie ist und warum der Markt sich immer wieder nach den gleichen Mustern verhält - eben weil sich die Menschen nie ändern werden.

Nur die zunehmend aufkommenden Algos wandeln das Bild, aber solange diese von Menschen programmiert werden, fällt der Apfel halt nicht weit vom Stamm.

Dabei ist das Problem ganz offensichtlich, wenn man sich mal rational klar macht, *warum* der DAX nun in so unglaublichen Höhen steht. Denn schaut man einfach auf den Kursstand, sieht da ja wirklich alles nach einer massiven Übertreibung aus, die zwangsläufig bald korrigieren muss. Und aus dieser Betrachtung ist die Seitenlinie der Institutionellen dann ganz rational. Der Kursstand ist aber einfach nur eine Zahl.

Und es reicht eben nicht, nur auf den Kurs des DAX zu schauen und diese Sicht ist ohne Kontext nicht die volle Wahrheit. Denn der DAX steht nur deshalb so hoch, weil der Euro so einbricht. Es ist einfach nur die andere Seite der selben Medaille. Und für den Einbruch gibt es einen objektiven Katalysator, der nichts mit psychologischem Überschwang oder Übertreibung zu tun hat. Und das ist das historisch einmalige Experiment der EZB mit seinen massiven Wirkungen.

Rechnet man diesen "objektiven" EZB-Faktor der Euroschwäche aber heraus und betrachtet den DAX aus der weltweiten Perspektive und damit aus der Warte anderer Währungen, ist von einem "irrationalem Überschwang" im DAX nicht mehr viel zu sehen, der per se Zurückhaltung rechtfertigen würde. Klar, der DAX läuft ganz gut, das war es dann aber schon und ist ganz normal.

Wenn es also derzeit eine "Übertreibung" gibt, dann beim Dollar bzw beim Euro und nicht bei den Zuflüssen im DAX. Und die Übertreibung könnte sich wohl nur dann schnell legen, wenn die EZB sofort wieder die Richtung ändert oder die FED nun sofort von einer Zinserhöhung Abstand nimmt.

Wollen die institutionellen Anleger etwa darauf wetten? Ich nicht.

Sie sehen daran, wie gut und erfolgreich es ist, sich nicht an Diskussionen zu beteiligen, ob der DAX nun "zu hoch" sei. Wir gehen *mit* dem Markt und stellen uns *NIE* gegen ihn.

Klar, wir machen uns Gedanken, sichern ab und bereiten uns auf Eventualitäten vor. Das macht alles Sinn und sollte man tun. Und eine Korrektur kann nun jeden Moment um die Ecke kommen. Absichern ist aber nicht gleichbedeutend damit, in Angststarre an der Seitenlinie zu verharren, während die grosse Rally noch läuft.

In diesem Sinne stellt das aktuelle Marktsentiment und die Höhenangst der Anleger, keinerlei Widerspruch dazu dar, dass es noch weiter hoch gehen könnte an Europas Aktienmärkten. Das ist die einzige Realität, die uns der Markt gerade mitteilt.

Und wer aus Angst vor der sicher irgendwann kommenden Korrektur, solche Bewegungen nicht mitgehen kann, hat nun ein Problem. Ein Problem, dass manche schon seit 2009 haben, denn einige im Markt warten seitdem auf den "grossen Einbruch", falls sie ihr Depot nicht schon geschrottet haben, weil sie sich permanent gegen den Markt stellen.

Deshalb ist es auch so wichtig, ein gutes Risikomanagement zu besitzen. Denn wenn man weiss, dass man im Falle des Falles auch raus kommt, kann man nach oben auch gelassener mitgehen.

Es gibt wirklich keinen Grund, die Risiken dieses historisch einmaligen Experimentes zu übersehen. Genau dafür haben wir aber unser Risikomanagement und wissen, wann wir die Reissleine ziehen. Und wir nehmen dafür in Kauf, ein paar Prozent vom Hoch wieder zu verlieren, bevor das Risikomanagement greift. Denn das ist ein fairer Preis dafür, dass man solche Bewegungen ausschöpfen kann.

Erfolg entsteht aber, in dem man solche Rallys mitgeht und sie ausschöpft und nicht, in dem man sie bekämpft.

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