DAX-Betrachtung: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel

DAX-Betrachtung: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel

Ein Gastkommentar von Tokay

Die letzten Tage waren etwas nervenaufreibend, und die täglichen Blicke aufs Depot werden zunehmend besorgter. Ist das nun der Auftakt zu einer Baisse? Mal wieder Zeit also, das große Bild zu betrachten.

Wir sehen nachfolgend das Chart des DAX seit dem Frühjahr 2009. Drei Linien aus diesem Chart sind für die heutige Marktverfassung meiner Ansicht nach maßgeblich:

01.02.2009 bis 09.12.2013

  • Die obere Begrenzungslinie des langfristigen Trends, sie ist markiert durch die Strecke DE;
  • die innere Linie des langfristigen Trends in der Nähe des Graph. Diese Linie ist die Trendgerade einer exponentiellen Regression und minimiert qua Definition den Abstand zum Graphen mit den Tagesschlusskursen;
  • die untere Begrenzungslinie des seit September 2011 bestehenden Haussetrends, markiert durch die Auflagepunkte ABC. Sie verläuft wesentlich steiler als die Gerade DE. Dies ist deshalb von Belang, weil es sehr unwahrscheinlich ist, dass diese untere Begrenzungslinie auf lange Sicht Gültigkeit beanspruchen kann.

Wir sehen in dem Diagramm, dass der DAX mit der jüngsten Korrektur nur zurück gefedert hat, mehr nicht, zumal es ja etwas über die obere Begrenzungslinie hinausging. Ein Zurückschwingen auf etwa 9000 Punkte ist insofern durchaus etwas normales. Aber selbst wenn es auf etwa 8750 Punkte ginge, wäre die Hausse, die wir seit 2011 haben, nach wie vor intakt. Sollte der DAX aber etwa 8550 Punkte unterschreiten, dann müsste das als wesentliche Verlangsamung der Wachstumsdynamik gewertet werden. Aber soweit ist es erst mal noch nicht.

Wie kann es nun weitergehen? Drei Szenarien kommen in Betracht:

  • Der DAX schwenkt wieder auf den seit September 2011 laufenden Wachstumspfad ein. Dann sehen wir den DAX im kommenden Frühjahr bei mindestens 10700 Punkten.
  • Der DAX hangelt sich an der oberen Begrenzung des Langfristtrends entlang(Linie DE). Bei Punkt F trifft er auf die untere Begrenzung des 2011er Wachstumspfades und hier würde dann eine Richtungsentscheidung fallen: Entweder weiter wie bisher oder deutlich gebremstes Wachstum. Oder der DAX arbeitet sich an seiner „inneren Linie“ entlang. Dann sähe man ihn im Frühjahr bei ca. 9400 Punkten.
  • Oder es treffen sämtliche nur denkbaren negativen Konstellationen ein; dann kann der DAX auf ca. 6750 Punkte hinunter segeln, ohne dass deswegen der seit 2009 laufende Aufwärtstrend beeinträchtigt wäre.

Wie wahrscheinlich sind solche Szenarien? Wir müssen hier berücksichtigen, dass der Anstieg des DAX im wesentlichen auf einer Ausweitung der Bewertung beruhte, er erhielt sozusagen „Vorschusslorbeeren“. Die Unternehmensgewinne stiegen nämlich längst nicht so stark wie die Kurse. Lag das DAX-KGV vor einem Jahr noch unter 11, so sind wir jetzt über 13. Dies war möglich aufgrund der expansiven Politik der EZB, die neben den Zinssenkungen zu einer Reduzierung der Risikoaufschläge führte.

Eine weiterer Rückgang der Leitzinsen ist möglich. Irgendwelche Crashszenarien sind daher an den Haaren herbeigezogen. Die Kapitalmarktzinsen allerdings scheinen erneut zu steigen, wenngleich von einem rekordtiefen Niveau aus. Ein deutlicher Anstieg der Unternehmensgewinne ist nicht zu erwarten, eine weitere Ausweitung der Bewertungsrelationen jedoch auch nicht – von Börseneuphorie kann hierzulande keine Rede sein. Die Bäume werden 2014 somit nicht in den Himmel wachsen, auch wenn zunächst ein Anstieg auf 10000 Punkte natürlich sehr gut möglich ist. Aber wir werden aufpassen müssen, dass die Luft im Jahresverlauf nicht zu dünn wird und eine deutliche Korrektur ins Haus steht. Bei der Aktienauswahl wird man sich daher auf Unternehmen konzentrieren, die nachhaltige Gewinne versprechen.

Befund also: Nein, wir stehen nicht vor einer Baisse. Den größten Teil der seit September 2011 laufenden Hausse haben wir indes auch hinter uns. Diese Hausse kann durchaus noch weit bis in 2014 hinein reichen. Aber sie wird nicht unbegrenzt lange andauern.

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4 Gedanken zu „DAX-Betrachtung: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel“

  1. Vielleicht übersehen ich etwas, aber macht es wirklich Sinn, in eine logarithmische Skala lineare Trendlinien einzuzeichnen?

  2. Dann wäre die Linie in einem linearen Chart gekrümt. Wäre auch in Ordnung. Trendlinien dienen alleine der Visualisierung von gleichmässigen Bewegungen und stelle keine festen Marken dar. Es gibt keinen Grund, warum eine Bewegung linear steigend sein muss.

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