Der Dollar, die Rohstoffe und die Emerging Markets



Heute ein paar sehr grundsätzliche Zeilen zu einer wichtigen Thematik.

Immer wieder in der letzten Zeit, werden die Emerging Markets aus quantitativen Argumenten als langfristiges Investment ins Spiel gebracht. Und da viele der Emerging Markets gleichzeitig bedeutende Rohstoffproduzenten und Verbraucher sind, wird dieses Argument gleichzeitig auch für Investitionen in den Rohstoffsektor verwendet. Auch ich habe immer mal wieder diesen Gedanken in mir.

In der aktuellen FuW ist auch wieder so ein Artikel, den ich einfach unkommentiert in den Raum stelle:
-> Bewertung spricht für Schwellenländer <-

Und klar, es spricht wirklich einiges für das Argument, denn viele der Probleme der Emerging Markets sind hausgemacht, siehe Brasilien oder auch Russland, dass sich auch vor den Sanktionen des Westens nie von einer rohstofflastigen Staatswirtschaft hat lösen können. Und dessen aktuelle wirtschaftliche Probleme, daher durch den Konflikt mit dem Westen zwar verschärft, aber nicht ursächlich davon hervor gerufen wurden.

Wo Probleme hausgemacht sind, kann man diese aber auch angehen und lösen und warum soll das in den überwiegend demografisch wachsenden Volkswirtschaften der Emerging Markets nicht gelingen? (Zu denen das demographisch schrumpfende Russland als Ausnahme allerdings nicht gehört.)

Insofern macht es aus Sicht der "Mean Reversion" schon Sinn, von langfristig guten Chancen in diesen wachsenden Ländern auszugehen. In den USA dagegen, sind die Aktienmärkte bewertungstechnisch auf jeden Fall schon viel, viel weiter gelaufen und haben weit mehr Zukunft schon vorweg genommen.

Es gibt nur ein Problem bei dieser so eingängigen Logik und darüber will ich heute schreiben. Das Problem hat einen Namen: US Dollar.

Denn der ist immer noch die Weltreservewährung, in der grosse Teile der Warentransfers und insbesondere die Rohstoffe abgerechnet werden. Und einige der kleineren Emerging Markets, haben den Dollar sogar immer noch faktisch als "Zweitwährung", weil die eigene Währung zu schwach ist und zu wenig Akzeptanz findet.

Und über diesen Status als Weltreservewährung, greift der lange Arm der FED dann auch in all diese Länder hinein, für die die FED eigentlich gar kein Mandant hat. Und insofern besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Dollarkurs, den Aktienmärkten der Emerging Markets und den Rohstoffen.

Das heisst umgedreht, sollte die so eingängige Theorie von der Mean Reversion in den Emerging Markets nun zutreffend sein, darf der Dollar nicht mehr wesentlich weiter steigen.

Wenn wir uns vor Augen führen, wie stark der Dollar in den letzten Jahren gestiegen ist, erscheint diese Annahme ja auch erst einmal logisch und naheliegend. Zumal die FED einen zu starken Dollar ja gar nicht zulassen kann, weil der wie Blei auf der US Wirtschaft liegen würde.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf, schauen wir nun auf den US Dollar Index im ganz langfristigen Bild bis in die 90er Jahre zurück. Der US Dollar Index, stellt den Dollar ins Verhältnis zu einem Korb anderer Währungen, von denen der Euro die mit Abstand grösste Position ausmacht.

Was wir sehen, erschreckt aber eher:

USD Index 17.11.15

Denn wenn man alles ausblendet und sich ganz auf die Markttechnik konzentriert, müssen wir das Bild einer einjährigen Konsolidierung in 2015 konstantieren, die nun scheinbar von einer zweiten Anstiegsphase abgelöst wird.

Erschreckend ist dabei auch, dass diese zweite Phase typischerweise den Umfang und die Dynamik der ersten Phase hat und wenn wir auf die Kurse Anfang des Jahrtausends schauen, sind solche Niveaus auch keineswegs unrealistisch oder aus der Welt.

Noch erschreckender wird das Bild, wenn wir uns das langfristige Chart des grössten Emerging Market ETFs EEM in Dollar vor Augen führen:

EEM 17.11.15

Wir sehen den Einbruch unter die sehr wichtige Unterstützung und vor allem sehen wir, dass wir vielleicht gerade nur den Retest des Einbruchs von unten hinter uns haben. Und auch hier wird durch den 2008er Vergleich klar gezeigt, dass weitere Fallhöhe hier keineswegs unhistorisch wäre.

Die Frage die sich damit aufdrängt und die wirklich massive Auswirkungen auf alle Assetklassen haben dürfte, ist also nicht, ob die Mean Reversion irgendwann einsetzt. Doch das wird sie ganz sicher.

Die Frage ist dagegen, ob das schon jetzt passiert oder vielleicht erst in 1-2 Jahren, wenn die FED weiter im Zinszyklus ist und der Dollar noch viel höher steht. Und wenn die Emerging Marktes, Rohstoffe und auch Gold noch viel, viel tiefer gefallen sind?

Unser Instinkt und die Bewertungskennziffern sagen nein, die Emerging Markets sind scheinbar "weit genug" gefallen. Die Price-Action und diese Charts weisen aber eher in die Gegenrichtung und das ist erschreckend. Und die Annahme "weit genug" war schon immer eine höchst Gefährliche, denn -> tiefer geht immer und erst bei Null ist Schluss! <-

Deshalb wird die FED Sitzung Mitte Dezember so eine immens hohe Bedeutung haben. Die FED wird nun höchst wahrscheinlich einen ersten kleinen Zinsschritt vollziehen. Davon kann man ausgehen, das ist aber auch nicht mehr die Frage, die den Markt umtreibt.

Die Kernfrage ist, ob das der Beginn eines langjährigen Zinserhöhungsprozesses, oder eine einmalige "One and Done" Aktion wird. Wird es nur Letzteres - wovon ich eher ausgehe - wird der Dollar Mitte Dezember wohl doch sein Hoch finden und dann erst einmal fallen. Und Emerging Markets und Rohstoffe, haben dann in 2016 hinein jede Menge Luft nach oben.

Schmiert Yellen aber nicht diese weisse Salbe auf die Wunde und setzt sich am Markt das Bild eines beginnenden, langfristigen Zinszyklus durch, dann bleibt der Aufwertungsdruck auf dem Dollar erhalten und dann kann einem bei Betrachtung der obigen Charts ganz blümerant werden. 😉

Insofern rate ich zu Abwarten in dieser Frage rund um Emerging Marktes und Rohstoffe bis zur FED. Vorher werden wir hier kaum Klarheit bekommen.

*** Bitte beachten Sie bei der Nutzung der Inhalte dieses Beitrages die -> Rechtlichen Hinweise <- ! ***

2 Gedanken zu „Der Dollar, die Rohstoffe und die Emerging Markets“

Kommentare sind geschlossen.