Deutsche Bank – Grossreinemachen als Chance?

Nein, ich mag keine Banken als Aktien. Ganz einfach, weil diese eine "Black Box" sind und selbst Bilanzexperten der Branche oft nicht durchdringen können, was sich hinter den diversen Positionen verbirgt.

Ich mag die Aktien gerade dann nicht, wenn wie bei der Deutschen Bank ein wirklich konsistentes und funktionsfähiges Geschäftsmodell noch zu fehlen scheint - ein Geschäftsmodell, das die UBS schon wieder gefunden hat, während die Deutsche Bank nach meinem Eindruck strategisch immer noch schwankt und eiert.

Nun hat die Deutsche Bank ja aber mit John Cryan einen neuen Chef, der die Chance auf "den Zauber des Neuanfangs" hat. Und einen Chef, dem auch klar sein dürfte, dass das die letzte Chance der Bank sein könnte.

Denn ich lehne mich mal weit aus dem Fenster: Wenn auch Cryan scheitern sollte, dann ist nach meiner persönlichen Vermutung nicht nur Aufsichtsratchef Achleitner weg, dann wird es die Deutsche Bank in dieser Form wohl nicht mehr geben, dann rechne ich persönlich mit einer Zerschlagung wegen "erwiesener Unführbarkeit" des Kollosses.

Nun wäre die Zerschlagung ja eigentlich das, was ich persönlich mir wünschen würde, siehe auch meinen Artikel von 2012:
-> Deutsche Bank - Zerschlagt sie endlich! <-.

Aber meine Wünsche in Richtung eines Trennbankensystems sind hier keine Kategorie und ohne Relevanz. Was ich hier dagegen betrachten will, ist die Frage, wie die Aktie der Deutschen Bank nun für Anleger zu sehen ist.

Und aus dieser Warte, hat das aktuelle -> Großreinemachen <- für mich alle Ingredienzien, den Tiefpunkt zu markieren.

Für kluge Manager, die einen angeschlagenen Konzern übernehmen, ist es sowieso eine Pflichtveranstaltung und beliebte Übung, am Anfang ihrer Zeit als Chef, schnell alle Altlasten bilanziell zu entsorgen. Denn was man direkt nach dem Start entsorgt, kann einem nicht mehr persönlich angekreidet werden - dafür sind die Vorgänger verantwortlich. Wenn man aber so dumm ist, Probleme erst einmal liegen zu lassen, werden diese einen einholen und später zum eigenen Problem.

Und John Cryan ist gewiss nicht dumm, ganz sicher das Gegenteil. Und er weiss, dass das vielleicht die letzte Chance der Bank ist, die Kurve noch zu kriegen. Denn andere Banken - siehe die UBS - sind strategisch schon viel weiter.

Und auch die mit permanenten Umorganisationen und mit sich selbst beschäftigten, frustrierten und sich in Abstimmungs-Kämpfen erschöpfenden Management-Ebenen darunter, werden hoffentlich erkennen, dass nun entweder ein "Relaunch" der Deutschen Bank gelingt, oder sie alle ein hartes, persönliches Problem haben.

Insofern ist die Chance nun so gut wie nie, dass das nun ein Großreinemachen wird, das dauerhaft Bestand hat, weil man tief genug geschnitten hat. Eine Chance ist aber eine Chance und noch keine Gewissheit.

Ist die Aktie deswegen ein Kauf?

Ich sagte ja, ich mag keine Banken und eine im strategischen Interregnum, ohne stabiles Geschäftsmodell, schon gar nicht. Von mir werden Sie so eine Empfehlung also nicht hören.

Und wenn ich auf das Chart schaue, sehe ich zwar eine potentielle Unterstützungszone, die durchaus Chancen nach oben bietet, aber noch nichts, weswegen man die Deutsche Bank nun unbedingt haben muss:

DB 08.10.15

Aber ....

Ich sehe eben auch, dass der Markt auf dieses Grossreinemachen nur noch mit geringem Minus reagiert, eben weil die institutionellen Anleger die Welt wahrscheinlich ähnlich wie ich oben einschätzen. Und das ist ein positives Zeichen. Wenn eine Aktie bei schlechten Nachrichten nicht mehr fallen will, ist das Tief in der Regel nicht mehr weit.

Eines kann man also doch sagen:

Wenn Sie persönlich die Aktie der Deutschen Bank mögen und früher oder später sowieso einsteigen wollten, ist nun wohl der relativ beste Zeitpunkt seit vielen Jahren. Die Chance auf den "Zauber des Neuanfangs" ist da, sie muss nun "nur" konsequent ergriffen werden.

Ich sage damit nicht, dass es objektiv ein *guter* Zeitpunkt ist, der schnelle Gewinne garantiert - siehe oben meine Sicht auf Banken und die deutsche Bank im Speziellen. Aber relativ besser und aussichtsreicher, als die Zeitpunkte der vergangenen Jahre, ist der heutige Tag wohl allemal.

Lassen Sie sich also nun nicht zu stark vom "Recency-Bias" beeinflussen und auch nicht von denen, die nun nur nachleiern, was alle schon wissen: die Deutsche Bank als endlose Gruselgeschichte. Das ist aber alles schon in den Kursen und deswegen als Information wertlos. Was nun zählt ist dagegen die Frage, ob das der dunkelste Moment der Nacht vor dem Morgen ist?

Ob das für Sie genug ist, um in die Aktie einzusteigen, müssen Sie selber wissen. Ich konzentriere mich derzeit lieber auf die Aktien, die wirklich nach oben schieben, weil sie ihre Probleme abschütteln können. Wie eine -> Procter & Gamble <-. Oder auf Aktien im Aufwärtstrend mit brummendem Geschäftsmodell, wie eine -> Wirecard <-

Die Deutsche Bank steckt aber noch mittendrin im Turnaround, aber immerhin ist nun zumindest eine Chance da!

Ihr Hari

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