Die Bedeutung des Zeithorizontes am Beispiel der Emerging Markets

Wie wichtig der Zeithorizont bei der Wertung einer Situation ist und wie viel man selbst nur mit einem schnellen Blick in Charts erkennen kann, will ich Ihnen hier beispielhaft am Thema der Emerging Markets zeigen.

Jeder rätselt da ja nun herum, ob es weiter runter geht und sich die Krise nun erst so richtig ausbreitet. Oder ob das eher die Beschleunigung ist, die am Ende einer langen Abwärtsphase steht und damit attraktive Kaufkurse nun in naher Zukunft vor uns liegen.

Die fundamentalen Daten helfen uns dabei eher wenig, die kann man nämlich so oder so auslegen, was ja auch permanent in alle Himmelsrichtungen passiert. Der Markt läuft diesen Daten aber in der Regel vor und ist deswegen der weit bessere Indikator.

Und deswegen nehmen wir uns als "Benchmark" nun mal den grossen ETF "iShares MSCI Emerging Markets Index Fund (EEM)" und schauen uns das Chart in USD aus dem amerikanischen Handel an, weil das der liquideste Handel des Planeten ist und deshalb auch die belastbarsten Signale der Markttechnik liefert.

EEM 05.02.14

Im Chart mit Tageskerzen sehen wir also, dass der Markt nun nach unten überdehnt ist und ein Bounce oder "Snapper" jederzeit um die Ecke kommen kann. Es ist sogar durchaus möglich, dass wir hier nun ein höheres Tief generieren. In Summe ist das kein Chart, das zwingend danach verlangt, nun als Letzter auch noch bärisch zu werden.

Auf der kurzfristigen Zeitebene signalisiert dieses Chart sogar potentiell vorhandene Chancen nach oben, wobei es noch zu früh ist, diese zu ergreifen, aber zumindest beobachten sollte man das Geschehen. Und das ist doch mal eine überraschende Aussage, wenn man sich die ganzen Weltuntergangsberichte zum Thema aktuell anhört - der mediale Mainstreams läuft halt typischerweise den Kursen hinterher.

Nun schauen wir aber auch mal auf den EEM im langfristigen Wochenchart seit 2009 und das eröffnet eine ganz andere Perspektive und lässt einem eher das Blut in den Adern gefrieren:

EEM Wochen 05.02.14

Denn wir sehen, dass seit Jahren an den Aktienmärkten der Emerging Markets nicht viel zu holen war. Und obwohl auch dieses Chart die Möglichkeit zeigt, dass es nun erst mal wieder einen Bounce weg von der wichtigen Unterstützung gibt, bietet das Chart auf der langfristigen Zeitebene doch wenig bis nichts, das einen aufmerksamen Beobachter von einer bullischen Entwicklung überzeugen könnte.

Im Gegenteil, die Gefahr besteht tatsächlich, dass sich die Gewichte in der Weltwirtschaft wieder zu den alten Industriestaaten verschieben und die strukturellen Defizite einiger Emerging Markets, die durch massiv zufliessende Liquidität lange überdeckt wurden, nun wieder zu Tage treten. Und wenn der EEM diese wichtige Unterstützung nach unten reisst, dürfte das ein sehr bedeutendes und langfristiges Signal sein.

So gibt uns der schnelle Blick auf zwei Charts unterschiedlichen Zeithorizonts eine eigentlich sehr klare Botschaft zu den Emerging Markets. Kurzfristig sind mehr Chancen für eine positive Gegenbewegung da, als sich der Markt im Moment unter dem Druck der negativen Stimmung vorstellen kann. Langfristig haben die Skeptiker zu den Emerging Markets aber einen Punkt und wenn diese Märkte wirklich wieder Zukunft haben, würden wir das in den Kursen sehr schnell sehen können. Davon sind wir aber derzeit weit entfernt.

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