FED Day – Wie Sie den Tag der Volatilität und Reversals überstehen

Nun ist er also da, der lange erwartete und gefürchtete "FED Day", an dem die FED sich zum potentiellen "Tapering" ihres massiven Stimulus von aktuell 85 Milliarden USD pro Monat äussern wird.

Viel wurde dazu geschrieben und wird heute geschrieben und spekuliert werden, was die FED machen sollte, würde, könnte. Und unter welchem Druck die FED hier in die eine Richtung und da in die andere Richtung steht.

Für uns als Anleger ist das alles irrelevant. Verbuchen Sie das unter "Entertainment" - nett zu lesen, aber irrelevant. Denn wir kennen die Zukunft nicht und die Autoren der diversen Spekulationen auch nicht. Vielleicht mit Ausnahme von Jon Hilsenrath, den viele als Sprachrohr Bernankes betrachten, aber das ist eine andere Geschichte. 😉

Wichtig ist dagegen sich bewusst zu machen, welche Erwartungen der Markt nun aufgebaut hat. Denn diese Erwartungen sind real, sind erkennbar und werden die Kursentwicklung nach dem heutigen FED-Event bestimmen. Denn Kurse bewegen sich nicht aufgrund von Nachrichten. Sie bewegen sich aufgrund der Anpassung der Erwartungen der Marktteilnehmer - Erwartungen, die wiederum durch Nachrichten beeinflusst werden. Der Unterschied ist bedeutend, wenn Sie Marktbewegungen verstehen wollen.

Schauen wir also mal gemeinsam, was man aus meiner Sicht heute im Vorfeld des FED Spektakels wissen sollte:

(1)

Die Konsens-Erwartungen des Marktes bewegen sich nach meiner Einschätzung im Bereich eines gesichtswahrenden "Alibi-Taperings" von 10-15 Milliarden USD - so dass 70-75 Milliarden USD monatlicher Stimulus übrig bleiben. Abweichungen davon nach oben oder unten, werden zu einer Anpassung der Erwartungen und damit zu deutlichen Marktbewegungen führen.

Darüber hinaus wird ebenso wichtig sein, ob schon ein konkreter Fahrplan für weiteren Abbau genannt wird, oder es erst einmal bei dem einen konkreten Tapering bleibt und die FED ansonsten eine "wait and see" Haltung einnimmt. Letzters betrachte ich als Konsens, ein klarer Fahrplan wäre also eine negative Überraschung.

(2)

Schon vor dem Event, wird der Markt heute immer nervöser und volatiler werden. Wenn dann aber heute um 20 Uhr endlich das FOMC Statement den Markt erreicht, werden Sie sofort einen gewaltigen Schub an Volatilität erleben. Innerhalb einer Millisekunden haben die mittlerweile dominanten, semi-intelligenten Algos den Text auf Keywörter analysiert und automatische Handelssysteme erste Orders erteilt.

Erst Minuten danach, werden die ersten menschlichen Reaktion in den Markt kommen, weil Schnellleser das Statement durchgearbeitet haben und erste Schlüsse ziehen.

Der vermeintliche Zeitvorteil der Algos ist aber kein wirklicher, die Algos sind noch nicht intelligent genug um echte Schlüsse aus den Worten zu ziehen. Wenn sich Bernanke mal einen Spass erlauben könnte, müsste er in den oberen Teil des FOMC Statements einen Satz wie: "Das Komitee hat ein massives Tapering um 40 Milliarden ernsthaft erwogen, dem in einem Monat die völlige Rückführung folgen soll". Um dann ganz am Ende des FOMC Statements den Satz folgen zu lassen: "oben genannte Strategie wurde vom Komitee verworfen und keine Anpassung vorgenommen".

Das wäre ein Spektakel zu beobachten. Sofortige brutale Reaktion auf den ersten Satz und dann Minuten später die Kehrtwende. 😉

Das wird aber nicht passieren, die Märkte werden aber mit Sicherheit ab 20 Uhr brutal hin und her schwingen, eine wirkliche Richtung wird sich aber nicht etablieren, denn dann geht das Warten auf Bernankes Pressekonferenz los, die ab 20.30 Uhr starten soll.

Wenn Sie Zeit und Lust haben, dann verfolgen Sie diese Pressekonferenz mal Live und packen sich daneben die Live-Kurse von S&P500 und Gold auf den Schirm. Sie werden eindrucksvoll beobachten können, wie Worte die Märkte bewegen - den Puls von Mr. Market sozusagen.

(3)

Aufgrund dieser massiv ansteigenden Volatilität, sollten Anleger vor dem Event alle Positionen schliessen, derer sie sich nicht sicher sind, die sie nicht bewusst in das Event hinein halten wollen, oder die sie nicht sowieso mit einem langfristigen Horizont halten. Enge Stops im System machen heute Abend keinerlei Sinn, man wird dann nur in die eine oder andere Richtung raus geworfen, um gleich danach die Wende der Kurse zu sehen. Stops müssen also weiter entfernt sein oder ganz aus dem System raus und nur gedanklich verfolgt werden.

(4)

Ein ganz typisches Muster solcher "Inflection-Points" ist, dass der Markt diese als Katalysator für eine Kehrtwende auf der kurzfristigen Zeitebene benutzt. Diese Kehrtwende kommt unabhängig vom Ereignis selber einfach deshalb, weil sich "Big Money" diesen Trade so zurecht gelegt hat.

Auch aktuell machen S&P500 nach oben und Gold nach unten auf mich den Eindruck, als ob die Kurse im Vorfeld zurecht gelegt wurden, um maximal von einem Swing zu profitieren.

Wenn Sie jetzt aber denken, dass diese Swings sofort nach 20 Uhr einsetzen, liegen Sie falsch. Im Gegenteil, den maximalen Schmerz verursacht der Markt immer dann, wenn er erst einmal in einem Fake-Move die falsche Richtung andeutet und so weit geht, dass Stops in Massen gezogen werden, nur um dann zu drehen.

Beim S&P500 wäre das ein absolutes Hoch über 1710, das der Markt dann in einem grossen, beeindruckenden Schub ansteuert, nur um genau dann zu drehen, wenn alle Shorts gecovered haben.

Bei Gold wäre es umgedreht, ein Schub unter das Tief vom 07.08. bei 1272 USD würde jede Menge Stops auslösen, worauf der Markt dann temporär steigen kann.

Und auch bei den US Staatsanleihen scheint der Markt reif für ein Reversal zu sein, wohl kaum aber ohne vorher noch einen weiteren Absturz anzutäuschen.

Bedenken Sie bitte, das ist keine Prognose meinerseits, ich mache keine Prognosen über eine Zukunft die ich nicht kenne, das sollen andere machen, die den Lesern ihre Glaskugel verkaufen.

Was ich beschreibe ist einfach die Technik, wie sich "Smart Money" an solchen wichtigen Wendepunkten den Markt gerne zurecht legt, um daraus bei "Dumb Money" den maximalen Ertrag zu ziehen.

Berücksichtigen Sie solche Mechanismen also besser bei der Vorbereitung Ihrer Positionen auf heute Abend. Bleiben Sie aber ansonsten offen und legen sich nicht auf eine Richtung fest, gedankliche Flexibilität ist Trumpf.

(5)

Wenn heute und morgen solche Reversals gespielt werden wie oben angedeutet, sollten Sie aber bedenken, dass das nur temporäre Spielchen von "Smart Money" und seinen Algos sind. Diese Spielchen laufen typischerweise innerhalb von Tagen aus, und dann haben auch die Investment-Komitees bei den ganzen grossen institutionellen Anlegern grundlegende Bewertungen des FED Entscheids zum Jahresende vorgenommen.

Dann kommen also die starken Hände in den Markt, die kommen um zu bleiben. Insofern sind die oben genannten Reversals möglicherweise nicht mehr als mehrtägige Gegenbewegungen, bevor die grossen, übergeordneten Trends wieder die Hoheit übernehmen. Und die lauten derzeit im S&P500 nach oben, bei Staatsanleihen nach unten (Renditen nach oben) und bei Gold - nun nach dem Bruch des kurzfristigen Aufwärtstrends - eher wieder nach unten.

So weit meine Sicht, wie Sie sich im Vorfeld vorbereiten können. Für "normale" Anleger, die diesen Swings nicht aktiv folgen können und wollen, macht es sicher Sinn, sich auf bewusste Basispositionen zu beschränken und ansonsten die Seitenlinie aufzusuchen. Wenn sich der Markt 2-3 Tage nach der FED wieder eingeschwungen hat, trifft man dann wie die institionellen Anleger die grundlegenden Entscheidungen für die weitere Anlagepolitik zum Jahresende.

Im Premium-Bereich werden wir uns heute im Vorfeld konkret anhand von Charts den möglichen Szenarien in den Indizes und Edelmetallen widmen. Am Abend werde ich dann die Entwicklungen ab 20 Uhr Live kommentieren.

Ich wünsche allen heute und morgen viel Erfolg !

Ihr Hari

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