Gastkommentar – S&P500 oder das Phänomen der Zeit

Der S&P500 oder das Phänomen der Zeit - Ein Gastartikel von Johann

Spannende Tage liegen hinter uns und die Kommentare von Hari bzgl. Chartbild S&P500 waren sicherlich sehr hilfreich in den turbulenten Stunden seit Wahlentscheid in USA. Nun habe ich mir selber ein paar Gedanken gemacht; diese aber auf einer anderen Zeitebene.

Mit „meinen Chartanalyse-Methoden“ habe ich mir den S&P500 auf Wochenchartbasis in den letzten 3 Jahren angesehen.

S&P500

Und sehe noch einen schönen, immer noch gültigen Aufwärtstrend mit jeweils höheren Hochs und höheren Tiefs seit Mitte 2011. Erstmals kritisch wurde es auf Wochensicht seit Mai am 12. Oktober, da der Wochenschluss unterhalb des GD10 liegt. Die nächste Woche hat dies am 19.10. bestätigt und zeigt eine „sehr schöne abverkaufte Kerze“. (Am 22.10. damit eigentlich ein idealer Zeitpunkt, selbst für kurzfristig orientierte Trader, short zu gehen, der aus einem „längerfristig geltenden Signal“ generiert wurde). Und exakt seit diesem Zeitraum tritt die GD10-Linie als sehr starke obere Widerstandslinie auf.

Bei 1360 treffen sich nun in meiner Analyse ein längerer gleitender Durchschnitt (GD52) sowie die unterste Linie einer Envelope. Das würde ich mal als starke Wiederstandszone interpretieren. Besonders auch unter dem Aspekt, dass bei 1345 das 61% FiboRT nochmals unterstützend helfen könnte! Was mir noch aufgefallen ist: auf Wochenbasis gibt es keine SKS (wie wir sie hier in den letzten Tagen ausführlich diskutierten).

Meine heutigen Schlussfolgerungen: ich bin etwas längerfristiger orientiert und daher im Moment noch nicht beunruhigt. Schließt der S&P500 auf Wochenbasis unter 1315 werde ich aber eine Short-Position eröffnen, weil dann dort auch das 76 FiboRT „als letztes Hindernis gefallen ist“. Der Stopp nach oben ist klar ersichtlich und daher wird das Risiko dieses Trades eigentlich sehr klein sein.

Besonders spannend in diesem Zusammenhang finde ich jetzt aber die Frage (und damit verbunden hoffentlich zahlreiche Kommentare), inwieweit sich in politisch beeinflussten Börsenzeiten überhaupt eine tägliche Analyse empfiehlt und man nicht vielleicht sogar Gefahr läuft, zum Spielball von Mr. Market (und zum Nervenbündel) zu werden?

Und dennoch beunruhigt mich irgendwie die von Hari aufgezeigte SKS auf kurze Sicht! (… ich scheine auch schon manisch depressiv zu werden wie Mr. Market… 😉 )

Möge mir Mr. Market die Kraft geben, nach meiner eigenen Strategie zu handeln und ruhig zu bleiben, sollten wir im Tageschart „an der 1314 kratzen“ 😉

Liebe Grüße
Johann

* Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- und unsere Gedanken zur -> Fairness <- ! *

6 Gedanken zu „Gastkommentar – S&P500 oder das Phänomen der Zeit“

  1. @Johann:

    Zunächst einmal, das ist ein guter Artikel, den Du geschrieben hast. Du schreibst:

    „Besonders spannend in diesem Zusammenhang finde ich jetzt aber die Frage (und damit verbunden hoffentlich zahlreiche Kommentare), inwieweit sich in politisch beeinflussten Börsenzeiten überhaupt eine tägliche Analyse empfiehlt und man nicht vielleicht sogar Gefahr läuft, zum Spielball von Mr. Market (und zum Nervenbündel) zu werden? “

    Das ist genau der Punkt. Die Kursbewegungen gehen von den Großanlegern (Von Hari als „Big money“ bezeichnet) aus. Zu den so ausgelösten Kursbewegungen wird es immer die passenden Nachrichten geben – sei es die Finanzkippe, die Eurokrise, was auch immer. Das bedeutet, eine tägliche Kursanalyse bedeutet immer auch, daß man die news sehr stark gewichtet, die gerade herumgereicht werden. Ob und inwieweit das gerechtfertigt ist, ist aber sehr die Frage. Ich denke, letztlich macht eine solche Herangehensweise eher für Daytrader Sinn – zu denen ich mich nicht zähle, einfach, weil ich hierfür schlicht nicht die Zeit habe.

    Sie ist für mittelfristig orientierte Leute dann interessant, wenn es darum geht, allfällige Kursverluste zu begrenzen. Dann müsste man sich überlegen, ob der derzeitige Trend der Anfang einer größeren Entwicklung ist. Dies wäre aber nur dann so, wenn die zugrundeliegenden fundamentals eine sehr ungünstige Entwicklung aufwiesen. Dies sehe ich dezeit noch nicht. Man sollte die Gedanken zum „fiscal cliff“ als nicht anderes sehen als das, was sie sind: Als Spekulationen. Es gibt niemanden, der zuverlässig sagen kann, wie die Ergebniss dieses Tauziehens sein werden. Es gibt keine Insider, die irgendwelche Ergebnisse vorab herumreichen können, anders, als das bei Unternehmensergebnissen der Fall ist. Dies ist eine Frage des politischen Kuhhandels, Auch muß man sehen, daß die Fiskalklippe ja gerade deswegen eingeführt wurde, um auf eine Einigung zwischen den Parteien hinzuführen. Man sollte sich also , wenn man mittel- bis längerfristig unterwegs ist, wie in alter Zeit um die fundamentals kümmern.

    Das scheinst Du auch zu tun, wenn Du sagst, Du wärst noch nicht beunruhigt. Ich bin auch noch nicht beunruhigt, aber wachsam. Denn in der Tat, die SKS-Formation ist etwas, was zu denken geben sollte, unabhängig davon, ob sie sich bewahrheitet,und die amerikanische Hausse, die läuft ja nun schon geraume Zeit. Also wird sie auch früher oder später zu einem Ende kommen.

    Aber: Wir sind noch immer in der Phase der monetären Expansion – und werden es auf absehbare Zeit auch bleiben. Die monetäre Expansion wird aber erst dann aufhören, wenn die Zeichen der realwirtschaftlichen Expansion immer unverkennbarer sein werden. Hierfür sind aber noch keine Anzeichen zu erkennen – unter den Vorzeichen der drohenden Fiskalklippe ist eine Beendigung der monetären Expansion noch weniger vorstellbarer. Und solange die anhält, bleibt der Druck auf den Anlagevehikeln bestehen. Man könnte sich außerdem auf den Standpunkt stellen und sagen, daß die Neigung zu einer Einigung im Fiskalstreit zunehmen wird, und dann wäre das Risikopotential merklich abgeschwächt.

  2. @Tokay, danke für Deinen netten Kommentar 🙂

    Ich denke auch, dass die USA „ihr Problem“ lösen wird; die werden sich doch wohl nicht dümmer anstellen als Griechenland und ein vergleichbares Gewürge an den Tag legen. Eher sorgt mich in diesem Zusammenhang, dass wohl aus Unsicherheit heraus Aktien verkauft werden, die gut im Gewinn stehen, weil vielleicht im nächsten Jahr ein höherer Steuersatz auf Aktiengewinne entstehen könnte. Wer also für 2013 Ausgaben plante und diese mit Aktien begleichen wollte, wird nun evtl. noch im Dezember verkaufen – dies könnte zusätzlichen Druck auf das „wackelige Chartbild des S&P500“ ausüben.

    Übrigens haben wir meiner Meinung nach den Aufwärtstrend im Nasdaq Ende dieser Woche gebrochen 🙁 Könnte jedoch ein Fehlsignal sein, weil natürlich Apple massiv auf den Gesamtindex einwirkt. Aber bei den US-Techs siehts für mich nicht so toll aus.

  3. @ Hari, scheinbar tobt der Kampf um die 1360 🙁 und gefühlsmäßig sieht es nicht gut aus.

    Kannst Du die Situation noch einschätzen? Mir fehlt leider die Erfahrung aber für mich fühlt es sich komisch an: DAX-Schwergewicht verliert 12% und kann sich nicht erholen. Leoni, Salzgitter, Rheinmetall am Boden und es wird weiter abverkauft. Und dann heute Silber; das Metall steigt und die entsprechenden Aktien teilweise im Sturzflug wie z.B. Silver Wheaton. Für mich gibt mur noch 2 Möglichkeiten: entweder sind wir bereits in der Übertreibung und haben das Schlimmste hinter uns (irgendwie vermisse ich aber Panik mit hohem Umsatz) oder der „Crash“ steht vor uns.

  4. @ Johann, Du siehst das schon ganz richtig und ich kann Dir auch nichts anderes sagen. Das Gummiband ist nun nach unten gedehnt. Es kann allerdings noch 1-2 Tage weiter gedehnt werden. Wenn es nicht reisst, wird es dann bald zurück schnappen. Das ist das wahrscheinlichste Szenario. Aber selten reisst es auch mal (=Crash). Ich muss das genau wie Du abwarten und habe auch keine Glaskugel. Leider.

    PS: Ja und Silver Wheaton im Speziellen zeigt, dass wir es hier nun mit Panik zu tun haben, die nicht mehr nachdenkt. Denn das man Minen mit ihren Produktionsrisiken raushaut kann ich ja noch verstehen nach den schlechten Zahler der Grossen vor ein paar Tagen. Aber SLW IST Silber. Weil SLW im Kern keine Minen betreibt, sondern über Royalties fährt, sprich den Output der echten Minen weiter verkauft. Das Silber leicht im Plus ist und SLW aktuell -6% ist wirklich Irrsinn, da fällt mir nur noch Panik ein.

  5. @ Hari; der Weg des größten Schmerzes, wie Du ihn beschrieben hast, scheint tatsächlich vor uns zu liegen. Aber vielleicht sind es solche Tage, die einen weiterbringen?

    Als ich 10 min vor 22.00 Silver Wheaton kaufte, war mir eigentlich üblich und alles in mir sagte: verkaufen. Aber vielleicht sollte man das Gegenteil von dem machen, was uns Mr. Market ständig einflüstert. Und zum Glück gibt es ja auch noch Stops 🙂

  6. @ Johann, das einem übel ist oder man sich die Nase vor Gestank zuhalten muss, ist die Grundvoraussetzung der allerbesten Trades. Grosse Gewinne werden in diesen Momenten gemacht, eben gerade weil es nicht einfach ist. Und Dein Stop sichert Dich ja ab. Ausser für den Fall des crashartigen Riesengaps nach unten Morgen. Dann sind „All bets off“. Aber Chancen ohne Restrisiko gibt es an der Börse nicht. Insofern meine Hochachtung, dass Du die „Eier“ dafür hattest. Ich drücke Dir die Daumen.

    PS: Übrigens, Du solltest Deine Kommentare mal wieder einem aktuelleren Artikel zuordnen. 😉

Schreibe einen Kommentar