Gastkommentar: Technisches Trading mit „The Trend is your friend“

Technisches Trading mit "The Trend is your friend" - Ein Gastkommentar von "Jacky"

Mit diesem Beitrag möchte ich zeigen, dass die Börsenregel "the trend is your friend" helfen kann Verluste einzugrenzen oder einen eventuell höheren Gewinn mitzunehmen, als man durch subjektives Trading erreichen kann (hier betrachteter Zeithorizont beträgt Tage bis einige Monate).

Bei der Beobachtung von Aktien überkommt viele Privatanlegern das Gefühl, dass einige Aktien, in die man investieren möchte, bereits seit einiger Zeit fallen und es gar nicht mehr tiefer gehen kann. Also investiert man. Und aller subjektiver Beurteilung zum trotz fällt sie weiter. Das gleiche gilt für Aktien in die man investiert ist: soll man sie verkaufen, da sie seit ein oder zwei Wochen fallen oder ununterbrochen angestiegen sind?

Es zeigt sich jedoch, dass Aufwärts- und Abwärtstrends viel länger anhalten können, als man dies antizipiert. Zu der Definition eines Trendanfangs/-ende: Als positive Trendwende bezeichne ich zwei aufeinanderfolgende Hochs, wobei das letztere Hoch höher ist UND zwei aufeinander folgende Tiefs wobei wiederum der letzte höher ist. Ein positiver Trend hält solange an, bis sowohl das neueste Hoch als auch das neueste Tief tiefer liegt, als die jeweils früheren, d.h. es entsteht eine negative Trendwende.

Mit dieser Definition kann man historische Daten analysieren. Der unten gezeigte Graph zeigt exemplarisch den S&P500 (Tageschart) seit 2011 wobei der farbliche Balken am unteren Bildende, den zu dem Zeitpunkt vorhandenen Trend darstellt (grün: Aufwärtstrend; rot: Abwärtstrend). Den Trend kann man einfach erhalten, in dem man die einzelnen aufeinander folgenden Hochs und Tiefs analysiert (hier via Matlab)

Die interessante Frage ist jetzt natürlich: wie lange hält ein Trend an? Dazu habe ich die Trends des S&P 500 seit 1990 analysiert und sehe, dass die durchschnittliche Trendlänge für einen positiven Trend 37 Börsentage ist (ca 7 Wochen) und für einen negativen Trend 22 Börsentage (ca 4 Wochen) ist. Der jetzige Trend läuft meiner Analyse zu Folge übrigens seit dem 15.Juni 2012 und der S&P500 Index hat seit dem 6.7% zugelegt. Man sieht ebenfalls, dass der S&P 500 sich gerade (wieder einmal) an einem aus Trendsicht wichtigem Punkt befindet: steigt er in der nahen Zukunft, ist der Trend intakt, ansonsten wird es ein neues Tief geben, was tiefer liegt als das letzte - was eine eventuelle Trendwende ankündigt.

Der folgende Graph zeigt seit 1990 alle Trends, die mein Programm im SP500 gefunden hat. Das schwarze Kreuz ist der Punkt, an dem wir uns gerade befinden (28.09.2012). Das dritte Subpanel beschreibt zudem den durchschnittlichen prozentualen Gewinn bei positiven Trends (grün) und den durchschnittlichen Verlust bei negativen Trends (rot) als Funktion der Trendlänge.

Hierbei erkennt man deutlich, dass Trends sehr kurz sein können (Bären/Bullenfallen), aber auch sehr lange andauern können (z.B. das gesamte zweite Halbjahr 2006). Um die Wichtigkeit der Börsenregel weiter zu verdeutlichen: hätte man am 01.01.2007 eine bestimmte Summe in den SP500 Index investiert, würde das Depot heute immer noch den gleichen Betrag besitzen (zwischenzeitlich weitaus weniger). Folgt man dem Trend und wäre nur während eines positiven Trends in dem SP500 investiert, hätte man heute mindestens 50% Gewinn (Annahme bei jedem Kauf und Verkauf je 0.2% Orderkosten).

Der Gewinn hängt davon ab wie gut man die Trends erkennt - vor allem wann ein Trend beginnt oder endet. Oft ist ein Tief plötzlich tiefer ist als das letzte und danach etabliert ein höheres Hoch den Trend wieder etc. Wie lange Trends anhalten hängt auch von den Aktien ab: sind sie volatil oder eher nicht? Der untere Graph zeigt für einen sehr passiven Trendanalysator die prozentuale Depotgrösse über die Zeit seit 2007 im Vergleich zu der Buy and hold Strategie für den SP500. Hätte man alle Trends richtig erkannt (was bei historischen Daten nachträglich natürlich möglich ist), würde man heute trotz Orderkosten ca 250% des Einstiegswert besitzen.

Noch eine technische Anmerkung: Es wurden keine Dividendenausschüttungen berücksichtigt, die Analyse erfolgt auf Basis der Tagesschlusskurse, in dem Tradingbeispiel seit 2007 ging ich von einem vollen Reinvest der zu handelnden Positionsgrösse aus (was natürlich nicht immer 100% möglich ist) und zudem konnte ich keine Buy/Sell spreads in die Analyse einfliessen lassen.

"The trend is your friend" sollte man also im Hinterkopf behalten. Zum Schluss möchte ich Ihnen noch die viel diskutierte Commerzbank Aktie zeigen und die Interpretation des Graphes Ihnen überlassen. Seit 1990 ist die durchschnittliche positive Trendlänge übrigens ca 4 Wochen, die durchschnittliche negative Trendlänge jedoch mit ca. 6 Wochen deutlich länger.

Viele Grüße,
Jacky

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16 Gedanken zu „Gastkommentar: Technisches Trading mit „The Trend is your friend““

  1. Hi Jacky, ein sehr spannender Beitrag! Ich benutze Matlab taeglich und bastle mir gelegentlich in der Freizeit auch mal ein kleines Boersenprogramm, von daher bin ich sehr neugierig zu sehen, was andere so mit Matlab machen. In letzter Zeit war halt nur keine Freizeit, andere Dinge sind gerade dringender…

    Zwei Dinge fallen mir spontan auf und da will ich auch gleich mal nachhaken.

    1. Du hast einen Trendanalysator auf zwei Charts angewandt, ohne dabei in die Zukunft zu schauen. Was sind denn deine Ein- und Ausstiegsregeln? Die Frage deckt sich mit: Wann genau wird das Signal gruen und wann rot? Du musst ja zeitlich ein bischen Luft lassen um zu entscheiden ob eine Kerze nun ein Hoch oder Tief gewesen ist.

    2. Du hast quasi 100% der Zeit in die beiden Trends hoch und runter eingeteilt. Dabei hast du die dritte Richtung erstmal aussen vor gelassen, was wohl der Einfachheit wegen so gewaehlt ist: seitwaerts. In Seitwaertsphasen wird jedes Trendfolgeprogramm versagen, hier ist dann eine andere Strategie angesagt, und zwar mean reversion. Aber das Unterscheiden zwischen trendlosen und trendenen Phasen ist ein Kapitel fuer sich, da werden teilweise sehr ausgefeilte Modelle angewendet, z.B. Markov Modelle.

  2. Hallo Hans,

    danke für dein Interesse 🙂

    1. Der Trendanalysator basiert auf der Ableitung des exponential moving average (Tagesschlusskurs). Je nachdem wie viele Tage du beim ema annimmst, findet das Programm kleinere Hochs und Tiefs (Nullstelle der 1.Ableitung) ist aber auch anfälliger gegenüber des Rauschens in dem Aktienverlauf (wie gesagt: immer nur Tagesschlusskurs betrachtet!). Hier gilt es ein persönliches Optimum für den ema zu finden, bzw ema3, ema5, ema7 …. Man muss die Daten noch nachanalysieren, da manchmal flasche Tiefs/Hochs gefunden werden und manchmal plötzlich mehrere aufeinander folgende Tiefs (Hochs) kommen ohne ein Hoch (Tief) gefunden zu haben. Dies ist aber einfach nur Programmierarbeit. Wie der Inidkator definiert ist, ist wirklich wie ich schrieb: finde ich ein Tief, dann ein Hoch und nun ein Tief welches höher ist als das letzte sowie ein Hoch was höher ist als das letzte, dann sie wie in einem Aufwärtstrend (und vice versa). Man kann auch den Trend versuchen zu anzipieren, sofern Teilbedingungen erfüllt sind oder einfach schon der Kurs so weit gelauf ist, dass das nächste Tief tiefer liegen muss (oder das nächste Hoch höher liegen muss) als die vorangegangenden.

    Der reine Kaufs- und Verkaufsentscheidung wäre für diesen Indikator a) Kauf bei einer vollständige positiven Trendwende und b) Verkauf bei einer vollständigen negativen Trendwende. Abwandeln mittles teilweise durchgeführten Trendwenden. In dem hier gezeigten Fall wird gekauft bei vollständig vollzogener positiver Trendwende und verkauft, wenn der Trend teilweise gebrochen ist, d.h. das letzte Hoch (Tief) ist tiefer als das vorangehende.

    2. Ich habe ebenfalls in meinem Programm trendlose Phasen, sie wären dann auf meinem Graphen grau markiert, aus visuellen Gründen habe ich es aber hier nicht mit einfliessen lassen. Bei historischen Daten kann man ja immer noch Zuordnungen treffen, frei nach dem Motto: dieser Abschnitt ist noch im Aufwäertstrend oder noch im Abwärtstrend, denn man kennt ja die (vergangende) Zukunft. Wenn ich wirklich Tagesaktuell schaue, sehe ich die trendlosen Bereiche. Mit diesen habe ich mich ehrlich gesagt noch nicht im Detail beschäftigt, aber vielen Dank für deine beiden Hinweise, da werde ich mal nachlesen. Im Prinzip habe ich bis zum Juli einfach nur im web Tradingsignale verfolgt, bis ich entschieden habe, dass ich die Statistik selber verstehen möchte und auch anhand von Daten erkennen möchte, welche Indikatoren überhaupt was bringen. Also fing ich an, alle meine bisherigen Trades in eine Datenbank einzupflegen, zu schauen was ich falsch gemacht habe und meine Performance mit dem Dax zu vergleichen – ziemlich ernüchternd. Mittlerweile habe ich ein kleines verschlüsseltes Webportal erstellt (einmal täglich aktualisiert) in dem ich die verschiedenen Signale meiner watchlist sehen kann – sofern ich mag. Wenn sich was Depotrelevantes ändert, sendet mir Matlab abends kurz vor L/E Dax Schluss eine email, in der ich informiert werde. Das Hauptziel der Programme ist eigentlich eine möglichst lange Aktienhaltedauer zu haben mit möglichst wenigen negaitven Trades wobei der durchschnittliche Verlust kleiner sein sollte als der durchschnittliche Gewinn, wobei ich versch. Indikatoren verwende.

    Mein Experiment läuft jetzt seit vier Wochen und ich habe zuzüglich zu meiner eigenen Uebersicht zwei „Computertrader“ programmiert, die strickt nach optimierten Indikatoren traden sollen (auf zwei verschiedene Arten und je einmal täglich mit dem Tagesschlusskurs). Sie bekamen am Anfang die gleiche (virtuelle) Depotgrösse wie ich (mit den gleichen virtuellen Orderkosten) und mein Ziel war es sie outzuperformen. Mein edge sollte das Tagesaktuelle Wissen sein was ich mir angeeignet habe. Bisher schneiden die Computerprogramme bereits leicht besser ab als ich, wobei die Zeitspanne noch zu kurz ist, um etwas zu sagen: meine Lehre daraus ist, dass ich immernoch zu wenig weiss/verstehe und subjektiv beeinflusst bin, aber vielleicht ändert sich dies ja im Laufe der Zeit …

    Sorry für den langen Post, wollte es nur richtig erklären 🙂

  3. Sehr interessant diese tiefen Einblicke Jacky, diese Lösung mit den „kurzen“ EMAs find ich toll.

    Und wenn du deine Programme am Ende nicht schlagen kannst, spricht das vlt. nur für die Qualität dieser.
    Je nach dem, wie die dann im Vergleich zum Index performt haben, könntest du die dann live schicken. 😉

    viel Erfolg wünsche ich, so oder so

  4. Hi Jacky, danke fuer deinen langen Post, sehr aufschlussreich! Ich musste dreimal lesen, bis ich alles verdaut hatte.

    Zu 1. Wenn ich es richtig verstanden habe, benutzt du also einen sehr kurzem EMA zur Identifikation von Tiefs/Hochs, und dann aber direkt den Preis um festzustellen, ob es ein hoeheres/tieferes Hoch/Tief ist. Sehr clever! Quasi Preis und abgeleitete Groesse (EMA) miteinander verknuepft.

    Zu 2. Wahnsinn, du hast dir ja richtig Muehe gegeben mit der ganzen Programmierarbeit! Dazu noch zwei Fragen 😀 a) Wie ermittelst du denn die trendlosen Phasen? b) Wie hast du das technisch umgesetzt? Laeuft Matlab immer im Hintergrund und laedt sich zum Tagesende die Schlusskurse selber runter, so dass es dann rechtzeitig vor L/E DAX Schluss die Email verschicken kann oder startest du das Programm jeden Tag von Hand?

    Zu 3. Ein sehr spannendes Experiment! Im Englischen wird das ’second guessing‘ genannt wenn man die technisch generierten Ein- und Ausstiegssignale mal befolgt und mal nicht, je nachdem wie man sich gerade fuehlt. Vielleicht gibt’s da ja auch ein tolles deutsches Wort fuer? Es ist im Grunde die Regel, dass second guessing schlechter abschneidet als wenn die Befehle vollkommen emotionslos umgesetzt werden. Ich vermute, dass der Trend, den du jetzt schon erkennen kannst, sich in Zukunft weiter verfestigen wird. Dein Edge des bereits angeeigneten Wissens wird eben durch Emotionen wieder neutralisiert oder sogar ins Gegenteil verkehrt 😉 Und das, was du mit der Zeit an Wissen dazugewinnst, wirst du vermutlich in dein Programm einfliessen lassen, so dass es nochmal schwieriger wird, den Computertrader zu schlagen. Waere spannend wenn du davon am Ende des Jahres oder naechstes Jahr nochmal berichten wuerdest!

  5. danke CDO und Hans fürs Lob 🙂
    bin noch am optimieren und testen und dies nach der Arbeit ab eher nach 21:00Uhr (mache dort was komplett anderes, ziemlich weit weg von der Wirtschaft). Jetzt läuft der Prototyp und ich kann in aller Ruhe auf historischen Daten die Indikatoren optimieren.

    Das mit der Ableitung des Aktienkurses habe ich zwar nirgendwo gelesen (auch nicht nachgeforscht), erscheint mir aber sinnvoll. Ein ema ist auch besser als ein sma (beides gut gegen noise), da er die letzten Werte stärker gewichtet. Von dem einfachen Trend kann man es noch viel weiter treiben. Dies passiert in meinen Programmen im übrigen noch passiert, z.B. das Kreuzen von automatischen generierten Trendlinien, FR, SMAs… Was ich aktuell lerne ist, dass zu viele Indikatoren gleichzeitig auch die Performance drücken, man muss sie wirklich gewichten und Kombinationen einsetzen.

    @Hans
    1. ja 😉
    2. nein, Windows Schedule, einmal täglich Matlab mit dem Programm aufrufen. Die letzten Befehle sind salopp gesprochen: generiere alle relevanten websites und lasse den Computer traden, sende eine email an mich wenn nötig und benutze den Befehl „exit“. Dann schliesst sich matlab wieder. Die Maschine ist also den ganzen Tag idle.
    Ermittlung der trendlosen Phasen: bisher, wenn sich kein richtiger Auf und Abwärtstrend etablieren will, zb die Hochs und Tiefs dümpeln immer um die gleichen Werte, bzw es gibt ein hohes Hoch, ein tieferes, aber trotzdem höhere Tiefs, etc. Ich werde mal deine Literaturhinweise lesen, um mehr über trendlose Phasen zu verstehen.

    3. Mir scheint du weisst über das ganze technische Trading weit mehr als ich, ich freue mich darauf heute abend mal die „Buzzwords“ anchzulesen. Und dann kann ich bestimmt mit den Trendlosen Phasen noch viel mehr machen.

    @all: eigentlich muss ich allen danken, denn bevor ich angefangen habe hier in dem Blog zu lesen, kannte ich weder Trends (Hari hat es öfter erwähnt), FRs, die Wichtigkeit des über/unterschreitens von Widerständen und vieles mehr. Und da es mir Spass macht, poste ich auch gerne weiter. Ich bin nur überrascht, dass es so gut funktioniert, eigentlich würde man ja dagegen wetten, denn diese technischen trading edges sind ja nicht unbekannt.

  6. Hi Hans und alle anderen,

    kann jemand ein Buch über statistische Tradingstrategien empfehlen (quantative trading, tme Series Analysis …)
    Ich habe mir gerade eine paar Blogs durchgelesen und es gibt eine ganze Reihe interessante trading Frameworks. Wird gerne mehr darüber lernen.

    Bezüglich des mean reversions, ich habe keine befriedigende definition gefnden. Man könnte eine einfache Variante davon in der Trend Analyse einbauen: und zwar nicht auf dem Schlusskurs des Tages traden sondern wenn es sinnvoller erscheint auf den mean des Tages () am folgenden Tag zu traden (zb wenn dieser tiefer ist) –> Verwendung von pivot points, da statistisch gesehen diese Werte wohl öfter am darauffolgenden Tag noch einmal erreicht wird. Das werde ich bei Gelegenheit mal auf den historischen Daten testen. Die prktische Implementierung wäre via Limits oder Trailing stopps, so dass man nicht vor dem Computer drauf warten muss …

  7. Hallo Hari,
    ich hätte mal eine kurze Frage ob man schon sagen kann, dass sich bei Apple im Tageschart seit Mitte August eine SKS-Formation herausbildet? Wenn ja dann wäre das Ziel doch in etwa 610 Dollar, oder? Wollte mal wissen ob man das schon eine SKS-Formation nennen kann?
    Gruß Skismo

  8. Hi Jacky,

    die Ableitung des Preises oder kurzen EMAs ist im Grunde ueblich, auch hoehere Ableitungen kommen durchaus vor. Was ich aber halt clever fand, war die Verknuepfung von Preis und Preis-Derivat. Preis-Derivat bezeichnet hierbei alle vom Preis abgeleiteten Groessen, quasi alle Indikatoren die dir so einfallen 😉 Das hatte ich bislang noch nicht gesehen, bzw. immer uebersehen.

    Danke fuer die Erklaerung mit Windows Schedule, da war ich jetzt gar nicht drauf gekommen.

    Ich habe nicht wesentlich mehr Ahnung als du vom Quant Trading, ich habe einfach nur ein halbes Jahr vor dir mit dem Lesen angefangen 😉 Den Unterschied haste schnell wieder drin! Ich habe da auch meist Blogs gelesen um mich ein bischen weiterzubilden. Und meine ohnehin vorhandene mathematische Ausbildung hilft auch ganz gut … Das einzige Quant Buch, das ich gelesen habe, ist Quantitative Trading by Ernest Chan. Wenn du das bei Google eingibst, kommst du auch sofort auf seinen Blog. Zum Buch gibt es Matlab Code dazu 😉 Ansonsten wuerde ich zu Amazon gehen, und gucken welche Quant Buecher hohe Bewertungen haben, quasi auf die kollektive Intelligenz bauen.

    Du wirst durchs Lesen einige interessante Strategien entdecken. Oft sind diese aber nicht mehr ganz taufrisch, sondern „tot“ oder „fast-tot“. Eine Strategie ist tot, wenn sie durch so viele Trader angewandt wird, dass der Edge dadurch verloren geht. Ein gutes Beispiel einer der bekanntesten Strategien ueberhaupt ist „donchian trend following“. In seiner urspruenglichen Form angewandt, hat es heute kaum noch einen Edge. Durch Evolution der Grundidee kann man das allerdings einigermassen „reparieren“. Es ist damit an dir, diese Grundideen aufzugreifen und so abzuwandeln, dass sie wieder einen Edge haben. Oder natuerlich, du entwickelst gleich ganz was Neues 😉

    Mean Reversion: Der Preis schwankt hierbei zwischen zwei Grenzwerten hin und her und bricht fuer eine gewisse Zeit nicht nach oben oder unten aus. Waehrend dieser Zeit kauft man billig und verkauft teuer, kauft wieder billig zurueck usw. Das ist im Gegensatz zu trend following, wo man teuer einkauft und noch teurer wieder verkauft (und vice versa). Trend following setzt eben auf Fortsetzung des Trends, waehrend man bei mean reversion auf eine Umkehr setzt. Beide Systeme funktionieren nur in ihrer zugehoerigen domain, wenn das Preisverhalten umschwenkt, dann muss man moeglichst schnell auch mit der Strategie nachziehen, sonst buesst man. Aus diesem Grund wird viel Energie auf die Erkennung von trendhaften und trendlosen Phasen verwendet.

  9. Skismo, Thema Apple. Als klare SKS würde ich das nicht bezeichnen, die rechte Schulter ist eigentlich nicht vorhanden. Ich sehe eher die Fahne vom 02.10, die eine Unterstützung bei ca. 650 USD erneut bestätigt hat.

  10. Das ist wieder die interessante Sache an Chart“bildern“ jeder sieht etwas anderes. Die Frage ist, was die Mehrheit sieht :).

  11. Nochmals Danke Hans,
    habe vorhin angefangen mean Revisions einzubauen und genauer trendlose Ranges zu finden …

    übrigens: gerade die mathematische Vorbildung bringt ja den Spass an der Analyse – finde ich zumindest – so sass man wenigstens nicht umsonst viele Jahre lang in Analysis und Statistikvorlesungen 😉

  12. Hallo Hari,
    warum siehst du eher eine Fahne als eine SKS-Formation? Ist es weil die ganze Formation nicht prägnant genug ist?
    Für eine Fahne würde ja auch das rückläufige Volumen sprechen oder?
    Möchte einfach nur besser verstehen was dich zu dieser Einschätzung bewegt hat.
    Gruß Skismo

  13. @ Skismo, ja weil die SKS bisher nicht prägnant genug war und weil wir bei der Fahne bei technischer Überdehnung gedreht sind. Und zwar auf einem Unterstützungniveau. Ist aber nur eine Interpretation aus Erfahrung und nicht präzise begründbar. Die SKS ist sehr wohl auch möglich, würde aber den Aufwärtstrend auch nicht invalidieren. Schau mal auf AAPL bei Finviz. Wenn die theoretische Nackenlinie bei ca. 650 USD im Schlusskurs gebrochen wird, dann IST es eine SKS. Und wenn nicht, dann nicht. Im Moment ist es nur eine potentielle SKS.

  14. @Jacky

    noch mal zu Deinem Ansatz. Er beschäftgt sich ja, wenn ich es richtig interpretiere, im Grunde mit der Entwicklung eines Handelssystems bzw. damit, wann ich einen möglich günstigen Zeitpunkt zum Kaufen/Verkaufen finde. Im Zusammenhang damit will ich Dich auf das Buch von Van Tharp hinweisen „Clever Traden mit System“(etwas doofe Übersetzung von „Trade Your Way To Financial Freedom“). Statistisch ist es zwar nicht, aber es enthält neben vielem anderem einige ganz interessante Grundgedanken zum Thema Ein- und Ausstiegszeitpunkt. Ich bin mir nicht sicher, ob das zu Deinem Ansatz passt, aber ist zumindest nicht ganz uninteressant. In großen Teilen geht es auch dort um das Thema „The trend is your friend“ .

    Bei Deinem Programm, wenn ich es recht verstehe, geht es darum, aus der Zeitreihe heraus – und aus sonst gar nichts – eine Kauf-, eine Verkaufsphase oder eine neutrale Phase zu finden. Das ist eigentlich sinnvoll, da der Kollege Computer in allgemeinen recht gefühlskalt agiert. Es ist aber insofern nicht so gut, weil dieser Kollege nicht weiß, in was für einem Umfeld man sich bewegt, Das ist übrigens auch ein Problem beim Backtesting generell: Man weiß ja schon, wie es „ausgegangen“ ist. Was man aber nicht weiß, ob die anhand der Vergangenheitsdaten gewählten und vielleicht auch auf diese hin optimierten Regeln in der Zukunft genauso funktionieren werden. Wenn man das Pech hat und erwischt ein Börsenjahr wie 2008, könnte es problematisch werden. Aber generell macht Dein Ansatz durchaus Sinn, finde ich.

  15. Hallo Tokay,
    ich stimme dir voll zu, deshalb versuche ich mir nur die Indikatoren von meinem Programm ausgeben zu lassen und selber (mit dem Wissen über das Umfeld) die Entscheidungen zu fällen. Mal sehen wir es läuft, für mich ist es ein Projekt um meine Trading-Emotionen etwas zu orden … Das mit den Pattern ist ein Problem, dem ich mir bewusst bin, denn Pattern ändern sich natürlich über die Zeit, insbesondere wenn andere anfangen dagegen zu wetten oder wenn (wie von dir beschrieben) eine Krise kommt, die vom Tradingsystem nicht erkannt wird und er in solch einer Zeit falsch handeln würde. Es ist halt kein deterministisches Verfahren, in dem man den outcome kennt. Deshalb sollte man es auch nicht mit „Science“ verwechseln.

    Danke für den Buchtipp und noch einen schönen Sonntag!

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