Hari´s Märkte am Abend – 15.02.12 – Aixtron, Juniper Networks, Apple

22 Uhr Handelsschluss.

Nichts Neues von Mr. Market. Der Markt ist weiter in der gestern genannten Konsolidierungszone gefangen und hat heute deren oberen Rand getestet, wurde aber abgewiesen. Insofern gibt es auch nichts Neues zu sagen, im Zweifel schauen Sie zur Marktbewertung bitte noch einmal in "Hari´s Märkte am Abend" von Gestern dem 14.02.12.

Klar wurde heute auch endgültig, dass Griechenland keinen mehr interessiert, selbst die erneute Verschiebung der Entscheidung auf Montag, die noch letzten November bei dem zittrigen Mr. Market für 4% Minus gesorgt hätte, war heute nicht mal mehr ein Schulterzucken wert. Das Wort "Griechenland" will langsam niemand mehr hören und wer will es den Marktteilnehmer verdenken, mir geht es ja nicht anders. Und eigentlich ist dieses 11 Millionen Land ohne relevante Industrie auch wirklich unbedeutend für die Börsenwelt.

Bei mir verfestigt sich aber mehr und mehr der Eindruck, dass eine Pleite Griechenlands in bestimmten Hauptstädten Europas nun mehr und mehr gewollt wird und das das was wir erleben, nur der Versuch ist, den schwarzen Peter als Verursacher nicht abzubekommen. Insbesondere Deutschland darf auf keinen Fall als "Rausschmeisser" dastehen, was das sprachliche Rumeiern und einige Widersprüche in der Kommunikation unseres Finanzministers und unserer Kanzlerin vielleicht erklärt.

Denn ich bin sicher, dass die beiden loyal zusammen arbeiten und einem gemeinsamen Schlachtplan folgen und werte daher die aus Verhandlungen kolportierten Äusserungen Schäubles als authentischer, als die salbungsvollen Reden voller "Solidarität", die unsere Kanzlerin halt immer mal wieder halten muss. Sollte diese Vermutung richtig sein und man Griechenland nun solange vor sich her treiben bis es von alleine ausscheert, gibt es wahrscheinlich ein zwar kurzfristiges, aber doch signifikantes negatives Überraschungspotential für den Markt. Denn mein Eindruck ist, dass Mr. Market nun gelassen darauf setzt, dass Griechenland so oder so "gerettet" wird. Aber selbst für diesen Fall der Pleite denke ich, dass der Markt nach einem ersten Schreck schnell merken wird, dass man nun überall genügend Zeit hatte, sich darauf vorzubereiten und die Auswirkungen daher beschränkt bleiben.

Unabhängig davon wie man über unseren Finanzminister als Politiker denkt - und ich habe da auch ein paar Dinge zu kritisieren - möchte ich in diesem Zusammenhang hier einmal meiner Bewunderung dafür Ausdruck geben, mit welcher Selbstverständlichkeit Herr Schäuble diesen Höllenjob ausführt. Er setzt damit ein herausragendes Beispiel für die Integration von Behinderten in den Berufsalltag und das gerade deshalb, weil niemand mehr daran denkt, dass der Mann ja gelähmt ist. Denn das ist für Behinderte der optimale Zustand: sich voll akzeptiert in der Arbeitswelt zu bewegen, ohne dass die Behinderung permanentes Thema ist. In Anbetracht von Schäubles Vorbild ist es um so unverständlicher, wenn Firmen rein körperlich Behinderte auch auf solche Jobs nicht einstellen, deren Erfolg von der Hirnleistung des Mitarbeiters und nicht von körperlichen Fähigkeiten abhängen.

Zurück zu einzelnen Aktien.

Zu Rheinmetall (WKN 703000) habe ich mich ja hier -> hier <- schon ausführlich geäussert.

Bemerkenswert war heute auch Aixtron (WKN A0WMPJ), die aufgrund guter Nachrichten zur chinesischen Förderung des LED Marktes abhoben und nun massiv mit dem Ausbruch bei ca. 12,6€ kämpfen. Zur Aktie selber habe ich mich vor kurzem geäussert. Die Aussicht auf chinesische Subventionen um die LED Produktionskosten zu senken hilft natürlich Aixtron kurzfristig, weil man von mehr Produktion auch auf mehr Aufträge für die Anlagen von Aixtron schliessen kann. Mittelfristig pusht damit China aber vor allem die eigenen Unternehmen und ich würde mich nicht wundern, wenn analog zum Solarsektor sich auch eine Aixtron bald chinesischen Mitbewerbern gegenüber sieht, die ähnliche Produktionsanlagen zu geringeren Preisen in den Markt drücken. Aus charttechnischer Sicht kann man Aixtron also sicher kurzfristig "Long" spielen, wenn der Ausbruch gelingen sollte. Mittelfristig und fundamental bleiben für mich die Fragezeichen aber auf der Tagesordnung.

Erneut möcht ich Ihr Augenmerk auch auf den hier schon mehrfach erwähnten US Netzwerksektor richten, der von anziehenden Ausrüstungsinvestition deutlich profitieren würde. Juniper Networks (WKN 923889) war nach positiven Analystenkommentaren zur Investitionsneigung des Telekom-Riesen AT&T heute zeitweise bis zu 10% im Plus ! Auch der Branchenriese Cisco (WKN 878841) hatte zuletzt gute Zahlen geliefert, ist aber auch schon sehr gut gelaufen. Das sieht sehr vielversprechend für den Sektor aus und deutet darauf hin, dass die lange Talsohle dieser Aktien sich nun dem Ende zu neigen könnte.

Zum Abschluss möchte ich mit Ihnen einen Blick auf einen der beeindruckendsten "Runaway-Moves" der letzten Zeit werfen :
Apple (WKN 865985).

Schauen Sie sich mal diesen Chart an:


Source: Finviz.com

Da bleibt Ihnen auch die Spucke weg oder ? Apple wird nun vom Markt mit sage und schreibe fast 500 Milliarden USD bewertet ! Und erinnern Sie sich, was der Konsens bei Apple noch vor ein paar Monaten war ? Wenn Steve Jobs stirbt, bricht der Apple Kurs zusammen !

Und das ist also das Ergebnis, eindeutig wieder der "Weg des maximalen Schmerzes", den Mr. Market hier verfolgt. Erneut bestätigt sich also der Konsens der Massen als klarer Kontraindikator. Und die erste Regel die ich Ihnen zu solchen Bewegungen nannte wird auch bestätigt: diese Bewegungen dauern länger als man sich vorstellen kann !

Ich weiss, wie sehr es jetzt in den Finger juckt diese Aktie zu shorten. Und richtig, irgendwann wird es einen massiven Rücksetzer, wenn nicht Crash geben, denn diese Bewegung kann die Aktie nicht dauerhaft durchhalten. Selbst wenn man an eine Weiterführung des Erfolges von Apple glaubt, muss der Kurs wohl irgendwann zum langfristigen Aufwärtstrend zurück kommen, der im Moment grob bei ca. 400 USD liegen dürfte. Das Problem ist aber das "irgendwann", denn auch wenn es sich irreal anhört, das kann auch noch ein paar Wochen so weiter gehen. Oder es crashed Morgen schon, denn Intraday hat Apple unter hohem Volumen von dem Hoch auf dem Chart bei 523 USD nun schon wieder auf unter 500 USD abgegeben. Aber auch wenn das nach dem Top riecht, der Zeitpunkt ist aber trotzdem nicht sicher vorhersehbar ! Und wenn Sie schon heute Apple shorten würden, könnte es Ihnen passieren, das der Markt noch weit länger irreal ist, als es Ihr Depot aushält.

Deswegen ist es nach meiner Erfahrung bei solchen Titeln auch nicht die richtige Strategie sich gegen die Bewegung zu stellen, egal wie überzeugend und verlockend das aussieht. Besser wartet man den ersten Einschlag ab, der eindeutig zeigt, dass der parabolische Anstieg am Ende angekommen ist. Dann hat man zwar ein paar Prozent verpasst, dann ist aber eher der richtige Zeitpunkt für Puts !

Und selbst dann ist es in meinen Augen fraglich, ob man eine Apple unbedingt shorten sollte. Denn gute Shorts laufen gegen Gurken-Aktien mit unfähigem Management, denen das Geschäftsmodell wegbröselt - ich will da jetzt keine Namen nennen um keinem Vorstand gegen das Schienbein zu treten, aber wer meinen Artikeln länger folgt kann sich vorstellen, was ich da so im Sinn habe 😉 Aber Apple ist einfach ein superbes Unternehmen mit einem ebenso grossartigen Geschäftsmodell. Wenn man da den Ein- und Ausstieg eines Shorts nicht perfekt hinbekommt, wird man garantiert vom Markt einen Kopf kürzer gemacht !

Schauen Sie sich im Zweifel noch einmal in -> diesem <- Artikel den Ablauf bei Silber in 2011 an, da haben Sie ein Muster was auch bei Apple irgendwann mal passieren könnte. Aber beachten Sie bitte unbedingt das wichtige Wörtchen "irgendwann" 😉

Ich wünsche einen schönen Abend !

4 Gedanken zu „Hari´s Märkte am Abend – 15.02.12 – Aixtron, Juniper Networks, Apple“

  1. Hari, ich bräuchte mal kurz Hilfe. Rheinmetall kurzfristig verkaufen? Da finden ganz schöne Gewinnmitnahmen statt. Bei Dax 6.400 wieder einsteigen? Oder kommen doch gerade bloß die Emotionen durch? 😀

  2. Hallo Ramsi, so gerne ich Dir helfen würde, ich kann und will hier keine direkten Handlungsempfehlungen an jemanden geben. Dem stehen leider wichtige rechtliche Gründe entgegen. Das noble Bemühen unserer Politik den „dummen“ Anleger vor der Übervorteilung durch böse Banken zu schützen, hat halt in Form des WpHG dazu geführt, dass man nun gar keinen direkten Anlagerat mehr geben kann – und sei er noch so kompetent und ehrlich – ohne gleich einen Rechtsanwalt zu brauchen. Insofern tut es mir sehr leid, bedanke Dich bei unserer Politik die in ihrer Regulierungswut mal wieder das Kind mit dem Bade ausschüttet. Bei dem eingeschränkten Kündigungsschutz für ältere Arbeitnehmer war es übrigens genau so, sobald das Gesetz da war, war das genaue Gegenteil die Folge, ältere Arbeitnehmer wurden gar nicht mehr eingestellt, weil sich keine Firma einen Arbeitsnehmer ans Bein binden will, ohne ihn auch wieder kündigen zu können. Die Politik und die Wähler, die diese Gutmenschen-Gesetze immer wieder mit Wählerstimmen goutieren, werden es halt nie lernen. Gut gemeint ist halt nicht gut gemacht.

    Statt Regulierung würde Otto Normalverbraucher eher viel bessere Bildung zur Thematik in Schule und Ausbildung helfen. Da wird das Thema Börse und Wirtschaft nämlich weitgehend ausgespaart und wenn, dann nur ideologisch verfärbt betrachtet. Aber dazu bräuchten wir erst einmal ganz andere Lehrer mit viel mehr Lebens- und Berufserfahrung BEVOR sie Lehrer werden. Insofern ist das auch etwas hoffnungslos. Du siehst, bei dem Thema kann ich ebenso wütend wie missionarisch werden, das ärgert mich schon sehr lange.

    Zurück zu Deinem Problem, ich habe meine Meinung zu Rheinmetall ja gestern in einem Artikel hier klar geäussert, daran hat sich gar nichts geändert und ich sehe auch keinen Anlass dazu. Und was DAX 6400 angeht, habe ich dann dazu eine Meinung, wenn wir uns dem Niveau nähern. Davon sind wir aber noch weit entfernt. Denk also an die hier von mir genannte Konsolidierungszone die ihre Begrenzung unten bei 6650 hat. Wir sind da bis 10.20 Uhr noch nicht rausgefallen, insofern gilt bisher: „Ruhig Brauner“ 😉 Und wenn wir rausfallen, habe ich auch hier geschrieben was ich persönlich dann machen würde.

  3. Ich schulde das der Tatsache, dass die entsprechenden Ämter von Personen bekleidet werden, die ich für solche eine Verantwortung nicht mit ernster Miene als sachkundig bezeichnen kann. Wir haben einen Augenarzt als Wirtschaftsminister. Soviel dazu…

    Danke für deine Antwort heute morgen. Ich lese mir deine Artikel natürlich schon durch und behalte sie eigentlich auch aber ich war heute morgen etwas gestresst und hatte wenig geschlafen und eigentlich keine Zeit für Börse. Da war ich mit dem rot auf dem Schirm schon überfordert. Mir scheint auch, je größer die Gewinne werden, desto mehr geize ich mit Risikobereitschaft, weil ich den dicken Kuchen natürlich auf keinen Fall wieder abgeben will 😀 So habe ich das Gefühl dass sowohl Erfolg als auch Misserfolg einen ständig vom rationalen kühlen Pfad abbringen wollen….

  4. So ist es Ramsi, was Mr. Market angeht. Immer wenn Du denkst Du hast alles im Griff, zaubert er was aus der Tasche um Dich aus dem Gleichgewicht zu bringen 😉

    Was die Politik angeht, muss ich uns als Wähler da aber auch ein bischen den Spiegel vorhalten – vielleicht nicht jedem persönlich, aber doch „dem Wähler“ perse. Denn dieses Verhalten der Politik sich mit populären Einzelfallregelungen für vermeintliche „Gerechtigkeit“ einzusetzen, wird doch vom Wähler goutiert. Und insofern verhalten sich die Politiker ganz rational und richtig um wieder gewählt zu werden.

    Die Welt ist halt so komplex und voller gegenseitiger Abhängigkeiten, dass man eigentlich mit einer ganz ruhigen ordnungspolitischen Hand regieren müsste. Dem stehen aber die diversen medialen Aufreger entgegen, auf die „der Wähler“ ja auch anspringt. Und „Schwupps“ wird halt wieder ein Einzelfallgesetz gemacht, dass sich wie die eingeschränkte Kündigungsmöglichkeit bei älteren Mitarbeitern ja vordergründig auch nett anhört – nur ist die Welt halt komplizierter und an die älteren Arbeitnehmer die überhaupt wieder einen Job bekommen wollen denkt niemand, während sich alle auf die Schultern klopfen was für gute Menschen sie wieder waren 😉

    Man muss in meinen Augen ganz klar sagen: in dieser vernetzten und komplizierten Welt, stösst die sprunghafte Stimmungsdemokratie die wir defacto haben an ihre Grenzen. Denn die wirklichen Zusammenhänge unserer immer weiter zusammenwachsenden Welt, sind nicht nur Otto Normalverbraucher nicht mehr vermittelbar, sondern werden sogar von der Mehrheit der Politik nicht mehr verstanden.

    Solche Stimmungsdemokratie ist gut für lokale und regionale Entscheidungen, die der Wähler auch noch überblicken und anschaulich erleben kann. Auf der Ebene bin ich auch grosser Freund von direkter Demokratie ala Schweiz. Aber auf der internationalen und damit auch der wirtschaftlichen Ebene, brauchen wir in meinen Augen in der westlichen Welt nun dringend „Demokratie 2.0“, die einerseits das Recht des Bürgers bewahrt die grundsätzliche Richtung festzulegen in der sich der Staat bewegt, aber es der Politik ermöglicht mit etwas längerem Atem zu agieren ohne permanent auf Umfragen zu schielen und auch eher Politiker fördert, die diesen Atem haben.

    Just my 2 Cents.

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