Hari´s Märkte am Abend – 23.04.12 – Europa zerfällt, wo ist nur das ganze Geld hin ?

17.30 Uhr - Ein paar sehr persönliche Gedanken zur Euro-Krise.

Ein bitterer Tag ist an den europäischen Märkten zu Ende gegangen. Wie schon lange von mir erwartet, traten heute endlich die Implikationen der Wahl in Frankreich in das Bewusstsein der Märkte. Und Mr. Market gefällt nicht, was er sieht. Ein richtig mieser Einkaufsmanager-Index und eine Regierungskrise in den Niederlanden, sowie durchwachsene Daten aus China taten dann ihr übriges.

Europa zerfällt, rette sich wer kann - so kann man wohl die Wahrnehmung des Marktes am heutigen Tage beschreiben.

Ich werde mich heute daher auch nicht zum aktuellen Marktgeschehen äussern, "Sea of Red" ist eine ausreichende Beschreibung und das sagt alles. Ich will mich vielmehr in einer Art Essay meiner persönlichen, höchst subjektiven Sicht auf das "grosse Ganze" nähern. Wenn Sie nicht noch mehr schlechte Nachrichten wollen, dann lesen Sie bitte nicht weiter, ich habe wenig Positives zu bieten.

Wo ist nur das ganze Geld hin ? Diese Frage lag mir in Anbetracht der Märkte heute auf der Zunge.

Denn auf der einen Seite haben wir Notenbanken, die wie wahnsinnig die Druckmaschinen anwerfen. Und wir haben Staaten, die über beide Ohren verschuldet sind und mit hunderten Milliarden ihr Banksystem stützen. Nun sollte man ja meinen, das sich diese Billionen - ja es sind Billionen ! - an Liquidität irgendwo sammeln und zu neuen Blasen führen.

Aber was passiert heute ? Aktien runter, Gold runter, Euro Staatsanleihen (bis auf Bunds) runter. Alles runter. Und wo ist das ganze Geld ? Wo ist der sichere Hafen, in den man sich retten kann ? Irgendwo müssen sich diese Billionen doch sammeln ? Wir befinden uns mitten im grössten fiskalischen Experiment der Weltgeschichte und ich habe nicht den Eindruck, dass wir uns auf einem guten Weg befinden.

Obige Fragen sind natürlich rhetorisch und es gibt natürlich Antworten. Aber Antworten die einem nicht gefallen, wenn man darüber nachdenkt. Der heutige Tag gibt uns auf jeden Fall einen Vorgeschmack darauf, was uns in Europa blüht, wenn wir diese Krise nicht endlich in den Griff bekommen. Denn Wohlstand kann sehr wohl "verdampfen", sich einfach in Luft auflösen - auch das ist in der Geschichte schon mehrfach passiert. Und nur weil es in Deutschland die letzten 65 Jahre nicht passiert ist, ist das keine Garantie für die Zukunft.

Im Endeffekt gäbe es in meinen Augen für Europa eigentlich nur zwei grundlegende Wege, die wirklich funktionieren würden.

Entweder müsste sich Europa sofort zu einem funktionierenden Bundesstaat mit zentraler Finanz- und Wirtschafts-Regierung zusammen schliessen. Das ist irreal und wird durch den "Spaltpilz Euro" immer unwahrscheinlicher, der in den einzelnen Ländern ja gerade nationalistisches Gedankengut fördert und in den Parlamenten stärkt.

Oder wir müssten das Experiment Euro sofort beenden und in einem geordneten Prozess und (noch) in Freundschaft wieder in ein Wechselkurssystem mit nationalen Währungen wechseln, eine Rückkehr zum EWS also. Auch das ist irreal, die Politik ist durch die permanente Agitation der Grossindustrie gedanklich zu verseucht und in dem Irrglauben gefangen, dass ein Ende des Euros auch der Untergang Europas wäre. Dabei ist das Gegenteil offensichtlich der Fall, dieser fehlkonstruierte Euro ist der Spaltpilz Europas ! Die Väter des Euros haben sich - ohne es zu wollen - durch Naivität und wirtschaftliches Unwissen an der Zukunft Europas versündigt, das ist meine traurige Meinung zum Thema.

Ich halte es da wie -> Linde Chef Wolfgang Reitzle <- und bin davon überzeugt, dass ein (geordnetes!) Ende des Euros für Deutschland am Ende gut tragbar wäre. Deutschland war "Exportweltmeister" mit der starken D-Mark und ist es wieder mit dem Euro. Warum bitte, soll das Deutschland nach einem heftigen, aber kurzen Anpassungsschmerz nicht auch wieder mit einer neuen, harten Währung gelingen ? Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit beruht auf dem Wissen, dem Ideenreichtum und dem Tüftlergeist seiner Ingenieure in der Exportindustrie und eben gerade nicht auf "Financial Engineering". Das war schon in den letzten 150 Jahren Deutschlands Stärke und wird es auch in Zukunft sein.

Und damit es da keine Missverständnisse gibt, ich bin Europäer aus Überzeugung und der echte Bundesstaat wäre die Lösung meiner Wahl. Aber das ist derzeit leider irreal und wird mit jedem Monat der Krise irrealer. Und bevor Europa ungeordnet zerfällt und nationale Egoismen endgültig wieder ihr hässliches Haupt erheben, ist ein schnelles Ende dieses fehlgeleiteten Experiments immer noch die bessere Lösung, als der quälende, langsame Zerfall, in dem wir uns nach meiner Ansicht gerade befinden.

Neben diesen zwei grundlegenden Alternativen gibt es natürlich auch durchaus seriöse und funktionierende, technokratische Lösungsansätze im System. Ein paar wurden hier im Blog auch schon skizziert. Nur werden diese nach meiner Ansicht reine Theorie bleiben, denn was wirtschaftlich oder volkswirtschaftlich sinnvoll ist, lässt sich in dem Geschnatter von 27 Demokratien und Millionen Wählern in Panik nicht durchsetzen. So wird das, was wirtschaftspolitisch und volkswirtschaftlich sinnvoll wäre, in der Eurozone wohl keine reale Chance haben.

Wir werden also nach meiner Erwartung einfach weiter machen wie bisher, bis zum bitteren Ende. Die Politik wird weiter "retten" und die Notenbanken weiter Geld drucken. Und wir werden noch 2 oder 3 solche Wellen zwischen Krise und Entspannung erleben. Bis wir dann irgendwann gegen die Wand laufen und dieser "Reset" wird dann sehr, sehr schmerzhaft werden.

Ich habe es vor ein paar Tagen schon einmal gesagt: ich wäre überrascht, wenn es den Euro in der heutigen Form in ein paar Jahren noch gäbe. Und auch das Europa im Jahr 2015 wird mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich anders aussehen als heute.

Ich weiss, das sind finstere Worte, aber so sehe ich die Welt um uns herum und das schon länger und nicht erst seit heute. Aber heute ist ein guter Tag um es mal auszusprechen, denn heute dürfte jeder verstehen wovon ich rede.

Und trotzdem bieten die Aktienmärkte kurzfristig jede Menge Chancen und ich bin immer noch überzeugt, dass wir ein gutes zweites Halbjahr 2012 erleben werden. Aber nicht, weil wir in der Welt unsere grundlegenden Schulden-Probleme lösen, sondern in Form einer "Sumpfblüte", weil die Liquidität eben doch am Ende ihren Weg in die Sachwerte finden wird, also in Aktien und Gold. Und weil die Notenbanken alles tun werden um den Laden zusammen zu halten, solange man den Schein noch wahren kann. Und für ein paar Runden "Sumpfblüte" reicht es durchaus noch, bevor uns dann in den kommenden Jahren die sehr bittere Rechnung präsentiert wird.

Es gibt ja auch wirklich keine Alternative, wenn Sie etwas Kapital angesammelt haben. Irgendwo muss es ja hin. Schauen wir uns die zum "Geld auf dem Konto" alternativen Anlageklassen doch mal aus meiner sehr persönlichen, subjektiven Sicht an:

- Kopfkissen ? Müssen wir nicht ernsthaft darüber reden oder ? Papierschnipsel einer dann vielleicht untergegangenen Währung unter einem Kopfkissen sind wirklich keine gute Idee, ausser für den Bollerofen in einem kalten Winter. Hat noch jemand Reichsmark ?

- Lebens- oder Renten-Versicherungen ? Igitt ! Man gibt gutes Kapital heute, um ein Versprechen der Finanzindustrie auf einem Blatt Papier zu bekommen, das Jahrzehnte später eingelöst werden soll. Und selbst wenn das Versprechen nominal eingelöst wird, weiss keiner was die Zahl dann wirklich noch wert ist. Inflation, Währungsreform - alles möglich und alles mit den Mickerzinsen nicht annähernd abgegolten.

- Staatsanleihen ? Igitt ! Wie oben, nominal in den USA, Deutschland und anderen stabilen Ländern wohl recht sicher, aber was bekommt man dann für diese Zahl auf dem Papier tatsächlich ? Und es soll keiner glauben, dass sich die aktuellen "Fluchtstaaten" wie Kanada, Australien, Norwegen, Schweiz etc mit ihren vergleichsweise kleinen Anleihemärkten einem globalen Problem entziehen könnten - das ist Illusion !

- Deutsche Rentenversicherung ? Sie werden erstaunt sein: Ja, bei mässigem Einsatz durchaus sinnvolle Anlage ! Eben gerade weil kein Kapital existiert, dass vernichtet oder entwertet werden kann. Es ist vielmehr ein Anspruch an die Kreativität und Leistungskraft unserer Kinder - egal in welcher Währung unsere Kinder dann ihre Leistung verrechnen. Und wenn wir als Eltern nicht alles falsch machen, werden unsere Kinder kreativ und erfolgeich sein. Unsere Ansprüche sind solange sicher, wie wir eine Demokratie haben, denn die Stimmenmehrheit der Versicherten wird immer dafür sorgen, dass die Politik auch eine Gegenleistung für das eingezahlte Kapital sicher stellen muss. Rendite darf man natürlich keine erwarten, aber mit Kapitalerhalt kann man in diesen Zeiten ja schon zufrieden sein.

- Immobilien ? Naja, die selbstgenutzte Immobilie macht sicher Sinn. Aber darüber hinaus ? In den unattraktiven Regionen werden die Leerstände eher grösser und in den Boomzentren wie München sind die Preise doch jetzt schon jenseits von Gut und Böse. Wer heute in München zu 10.000€ pro qm kauft, der wird sein Kapital nach meiner Einschätzung so schnell nicht wiedersehen.

Bei den Immobilienpreisen wird ja gerne vergessen, dass sie keinen "echten" Wert darstellen, sondern direktes Abbild der Wirtschaftskraft sind. Nur wegen der Wirtschaftskraft zahlt man im München 10.000 € pro qm bei guten Eigentumswohnungen. Und in ländlichen Regionen des Nordostens dagegen nur dreistellig pro qm. Nicht die Immobilie oder der Grund und Boden in München ist so und soviel wert - die Wirtschaftskraft der Stadt ist es ! Dieser kleine, aber wichtige Unterschied, wird von vielen Immobilienbesitzern gerne übersehen.

Klar, eine Immobilie behält man und die kann man auch in der Krise anfassen. Aber was ist sie dann noch wert ? Wer Anfang 1923 aus Angst vor der Hyperinflation mit Eigenkapital noch schnell eine Immobilie kaufte, hat ein ziemlich schlechtes Geschäft gemacht und bekam zusätzlich zweimal in 25 Jahren massive Sondersteuern aufgebrummt, die einer Teilenteignung gleichkamen. Wer die Immobilie aber nur mit Darlehen kaufte, machte damals das Geschäft seines Lebens. Die Darlehen waren wertlos und konnten mit einer Rolle Klopapier abgegolten werden, die Immobilie war aber noch da.

- Ackerland und Wald ? Ja, eigentlich eine gute Idee, aber das will bewirtschaftet werden und wirft nur Mickerrenditen ab. Zumal auch bei Ackerland schon die Preise kräftig steigen. Wer genügend Vermögen hat und eine professionelle Bewirtschaftung organisieren kann, für den sicher eine gute Idee. Aber für den durchschnittlichen, wohlhabenden Bürger ? Funktioniert nicht und über die diversen geschlossenen Fonds eher auch nicht - daran verdienen nach meiner Erfahrung in der Regel die Initiatoren, nicht aber die Anleger.

- Kunst oder Oldtimer ? Ja, funktioniert, aber in den engen Märkten nur für die wenigen Spezialisten, die sich wirklich auskennen. Für die breite Masse der Bürger mit Anlagenotstand keine Lösung.

Was bleibt also an liquiden, fungiblen Sachwerten, in denen man sein mühsam erarbeitetes Kapital einigermassen sinnvoll parken kann ?

>>> Aktien und Edelmetalle <<<

Es gibt dazu keine seriöse Alternative und weil das so ist, sind für mich persönlich miese Aktien-Kurse Kaufkurse - gerade weil wir mitten in einer Krise stecken, die die Welt verändern dürfte.

Und wissen Sie auch, woran Sie erkennen werden, dass die Krise ihrem Höhepunkt zusteuert ? Wenn die Aktienkurse steigen, obwohl die Wirtschaftsdaten mies sind ! Weil die Geldkonten dann leer geräumt werden um schnell noch liquide Sachwerte zu kaufen - Aktien oder Gold - weil man den Konten der Banken und der Währung nicht mehr traut.

Jetzt werden Sie denken, so finster haben ich den Hari ja noch nie erlebt. Stimmt aber nicht, so denke ich schon seit einiger Zeit über unser Problem in Europa. Ich bin aber auch überzeugt, dass die aktuellen Kurse an der Börse kurzfristig wieder interessante Kaufgelegenheiten bieten und wir schon bald wieder deutlich höher stehen könnten, vielleicht schon diesen Mittwoch nach der FED Sitzung. Aber darüber schreibe ich dann Morgen wieder. Heute ist dagegen der passende Tag, um die traurigen, mittelfristigen Aussichten meines Makrobildes rund um die Euro-Krise mal auf den Punkt zu bringen.

Ich wünsche Ihnen trotzdem einen schönen Abend ! Denken Sie daran, dass "Hier und Jetzt" zu geniessen. Morgen ist es schon Vergangenheit und kommt nie wieder ....

Ihr Hari

PS: Hari´s Märkte am Abend erscheinen Morgen Abend etwas später gegen 22.30 - 23 Uhr. Ich möchte die Zahlen von Apple noch berücksichtigen, die grosse Bedeutung haben werden.

7 Gedanken zu „Hari´s Märkte am Abend – 23.04.12 – Europa zerfällt, wo ist nur das ganze Geld hin ?“

  1. Fehlt in der Liste nicht das Tagesgeldkonto? Theoretisch bis zu einem gewissen Betrag sicherer als Staatanleihen und vergleichbare Zinssätze. Wenn sich dann die Wolken verziehen, rechtzeitig wieder im Markt verteilen.

    In Bezug auf Europa könnte ich mir auch die „Zentraleuropa“-Lösung vorstellen bzw. ich halte sie, im Gegensatz zu einem Zerfall, für nicht unmöglich. Deutschland und Frankreich werden die Euro und damit irgendwie auch die EU nicht fallen lassen, dafür steht historisch zuviel auf dem Spiel und wenn es wirklich hart auf hart kommt, würde ich meinen dass zuerst eine „Zentraleuropa“-Lösung versucht wird und wenn es nur aus D, F, Ö, und Benelux besteht.

  2. @ Felix, das „Tagesgeldkonto“ war für mich nur eine der vielen Varianten von „Geld auf dem Konto“ . Ich wollte die Alternativen dazu darstellen. Ich habe es im Artikel präzisiert. Danke !

    Was Europa angeht ist vieles möglich, auch ein Kerneuropa. Nur leider dürfte das nach meiner Ansicht nur möglich sein NACH einem Zerfall.

    Denn geordnet, wer sagt denn Spanien, Portugal etc das sie nicht dabei sein dürfen ? Dazu hat niemand das Recht und die EU Institutionen rund um Baroso werden aus Selbsterhaltung dagegen arbeiten.

    Deshalb dürfte ein solches Kerneuropa im Rechtsmantel der heutigen EU nicht möglich sein. Gerade die, die man nicht dabei haben will, werden doch um so mehr daran arbeiten dabei sein zu dürfen.

    Ich fürchte um die schöne Welt eines stabilen Kerneuropas zu bekommen, dass sich dann wirklich zum Bundesstaat integriert, muss die EU erst zerfallen sein, so dass niemand mehr Forderungen stellen kann, sondern die Staaten frei sind sich neu zu organisieren.

    Neuanfang, Reset, wie immer man das nennen will. Aber geordnet aus der heutigen EU heraus, halte ich das nicht für politisch durchsetzbar, die Widerstände der „Ausgestossenen“ sind dann zu gross.

    Traurig, aber in meinen Augen wahr !

  3. Guten Abend!

    Ich stimme Hari voll und ganz zu….harte Zeiten!

    Mein derzeitiges Setup: long ab Dax 6350

    K+S, HV 09.05.2012
    Metro, HV: 23.05.
    Lufthansa, HV:08.05.

    Turnaround:
    TOTAL FR0000120271
    Commerzbank
    OTE ISIN: GRS260333000

    Dividenden-DAX-ETF, Ausschüttung im Juli
    DE0002635273 

    Tod oder Champagner:
    ETF auf Spanien, Italien, Griechenland

    Beste Grüße!

  4. @ Skipper, hast Du denn auch „BANZAI!“ wie die japanischen Kamikaze-Piloten gerufen, als Du die ETFs aus den PIGS gekauft hast ? 😉 Ernsthaft, könnte kurzfristig gelingen, wir sind brutal nach unten überdehnt in diesen Ländern, aber vergiss den Ausstieg dann nicht.

  5. Auch wenn es schwer fällt angesichts eines solchen Tages, weiterhin für Aktien optimistisch zu sein, bin ich es auch weiterhin – noch. Die Entwicklung der kommenden Tage gilt es allerdings sorgfältig zu beobachten. Und solche Rücksetzer sind oftmals auch eine Gelegenheit, substanzstarke Firmen günstig „einzukaufen“.

  6. Wenn ich das richtig sehe, erwartest du eine Inflation oder Währungsreform oder beides. Meine Erfahrung ist: Jedes Mal, wenn in den Medien dazu geraten wurde, man solle Aktien kaufen, da sie gegen Inflation schützen würden, war der Absturz am Aktienmarkt nicht mehr weit entfernt. Das war 2008 so, 2011 auch, und jetzt wieder. Meines Erachtens gibt es keinen Mechanismus, dass die Aktienkurse steigen müssen, wenn auch die Inflationsrate ansteigt.
    Und auch bei einer Währungsreform kann es sein, dass Aktienkurse erst mal deutlich fallen, denke ich. Die Frage ist, wie stark der Kaufkraftverlust der neuen Währung dann wird bzw. wie stark die Inflation wird. Es könnte ja sein, dass der Wert der Währung um 30 % beschnitten wird, die Aktienkurse jedoch kurzfristig um 50 % fallen.

  7. @ Robin K.

    Natürlich fallen auch Aktienkurse brutal in einer Krise, die zu einer Währungsreform führt. Da fällt alles, weil alles zu Geld gemacht wird, auch Gold erst einmal. Wir haben ja 2008 gesehen, wie das geht.

    Die Unsicherheit ist dann so gross, dass es sicher an den Finanzmärkten einen Kollaps gibt und der DAX bei 2000 steht. Erst in der letzten Phase vor dem Exitus des Währungssystems, wenn alle erkennen, dass die bunten Papierscheine bald keinen Wert mehr haben, wird jeder versuchen sein Papiergeld noch in „harte“ Assetes zu bringen. Und da man dafür liquide, handelbare Assets braucht, bleiben Edelmetalle und Aktien. Eine plötzliche Hausse in Aktien in Anbetracht einer katastrophalen Lage ist also ein Zeichen für den kurz bevorstehenden Exitus der Währung.

    Aber darum geht es in meiner Aufstellung doch gar nicht. Es geht schlicht um die Frage, womit man sein Vermögen über einen derartigen „Reset“ hinweg retten kann. In der Krise selber wird alles am Boden sein, auch Aktien.

    Die Kernfrage ist nur, was ist danach noch da und hat die Chance im neuen Währungssystem seinen alten Wert wieder zu erlangen. Und das ist bei allen echten Sachwerten der Fall, also Immobilien, Edelmetalle, Aktien etc. – das ist keine Garantie, aber wenigstens eine Chance. Bei bunten Papierschnipseln und lächerlichen Schuldverschreibungen insolventer Staaten, also bei allem das nur auf Papier gedruckt ist, gibt es dagegen keine Chance, nur Altpapier.

    Die Geschichte hat uns das alles schon einmal vorgemacht, wir hatten alleine in Deutschland 1923 und 1948/49 ähnliche Szenarien mit Währungsreform. Es ist hilfreich sich von der Vergangenheit zeigen zu lassen wie so etwas abläuft. Und Siemens hat übrigens all das überdauert, eine Reichsmark-Anleihe nicht.

    PS: Natürlich ist es so, dass wenn die grossen Medien für Aktien trommeln, der Top nicht mehr weit ist. Das thematisiere ich hier ja oft genug. Das hat aber mit der grundlegenden Überlegung womit man sein Vermögen über Währungskrisen hinweg retten kann, wenig zu tun.

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