Marktupdate – 21.06.12 – Absturz im Energiesektor

22 Uhr Handelsschluss

Ich möchte Ihnen im Nachgang zum heutigen Absturz ab 17 Uhr noch ein Chart zeigen. Ein Chart das zeigt, dass wir heute aussergewöhnlichen Abgabedruck hatten.

Es ist das Tages-Chart des ETF XLE, der grossen US Ölwerte, also Chevron, Exxon und Co.. Ich war darin heute Long und wurde ausgestoppt, als wir die rechte Schulter der IHS Formation unterboten haben.

Sie sehen, dass das heute mit über 4% der grösste Tages-Absturz im XLE seit September 2011 war ! Ich muss gestehen, mich macht das nach wie vor etwas nervös, zumal ich nach wie vor keinen richtigen Zugang zu der Stärke der Marktbewegung habe. Eine stinknormale Korrektur war das vom Momentum her heute also nicht. Ich könnte Ihnen auch andere Charts aus dem Bereich Rohstoffe, Energie, Precious Metals zeigen, die ähnlich aussehen. Im GDX wurde ich mit 44,8 USD und 5% Minus gerade so eben nicht ausgestoppt, auch dieser Zusammenbruch kommt nicht alle Tage.

Das alles betrachte ich als ein deutliches Warnzeichen. Sicher kann es sein, dass es sich um eine normale Korrektur nach den grossen Gewinnen der letzten Woche handelt. Aber dieses Momentum gemahnt nun zur Vorsicht. Schauen wir, was der morgige Tag bringt.

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9 Gedanken zu „Marktupdate – 21.06.12 – Absturz im Energiesektor“

  1. Das kann ich unterstreichen. Die Art des Downmoves (impulsiv und ohne nennenswerte Korrekturen) ist für eine kurze Korrektur eher ungewöhnlich. Das 62er RT der letzten Welle im Stundenchart wurde per Schlusskurs unterboten. Daher kann man schon einmal davon ausgehen, dass nicht nur die letzte Welle sondern die gesamte Bewegung seit dem 04.06. korrigiert wird. Ob es bei der Korrektur bleibt oder ob wir den Beginn einer weiteren großen Abwärtsbewegung gesehen haben, wird sich oberhalb ca. 1295 im ES und ca. 6.100 im FDAX entscheiden. Dort befinden sich das 62er RT der gesamten Aufwärtsbewegung sowie wichtige charttechnische Widerstände.

    Wichtig wird sein, die interne Struktur der kommenden Korrektur des Downmoves zu betrachten und wie weit diese reicht. Bei einer normalen Korrektur sollte der Rücklauf mind. das 50er RT der Abwärtsbewegung, besser das 62er erreichen. Dabei sollten dynamische Teilwellen aufwärts mit hohem Volumen als Signal für Kaufdruck enthalten sein. Bleibt dies aus und der Kurs dreht schon beim 38er RT oder vorher impulsiv nach unten weg und bricht die genannten Marken dynamisch, ist die Gefahr für eine weitere größere Abwärtsbewegung mit neuen Tiefs deutlich größer geworden. Aber noch sind wir nicht soweit. Es soll zunächst nur ein Hinweis auf das größere Bild zur besseren Einordnung der kommenden Bewegungen sein.

    In jedem Fall muss aufgrund der heutigen Art der Bewegung (impulsiv) nach einer anschließenden Aufwärtskorrektur mit mind. einer weiteren Abwärtsbewegung gerechnet werden, da eine impulsive Bewegung i.d.R. niemals für sich alleine steht.

  2. Der Kommentar von Jim Cramer trifft den Nagel auf den Kopf. Hier noch mal der Kommentar, denn Hari’s Live Tips verschwinden nach kurzer Zeit ja immer.

    „This one should have happened yesterday, frankly, and I think that’s what’s stupefying to all. Think about it. …. No, what caused this selloff was a combination of the Fed lowering the nation’s growth rate YESTERDAY and then the GS call to sell, sell, sell the S&P 500. Today’s sell-off was overdue.“

    Meine Gedanken, und ich vermute die vieler anderer auch, am FED day waren folgende: „FED hat nicht geliefert, das ist schlecht. ZEW bricht ein, das ist auch schlecht. Aber der Markt laesst sich nicht beeindrucken, er zeigt unheimliche Staerke und bricht nicht ein. Das ist sehr bullish.“

    Genau von den Gedanken habe ich mich einseifen lassen, und waehrenddessen haben andere mit schoen abladen koennen … Aber gut, mal sehen was heute passiert. Beim Oel habe ich mich zum Glueck noch rausgehalten, aber bei vielen anderen Dingen war ich long.

  3. @ Stimmt Hans, genau deswegen wurde ich auch überrascht, nicht von einer Korrektur perse aber von Ausmass und Momentum. Auch der Philly Fed wurde um 16 Uhr ja gut verdaut. Das war wirklich sehr bullisch und auch die Markttechnik war sehr bullisch. Deswegen bin ich dann auch nicht mehr Short gegangen, hatte mich auf einen ruhigen Handelstag mit seitwärts Konsolidierung eingerichtet, etwas über Spanien geschrieben und dann BUMM !

    Ich mache mir daher im Nachhinein auch keine Vorwürfe und insofern solltest Du Dich auch nicht als „eingeseift“ fühlen, denn in mehr als 90% der Fälle ist derartiges Marktverhalten einfach ein Zeichen von Stärke. Aber es gibt halt auch die 10% und die kamen gesten zum tragen. Aber nur weil 10% passieren können, wäre es falsch nicht mehr nach den 90% zu agieren.

    Auch in der US Blogosphere bei den erfahrenen Tradern ist weitgehend betroffenes Schweigen zum Thema, was zeigt, dass die alle auf dem falschen Fuss erwischt worden sind, selbst Charles Kirk war bullisch eingestellt und wurde wohl auch ausgestoppt.

    Insofern kann ich mir vorstellen, dass viele nach der stabilen Reaktion auf die FED ihre Shorts glatt gestellt hatten, weil sie die Stärke des Marktes wie ich sahen. GS kann das natürlich sehen und so gab es einen idealen Zeitpunkt um dem Stein via dieser Mitteilung einen kleinen „Stups“ zu geben, so dass er dann von alleine den Hang runter läuft.

    Genau deswegen brauchen wir auch die Volcker-Rule und Eigenhandel der Grossbanken muss verboten werden. Warum das in Deutschland immer noch keiner kapiert, bleibt mir ein Rätsel.

  4. Einerseits werden im Börsengeschehen komplizierte Zusammenhänge aufgezeigt, wie und warum es zu diesen und jenen Kursen kam: Technische Formationen, komplizierte wirtschaftliche Zusammenhänge etc. und in diesem Fall ist es ein von GS an die eigenen Kunden verschickter Newsletter mit SP 500 Shortempfehlung, der bei ZH veröffentlicht wurde?

    Sonst rufen immer alle, dass die Analystenveröffentlichungen Kontraindikatoren sind und nun wird es als antizyklischer Trigger eingeordnet?

  5. Warum nicht Holgersen, das sind unterschiedliche Seiten der selben Medaille. So sind komplexe, selbstbezügliche Systeme nun mal.

    Die Welt ist komplex, voller sichtbarer und unsichtbarer Zusammenhänge, die alle miteinander wirken. Und all das wird im Markt in den Köpfen der Teilnehmer verarbeitet.

    Und trotzdem, wenn unter der Decke die Voraussetzungen dafür geschaffen wurden, reicht manchmal ein kleiner Stein um eine Lawine ins Rollen zu bringen. An einem anderen Tag wäre der kleine Stein vielleicht einfach im Kies liegen geblieben.

    Genau so passieren auch ganz real Lawinen im Gebirge, die Grundlage (Schwimmschnee etc) muss geschaffen sein, dann reicht aber manchmal ein kleiner Stein. Deshalb können wir auch im Gebirge ein prinzipielles Lawinenrisiko benennen, wissen aber nie ob, wo und wann sie dann losbricht.

    Goldman war der Auslöser, NICHT die Ursache, das sind zwei verschiedene Dinge. Komisch an dieser Sache ist nur, dass ich vorher keinen Schwimmschnee identifizieren konnte. Ja, ich wusste das der Hang wackelig ist, aber eine Lawine hatte ich nicht erwartet.

    Und noch etwas: Obwohl wir nie wissen, wann eine Lawine präzise losgeht, macht es doch trotzdem jede Menge Sinn sich die komplexen Gedanken zur Struktur des Schnees zu machen.

  6. Heute Ifo Zahlen rausgekommen, wie erwartet recht bescheiden(v.a. die Erwartungskomponente). Ich bleibe in nächster Zeit bei meiner defensiven Grundhaltung.

  7. @ hari

    zu dem kommentar vom handelsblatt, wos um staatsverschuldung bis hyperinflation geht, kann ich nur jedem der sich für das thema interessiert Ray Dalio empfehlen, der leitet einen dezenten fonds (der sich aufgrund der geldmenge, die er verschieben muss auf makrothemen fokusiert) und veröffentlicht auf seiner seite nicht nur seine persönlichen überzeugungen wie man sich verhalten muss um erfolgreich zu sein, sondern auch eine einführung in seine sicht der dinge zur aktuellen lage der welt (thema staatsverschuldung / wirtschaft) „Template for Understanding“

    … hm schade, da hatter er ehemals noch 2 pdfs, die sich explizit mit vergangenen schuldenkrisen beschäftigen (inkl. great depression + hyperinflation in germany), das hätt ich jetzt auch gern verlinkt aber anscheinend hat er das wieder von der seite genommen -.-

    ich hätte die PDFs zwar downgeloaded, aber ich weiß ja nicht ob da rechtliches risiko bestünde, wenn man das ohne dass der ray das vlt. will nochmal verteilt.
    sonst hätt ichs dir sofort geschickt hari, falls es dich/sonst irgendwen hier interessiert

    also die essenz, die hängen geblieben ist: ein gesundes maß an inflation hülfe (möglichkeitsform ;)) ungemein beim schuldenabbau über die nächsten 30jahre – insbesondere wenn gleichzeitig das zinsniveau niedrig bleibt (wie schon öfter in der vergangenheit);
    er hat auch noch viele andere faktoren behandelt, aber ich will jetzt ausn kopf ned details verdrehen…

    ich denke das deckt sich ohnehin mit haris sicht oder @hari?

    greeZ

  8. @ CDO, mässige Inflation und ein gewisses Mass an finanzieller Repression (künstlich niedrig gehaltene Zinsen) ist in meinen Augen der einzige funktionierende Weg, wie wir aus dieser Nummer wieder ohne Reset/Währungsreform/Staatspleiten etc heraus kommen. Die US haben es nach dem zweiten Weltkrieg vorgemacht. Bei uns war das nicht nötig, weil wir den Reset ja 1948 hatten.

  9. Ich habe mir den FDAX jetzt noch einmal im Detail unter Einbezug der unteren Zeitebenen angesehen. Daraus abgeleitet konnte ich meine Einschätzung verstärken, dass im FDAX (und dem korrelierenden Kassa-DAX) gestern die Korrektur der Gesamtbewegung seit dem 04.06. begonnen hat. Die bisherige Aufwärtsbewegung lief exakt bis zum 38er RT seit dem März-Hoch.

    Im Vergleich zur crash-artigen Abwärtsbewegung im Jahr 2011 verlief der bisherige Downmove seit März eher weniger dynamisch und war von häufigen Korrekturen begleitet. Das hat Auswirkungen bzgl. meiner Einschätzung zur gegenwärtigen Korrektur und dem wahrscheinlichen weiteren Verlauf. Es wäre nämlich eher weniger wahrscheinlich, dass der bisherige wenig dynamische Abschwung seit dem März-Hoch nur bis zum 38er RT korrigiert und sich danach direkt in Richtung neuer Tiefs bewegt.

    Wahrscheinlicher ist, dass die bisherige 3-wellig korrektive Aufwärtsbewegung seit dem 04.06. nun ebenfalls 3-wellig um 50% (weniger wahrscheinlich) bis 62% (wahrscheinlich) korrigiert wird. Das wäre im FDAX bei etwa 6.100 Punkten. Auch eine etwas tiefere Korrektur um ca. 75% wäre – wenn auch weniger wahrscheinlich – noch möglich, ohne das Gesamtszenario zu zerstören.

    Anschließend sollte eine weitere Aufwärtsbewegung beginnen, die den Abschwung seit März-Hoch bis mind. 50% (ca. 6.600 im DAX) korrigiert.

    Kurzfristig gilt das gestern abend gesagte. Nach einer Aufwärtskorrektur des gestrigen Abschwungs sollte in jedem Fall mind. eine weitere Abwärtsbewegung einkalkuliert werden. Es wäre eher unwahrscheinlich, dass die impulsive Abwärtsbewegung für sich alleine stehen bleiben würde. Grundsätzlich gilt, dass korrektive Bewegung selten „sauber“ sind und eher viele Richtungswechsel auf den unteren Zeitebenen beinhalten. Ist dies im weiteren Verlauf zu beobachten, unterstützt dies meine Einschätzung zum gegenwärtigen Szenario.

    Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass meine Ausführungen meine persönliche Sicht auf die Märkte und den Versuch widergeben, Wahrscheinlichkeiten zu ermitteln. Letztendlich gibt uns nur die Price Action im Hier und Jetzt konkrete Hinweise über den tatsächlichen Verlauf der Börsen. Meine Ausführungen beinhalten daher keinerlei Anlageempfehlung sowie keinerlei Aufforderung oder Ermutigung, irgendwelche eigene Anlage- oder Trading-Entscheidungen davon abzuleiten. Die eigene Analyse ist für jeden unerlässlich.

    Man muss ja heute offenbar einen solchen „Disclaimer“ anfügen…:-)

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