Sommerstarre statt Sell in May

Der Mai ist gekommen und da schlagen nicht nur die Bäume aus, sondern auch die "Sell in May" Artikel werden jedes Jahr wieder aus der Schublade geholt.

Sie werden nicht überrascht sein, dass wir uns das hier ersparen. Vor gut drei Jahren hat unser Kolumnist "Tokay" das mal im Artikel -> Jahreszeitliche Strategie <- neu betrachtet und das Ergebnis ist auch 2016 wohl immer noch identisch:

Ja, es gibt einen kleinen statistischen Vorteil einer "Sell in May" Strategie, der ist aber gerade nach Gebühren nicht so gross, dass man damit nun einen grossen "Blumentopf" gewinnen würde.

Überlassen wir also dieses Thema anderen und stellen uns der wichtigeren Frage:

Welches Potential steckt denn noch im Markt und muss man die kommenden Monate über den Sommer, nun eher kaufen, verkaufen oder halten?

Als treue Leser wissen Sie, dass es auf diese Frage keine pauschale Antwort gibt, weil diese stark von Ihrem Zeithorizont und Ihrer Strategie abhängt. Für einen Daytrader ist die Antwort eben eine andere, als für einen sehr passiven Investor.

Aber nehmen wir nun mal an, dass Sie wie die meisten "normalen" Anleger, mittelfristig unterwegs sind. Heisst Sie halten Ihre Positionen in der Regel Wochen und Monate, verfolgen aber weder Daytrading, noch üben Sie sich in "Buy and Hold" um jeden Preis.

Dann glaube ich, dass nach heutigem Wissenstand die Antwort "Halten", für die kommenden Sommermonate (bis August) in Summe eine gute Eintrittswahrscheinlichkeit hat. Was danach im Herbst kommt, ist noch völlig ausserhalb dessen, was man seriös antizipieren kann.

Im Chart des Leitindex S&P500 sehen wir, was ich damit meine:

S&P500 02.05.16

Wir sehen die beeindruckende Rally seit Mitte Februar, die ich -> in diesem Artikel <- mit den Worten

"Wir erleben gerade den längsten, stärksten und konsistentesten Anstieg seit Anfang 2012!"

eingeordnet habe.

Es ist realistisch davon auszugehen, dass dieser Markt durchaus noch das Potential zu neuen Hochs bei ca. 2.150 hat, sich darüber hinaus aber schwer tun wird, denn zu luftig sind die Bewertungen und zu stark die Notwendigkeit, nun erst einmal zu konsolidieren.

Nach unten aber fehlen bisher alle Ingredienzien, die für unmittelbare starke Schwäche sprechen. Die Markt-Internas sehen immer noch gut aus und wie ich schon in obigem Artikel geschrieben habe:

Typisch an Topbildungen ist auch fast immer, dass diesen ein "Schaukeln" der Kurse voraus geht. Sprich es gibt einen ersten "warnenden" Einbruch, dem noch ein Gegenanstieg folgt, der nicht mehr ganz die Hochs erreichen kann. Das ist dann das Warnsignal, das man ernst nehmen muss.

Und dieses Schaukeln fehlt noch, ein unmittelbarer, harter Einbruch von hier ist also eher unwahrscheinlich. Nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich.

Weiterhin haben wir um 2.000 im S&P500 eine Unterstützungszone, die mit dem 38er Fibonacci Retracement der Anstiegsbewegung seit Februar korreliert.

In Summe spricht daher rational viel für eine kommende Seitwärtsbewegung zwischen ca. 1.990 und ca. 2.150 im S&P500 über die kommenden Sommermonate. Eine Bewegung, bei der in den Indizes weder für Bullen, noch für Bären so furchtbar viel zu holen ist.

Die Lage im DAX ist ähnlich, aber latent chancenreicher, ganz einfach weil der DAX eine lange Unterperformance zum S&P500 hatte und einiges nachzuholen hat.

Für uns als Anleger bedeutet das, dass wir grosse Risiken nun abbauen und Gewinne mitnehmen. Die Rally seit Februar war toll, nun ist wohl eher mal Pause angesagt.

Gleichzeitig brauchen wir aber auch nicht völlig aus dem Markt zu gehen und auch keine "Sell in May" Panik zu schieben. Wir reduzieren einfach unser Exposure ein wenig und bleiben ansonsten gelassen und geniessen den Sommer abseits des Bildschirms.

Natürlich kann sich dieses Modell der "Sommerstarre", im Laufe der Zeit als falsch heraus stellen, ganz einfach, weil Dinge passieren, die das Bild grundlegend verändern. Denn die Zukunft ist offen und unbestimmt.

So rechne ich persönlich eher nicht mit einem "Brexit", aber wenn er doch kommen sollte, dann wird das im Juni Folgen für die Märkte haben. Und auch die Frage, wie sich der US Präsidentschaftswahlkampf entwickelt, wird sich als Fragezeichen über dem Markt legen, das Risiko neuer Terroranschläge und vor allem einer Eskalation in China sowieso.

Aber das sind alles die üblichen Fragezeichen und Risiken, die wir immer haben und sowieso nicht vorher sehen können. Unsere Aufgabe ist nicht, diese erraten zu wollen, sondern wenn diese eintreten, uns schnell und konsequent der neuen Lage anzupassen.

Solange diese Risiken aber nicht eingetreten sind, bleiben wir bei dem, was wir real im Markt sehen können. Und das ist nun für mich das Potential einer wochenlangen Seitwärtsphase, die für niemanden besonders erbaulich sein dürfte.

Vergessen dürfen wir aber auch nicht, dass irgendwo immer ein Bullenmarkt ist. Auch wenn die breiten Indizes sich in den kommenden Wochen wenig bewegen sollten, können es einzelne Sektoren sehr wohl! Diese zu finden und daraus Kapital zu schlagen, ist das, was wir uns in der Mr-Market Community für diesen Sommer vorgenommen haben.

Ihr Hari

3 Gedanken zu „Sommerstarre statt Sell in May“

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