Zeit der Unsicherheit – Zeit des Wandels

Manchmal besteht der beste Rat aus kurzen und klaren Worten. Und das will ich heute tun.

Denn die Märkte sind nach Jahren des notenbank-induzierten Bullenmarktes, in eine Phase der Unsicherheit eingetreten. Selten war ein Jahresanfang so negativ wie dieser, aber wenigstens auf der kurz- und mittelfristigen Ebene, wurde der Abwärtstrend seit Jahresanfang nun gebrochen und die Chance besteht, dass sich nun eine mehrwöchige Gegenbewegung anschliesst:

DAX 28.01.16 2

Eine Chance ist aber nur eine Chance, denn es gibt auch jede Menge irritierende Signale, so auch gestern Abend wieder die harsche Reaktion der US Märkte auf eine FED Entscheidung, die eigentlich nur geliefert hat, was zu erwarten war.

Und selbst wenn der Rebound kommt, ist alles andere als klar, ob das nicht nur eine weiter ausgeprägte "rechte Schulter" einer grossen Topbildung in den US Indizes wird, wie es uns das folgende Chart erneut eindrucksvoll zeigt:

S&P500 28.01.16

Und auch im grossen Bild, werden wir überschwemmt von "Meinungen", die vom kurz bevor stehenden Kollaps und einer neuen 2008er Krise, bis zum pauschalen und platten Ruf "Kaufkurse" reichen, als ob die Welt so einfach wäre.

Schwierig wird die Einschätzung auch, weil hinter den Kassandra-Rufen dieses Mal nicht nur die üblichen Crash-Propheten stehen, die man sowieso nicht ernst nehmen muss, sondern namhafte Marktbeobachter wie George Soros oder Felix Zulauf oder auch anerkannte Wallstreet-Grössen, wie Ray Dalio, Art Cashin oder Jeff Gundlach mit langjährigem Track-Record.

Und diese Leute argumentieren ja inhaltlich und durchaus überzeugend. Nein, so einfach kann man dieses Mal die Probleme nicht abtun und auch nicht durch die Notenbanken zudecken, ausser man lebt im Paralleluniversum.

Es genügt für uns ja auch ein Blick in die Zeitung um zu sehen, dass die Kurse an den Finanzmärkten im langfristigen Massstab immer noch in der Nähe der Allzeithoch sind, während gleichzeitig diverse, schwere geopolitische Strukturkrisen immer virulenter werden.

Trotzdem, all das ist ja schon bekannt und die Kurse schwanken so, weil nicht nur wir, sondern der ganze Markt so unsicher ist und auch zwischen Angst und Gier hin und her schwankt.

Man kann es noch ein Stück deutlicher formulieren, nicht nur der Markt ist unsicher,
die Welt ist eine Phase der Unsicherheit eingetreten!

Wenn wir das erkennen und auch akzeptieren, wird plötzlich ganz einfach und klar, was für uns als "normale" Anleger zu tun ist.

Denn wir sind nicht klüger als der Markt und wir wissen nicht, ob Soros nun wirlich massiv gegen asiatische Währungen wettet oder ob der Absturz zum Jahresanfang "nur" von Öl-Staatsfonds kam, oder noch andere grosse Marktteilnehmer hier beteiligt waren.

Wir wissen auch nicht, ob Europa noch einmal die Kurve bekommt und in der Krise wächst, oder zerfällt. Und wie wissen nicht, wie lange die Notenbanken den Anschein "alles im Griff zu haben" noch aufrechterhalten können, erste Risse im Vertrauen sind schon zu bewundern.

Wir wissen aber auch nicht, wie stark sich die Welt durch eine Reihe sehr grundlegender Innovationen, die "in der Mache" sind zum Positiven wandeln wird und ob nicht - wie so oft - gerade die Krise der Katalysator ist, um verkrustete Strukturen aufzubrechen und eine positive Veränderung herbei zu führen.

Gerade in Deutschland, können wir doch bei aller berechtigten Sorge um unser Staatswesen auch beobachten, dass sich die Gesellschaft endlich mal wieder mit den wirklich wichtigen Fragen beschäftigt, die zentral für unsere Zukunft und die Zukunft unsere Kinder sind.

Fragen nach unserer Identität, nach der Sicherheit im Inneren und der Sicherheit unserer Grenzen. Fragen nach unserer Kultur und unserem Selbstverständnis, nach der Ausbildung unserer Kinder und der Zukunftsfähigkeit, der Offenheit unserer Gesellschaft und unserem Platz als Nation und Volk in dieser Welt.

Die Zeit der Orchideenthemen und "Veggie Days" scheint vorbei, in der man sich in einer speziellen Form von gesellschaftlicher Dekadenz um die wirklich wichtigen Fragen gedrückt hat, die eigentlich permanent die ganze Welt betreffen. Und das ist gut so, dass wir nun über diese zentralen Fragen unsere Sprachlosigkeit überwinden, auch wenn der Prozess nun etwas "chaotisch" abläuft und auch Extrempositionen dabei Zulauf bekommen.

Dass wir überhaupt diskutieren und streiten, eröffnet bei allen Risiken auch Chancen zur positiven Veränderung. Wenn man so will, kommen wir langsam aus einem trügerischen Sessel der Selbstgefälligkeit hoch und entdecken unsere Muskeln wieder.

Wir müssen also einfach nur akzeptieren, das wir in eine Zeit der Unsicherheit und eine Zeit des Wandels eingetreten sind, nicht nur an den Märkten, sondern in der Welt generell.

Und wenn wir das akzeptieren, ist auch völlig klar, wie wir uns als rationale Anleger zu verhalten haben:

Wir müssen Chancen ergreifen, wo sie sich uns bieten und uns nicht verkriechen. Wir dürfen aber auch nicht alles auf ein Pferd setzen, sondern müssen unser Kapital schützen, in dem wir Risiken begrenzen.

Grosse Prognosen und das blinde Nachlaufen hinter irgendwelchen Weissagungen, hat in der Welt des Wandels keinen Platz und führt nur in den Untergang.

Wenn die Welt sich wandelt, muss man flexibel sein und sich anpassen. Heisst, wir haben einen hohen Cash-Bestand, der uns Flexibilität erlaubt und machen keine Wetten mehr, die zu lange in die Zukunft schauen wollen.

Wir machen das, was man in der Fliegerei "auf Sicht fliegen nennt" und was dann nötig ist, wenn die Instrumente ausfallen. Und wer "auf Sicht fliegt", drosselt dafür die Geschwindigkeit und schaut besonders aufmerksam, ob da ein Hindernis im Sichtfeld auftaucht.

Halten wir also unsere Depots überschaubar und flexibel, reduzieren wir die Positionsgrössen, halten wir ausreichend Cash und werden bei unseren Wetten weniger aggressiv. Fliegen wir schlicht auf Sicht, dann sind wir in jedem Fall besser und sicherer unterwegs als die, die weiter blind und gläubig auf eine Richtung setzen.

Und wenn Sie dabei Hilfe suchen, weil es schwierig ist ohne Instrumente auf Sicht zu fliegen, dann ist diese Community im Premium-Bereich für Sie der Ort, an dem Sie Orientierung finden werden.

Denn wenn man schon auf Sicht fliegen muss, ist es besser, dass mit anderen zusammen zu tun, die vor den gleichen Fragen stehen!

Ihr Hari

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2 Gedanken zu „Zeit der Unsicherheit – Zeit des Wandels“

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