Zu Gast bei Hari – Ein Besuch der mir zu denken gab

Zu Gast bei Hari - Ein Besuch der mir zu denken gab

Ein Gastkommentar von Ramsi

Um die Weihnachtszeit herum hatte ich aufgrund eines Mailkontaktes zwischen uns eine Einladung von Hari erhalten, mich mit ihm am Ammersee zu treffen. Auslöser des Gespräches war mein Wunsch gewesen, meine Trading-Praxis zu intensivieren und zu verbessern und Hari war so freundlich sich für mich Zeit zu nehmen, um heraus zu finden, ob er mir dabei helfen könnte.

In einem kleinen gemütlichen Wirtshaus bei Seefeld setzten wir uns bei klirrenden Außentemperaturen auf eine Tasse Kaffee zusammen. Und ja, ich kann bestätigen, Hari ist real. Er hat zwei Arme, zwei Beine und darauf einen Kopf und sieht so aus, wie man sich einen gestandenen Mann und erfolgreichen Geschäftsmann so vorstellt. 😉

Das Gespräch dauerte noch keine 5 Minuten, als mich Hari schon zum ersten Mal zum Grübeln anregte. Ich hatte im Vorfeld damit gerechnet, dass wir uns einfach locker und unverbindlich unterhalten würden. Doch die erste Frage war gleich so intensiv und auf den Punkt kommend, wie ich Hari dann auch in Folge erlebt habe. Smalltalk ist seine Sache nicht. Er fragte ebenso schlicht wie durchschlagend: „Warum willst du eigentlich Traden ?“.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber für mich war, zumindest in dieser Situation, die Beantwortung alles andere als leicht und einfach. Mancher würde jetzt vielleicht sagen: „Natürlich will ich Geld verdienen!“. Aus meiner Sicht ist Geld alleine jedoch kein Antrieb etwas über Jahre jeden Tag viele Stunden zu betreiben und damit einen beträchtlichen Teil seines Lebens auszugestalten.

Letztlich war die Quintessenz meiner folgenden Überlegungen neben einer natürlichen Begeisterung für Börse, Charts und Kursentwicklungen mein Drang, mich mit intelligenten und fleißigen Menschen in einem ernsten Umfeld zu messen und damit zu erfahren, ob ich in einer derartig konkurrierenden Umgebung überhaupt irgendwie bestehen kann. Ferner möchte ich mittlerweile auch in Erfahrung bringen, ob es mir möglich ist, zu lernen mich selbst zu kontrollieren, meine Emotionen, meine Angst und meine Gier zu überwinden und mich dadurch souveräner auf dem Börsenparkett bewegen zu können.

Hari hatte mich schon im Vorfeld darin bestätigt, dass eine solche mentale Entwicklung von großem Nutzen, nicht nur für die Börse, sondern auch für andere Bereiche des Lebens ist. Es bedarf sicherlich keiner großen Vorstellungskraft, dass eine starke Psyche souveränes öffentliches Auftreten bedeutet.

Die Frage nach dem „Warum“ halte ich daher im Nachhinein für sehr wichtig und habe viel darüber nachgedacht. Der erste oder spätestens zweite Schritt der allermeisten Konzeptausgestaltungen für Veränderungsversuche, sei es im Unternehmen oder wo auch immer, behandelt doch die Zielsetzung. Was will ich erreichen ? Und warum ? Was ist meine Motivation ? Und ich nehme an, dass Hari damit zunächst erfahren wollte, ob meinen eigenen Plänen überhaupt realistische und erreichbare Ziele gegenüberstehen.

Im weiteren Verlauf des Gespräches ging es vor allem um Eines: Wie ist meine persönliche Lebenssituation und wie passt das Traden in mein Leben hinein. Ich bin mit der Einstellung in das Treffen gegangen, dass Traden mit beachtlichem Erfolg entweder ganz oder gar nicht erfolgen muss. Entweder ich stehe um 07:00 Uhr auf und gehe um 23:00 Uhr schlafen, oder ich kann dauerhaften, unabhängigen Erfolg an der Börse gleich an den Nagel hängen.

Ich glaube, dass viele von Ihnen diese Suche nach nachhaltigem und vor allem selbstständigem Erfolg selbst genau kennen, denn andernfalls wären Sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht mit einer solchen Regelmäßigkeit auf dieser Seite.

Anders als von mir erwartet, riet Hari mir direkt davon ab, Trading sofort am Anfang als Vollzeitjob in Angriff zu nehmen. Er hat mir geraten, zunächst das Trading an mein Leben anzupassen, aber nicht mein Leben an das Trading. Wenn ich mir irgendwann meiner Sache ganz sicher sein würde und genügend Erfahrung hätte, könnte ich das ändern, aber nicht am Anfang meines Berufslebens.

Am meisten überraschte mich dabei, dass er beispielhaft anführte, dass zeitlich enge Schranken (z.B. tägliche Handlungen an der Börse nur zwischen 21:00 Uhr und 22:00 Uhr – davor nur nachdenken und planen) für meine „Lehrzeit“ sogar äusserst sinnvoll wären, weil sie dabei helfen würden mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, statt mich über Tag von Mr. Market emotional hin und her werfen zu lassen.

Primär solle ich mich als junger Mensch und (noch) Student aber auf meinen beruflichen Werdegang konzentrieren und das Trading zweitranging hinten anstellen. Hari versicherte mir aber, dass die Erfahrungen des Berufslebens („Wie der Hase läuft“) für einen jungen Trader wie mich auch für die mentale Entwicklung unerlässlich seien. Natürlich nur, wenn ich dann auch in Jobs tätig bin, die im weitesten Sinne mit Wirtschaft und Börse zu tun haben.

Auch hatte ich vor dem Gespräch noch die Erwartung, dass es so etwas wie eine definierte Menge an Tips, Tricks und Weisheiten geben würde, die – wenn mir von Hari vermittelt – mich automatisch zu einem erfolgreichen Trader machen würden. Auch diesen Zahn zog mir Hari. Anders als von mir angenommen, machte er mir klar, dass ich weniger Hilfe beim Erlernen von Techniken benötige, die könnte ich mir aus Büchern und „on the job“ selber aneignen. Nein ich bräuchte vor allem Hilfe, um mir meine eigenen Fehler technischer und emotionaler Art vor Augen zu führen und im Laufe der Zeit die nötige Eigendisziplin zu entwickeln. Meine Schlussfolgerungen für mein Handeln müsste ich aber immer selber ziehen.

Ich verstehe nun, dass konkrete Handlungsanweisungen in der Regel im Widerspruch zum Versuch stehen würden, eine auf mein persönliches Wesen zugeschnittenen Entwicklung zu erreichen. Man könnte also auch sagen: es gibt keine leichte Abkürzung beim Erfolg an der Börse. Bestimmte Erfahrungen muss man einfach selber machen und man muss seinen eigenen, individuellen Stil entwickeln, der zum eigenen Charakter passt.

Durch das Gespräch ist mir klar geworden, dass:

  • Erfolg an der Börse eine kontinuierliche Entwicklung ist und sich nicht wie das Six-Pack im Fitnesscenter nach ausreichenden Versuchen plötzlich einfach konkretisiert.
  • Meine persönliche Trading-Strategie an meinen persönlichen Werdegang und meine Lebensumfeld geknüpft ist und sich nicht durch stures Arbeiten von Trainingsaufgaben im Saxo-Trader einstellen wird.
  • Mein Bestehen am Kapitalmarkt davon abhängig ist, ob ich meine Psyche beim Traden aufmerksam analysieren und sie notfalls austricksen bzw beherrschen kann.

Was für mich allerdings kein großes Problem (zumindest im Börsenbereich) darstellt, ist der Punkt auf dem Hari zu Recht auch immer grossen Wert legt: Eine ehrliche Selbstreflexion und –kritik.

Ich habe jedoch auch in meiner persönlichen Umgebung den Eindruck, dass sich viele Menschen damit schwer tun und vermutlich verängstigt sind, eigene Schwäche zu offenbaren – selbst und gerade im stillen Kämmerlein vor dem Spiegel.
Auch wenn es mir an Lebenserfahrung mangelt, anderen hier Ratschläge zu erteilen, kann ich nur empfehlen, sich in Selbstbeobachtung zu üben und Kritik anzunehmen, statt mit ablehnenden Verteidigungsreflexen zu reagieren. Rechthaberei hat mir bisher kein Depotplus verschafft, Ihnen vielleicht?

Natürlich sind diese Erkenntnisse nur auf mich zugeschnitten, aber vielleicht erkennt sich der eine oder andere in dem einen oder anderen Punkt wieder und ich konnte etwas zum Grübeln anregen. In diesem Sinne wünsche ich einen schönen Tag !

Und ich danke Hari herzlich für die genommene Zeit, die mich erheblich weiter gebracht hat.

Ramsi

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Hari´s Live Tips – Archiv der Woche vom 24.03.13

Hier das Archiv der Live Tips aus der Woche vom 24.03.13

Cognitrend wird in seiner Einschätzung neutraler, denn der bullische Bias der Marktteilnehmer ist langsam schon eindrucksvoll: http://bit.ly/YriE0l Man könnte auch sagen verstörend.
24.03.13 06:10

Das AAII Sentiment hat aber durch Zypern nachgelassen und ist nicht mehr im extremen Bereich: http://bit.ly/cPxeCq
24.03.13 06:15

Wenn Jeremy Grantham (GMO) spricht, sollte man unbedingt zuhören: http://bit.ly/105g69Q Einer der "Gurus", die wirklich was zu sagen haben und sich nicht nur selber vermarkten.
24.03.13 06:20

Tichy: Der Wert der Reichen: http://bit.ly/14jsatX
24.03.13 06:30

Smartwatch - der nächste grosse Trend ? http://bit.ly/YyyFli Ich warte schon lange auf meinen Minicomputer am Handgelenk, am besten mit biegsamer Folie/Glas um den Unterarm, wie eine Manschette.
24.03.13 06:40

Korrupte Eliten in Südeuropa und Nazi-Polemik als Ablenkungsmethode. Wahre Worte: http://bit.ly/10Buk4H
25.03.13 08:32

Augen nun auf Apple. 50-Tage-Linie klar genommen und im Chart schöne Reversal Struktur !
25.03.13 15:00

Yahoo erneut plus 2%. Das nennt man Momentum !
25.03.13 15:02

All Time High bei Long Wetten auf den Dollar: http://read.bi/1060z9B Wird Zeit für eine Wende.
25.03.13 15:12

Thema Gold: Gold hat seine Chancen durch die Zypern-Krise nicht ausreichend nutzen können. Damit ist wieder mehr Vorsicht angesagt. Ein erneuter Absacker Richtung 1520USD ist keineswegs undenkbar. Stops unter dem heutigen Tagestief bei 1589 USD machen mglw Sinn.
25.03.13 16:02

Der Euro steht seit Nachmittag ohne sichtbare Nachricht massiv unter Beschuss. Das spricht dafür, dass "Big Money" der Wallstreet Gelder aus der Eurozone abzieht. Kein Wunder nach dem Zypern-Debakel. Denn so sinnvoll die jetzige Regelung mittelfristig ist, sie zeigt den institutionellen Anlegern auch, dass ihre Gelder auf europäischen Banken nicht sicher sind. Das das der Grund ist, kann man auch am massiven Druck auf den europäischen Bankensektor erkennen. Hier sind Umschichtungen im Gange.
25.03.13 16:24

Wer über langfristige Shorts nachdenkt, könnte Garmin (WKN: A1C06B, GRMN) & Co. mal gedanklich näher treten. Natürlich erst, wenn das technische Setup stimmt. Aber die Frage ist doch berechtigt: wer braucht dedizierte Navigationsgeräte, wenn alles Teil von Smartphones / Smartwatches ist ?
25.03.13 18:25

Sehr passend zum aktuellen Artikel, was Barry Ritholtz soeben um 18 Uhr schreibt. Zu viele erwarten eine Korrektur: http://bit.ly/X7RQY3
25.03.13 18:50

Auch sehr passend, warum der Weg des Schmerzes nach oben ist: http://bit.ly/WPr3xd
25.03.13 19:45

Die grosse Rotation: http://bit.ly/14lmrUb
26.03.13 15:40

Die nächste Bankenkrise, diesmal China ? http://bit.ly/ZSX4V5
26.03.13 15:40

Dijsselbloem - endlich die Wahrheit: http://bit.ly/14lEvNV
26.03.13 15:44

AAII Asset Allocation: http://bit.ly/WTEOv4
26.03.13 19:20

Mebane Faber mit einem bitterbösen Beispiel zum Thema "Buy and Hold" als alleiniges Mantra: bit.ly/10GQcvi Buy and Hold THIS 😉
26.03.13 19:30

Die solide FuW Aktienselektion für langfristige Sparer, Börsen-Anfänger und Buy-and-Hold Fans: http://bit.ly/13vYtX8
27.03.13 08:22

Wer hat in einem korrupten System etwas anderes erwartet ? http://bit.ly/Zuf1cE Aber sicher sind auch daran die bösen Deutschen schuld. 😉
27.03.13 08:30

Auch die zweite Mission von Elon Musks SpaceX ist ein voller Erfolg: http://bit.ly/10hrRdk
27.03.13 08:32

Übrigens nebenbei bemerkt: Gold bestätigt die "grosse Euro-Angst" nicht ! Für mich hat das den Geruch einer "engineerten" Aktion, was da gerade am Markt passiert.
27.03.13 12:40

Wenn es überhaupt so etwas wie einen (almost) "Sure Play" an den Märkten gibt, dann ist das der tägliche Eröffnungs-Gap-Fill im S&P500. Auch heute wieder.
27.03.13 16:55

Die heutige Intraday Entwicklung im GDX ist bemerkenswert. Es sieht aus, als hätte sich da ein weiteres höheres Tief im Tageschart gebildet.
27.03.13 21:00

Qiagen scheint zum nächsten Schub anzusetzen. Schauen Sie da mal drauf. Die Konsolidierung seit Mitte Februar sah nach einer perfekten Bullenflagge aus.
28.03.13 17:08

3D Systems kriecht weiter oberhalb der 200-Tage-Linie aufwärts bzw seitwärts. Ob das der Beginn der Wende oder eine Bärenflagge ist, ist völlig unklar und daher des Ratens nicht wert. Wer da Long drin ist, sollte mit der 200-Tage-Linie oder dem Tief vom 18.03. ein klares Stop-Niveau haben.
28.03.13 17:12

Der US Biotechnologie ETF IBB setzt seinen Ausbruch fort. Höchst beeindruckend, was dieses Baby seit August 2011 gemacht hat, als hier die Indizes im Chaos der Eurokrise versanken. Im Nachhinein war das vielleicht der Startschuss eines langfristigen Bullenmarktes.
28.03.13 17:16

Nach endlos langer Schwäche im LNG Bereich und einer langen Konsolidierung seitwärts, zeigt nun Apache (WKN: 857530, APA) Insiderkäufe und deutliche Lebenszeichen. Ein Blick auf diesen Substanz- und Cashstarken Wert könnte interessant sein.
28.03.13 17:20

Auch heute: der GDX gibt weniger ab als Gold selber. Da hat sich an der Price Action was seit dem 06.03.13 geändert und das mit dem "Phönix aus der Asche" ist eine reale Möglichkeit.
28.03.13 19:28

Der gefährlichste Clown der Welt: http://bit.ly/10fDwd0 Erinnern Sie sich an die ganz alten James Bond Filme ? Da gab es immer so einen grössenwahnsinnigen, mit Atomwaffen hantierenden Kasper als Bösewicht. Irgendwie hat man das alles nur für Kintopp gehalten. Nun zeigt die Realität, dass sie absurder als Kino sein kann.
29.03.13 16:10

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Vom zweiten Quartal, einem unerträglichen Dauerwinter und dem First of Month Jumper

Liebe Mr-Market Community, das erste Quartal neigt sich dem Ende zu. Und wie zu erwarten war, arbeitet der S&P500 trotz aller Widrigkeiten heftig daran, die historischen Jahreshöchststände zu knacken. Viel fehlt eh nicht mehr.

Es war an den Börsen ein höchst erfreuliches erstes Quartal, an dem wir hier auf Mr-Market.de gut teil haben konnten, denn wir haben uns nicht von der permanenten technischen Überdehnung verschrecken lassen. Alleine der S&P500 ist seit Jahresanfang um fast 10% gestiegen, das ist ein Wort. Und ich bin - bei aller Vorsicht im 2. Quartal - eher optimistisch, dass da noch einiges gehen wird und uns die Indizes im Verlauf des Jahres nach oben überraschen könnten.

Der DAX ist immer noch von den Ereignissen in Zypern verschreckt und wird wohl erst dann wieder richtig anspringen, wenn auch das Geld der Wallstreet wieder zurück nach Europa fliesst. Das kann noch ein paar Tage dauern, bis die Erinnerung verblasst, aber die Stabilisierung ist schon heute offensichtlich. Und wie ich Ihnen gestern im Artikel zu -> Schafen und Wölfen <- schrieb, wäre gestern ein sehr suboptimaler Zeitpunkt gewesen, um in Panik aus dem Markt zu hechten. So ist es jedes Mal, wenn die Wölfe in den Strassen Angst und Schrecken verbreiten, schliesst der erfahrene Anleger am besten die Fenster und hört nicht auf deren Geheul. Angst war noch nie ein guter Ratgeber und es gibt genügend da draussen, die ein Interesse daran haben, im richtigen Moment in der Herde Angst zu erzeugen.

Am morgigen Karfreitag sind alle Börsen geschlossen und auch ich nehme mir eine wohlverdiente Auszeit. Am Samstag erscheint dann hier ein Artikel unseres Mitgliedes "Ramsi", der mich vor einigen Wochen hier im Alpenvorland besucht und auf ein Gespräch getroffen hat. Er berichtet darin von diesem Gespräch. Schauen Sie mal rein.

Über Ostern nehme ich auch gerne an Ihren Diskussionen im Forum teil, das Wetter verleitet ja nicht gerade dazu, nach draussen zu gehen. Es hat hier heute erneut geschneit, wie schon fast den ganzen März. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich dieses "weisse Grauen" hasse und den Frühling herbei sehne. Alle Last Minute Flüge ab München sind restlos ausverkauft, die Menschen wissen schon warum. Und mein Traum hier im Zuge der bösen, bösen "Klimakatastrophe" toskanische Temperaturen in Südbayern zu bekommen, dürfte zu Lebzeiten auch nicht aufgehen, da ist schon der schwache Sonnenzyklus vor.

Am Ostermontag hat die Wallstreet geöffnet, die europäischen Börsen sind dagegen zu. Es besteht dann eine gute Wahrscheinlichkeit, dass wir erneut einen "First of Month/Quarter Jumper" erleben werden. Und wenn wir heute die historischen Höchststände im S&P500 nicht knacken, dann vielleicht am Montag. Letztes Jahr markierte der erste Handelstag im April aber auch den Höhepunkt für viele Wochen. Das ich eher damit rechne, dass der Markt noch ein bischen in den April hinein steigt, um uns so richtig an der Nase herum zu führen, hatte ich ja -> hier <- schon ausführlich begründet.

Ab kommenden Dienstag bin ich dann wie gewohnt mit Artikeln und Analysen wieder für Sie da.

Im kommenden Quartal wird dann hier auf Mr-Market.de die Premium Mitgliedschaft aktiv werden, mit einigen Änderungen und neuen Inhalten für die zahlenden Mitglieder. Alles weitere dazu teilen ich Ihnen in den kommenden Wochen mit, wer aber aufmerksam meinen Artikel hier zum Jahreswechsel und meine Kommentare im Forum verfolgt hat, dürfte kaum Überraschungen erleben.

Bis dahin wünsche ich Ihnen ein paar schöne Osterfeiertage. Und wenn Sie diese Zeilen jetzt schon von sonnigen Gestaden aus lesen, möchte ich Ihnen "herzlichen Glückwunsch" zurufen. Wir hätten es dieses Jahr besser auch so gemacht !

Ihr Hari

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Salzgitter – oder: Markttechnik funktioniert tatsächlich ! – 27.03.13

Vor genau drei Wochen, hatte ich im Artikel -> man beachte die Trendlinie <- auf die entscheidende Wegscheide hingewiesen, an der Salzgitter damals stand: Trendfortsetzung oder Bärenflagge ?

Nun, Mr. Market hat sich ganz eindeutig für eine Bärenflagge entschieden. Nun soll es ja immer noch Anleger geben, die beseelt von den schlichten Weisheiten diverser "Gurus", die ganze Markttechnik für Unfug halten. Und die dem Irrglauben aufsitzen, es seien alleine die Fundamentaldaten, die die Märkte bewegen. Gerade unter gebildeten Anfängern - also im sonstigen Leben gut ausgebildeten, rational denkenden Menschen, die aber an den Märkten zu den Laien gehören - verfangen diese einfachen Denkstrukturen sehr schnell und bestimmte "Gurus" basieren darauf ihr Geschäftsmodell.

Wäre ja auch schön, wenn man vermeintlich "objektiv", mit so oberflächlichen Bilanz-Parametern wie KBV und Co., eine Anlageentscheidung treffen könnte. Diese Erwartung passt zu einer rationalen Denkstruktur, Markttechnik scheint da nur Hokuspokus zu sein. Leider ist Mr. Market aber überhaupt nicht rational, wie regelmässige Leser dieses Blogs sehr gut verstehen. Und erleichtert wird diese Fehleinschätzung durch diverse Scharlatane, die mit bunten Linien tatsächlich Vorhersagen treffen, die die Markttechnik gar nicht hergeben kann. So wird die technische Analyse in Misskredit gebracht, weil es zu einfach ist eine bunte Linie zu zeichnen und sich "Chartanalyst" zu nennen.

Aber trotz all dieser Schwierigkeiten und all dem Unfug, der im Mantel der Charttechnik verbreitet wird: Markttechnik funktioniert ! Und Salzgitter ist dafür ein tolles Beispiel. Deshalb schauen wir uns nun den gleichen Chart wie vor drei Wochen mit der damals eingezeichneten Trendlinie an. Sie erinnern sich, ich hatte darauf hingewiesen, dass der Bruch dieser Trendlinie massive Bedeutung haben würde. Ich hatte nicht vorhergesagt, ob die Linie hält oder nicht, das tun nur Scharlatane, denn die Zukunft ist unbestimmt. Schauen Sie selbst:

Salzgitter Trendbruch 27.03.13

Ganz eindeutig kann man nun sehen, welche Bedeutung die Trendlinie hatte. Und wer dem gefolgt ist, was ich im Artikel vor drei Wochen kommuniziert hatte, ist sofort ausgestiegen, nachdem der Versuch vom 18.03. die Trendlinie wieder zu erobern, am 19.03. endgültig scheiterte. Spätestens aber nach Bruch der 200-Tage-Linie, wäre ein Exit zwingend gewesen. Haben Sie es gemacht ? Oder sind Sie sogar Short gegangen ? Dann Gratulation. Wenn nicht, sollten Sie sich dieses Chartbild an die Wand hängen. Als Lehre, was ein Trendbruch bedeutet. Denn nur aus Schmerzen lernt man wirklich. Kinder lernen durch die zu heisse Herdplatte und erwachsene Anleger eben durch monetäre Verluste. Aber man lernt nur dann, wenn man sich auch den eigenen Fehlern stellt und eine Fehlentscheidung nicht zur Investition umdefiniert, um das eigene Ego zu schonen.

Und übrigens, Salzgitter ist nun so extrem nach unten überdehnt, dass ein Bounce wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Auf diesem Niveau ist auf jeden Fall die gesamte Hoffnung auf eine bessere Stahlkonjunktur in 2013 wieder abverkauft worden. Der Aufwärtstrend von Juli 2012 ist aber nun gebrochen, insofern muss man abwarten, wie sich die Aktie nun über den zwangsläufigen Bounce hinweg weiter entwickelt. Prognosen dazu habe ich keine zu bieten. Warten wir es ab.

Ihr Hari

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Eurokrise oder: von Schafen, der Angst der Herde und den Wölfen – 27.03.13 11:45

Heute Mittag um 11.45 Uhr ein kurzes Statement zum Markt. Die Eurokrise scheint wieder ihr schmutziges Haupt zu heben. Der Bankensektor der Peripherie korrigiert ganz massiv und das zieht auch die Indizes in der Eurozone runter.

Der Hintergrund ist wie zu erwarten in der Zypern-Lösung zu suchen. Gelder werden von wackeligen Banken abgezogen und entweder in den Kern der Eurozone oder sogar aus dieser heraus transferiert. Wie gestern schon analysiert, hat diese Entwicklung das Potential, den Druck auf die wackeligen Institute so zu erhöhen, dass endlich eine ernsthafte Bereinigung stattfindet. Ohne Schmerzen an den Aktienmärkten dürfte das kaum abgehen. Insofern dürfte das 2. Quartal wie erwartet nicht ganz so gelassen werden, wie die letzten Monate.

Aber, wie immer wenn die Situation schwieriger wird, versuchen die Wölfe des Marktes - auch Big Money genannt - nun die Schafe (uns) in Angst und Schrecken zu versetzen. So lässt sich mit den Emotionen der Menschen auch wunderbar Geld machen.

Schauen Sie daher zum Beispiel auf das heutige perfekte Timing, mit dem -> Morgan Stanley <- den Euro-Absturz prophezeit. Gut gemacht oder ? Genau in die Schwäche hinein. Jetzt würden wir doch gerne wissen, auf welche Richtung Morgan Stanley in seinen Handelsräumen gerade wettet, oder ? 😉

Um - statt Panik - das Geschehen für Sie noch einmal in die richtige Perspektive zu rücken: Italien hat soeben eine 5- und 10-jährige Anleihen-Auktion mit sehr respektablen Renditen von 4,66% bei 10 Jahren und 3,65% bei 5 Jahren abgeschlossen. Diese Renditen liegen weit! unter dem, was Italien vor dem Euro zu Zeiten der Lira zahlen musste. Und das trotz der Unsicherheit um eine neue Regierung.

Aber nicht nur Morgan Stanley, beispielsweise unsere Helden in den Ratingagenturen wie -> Moodys <- verbreiten Warnungen. Ganz klar, zum ersten Mal seit Jahren hat Europa nicht gemacht, was der Finanzsektor am liebsten hat: das Geld der Steuerzahler unbegrenzt in den Bankensektor zu schaufeln. Da muss man nun unbedingt in Schwarz malen, um die Politik schnell wieder zu disziplinieren. Hinterher macht das noch Schule. Das wäre ja fürchterlich - für die Grossfinanz. 😉

Lassen Sie sich also nicht von den Wölfen in Angst und Schrecken versetzen. Ja, der Markt ist technisch mal für eine Korrektur reif, das ist offensichtlich. Und ja, es kann auch weiter runter gehen. Aber nicht wegen der Säue, die von Big Money nun durchs Dorf getrieben werden, nur um Sie alle in Furcht zu versetzen. Vorsicht ist also gerechtfertigt und wenn Big Money die Politik der Eurozone nun strafen will, kann das ungemütlich werden. Aber zur Panik gibt es keinen Anlass. Prognosen zu Wechselkursraten bis Ende 2014 sind im übrigen hochgradig unseriös, mein lieber Herr "Devisenstratege" von Morgan Stanley. Aber das wissen die Jungs in den Handelsräumen sowieso, hier werden eher die Schafe zusammen getrieben.

Bleiben Sie also gelassen und folgen Sie dem was der Markt tatsächlich macht und nicht dem, was andere reden. Und machen Sie sich klar, was Sie im Moment fühlen. Als Leser von Mr-Market habe ich Sie hoffentlich etwas resistenter gegen diese Versuche gemacht, mit Ihren Emotionen zu spielen.

Fragen Sie sich also heute: Fühlen Sie Angst ? Haben Sie Sorge mit Ihren Anlagen in eine neue Eurokrise zu geraten ? Macht Ihnen das was die Grossfinanz schreibt Kopfzerbrechen ?

Wenn ja, dann atmen Sie tief durch und lehnen sich zurück. Und handeln Sie nach einem wohl überlegten Plan und nicht nach den Gefühlen, die andere Ihnen nun unter die Haut reiben wollen !

Viel Glück !

Ihr Hari

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Die Dijsselbloem Korrektur – oder warum das gute Medizin ist – 26.03.13

Sie erinnern sich ja gestern an diese plötzliche Wende am Nachmittag, als der Euro plötzlich massiv abstürzte, die Märkte mit sich zog und man auf den ersten Blick dafür keine Ursache erkennen konnte. In den Live-Tips schrieb ich gestern um 16:24 Uhr:

"Der Euro steht seit Nachmittag ohne sichtbare Nachricht massiv unter Beschuss. Das spricht dafür, dass “Big Money” der Wallstreet Gelder aus der Eurozone abzieht. Kein Wunder nach dem Zypern-Debakel. Denn so sinnvoll die jetzige Regelung mittelfristig ist, sie zeigt den institutionellen Anlegern auch, dass ihre Gelder auf europäischen Banken nicht sicher sind. Das das der Grund ist, kann man auch am massiven Druck auf den europäischen Bankensektor erkennen. Hier sind Umschichtungen im Gange."

Mit dieser Vermutung lag ich ganz nahe an der Wahrheit. Denn Auslöser waren offensichtlich unbedachte? Aussagen des neuen Eurogruppenchefs Jeroen Dijsselbloem, der implizierte, die Bankenrestrukturierung in Zypern könne auch Vorbild für das Vorgehen in anderen Ländern sein.

Das der Markt darauf mit massiven Abzügen von "wackeligen" Banken in Italien, Spanien und Co. reagiert, ist ja mehr als naheliegend. Ich würde das auch tun. Und ich habe schon in meinem Artikel über -> den Zypern-Schock und seine langfristigen Kollateralschäden <- klar gemacht, dass internationales, institutionelles Geld sich nun gut überlegen wird, ob Guthaben auf europäischen Banken gehalten werden. Nach Dijsselbloems Aussagen nun um so mehr.

Kurzfristig sind die Aussagen nicht hilfreich, weil sie den Druck auf den gerade ein wenig stabilisierten Bankensektor in Südeuropa erhöhen. Dafür bekommt Dijsselbloem heute Prügel und von einem Eurogruppenchef kann man wirklich mehr Sensibilität bei den Aussagen erwarten.

Aber auch das wird der Markt verdauen und sich daran gewöhnen. Und mittel- und langfristig hat diese neue Wirklichkeit der Eurorettung zwei höchst erfreuliche Auswirkungen, die mich eher positiv stimmen:

Indem im Fall Zypern endlich die Geldgeber und Anleger der Pleitebanken zur Kasse gebeten wurden, wurde dieser unerträgliche Kreisschluss durchbrochen, dass immer der europäische Steuerzahler für das überzogene Geschäftsgebahren Dritter haftet. Im Nachhinein ist auch klar geworden, dass der idiotische Einschluss von Guthaben unter 100.000€ in das erste Lösungsszenario - das der EU ein massives Glaubwürdigkeitsproblem bescherte - im wesentlich auf dem störrischen Mist des zypriotischen Präsidenten gewachsen war, der unbedingt seine internationalen Geldgeber schützen wollte, um das Geschäftsmodell der Insel zu erhalten. Hier hatte unsere Politik nur insofern schuld daran, als sie das nicht energisch genug sofort unterbunden hat. Aber besser eine späte Erkenntnis, als nie !

Aber dieses Geschäftsmodell ist nun am Ende und das ist gut so. Zypern hat in der Eurozone eine Sumpfblüte erlebt, die sich aus einem überzogenen und wirtschaftlich irrealen Finanzsektor speiste. Sicher ist das für den einzelnen zypriotischen Bürger nun hart, aber der Wohlstand des Landes wurde zu einem guten Teil mit zweifelhaftem Geschäftsgebahren auf Kosten Dritter erkauft. Und dafür tragen primär die Zyprioten die Verantwortung, die diese Regierungen gewählt haben. Denn wer etwas anbietet, das er sich gar nicht leisten kann, schädigt damit Dritte. "Dumping" nennt man das gewöhnlich. Und ja, es gibt auch Steuerdumping und die Geschädigten sind Sie und ich - Bürger der Länder, die brav ihren Obolus an den Staat entrichten und dann solche korrupten Systeme finanzieren müssen. Und das das nun beendet wird, ist sehr zu begrüssen. Nachhaltig war es sowieso nie und das Ende nur eine Frage der Zeit.

Indem den weltweiten Anlegern nun aber - auch durch Dijsselbloem - klar wird, dass es keine generelle und uneingeschränkte Garantie des europäischen Steuerzahlers für ihre Einlagen mehr gibt, weil man Banken Pleite gehen lässt, bekommt Solidität endlich wieder die Bedeutung die ihr gebührt. Und damit erlangen die soliden Institute auch den Wettbewerbsvorteil, der ihnen gebührt. Wie Zyperns Bankensystem auf Kosten der Garantien Dritter ein übergrosses Rad zu drehen, wird nun in dieser neuen Rettungswelt nicht mehr funktionieren. Und indem die EU aber gezeigt hat, dass sie die Banken nicht ungeordnet Pleite gehen lässt, sondern geordnet auf Kosten der richtigerweise Haftenden abwickelt, haben wir nun die ideale Mischung zwischen systemischer Beruhigung und gleichzeitigem Risiko, für die selbst eingegangenen Risiken auch haften zu müssen.

So soll es sein. Und wenn die EU dieses neue Prinzip durchhält, wird das zwei Dinge bewirken.

Zunächst wird es den Druck auf die zu schwachen Institute erhöhen. Die Eurokrise und die Euroschwäche könnte also erneut ihr Haupt erheben, insbesondere in Italien, Spanien und Co. Und die zypriotischen Banken werden nicht die Letzten sein, die in der Eurozone geordnet abgewickelt werden müssen.

Mittelfristig ist damit aber der Boden für eine echte Gesundung bereitet. Denn wie auch beim Menschen muss man in der Krankheit faules Fleisch heraus schneiden, wenn man nicht den ganzen Organismus gefährden will. Viel zu lange wurde das verabsäumt und viel zu lange haben wir die Krise daher unnötig ausgedehnt. Nun endlich könnte sich das ändern.

Am Ende stünde dann eine Eurozone mit einem gesundgeschrumpften Bankensystem da, in dem wieder die haften, die auch die Risiken eingegangen sind. Und einen netten Nebeneffekt hat die aktuelle Diskussion auch: es schwächt den Euro im weltweiten "Race to the Bottom", ohne das die EZB die Gelddruckmaschine anwerfen muss. Am Ende könnte sich der Euro dann im Konzert der Währungsabwertung als Einäugiger unter den Blinden heraus stellen.

Mir macht die aktuelle Entwicklung bei der Zypern-Rettung auf jeden Fall Hoffnung. Bei allen unnötigen kommunikativen Pirouetten, ist das endlich mal eine vernünftige Lösung mit strukturell positiven Auswirkungen. Auch wenn es im Moment nicht so aussieht, für mich ist die gefunde Lösung ein echter Silberstreif, der Hoffnung auf eine grundlegende Besserung macht.

Denn das Kernproblem aller Finanzkrisen des letzten Jahrzehntes ist der "Moral Hazard". Die Tatsache, dass Gewinne privatisiert, aber Verluste des Finanzsystem auf Kosten der Steuerzahler sozialisiert werden. Endlich ist das durchbrochen und das ist zwar kurzfristig bittere, langfristig aber heilsame Medizin.

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Umfrage zum DAX im zweiten Quartal – 25.03.13

Passend zum aktuellen Artikel "vom Aufhören, wenn es am schönsten ist", hier nun die Umfrage für die Community.

Teilnehmen kann jeder registrierte Mr-Market Leser mit einer Stimme.

Am Ende des 2. Quartals schauen wir mal, wie gut die Community mit ihrer Marktsicht war. Durch meinen Artikel habe ich natürlich einen gewissen Bias erzeugt, trotzdem bin ich gespannt auf das Ergebnis. Und um es Ihnen nicht zu einfach zu machen, ich schwanke bei der Antwort noch zwischen der 10% Korrektur und der Seitwärtsbewegung. 😉

Viel Spass !

Sollen Charts mit dunklem oder hellem Hintergrund dargestellt werden?

  • Hell (Weiss) (57%, 235 Votes)
  • Egal - auch immer mal ein Wechsel oder eine Mischung ist kein Problem (25%, 101 Votes)
  • Dunkel (Schwarz) (18%, 73 Votes)

Total Voters: 409

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Vom Aufhören, wenn es am schönsten ist – Korrektur voraus ? – 25.03.13

Vor fast genau einem Jahr, am 27.03.12, veröffentlichte ich hier einen Artikel -> vom Aufhören, wenn es am schönsten ist <-, mit dem ich die Korrektur des folgenden 2. Quartal schon vorweg nahm. Nach einem letzten Sprung am ersten Börsentag des April, setzten dann auch Abgaben und eine Korrektur ein, die den DAX damals vom März-Höhepunkt bei 7194 bis herab auf 5914 am 05.06.12 brachte. In Summe eine schmerzhafte Korrektur von 17,7%, die man sich hätte ersparen können, wäre man Ende März 2012, wie in meinem damaligen Artikel antizipiert, defensiver geworden.

Nun wiederholt sich Geschichte nicht und Börsenhistorie auch nicht, sie reimt sich aber. Und deshalb macht es Sinn, sich heute, am letzten Montag des März 2013, kurz vor den Osterfeiertagen, eine ähnliche Frage zu stellen.

Ist es nun Zeit auszusteigen und für ein paar Monate auf die Seitenlinie zu treten ?

Meine persönliche Antwort dieses Jahr lautet: Im Prinzip ja, aber vielleicht nicht sofort.

Denn etwas ist anders als letztes Jahr, der Optimismus ist weit geringer ausgeprägt. Wenn Sie sich erinnern, hatte ich ja vor einem Jahr parallel zu meinem Ausstiegsstatement eine Umfrage unter den Lesern durchgeführt. Und trotz meiner Fürsprache für erhöhte Defensive, konnten sich damals nur 50% dieser Sicht anschliessen. Die anderen 50% waren optimistisch für das 2. Quartal. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein Umfrage heute, hinsichtlich des 2. Quartals ein negativeres Bild produzieren würde. Dieses verhaltene Sentiment findet sich auch im Markt wieder und kann zum Beispiel im AAII Indikator nachvollzogen werden.

Trotzdem steigt auch aktuell langsam der Optimismus. Das Trommeln der bekannten Anlegermagazine für die Aktienananlage ist da nur ein Indikator. Das Witzige dabei ist, ich sehe das auch so und bin überzeugt, dass man mittelfristig Aktien haben muss, eher als so manch andere Anlageklasse. Nur beim Timing haben die Anlegermagazine ja bekanntlich ihre Probleme. Und so wäre es kaum verwunderlich, wenn erst einmal ein giftige Korrektur das Sentiment bereinigt, bevor die Indizes dann ihren bullischen Lauf doch wieder aufnehmen.

Und da dieser fiese Mr-Market so gerne den Weg des maximalen Schmerzes geht, den Weg mit dem er die maximale Zahl an Marktteilnehmern auf dem falschen Fuss erwischt, kann ich mir den folgenden hypothetischen Ablauf gut vorstellen:

In diesem Szenario würden wir in Kürze die historischen Höchststände in DAX und S&P500 sehen. Möglicherweise noch diese Woche zum Quartalsende.

Sobald das passiert ist, werden viele Marktteilnehmer fest damit rechnen, dass nun zum Beginn des zweiten Quartals die lange erwartete Korrektur einsetzt. Das ist offensichtlich und wir sind nach 2000 und 2007 nun darauf konditioniert, oberhalb DAX 8000 mit dem Ende der Aufwärtsbewegung zu rechnen.

Alles was offensichtlich ist, macht aber Mr. Market äussert ungern. Wie denn auch, auf dem offensichtlichen Pfad haben sich die Marktteilnehmer ja schon positioniert, wer sollte da noch kaufen bzw. verkaufen ?

Deshalb spricht viel dafür, dass der Markt nach den historischen Höchstständen in den April hinein doch weiter hochläuft. Im DAX vielleicht 8200, 8300, 8400 erreicht. Im S&P500 über 1600 steigt. Bis zu dem Punkt, wo alle die, die auf die Korrektur gewartet haben, doch noch den Kursen hinterher hechten müssen. Denn die Korrektur kommt ja scheinbar nicht.

Dann aber, vielleicht Ende April bei DAX deutlich über 8000, kommt sie doch die Korrektur. Und zwar kurz und giftig und durch irgend etwas initiert, was wir heute noch nicht auf der Rechnung haben. Und sie treibt den DAX wieder bis mindestens 7500 herab, vielleicht bis 7200.

So ein Verlauf wäre ganz typisch für den fiesen Mr. Market. Und das ist das gedankliche, grosse Bild, mit dem ich im Moment bei meinen eigenen Anlagen operiere. Natürlich vorbehaltlich neuer Nachrichten, ein Krieg kann zum Beispiel schon morgen alles ändern.

Für meine Aufstellung im Investmentdepot, also für meine mittelfristige Sicht, bedeutet das aktuell:

  1. Ich baue mein Long-Exposure auf Aktien nun langsam durch Gewinnmitnahmen ab. Vor allem baue ich extrem gut gelaufene Titel ab.
  2. Ich behalte aber Long-Positionen von Aktien, die ihre Gegenbewegung gerade erst begonnen haben und noch viel Luft nach oben haben, wie zum Beispiel Klöckner oder E.ON.
  3. Ich behalte auch Long-Positionen von Aktien, die kaum Korrelation zu den breiten Märkten haben, wie zb Qiagen oder K+S.
  4. Ich baue langsam selektive Short-Positionen auf. Und zwar von zu weit gelaufene Aktien mit hohem Beta. Ein klassischer Kandidat wäre zum Beispiel die im Forum schon diskutierte Dürr.
  5. Den breiten Markt in Form der Indizes shorte ich aber noch nicht. Erst dann, wenn der breite Markt echte Brüche zeigt und die Abwärtsbewegung in Gang gekommen ist. Erst dann ist es Zeit für massive Shorts und dann ist es noch früh genug.
  6. Ich erhöhe die Cash-Quote Zug um Zug auf bis zu 50%.

Nehmen wir mal an, der Markt erreicht Ende April tatsächlich DAX 8300. Dann will ich zu diesem Zeitpunkt wie folgt aufgestellt sein:
20% Selektive Longs wie oben definiert
10% Selektive Shorts
20% Indizes Short
50% Cash
Das ist meine Zielstruktur für eine Korrektur im 2. Quartal.

Mittelfristig, zum Jahresende 2013, bin ich weiter eher optimistisch und rechne mit neuen Höchstständen. Aktien sind in der aktuellen Welt der wahnsinnigen Gelddruckmaschinen einfach alternativlos. Und das merken auch wieder mehr und mehr Privatanleger, wie man an den Vorstellungen hier im Forum zum Teil auch erkennen kann. Insofern gehe ich weiter von Mittelzuflüssen an die Aktienmärkte aus und wenn die "Great Rotation" mal so richtig in Gang kommt, dann sind auch DAX 10.000 keineswegs utopisch.

Aber bis dahin besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass das 2. Quartal für uns noch eine giftige Korrektur parat hat, die das Sentiment bereinigt und alle schwachen und zu spät gekommenen Hände schmerzhaft abschüttelt. Diese Korrektur einigermassen zu erwischen, stellt dann die Grundlage für eine tolles Jahresergebnis dar und garantiert im Jahr 2013 die Märkte mit dem eigenen Depot zu schlagen.

In meinen Augen ist es nun also Zeit, temporär und taktisch vorsichtiger zu werden. Zeit mal Gewinne mitzunehmen bzw Stops nachzuziehen. Für massive Shorts ist es aber nach aktueller Marktlage noch zu früh. Folgen Sie dem Markt und shorten Sie erst dann, wenn der Markt schon deutlich wegkippt, das CRV ist dann weit besser als im Moment.

Ihr Hari

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Anlagestrategie: Lohnt sich eine jahreszeitliche Strategie? „Sell in May“ neu betrachtet

Anlagestrategie: Lohnt sich eine jahreszeitliche Strategie? „Sell in May“ neu betrachtet

Ein Gastkommentar von Tokay

Bei Anlagegesprächen hört man gelegentlich den Hinweis, dass man im Frühjahr aufpassen solle, weil „es dann nicht mehr so gut laufe“. Solche Befürchtungen finden in dem Bonmot „Sell in May and go away“ ihren Niederschlag. Im vergangenen Jahr habe ich mich an dieser Stelle damit beschäftigt. Es ging um die Frage, ob es sich auszahlt, Ende Mai zu verkaufen und zu Ende August wieder einzusteigen. Die Antwort: Klares Nein. Es gibt keine signifikanten Belege, dafür, dass es sich lohnt, in den Sommermonaten auszusteigen.

Dieser Vergleich war natürlich ein wenig unfair. Denn vergleicht man die Monate August bis Mai mit dem Gesamtjahr, dann fehlen einem die Sommermonate. Also wäre es eigentlich richtig, Zeiträume mit gleicher Länge zu vergleichen. Es würde sich daher anbieten, die Zeiträume Oktober bis April und April bis Oktober miteinander zu vergleichen. Außerdem: Wenn das Frühjahr ein zum Investieren ungünstiger Zeitraum sein sollte, dann wäre es im Umkehrschluss von Vorteil, schwerpunktmäßig im Oktober zu investieren, um dann im Mai zu verkaufen.

Konstruieren wir also zwei Anlagesituationen. Im ersten Fall hätte ein Anleger zu Ende Oktober 1960 100.000 € in eine fiktive „DAX-Aktie“ investiert. Diese „DAX-Aktie“ hätte er dann Ende April 1961 verkauft. Der Verkaufserlös wäre auf einem Girokonto geparkt und Ende Oktober von neuem investiert worden. Diese Operation hätte er in jedem Jahr von neuem durchgeführt.

Im zweiten Fall hätte er die entgegengesetzte Strategie eingeschlagen und per Ende April gekauft. Weiterhin hätte er zu Ende des nachfolgenden Oktobers verkauft, den Erlös bis April geparkt und anschließend von neuem in „den DAX“ investiert.

Und so sieht das Ergebnis aus:

Kapitalkurve DAX April bis Oktober vs Oktober bis April

Diese Grafik ist sehr beeindruckend. Wenn man immer Ende April „den DAX“ gekauft und ihn Ende April Oktober verkauft hätte, dann hätte man Kapital eingebüßt, und zwar Jahr für Jahr über 1 Prozent im Durchschnitt. Und zwar nominal in Euro und Cent, nicht nur real. Empfehlungen, dem Aktienmarkt ab Frühjahr fernzubleiben, sind also insofern gerechtfertigt.

Schauen wir uns demgegenüber die Strategie „Kaufe Ende April, verkaufe Ende Oktober“ an. Hier hätte der Zuwachs im Jahresdurchschnitt ca. 6,8 Prozent betragen. Aus 100.000 Euro wären fast drei Millionen Euro geworden.

Im Vergleich dazu die Entwicklung des DAX:

DAX-Entwicklung 1959 bis 2012

Wie wir sehen, betrug der Zuwachs des DAX im gewählten Zeitraum ca. 5,6 Prozent pro Jahr. Daraus ergibt sich, dass diese Erträge in der Vergangenheit auf lange Sicht davon abgehangen haben, was im Winterhalbjahr erwirtschaftet worden ist. Das Sommerhalbjahr hingegen hat auf lange Sicht nicht nur nichts beigetragen, sondern sich ertragsmindernd ausgewirkt.

Nun könnte man als Ergebnis eines solchermaßen verlaufenen Anlagegesprächs die Konsequenz ziehen, „den DAX“ gegen Ende April zu verkaufen und ihn Ende Oktober wieder zu kaufen mit der Zielsetzung, eine Überrendite zu erzielen. Hierbei kommen nun aber die Transaktionskosten ins Spiel. Angenommen, die Bank vereinnahme pro Transaktion eine Gebühr von 0,5 Prozent des eingesetzten Kapitals – in der Praxis können es durchaus noch mehr sein - dann wird die Überrendite einer jahreszeitlichen Strategie zum Teil wieder aufgezehrt.
Sehen wir uns einmal die drei Kapitalkurven an:

• Im ersten Fall wurde „der DAX“ gekauft unter der Annahme, es wären keine Transaktionskosten angefallen;
• Im zweiten Fall wurden bei jedem Kauf und bei jedem Verkauf 0,5 % Transaktionskosten angenommen;
• Und im dritten Fall wurde „der DAX“ Ende Oktober 1960 gekauft und anschließend einfach behalten.
• Und außerdem haben wir noch die DAX-Entwicklung zum Monatsende eingefügt; sie sollte dem Verlauf von „Buy and Hold“ entsprechen.

Kapitalkurve Oktober bis April vs Transaktionskosten vs DAX

Man erkennt in dieser Grafik, dass der „Oktober bis April“ Ansatz mit 6,80 Prozent annualisiert gegenüber dem DAX bzw. gegenüber Buy and Hold mit 5,19 Prozent annualisiert eine deutliche Überrendite erzielt. Diese Überrendite wird aber durch die Berücksichtigung der Transaktionskosten wieder überwiegend aufgezehrt. Sie beträgt per Ende Dezember 2012 nur noch 5,74 Prozent.

Welche Konsequenzen für eigene Anlageüberlegungen kann man hieraus ziehen?

• Es gibt deutliche Unterschiede in der Performance zwischen Sommer- und Winterhalbjahr. Man investiert daher mit Vorteil im Herbst und operiert im Frühjahr eher mit Zurückhaltung. Es ist nicht sinnvoll, besonders häufig im Frühjahr zu kaufen – dies dürfte auf lange Sicht eher Nachteile bringen.
• Es ist aber nicht notwendig, im Frühjahr alles zu verkaufen. Der Vorteil, den man erzielt, wenn man jede Jahr im Frühjahr verkauft, kann durch die entstehenden Transaktionskosten wieder aufgezehrt werden.
• Man sollte mit seinen Transaktionen zurückhaltend verfahren und nicht darauf spekulieren, aufgrund der gewählten Jahreszeit einen Vorteil zu erzielen. Wenn man das nicht möchte, sollte man ein Institut auswählen, bei dem Transaktionen kostengünstig durchgeführt werden können.

Tokay

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