Meine Anlagestrategie basiert auf der Überzeugung, dass es keine einzelne Technik als „Ei des Kolumbus“ gibt, mit der allein man die Märkte zuverlässig vorhersagen kann.
Zwei Faktoren sind dafür massgeblich:
1. Die Märkte sind im permanenten Wandel begriffen. Gerade in den letzten Jahren gibt es durch das Aufkommen der automatisierten, computerbasierten Trading-Systeme (Algos, High Frequency Trading) dramatische Änderungen im Marktverhalten. Was Gestern noch eine erfolgreiche Strategie war, kann Morgen schon zu dauerhaften Verlusten führen.
2. Jedwede erfolgreiche Strategie an den Finanzmärkten unterliegt dem Problem der Selbstbezüglichkeit (Reflexivität). Denn sobald eine Strategie oder Technik zu guten Ergebnissen führt, fangen viele Marktteilnehmer an diese Technik zu adaptieren. Damit verändern Sie aber das Marktverhalten, weil sie ja selber Marktteilnehmer sind und machen damit die Technik Stück für Stück wieder nutzlos. Wirklich erfolgreiche Strategien gedeihen deshalb nur im Verborgenen. Was alle Marktteilnehmer dagegen wissen und erwarten, ist nicht mehr geeignet das Marktverhalten vorherzusagen. Diesen Effekt kann man auch bei der noch eher jungen Sentiment-Analyse nun zunehmend beobachten. Immer mehr Marktteilnehmer adaptieren dieses Techniken der Behavioral Finance, womit die Vorhersagekraft nun teilweise schon abnimmt.
Aus diesem Grund setze ich bei der Beurteilung einer Marktsituation oder der Analyse eines Titels das gesamte Instrumentarium ein, von Fundamentaldaten, über Markttechnik inklusive Chartanalyse, bis zur Sentiment-Analyse. Eine Entscheidung für oder gegen eine Handlung am Markt treffe ich dabei nie aufgrund nur eines Parameters. Sondern es muss immer eine Summe mehrerer Indikatoren sein, die in die gleiche Richtung weisen. Und selbst dann bin ich mir bewusst, dass ich nur eine Wette auf Wahrscheinlichkeiten eingehe und keinerlei Gewissheit habe. Mein wichtigstes Ziel ist, durch klugen Einsatz der Techniken nur solche Wetten einzugehen, die ein deutlich positives Chance / Risiko Verhältnis haben.
Aber bei aller Technik und allem Handwerkszeug, bleibt eine Anlageentscheidung auch immer zu einem guten Stück Kunst, bei der auch das Bauchgefühl, gute Instinkte und ein Prise Glück eine Rolle spielen.
Mindestens so wichtig wie die richtige Selektion ist für den Erfolg aber auch die Durchführung. Denn eine Situation richtig zu erkennen heisst noch lange nicht, dass man von ihr auch profitieren kann. Dazu muss man nicht nur den richtigen Einstiegspunkt, sondern vor allem auch einen guten Ausstieg finden. Und selbst wenn das gelingt, ist es immer noch entscheidend, dass man sein Kapital keinen Klumpen-Risiken aussetzt, ganz egal wie vielversprechend der Trade auch aussehen mag. Ein gutes Risikomanagement durch Techniken wie Positions-Grössen, Stops etc ist absolut entscheidend !
Zu einem guten Risikomanagement gehört im Übrigen integral auch ein gutes Management der eigenen Psychologie. Denn jeder erfahrene Börsenprofi weiss, dass wir uns mit unseren Ängsten und Hoffnungen beim Traden oft selber die grössten Feinde sind. Mit genau definierten Ritualen und Regeln, denen man sich konsequent selber unterwirft, kann man ein gutes Stück dieser eigenen Irrationalität in den Griff bekommen.
Es würde den Umfang so einer Einleitung aber weit überschreiten, hier auf alle Details eines Risikomanagements oder der Durchführung eines Trades einzugehen. Im Rahmen des Blogs will ich aber gerne das eine oder andere Thema vertiefen. Hier will ich Ihnen abschliessend dagegen noch ein Gefühl vermitteln, wie ich mit meinen eigenen Mitteln aufgestellt bin um gegen Mr. Market anzutreten. Da es bei allen Anlagen immens wichtig ist, sich immer über den eigenen Zeithorizont im Klaren zu sein, habe ich mein Kapital daher auf zwei unterschiedliche Zeitschienen aufgeteilt. Jede Zeitschiene hat ihre eigenen, individuellen Strategien:
Investmentdepot
Im Investmentdepot agiere ich mit einer mittleren Haltedauer von Monaten (real von Tagen bis wenigen Jahren) und bilde darin eine hohe Diversifizierung über die ganze Welt ab.
Das Depot ist in der Regel zwischen 20 und 40 Titeln stark und erlaubt mir so zu bestimmten Themen die jeweils interessantesten 2-4 Titel im Depot zu halten. Genau genommen verfolge ich also mit dem Depot ca. 10 Themen aktiv, jeweils mit einem kleinen Korb von 2-4 Titeln. Der Cash Anteil schwankt je nach Marktlage zwischen 10 und 50%. 10% unterschreite ich nie, um immer Kapital für überraschende Situationen frei zu haben.
Im Depot liegen überwiegend Direktinvestments, also primär Aktien und Bonds. ETFs setze ich nur in Märkten ein, in denen mir die Kompetenz zum Einzelinvestment fehlt, oder benutze sie für kurzfristige Strategien wie zum Beispiel für einen Hedge per Short-ETF oder CFD. Produkte mit hohen inneren Gebühren wie Fonds oder Derivate kommen bis auf seltene Ausnahmen im Investmentdepot gar nicht vor.
Pflicht des Investmentdepots ist es, jedes Jahr den Markt zu schlagen, also besser als die vergleichbaren Indizes abzuschneiden. Wäre das nicht der Fall, müsste ich mir die berechtigte Frage stellen, wozu ich überhaupt meine Arbeitszeit mit Mr. Market verbringe, denn dann würde ich ja keinen Mehrwert gegenüber einem reinen passiven Index-Investment liefern. Diese Pflicht habe ich in neun von den zwölf abgelaufenen Jahren erreicht, seit ich mich Fulltime mit Mr. Market messe. Und übrigens, bei der Berechnung gehe ich hart vor und rechne selbstverständlich Cash-Bestände ein. Wer wie viele die Performance nur anhand des tatsächlich investierten Geldes berechnet, macht sich und anderen etwas vor.
Den Index zu schlagen hört sich übrigens leichter an, als es ist. Denn nicht ohne Grund ist Mr. Market ein harter Gegner und die Mehrzahl der Manager von professionellen Publikumsfonds schafft es nach diversen Studien nicht, den entsprechenden Index zu schlagen. Warum Kunden in solche Fonds überhaupt Geld stecken, bei denen das Management keinerlei Mehrwert produziert und dafür aber hohe Gebühren kassiert, bleibt ein Geheimnis.
Kür und Ziel ist es aber, im Jahr über alle Anlagen hinweg eine deutliche Überrendite von 10% oder mehr zu erreichen. Das bedeutet, ich will 10% besser als das sein, was die für mich relevanten Indizes von alleine abliefern. Mit dieser Kür war ich in sechs der zwölf Jahre erfolgreich, teilweise mit einer Überrendite die weit über dem Ziel lag.
Tradingdepot
Im Tradingdepot bilde ich dagegen kurzfristige Handelsstrategien ab, von Intraday bis wenige Tage. Im Tradingsdepot liegen in der Regel nur eine bis fünf Positionen, da man jede der Positionen permanent aktiv verfolgen muss.
Ziel des Tradingdepots ist es, Handelstrategien zu entwickeln, die einen permanenten Einnahmestrom unabhängig von der Marktrichtung erlauben. Pflicht des Tradingdepots ist es, jeden Monat einen absolut positiven Ertrag abzuwerfen. Ein allgemeines Performance-Ziel wie oben, habe ich mir für das Tradingdepot nicht gesetzt. Im Tradingdepot operiere ich primär mit CFDs, im Devisen Markt und mit Aktien direkt.