S&P500: Mr. Gnadenlos und das wahre Risiko!

Aus aktuellem Anlass erscheint der erste Beitrag in Hari Live von heute Dienstag 30.06.15 08:25 zeitgleich auch im freien Bereich

Mr. Market ist einfach gnadenlos. Da beschäftigt er unsere Aufmerksamkeit rund um die Uhr mit Griechenland, diesem kleinen und im globalen Masstab unbedeutenden Land, das sich seit Monaten selber zum Nabel der Welt macht und der Eurozone immer wieder seine Agenda aufzwingt.

Wir diskutieren Grexits rauf und runter, sehen gestern, wie der Markt wie von uns erwartet den Einschlag des potentiellen Grexits gut verdaut, haben gestern im Rebound sogar Gewinne gemacht und dann, wenn man Griechenland aus Börsensicht langsam abhaken kann passiert was?

Die US Märkte kippen vielleicht weg!

Sie wissen, wie skeptisch ich zu den US Märkten seit Jahresanfang bin, immer und immer wieder habe ich das in Hari Live geschrieben. Aber bisher konnten diese der Gravitation immer Stand halten.

Und nun, genau am Tag, an dem sich die europäischen Märkte in Sachen Griechenland fangen, scheint es auf der anderen Seite des Atlantiks möglicherweise "Knacks" auf dem dünnen Eis zu machen! So ist er halt, der Mr. Market oder besser Mr. Gnadenlos!

Und im Gegensatz zur nächsten Volte des Herrn Tsipras, ist das was nun in den US Indizes passiert, mal wirklich wichtig für unsere Depots. Denn das kann auch dem DAX nun den entscheidenden Schlag versetzen, jetzt wo er sowieso angeschlagen ist und um einen Boden bei 10.800 im DAX ringt!

Schauen Sie mit mir mal auf den S&P500. Sie sehen die alten Range in Schwarz, die wir so oft besprochen haben und nun eine neue Struktur in Blau: Autsch!

S&P500 29.06.15

Wir erleben also vielleicht mal wieder die alte Börsenweisheit, dass die Risiken dort am Grössten sind, wo niemand mehr hin schaut. Lassen wir uns also nicht von Tsipras und Co. den Blick auf den Rest der Welt verkleistern, wir geben diesen Radikalen damit mehr Aufmerksamkeit, als sie verdient haben.

Es wird jetzt heute sehr wichtig sein, dass die 200-Tage-Linie hält. Die Chancen dafür sind nicht schlecht, wir hatten gestern wieder einen grossen "Buying on Weakness" im Moneyflow des SPY. Ein sofortiger Rebound hat also immer noch gute Chancen und es lohnt sich wohl immer noch, auf die Fortdauer der Seitwärtsbewegung zu setzen. Ich gehe heute auf jeden Fall von einem Rebound aus, auch im S&P500. Was danach kommt, ist das wahre Risko.

Aber zum ersten Mal seit Monaten, ist diese Seitwärtsbewegung nun ernsthaft in Gefahr und das alleine sollte uns nun aufrecht sitzen und aufmerksam hinschauen lassen!

Denn kommt der Rebound heute nicht, nach dem es für mich aussieht und/oder fällt der S&P500 nach einem Rebound doch durch, kommt dann eine echte Topbildung auf die Agenda, die ich ja schon mehrfach thematisiert habe.

Achten Sie mal darauf, wo im langfristigen Chart mit Wochenkerzen nun die Trendlinie hoch kommt, die die Tiefs von Oktober 2011 und Oktober 2014 verbindet:

S&P500 29.06.15 2

Nein, durch diese Trendlinie im Wochenchart, sollte der S&P500 besser nicht durchfallen, die Implikationen wären unschön und das ist noch eine positive Formulierung!

Und falls der Leitindex S&P500 in eine grosse Topbildung gehen sollte, heisst das zumindest "Gelber Alarm" für alle anderen Märkte, wenn nicht je nach Verlauf sogar gleich "Roten Alarm". Denn davon kann sich dann kein anderer Index so richtig abkoppeln, der DAX schon gar nicht!

Glauben Sie mir, ich wünschte wirklich, dass wir nun Griechenland hinter uns lassen und dann mal über den Sommer innerlich durchschnaufen können. Wir hatten wirklich genug Aufregung im ersten Halbjahr 2015.

Und wir haben diese Korrektur im DAX seit April ja hier bei Mr-Market hervorragend durchgestanden, weil wir sie eben antizipiert haben. Und wir haben auch viele der Pirouetten des Marktes gut getroffen. Aber all das kostet Kraft und Nerven.

Seit dem gestrigen Abend, ist sommerliche Börsen-Ruhe aber leider zweifelhaft geworden. Und das nicht wegen Griechenland, sondern wegen des viel grösseren Risikos:

Der seit 3 Jahren überfälligen, deutlichen Korrektur in den US Indizes!

Insofern können die Bullen nur hoffen, dass der Markt heute doch wieder einen seiner bewährten "Turnaround Tuesdays" zusammen bekommt. Wenn nicht, wird es wohl richtig riskant. Und das ganz ohne Tsipras.

Und selbst wenn der Turnaround Tuesday kommt, bleibt die wichtige Frage, was kommt in den US Indizes danach? Nur ein neues Hoch könnte diese Sorgen verscheuchen, danach sieht es aber wirklich nicht aus.

Ihr Hari

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Wall of Worry – Der DAX und die Angst als Stabilisator

Der folgende Beitrag beruht auf zwei Hinweisen. die am gestrigen Mittwoch 27.05.15 Teil der täglichen Marktkommentierung in Hari Live waren

Aha! Das Marktsentiment aus Deutschland gab gestern mal wieder wichtige Indikationen: -> Hoffnung schlagartig verflogen <-

Nun bestimmen die deutschen Anleger die Entwicklung im DAX nicht, dominant sind ausländische Investoren und dabei insbesondere US Investoren. Aber ein wichtiger Faktor ist dieses Sentiment schon.

Da die Umfrage gestern direkt nach dem Einbruch von Dienstag statt gefunden hat, sieht man darin die Reaktion auf die voran gegangenen Verluste. Und genau weil das so ist, sind die Risiken nach unten nun vielleicht geringer als es scheint.

Denn ein Markt in dem viele Angst haben, hat den Weg des geringsten Widerstands nicht nach unten, sondern eher nach oben.

Man nennt das auch eine "Wall of Worry" und genau so eine Situation haben wir in Europa. Es gibt tausend gute Gründe sich zu sorgen, aber die Politik der Notenbanken generiert eine Absicherung nach unten im Markt - auch Yellen/Draghi Put genannt. Und die vielen Sorgen wirken daher eher kurstreibend, weil die Mehrzahl der Marktteilnehmer schlicht unterinvestiert ist.

Befragen Sie doch auch mal ehrlich Ihre Emotionen:

Können Sie sich eine Seitwärts-Range über den Sommer vorstellen, so wie ich das unter anderem im Artikel -> Sell in May und der Supervulkan <- skizziert habe?
Sicher ja.

Können Sie sich einen Einbruch bis unter 10.000 im DAX vorstellen, weil ein übler, unkoordinierter Grexit mit massiven gegenseitigen Schuldzuweisungen abläuft und die Eurozone zu wackeln beginnt?
Sicher ja.

Können Sie sich von nun an einen ununterbrochenen Lauf bis 14.000 vorstellen?
Eher nein, oder? Und genau das ist der Punkt!

Es zeigt Ihnen erneut, wie wichtig und richtig eine gelassene Haltung zu den aktuellen Swings ist. Eine Haltung, die wir die letzten Tage im Premium-Bereich intensiv thematisiert haben.

Denn wenn wir auf die Entwicklung des Leitindex S&P500 im letzten halben Jahr schauen, sehen wir, was nun auch dem DAX "blühen" könnte:

S&P500 27.05.15

Wir sehen darin nach dem Ende des jeweiligen Aufwärtsschubs eine markante Gegenbewegung, die dann nach unten die Begrenzung darstellt. Und dann schwingt der Markt über Monate seitwärts, ohne wirklich nennenswerten Fortschritt zu machen. Nach unten geht aber auch nicht viel, was am Ende alle frustriert, die permanent nach der grossen Bewegung Ausschau halten.

Sicher, eine wie auch immer geartete, krisenhafte Entwicklung in der Eurozone, kann das alles auf den Kopf stellen. Da wir aber nicht in die Zukunft schauen können und keine Glaskugel haben, sollten wir uns an dem orientieren, was wirklich real da ist.

Lassen wir also doch einfach den Markt entscheiden und lassen uns nicht von jeder Eintages-Bewegung in Aufruhr versetzen. Im grossen, mittelfristigen Bild, sind die europäischen Märkte nun neutral bis leicht positiv zu sehen. Aber eben nicht stark negativ. Zumindest nicht bis jetzt.

Ich würde nun bestimmt nicht blind auf eine massive Rally im DAX setzen, die Erwartung einer volatilen Range in den kommenden Wochen, bei der am Ende trotzdem nicht viel heraus kommt, macht jede Menge Sinn.

Aber die Möglichkeit einer intensiven Sommerrally ist definitiv da und vielleicht grösser, als die Herde denkt. Und das Risiko eines starken Einbruches Richtung 10.000 und darunter ist definitiv auch da, aber vielleicht kleiner, als die Herde denkt.

Und genau das zeichnet eine Wall of Worry aus!

Ihr Hari

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Last des Euro und Widerstand des DAX

Wohin bewegt sich der DAX? Haben wir den Boden der Korrektur schon mit den zwei markanten Tiefs vom 07. und 14. Mai gesehen? Oder taucht der Index noch unter 11.000?

Das ist die Frage, die uns nach den wilden Swings der letzten zwei Wochen, nun alle umtreibt. Eine definitive Antwort wird Ihnen aber keiner geben können und wer das Gegenteil behauptet, ist schlicht ein Scharlatan.

Aber wenn man den Markt liest, gibt es Indikationen, die einem wichtige Hinweise geben können. Ein bischen so wie früher ein Indianer, der sein Ohr auf den Boden gelegt hat und schon von Ferne hören konnte, dass da ein "Eisernes Pferd" heran schnaufte. 😉

Hinweise sind keine Garantien und Sicherheiten, aber klare Hinweise sind auch mehr, als reines Raten und deshalb sehr wichtig. Und wer wissen will, wie es im DAX weiter geht, darf dabei den Euro nicht vergessen.

Denn seit einiger Zeit besteht eine klare inverse Korrelation zwischen Euro (hier ausgedrückt im EURUSD Währungspaar) und dem Verlauf des DAX. Und diese Korrelation will ich Ihnen mit diesem eindrucksvollen Chart zeigen, welches die inverse Entwicklung zwischen DAX und Euro seit letztem Jahr darstellt.

Diese inverse Korrelation hat übrigens eine Menge mit der Tatsache zu tun, dass es nicht deutsche Anleger, sondern US Anleger sind, die den Verlauf DAX mit ihren Volumina dominieren. Und aus der Sicht eines institutionellen Anlegers im Dollarraum, stellt sich die Lage des DAX eben ganz anders dar als für uns, die wir hier im Euro als Währung sitzen. Das aber nur am Rande, diese Thematik besprechen wir immer wieder im Detail im Premium-Bereich.

Zurück zum Euro und zum DAX. Schauen wir auf das Chart:

DAXEUR 19.05.15

Was wir sehen ist eindrucksvoll und erklärt sich von alleine. Es hat also lange genügt, auf den Euro zu schauen, um zu wissen, wohin der DAX geht. Wer sich mit der Chartstruktur des Euros befasst sieht schnell, dass sich hier eine veritable Wendeformation aufzubauen scheint, die EURUSD durchaus über 1,15 bis zum Beispiel 1,20 bringen könnte. Ich gehe zwar davon aus, dass wir früher oder später die Parität sehen, aber vorher kann der Euro durchaus noch einen stärkeren Rebound hinlegen, als wir uns im Moment vorstellen.

Würde der Euro weiter steigen, wäre das für den DAX nach der aktuellen Korrelation fatal. Aber es naht vielleicht Rettung!

Denn wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie im grünen Bereich im rechten Teil des Charts, wie sich der DAX zunehmend vom steigenden Euro abkoppelt. Wir beobachten das im Premium-Bereich schon seit Wochen und ziehen unsere Schlüsse daraus. Immer wieder gab es zuletzt Tage, in denen der DAX trotz starkem Euro auch steigen konnte. Dazwischen waren dann aber auch wieder Rückfälle in die Zeit der inversen Korrelation.

Was kann man aus dem zunehmenden Widerstand des DAX ableiten?

In meinen Augen, dass der DAX stärker ist, als er ausschaut und die Chancen für eine positive Entwicklung im weiteren Jahresverlauf gar nicht schlecht sind - selbst wenn der Euro noch weiter steigen sollte. Solche Korrelationen zwischen Währung und Index sind auch nicht in Stein gegossen, sondern ändern sich. Und diese Änderungen markieren oft wichtige Wendepunkte im Marktgeschehen, aber auch das ist ein anderes Thema, ich kann hier in einem kurzen Artikel im freien Bereich nicht alles adressieren.

Umgedreht hat der Leitindex S&P500 zwar gerade einen kleinen Ausbruch zu neuen Hochs vollzogen, das aber derart zäh und unter geringem Volumen, dass man befürchten muss, dass hier nicht mehr all zu viel Upside existiert. Der S&P500 ist also in meinen Augen schwächer als er aussieht.

Sicherheit über den weiteren Verlauf des DAX in diesem Jahr verschafft uns das natürlich nicht. Aber wer in den Märkten oder bei "Gurus" Sicherheit sucht, ist sowieso noch völlig auf dem falschen Dampfer und hat keine Chance auf dauerhaften Erfolg.

Unsere Aufgabe als erfolgreiche Anleger ist viel mehr, mit der Unsicherheit umzugehen und kleine Signale und Indizien für uns zu nutzen, in dem wir konsequent auf Wahrscheinlichkeiten setzen.

Und in diesem Sinne sagt uns der zunehmende Widerstand des DAX gegen den starken Euro, dass man die DAX-Bullen wohl noch nicht so einfach abschreiben sollte!

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DAX: Sell in May und der Supervulkan

Der folgende Artikel erschien schon Dienstag 14.04.15 09:00 in Hari Live

Neben der eher taktisch - kurzfristigen Sicht, will ich heute in Sachen DAX auch einmal den Blick auf das ganze Jahr weiten.

Das ist zwangsläufig mit etwas Spekulation und der Benutzung der Glaskugel verbunden und Sie wissen daher, dass wir die folgenden Worte nur als bedenkenswerte Szenarien betrachten sollten. Und auf keinen Fall blind darauf wetten, denn feste Prognosen sind Unfug.

Solche gedanklichen Szenarien helfen aber, das taktische Geschehen in ein grösseres Bild einzuordnen und insofern haben sie Wert - wir dürfen sie nur nicht zur Monstranz erheben und unser Ego damit verknüpfen, denn wir kennen die Zukunft nicht und haben eben *keine* Glaskugel.

Nun mein Blick in die nicht vorhandene DAX Glaskugel, produziert dieses Bild für 2015:

DAX 2015

Womit sich die Frage stellt, warum?

Nun, erstens einmal, denke ich dass die Gründe die den DAX so nach oben katapultieren, von grundlegender Natur sind und durchaus das ganze Jahr tragen können. Denn wir haben einerseits das massive QE der EZB, das den Euro drückt und die Asset-Preise treibt. Und wir haben andererseits einen sowieso vorhandenen Nachholbedarf der europäischen Märkte, der nun zum Tragen kommt, wo die US Märkte ausgereizt erscheinen und das grosse, institutionelle Geld der US Anlager auf Performance-Jagd rund um den Globus geht.

Es ist also sinnvoll, als Arbeitshypothese davon auszugehen, dass diese Auftriebskräfte über das ganze Jahr andauern könnten.

Zweitens ist es aber offensichtlich, dass kein Markt - egal wie stark er ist - einfach ohne Pause immer so weiter laufen kann. Im Moment befindet sich der DAX in einem erneuten Schub, aber danach dürfte eine Verschnaufpause fast zwangsläufig sein.

Nun kommen wir ja wieder der "Sell in May" Bauernregel näher, die aber zuletzt nahezu wertlos war, weil sie in den letzten Jahren kaum funktioniert hat. Und wer die Reflexivität des Marktes versteht, ist darüber auch nicht überrascht, denn was alle erwarten, kann nur schwer Realität werden. Zuletzt wurde jedes Jahr wieder Ende April darüber medial fabuliert und dann kam oft ein vergleichsweise starker Sommer. Und der einzige echte, harte Einbruch der letzten Jahre seit 2009 war dann im August 2011, aber eben nicht ab Mai. Es kann also gut sein, dass die "Sell in May" Rhetorik nun etwas ermüdet ist, für Mr. Market ein guter Zeitpunkt, es dieses mal so ablaufen zu lassen. 😉

Aus dieser Kombination - prinzipiell das ganze Jahr andauernden Triebkräften, verbunden mit einer temporären Erschöpfung nach dem brutalen Anstieg seit Januar - ergibt sich das obige Bild für 2015, das meine Glaskugel ausspuckt. Und das zeigt höhere Kurse zum Jahresende als heute am 14.04.15.

Stellt sich nur die Frage, ob nicht doch eine grosse Topbildung und ein Crash möglich sind.

Natürlich sind sie möglich. Möglich ist immer fast alles. Und gestern habe ich ja am Beispiel -> Supervulkanismus <- gezeigt, dass wir sowieso dazu neigen, uns die Zukunft zu linear und ruhig vorzustellen und einer Kontrollillusion aufsitzen, die sich auch in klimatischen Dogmen zeigt, nach denen der Mensch immer und für alles die Ursache ist - schön wärs ja. 😉

Nein, da werden auch in 2015 Überraschungen kommen und da wir die nicht kennen, macht es auch keinen Sinn über deren Auswirkungen zu spekulieren. Dann kann man gleich das Gekröse von Fröschen befragen.

Möglich ist aber nicht wahrscheinlich. Damit ein starker Einbruch folgt, muss es entweder diese böse Riesenüberraschung geben, oder die oben beschriebenen Auftriebskräfte müssten nun ganz schnell ihre Wirkung verlieren.

Beides ist denkbar, aber nicht wahrscheinlich. Und deshalb lohnt es sich auch im grossen Bild, weiter auf den Trend zu setzen. Und der ist aufwärts!

Ach ja und noch etwas.

Im Forum wird nun zunehmend diskutiert, dass in Deutschland nun auch "die Milchmädchen" an die Börse strömen. Uns wurden interessante Berichte übermittelt von risikoaversen Anlegern ohne Aktien, die nun langsam keine andere Chance mehr sehen, als ihr Geld doch in den Aktienmarkt zu packen. Und uns wurde von Schlagzeilen in der Bild-Zeitung berichtet, die nun auch "die Milchmädchen" aktivieren.

Beides ist interessant und ein Faktor. Daraus aber unmittelbare Aussagen für den DAX abzuleiten, ist nach meiner Ansicht eher verfehlt und eine viel zu enge Betrachtungsweise.

Weder kann man daraus ableiten, dass die Rally nun zwingend nur deshalb weitergeht, nur weil deutsche Anleger nun ihren Cash in den Markt kippen. Das wird den DAX zwar stützen, es dominiert ihn aber nicht.

Noch kann man aus den ersten Anzeichen eines breiteren Interesses der Bevölkerung am Aktienmarkt schon ein Top ableiten. Wenn überhaupt, stehen wir da am Anfang einer Entwicklung, die vielleicht dann in 1 oder 2 Jahren eine neue Aktieneuphorie erzeugen könnte. Heute daraus Schlüsse zu ziehen, ist viel zu früh.

Beide Faktoren sind interessant und haben aber nur begrenzten Einfluss. Sie dominieren DAX und Co. aber nicht. Denn wir dürfen *NIE* vergessen, dass der DAX in der Hand ausländischer Investoren ist und dabei in Mehrzahl in der Hand von US Investoren. Und die US Anleger - auch "Mom and Dad" - haben schon eine sehr hohe Aktienquote, die nur schwer zu erhöhen ist.

Sollten die US Anleger - aus welchem Grund auch immer - dem DAX wieder ihr Vertrauen entziehen, wird das Geld deutscher Anleger vielleicht die Fallhöhe begrenzen, aber am Ende doch verpuffen.

Das dürfen wir nie vergessen. Die Kurse in Frankfurt werden bestenfalls teilweise durch das gemacht, was deutsche Anleger denken und fürchten. Sie werden vor allem aber durch die Attraktivität von Anlagen in Deutschland aus der Sicht der Welt und vor allem aus Sicht der Wallstreet gemacht.

Und was das angeht, markiert der Anfang von 2015 eine Wegscheide, ab der sich die Aufmerksamkeit der US Investoren weg vom Heimatmarkt bewegt. Und ich sehe keinen zwingenden Grund, warum sich das schon wieder schnell ändern sollte. Und vor allem deshalb steigt der DAX. Und hat gute Chancen, nach einer Sommerpause und einer Korrektur weiter zu steigen.

Ausser der Supervulkan bricht aus oder die Eurozone stolpert beim Versuch, einen Sirtaki mit einem eingebetteten doppelten Rittberger zu tanzen - natürlich. 😉

Ihr Hari

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Morbus Ursachus

Der folgende Artikel basiert auf Beiträgen, die ich in Hari Live am Donnerstag 16.04.15 14:50 und Freitag 17.04.15 19:05 veröffentlicht habe, wurde aber für die Lesbarkeit im freien Bereich angepasst und neu strukturiert.

Heute habe ich habe etwas zum Schmunzeln für Sie. Es geht um den medialen Reflex, unbedingt immer einen einzelnen, singulären Grund für eine Marktbewegung finden zu wollen.

Wir haben ja alle den scharfen Einbruch Ende letzter Woche im DAX erlebt. Dass ein Korrektur überfällig war, war ja offensichtlich. Dass diese aber direkt nach dem Ausbruch bis 12.400 kam und vor allem in welcher Schärfe sie in 2 Tagen bis fast 11.600 herab gelaufen ist, war vom exakten Zeitpunkt und von der Intensität her, nicht präzise vorher zu sehen - auch nicht für mich.

Wer die Medien und diversen Kommentatoren letzte Woche verfolg hat, wurde dann Zeuge eines Schwalls an vermeintlichen "Ursachen", mit denen sich die Artikel beschäftigt haben - sozusagen reziprok zur gefühlten Unsicherheit.

Die einen liebten das Offensichtliche und stellten "Griechenland" oder "China" in den Vordergrund. Die anderen raunten vom kleinen Verfallstag, der ja wie der "schwarze Mann" immer gerne dazu genutzt wird, bei Laien Eindruck zu machen. Dabei hat es schon lange keinen Verfallstag mehr gegeben, der so völlig an den grossen Positionen an der Eurex vorbei gelaufen ist, wie letzten Freitag.

Ich habe mal versucht zu sammeln und nach den von mir gelesenen Medien, hatten wir als "Gründe":

1) Technische Überdehnung
2) Verfallstag (OpEx)
3) China
4) Draghi
5) Griechenland
6) Schäuble

Ich bitte um Nachsicht, falls ich etwas vergessen habe. 🙂

Dann kam am Freitag noch ein vermeintlicher siebter "Grund" dazu. Lesen Sie hier auf Reuters zum Bloomberg-Desaster:
-> Bloomberg Ausfall sorgt für Aufregung an den Märkten <-.

Ich zitiere:

Händlern zufolge war die Panne einer der Gründe für einen rasanten Rutsch an den europäischen Börsen

Aha! Ich weiss zwar nicht so recht, warum Kurse von Geisterhand fallen, wenn Händler nicht mehr an ihre Terminals kommen und dann auch nur in Europa fallen, nicht aber in den US - aber "you never know". 😉 Folgerichtig hatten wir dann also als weitere "Ursache":

7) Bloomberg

Ich finde diese Liste vermeintlicher "Gründe" ebenso lustig wie bezeichnend. Denn wissen Sie, was die Wahrheit ist?

Es wird um so stärker und hektischer nach einer "Ursache" gesucht, je überraschender und unerklärlicher für die Menschen eine Bewegung ist. Und der -> reflexive <- Markt funktioniert gerade *nicht*, nach trivialen, zweidimensionalen Ursache-Wirkung Mustern.

Insofern können wir fest davon ausgehen, dass ganz viele Marktteilnehmer von der Bewegung Ende letzten Woche überrascht wurden. Nur warum kann man das nicht offen zugeben?

Es gibt im reflexiven Markt nicht nur keinen simplen "Grund", es braucht auch keinen, denn alleine die Tatsache, dass nach dem Schub auf 12.400 die Anschlusskäufe ausblieben, reichte bei der aktuellen Flughöhe des DAX aus, um eine gewisse Vorsicht ins System zu indizieren, die dann zu Bröseln führt und am Ende des Bröselns auch zu einem Einbruch, wenn alle das Gleiche denken.

Natürlich ist es wahr, dass viele der oben genannten Gründe, in irgend einer Form eine Rolle bei den Anpassungen der Erwartungen der Markteilnehmer spielten und damit das Marktverhalten veränderten. Dass zum Beispiel die sich Griechenland nähernde Wand, an die der Markt Ende letzter Woche durch Schäuble und den IMF erinnert wurde, hier eine Rolle gespielt hat, ist nicht von der Hand zu weisen, weil die Effekte nicht nur am Aktienmarkt, sondern auch in anderen Assets zu erkennen waren. Und der Markt neigt durchaus dazu, Dinge die er prinzipiell kennt, doch aus dem Radar zu verlieren, um dann irgendwann wieder erschreckt aufzuwachen.

Aber selbst das Thema alleine und schon gar nicht die anderen, eher weiter hergeholten Erklärungen, reichen als singulärer "Grund" aus. So erleben wir hier wieder, womit sich die Anlegercommunity gerne beschäftigt. Aber bringt das irgend etwas für den Erfolg? Eher nein.

Wichtig ist etwas ganz Anderes. Die aktuelle Price-Action erzeugt ein Fragezeichen. Ein Fragezeichen, dass wir einfach akzeptieren sollten und nicht versuchen, krampfhaft mit etwas auszufüllen, das wir von weit her holen.

Das Fragezeichen bedeutet, dass wir eine gewisse Vorsicht an den Tag legen. Und es bedeutet, dass wir beobachten und den Zustand der "aufmerksamen Gelassenheit" erreichen sollten, der die Wirklichkeit ergeben und demütig so nimmt, wie sie kommt.

Warum ist es so schwer, diese Offenheit und Ehrlichkeit an den Tag zu legen? Warum werden Seiten über Seiten mit Behauptungen gefüllt, die nur dazu dienen, eine Kontrollillusion aufrecht zu erhalten? Fragen über Fragen.

Aber wer auf diese Fragen eine Antwort hat, nähert sich damit auch der Wahrheit, warum am Aktienmarkt so viele scheitern und gleichzeitig aber so viele glauben, den Markt kontrollieren zu können.

Auf jeden Fall muss ich wohl neben der Prognosiritis, noch die Existenz einer neuen, ansteckenden Krankheit konstatieren:
Morbus Ursachus ! 😀

Ihr Hari

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Auslaufende Katalysatoren – das 2. Quartal im Blick

Der folgende Artikel erschien zum Wochenstart am Montag 23.03.15 09:05 in Hari Live

Wir treten nun in eine gefährliche Marktphase ein, die von auslaufenden Katalysatoren und der Frage "was kommt danach" geprägt sein wird. Bitte übersetzen Sie "gefährlich" aber nicht in "muss fallen", denn so ist das nicht zu verstehen.

Es ist vielmehr eine Phase, in der die Treiber, die uns nun das ganze 1. Quartal begleitet haben, langsam mal für eine Pause gut sind. Und sich der Markt daher fragen muss, wie er die "Zukunft danach" bewertet, denn wir wissen, der Markt ist nichts weiter als die Summe der Erwartungen der Marktteilnehmer.

Der anstehende Quartalswechsel wird dazu beitragen, dass der Markt eine veränderte Sicht auf die Zukunft entwickeln könnte. Eigentlich ist das wie der Jahreswechsel nur ein ganz normaler Tag, aber in unseren Köpfen schliessen wir mit so Tagen die Vergangenheit ab und schauen aufs Neue gespannt nach vorne in die Zukunft.

Wesentlicher Treiber des ersten Quartals waren natürlich die Notenbanken, die von den drei grossen Währungen Dollar, Euro und Yen durchweg alle massiv stimulierend für die Asset-Preise agieren. Und dass insbesondere der sensationelle Anstieg des DAX in hohem Masse mit den Notenbanken und deren Effekt auf die Währungen zu tun hat, ist ja offensichtlich.

Schauen wir ins 2. Quartal, ist aber schwer vorstellbar, wo von Seiten der Notenbanken nun noch additive, positive Katalyasatoren herkommen sollen. Die EZB ist maximal stimulierend, die BoJ sowieso und die FED weicht ihren Zinserhöhungspfad weiter auf und bleibt auch unterstützend. Mehr geht eigentlich nicht bzw ist schwer vorstellbar. Und das Wissen um die Stimulierung der Notenbanken, ist nun in den Kursen eingearbeitet.

Einen so positiven Impakt, wie es ab Mitte Januar das EZB QE ausgelöst hat, wird es im 2. Quartal also von den Notenbanken wohl kaum geben können. Das heisst nicht, dass deswegen die Welt zusammen bricht, das QE der EZB läuft und wird stützen. Aber niemand sollte erwarten, dass wieder so leichtes Geld auf der Long-Seite zu verdienen ist, wie nach der QE Ankündigung der EZB, wo alle Signale in die Richtung nach oben wiesen.

Gleichzeitig beginnt Mitte April die Quartalssaison in den US und der Markt wird sehr kritisch und vorsichtig sein, was den Effekt des starken Dollars angeht, der im 1. Quartal für die US Unternehmen sehr deutlich spürbar sein sollte. Schwäche Anfang April in Erwartung unbefriedigender Zahlen in den US, wäre also kein bisschen überraschend. Und dass der DAX mal eine Verschnaufpause braucht, ist ja wohl selbsterklärend.

Mein grundsätzliches Bild für die kommenden 4 Wochen sieht daher vom Grundsatz her so aus, dass in dieser Woche noch nicht so furchtbar viel passieren wird und der S&P500 die Hochs um die 2120 testen könnte. Auch der DAX könnte die Hochs erneut testen und vielleicht übersteigen.

Die ersten zwei April Wochen scheinen mir aber anfällig zu sein und die Hochs könnten also zu einem temporären Doppeltop werden. Und weiter als bis Mitte April hinein, fühle ich mich im Moment nicht in der Lage, irgend etwas zu antizipieren.

Schauen wir uns das mal im Leitindex S&P500 an, zunächst im langfristigen Chart mit Wochenkerzen:

S&P500 23.03.15

Wir sehen einen etablierten und bestehenden Trend und kein Signal, das diesen in Frage stellt. Wir sehen aber auch, dass die Steigung langsam nachlässt und können die 50-Wochen-Linie (die fast mit der 200-Tage-Linie korreliert) als wichtige Wetterscheide identifizieren, die den Trend trägt.

Was wiederum bedeutet, dass die Zone um die runde 2000er Marke nun in den kommenden Wochen sehr, sehr wichtig wird, die ich mit einem roten, flachen Kreis markiert habe. Wenn die fällt, haben wir wohl einen Trendbruch und das sollte daher auch die Zone sein, in der unser Risikomanagement greifen muss!

Im kurzfristigeren Blick auf die Stundenkerzen, sehen wir die schöne Wendestruktur mit Measured Move 2120 und es spricht viel dafür, dass diese Marke erreicht wird - möglicherweise gegen Ende der Woche, nachdem Anfang der Woche leichte Schwäche ansteht:

S&P500 23.03.15 2

Wenn der Measured Move erreicht ist, stellt sich die wichtige "Doppeltop oder Trendfortsetzung" Frage und wie oben angedeutet, kann ich mir in den April hinein eine Doppeltopstruktur gut vorstellen, deren wichtiger Test dann - siehe oben - um die 2000 im S&P500 ansteht.

Fazit:

Anfang dieser Woche wäre leichte Schwäche kein Wunder. Typisch wäre aber auch, dass zum Quartalsende hin noch einmal ein Anlauf zu den Hochs folgt.

In den April hinein, ist insbesondere Anfang April Vorsicht ratsam, die Quartalssaison in den US wird sehr kritisch beäugt werden und die Notenbanken werden als Taktgeber etwas in den Hintergrund treten.

Über den April hinaus, bin ich nicht in der Lage sinnvolle Dinge zu antizipieren, zu viele Bälle sind in der Luft und das Thema Griechenland ist ja immer noch in der Schwebe und kann nicht ewig so weitergehen. Dass das Land aus dem Euro raus muss, ist offensichtlich, auch wenn es die Politik gegen jede wirtschaftliche Vernunft nicht wahr haben will. Was nun läuft, ist das "Schwarze Peter" Spiel, denn wenn Syriza einen Euro-Exit als Partei überleben will, brauchen sie Schuldige, auf die sie innenpolitisch zeigen können.

Ich bin zwar überzeugt, dass ein Grexit dem Markt letztlich nicht schaden wird und den Euro sogar stärken, aber in der wilden Phase des Austritts, wird es so viele Schuldzuweisungen und Chaos geben, dass der Unsicherheit hassende Markt selbstverständlich davon nicht völlig unbeeindruckt bleiben wird.

Was uns als sinnvolle Strategie bleibt, ist also weiter die "alte Leier" der Trendfolge, jeweils auf den zum eigenen Anlagehorizont passenden Zeitebenen. Beim DAX sollte man sicher nach unten härter begrenzen als im S&P500, einfach weil die Überdehnung nach oben viel grösser ist. Denn wir wissen ja, dass die Bewegung eines Pendels immer damit zu tun hat, wie stark es vorher in die Gegenrichtung ging.

Was Wirtschaftsdaten angeht, haben wir diese Woche allerlei und auch jede Menge Reden von Notenbank-Mitglieder. Insbesondere die FED Mitglieder sind ja nach einer Sitzung medial sehr aktiv, wenn die Schweigephase endlich vorbei ist und man sich wieder medial produzieren kann. 😉

Es gibt die kommende Woche aber keinen dominanten und massiv antizipierten Termin, wie letzte Woche mit der FED. Insofern wird es besonders spannend aber auch unsicher, denn der Markt hat weniger Leitplanken zur Orientierung.

Ich wünsche eine erfolgreiche Woche!

Ihr Hari

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Das Marktsentiment in Deutschland und die Höhenangst

Jeden Mittwoch Abend kommentiere ich in Hari Live den von Joachim Goldberg heraus gegebenen Stimmungsindikator für die Frankfurter Börse. Meinen Kommentar von gestern Mittwoch 11.03.15 16:50, will ich heute auch im freien Bereich mit Ihnen teilen.

Das war klar: -> In bärischen Positionen gefangen <-

Nach dieser wahnwitzig anmutenden Bewegung, wundert es mich überhaupt nicht, dass da ganz viele voller Höhenangst an der Seitenlinie stehen. Und wir sehen auch, dass auch institutionelle Anleger den gleichen psychologischen Reflex haben, den auch private Anleger gerne an den Tag legen. Private Anleger ganz besonders gerne, wenn sie an Verlustpositionen "auf ewig" festhalten und sozusagen heute noch die Telekom von 2000 im Depot haben.

Wir sehen daran, wie universell die Psychologie ist und warum der Markt sich immer wieder nach den gleichen Mustern verhält - eben weil sich die Menschen nie ändern werden.

Nur die zunehmend aufkommenden Algos wandeln das Bild, aber solange diese von Menschen programmiert werden, fällt der Apfel halt nicht weit vom Stamm.

Dabei ist das Problem ganz offensichtlich, wenn man sich mal rational klar macht, *warum* der DAX nun in so unglaublichen Höhen steht. Denn schaut man einfach auf den Kursstand, sieht da ja wirklich alles nach einer massiven Übertreibung aus, die zwangsläufig bald korrigieren muss. Und aus dieser Betrachtung ist die Seitenlinie der Institutionellen dann ganz rational. Der Kursstand ist aber einfach nur eine Zahl.

Und es reicht eben nicht, nur auf den Kurs des DAX zu schauen und diese Sicht ist ohne Kontext nicht die volle Wahrheit. Denn der DAX steht nur deshalb so hoch, weil der Euro so einbricht. Es ist einfach nur die andere Seite der selben Medaille. Und für den Einbruch gibt es einen objektiven Katalysator, der nichts mit psychologischem Überschwang oder Übertreibung zu tun hat. Und das ist das historisch einmalige Experiment der EZB mit seinen massiven Wirkungen.

Rechnet man diesen "objektiven" EZB-Faktor der Euroschwäche aber heraus und betrachtet den DAX aus der weltweiten Perspektive und damit aus der Warte anderer Währungen, ist von einem "irrationalem Überschwang" im DAX nicht mehr viel zu sehen, der per se Zurückhaltung rechtfertigen würde. Klar, der DAX läuft ganz gut, das war es dann aber schon und ist ganz normal.

Wenn es also derzeit eine "Übertreibung" gibt, dann beim Dollar bzw beim Euro und nicht bei den Zuflüssen im DAX. Und die Übertreibung könnte sich wohl nur dann schnell legen, wenn die EZB sofort wieder die Richtung ändert oder die FED nun sofort von einer Zinserhöhung Abstand nimmt.

Wollen die institutionellen Anleger etwa darauf wetten? Ich nicht.

Sie sehen daran, wie gut und erfolgreich es ist, sich nicht an Diskussionen zu beteiligen, ob der DAX nun "zu hoch" sei. Wir gehen *mit* dem Markt und stellen uns *NIE* gegen ihn.

Klar, wir machen uns Gedanken, sichern ab und bereiten uns auf Eventualitäten vor. Das macht alles Sinn und sollte man tun. Und eine Korrektur kann nun jeden Moment um die Ecke kommen. Absichern ist aber nicht gleichbedeutend damit, in Angststarre an der Seitenlinie zu verharren, während die grosse Rally noch läuft.

In diesem Sinne stellt das aktuelle Marktsentiment und die Höhenangst der Anleger, keinerlei Widerspruch dazu dar, dass es noch weiter hoch gehen könnte an Europas Aktienmärkten. Das ist die einzige Realität, die uns der Markt gerade mitteilt.

Und wer aus Angst vor der sicher irgendwann kommenden Korrektur, solche Bewegungen nicht mitgehen kann, hat nun ein Problem. Ein Problem, dass manche schon seit 2009 haben, denn einige im Markt warten seitdem auf den "grossen Einbruch", falls sie ihr Depot nicht schon geschrottet haben, weil sie sich permanent gegen den Markt stellen.

Deshalb ist es auch so wichtig, ein gutes Risikomanagement zu besitzen. Denn wenn man weiss, dass man im Falle des Falles auch raus kommt, kann man nach oben auch gelassener mitgehen.

Es gibt wirklich keinen Grund, die Risiken dieses historisch einmaligen Experimentes zu übersehen. Genau dafür haben wir aber unser Risikomanagement und wissen, wann wir die Reissleine ziehen. Und wir nehmen dafür in Kauf, ein paar Prozent vom Hoch wieder zu verlieren, bevor das Risikomanagement greift. Denn das ist ein fairer Preis dafür, dass man solche Bewegungen ausschöpfen kann.

Erfolg entsteht aber, in dem man solche Rallys mitgeht und sie ausschöpft und nicht, in dem man sie bekämpft.

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Disparitäten in DAX, EURUSD, S&P500 und Öl

Jeden Morgen um 9 Uhr herum, schreibe ich in Hari Live eine kurzen Lagebericht zum kommenden Handelstag. Heute - vor der EZB Sitzung am Nachmittag - stelle ich diesen ausnahmsweise auch mal in den freien Bereich, um Ihnen zu zeigen, was Sie da jeden Tag erwartet.

Donnerstag 05.03.15 08:50

Guten Morgen!

Die durch die Währungen direkt oder indirekt indizierte Disparität in einigen Asset-Märkten ist wirklich zunehmend auffällig. Denn die Lage im DAX kann man heute morgen recht leicht mit dem kurzen Satz beschreiben: "Euro weiter runter = DAX weiter hoch". Aus Dollar-Sicht ist aber im DAX eher wenig passiert.

Mehr muss man im Moment nicht wissen und wenn ich in die Medien und diversen Blogs schaue, finde ich es faszinierend, wie fast nirgendwo dieser unmittelbare Zusammenhang adressiert wird. Es liegt wohl daran, dass nur eine Minderheit einen globalen Blick hat, sprich die Asset-Klassen aus unterschiedlichen Währungssichten betrachtet. Rein aus lokaler Eurosicht, ist das ja auch alles ganz einfach: der DAX ist in einem massiven Bullenmarkt.

Aber auch in anderen Asset-Klassen finden wir nun solche Disparitäten, hier ist ein Artikel zur -> Disparität im Ölpreis <-. Dieser beschreibt einige Einflussfaktoren gut, aber auch er übersieht die Währungen, denn selbstverständlich gibt es auch eine zeitliche Disparität zwischen den Wechselkursen und den Auswirkungen auf Öl, denn Öl wird ja physikalisch transportiert und in Verträgen verkauft, die sich wiederum selber mit Wechselkursen auseinander setzen müssen und in der Regel bis zu einem Zeitpunkt in der Zukunft fixiert oder zumindest gehedged sind. Heisst, die Auswirkungen der Wechselkurse auf Marktstrukturen haben eine zeitliche Verzögerung.

Unbedingt beachten müssen wir auch, dass heute um 13:45 Uhr der neue EZB Entscheid kommt und um 14:30 Uhr dann doch wieder eine Pressekonferenz mit Mario Draghi. Nun wird es heute mit 99% Sicherheit wohl keine grundlegenden Änderungen in der Policy geben, wäre es anders, hätte Draghi die Märkte schon vorbereitet. Aber heute stehen die Details zum Anleihenkaufprogramm an.

Und die werden vom Markt mit Sicherheit kritisch beäugt und auch hinterfragt werden. Denn der Absturz des Euros hat in hohem Masse mit Erwartungen an dieses QE der EZB zu tun. Sollten die Details zum Programm den Markt heute enttäuschen, wird das den Euro nach oben bringen und den DAX nach unten zerren. So einfach scheint die Kurswelt im Moment.

Wir schauen deshalb lieber auf den Leitindex S&P500, um zu erkennen, ob der Markt als Ganzes nun noch im Korrekturmodus ist, oder der schon wieder beendet sein könnte. Und der S&P500 hat eine klare Aussage, die durch tiefere Hochs und tiefere Tiefs untermauert ist: die Korrektur dauert an:

S&P500 05.03.15 2

Ich muss die Varianten nun bestimmt nicht in das Chart zeichnen, denn Sie als treue Leser sehen leicht, was das nun bedeutet. Auf jeden Fall ist doch faszinierend, wo genau der S&P500 gestern geschlossen hat, oder?

Zu einer fortdauernden Korrektur im S&P500 passt auch, dass die initiale Schwäche zwar gestern auch wieder gekauft wurde - wie in den letzten Tagen - aber die Gegenbewegung dann doch keinen durchschlagenden Erfolg hatte und schnell ihre Kraft verloren hat.

Das ist eine bemerkenswerte Änderung des Charakters, denken Sie an meine Worte von gestern 11:40 Uhr zum "Korrekturverhalten", wo ich genau so einen Mechanismus beschrieben habe.

Sollten die versprengten und desillusionierten Bären also dieses Mal in der Lage sein, aus der Chance etwas zu machen, dann sind wir nun langsam an dem Punkt, an dem sich die Korrektur wirklich nach unten in Bewegung setzen könnte. Im mittelfristigen Chart sieht man auch sehr schön, wo wir da nun vielleicht stehen:

S&P500 05.03.15

Trotzdem sind das alles nur Möglichkeiten, auch der S&P500 ist in der Hand der Bullen und solange so ein Triggern so einer Topformation wie oben nicht kommt, sind das nichts weiter als "feuchte Träume" versprengter Bären. Werden wir also nicht zu schnell zu skeptisch, die Bullen haben nach wie vor unser Vertrauen verdient und ich rechne persönlich zwar mit allerlei fortdauerndem "Kursgezappel", am Ende aber doch eher wieder einer Auflösung nach oben.

Und im DAX dürfen wir einfach die derzeit gültige, schlichte Logik nicht unterschätzen, die da lautet: solange der Euro fällt, steigt der DAX - zumindest nominell in Euro gerechnet.

Und wenn wir auf das Chart von EURUSD schauen sehen wir ja schnell, dass bis zur Parität noch gut Luft nach unten ist:

EURUSD 05.03.15

Und langsam gewinnt man beim Euro den Eindruck, dass der Markt diese Parität sehen will. Auch das Chart deutet in diese Richtung.

Aber trotz der grundlegend bullischen Erwartung, sollten wir die obigen Szenarien besser im Hinterkopf behalten, damit wir - wenn sie eintreten sollten - schnell und konsequent agieren können. Insbesondere die heutige EZB Pressekonferenz um 14:30 Uhr hat das Potential, den Euro durchzuschütteln. Und wenn der Euro den weiteren Absturz Richtung Parität im Chart noch verhindern will, dann wäre heute "allerletzte Eisenbahn" dafür!

Ich wünsche einen erfolgreichen Tag!

Ihr Hari

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DAX 2012 und was wir daraus lernen können

Der folgende Beitrag erschien schon Montag 02.03.15 09:50 in Hari Live

Nein, wir haben *nicht* 2012! Und Nein, 2015 wird auch nicht so laufen wie 2012! Ich halte wenig davon, aus Verläufen der Vergangenheit, konkrete Vorhersagen für die Zukunft abzuleiten.

Trotzdem hat ein Blick zurück einen Wert. Denn er kann Bewegungen in eine Perspektive stellen, weil man in der Vergangenheit halt sehen kann, was "danach" kam. Und der Blick in die Vergangenheit verdeutlicht auch typische Muster, in denen der Markt schwingt. Denn Nein, es ist dieses mal *nicht* anders und auch dieser Markt 2015 wird nicht wie ein Strich ohne Halt nach oben gehen!

Aber 2012 war das nächstgelegene Jahr in der Vergangenheit, in dem wir völlig analog zu 2015 auch einen ganz ausgezeichneten Januar und Februar hatten. Und insofern lohnt sich doch ein Blick zurück:

DAX 2012

Wir sehen, wie der Markt Anfang März einen Einbruch vortäuschte, dann zurück kam, neue Hochs generierte, nur um doch im März eine temporäre Topbildung zu absolvieren.

Wir sehen aber auch, wie der Markt nach Ablauf der Korrektur, die im Juni die Werte des Jahresanfangs wieder erreichte, auf einem höheren Tief drehte und danach eine sehr gute zweite Jahreshälfte folgte.

Erneut, eine unmittelbare Vorlage für 2015 wird das nicht werden, zu unterschiedlich sind die Rahmenbedingungen. 2015 hat ganz andere Rahmenbedingungen als 2012.

Der Vergleich verdeutlicht aber, dass auch starke Märkte korrigieren und auch in starken Jahren, mal eine deutliche Schwächephase enthalten sein kann.

Ob diese ab März einsetzt oder der Markt vorher noch etwas weiter hoch schmilzt, wissen wir letztlich nicht. Das Risiko für eine Korrektur bzw Konsolidierung ist nun aber so hoch, wie seit letzten Herbst nicht mehr. Und das sollten wir im Hinterkopf behalten und unser Risikomanagement nicht vernachlässigen, während wir mit beiden Händen Gewinne scheffeln.

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Die 0% Bundesanleihe oder: An einem Tag wie diesem ….

Ja liebe Leser des freien Bereichs von Mr-Market, was schreibt man einem Tag wie diesem? Einem Tag an dem die EZB kurz davor steht, ein höchst umstrittenes Quantitativ Easing (QE) auch für die Euro-Zone zu beschliessen?

Nun, eines kann man sagen, nämlich dass das Endspiel um den Euro nun langsam beginnt. Der Einsatz wird höher, die Fallhöhe damit aber auch.

Wir haben hier in der Community in den letzten Tagen viel darüber geschrieben und daraus Schlüsse über die weitere Marktentwicklung gezogen, da macht es doch Sinn, sozusagen als "Vorbereitung" auf die heutigen Ereignisse, Ihnen auch im freien Bereich mal einen Blick auf ein paar Beiträge der letzten Tage zu erlauben.

Ich habe dabei bewusst drei Beiträge ausgesucht, in denen es mal *nicht* primär um Aktien, Charts und Markttechnik geht, sondern um das Grundsätzliche. Schauen Sie mal rein:

Dienstag 20.01.15 16:40 - 0% Bundesanleihe

Die Welt ist komplex und entzieht sich einfachen Erklärungen. Und trotzdem kann man manchmal die ganze Verrücktheit in einem Symbol zusammen fassen und damit auch wie in einem Brennglas deutlich machen.

Was den durch den Druck der Notenbanken völlig "verbogenen" Finanzmarkt angeht, haben wir nun so ein Symbol:
-> Neue Bundesanleihe mit 0,00% Coupon <-

Mit anderen Worten: gib mir (Deutschland) lieber das Geld ohne Zins, weil wenn Du es nicht tust, sorge ich Staatsmacht dafür, dass es auf dem Konto entwertet.

Jaja, die Notenbanken sind unabhängig - schon klar. Praktisch arbeiten sie aber für die Interessen der Staaten, die theoretisch mit den Interessen ihrer Bürger deckungsgleich sein sollten, es aber leider nicht immer sind. Denn die Interessen eines Staatsapparates tendieren leider dazu sich zu verselbstständigen und er vergisst gerne, für wen er überhaupt existiert und von wem er finanziert wird.

Direkte Demokratie wie in der Schweiz kann gut dabei helfen, diesen Prozess der Verselbstständigung zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen, wir in Deutschland sind aber eine repräsentative Demokratie.

Ich finde die Situation am Finanzmarkt auf jeden Fall nicht mehr normal, nein sie ist krank. Und es soll mir bitte keiner erzählen, dass das wegen der Finanzkrise 2008 zwingend nötig wurde. Wenn überhaupt ist es nötig, weil praktisch die ganze westliche Welt - Deutschland eingeschlossen - bis zur Halskrause überschuldet ist und Zinsen wie in den 90er Jahren gar nicht mehr tragen könnte.

Damit haben Sie aber auch einen weiteren Grund, warum Gold nun so attraktiv ist. Denn durchaus berechtigt wird Gold ja vorgeworfen, dass es nichts abwirft, nichts erschafft und deshalb eigentlich keine Geldanlage, sondern bestenfalls Vermögensverwahrung ist. Das stimmt auch, mit Gold kann man langfristig nichts verdienen, man schafft nichts, es ist einfach totes Metall.

Aber man erhält langfristig gesehen die Kaufkraft. Und das ist mehr, als eine 0% Bundesanleihe bietet, denn die Inflation existiert ja immer noch, auch wenn sie im Warenkorb nicht auftaucht bzw durch das billige Öl überdeckt wird.

Wenn man mir nun also eine Pistole an die Schläfe legen würde und mich zwingen, entweder mein Vermögen komplett in diese Bundesanleihe zu stecken oder in Goldbarren, was glauben Sie, würde ich wohl machen? 😉

Dienstag 20.01.15 18:40 - Bundesbank vs EZB

Hier ist eine nette anekdotische Darstellung, wie sich das Verhältnis der Bundesbank zur EZB entwickelt hat: -> Chancenlos gegen Draghi <-

Und gleichzeitig ist der Artikel für mich auch wieder Ausdruck der Naivität der deutschen Politik und Öffentlichkeit, inklusive weiter Teile der Medien. Denn der strukturelle Grund, *warum* dieser Einflussverlust überhaupt möglich ist, wird mit keinem Wort erwähnt.

Deutschland hat -> über 25% am voll eingezahlten Kapital <- der EZB und haftet auch in diesem Umfang für die Folgen und mögliche Verluste. Um es also klar zu sagen, Sie und ich haften mit unserem Steuergeld in diesem Umfang.

Gleichzeitig hat Deutschland aber ein Entscheidungsverhältnis akzeptiert - aus meiner Erinnerung war das zu Zeiten Kohl/Waigel - nach dem der Bundesbank-Chef im Rat exakt eine Stimme hat, genau so viel wie die Notenbanken von Griechenland, Zypern, Malta und Luxemburg! Luxemburg mit seinen 540.000 Einwohner hat also das gleiche Stimmgewicht, wie Deutschland mit ca. 80.000.000 Einwohnern - Faktor ca. 145 für die, die es genau wissen wollen.

Das ist völlig absurd und eine Verschleuderung deutscher Interessen und demokratischer Prinzipien. Würde sich ein Vorstand einer AG so verhalten und die langfristigen Interessen der Gesellschaft so verschleudern - würde man ihm wohl den Gummi-Straftatbestand der Untreue vorhalten.

Und ja, ich weiss schon, dass es über das Direktorium (derzeit für Deutschland Sabine Lautenschläger) dann eine zweite Stimme gibt, das bringt das Verhältnis zu Luxemburg dann auf den Faktor 70 herunter - Bravo! 😉 - und ändert am prinzipiellen Problem rein gar nichts, zu mal auch andere Länder ein zweites Mitglied im Direktorium haben.

Denn wenn die Stimme von Weidmann im Rat die 25% Gewicht ausmachen würde, die ihm nach der Bevölkerung Deutschlands und dem eingezahlten Kapital zustehen, würde es auch defacto keine Politik geben können, die den Interessen der Bundesbank diametral entgegen läuft. Punkt.

Und keine der folgenden Regierungen hat das je in Frage gestellt, weder Schröder noch Merkel - man denke da im Vergleich nur an Maggie Thatchers robustes "i want my money back". Und selbst Journalisten, die so Artikel schreiben, erwähnen dieses absolut zentrale Kernthema nicht. Da kann man sich doch nur verzweifelt an den Kopf fassen!

Denn am Ende ist es ganz einfach. Menschen ändern sich und die Kultur von Organisationen auch - sich bei absolut zentralen Themen mit grossen Konsequenzen, dauerhaft nur auf die Nettigkeit Dritter zu verlassen, ist für mich schlicht naiv. Die Macht die Dinge zu beeinflussen, hat in einer auf Mehrheitsfindung ausgerichteten Organisation nur der, der die Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen kann. Und jeder der 25% Anteile an einer Aktiengesellschaft hat, würde völlig selbstverständlich und zu Recht darauf bestehen, auch 25% der Stimmrechte zu besitzen.

Nur die Deutschen nicht. Die thematisieren diese Selbstkastrierung noch nicht einmal und wundern sich dann, wenn eine Union von Kleinstaaten von Griechenland bis Malta gegen sie Währungspolitik macht.

Höchst undemokratisch ist das davon abgesehen auch. Denn Ihre und meine Stimme ist bei diesen Fragen um zwei- bis dreistellige Faktoren weniger wert, als die Stimme eines Luxemburgers oder Zyprioten, der im EZB Rat durch seinen Notenbankchef vertreten wird.

Ich sagte es ja schon weiter oben, für mich persönlich steht das im diametralen Gegensatz zu den Interessen der Bürger des Landes, dem die Politiker ihren Eid geschworen haben.

Und wahrscheinlich können nur Deutsche so naiv sein zu glauben, dass sich all die anderen, denen man völlig ungerechtfertigte Stimmrechte eingeräumt hat, über Jahrzehnte nur mit Blümchen an der Hand fassen und diese Geste nie vergessen werden.

Nein, die anderen machen mit ihren Stimmen knallharte, eigene Interessenpolitik. Und keiner in der Politik thematisiert das ernsthaft und fordert die in jeder Hinsicht völlig berechtigten Stimmrechte für die Bundesbank ein. Da fehlen mir doch einfach die Worte.

Mittwoch 21.01.15 17:05 - 50% der Fakten

Ja liebe Mitglieder, es gibt kein direktes Dementi zu den aus dem EZB Direktorium durchgestochenen Informationen und der Markt steigt weiter. Wir können also davon ausgehen, dass die genannten Zahlen zum Volumen der EZB Programme im Wesentlichen richtig sind.

Weiterhin sagen die Meldungen von FT und WSJ, dass die Frage, ob das Risiko auf die individuellen Notenbanken übertragen wird, heftig in der EZB umkämpft ist. Italien und Irland äussern sich dagegen, ist jemand überrascht?

Da diese "Empfängerländer" die Mehrheit im Rat stellen, gibt es Anlass zur Befürchtung, dass auch dieses kleine "Zückerli" für die Deutschen kippt. Wie im Brennglas können wir also wieder sehen, was uns unsere Politiker damit eingebrockt haben, nicht auf den angemessenen Stimmrechten im Rat zu bestehen.

Schauen wir auf den Markt, können wir also heute schon beobachten, wie der Markt wohl morgen reagiert hätte, wenn die Nachricht bis morgen geheim geblieben wäre. Wenn man so will erleben wir gerade eine kleine Zeitmaschine. Denn der Markt bröselte heute wie erwartet abwärts und begann sich auf eine leichte Enttäuschung vorzubereiten, so wie ich das heute in meinem dominanten Szenario skizziert hatte.

Nun aber ist das Volumen höher als erwartet/befürchtet und das rechtfertigt die positive Reaktion. Auch dass Gold bei "Sell the News" erst einmal wieder etwas zurück kommt, ist kein bischen überraschend.

Was ich erstaunlich finde ist, dass mit Bekanntgabe dieser Information der S&P500 wieder zu Stärke fand und der DAX im Vergleich nicht so richtig in die Gänge kommt. Darauf kann ich mir noch keinen perfekten Reim machen, das ist aber hoch interessant und sagt etwas über die Geldströme aus.

Fazit:

Ein QE in Europa im Umfang von über einer Billion € kann man nun als beinahe Faktum hinnehmen. Nur die Details des Programms sind noch umkämpft.

Und den Markt scheint das gemessen an den Erwartungen zufrieden zu stellen und es gibt bisher keine massive Enttäuschungsreaktion. Nur stark einschränkende Details bei der Umsetzung, könnten und würden nun wohl noch enttäuschen.

In Summe finde ich diese Durchstechereien direkt aus dem EZB Direktorium ungeheuerlich. Und die Lecks zeigen, um wie viel es hier geht. Ich würde zu gerne wissen, wer das an Bloomberg durchgestochen hat und dann mal dessen Depots und Konten kontrollieren. Aber diese Macht habe ich nicht.

Schöne neue Welt!

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