Mr-Market Tops und Flops 2012

Liebe Mr-Market Community,

ich will mich nun zu einem Jahresrückblick auf die Tops und Flops dieses Blogs im Jahr 2012 hinreissen lassen. Es gehört ja zu den eher fragwürdigen Gepflogenheiten vieler die wirtschaftlich von Aktienempfehlungen leben, sich am Ende des Jahres selber zu loben ob der vermeintlich so perfekten Voraussagen. Ist ja auch verständlich, der Anschein guter Prognosen ist Grundlage des Geschäftsmodells.

Das funktioniert auch ganz gut, weil man dabei auf die Vergesslichkeit der Menschen setzen kann, denn wer macht sich die Mühe mal das Vergangene zu lesen und zu überprüfen, ob da die Welt mit dem Marketingpinsel nicht arg zu rosa gepinselt wurde ? Was ich grundsätzlich von der Prognoseindustrie halte, habe ich ja schon in meiner -> Anlagephilosophie <- deutlich gemacht.

Auch empririsch dürfte schnell klar sein, dass wir es hier eher mit einer rosa gefärbten Marketing-Veranstaltung zu tun haben. Denn wir haben ja auf der einen Seite die öffentlichen Fonds, deren Performance für jederman eindeutig nachzulesen ist. Die weit überwiegende Mehrheit dieser Fonds - durchweg geführt von Profis, denen weit bessere Daten- und Nachrichtenquellen zur Verfügung stehen als uns - schafft es nicht das relevante Marktsegment zu schlagen. Auf der anderen Seite haben wir die "Prognoseindustrie", die nach eigenen Angaben im Nachhinein natürlich immer ganz tolle Performance mit ihren "Empfehlungen" erzielt. Kann man ja auch leicht behaupten, weil es sowieso niemand überprüfen kann.

Beides könnte nur dann zusammen passen, wenn in den öffentlichen Fonds alle Idioten versammelt sind und in der "Prognoseindustrie" dagegen die ganz grossen Marktempathiker. Entscheiden Sie selber, ob das eine realistische Annahme ist. 😉

Ich möchte mich daher so weit das geht mal an einen einigermassen objektiven Jahresrückblick heran wagen. Ich bin durch die Titel aller meiner Artikel des Jahres 2012 durchgegangen und habe die heraus gepickt, in denen ich mich im Titel zu einer Aktie oder dem Markt mit deutlicher Tendenz geäussert habe. Um diesen Jahresrückblick nicht ausufern zu lassen, beschränke ich mich auf die Themen die mir einen eigenen, vollen Artikel wert waren und gehe über Teilanalysen innerhalb grösserer Artikel oder über die Livetips hinweg. Eine Berücksichtigung dieser Menge an Detail-Informationen würde den Rahmen sprengen.

Aber auch alleine mit dieser Selektion bekommt man ein ganz gutes Bild darüber, was im Nachhinein auf Mr-Market treffend war und was nicht. Ich habe daher jeden Fall in die Kategorie TOP oder FLOP eingeordnet, je nachdem ob die Aussagen des Artikels im nachhinein treffend waren oder nicht. Die Fälle im Graubereich die weder eindeutig in die eine oder andere Richtung ausschlugen, habe ich der Übersichtlichkeit wegen weggelassen. Und anhand der von mir genannten Daten, können Sie die alten Artikel aus dem Archiv ziehen und selber überprüfen, ob Sie meine Einschätzung teilen oder nicht. Insofern ist der folgende Rückblick wenigstens halbwegs objektiv.

Soweit der Vorrede, hier kommen die wesentlichen Tops und Flops dieses Blogs in 2012:

FLOP 16.01.12 "Cameco Weltmarktführer in Uran": Ich hatte Ihnen Cameco vorgestellt, verbunden mit der Erwartung, dass sich der Uranpreis in 2012 nachhaltig erholt. Auch wenn der Trade kurzfristig für ein paar Wochen gut funktioniert hat, hat sich die generelle Annahme als unzutreffend heraus gestellt. Der Kurs von Cameco war das ganze Jahr in einer Seitwärtsrange und dümpelt heute auf ähnlichem Niveau wie vor fast einem Jahr herum.

TOP 17.01.12 ff "Zur Taktik in Bullenmärkten": Einer der bedeutendsten Treffer diesen Jahres war es, die Tendenz der ersten drei Quartale frühzeitig und eindeutig zu erkennen, lange bevor die Mehrheit auf den Zug aufgesprungen ist. Nur mit dem 4. Quartal konnte ich nie so richtig "warm" werden, hier fehlte mir zuletzt die klare Tendenz. So habe ich schon am 17.01.12, mitten in der anhaltenden Depression nach dem 2011er Absturz, von einem Bullenmarkt gesprochen und Sie erinnern sich sicher an die zahllosen Artikel im ersten Quartal zum laufenden "Runaway Move", eine Sicht die in der breiten Presse erst sickerte, als die Bewegung im März schon wieder dem Ende zu ging.

TOP und FLOP 24.01.12 "Temenos - Chancen mit Bankensoftware": TOP war das insofern, als die Aktie kurz nach der Besprechung durch die Übernahmegespräche mit Misys zu einem gewaltigen Höhenflug ansetzte. Wer drin war und mit Stop absicherte, konnte schnelle und schöne Gewinne mitnehmen. FLOP insofern, als es danach nicht weiterging und die Aktie nach Scheitern der Fusion für den Rest des Jahres nicht mehr richtig ans Laufen kam.

TOP 26.01.12 "Kaufpanik oder das Reh im Scheinwerferlicht"und 01.02.02 "Zur Technik eines "Runaway Move": Weitere Beispiele für die klar erkannte Richtung des ersten Quartals. Weitere Zitate der zahllosen Artikel zum Thema übergehe ich im folgenden.

TOP 30.01.12 "Hecla Mining - Seriosität in Silber": Das ist ein Top mit Einschränkung. Das Timing war nicht ganz perfekt und es ging nach dem Artikel noch etwas weiter runter. Aber die Tendenz und grundlegende Sicht war richtig und ist es heute fast ein Jahr später immer noch.

TOP 02.02.12 "Vom Elend der Charttechnik und der Börsenkultur - Eine Wutrede": Hier habe ich mich mit spitzer Zunge über die vier Chartisten mokiert, die zum Frankfurter Gespräch beim Handelsblatt zusammen kamen. Meine Erwartung, dass die Aussagen der Herren eher Kontraindikatoren sein werden, hat sich in den folgenden 2 Monaten perfekt bewahrheitet. Auch 2013 freue ich mich schon wieder auf diesen recht zuverlässigen Kontraindikator. 😉

06.02.12 "Das Beste für Griechenland - ein Kommentar aus tiefstem Herzen": Tja, Top oder Flop ? Eigentlich bin ich immer noch dieser Ansicht und die seitdem vergangenen 10 Monate haben die Sicht auf Griechenland ja wiederholt bestätigt. Da die Politik den von mir gewünschten Weg aber nicht eingeschlagen hat, ist es müssig zu spekulieren ob das wirklich der bessere Weg gewesen wäre. Ich glaube es noch immer.

TOP 13.02.12 "Tesla Motors - die Zukunft des Automobils": Ein Top mit Einschränkung. Tesla setzte nach dem Artikel zu einer gewaltigen Rally an, die schnell 20% Plus brachte. Der Rest des Jahres war dann aber eher volatile Seitwärtsbewegung und aktuell steht Tesla einige Prozent höher als Anfang diesen Jahres.

TOP 14.02.12 "ThyssenKrupp - Vom Donnerhall zum Anlagenbauer": Die deutlich artikulierte sehr negative Sicht auf die Aktie und insbesondere auf die verantwortlichen Organe rund um Gerhard Cromme war mehr als treffend, wie der weitere Verlauf des Jahres ja nachhaltig bewiesen hat.

TOP 01.03.12 "Aixtron - ein Management im Blindflug": Während die diversen Medien noch der Hoffnung bei Aixtron das Wort redeten, habe ich mich in deutlichen Worten über ein Management mokiert, das öffentlich über Hoffnung für die zweite Jahreshälfte daherredet, gleichzeitig aber mit dem eigenen Geld nicht bereit ist auf das eigene Unternehmen zu setzen. Die weitere Entwicklung des Jahres hat dieser negativen Sicht mehr als Recht gegeben. Nun redet keiner mehr über Aixtron. Sollten jetzt Insiderkäufe kommen, dürfte das ein Einstiegssignal sein.

"05.03.12 "Salzgitter – Kaufgelegenheit ?": Auch wenn die grundlegende Erwartung bei Salzgitter sehr treffend war und eher unter die Kategorie "Top" fallen würde, war das folgende Kurs-Loch, obwohl prinzipiell antizipiert, dann doch tiefer als erwartet. Kurse unter 30€ konnte ich mir damals nicht vorstellen. Insofern keine eindeutige Bewertung für diesen Punkt.

FLOP 05.03.12 "China und die Rohstoffe": Auch wenn vieles in dem Artikel treffend war, hat sich die grundlegende Annahme, dass die Rohstoffnachfrage aus China wieder ans Laufen kommt doch als unzutreffend heraus gestellt. Mit den im Artikel genannten Aktien liess sich in 2012 kaum Geld verdienen und Rio Tinto notiert zum Beispiel aktuell wieder auf dem Niveau von Anfang März. Es spricht zwar viel dafür, dass sich das in den kommenden Monaten ändert, weil China endlich in Bewegung gerät. Für das letzte Jahr war das aber eindeutig ein Flop.

TOP 08.03.12 "Deutsche Bank - zerschlagt sie endlich !": Das Thema ist ja wohl aktueller denn je. Ich kann es nur wiederholen: zerschlagt sie endlich !!

TOP 27.03.12 "Vom Aufhören, wenn es am schönsten ist ...": Mit diesem Artikel habe ich mit perfektem Timing die Korrektur des zweiten Quartals ins Auge genommen, genau zu dem Zeitpunkt, als die bekannten Verdächtigen anfingen über DAX 8000 zu schwadronieren. Und hatte auch schon die Sommerrally im Auge. Lesen Sie doch einfach noch einmal. 🙂 Eine derartige Marktsicht war zu dem Zeitpunkt für mich woanders weit und breit nicht zu sehen. Erinnern Sie sich auch an die Umfrage am 28.03. ? Die Hälfte der Leser von Mr-Market wollte dieser Sicht auf das 2. Quartal auch nicht folgen, ein Quartal, in dem der DAX dann über 1000 Punkte gegenüber Ende März verlor.

TOP 30.03.12 "Warum ich Microsoft nun aus meinem Depot verbanne": Volltreffer. Der Artikel ist auch 9 Monate später unverändert gültig und auch das war eine Sicht, die man damals kaum irgendwo hören konnte. Seitdem ist Microsoft um 16% gefallen (32,4 -> 27) und die Verkäufe von Windows 8 sind genau so wie erwartet: schlecht. An so Themen sieht man dann doch, dass es einen Unterschied macht, wenn man sich in einem Segment sehr gut auskennt, was im Bereich Software bei mir durch berufliche Historie der Fall ist.

FLOP 17.04.12 "Daimler im Visier der Investmentbanken": Die von mir gesehenen Kaufoptionen bei den Investmentbanken hatten im Nachhinein keine Auswirkung. Keine Ahnung was damit passiert ist und wofür sie letztlich da waren. Die antizipierte Bewegung durch einen Einstieg eines Investors hat sich auf jeden Fall nicht realisiert, insofern klarer Flop.

TOP 09.05.12 "Bedeutende Wende bei den Goldminen": Am 16.05. - 5 Handelstage nach dem Artikel - markierte der GDX sein absolutes Tief bei 39,08 USD. Am 18.05. habe ich das unter der Überschrift "Gold und Goldminen bestätigen Wende !" noch einmal deutlich gemacht. Danach setzte der GDX langsam aber gewaltig zu einer Sommerrally an, die den GDX bis zum 21.09. auf 55,25 USD brachte, ein Anstieg von 41% in 4 Monaten, das darf man wohl Top nennen. 😉

TOP 12.06.12 "Kursziel 1400 im S&P500 ?": Mit einer technischen Betrachtung habe ich meine positive Sicht auf das dritte Quartal und die Sommerrally eingeläutet und am 15.06. mit "Cup&Handle im S&P500 kurz vor Aktivierung" verstärkt. Im Nachhinein war es tatsächlich so, dass der S&P500 sein absolutes Tief am 04.06. erreicht hatte. Diese Betrachtung, die auch schon DAX 7000 erwähnte während der DAX bei 6100 stand, war also sehr treffend.

29.06.12 "Ein historischer Tag - Das Ende Deutschlands, wie wir es kennen.": Top oder Flop ? Ich überlasse das Ihnen. Ich befürchte aber nach wie vor, dass ich völlig Recht hatte.

TOP 02.07.12 "US Kohlesektor - Monatelanger Abwärtstrend bald durchbrochen ?": Eher Top, aber nicht so eindeutig. Der Sektor definierte seinen absoluten Tiefpunkt am 26.07., insofern war die Annahme des Artikels grundlegend richtig. Seitdem ist der Sektor im Aufwärtstrend. Allerdings verläuft der Gegenanstieg bisher nicht so richtig überzeugend. Insofern ein verhaltenes Top.

FLOP 05.07.12 "Warum man die Porsche Aktie nun nicht mehr haben muss": Nach dem Artikel setzte der Kurs von Porsche zu einer massiven Rally an, insofern klarer Flop. Andererseits bin ich weiter von der inhaltlichen Sicht überzeugt, dass man in VW sein muss und nicht in Porsche, weil die Entwicklung des Porsche Kurses ein reines Lotteriespiel ist, auf das nur Herr Piech wirklich Einfluss hat. Als Aktionär sitzt man da sozusagen an einem gezinkten Kartentisch. Ich gebe mich nicht der Illusion hin zu durchdringen, was in der Porsche Bilanz alles passiert und nicht passiert. Und mit VW konnte man ja dann auch gutes Geld verdienen. Trotzdem, rein vom Kursverlauf her klarer Flop.

TOP 10.07.12 "Linde, SAP, ABB - drei substanzstarke Aktien, die ich nun für Buy&Hold interessant finde": Volltreffer. SAP seitdem 36% Plus. Linde 20% Plus. ABB 21% Plus. Und das alles in einem halben Jahr und ohne grosses Risiko bei sehr geringer Volatilität. Besser gehts kaum. Und ich halte alle drei Aktien auch für 2013 weiter für aussichtsreich.

TOP 18.07.12 "Wohin uns die Sommerrally führen könnte" und 19.07.12 "Dieser Bulle hat noch Kraft in den Lenden !": Eine im Nachhinein sehr treffende Sicht auf das 3. Quartal, inklusive der schon formulierten Erwartung der Herbststürme, die dann auch ab Ende September einsetzten.

TOP 31.07.12 "Aufbau eines Trades – Am Beispiel Silber": Zwischen dem Artikel und dem Hoch Ende September legte Silber eine 25% Rally hin.

TOP 08.08.12 "Goldminen – Erneut mit relativer Stärke gegenüber Gold": Nach dem Artikel legte der GDX innerhalb 6 Wochen eine 24% Rally hin.

TOP 28.08.12 "Chart der Woche – Hecla Mining": Nach dem Artikel legte HL innerhalb von nur 4 Wochen eine Rally von knapp 30% hin !

TOP 29.08.12 "Kurztipp – Kinross Gold": Nach dem Artikel legte Kinross innerhalb von nur 5 Wochen eine Rally von über 30% hin !

10.09.12 "Bijou Brigitte (522950) - Modeschmuck im Strudel der Eurokrise": Der mittelfristig angelegte Trade scheint zu funktionieren die Aktie steht nun über 10% höher als beim Artikel. Ein endgültiges Urteil will ich mir aber noch nicht erlauben.

FLOP 18.09.12 "Gold – Das für mich wahrscheinlichste Szenario der nächsten Wochen": Meine Leiden an Gold im 4. Quartal wurden hiermit eingeläutet. Und bis heute ist es so, dass ich auch im Nachhinein - auf Basis der damals vorhandenen Daten - an meiner Einschätzung keinen grundlegenden Fehler erkennen kann. Es ist trotzdem völlig anders gekommen und was mich am meisten irritiert ist, dass ich bis heute nicht verstehe warum. Insofern ist mein Edelmetall Trade des 4. Quartals für mich nach wie vor mein "Flop des Jahres !" Zwar habe ich dank gutem Risikomanagement da nur minimal Geld verloren, frustrierend waren die letzten 2 Monate aber schon.

21.09.12 "Marktanalyse - Wie wird das vierte Quartal für DAX, S&P500 und Co. ?": In dieser Marktanalyse scheinen die Schwierigkeiten des kommenden Quartals schon auf. Der Artikel ist auch Indikator dafür, dass ich mich im 4. Quartal nun schwerer tue den Markt "zu greifen".

FLOP 11.10.12 "Silber – Warum die Markttechnik nach einem bullischen Ausbruch riecht !": Auch hier setzt sich mein schlechter Edelmetall-Trade fort, der Kommentar zum 18.09.12 gilt auch hier. Da hat mich Mr. Market einmal kräftig an der Nase herum geführt.

TOP 14.10.12 "Marktupdate - DAX & Co.: Vom Weg des maximalen Schmerzes": Das war schon sehr prophetisch und die ersten zwei Phasen, inklusive des Tauchers unter 7000 im DAX, traten auch perfekt ein. Nur die ganz grosse Rally am Schluss über 8000 wurde uns verwehrt, ich bin aber recht sicher, ohne die Fiscal Cliff Verwirrung wäre die drin gewesen.

Mit Mitte Oktober will ich meinen Rückblick auch schliessen. Die weiteren Artikel sind in der Regel zu nahe an der Gegenwart um schon ein Urteil fällen zu können.

Abgesehen davon verschafft diese Liste auch so schon einen ganz treffenden Eindruck über das, was im Jahr 2012 auf Mr-Market.de gelaufen ist. Sicher musste ich vieles weglassen, insbesondere wichtige kleine Kommentare und Tips, um diesen Artikel nicht endgültig zu lang werden zu lassen. Trotzdem kann man nachvollziehbar sagen, dass das Jahr 2012 von vielen sehr guten Treffern geprägt war, die erhebliche Gewinne ermöglichten.

Insbesondere die in x Artikeln immer wieder konsistent thematisierte Marktsicht auf die grossen Entwicklungen der drei Quartale (Q1 bullisch, Q2 bärisch, Q3 bullisch), hat denen schöne Gewinne ermöglicht, die das verstanden haben. Dazwischen tummelten sich aber auch ein paar Flops, nobody is perfect. Würde mir jemand einen fehlerlosen Trackrecord präsentieren, würde ich es auch nicht glauben. Wir alle haben Fehleinschätzungen und niemand hat eine Kristallkugel. Der Unterschied ist, ob man daraus lernt und ob man in der Lage ist, die Risiken zu begrenzen.

Ich wünsche Ihnen allen einen guten Rutsch und uns weiter so viele Treffer in 2013 !

Ihr Hari

*** Bitte beachten Sie bei der Nutzung der Inhalte dieses Beitrages die -> Rechtlichen Hinweise <- ! ***

In eigener Sache – Ein Jahr Blog Mr-Market – Rückblick und Ausblick

Liebe Mr-Market Community,

fast ein Jahr ist nun vergangen, seit ich mit Mr-Market.de so richtig losgelegt habe. Und das Weihnachtsfest und der Jahreswechsel stehen vor der Tür. Grund genug einen Blick zurück zu werfen und Ihnen auch einen kleinen Ausblick auf 2013 zu geben.

Schauen wir doch einfach mal auf die nackten Zahlen, bisher gab es 2012 im Blog mr-market.de :

  • 352 neue Artikel, davon 20 Gastartikel von engagierten Lesern dieses Blogs. Viele der 352 Artikel waren so umfangreich, dass andere daraus 2 oder 3 einzelne Artikel gemacht hätten.
  • 3200 Kommentare, davon 980 von mir. Und Sie wissen, dass ich manchmal ausführliche Erklärungen/Antworten in die Kommentare schreibe, die eines Artikels würdig wären.
  • 850 Livetips, und das in nur einem halben Jahr, da ich erst im Juni mit dieser Form von Aktualität begonnen habe
  • Mindestens 500-1000 tägliche Leser. Mit dieser Zahl wird besonders gerne Schindluder getrieben, denn werbeorientierte Webseiten haben natürlich ein Interesse daran, die Zahl der Leser möglichst hoch erscheinen zu lassen. Das Problem ist nur, wie erkennt man ein und denselben Leser, der mehrmals täglich von verschiedenen Rechnern wieder kommt ? Gerne wird dann nach einer Karenzzeit von zb 1 Stunde erneut gezählt, was die Leserzahl künstlich aufbläht. Die Zahl 500-1000 beruht dagegen auf der härtest möglichen Zählmethode, eine IP-Adresse wird innerhalb 24 Stunden nur einmal gezählt, egal wie oft von dort aufgerufen wird. Wenn ein Haushalt mehrere Leser hat oder wenn mehrere Mitarbeiter ein und derselben Firma hier bei Mr-Market mitlesen, führt diese Methode dazu, dass eher zu wenig gezählt werden. Deswegen ist die Zahl 500-1000 eher konservativ und entspricht Werten von mehreren Tausend pro Tag, die von anderen Webseiten gerne kommuniziert werden.

  • Erste Preise (Smava, Comdirect) schon nach wenigen Monaten Betrieb.
  • Eine loyale Leserschaft im Sinne "Abonnenten". Das kann man gut daran erkennen, wie sich die Zugriffe entwickeln. Webseiten die von kurzfristigen Schlagzeilen leben und wenig innere Substanz haben, verzeichnen stark schwankende Klickzahlen, je nachdem ob man mal wieder einen "Aufreger" platzieren konnte oder nicht. Die Zugriffszahlen bei mr-market.de bewegen sich aber wie ein Uhrwerk nach oben und das im Rhythmus der Woche. Das spricht dafür, dass die Mehrzahl der Leser hier regelmässig als Teil des Tagesablaufs mitliest und das freut mich. Für "Vorbeiklicker" will ich auch nicht da sein.
  • Eine engagierte und kompetente Leserschaft. Wo sonst findet man, dass Leser schon im ersten Jahr des Blogs eigene Artikel verfassen ? Und wo findet man diese Qualität an Diskussion zum Thema Börse und Wirtschaft, wie wir es hier immer wieder schaffen ?

Alles in allem bin ich stolz auf das, was dieser Blog in nicht mal einem Jahr geworden ist. Und Sie können auch stolz sein, denn soweit Sie zu den aktiven Schreibern gehören, haben Sie an diesem Erfolg aktiv mitgewirkt.

Ich bin auch ganz selbstbewusst davon überzeugt, dass Mr-Market.de etwas Besonderes in der Presse/Internet-Landschaft im Bereich Börsen ist.

Denn wenn Sie sich umschauen, sehen Sie schnell, dass Sie mit Webseiten und Artikeln die Strasse pflastern können, die die Geschehnisse an den Börsen nur nacherzählen. Die Methode ist dabei immer gleich, man weiss ja, auf welche Aktien der normale Anleger schaut. Es sind Aktien wie Commerzbank, Aixtron, Solarworld etc. etc. an denen sich die fehlgeleitete Hoffnung von Otto Normalanleger auf schnellen Reichtum festmacht.

Wenn nun irgend etwas an der Börse bei diesen Werten passiert, spriessen die immer gleichen Artikel sofort aus dem Boden, die die Geschehnisse nacherzählen um dann mit einem Fragezeichen die Frage zu stellen, ob es so oder so weitergeht. Nur festlegen tun sich die Artikel nie, das wäre ja auch gefährlich und dazu müsste man eine kompetente Meinung haben. Man erreicht mit diesen Artikeln eine hohe Aufmerksamkeit und hohe Klickzahlen, weil sie die Bedürfnisse der Menschen in diesem Moment bedienen. Je marktschreierischer die Überschrift, desto höher die Aufmerksamkeit. Der inhaltliche Nutzwert geht aber bei dieser Art Artikel für mich gegen Null.

All das macht Mr-Market.de nicht, im Gegenteil. Dieser Blog legt Wert auf Inhalt und Substanz und nicht auf Schaueffekte. Und er legt Wert auf Leser, die gedanklich weit genug sind, den Wert und die Substanz zu sehen und sich von den Schaueffekten nicht mehr blenden zu lassen. Und dieser Blog versucht Ihnen zwischen all der Aktualität auch Hintergrundwissen zu den Märkten zu vermitteln, etwas was ich in dieser Konsequenz im deutschsprachigen Raum ebenso wenig gefunden habe, wie die kommentierte Aktualität, die mit den "Live Tips" Einzug gehalten hat.

Deshalb glaube ich voller Stolz, dass dieser Blog etwas Besonderes im deutschsprachigen Raum ist ! Und es macht mir Spass für Sie zu schreiben und mit Ihnen zu diskutieren und interagieren. Je mehr ich das Gefühl habe, dass ich Sie tatsächlich gedanklich voran bringe, desto motivierter bin ich, meine Energie in dieses Projekt zu stecken.

Wie geht es in 2013 weiter ?

Schon die reinen Zahlen oben sollten Ihnen klar machen, dass dieser Blog nun den Rahmen eines Hobbys "nebenher" verlassen hat. Immer mehr meiner Zeit wird dadurch gebunden und das hat auch Auswirkungen auf meine Trading-Aktivitäten. Bestimmte Trades die permanente Aufmerksamkeit erfordern kann ich nicht mehr machen, denn ich brauche Ruhe um nachzudenken und zu schreiben. Ich bewege mich daher zunehmend in Richtung der mittel- und langfristigen Trades, die mit meinen schreiberischen Aktivitäten zusammen passen. Das muss aber gar nicht schlimm sein, denn die Mehrzahl der Leser hier dürfte gerade an diesen mittel- und langfristigen Trades interessiert sein.

Und auch privat hat es natürlich Auswirkungen, es ist eben ein Unterschied ob man Abends um 18 Uhr Feierabend macht um sich der Familie und Freunden zu widmen, oder ob man um 22 Uhr noch Artikel schreibt und Fragen beantwortet. Frau und Kind sind auch nicht immer erfreut, wenn Papa sich nach dem Abendessen wieder an den Rechner setzt um zu schreiben und für seine Leser da zu sein.

Aber auch finanziell steigen die Kosten und die Risiken. Serverkosten, Softwarelizenzen und die Kosten technischer Dienstleister sind das eine, bedeutend werden nun auch rechtliche Themen und Risiken, Stichwort Abmahnung, aber auch ganz profane Themen wie Buchhaltung, Behördenkommunikation etc. Selbst mit der Bafin war ich schon in Kontakt. Abgesehen davon steigen auch die Opportunitätskosten, denn in der Zeit in der ich für Sie mit Aktualität da bin, kann ich nicht für mich selber Geld verdienen.

Alles in allem ist damit klar, dass Mr-Market.de nach dem ersten Jahr am Scheideweg steht, entweder die Aktivitäten zu professionalisieren oder wieder runterzufahren und zu begrenzen. Ich habe aber so viel Freude dabei für Sie zu schreiben ...und ich kann doch täglich sehen und lesen, wie ich viele von Ihnen auch in Sachen Börsenwissen und können weiter bringe ... dass ich das auf keinen Fall aufgeben will. Und so viele andere Orte gibt es in der deutschen Medienlandschaft ja nicht, an denen sich normale Anleger im deutschsprachigen Raum aufhalten können, die wirklich kompetentes und unabhängiges Wissen rund um die Börsen aufbauen wollen. Insofern fühle ich mich ein bischen auf einer "Mission", der Mission das Börsenwissen und die Börsenkultur in Deutschland zu erhöhen. Und ich bin nicht der Typ, der eine "Mission" vorzeitig abbricht, weil sie zu mühsam wird.

Meine Schlussfolgerung ist daher klar. Ich werde in 2013 eher mehr als weniger für Sie da sein. Und ich werde Mr-Market.de teilweise professionalisieren, so dass dann auch ein wirtschaftlicher Gegenwert für mein zeitliches und finanzielles Engagement entsteht.

Die ersten Schritte können Sie schon unter der Decke verfolgen. Inhaber der Website ist nun die "Seldon Digital GmbH", eine GmbH deren einziger Gesellschafter und Geschäftsführer ich bin und deren Sinn es ist, eine Plattform für wirtschaftliche Aktivitäten darzustellen, ebenso wie einen gewissen Haftungsschutz zu erzeugen.

Im Laufe des nächsten Jahres werde ich dann eine Trennung vollziehen, denn es gibt in meinen Augen drei Bereiche, in denen dieser Blog aussergewöhnlich ist:

  • Die Aktualität in Form der Marktupdates und der Live-Tips, die ich nächstes Jahr ausbauen will um Ihnen noch besser einen Blick auf das zu erlauben, was ich an den Börsen so mache und welche Trades ich eingehe und vor allem warum. Wenn Sie so wollen, erlaube ich Ihnen, mir ein kleines bisschen über die Schulter schauen.
  • Meine aktive Beantwortung von Fragen in den Kommentaren. Oft liefere ich Ihnen hier Grundsatzerläuterungen zu den Märkten, die Sie nirgendwo sonst finden würden, schon gar nicht als persönliche Antwort.
  • Die Artikel, die Ihnen anhand aktueller Szenarien grundlegende Techniken und Hintergrundwissen nahebringen. Diese Form von "interaktiver Schulung" am aktuellen Fall ist höchst selten und weit produktiver als "trockene" Lehrbücher.

Nach meiner Ansicht liegt in allen drei Themen ein hoher wirtschaftlicher Wert für die Leser. Als regelmässiger Leser wissen Sie selber, wie viele schon indirekt von meinen Kommentaren und Live-Tips profitiert haben - entweder in Form von Gewinnen oder in Form von vermiedenen Verlusten. Und letztlich ist das, was ich Ihnen in Kommentaren und Artikeln biete, durchaus eine Art "Mentoring" - ein Mentoring das versucht Ihnen Grundlagen und Zusammenhänge zu vermitteln und Sie so fit zu machen, alleine gegen Mr. Market bestehen zu können. Haben Sie eine Vorstellung davon, was professionelle Mentoren normalerweise kosten ?

Und genau deshalb werde ich diese drei Bereiche weiter ausbauen und gleichzeitig nur noch für die Leser zur Verfügung stellen, die den Wert auch erkennen und das dadurch ausdrücken, dass sie dafür zu zahlen bereit sind. Ich werde also wahrscheinlich in diesen Themen für deutlich weniger Leser da sein, für diese aber um so intensiver.

Der freie Blog bleibt erhalten und wird weiter geführt. Allerdings ohne die tägliche Aktualität der Live-Tips und ohne einen Hari, der sich in Kommentaren die Mühe macht auf jede Frage detailliert einzugehen und jeden Neuling aufs Neue an der Hand zu nehmen. Diesen Hari gibt es dann nur noch für den Kreis der zahlenden Leser. Und der freie Blog bleibt auch ohne die ganz besonders spannenden und aktuellen Artikel, die Ihnen beim täglichen Navigieren durch die Märkte helfen. Auch andere Artikel werden dort erst mit Zeitverzögerung erscheinen. Aktuelle Hinweise und meine konkreten Beobachtungen der Märkte, bleiben also alleine den zahlenden Lesern vorbehalten. Im freien Blog wird es dann auch mal in Maßen die eine oder andere Werbung geben, während die kostenpflichtigen Inhalte weiter ohne jegliche Werbung oder sonstige wirtschaftliche Interessen bleiben.

Was den "Preis" angeht, bleibe ich meinem altruistischen Prinzip treu, dass ich hier nicht versuche maximalen Ertrag heraus zu schlagen, sondern primär versuche zu helfen, in dem ich dem normalen Anleger einen Zugang zum Wissen eines Marktprofis ermögliche. Denn ich will Ihnen keine "heissen" Tips verkaufen, oder sie sonst zu irgend einer Handlung veranlassen, sondern ich will Ihnen dazu verhelfen sich selber helfen zu können und sich aus der Abhängigkeit von diversen "Gurus" zu lösen.

Ich werde mich daher bei der Gebühr für den kostenpflichtigen Teil von Mr-Market grob an dem orientieren, was die klassischen, wöchentlich erscheinenden Anlegerpostillen ihren Lesern auch monetär abverlangen. Die Logik dahinter ist ganz einfach: wer nicht sieht, dass er hier einen grösseren Wert bekommt, der ist hier sowieso falsch.

Und noch etwas werde ich tun. Damit die Gebühren in diesem niedrigen Bereich bleiben, werde ich auf Sie - meine loyalen Leser - setzen. Ich setze auf Ihr Engagement und Ihre Empfehlungen in Ihrem Umfeld. Und ich werde die besonders engagierten Leser dafür auch belohnen, wie es sich gehört. Die Punkteliste die Sie im Blog ganz rechts unten finden und die sich nicht nur aus Kommentaren, sondern auch aus Artikeln oder sonstiger aktiver Hilfe speist, steht dort nicht ohne Grund. Ich mache höchst selten etwas ohne Grund. 😉

Und wenn der Erfolg sich fortsetzt, kann ich mir über 2013 hinaus auch durchaus vorstellen, dass aus Ihrem Kreis dann auch Autoren erwachsen, die regelmässig für diesen Blog schreiben und damit auch einen kleinen Nebenverdienst erzielen - vom Spass sich der Welt mitzuteilen ganz abgesehen. 🙂

So weit so gut, der Artikel ist schon viel zu lang geworden. Ich hoffe ich konnte Ihnen einen Eindruck verschaffen wohin die Reise in 2013 geht. Der Community-Gedanke wird also ebenso wie die Aktualität ausgebaut. Aber erwarten Sie nicht, dass das alles am 02.01.13 startet, ich mache das alles (noch) alleine und obige Entwicklungen werden sich voraussichtlich im Laufe des Jahres einstellen, Schritt für Schritt. Bis dahin bleibt alles wie es ist.

Nun wünsche ich Ihnen ein paar geruhsame Feiertage. Auf Mr-Market.de wird es sicher bis ins neue Jahr auch etwas ruhiger werden. Ich werde aber an den beiden letzten vollen Handelstagen des Jahres am 27. und 28.12.12 präsent sein und mich sicher auch mal in Form eines Artikels melden. Die Live-Tips werden auch während der Feiertage gepflegt, wenn ich etwas Interessantes sehe, lasse ich Sie teilhaben. Und auf Kommentare reagiere ich sowieso immer zeitnah, auch am Heiligabend. 😉

Ihr Hari

*** Bitte beachten Sie bei der Nutzung der Inhalte dieses Beitrages die -> Rechtlichen Hinweise <- ! ***

Gurkenaktien des 4. Quartals 2012 – Zwischenstand 01.12.12 – Nokia, RIM, Facebook

Bis zum 03. Oktober haben wir -> hier <- gemeinsam die "Gurkenaktien" zum Jahresende definiert. Ziel war es, die Aktie zu finden, die zum Jahresende 2012 sicher im Minus stehen wird.

Nach zwei abgelaufenen Monaten ist es heute Zeit, den Zwischenstand anzuschauen. Hier das Ergebnis für den Zeitraum 03.10.12 bis 31.11.12 (jeweils Schlusskurse). Ich danke unserem Leser "Jacky" für die Aufbereitung der Daten:

Wir haben mit unserem "Gurkenportfolio" seit Oktober ein Minus von -4,3% erreicht. Gratulation !
Demgegenüber fielen die Indizes im Mittel nur um -0,6%. DAX 7322,08 -> 7405,50 = +1,1%, S&P500 1450,92 -> 1416,18 = -2,4%

Unsere Überperformance als "Shorties" setzt sich also fort. Der deutliche Vorsprung vor der Marktperformance ist um so bemerkenswerter, als im letzten Monaten drei der "Gurken" eine gewaltige Trendwende hingelegt und zu einer Rally mit erheblichen Gewinnen angesetzt haben.

Es handelt sich dabei um Nokia, Research in Motion (RIM) und Facebook, die nun alle weit über 20% im Plus stehen. Die erste Lehre dieses Monats ist damit auch offensichtlich. Wenn man einen Trade auf stark trendende Aktien fährt - wie hier auf die Abwärtstrends von Nokia, RIM und Facebook - dann ist ein Stop oberhalb der oberen Trendlinie unerlässlich. Denn wir wissen ja, Trends dauern lange und sind sehr mächtig. Und wir folgen einem Trend so lange wir können. Aber nur bis er bricht ! Dann muss man kompromisslos raus, denn wenn ein Trend bricht, ist die Gegenbewegung meistens sehr dynamisch.

Ich weiss, dass viele ein Problem mit Stops haben, weil sie schmerzhaft erleben, wie sie zu schnell in "Fake-Outs" ausgestoppt werden. Das ist auch richtig, insbesondere wenn man mit zu engen Stops agiert, die nur dazu dienen sollen Gewinne abzusichern. Man darf deswegen aber nicht das Kind mit dem Bade ausschütten. Denn wenn man starke technische Strukturen hat, wie eben eine langfristige Trendlinie oder zum Beispiel das Tief eines Swing-Lows, dann sind Stops unerlässlich, um nicht in massive Verluste zu rutschen.

Natürlich brauchen auch diese Stops Luft zum Atmen und dürfen nicht zu nahe an der entscheidenden Marke sein. Aber schauen Sie doch einfach auf diese drei Aktien. Wäre es nicht immer noch sehr sinnvoll gewesen, sich nach 5% ausstoppen zu lassen ? Und selbst wenn man vorher mal ein paar Prozent bei ein paar unglücklichen Stops verloren hat, einen derartigen Verlust von 20, 30 oder 40% zu vermeiden hätte sich immer noch gelohnt ! Und seien Sie mal ehrlich. Hätten Sie den Stop nicht gehabt, hätten Sie dann wirklich bei 5% auf "Verkaufen" der Short-Position gedrückt oder wären Sie nicht in fester Überzeugung des "Gurkenstatus" der Aktien einfach im Trade geblieben, in der Hoffnung das er wieder dreht ?

Soviel zum Thema "Stops", kommen wir damit zur der Lage bei Facebook, Nokia und RIM.

Wenn Sie mich jetzt fragen, was ich inhaltlich von dieser Trendwende bei den drei Aktien halte, muss man die Antwort nach dem Zeithorizont unterscheiden. Bei allen drei Aktien, vor allem aber bei Nokia und RIM, handelt es sich um eine Hoffnungsrally. Und diese kann durchaus nur ein "Dead Cat Bounce" sein.

Da aber die wirkliche Nagelprobe der Hoffnung bei Nokia frühestens im Januar (auf Basis realer Zahlen) und bei RIM noch später nach Launch des Blackberry 10 erfolgt, spricht viel dafür, dass die Hoffnung im Dezember weiter in die Höhe fliegt und es nun gar nicht mal unwahrscheinlich ist, dass alle drei Aktien bis Jahresende weiter deutlich zulegen. Und trotz schon 20-40% Gewinn sind inbesondere bei Nokia und RIM durchaus ähnliche Gewinne für den Dezember vorstellbar. Nicht sicher, aber vorstellbar !

Aber, betrachte ich die Aktien von einer fundamentalen und strategischen Sicht, besteht in meinen Augen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir hier nur einen temporären "Dead Cat Bounce" sehen. Die höchste Wahrscheinlichkeit in drei Jahren noch als selbstständiges Unternehmen auf dem Kurszettel zu stehen, hat in meinen Augen Facebook. Hier befindet sich der Markt einfach im Prozess den "richtigen" Wert für das neue Geschäftsmodell zu finden. Aber das mit dem Geschäftsmodell Geld zu verdienen ist und dort eine Menge Potential existiert, ist höchst wahrscheinlich.

Anders die Lage bei Nokia und RIM. Beide sind in meinen Augen strategisch gesehen "Tote Katzen".

Hohe Margen werden in diesem Geschäft nur gemacht, wenn man das komplette Ökosystem von Hardware, Software und Apps - inklusive der Vermarktungsketten - in der Hand behält. Das hat Apple bewiesen und hätte Apple nicht alles unter Kontrolle, wären die aktuellen gigantischen Margen völlig illusorisch.

Genau dieses Potential hat Nokia aber mit der Hinwendung zu Microsoft und Windows Mobile aus der Hand gegeben. Nokia ist damit nur noch ein besserer Hardwarehersteller und Systemdesigner. Die wahren Fäden hält Microsoft in der Hand und letztlich bestimmt damit auch Microsoft über die Margen und die Existenz von Nokia. Selbst wenn Nokia jetzt tolle Absatzzahlen liefert, wie wollte sich denn eine Nokia wehren, wenn Microsoft einfach die Lizenzgebühren für Windows Mobile nach oben schraubt ? Oder Nokia Geschäftsmöglichkeiten abschneidet, weil Microsoft bestimmte Dienste einfach ins Betriebssystem integriert ?

Auf dem Desktop hat Microsoft doch vorgemacht, wie man durch Integration ins Betriebssystem die ganzen Anbieter drum herum langsam aussaugt. Ich habe zum Beispiel keinen eigenen Virenscanner mehr, Security Essentials reicht völlig. Es gibt halt genügend HTCs und reine Hardwaredesigner können ausgetauscht werden, das zugrunde liegende Ökosystem rund um das Betriebssystem aber nicht so einfach. Ich persönlich kann im Moment nicht sehen, wo das Geschäftsmodell bei Nokia ist, mit dem langfristig attraktive Margen erwirtschaftet werden können.

Gleichzeitig hat die Marke und die Patente aber so viel Wert, dass ich damit rechne, dass Nokia früher oder später übernommen wird und damit defacto vom Kurszettel verschwindet. Das muss für die Aktionäre kein schlechter Deal sein, auf eine neue Zukunft Nokias auf eigenen Beinen würde ich aber nicht wetten wollen.

Bei RIM ist die Lage etwas anders, im Ergebnis aber nicht besser als bei Nokia. RIM hat das ganze Ökosystem rund um den Blackberry noch in der Hand, könnte sich also theoretisch wieder zu hohen Margen aufschwingen. Nur ist das realistisch ? Ich glaube nein, der Zug ist einfach abgefahren.

RIM hatte fast ein Monopol als "Manager-PDA" und konnte deswegen hohe Preise und damit hohe Margen erzielen. Noch vor ein paar Jahren war es doch so, dass es entweder buntes, blinkendes Spielzeug von Samsung und Co. gab oder seriöse Businessgeräte von RIM oder Nokia.

Alles vorbei. Auch die grossen Firmen gehen immer mehr von einer einheitlichen Ausrüstungspolitik weg und erlauben den Mitarbeiter sich ihre Smartphones selber zu wählen, solange ein paar Regeln eingehalten werden. Damit bekommen Moden und was "hip" ist, aber auch im Business-Segment höhere Bedeutung. Das Blackberry Prinzip ist einfach aus der Mode. Wie bei allen ehemaligen Trends gibt es noch eine Fangemeinde, die die Stange hält, das verlängert aber nur das Siechtum, das frische, der Marke zufliegende Blut fehlt. Jetzt hat es auch in der Vergangenheit durchaus mal Beispiele gegeben, wo das Revival einer Marke gelungen ist, insofern nichts ist unmöglich. Das sind aber seltene Ausnahmen, auf die ich nicht wetten wollte.

Wirkliche Zukunft kann eine RIM nur dann gewinnen, wenn sie einen neuen USP findet, der die Smartphone-Nutzer zum Blackberry treibt. Den sehe ich aber zumindest derzeit (noch) nicht und Moden die vergangen sind, kommen nicht so einfach wieder. "Yet another Smartphone" braucht die Welt auch nicht mehr.

Abgesehen davon hat RIM nun ein massives Skalenproblem. Nicht nur im Einkauf, sondern auch bei der Entwicklungskapazität sind die Mittel einfach zu gering, um mit den sich abzeichnenden vier "Gorillas" - Apple, Google/Motorola, Samsung, Microsoft - mithalten zu können. Selbst wenn das BB10 ein Erfolg wird, reicht ein einziger verhunzter Produktzyklus bei der Grösse und Finanzkraft die RIM nun hat, um der Firma den Todesstoss zu geben.

Das tolle Produkte auch nichts nützen, wenn der Zug mal abgefahren ist, kann man an Psion oder Palm bewundern. Erinnert sich jemand an diese tollen und sehr teuren Minicomputer ? Auch Psion hatte hohe Margen und eine zahlungskräftige Kundschaft. Auch Psion wurde durch Apple, Samsung und Co. des Geschäftsmodells beraubt und auch Psion hatte nicht die Grösse und Skaleneffekte um gegenzuhalten. Psion ist heute Teil von Motorola und die wiederum Teil von Google. Die grossen Fische fressen die kleinen.

Auch bei RIM haben aber Marke und Patente Wert und wie bei Nokia rechne ich daher eher mit einer Übernahme. Auch hier muss das für die Aktionäre kein schlechter Deal sein. An eine langfristige Zukunft auf eigenen Beinen glaube ich aber bei RIM eben so wenig wie bei Nokia. Diese Chance auf die eigene, selbstbestimmte Zukunft ist von den drei "Gurkenaktien" wohl bei Facebook am grössten.

Aber noch einmal, diese langfristig strategische Sicht hilft nicht bei der Frage, ob die Rally noch ein, zwei oder drei Monate weitergeht und ob eine Nokia oder RIM nicht noch einmal 20, 30, 40 oder sogar 50% Gewinn produzieren, bevor der "Dead Cat Bounce" dann zum Erliegen kommt oder alternativ ein Käufer auf den Plan tritt und die Aktie vom Kurszettel verschwindet.

Insbesondere bei RIM darf man nicht vergessen, dass der Aktienkurs praktisch ins "Nichts" geprügelt wurde. Es braucht also nicht viel um starke Kurs-Gewinne zu produzieren, ein bisschen Hoffnung und halbwegs brauchbare Umsätze mit dem Blackberry10 Smartphone reichen schon, um den völlig verprügelten Kurs nach oben schnellen zu lassen. Einer neuen Zukunft ist RIM damit aber nicht notwendigerweise näher gekommen, kurzfristige Gewinne für spekulative Anleger sind aber weiterhin möglich.

So weit meine persönliche Sicht auf diese drei "Gurkenaktien". Hier nun das Ergebnis im Detail:

1. A123 Systems (WKN: A0Q8FY) 0.28 USD -> 0.12 USD; gain: -57.1%
2. Solarworld (WKN: 510840) 1.4 € -> 0.99 €; gain: -29.3%
3. Magforce (WKN: A0HGQF) 2.8 € -> 2 €; gain: -28.6%
4. Vestas (WKN: 913769) 5.11 € -> 3.7 €; gain: -27.6%
5. Praktiker (WKN: A0F6MD) 1.56 € -> 1.19 €; gain: -23.7%
6. Sino AG (WKN: 576550) 2.76 € -> 2.11 €; gain: -23.6%
7. Peugeot (WKN: 852363) 6.14 € -> 4.77 €; gain: -22.3%
8. Gigaset (WKN: 515600) 1.22 € -> 0.95 €; gain: -22.1%
9. Wacker Chemie (WKN: WCH888) 48.87 € -> 41.86 €; gain: -14.3%
10. Intel (WKN: 855681) 22.55 USD -> 19.57 USD; gain: -13.2%
11. Hewlett-Packard (WKN: 851301) 14.91 USD -> 12.99 USD; gain: -12.9%
12. Microsoft (WKN: 870747) 29.86 USD -> 26.62 USD; gain: -10.9%
13. Thyssen-Krupp (WKN: 750000) 16.99 € -> 15.57 €; gain: -8.4%
14. Aixtron (WKN: A0WMPJ) 10.24 € -> 9.61 €; gain: -6.2%
15. McDonalds (WKN: 856958) 90.35 USD -> 87.04 USD; gain: -3.7%
16. Daimler (WKN: 710000) 38.06 € -> 37.98 €; gain: -0.2%
17. Wienerberger (WKN: 852894) 6.27 € -> 6.26 €; gain: -0.2%
18. Kontron (WKN: 605395) 3.46 € -> 3.52 €; gain: 1.7%
19. Alcatel-Lucent (WKN: 873102) 0.81 € -> 0.85 €; gain: 4.9%
20. Talanx AG (WKN: TLX100) 18.75 € -> 19.91 €; gain: 6.2%
21. Boeing (WKN: 850471) 69.86 USD -> 74.28 USD; gain: 6.3%
22. Salzgitter (WKN: 620200) 30.72 € -> 35.45 €; gain: 15.4%
23. Tesla Motors (WKN: A1CX3T) 29.3 USD -> 33.82 USD; gain: 15.4%
24. Sky (WKN: SKYD00) 3.25 € -> 3.82 €; gain: 17.5%
25. Infineon (WKN: 623100) 5.01 € -> 5.9 €; gain: 17.8%
26. Nokia (WKN: 870737) 2.05 € -> 2.57 €; gain: 25.4%
27. Facebook (WKN: A1JWVX) 21.83 USD -> 28 USD; gain: 28.3%
28. Research in Motion (WKN: 909607) 8.06 USD -> 11.6 USD; gain: 43.9%

* Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- und unsere Gedanken zur -> Fairness <- ! *

Gurkenaktien des 4. Quartals 2012 – Zwischenstand zum 01.11.12

Bis zum 03. Oktober haben wir -> hier <- gemeinsam die "Gurkenaktien" zum Jahresende definiert. Ziel war es, die Aktie zu finden, die zum Jahresende 2012 sicher im Minus stehen wird.

Heute ist es Zeit, uns nach einem Monat den Zwischenstand anzuschauen. Hier das Ergebnis für den Zeitraum 03.10.12 bis 31.10.12 (jeweils Schlusskurse):

Wir haben mit unserem "Gurkenportfolio" im Oktober ein Minus von -5,3% erreicht. Gratulation !
Demgegenüber fielen die Indizes im Mittel nur um -1,6%. DAX 7324,56 -> 7268,53 = -0,7%, S&P500 1450,92 -> 1412,72 = -2,6%

Wir haben den Markt also klar geschlagen und als "Shorties" einen guten Job gemacht. Schaut man darauf woran das lag, ist sehr leicht zu erkennen, dass das Herumreiten auf dem Prinzip der Trendfolge bei der letzten Übung nun scheinbar Früchte getragen hat. Es wurden sehr viele Aktien gemeldet, die schon vorher schlecht liefen und sich in etablierten Abwärtstrends befanden. Das positive Ergebnis der Trendfolge können wir nun beobachten. Passend dazu ist auch, dass die Aktie die im Sinne unserer Übung am "schlechtesten" lief - die also den grössten Gewinn produzierte - mit Salzgitter genau die Aktie ist, die Anfang Oktober schon klar ihren langen Abwärtstrend gebrochen hatte.

Nehmen wir also aus dem ersten Monat unserer Übung mit, dass billig aussehende Aktien in der Regel noch billiger werden. Oder etwas flapsiger: "besch...... Aktien bleiben besch...... Aktien" ! 😉

Hier nun das Ergebnis im Detail:

1. A123 Systems (WKN: A0Q8FY) 0.28 USD -> 0.14 USD; gain: -50.0%
2. Peugeot (WKN: 852363) 6.14 € -> 4.91 €; gain: -20.0%
3. Magforce (WKN: A0HGQF) 2.8 € -> 2.39 €; gain: -14.6%
4. Vestas (WKN: 913769) 5.11 € -> 4.39 €; gain: -14.1%
5. Gigaset (WKN: 515600) 1.22 € -> 1.07 €; gain: -12.3%
6. Wacker Chemie (WKN: WCH888) 48.87 € -> 43.58 €; gain: -10.8%
7. Wienerberger (WKN: 852894) 6.22 € -> 5.6 €; gain: -10.0%
8. Praktiker (WKN: A0F6MD) 1.56 € -> 1.44 €; gain: -7.6%
9. Hewlett-Packard (WKN: 851301) 14.91 USD -> 13.85 USD; gain: -7.1%
10. Daimler (WKN: 710000) 38.06 € -> 36.03 €; gain: -5.3%
11. Intel (WKN: 855681) 22.55 USD -> 21.63 USD; gain: -4.6%
12. Microsoft (WKN: 870747) 29.86 USD -> 28.54 USD; gain: -4.4%
13. Solarworld (WKN: 510840) 1.40 € -> 1.34 €; gain: -4.3%
14. Tesla Motors (WKN: A1CX3T) 29.30 USD -> 28.13 USD; gain: -4.0%
15. McDonalds (WKN: 856958) 90.35 USD -> 86.8 USD; gain: -3.9%
16. Facebook (WKN: A1JWVX) 21.83 USD -> 21.11 USD; gain: -3.3%
17. Sino AG (WKN: 576550) 2.76 € -> 2.71 €; gain: -1.8%
18. Research in Motion (WKN: 909607) 8.06 USD -> 7.93 USD; gain: -1.6%
19. Aixtron (WKN: A0WMPJ) 10.24 € -> 10.16 €; gain: -0.8%
20. Alcatel-Lucent (WKN: 873102) 0.81 € -> 0.81 €; gain: 0.0%
21. Boeing (WKN: 850471) 69.86 USD -> 70.44 USD; gain: 0.8%
22. Nokia (WKN: 870737) 2.05 € -> 2.07 €; gain: 1.0%
23. Thyssen-Krupp (WKN: 750000) 16.99 € -> 17.56 €; gain: 3.3%
24. Sky (WKN: SKYD00) 3.25 € -> 3.36 €; gain: 3.4%
25. Talanx AG (WKN: TLX100) 18.75 € -> 19.5 €; gain: 4.0%
26. Infineon (WKN: 623100) 5.01 € -> 5.25 €; gain: 4.8%
27. Kontron (WKN: 605395) 3.46 € -> 3.63 €; gain: 4.9%
28. Salzgitter (WKN: 620200) 30.72 € -> 33.38 €; gain: 8.6%

* Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- und unsere Gedanken zur -> Fairness <- ! *

Vom Irrsinn des IFRS – oder warum der Buchwert alleine kaum Aussagekraft mehr hat.

Heute möchte ich mit Ihnen mal wieder ein grundsätzliches Thema besprechen. Und zwar in Form eines persönlichen und höchst subjektiven Kommentars zum Thema IFRS.

Ausgelöst durch einen der zahllosen Artikel, in denen dem privaten Anleger mal wieder das KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) als einfaches Mittel angedient wurde um "Value-Aktien" nach Graham und Buffet zu finden, habe ich mich dazu despektierlich geäussert und den Versuch so ein Thema auf das KBV zu reduzieren als "Plattheit" gebranntmarkt.

In diesem Artikel möchte ich genauer erläutern was ich damit meine. Und warum Sie sich nach meiner Erfahrung keinen Gefallen damit tun, Ihre Anlageentscheidungen alleine nach solchen trivialen Kennziffern zu treffen. Wenn mir die Welt so stark vereinfacht dargeboten wird, ist für mich eher sofort die Frage, "warum" man mir das so darlegt und welche Interessen die Beteiligten haben könnten.

Noch vor 15 Jahren, war die Welt der Bilanzierung in Ordnung. In Deutschland galt das HGB, das die Tendenz hatte, in den Bilanzen stille Reserven - also eine Sicherheitsmarge - aufzubauen. Kaufte man damals ein anderes Unternehmen oder Rechte oder oder, wurde der Aufwand als "Kosten" verbucht oder aktiviert und das Wirtschaftsgut langsam abgeschrieben. Irgendwann war das Wirtschaftsgut in der Bilanz bei Null angekommen, hatte aber immer noch einen realen Gegenwert. Manchmal war dieser Gegenwert sogar gestiegen.

Diese stillen Reserven schlummerten unerkannt in den Bilanzen und wurden erst dann gehoben, wenn das Wirtschaftsgut zum Beispiel verkauft wurde, wenn es also durch einen Preis einen "Wert" bekam. Das war auch im Wesentlichen die Bilanz-Welt, in der Benjamin Graham (der diesem Blog seinen Namen gab und dessen Schüler Warren Buffet war) seine berühmte "Value-Strategie" entwickelte, wie in seinem Buch "The intelligent Investor" ausgeführt. Sicher waren die Bilanzierungsregeln auch damals in den USA anders als das HGB, aber auch in den US war die Bilanzierung damals viel mehr vom Sicherheitsgedanken geprägt als heute.

Dann begann aber der Siegeszug der IFRS (International Financial Reporting Standards). Eigentlich ein richtiger Gedanke, die Rechnungslegungsvorschriften weltweit zu vereinfachen und damit vergleichbar zu machen. Ich zitiere mal einen Satz aus dem WiWo Artikel zum "grossen Bilanz Bluff", den ich Ihnen unten verlinkt habe: "Die 15-köpfige Gruppe ist privat organisiert. Sponsoren der Gruppe sind nahezu alle wichtigen internationalen Konzerne, Banken und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Die Europäische Union winkt deren Beschlüsse regelmäßig durch und gibt sie weiter in die Hauptstädte von Berlin bis Rom, wo sie in nationales Recht umgewandelt werden."

Meine Lebenserfahrung gebietet anzunehmen, dass es die Interessen der genannten Spieler sind, die indirekt Einfluss auf die Bilanzierungsregeln nehmen. Und das selbst, wenn man den 15 Personen individuelle Untadeligkeit und das Bemühen um Unabhängigkeit attestiert, was ich hiermit gerne annehme. Denn jeder Mensch ist durch sein Arbeitsumfeld geprägt, auch wenn er sich persönlich um Unabhängigkeit bemüht. Lässt man Bilanzstandards von den genannten Gruppen erarbeiten, wird man andere bekommen, als wenn das Standardisierungsgremium zum Beispiel aus den Finanzchefs von Mittelständlern besteht. Bezeichnend für die deutsche Politik ist übrigens, dass sie dieses so entscheidende Thema aus meiner Sicht mal wieder völlig verschlafen hat.

Und die Interessen der grossen Spieler sind für mich naheliegend. Indem man stille Reserven hebt, in dem man die Bilanzen aufbläht, erzeugt man höhere Kurse an Börsen (= mehr Boni) weil die Kennziffern wie zB KBV besser aussehen, erhöht man das Volumen der Mandate, erzeugt neue Beratungsfelder für Banken und Wirtschaftsprüfer und gibt dem Management Spielraum, sich die Bilanz nach Gusto zu bauen. Es entspricht meiner Lebenserfahrung anzunehmen, dass diese Interessen auch in die Entscheidungsprozesse einfliessen.

Das Schlüsselprinzip das seit IFRS dabei eingesetzt wird und das es vorher nicht gab, ist dabei das "Fair Value Measurement“. Theoretisch ein richtiger Gedanke, statt das stille Reserven wie oben in den Bilanzen schlummern und diese defensiv aufgebaut sind, sollen alle Bilanzpositionen mit ihrem aktuellen "fairen Wert" bewertet werden. Das Problem ist nur, wer legt denn fest wenn es keinen echten Marktwert gibt, was die Regel ist ? Wer hat die Kompetenz zu entscheiden, ob eine Investition zB in eine innovative Technologie diesen oder jenen "fairen" Wert hat ? Womit wir beim massiven Spielraum sind der nun entstanden ist und der die modernen Bilanzen eher zu einem Pudding macht, den man verzweifelt versucht an die Wand zu nageln.

Es übersteigt den Umfang eines solchen Artikels, hier auf alle Aspekte einzugehen. Ich will Ihnen mit diesen Worten auch nur ein Problembewusstsein schaffen. Und dazu braucht es Beispiele.

Nehmen wir also mal beispielhaft Daimler und die Brennstoffzelle. Ich habe irgendwo mal gelesen, dass Daimler in das Thema schon mehr als 1 Milliarde Entwicklungskosten hinein gesteckt haben soll. Ich weiss nicht ob das stimmt und ich will vorausschicken, das ich keinerlei Ahnung habe wie Daimler das Thema bilanziert. Und ich will mit den folgenden Worten auch keine Behauptungen über die Bilanz bei Daimler aufstellen. Ich will Ihnen nur an einem Beispiel das jeder kennt ("Daimler" und "Brennstoffzelle") klar machen, was IFRS potentiell bedeutet.

Daimler hat also massive Investitionen in die Brennstoffzelle gesteckt, um in der Zukunft damit Geschäft zu machen. In der alten Welt des HGB wäre das ganz einfach gewesen. All die Investitionen in die Brennstoffzelle, all die Millionen an Entwicklerstunden, die gekauften Maschinen, Patente und Rechte, wären Kosten bzw aktivierbare Wirtschaftsgüter gewesen. Wirtschaftsgüter wie zb eine Testanlage wären bis auf Null abgeschrieben worden. Bilanziell wären also all diese Aktivitäten irgendwann nichts mehr "wert" gewesen, bis dann der Moment eintritt, an dem man mit der Brennstoffzelle Umsatz macht, Kunden gewinnt etc. So einfach, so defensiv, so konservativ.

Heute, im IFRS, darf man aber Entwicklungsaufwand aktivieren. Und muss den Wert dieser "virtuellen Wirtschaftsgüter" nicht zwingend auf Null abschreiben. Nein, man muss für die Bilanz bestimmen, was der "Fair Value" dieser Aktiva ist. Und bläht die Bilanz entsprechend auf, was bedeutet das KBV sieht optisch attraktiver aus. Nur wer entscheidet was die Investitionen in die Brennstoffzelle Wert sind ? Nach welchen Kriterien ?

Viel schlimmer, kann das überhaupt jemand kompetent entscheiden ? Ich behaupte ganz frech: NEIN ! Denn die entscheidende Frage wird sein, ob sich die Brennstoffzelle am Markt gegen die alternativen Antriebsformen durchsetzen kann. Und das hängt von unzähligen, auch politischen, Parametern ab und kann niemand vorher sehen. Und deshalb kann auch niemand seriös den "Fair Value" bestimmen.

Im Endeffekt masst sich IFRS damit ganz arrogant an, via Bilanz die Zukunft vorher sehen zu können. Klar, theoretisch soll es der aktuelle "Fair Value" der Gegenwart sein, nur ist der nicht zu bestimmen ohne Annahmen zur Zukunft zu machen. Das ist in meinen Augen die traurige Realität. Und Realität ist für mich auch, dass sich damit das Management der Konzerne nach meiner Erfahrung mehr oder weniger selber in die Bilanzen schreiben kann, was es will. Oder glauben Sie ein durchschnittlicher Wirtschaftsprüfer kann eine ernsthafte Diskussion mit dem Entwicklungsvorstand bestehen, welchen aktuellen Wert frische Innovationen in einem innovativen Spezialthema haben ? Sicher haben die Wirtschaftsprüfer "Krücken" zur Bewertung in ihrer Methodik, es sind und bleiben aber Krücken und am Ende entscheidet das Management.

Das ist nur ein Beispiel. Und um es noch einmal zu erwähnen, ich weiss nicht wie Daimler das real bilanziert, das ist nur ein theoretisches Gedankenszenario um einen Punkt klar zu machen. Und es ist auch keine Problematik von Daimler, sondern vor diesen Fragen stehen mit IFRS alle Unternehmen mit signifikanten Entwicklungsaufwendungen, egal aus welcher Branche. Aber von dieser Art "Bewertungen" nach "Fair Value" werden die Bilanzen der Konzerne seit IFRS bestimmt. Und es ist beileibe nicht nur das Thema aktivierter Entwicklungsleistungen um das es hier geht, weitere Stichworte sind der Goodwill bei Firmenkäufen, die Bilanzierung von Pensionsverpflichtungen usw. usw..

Warum wohl weist Microsoft plötzlich, von einer Sekunde auf die andere einen Quartalsverlust aus und schreibt 6 Milliarden auf eine Akquisition ab ? Womit die Bilanz um diese 6 Milliarden verkürzt wird. Hat sich die Welt in dieser Sekunde so verändert ? War die Bilanz vor 3 Monaten also richtig ? Lesen Sie -> hier <-. Und warum wundern sich Redakteure, das der Markt dabei nicht mal zuckt ? Ganz einfach, weil die Redakteure den (Un)Sinn des IFRS nicht verstehen und noch denken, Bilanzen hätten Aussagekraft. Big Money weiss es aber und zuckt deshalb nicht einmal über die Abschreibung. Die Profis im Markt wissen : "sowieso Bullshit" und kümmern sich um die bedeutenden Dinge.

Am schlimmsten sind in diesem Zusammenhang übrigens nicht die Bilanzen von IT Unternehmen, sondern die von Banken. Da hier fast keine "realen" Güter dahinter stehen, bestehen die Bilanzen aus Bewertungen, der Bewertungen, der Bewertungen, der Bewertungen. Natürlich alles "Fair Value". 😉 Erfahrene Bilanzspezialisten, die bei einem Industrieunternehmen durchaus noch sinnvolle Schlüsse aus der Bilanz ziehen können, streichen bei Bankbilanzen die Segel. Denn die wissen, das sie *nicht* wissen, eben gerade weil sie kompetent sind. Um so absurder wird es dann, wenn man im Web von Laien "fundamentale Analysen" zu Banken anhand der klassischen Bilanzkennziffern liest. Da kann man in meinen Augen auch gleich wie im Mittelalter das Gekröse eines Frosches untersuchen, das läst ähnlich kompetente Rückschlüsse zu. 😉 Bank-Bilanzen sind einfach eine "Black-Box", die selbst für Insider extrem schwer zu durchdringen sind.

Faktum ist, dass man aufgrund dieser durch IFRS aufgeblähten Unternehmensbilanzen die Kennziffern wie KBV gar nicht mehr mit der Vergangenheit vergleichen kann. Wer Ihnen also erzählt, dass das KBV des DAX im historischen Massstab billig sei, ist nicht ernst zu nehmen. Die Bilanzen sind nicht vergleichbar und keiner kann Ihnen genau sagen, wie aufgebläht sie nun im Vergleich zu den 90er Jahren sind.

Und dann lächeln Sie Personen von Magazinen an und und implizieren, dass Sie ja nur das KBV und die Dividende anschauen müssen, um sich wie Graham und Buffet zu fühlen. Wenn Geldanlage so einfach wäre, wären wir alle Multimillionäre. Komisch nur, dass wir es nicht sind. 😉

Sage ich damit, dass eine Kennziffer wie das KBV gar keine Aussagekraft mehr hat ? Nein, wenn man das Geschäft des Unternehmens versteht, wenn man die Substanz der wesentlichen Bilanzpositionen einschätzen kann und wenn man weiss, wie "aggressiv" das Management bilanziert, dann hat eine Bilanzanalyse immer noch gute Aussagekraft. Das ist das was ein Buffet macht und mehr. Machen Sie das ? Können Sie das ? Wenn nein, lassen Sie sich nicht von den grossen Vereinfachungen blenden.

So weit meine hoffentlich deutliche und zugegeben spitzzüngige Rede zum Thema. Wie gesagt, ich wollte damit nicht in die Details der Bilanzierung einsteigen, sondern Ihnen nur eine sehr grundsätzliche Problematik klar machen.

Im Folgenden habe ich daher für Sie noch zwei Links um das Thema zu vertiefen. Gerade den ersten Link "Der grosse Bilanz Bluff" möchte ich Ihnen dringend zum intensiven Studium empfehlen. Danach sind Sie hoffentlich kuriert und können nur noch bitter lachen, wenn Ihnen einer mal wieder etwas vom KBV als entscheidendem Kriterium erzählt und dafür dann noch der arme Warren Buffet ungefragt als Testimonial benutzt wird.

-> Der grosse Bilanz Bluff <-

-> DAX Pensionen teure Versprechen <-

Ich hoffe ich konnte Ihren Horizont ein wenig erweitern. Und ich bedauere, dass ich Ihnen keine "einfachen" Lösungen anbieten kann. Das muss ich anderen überlassen.

Ihr Hari

* Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- und unsere Gedanken zur -> Fairness <- ! *

Hochfrequenzhandel (HFT) – Deutsche Börse – Die Co-Location muss weg !

Heute möchte ich die Regulierung des Hochfrequenzhandels (High Frequency Trading HFT) noch einmal zum Thema eines persönlichen Kommentars machen.

Regelmässige Leser von Mr-Market.de wissen, dass ich schon mehrfach gegen HFT gewettert habe, weil in meinen Augen durch die Börsen das faire Spielfeld (level playing field) kaputt gemacht wird, auf dem jeder freie Markt zwingend basiert.

Damit es keine Missverständnisse gibt, muss ich auch noch einmal darauf hinweisen, dass HFT und Algos zwei völlig verschiedene Dinge sind. Ein Algorithmus (Algo) ist nichts weiter als eine programmierte Logik, mit der Computer kaufen und verkaufen, letztlich nicht anders als es auch Menschen könnten, wenn diese dafür genügend Disziplin hätten und so schnell rechnen könnten.

Solange Algos genau den gleichen Marktzugang haben wie Menschen, ist dagegen absolut nichts einzuwenden. Wenn jemand so smart ist, besonders kluge Algorithmen zu schreiben, soll er auch den Vorteil daraus einstreichen. Niemand hindert mich ja daran, selber einen Algorithmus zu schreiben, der für mich tradet. Würde man das anders sehen, könnte man auch gleich Intelligenztests für Menschen per Regulierung befehlen und den Intelligentesten unter uns den Marktzugang verbieten, weil diese ja auch einen Wettbewerbsvorteil haben.

HFT dagegen ist von ganz anderem Kaliber. HFT lebt von der Schnelligkeit und die ist wiederum nur durch die Co-Location möglich. Und HFT handelt gar nicht fair, sondern stellt millionenfache "Fake-Orders" in den Markt, die dazu dienen den Markt zu sondieren und aufgrund des Geschwindigkeitsvorteils wieder aus dem Markt genommen werden können, wenn ein Dritter ernsthaft darauf agieren will. HFT aber könnte ohne Co-Location gar nicht existieren. Und damit kommen wir zum wahren Übeltäter.

Denn Co-Location bedeutet, dass die Börsen wie zum Beispiel auch die Deutsche Börse, gegen (teures) Entgeld Server-Plätze direkt neben ihren Zentralrechnern vermieten. Damit gewähren sie bestimmten Marktteilnehmern einen Geschwindigkeitsvorteil, gegen den alle anderen keine Chance haben. Denn auch bei Ausbreitung der Signale mit Lichtgeschwindigkeit haben Kabellängen eine Bedeutung. Wer es nicht glaubt, kann sich -> hier <- eine der Pressemitteilungen der Deutschen Börse zur Co-Location anschauen. "Latenzsensitiv" heissen diese Kunden da, ein schöner Name für etwas, was für mich persönlich einfach zweifelhaftes Geschäftsgebahren ist. Denn ein Co-Location Kunde kennt eine Order schon, bevor sie jemand anders überhaupt sehen kann. Und ja, das Angebot der Deutschen Börse ist im juristischen Sinne bestimmt legal. Ob derartige Bevorzugung zum volkswirtschaftlichen Auftrag der Börsen als Handelsplatz passt, steht aber auf einem anderen Blatt !

Für mich persönlich - und wie ich weiss für viele andere professionelle Marktteilnehmer auch - steht das Prinzip der Co-Location in krassem Gegensatz zum Prinzip des "level playing fields". Letztlich ist das in meinen Augen moralisch auch nicht viel anders, als wenn DAX Unternehmen bei Bekanntgabe der Geschäftszahlen per Adhoc diese Daten zahlungskräftigen Kunden eine Minute vorher übersenden würden, womit diese dann an der Börse fast sicheren Reibach machen könnten. Bei Unternehmen wäre das Frontrunning und zu Recht strafbar ! Warum Börsen - deren volkswirtschaftliche Aufgabe es sein sollte einen fairen Marktplatz für Unternehmensbewertungen zur Verfügung zu stellen - etwas ähnliches in Form der Co-Location legal machen dürfen und das nicht strafbar ist, übersteigt meine Phantasie. Wenn irgendwo die Regulierung und Politik versagt, dann hier !

Ein freier Markt beruht darauf, dass alle Marktteilnehmer einen diskriminierungsfreien, gleichen Marktzugang haben. Nur dann kann ein Markt seine Funktion ausführen und dem besten, klügsten, wertigsten Angebot zum Erfolg verhelfen. Dieses Prinzip wird nach meiner Ansicht von Börsen mit der Co-Location aus Profitstreben ausgehebelt. Was legal ist, ist deswegen noch lange nicht legitim.

Jetzt hat unsere liebe Politik, egal ob Regierung oder Steinbrück, ja damit begonnen das Thema HFT in den Fokus zu nehmen. Und das ist überfällig, denn nach meiner Ansicht hat HFT keinerlei volkswirtschaftliche Bedeutung, ausser, dass es die Kassen und Kurse der Börsenanbieter füttert. Für die Volkswirtschaft gibt es dagegen nur ein gewaltiges Schadenspotential, siehe Flash-Crash. Nur wird von der Politik das Problem mal wieder nicht verstanden, sondern nach meiner Ansicht statt dessen sozusagen von hinten durchs Auge wieder eine unsinnige Überregulierung forciert. Dabei hat uns all die tolle Regulierung ja so wunderbar vor den Verwerfungen der letzten Jahre geschützt. Wer hier Sarkasmus findet, kann ihn behalten.

Wenn ich zum Beispiel davon lese, dass in einer zukünftigen Regulierung Algorithmen offen gelegt und "geprüft" werden sollen, kann ich darüber nur herzlich lachen. Wer soll das bitte schön tun ? Und welchen Sinn hat das ? Wenn ich persönlich an meinem PC also einen einfachen Algorithmus erstelle, der für mich mein Handelssystem bedient - ja das geht ! - soll das "geprüft" werden ? Etwa von einer Bafin Abteilung mit 5 Mitarbeitern ? Nach welchen Kriterien ? Wer sich so etwas ausdenkt, zeigt mir damit nur, dass er überhaupt nicht versteht womit er sich befasst.

Über solche Ideen kann ich nur sehr traurig lachen und die sind auch völlig am Thema vorbei. Selbst eine prinzipiell sinnvolle Mindesthaltedauer von zb einer Zehntelsekunde, die HFT Orders der Gefahr aussetzt auch wirklich ausgeführt zu werden, hätte ihre negativen Seiteneffekte. Dabei ist die perfekte Lösung doch so einfach:

Den Börsen muss Co-Location und ähnliche Angebote für gut zahlende Kunden verboten werden ! Alle Handlungen, die bestimmten Marktteilnehmern einen unfairen Vorteil verschaffen, müssen strafrechtlich belangt werden, ebenso wie heute schon Insider-Frontrunning bei Unternehmensveröffentlichungen !

In dem Moment, wo ein gleicher Marktzugang für alle wieder hergestellt ist, wird HFT wie vom Erdboben verschwunden sein. Denn ohne den durch die räumliche Nähe entstehenden Geschwindigkeitsvorteil, macht das Prinzip schlicht keinen Sinn mehr ! Ja, so einfach ist es !

Aber ich befürchte, diese Lösung - vielleicht noch verbunden mit einer kurzen Mindesthaltedauer der Order im System - ist viel zu einfach und kostet nichts. Deshalb wird sie nicht kommen. Statt dessen werden wir neue Behörden haben, die zu prüfen haben, was man gar nicht prüfen kann und das Kernproblem wird weiter im System schwären.

Frei nach dem Motto: "warum denn einfach, wenn es auch schwierig geht !"

O tempora o mores !

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Gastkommentar: Technisches Trading mit „The Trend is your friend“

Technisches Trading mit "The Trend is your friend" - Ein Gastkommentar von "Jacky"

Mit diesem Beitrag möchte ich zeigen, dass die Börsenregel "the trend is your friend" helfen kann Verluste einzugrenzen oder einen eventuell höheren Gewinn mitzunehmen, als man durch subjektives Trading erreichen kann (hier betrachteter Zeithorizont beträgt Tage bis einige Monate).

Bei der Beobachtung von Aktien überkommt viele Privatanlegern das Gefühl, dass einige Aktien, in die man investieren möchte, bereits seit einiger Zeit fallen und es gar nicht mehr tiefer gehen kann. Also investiert man. Und aller subjektiver Beurteilung zum trotz fällt sie weiter. Das gleiche gilt für Aktien in die man investiert ist: soll man sie verkaufen, da sie seit ein oder zwei Wochen fallen oder ununterbrochen angestiegen sind?

Es zeigt sich jedoch, dass Aufwärts- und Abwärtstrends viel länger anhalten können, als man dies antizipiert. Zu der Definition eines Trendanfangs/-ende: Als positive Trendwende bezeichne ich zwei aufeinanderfolgende Hochs, wobei das letztere Hoch höher ist UND zwei aufeinander folgende Tiefs wobei wiederum der letzte höher ist. Ein positiver Trend hält solange an, bis sowohl das neueste Hoch als auch das neueste Tief tiefer liegt, als die jeweils früheren, d.h. es entsteht eine negative Trendwende.

Mit dieser Definition kann man historische Daten analysieren. Der unten gezeigte Graph zeigt exemplarisch den S&P500 (Tageschart) seit 2011 wobei der farbliche Balken am unteren Bildende, den zu dem Zeitpunkt vorhandenen Trend darstellt (grün: Aufwärtstrend; rot: Abwärtstrend). Den Trend kann man einfach erhalten, in dem man die einzelnen aufeinander folgenden Hochs und Tiefs analysiert (hier via Matlab)

Die interessante Frage ist jetzt natürlich: wie lange hält ein Trend an? Dazu habe ich die Trends des S&P 500 seit 1990 analysiert und sehe, dass die durchschnittliche Trendlänge für einen positiven Trend 37 Börsentage ist (ca 7 Wochen) und für einen negativen Trend 22 Börsentage (ca 4 Wochen) ist. Der jetzige Trend läuft meiner Analyse zu Folge übrigens seit dem 15.Juni 2012 und der S&P500 Index hat seit dem 6.7% zugelegt. Man sieht ebenfalls, dass der S&P 500 sich gerade (wieder einmal) an einem aus Trendsicht wichtigem Punkt befindet: steigt er in der nahen Zukunft, ist der Trend intakt, ansonsten wird es ein neues Tief geben, was tiefer liegt als das letzte - was eine eventuelle Trendwende ankündigt.

Der folgende Graph zeigt seit 1990 alle Trends, die mein Programm im SP500 gefunden hat. Das schwarze Kreuz ist der Punkt, an dem wir uns gerade befinden (28.09.2012). Das dritte Subpanel beschreibt zudem den durchschnittlichen prozentualen Gewinn bei positiven Trends (grün) und den durchschnittlichen Verlust bei negativen Trends (rot) als Funktion der Trendlänge.

Hierbei erkennt man deutlich, dass Trends sehr kurz sein können (Bären/Bullenfallen), aber auch sehr lange andauern können (z.B. das gesamte zweite Halbjahr 2006). Um die Wichtigkeit der Börsenregel weiter zu verdeutlichen: hätte man am 01.01.2007 eine bestimmte Summe in den SP500 Index investiert, würde das Depot heute immer noch den gleichen Betrag besitzen (zwischenzeitlich weitaus weniger). Folgt man dem Trend und wäre nur während eines positiven Trends in dem SP500 investiert, hätte man heute mindestens 50% Gewinn (Annahme bei jedem Kauf und Verkauf je 0.2% Orderkosten).

Der Gewinn hängt davon ab wie gut man die Trends erkennt - vor allem wann ein Trend beginnt oder endet. Oft ist ein Tief plötzlich tiefer ist als das letzte und danach etabliert ein höheres Hoch den Trend wieder etc. Wie lange Trends anhalten hängt auch von den Aktien ab: sind sie volatil oder eher nicht? Der untere Graph zeigt für einen sehr passiven Trendanalysator die prozentuale Depotgrösse über die Zeit seit 2007 im Vergleich zu der Buy and hold Strategie für den SP500. Hätte man alle Trends richtig erkannt (was bei historischen Daten nachträglich natürlich möglich ist), würde man heute trotz Orderkosten ca 250% des Einstiegswert besitzen.

Noch eine technische Anmerkung: Es wurden keine Dividendenausschüttungen berücksichtigt, die Analyse erfolgt auf Basis der Tagesschlusskurse, in dem Tradingbeispiel seit 2007 ging ich von einem vollen Reinvest der zu handelnden Positionsgrösse aus (was natürlich nicht immer 100% möglich ist) und zudem konnte ich keine Buy/Sell spreads in die Analyse einfliessen lassen.

"The trend is your friend" sollte man also im Hinterkopf behalten. Zum Schluss möchte ich Ihnen noch die viel diskutierte Commerzbank Aktie zeigen und die Interpretation des Graphes Ihnen überlassen. Seit 1990 ist die durchschnittliche positive Trendlänge übrigens ca 4 Wochen, die durchschnittliche negative Trendlänge jedoch mit ca. 6 Wochen deutlich länger.

Viele Grüße,
Jacky

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Umfrage: Die „Gurkenaktie“ zum Jahresende 2012

Liebe Leser,

nachdem unsere Übung der "Mr-Market Community Sommer Aktien" so viel Spass gemacht hat und sehr lehrreich war, möchte ich mit Ihnen eine weit schwierigere Aufgabe angehen.

Ich bitte Sie, uns die Aktie (mit WKN) zu nennen, die zum 31.12.2012 *sicher* verlieren - also im Minus stehen - wird ! Die "Gurkenaktie" zum Jahresende 2012 also. Erneut zählt die Wahrscheinlichkeit eines Minus und nicht die Höhe des Minus ! Schluss der Umfrage ist Mittwoch 03.10.12 zum Handelsschluss. Diese Kurse werden dann als Grundlage genommen.

Letztlich ist diese Frage natürlich nur der Antipode zur letzten Übung. Wenn Sie darüber nachdenken, werden Sie aber schnell feststellen, dass die Beantwortung (subjektiv) weit schwieriger ist, als eine Gewinner-Aktie zu benennen. Ich bin deshalb gespannt, wer überhaupt den Mut hat, sich damit aus dem Fenster zu lehnen.

Dabei ist intellektuell doch eigentlich klar, dass es nur zwei Seiten der selben Medaille sind. Wer das eine kann, muss das andere zwingend genau so können. Warum also fühlt man sich sicher dabei, einen Gewinner zu benennen und zögert verunsichert beim Verlierer ? Das muss doch etwas mit Psychologie zu tun haben, oder ? Denken Sie mal darüber nach ! 😉

So und nun bitte ich die Mutigen unter Ihnen, um Nennung der Aktie, die am 31.12.2012 sicher im Minus steht - der ideale Short also sozusagen. Und ich bitte um eine kurze Zeile mit dem "warum" dieser Auswahl. 😉

Natürlich muss ich selber vorlegen und sinnvollerweise nehme ich die Aktie, bei der ich den Grund hier schon vor Monaten dargelegt habe, es ist Microsoft (WKN 870747). Den Grund hatte ich -> hier <- ausgeführt. Seitdem hat die Aktie schon ca. 10% verloren. Hinzu kommt nun, dass Microsoft gerade die 200-Tage-Linie nach unten durchschlagen hat. An dieser Stelle habe ich also den Dünkel mir einzubilden, klüger als der Markt zu sein.

Mal sehen ob Mr. Market mir auch mal wieder Demut einbläut, verdient habe ich es, man braucht immer mal wieder einen gesunden Schlag auf den Hinterkopf, um die gebotene Demut nicht zu verlieren. 😉

Jetzt sind Sie dran, ich bin gespannt. Die Liste entsteht hier im Thread wieder online mit jedem Kommentar.

Ihr Hari

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Hier die Liste der "Gurkenaktien" mit den entsprechenden Startkursen zum Ende des 03.10.12:

Microsoft (WKN 870747) 29,86 USD
Facebook (WKN A1JWVX) 21,83 USD
Kontron (WKN: 605395) 3,46 €
Sino AG (WKN: 576550) 2,76 €
Tesla Motors (WKN: A1CX3T) 29,3 USD
Praktiker (WKN: A0F6MD) 1,56 €
Infineon (WKN: 623100) 5,01 €
Boeing (WKN: 850471) 69,86 USD
McDonalds (WKN: 856958) 90,35 USD
Wacker Chemie (WKN: WCH888) 48,87 €
Vestas (WKN: 913769) 5,11 €
Research in Motion (WKN: 909607) 8,06 USD
Solarworld (WKN 510840) 1,40 €
Thyssen-Krupp (WKN 750000) 16,99 €
Gigaset (WKN 515600) 1,22 €
Aixtron (WKN A0WMPJ) 10,24 €
Nokia (WKN: 870737) 2,05 €
Hewlett-Packard (WKN: 851301) 14,91 USD
Sky (WKN: SKYD00) 3,25 €
A123 Systems (WKN: A0Q8FY) 0,28 USD
Magforce (WKN: A0HGQF) 2,8 €
Alcatel-Lucent (WKN: 873102) 0,81 €
Salzgitter (WKN: 620200) 30,72 €
Talanx AG (WKN:TLX100) 18,75 €
Peugeot (WKN: 852363) 6,14 €
Daimler (WKN 710000) 38,06 €
Intel (WKN 855681) 22,55 USD
Wienerberger (WKN: 852894) 6,22 €

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Mr-Market Community Sommer Aktien – Die Auswertung und die ersten Lehren !

Sie erinnern sich vielleicht, dass wir in einer -> Umfrage hier vom 13.07.12 <- nach Aktien gesucht haben, die mit Sicherheit 3 Monate später, am 30.09.12, einen höheren Kurs haben.

Gesucht war also nicht die beste Performance, sondern die grösste Wahrscheinlichkeit mit der Aktie Geld zu verdienen. Und wie Sie ja wissen, habe ich diese Umfrage mit einem Hintergedanken gemacht, weil ich daran ein paar Lehren bzw Weisheiten zum Markt knüpfen wollte.

Nun ist also Zeit erste Bilanz zu ziehen, ich danke unserem Leser "Jacky" für die Mühe, die Daten zusammen zu stellen:

Kurse der Mr-Market Community Aktien vom 28.09.12, sowie deren Veränderung seit dem 13.07.2012

1. Aareal Bank (WKN 540811): 13.25 € -> 15.96 €; gain: 20.5%
2. Deutsche Bank (WKN 514000): 25.6 € -> 30.83 €; gain: 20.4%
3. Barrick Gold (WKN 870450): 34.84 USD -> 41.81 USD; gain: 20%
4. BASF (WKN BASF11): 55.96 € -> 65.75 €; gain: 17.5%
5. SAP (WKN 716460): 48.9 € -> 55.24 €; gain: 13%
6. Commerzbank (WKN 803200): 1.24 € -> 1.39 €; gain: 12.1%
7. Apple (WKN 865985): 604.97 USD -> 669 USD; gain: 10.6%
8. Sanofi (WKN 920657): 60.56 € -> 66.65 €; gain: 10.1%
9. Sandridge Energy (WKN A0M1JP): 6.41 USD -> 6.98 USD; gain: 8.9%
10. Pfizer (WKN 852009): 22.81 USD -> 24.84 USD; gain: 8,9%
11. Total (WKN 850727): 36.03 € -> 38.6 €; gain: 7.1%
12. Deutsche Post> (WKN 555200): 14.34 € -> 15.21 €; gain: 6.1%
13. Andritz (WKN 632305): 41.6 € -> 43.62 €; gain: 4.9%
14. Berkshire Hathaway B (WKN A0YJQ2): 84.48 USD -> 88.32 USD; gain: 4.5%
15. Qiagen (WKN 901626): 13.74 € -> 14.32 €; gain: 4.2%
16. Kraft Foods (WKN 655910): 39.71 USD -> 41.33 USD; gain: 4.1%
17. Merck & Co. (WKN A0YD8Q): 43.47 USD -> 45.09 USD; gain: 3.7%
18. Volkswagen VZ. (WKN 766403): 137.1 € -> 142.2 €; gain: 3.7%
19. Daimler (WKN 710000): 36.4 € -> 37.72 €; gain: 3.6%
20. Biogen Idec (WKN 789617): 144.61 € -> 149.48 €; gain: 3.4%
21. Wells Fargo (WKN 857949): 33.91 USD -> 34.76 USD; gain: 2.5%
22. McDonald’s (WKN 856958): 92.29 USD -> 93.27 USD; gain: 1.1%
23. Gesco (WKN A1K020): 64.97 € -> 65 €; gain: 0%
24. 3D Systems (WKN 888346): 33.02 USD -> 32.95 USD; gain: -0.2%
25. Salzgitter (WKN 620200): 30.17 € -> 30.02 €; gain: -0.5%
26. Elringklinger (WKN 785602): 20.8 € -> 20.61 €; gain: -0.9%
27. Peabody Energy (WKN 675266): 22.51 USD -> 22.28 USD; gain: -1%
28. BMW (WKN 519000): 57.77 € -> 57 €; gain: -1.3%
29. Coca-Cola (WKN 850663): 38.64 USD -> 38.04 USD; gain: -1.6%
30. Dialog Semiconductor (WKN 927200): 15.57 € -> 15.17 €; gain: -2.6%
31. Royal Dutch Shell (WKN A0D94M): 28.05 € -> 26.9 €; gain: -4.1%
32. SGL Carbon (WKN 723520): 32.69 € -> 31.1 €; gain: -4.9%
33. Boeing (WKN 850471): 73.51 USD -> 69.75 USD; gain: -5.1%
34. Altria Group (WKN 200417): 35.62 USD -> 33.42 USD; gain: -6.2%
35. Tesla Motors (WKN A1CX3T): 34.25 USD -> 28.49 USD; gain: -16.8%

Durchschnittlicher Aktienanstieg des Portfolios: 4.2%

Vergleich mit den Indizes im gleichen Zeitraum:
1. Dax : 6557.1 points -> 7216.15 points; gain: 10.1%
2. S&P500 : 1356.78 points -> 1440.67 points; gain: 6.2%

Das Fazit lautet also, dass wir als "Team" in zweifacher Hinsicht das Ziel verfehlt haben - keine gute Performance, kann man da nur sagen !

Erstens haben die Indizes einen mittleren Anstieg von 8,2% von ganz alleine hingelegt. Unser Portfolio war gerade mal für 4,2% gut. Das ist unbefriedigend. Um es etwas überspitzt zu sagen: Hätten wir also unsere Finger aus dieser Aktiendiskussion gelassen und hätten uns mit einem Index ETF an den Strand gelegt, wären wir besser gefahren. 🙂

Natürlich gibt es dafür Gründe, es liegt daran, dass aufgrund der Aufgabenstellung des "sicheren" Gewinns, sehr viele klassische Value-Aktien wie Altria, Pfizer, Mc Donalds etc ausgewählt wurden. Nur leider waren die zum Zeitpunkt Anfang Juli teilweise schon (zu) weit gelaufen. Es zeigt, dass der Zeithorizont eine entscheidende Bedeutung hat. Wer seine Anlagen im Mittel alle 3 Monate umschichtet, tut sich also scheinbar keinen Gefallen zu viel über "Value" nachzugrübeln, der muss ganz andere Dinge verstehen. Das ist eine erste kleine, aber wichtige Lehre aus dieser Übung !

Zweitens haben wir auch bei der eigentlichen Aufgabe, Aktien zu finden die sicher steigen, das Ziel verfehlt. Denn in Anbetracht von Indizes die um 8% zulegen, ist eine Quote von 13/35 von Aktien die sogar im Minus stehen - also ca. 37% im Minus - eine ziemlich dürftige Performance.

So, das waren harte, aber zutreffende Worte. Als "Fondmanager" würde diese Community nun also von den Grossanlegern böse Briefe bekommen mit dem Tenor, bald das Kapital aus dem Fond abzuziehen, wenn wir im 4. Quartal nicht schnell besser werden. Das ist übrigens einer der Gründe für "Performance Anxiety" und "End of Quarter Window Dressing", nur diesmal von der anderen Seite des Tisches erlebt.

Eigentlich merkwürdig das Ergebnis, dabei war doch jeder von uns der Meinung, dass er nun besonders gut Aktien herauspicken kann ... oder etwa nicht ? 😉

Hier haben die ersten Leser in Kommentaren schon mit Demut auf das Ergebnis reagiert und das finde ich eine gute Selbstreflexion, denn diese Erkenntnis bringt uns weiter !

So viel zum Ergebnis. Nun zu eigentlichen Wertung und den beiden Lehren, die ich bei Aufsetzen dieser Übung damit transportieren wollte, meine verborgene Absicht sozusagen:

Lehre 1: Es ist *sehr* schwer den Index zu schlagen !

Diese Lehre wollte ich mit der Übung transportieren und ich denke die Botschaft ist angekommen.

Ganz konkret sollten Sie sich also wirklich die Frage stellen, ob es für Ihr Portfolio nicht besser wäre, sich auf Trendfolge bei Indizes (via ETF) zu beschränken. Dann folgen Sie dem DAX, vielleicht dem GDX und einem anderen Index und das wars dann.

Denn machen Sie sich nichts vor, Spekulation in einzelne Aktien verschafft nur dann einen Vorteil, wenn Sie für sich einen klaren "Edge" benennen können. Bedeutet, Sie sollten etwas über die Aktie verstehen oder verstehen zu glauben, was die Mehrheit nicht versteht. Ein Beispiel für einen Edge wäre die spezielle Sicht auf Windows 8, die ich bei Microsoft schon im Frühjahr hatte und zum Beispiel -> hier <- thematisiert habe.

Sie sollten aber nicht glauben, dass das Studium eines allgemeinen Artikels der von längst bekannten Dingen handelt, oder der Blick auf KGV, KBV, Dividendenrendite etc Ihnen irgend einen Edge verschafft. Trotzdem glauben viele, inspiriert von einem Artikel, dass sie nun ganz tolle Stockpicker seinen. Das Dumme ist nur, das ist alles schon im Kurs und daher wertlos. 😉

Mein persönliches Fazit ist daher: für private Anleger mit begrenzter Zeit macht die Anlage mit einzelnen Aktien nur selten Sinn. Dieser Anleger konzentriert Sie sich lieber auf die grossen Trends in breiten Segmenten und Indizes. Er folgt einfach dem grossen Geld. Das was "Big Money" tut, kann für ihn nicht schlecht sein. Das Stockpicking überlassen Sie besser denen, die dafür die Zeit und das Hintergrundwissen haben, sich einen echten Edge zu erarbeiten.

Lehre 2: The Trend ist your friend oder "besch...eidene Aktien bleiben besch...eidene Aktien" !

Auch diese Weisheit wollte ich Ihnen nahebringen, genau deswegen habe ich auch Apple ausgewählt, als die einfachste, bekannteste und am besten verstandene Aktie der Welt, mit perfektem positiven Trend. Sozusagen die Mutter aller Trendfolgen ;-). Diese Wette ist ja mit gut 10% Plus auch aufgegangen.

Leider (im Sinne des beabsichtigen Lerneffekts) hat mir dann aber das singuläre Event des "Draghi Puts" in die Suppe gespuckt, das einen "Game-Changer" darstellte. Nur deshalb sind auch die Bankaktien so weit oben. Denn wäre der Draghi-Put nicht gekommen, wären diese Aktien wohl erneut am Ende der Liste. Im Endeffekt sind ja auch die 12-20% Plus der Banken alles andere als berauschend, wenn man sich anschaut welche Mengen an Geld da letztlich zur Stabilisierung des Finanzsystems eingesetzt werden. Da muss es in meinen Augen eher heissen: trotz Multimilliarden zur Stützung der Finanzsystems und trotz ausgebombtem Kurs *nur* 12-20%.

Schauen wir aber auf Aktien, die nicht so massiv durch den Draghi-Put beeinflusst wurden, sondern die sich im Rahmen ihres Geschäfts "normal" bewegten, kann man schon erkennen, dass sich Trends länger fortsetzen als man denkt. Oder wer war sich sicher, dass eine Apple garantiert besser abschneidet als eine Salzgitter ? Oder eine SAP besser als eine Peabody Energy ? Das ist die Gegenüberstellung des Modells Trendfolge versus Turnaround-Wette.

Insofern ist meine Botschaft sichtbar, aber nicht so prägnant ins Auge springend, wie noch vor dem Dragh-Put: Man setze besser auf die erfolgreichen, vom Markt geliebten Aktien, als sich einzubilden, man könnte den Zeitpunkt eines Turnaround vorher sehen !

So weit zu meinen Absichten bei Auflage dieser Übung, die ich nur teilweise deutlich machen konnte. Im Ergebnis stecken aber sicher noch mehr Lehren in der Übung, ich setze nun auf Sie, dieser heraus zu arbeiten !

Zum Thema Trend wird es übrigens voraussichtlich Morgen früh einen schönen Gastkommentar unseres Leser "Jacky" geben, der auch empirisch unterstreicht, wie wichtig die Trendfolge für Erfolg ist !

So weit so schnell ein erstes Fazit. Jetzt hoffe ich auf Ihre rege Diskussion und lade Sie ein, auch andere Aspekte dieser Übung ins Rampenlicht zu bringen.

Ich hoffe es hat Spass gemacht ! Heute folgt noch eine Einladung zu einer noch schwierigeren Aufgabe zum Jahresende. 😉

Wir lesen uns bald ! Ihr Hari !

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Marktupdate – 28.09.12 – Von DAX und Gold – Die wichtigen Lehren des Marktes

09:00 Uhr

Heute möchte ich ein paar Lehren aus dem gestrigen Tag ziehen. Sie haben den gestrigen, sehr spannenden Tag ja anhand meines Artikels und der "Live Tips" gut Schritt für Schritt nachvollziehen können. Und Sie bemerken sicher auch, dass ich einer der ganz Wenigen bin, die schon "vorher" mit einer Tendenz den Kopf heraus strecken, statt hinterher klug daher zu reden - was jeder kann.

Welche Schlüsse sollte man in meinen Augen aus dem gestrigen Tag ziehen ?

Markttechnik funktioniert !

Sie haben ja meine Prognose gestern gesehen und ich habe ja auch wieder die Skepsis bei vielen von Ihnen gespürt, weil ich damit gegen die "gefühlte" Situation stand. Auch in anderen Blogs war eher Verzweiflung ob der plötzlich schlechten Nachrichtenlage zu spüren. Verzweiflung und Ärger, die einem den Blick für die Chancen verstellt. Denn diese Emotionen sind immer prozyklisch und damit schon in den Kursen enthalten. Diese Emotionen sind der grösste Feind auf dem Weg zum Erfolg !

Aber wie vorhergesagt kam dann die Wende. Und sie kam genau aus den vorhergesagten Gründen und genau zum erwarteten Zeitpunkt. Schlechte Nachrichten wurde positiv gewertet, nicht weil sie positiver wurden, sondern weil der Markt nach Tagen der Schwäche nun positiv denken wollte. Und das konnte man an der Art wie der Markt auf die 14.30 Uhr Daten reagierte schon ablesen.

Wenn ich gestern also wieder auf den Punkt den Ablauf des Tages antizipierte habe, dann lag das nicht daran, dass ich eine Glaskugel habe. Es lag daran, dass ich rational die Fakten der Markttechnik zur Leitlinie meines Handelns gemacht habe, statt mich von Emotionen treiben zu lassen.

Nachrichten beeinflussen Kurse zwar, sie machen sie aber nicht. Ein Unterschied, den man unbedingt begreifen muss. Wer glaubt in die Richtung der Nachrichten traden zu können, wird ganz schnell arm werden. Denn Mr. Market antizipiert Nachrichten schon im Vorfeld. Was also zählt, ist nicht die Nachricht, sondern die schon eingepreisten Erwartungen im Angesicht der Nachricht.

Bauernregeln funktionieren !

Sie erinnern sich daran, dass ich an dem Reversal von Gold und Öl vorgestern Abend ein folgendes Reversal des Aktienmarktes festmachte ? Genau so ist es gekommen, ziemlich genau 24 Stunden nachdem Gold und Öl ihre Tiefststände sahen.

Der Vorlauf dieser beiden Assets bei Wenden im Markt ist eine klassische Bauernregel, empirisch aus Erfahrung bewiesen, aber nicht rational begründbar. Aber man tut gut daran, solche Regeln zu beachten - ganz pragmatisch so lange, bis sie nicht mehr funktionieren.

Übrigens: zu erkennen, dass beispielhaft Gold vorgestern eine bedeutende Wende hinlegte, ist keineswegs eine Geheimwissenschaft. Das hätten Sie problemlos auch gekonnt und massiv davon profitieren können. Schauen Sie mit mir doch mal auf das 30 Minuten Chart von Gold (XAUUSD):

Am späten Abend des 26.09.12, also vorgestern, habe ich meine beim "Swing High" vom 24.09. taktisch aufgelösten Positionen wieder gekauft und sogar noch oben drauf gelegt. Sie erinnern sich sicher an -> den <- Artikel vom 24.09.12.

Und jetzt frage ich Sie, wer sieht jetzt die Wende bei Gold ? Eben: nun wohl alle. 😉 Worauf sich die Frage anschliesst, warum Sie das nicht schon vorgestern Abend oder spätestens gestern Morgen gesehen haben und eingestiegen sind ? Möglicherweise weil Sie nicht so genau hingeschaut haben, sich aber statt dessen mit ihren Gefühlen, ihrer Angst und ihrer Gier, beschäftigt haben. Woraus sich wieder die Lehre ableitet, die ich hier gebetsmühlenartig mehrfach die Woche herunter leiere: Folgen Sie dem Markt !

Ich weiss, ich höre mich jetzt hier wie ein Oberlehrer an und die mag keiner mit ihrer Rechthaberei. Aber ich betreibe diesen Blog um Ihnen zu mehr Erfolg am Markt zu verhelfen. Und wenn Sie nicht aufhören zu raten und sich vom allgemeinen Sentiment prozyklisch beeinflussen zu lassen, wenn Sie nicht anfangen einfach dem Markt und seinen Signalen zu folgen, wird das nichts werden mit ihrem Erfolg ! Hier Süssholz zu raspeln, macht ihr Depot nicht dicker !

Topping Prozess oder Anlauf zu neuen Höchstständen ?

Keine Ahnung, beides ist möglich und man sollte gedanklich offen sein. Ich habe aus grundsätzlichen Überlegungen eine Tendenz für ein gutes 4. Quartal und einen Lauf zu neuen Höchstständen. Das ist aber definitiv keine Prognose, sondern nur die Wertung der Wahrscheinlichkeiten der mir im Moment vorliegenden Fakten. Und Fakten können sich ändern.

Es wird für mich wichtig sein zu sehen, wie der Markt auf die bald anstehende Quartalssaison reagiert um den Blick aufs Jahresende schärfer einstellen zu können. Eine gewisse Schwäche Mitte Oktober (im DAX durchaus bis knapp unter 7000) würde mich weder überraschen, noch meine grundlegende Sicht deswegen in Frage stellen.

Ist Gold und Silber schon zu weit gelaufen ?

Das könnte man meinen, wenn man die Gewinne sieht, die sich seit Juli kummuliert haben. Hier habe ich aber aufgrund diverser Analysen eher die gegenteilige Meinung. In meinen Augen war gestern Tag 1 eines neues Zyklus, der durch die seichte Korrektur mit dem folgenden "Swing-Low" von vorgestern seinen Abschluss fand.

Nun könnten uns möglicherweise mehrere Wochen starken Momentums im Sektor bevorstehen. Ein "heisser Herbst" sozusagen, was die Edelmetalle angeht. Ich bin seit vorgestern Abend im Sektor wieder massiv investiert und bin insbesondere bei 51 USD wieder massiv in den GDX gesprungen. Nun werde ich die Gewinne laufen lassen. Um das sicher zu stellen, werde ich die Stops weit entfernt lassen, selbst auf die Gefahr hin, dass ich am Ende einen guten Teil der Gewinne wieder verliere. Aber im Sektor erscheint mir das Risiko, einen massiven "Runaway-Move" zu verpassen nun höher. Und Sie wissen ja, Gewinne sollte man laufen lassen, nur Verluste müssen begrenzt werden !

Und jetzt geniessen Sie mit mir das Ende eines sehr guten Quartals. Anfang kommender Woche reviewen wir dann unsere Anfang Juli ausgewählten "Sommer Aktien". @ "Jacky", es wäre toll, wenn Du uns nach Handelsschluss mit den Daten zum Ende September versorgen könntest.

Nächste Woche werde ich dann auch noch etwas intensiver in das 4. Quartal hinein schauen. Ich wünsche einen erfolgreichen Tag !

Ihr Hari

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