Das Buchhalter-Problem bei der Marktbetrachtung

Ich hoffe, der Berufsstand der Buchhalter wird mir verzeihen, ich hätte es auch das "Ingenieurs-Problem" nennen können, denn ich will zu den Gedankenstrukturen schreiben, die die Welt - und die Börsen - gerne in "Wahr" und "Falsch", in "Korrekt" und "Inkorrekt" aufteilen wollen, die aber für den Umgang mit den Märkten leider völlig ungeeignet sind.

Wir nennen diesen Typus im Forum immer wieder den "Gründler", oder hier eben "Buchhalter". Denn in diesen Denkstrukturen muss eine Sache eindeutig die eine *oder* die andere sein, ein Saldo muss aufgehen, eine Frage muss eine eindeutige Antwort haben und der Meßwert einer Maschine kann präzise ermittelt werden.

Dass ein Sachverhalt aber Mehreres gleichzeitig und Nichts ganz eindeutig ist, ist für solche Denkstrukturen ein Horror. 😉

Und nun schauen wir mal auf den Leitindex S&P500 im Weekly am Mittwoch 19.04.23, können wir hier eine eindeutige Antwort finden, wohin diese Chartstrukturen weisen?

Natürlich nicht, es ist ein "entweder-oder", ein "sowohl-als-auch" aber eben nicht ohne Tendenzen. Nur sind Tendenzen eben keine Gewissheiten.

Die Reaktion von Otto Normalanleger bei solcher Indifferenz lautet dann: "Alles Kaffeesatzleserei. Man kann in der Charttechnik mit der gleichen Struktur das Eine, wie das Andere argumentieren."

Stimmt! Das ist tatsächlich wahr! Aber das Eine und das Andere haben *nicht* die gleiche Eintrittswahrscheinlichkeit, das ist der Punkt solcher Strukturen und ihrer Analyse! Es geht immer um *Wahrscheinlichkeiten*, etwas was den "Buchhalter" wahnsinnig macht, weil der Saldo muss unbedingt eindeutig aufgehen. 😛

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Vor 5 Jahren und in 5 Jahren

Mr-Market gibt es seit nun 12 Jahren und im freien Bereich und selbst in der Grundlagensektion haben sich Massen an Content angesammelt, der teilweise hochaktuell, weil universell gültig ist.

Schauen sie doch einfach nur mal in -> diese Liste <- der Grundlagenartikel des freien Bereiches.

Gerade jetzt, kurz vor den Osterferien, sind wir wieder in einer typischen Situation, über die ich vor 5 Jahren in folgendem Artikel geschrieben habe:

-> Vom Dabeibleiben und der Angst in uns <-

Denn der Markt hat alle Einschläge der letzten Wochen ganz wunderbar abgeschüttelt und scheint hoch zu wollen, gleichzeitig ergiesst sich aber (mal wieder) ein mediales Crescendo an "Warnungen" und bärischen Weissagungen über uns und verunsichert die armen Anlegerseelen.

Als arme Anlegerseele kann man da schon Sorgen bekommen, wenn Aktienstrategen wie Marko Kolanovic von JP Morgan oder Mike Wilson von Morgan Stanley vor einer schweren Rezession warnen und behaupten, dass das erste Quartal den Hochpunkt des Marktes in 2023 markiert oder die Gewinnerwartungen der Unternehmen viel zu hoch seien.

Da kann man sich als arme Anlegerseele vor unglaublich viel sorgen, bärische Weissagungen hören sich auch immer besonders "intelligent" an, der Verweis darauf, dass die Märke im Mittel steigen, hat dagegen eher einen naiven Klang.

Sorgen machen, kann man sich aktuell zum Beispiel wie folgt:

  • Was wenn jetzt doch eine scharfe Rezesson kommt und die Gewinnerwartungen viel zu hoch sind?
  • Was wenn die Inflation wieder steigt und das Narrative der fallenden Inflation sich als falsch herausstellt?
  • Was wenn die Bankenkrise weiter eskaliert und in ein paar Wochen eine weitere US-Bank aus den Top-20 kippt?
  • Was wenn sich der Krieg in der Ukraine doch ausweitet und die NATO direkt involviert wird?
  • Was wenn die FED doch überzieht und hilflos einer Stagflation gegenüber steht?

Und jetzt komme ich daher, wische das alles weg und sage: Schmarrn! Damit meine ich nicht, dass der bärische Pfad unmöglich ist, sondern nur, dass es nichts bringt, sich von einzelnen Risiken verrückt machen zu lassen, der Markt ist immer die Synthese unterschiedlichster Strömungen und nie das Ergebnis nur eines Faktors!

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Vertrauen – die Grundlage unseres Geld- und Bankensystems

Mit dem Einschlag, der am Donnerstag 09.03.23 vor einer Woche den Finanzmarkt traf, war die Anlagewelt plötzlich eine Andere.

Projektionen waren ungültig, Erwartungen änderten sich, Aktien drehten nach unten und Anleihenrenditen drehten 180 Grad auf dem Fuss. Und die FED dürfte dadurch gezwungen werden, ihren aggressiven Zinsteigerungspfad zu verlassen, zumindest aber deutlich abzuflachen, das kann man als sicher betrachten. Der Markt nimmt es bei den Renditen schon vorweg:

Was war passiert? Die Silicon Valley Bank (SVIB) rutschte in die Pleite. Eine Pleite, die vermutlich vermeidbar war und erheblichen Kollateralschaden beim Vertrauen in das Bankensystem ausgelöst hat.

An vielen Stellen wurden dann dieser Tage reflexartig wieder die Argumentationen der Nach-Lehman-Zeit aufgewärmt, dass da "verantwortungslos gezockt" wurde und dass es an Regulierung fehlte und so weiter und so fort.

Was ich ihnen in diesem Artikel zeigen will ist, dass das zwar nicht ganz falsch ist, aber am Kern vorbeigeht, denn es geht hier vor allem um *Vertrauen* und nicht um Regulierung.

Und was ich ihnen in diesem Artikel zeigen will ist genau genommen ein "Geheimnis", das die Mehrheit der Bürger besser gar nicht verstehen sollte. Denn die müssen weiter an die Zuverlässigkeit von Regulierung und Kernkapitalquoten und dergleichen glauben und dass die Aufsicht schon dafür sorgen wird, dass immer alles gut wird. Denn es ist wichtig für das Finanzsystem, dass dieses Vertrauen vorhanden ist!

Aber es ist auch kein Problem das "Geheimnis" hier mit ihnen zu teilen, weil das hier sowieso nur vergleichsweise Wenige lesen werden, dieser Text ist sozusagen "nicht systemrelevant". 😛

Kommen wir zunächst zur SVIB

Wenn Laien von einer Pleite hören, denken sie zunächst an Zahlungsfähigkeit (Solvency) und potentielles Missmanagement. Das ist auch nicht falsch, aber nicht die ganze Wahrheit und auch im Falle SVIB nicht die wahre Geschichte.

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An der Börse nichts Neues

Wenn man - wie ich - sich schon über 30 Jahre mit der Börse befasst und über 10 Jahre aktiv darüber schreibt, erlebt man immer wieder fasziniert, wie jeden Tag jemand Neues aufsteht, der sich wieder auf die Suche nach dem "Heiligen Gral" der Geldanlage macht und nach relativ kurzer Zeit glaubt, diesen gefunden zu haben.

Dann wird laut dafür bei Twitter geklappert, immerhin wurde da ja wahlweise ein Jesse Livermore, Benjamin Graham, Peter Lynch oder André Kostolany wiedergeboren, die Follower steigen, der Glaube nun die "Wahrheit" und den "heiligen Gral der Geldanlage" gefunden zu haben steigt, aber Jahre später wird es ganz still, weil die vermeintliche Wundermethode sich in der Realität nicht bewährt. Natürlich nicht.

Der Grund für diesen ermüdenden, immer gleichen Zyklus ist, dass es erstens diesen "heiligen Gral der Geldanlage" nicht gibt, es gibt keine "sichere Methode" für große Gewinne und zweitens dass es zum Thema Börse auch nichts prinzipiell Neues mehr gibt, denn wie der Markt funktioniert hat schon seit 100 Jahren eine große Zahl echter Börsengurus von Richard Wyckoff bis William O'Neil erkannt. Jede neue Generation packt diesen alten Wein der Börsenweisheit dann nur in neue Schläuche mit neuen Namen, die vielleicht auch erlauben sollen, einen eigenen Claim daran zu kleben.

Die wirklich zentralen Wahrheiten sind aber universell, sind alt und dazu gehört eben auch, dass es Abseits von Insiderwissen keinen "heiligen Gral", keine garantierte Gewinnmethode an den Märkten gibt.

Die wirkliche Leistung, die langfristige Gewinner am Aktienmarkt von Verlierern unterscheidet, ist sowieso nicht eine bestimmte Technik, sondern die Entwicklung der eigenen Denkstrukturen, den richtigen "Mindset" zu finden, um es neudeutsch in "Denglisch" auszudrücken. 😛

Mindestens 50%, nach meiner festen Überzeugung eher 70% des Erfolges, haben nicht mit selektiven Anlagetechniken, sondern mit unseren Denkstrukturen zu tun, denn da stehen wir uns regelmässig im Wege, was ganz besonders für die gilt, die sich dieser Erkenntnis verweigern und fest davon überzeugt sind, dass sie nur genügend graben und "backfitten" müssen, um dann in ihrer unermesslichen Weisheit doch den Anlage-Gral und die Idealmethode zu finden, die hohe Gewinne ohne Stress und Arbeit garantiert. Hach wäre das nicht schön? 😛

Dieser Weg in die Selbsterkenntnis, ist die entscheidende Reise die jeder erfolgreiche Anleger am Ende antreten muss und mit der Selbsterkenntnis findet sich dann auch eine Anlagetechnik, die zur eigenen Psychologie passt und den Weg zum Erfolg weist, weil man genau diese Technik dann auch diszipliniert durchziehen wird. Denn die Straßen der Börsen sind gepflastert mit Anlegerleichen, die zwar einen guten Ansatz hatten, aber am eigenen "Affenhirn" und seinen Disziplinlosigkeiten gescheitert sind.

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Munger, Minervini und die Anlagehelden

Vor nun bald 9 Jahren habe ich ihnen im freien Bereich einen Artikel geschrieben, an den ich heute anknüpfen will:

-> Warum Sie „Gurus“ nicht hinterher laufen sollten und Ihre eigene Strategie brauchen <-

Denn hinter -> diesem Twitter-Link <- findet sich ein kurzes, aktuelles Statement von Charlie Munger, in dem er folgende Sätze sagt:

“I regard Alibaba as one of the biggest mistakes I ever made.

“In thinking about Alibaba, I got charmed by their position in the Chinese internet and didn’t stop to realize, ‘they’re still a gawd-damned retailer.’”

Zunächst einmal, der Mann ist 99 Jahre, sitzt da und gibt Anlage-Interviews im Fernsehen. Ich kann gar nicht sagen, wie groß mein Respekt davor ist. Extrem beeindruckend, Applaus!

Dann habe ich natürlich auch allergrößten Respekt vor seiner Lebensleistung und es ist auch Zeichen von Reife und Seriosität, einen Fehler so öffentlich zu bekennen. Applaus!

Aber, darin steckt auch eine Botschaft an uns, die ich schon oft geschrieben habe und die lautet, dass Buffett und Munger in der heutigen Zeit nach meinem Eindruck auch nur mit Wasser kochen.

Ihr großer Erfolg beruhte auf einem erarbeiteten Informations-Edge, der seit 10-20 Jahren durch den Aufstieg der elektronischen Informationssysteme vermutlich immer kleiner geworden ist. Gleichzeitig sind ihre Anlagevolumina immer größer geworden, was es für sie zunehmend unmöglicht macht, sich bei den kleineren, unbekannten Unternehmen einen Informations-Edge zu erarbeiten und genau das hat eigentlich ihren Aufstieg begleitet.

So müssen die beiden heute Kolosse wie Alibaba, Apple und TSM kaufen, weil ihre Volumina viel zu riesig sind. Und eigentlich gibt es bei Alibaba kein Informationsdefizit für niemanden, zumindest sollte es das für Leute mit Munger mit seinen Beziehungen nicht geben.

Also, hier ist bei mir Null Häme, nur großer Respekt, auch wie damit nun von Munger umgegangen wird. Aber trotzdem ist für uns Anleger wichtig, diese typischen Meldungen dass Buffett und Munger dies oder das gekauft haben, einfach wegzuklicken. Es hat für uns keine Relevanz und garantiert auch kein erfolgreiches Investment, siehe auch Kraft Heinz (KHC) und andere.

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Vergangene, geopolitische Wegscheide

Der Markt arbeitet hart daran den Bärenmarkt hinter sich zu lassen, die Bullen scheinen wieder die Hoheit über das Geschehen zu haben und BTFD (Buy the fucking dip) ist wieder die gängige Logik geworden. 🙂

Nun erwarten sie heute vielleicht hier darüber zu lesen, aber hier im freien Bereich schreibe ich eben abseits von Aktualität, die beackere ich für die Mitglieder täglich und gerade gestern habe ich dem freien Bereich via Twitter sogar temporär die Möglichkeit gegeben, meine beiden "Live Streams" der letzten beiden, bedeutenden Tage nur mit einer Registrierung frei zu lesen.

Was im freien Bereich dagegen nicht so sichtbar ist, ist die Tatsache, dass Mr. Market nicht nur aus Börseninfos besteht, es gibt auch viele andere regelmässige Themen, unter anderem auch die Geopolitik.

Das hat ja auch Logik und lässt sich von den Finanzmärkten gar nicht trennen, natürlich macht es für unsere Depots einen riesigen Unterschied ob China aufsteigt oder schrumpft, ob Amerikas Demokratie zerfällt oder sich erneuert und ob die EU sich weiter konsolidiert oder weiter zerfasert.

Jetzt könnte ich hier ja im freien Bereich eine dieser aktuellen Abhandlungen einstellen, aber seien wir mal ehrlich, das geht bei den aktuellen Themen im medialen Gewitter einfach unter.

Die Medien haben ja diese wunderbare Eigenschaft ganz plötzlich massenweise über Dinge als "Experten" zu schreiben, von denen die schreibenden Praktikanten/Redakteure/ChatGPTs noch vor Monaten keine Ahnung hatten und wenn man ehrlich ist, es zu oft auch heute nicht haben. 😛

Ein wunderbares Beispiel sind dabei aktuell doch "Panzer". Noch vor wenigen Monaten war das "Pfui Bah!", "Igitt", "Nicht nachhaltig" und die beteiligten Firmen sind auch heute noch aus ESG-Fonds zum Wohlfühlen verbannt, weil pöse, pöse.

Und heute? Heute springen einen jeden Tag in jeder Zeitung, selbst in den Hamburger und Münchener Hauspostillen der moralischen Überlegenheit, technische "Analysen" zu Panzervarianten an, die man bis dahin bestenfalls in "Igitt-Verlagen für Alt-Nazis" gesehen hat.

Was ist da passiert? Naja, der Bedarf der Leserschaft schwemmt halt die Attitüde hinweg und zum "Experten" wird man heute ja auch in 2 Stunden durch Internet-Studium oder Abschreiben. Früher waren wir 80 Millionen Bundestrainer, nun sind wir 80 Millionen Panzerexperten, ist doch eine feine Sache. 😛

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Gewürzte Charts Reloaded

Hier bei Mr. Market sind selbst im freien Bereich mittlerweile hunderte Artikel aufgelaufen, seit der Blog 2012 begann. Und viele davon sind grundsätzlicher Natur und auch Jahre später noch lesenswert, neben der täglichen Aktualität, besprechen wir auf Mr-Market auch immer wieder grundsätzliche Themen rund um die Märkte und diskutieren über die Techniken, die nötig sind, um Erfolg haben zu können.

Alleine in der Sektion -> Wissenswertes & Grundlegendes <- finden sich selbst im freien Bereich nun ca. 300 Artikel, stöbern sie doch einfach mal!

Hier ist beispielhaft ein -> Beitrag von 2016 <-, der aufzeigt, wie wichtig es ist, sich bei der Marktanalyse auf das Wesentliche zu konzentrieren und Charts nicht zu überladen. Es ist einfach nicht nötig, alte Weisheiten immer wieder marktschreierisch als neu zu verkaufen, was Substanz hat, altert dann auch gut. 🙂

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Wenn Anleger beginnen, sich mit technischer Analyse zu beschäftigen, entdecken Sie fasziniert eine Unmenge an Indikatoren und Oszillatoren, die sie in Charts sehen, oder die ihnen in Lehrbüchern nahe gebracht werden.

Jeder dieser einzelnen Parameter hat eine spezielle Bedeutung und das weckt Reflexe in uns, den "heiligen Gral" der Börsenindikatoren zu finden. Wäre ja auch toll, einfach nur auf ein paar Indikatoren zu schauen und *schwupps* sagen die einem, was zu tun ist. 😉

Gerade Menschen mit einem technischen beruflichen Hintergrund sind ja darauf gepolt, Dinge so lange zu verfeinern und an Details zu feilen, bis diese perfekt geworden sind. Und so macht man sich voller Elan daran, all diese Oszillatoren und Indikatoren in die eigenen Charts und in eine sich entwickelnde Strategie aufzunehmen.

Leider ist der Markt nicht wie beispielsweise ein Motor, an dem man tatsächlich so lange an Details feilen kann, bis man in Perfektion das Maximum aus der Physik heraus geholt hat. Und leider führt der Versuch, durch eine grosse Menge an Indikatoren und Signalgebern das Anlage-Ergebnis zu verbessern, eher zum Gegenteil. In der Regel werden Strategien so zu komplex und Charts sind dann so mit Linien und Symbolen überladen, dass das Wesentliche dabei unterzugehen droht.

Mit diesem Beitrag, will ich daher auf ein paar wichtige Dinge und Prioritäten hinweisen, in der Hoffnung, einige von Ihnen von unnötigen Sackgassen bei der Entwicklung abzuhalten:

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2023: Don´t fight the Fed !?

Natürlich wollen nun alle wissen, wie das Anlagejahr 2023 werden wird und sobald man eine mediale Überschrift einer markanten Prognose sieht, sind wir als Anlager mit "Affenhirn" schon fast dazu gezwungen, darauf zu klicken.

Abgesehen davon macht es auch selber Spaß Prognosen abzugeben, weil da ist dann sogleich unser Ego im Sinne "Recht haben" beteiligt und wenn dann noch ein Forum existiert, kann man sich mit anderen Foristen darüber streiten, wer nun mehr Weisheit als die anderen mit Löffeln gefressen hat. 😛

Wenn man dann aber gierig auf den "Prognose-Artikel" klickt, steht das meistens ein sowohl-als-auch, ein viele-Worte-um-zu-sagen-dass-alles-offen-ist. Enttäuschend, trotzdem will unser "Affenhirn" immer wieder klicken, lustig nicht?

Ich denke Sie kennen das alle, so war es immer und so wird es auch in 2023 sein. Weswegen ich gleich am Anfang mal eine klare Linie ziehe und betone, dass ich auch keine Glaskugel habe und mich nicht mit "Prognosiritis" beschäftigt, die eher eine ansteckende Krankheit darstellt, die gerne naive Gehirne befällt. 😉

Der Fehler der dann gerne von den "Prognose-Süchtigen" gemacht wird, ist in der Enttäuschung gleich ins Gegenteil zu kippen und dann im gleichen Brustton des Egos aggressiv zu verlautbaren, dass das ja alles Unsinn sei und man am besten sowieso nur blindes Buy&Hold machen würde. Wie war das mit dem Fuchs und den Trauben? 😉

Denn man kann schon sinnvolle Überlegungen für 2023 anstellen, man kann Szenarien kreieren, die dabei helfen unsere Gedanken und Handlungen zu leiten und man kann die Menge der Möglichkeiten deutlich auf eine Handvoll reduzieren. Und das macht nicht nur jede Menge Sinn, es ist die *Grundlage* erfolgreichen Handelns in Unsicherheit!

Betrachten sie das neue Jahr daher gedanklich zunächst einmal als eine "Black Box" an unendlichen Möglichkeiten. Dabei muss es aber nicht bleiben, denn durch sinnvolle Überlegungen, die sich am "Spiel auf dem Platz" und nicht an Phantastereien orientieren, kann man diese Möglichkeiten so reduzieren, das man vor einer begrenzten Menge an Szenarien steht. Und damit kann man dann auch intelligent umgehen, das ist die Kunst.

Ich will heute daher mal einen einzelnen, aber wichtigen Aspekt herausgreifen, an dem ich ihnen das oben abstrakt Gesagte aufzeigen will. Nachdem sie meine folgenden Darstellungen gelesen haben, wissen sie immer noch nicht, was die Kurse konkret in einer Woche oder einem Monat machen, es fällt ihnen aber vielleicht leichter, bestimmte Entwicklungen einzuorden und darum geht es im Kern bei der Geldanlage, um das *intelligente Navigieren in Unsicherheit*.

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Hoffnung, Mut und Tatkraft für 2023

Zum Abschluß des Jahres 2022, will ich mal einen Wunsch an die Gesellschaft für 2023 formulieren.

Denn sie haben keine Ahnung, wie mir diese permanenten Dystopien, dieses mediale Nostradamus-Gefasel, das Begrenzungsdenken und der Weltuntergangs-Wahn "auf den Sack" gehen, die sich nun jeden lieben Tag über uns medial ergiessen.

Nicht mal im Kino oder in Serien ist man sicher, den Orten in denen traditionell eigentlich überwiegend positive Geschichten erzählt werden. Ich gehöre ja zur Generation der "Trekkies", aufgewachsen mit Captain Kirk und erwachsen geworden mit Captain Picard. Die positiv nach vorne schauende, zu einer besseren Zukunft der Menschheit strebende Grundphilosophie, hat mich immer angesprochen und mir auf meinem Lebensweg auch nicht geschadet.

Ich mag dieses Ideal einer an einem Strang ziehenden Menschheit, in der es keine Rolle spielt welche Hautfarbe, Rasse oder sonstige Orientierung wir haben, eine Welt in der nur zählt wie wir uns einbringen und was wir beitragen. Auch wenn es wie alle Ideale ein wenig naiv ist, weil es so perfekt nie sein wird und sein kann, ist es doch wert in diese Richtung zu streben, eine positive Utopie, keine Dystopie.

Aber selbst in diesen Serien herrschen nun dunkle Dystopien vor und es muss immer wahlweise die Welt, das Universum, die Erde, die Föderation oder was auch immer vor dem finalen Untergang "gerettet" werden. Das ist lächerlich und geistig krank in dieser Ballung, früher konnte man sich auch einfach mal einem philosphischen Thema oder einer spannenden Entdeckung widmen, heute muss es - wenn es nach den Drehbuchschreibern geht - immer der Weltuntergang sein, der gerade eben abgewendet werden kann.

Natürlich trägt auch dazu bei, dass Optimismus in den Medien gerne mit Naivität verwechselt wird, während alle die irgendetwas im Detail kritisieren, sich immer furchtbar kompetent anhören - ein "Experte", hört, hört. 😛 Das Gegenteil ist aber wahr, es ist einfach und billig zu kritisieren was andere geschaffen haben, die Königsdisziplin ist dagegen selber etwas zu erschaffen, das braucht mehr als pseudokluges Geschwätz und es braucht die Kraft des Optimismus, denn nur die führt zu Tatkraft.

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Auf das Hier und Jetzt reagieren

Das Jahr neigt sich dem Ende, es war bisher geprägt von dem ersten, längeren Bärenmarkt seit der Lehman-Baisse 2008-2009. Wir bei Mr. Market haben die wesentlichen Wegscheiden gut erkannt, die Risiken Ende 2021 ebenso, wie die Chancen Anfang Juli und Anfang Oktober und konnten daher gut durch die Stromschnellen steuern.

Wenn ich das hier im freien Bereich so schreibe, dann bin ich mir schmerzhaft bewusst, dass das bei vielen diesen "Prognose-Reflex" auslöst. Bei vielen Anleger ist der Irrglaube leider tief verankert, dass Börsenerfolg damit zu tun hätte, die zukünftigen Kurse zu erraten. Und eine ganze, mediale Finanzindustrie lebt ja davon, diesen falschen Eindruck zu erwecken, dabei hat niemand eine Glaskugel.

Immer wieder predige ich deshalb auch hier im freien Bereich, dass kluges Handeln an der Börse nichts mit Raten zu tun hat und trotzdem treibt unser "Affenhirn" uns Anleger permanent dazu, dem nächsten Scharlatan zuzuhören, der wieder die Zukunft weissagen will. Das "Affenhirn" ist die summarische Metapher für unsere evolutionär angelegten und für die "Savanne" optimierten Verhaltensweisen, die aber in einer komplexen, modernen Welt oft eher in die falsche Richtung weisen.

Kennen sie noch "Asterix" und die Folge "Der Seher", wissen sie noch wie der im Gekröse herumrührt und dabei Nostradamus-Sätze sagt wie:

Flieht! Flieht ihr Törichten! Das ist eure letzte Rettung! Ich habe Euch gewarnt!

Nun, dieser Typus "Seher" ist in den Börsenmedien vielfältig wiederauferstanden und das vor allem deshalb, weil er damit reale Bedürfnisse der Anleger befriedigt. Und auch als Fondsmanager gibt es ihn manchmal, genauso wie den penetranten Schönredner, alles was dem Geschäft dient und "Affen" anlockt ist halt willkommen. 😉

Diese Anleger wollen nämlich gerne Sicherheit und wer ihnen die verspricht, hat schon mal die halbe Miete. Sollte es dann so kommen, hat man neue "Jünger" gefunden und kommt es ganz anders, sind solche Prognosen schnell vergessen, weil man jeden Tag mit anderen Prognosen zugeballert wird, wenn man nur will und danach sucht.

Es ist der unsichere, ängstliche "Affe" in uns, den es nach dieser Pseudosicherheit verlangt und dieser "Affe" kann sich auch gar nicht vorstellen wie das gehen soll wenn ich behaupte, dass kluges Agieren an der Börse mit Prognosen *nichts* zu tun hat, aber vielmehr mit einer unbiased und rationalen Analyse der Situation im Hier und Jetzt.

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