General Electric und der „zu weit gelaufen“ Fehler

Sie haben seit der Markt 2009 den Tiefpunkt erreichte, nie wirklich partizipieren können, weil Sie dem Anstieg nie wirklich getraut haben?

Sie haben seit 2009 und erst Recht seit 2012, unzählige "heisse Tips" gekauft, die nach Meinung irgendwelcher "kluger" Börsenbriefschreiber "unterbewertet" oder "zu weit gefallen" waren?

Sie haben beobachtet, wie diese Aktien -> immer tiefer <- gefallen sind und Ihr Depot sich immer mehr auflöste, während gleichzeitig der Markt stieg und stieg?

Trösten Sie sich, falls diese Beschreibung auf Sie zutrifft. Sie sind nicht alleine. Fakt ist, Sie sind Teil einer ganz grossen, stummen Gemeinschaft, nur zugeben tun es die Wenigsten. 😉

Und nein, das hat auch nichts mit Dummheit und Unfähigkeit zu tun, im Gegenteil. Es hat aber damit zu tun, dass man um am Markt Erfolg haben zu wollen, anders denken muss, als im normalen Leben.

Und um diesen gedanklichen Sprung zu vollziehen, muss man erst einmal akzeptieren, dass man selber das Problem darstellt und nicht ein "böser, irrationaler" Markt.

Selbsterkenntnis ist wie immer der erste Weg zur Besserung. Aber nur eine Minderheit schafft es, das Ego beiseite zu schieben und den Weg zu beschreiten.

Heute will ich Ihnen am Beispiel des US Industrie-Riesen General Electric (851144, GE), eine Facette dieser notwendigen Denkstrukturen zeigen.

Es ist die Geschichte des fatalen "zu weit gelaufen" Fehlers, der die Kehrseite des "weit genug gefallen" Fehlers ist, einer Denkstruktur, die sich der Wahrheit der Trendfolge verweigert, weil unser evolutionäres "Affenhirn" uns permanent eine andere Wirklichkeit einflüstert und uns unter Druck setzt.

General Electric muss ich ja wohl nicht erklären. Ein Industriekonglomerat mit grosser Tradition wie Siemens, nur noch grösser, das aber im Zuge der Finanzkrise massiv unter Druck kam, weil der Finanzarm - GE Capital - zu gross geworden war und in Schieflage geriet.

Mittlerweile hat sich GE aber auf sein industrielles Kerngeschäft besonnen, die Abspaltung von GE Capital beschlossen und sich damit stabilisiert. Und zuletzt stiegen auch wieder die Hoffnungen, dass GE´s Geschäft nun wieder anzieht, was den Kurs nach oben katapultiert hat.

Schauen Sie mit mir auf das Chart der letzten Wochen:

GE 11.11.15

Wir sehen den "Flash Crash" am 24.08., der nichts mit GE zu tun hatte, sondern mit den Folgen von Amok laufenden ETFs, die zum ersten Mal deutlich gemacht haben, welche Risiken diese Dominanz der passiven Anlagevehikel mittlerweile im Finanzsystem generiert. Wir haben das im Premium-Bereich ausführlich thematisiert.

Wir sehen aber auch die eindrucksvolle Rally, die GE seit dem vollzogen hat, selbst wenn man den "Docht" des "Flash Crash" abschneidet, kommt man immer noch auf ein Plus von 25% seit gut 2 Monaten - das ist doch ein Wort, oder?

Und wir sehen auch, wie die Aktie sich seit Anfang Oktober permanent im überkauften Zustand des RSI bewegt und einfach nicht abgeben will, sondern steigt und steigt.

Und jetzt kommt der Lackmus-Test. Würden Sie die Aktie nun kaufen?

Ich sage Ihnen auf den Kopf zu, falls Sie zu dem bisher unerfolgreichen Anlegertypus gehören, den ich oben beschrieben habe, werden Sie nun aus Überzeugung sagen: Nein! GE ist zu weit gelaufen!

Sie ahnen was jetzt kommt, denn diese Haltung ist - so pauschal - *falsch*.

Denn die Gegenposition dieser Haltung wäre nun das Chart einer der "tiefer geht immer" Gurken, die ich in früheren Artikeln beschrieben habe und die nun nach "weit genug gefallen" aussehen. Die würden Sie dann nun kaufen.

Objektiv - die reine objektive Wahrheit ist aber:

Die kalte Wahrscheinlichkeit, dass eine Aktie wie GE mit so einem Chart, am Folgetag fällt, ist unter 50%!

Die kalte Wahrscheinlichkeit, dass eine Aktie die in einem penetranten Abwärtstrend gefangen ist, am Folgetag fällt, ist über 50%!

Das ist schlicht und einfach das Prinzip der Trendfolge!

Es ist immer wahrscheinlicher, dass sich ein etablierter, starker Trend fortsetzt, als dass er gleich morgen dreht.

Unser verflixtes Affenhirn, will uns aber immer das Gegenteil einreden, weil wir im -> Ankereffekt <- bzw Referenzeffekt gefangen sind.

Eben weil die Kurse bei GE noch Wochen vorher viel tiefer waren, erscheint GE nun "teuer". Und eben weil bei abstürzenden Aktien die Kurse noch Wochen vorher viel höher waren, erscheinen diese nun "billig".

Das ist aber Schall und Rauch und nur Zucker für unsere verwundete Anlegerseele. Es ist völlig irrelevant für unseren Börsenerfolg. Relevant ist nicht, was die Kurse gemacht haben, sondern was sie machen werden.

Und da ist die schlichte Wahrheit, dass Trends länger andauern, als man ahnt. Spricht es lohnt sich in der Regel eher, auf einen Trend zu setzen, als sich gegen ihn zu stellen.

Und deshalb ist GE auch nach diesem Lauf immer noch eher ein Kauf, als eine Aktie, die nun fällt und fällt. Sicher gab es bessere Zeitpunkte um GE zu kaufen, wer die Aktie haben will, sollte vielleicht etwas Geduld haben. Aber im Vergleich zum Kauf einer verprügelten Aktie, sind die Chancen hier objektiv höher, in ein paar Tagen im Plus zu sein und die Stops nachziehen zu können.

Sie müssen diese Wahrheit nicht mögen und ich weiss, wie das Affenhirn nun dagegen rumort, weil das will das nicht wahr haben. Auch ich spüre trotz all des Wissens noch in mir, wie sich der Bauch dagegen wehrt, bei so einem Verlauf nun noch zuzugreifen. Wer aber nicht lernt, am Markt anders zu denken und diese instinktiven Reflexe abzulegen, wird auch weiter auf keinen grünen Zweig kommen.

Um Ihnen nun zu zeigen, wie sehr wir uns doch dabei von der Wirkung eines Bildes beeinflussen lassen, will ich Ihnen GE noch einmal anders zeigen. Erinnern Sie sich aber bitte an das Gefühl, das die obige Kursentwicklung bei Ihnen auslöst, das Gefühl, das Ihnen einflüstert: zu weit gelaufen.

Und nun schauen Sie mal hier her auf das langfristige Chart von GE seit 1996:

GE 11.11.15 2

Na, da geht doch wohl noch was nach oben, oder? Kann man GE nun vielleicht doch kaufen? 😉

Wenn Sie ehrlich zu sich sind, erkennen Sie, was den Unterschied in Ihrer Wahrnehmung macht. Es ist die "Referenz" der alten Kurse, die hier signalisiert, dass da noch jede Menge Potential ist, während es im Chart vorher nach "zu weit gelaufen" aussah. Und dann wirkt hier auch noch die von mir gezeichnete Trendlinie, die signalisiert, dass hier Bedeutendes im Gange ist.

Denken Sie mal über meine Worte nach. Und fragen Sie sich, ob Sie lieber Ihr Ego pflegen oder am Markt Erfolg haben wollen. Wenn Sie reflektieren können, wie Ihre Entscheidungsprozesse bisher bei Geldanlagen abgelaufen sind, haben Sie einen grossen Schritt nach vorne gemacht.

Einfach ist das ohne Frage nicht. Das kann es gar nicht sein. Denn warum wohl, verlieren so viele Anleger an der Börse Geld?

Wenn wir das für uns ändern wollen, müssen wir uns aber unseren Geistern stellen. Anders geht es nicht.

Ihr Hari

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