Schon länger habe ich im freien Bereich die große Marktlage nicht mehr eingeordnet, zuletzt hatte ich vor 3 Monaten in -> wo wir am Jahresanfang stehen <- unter anderem den typischen, saisonalen Ablauf beschrieben, der nach einem starken 4. Quartal gerne eine Fortsetzung der Stärke im Januar kennt und dann zunehmende Korrektur-Gefahr ab Ende Januar in den Februar hinein in sich birgt. Im Anschluß daran, bin ich aber von einem starken 2. Quartal und prinzipiell positiven Börsenjahr ausgegangen, dass nach einer Sommerpause zum Ende noch einmal neue Stärke findet.
Auf diesem Kurs sind wir immer noch, 2021 war bisher ein "normales" Börsenjahr, das bisher dem typischen saisonalen Ablauf entsprach, den man -> hier bei Equity Clock <- für den Leitindex S&P500 sehr schön bewundern kann.
Es gibt deshalb derzeit wenig Grund, warum der Verlauf nicht weiter in der historischen Norm bleiben sollte. Diese beinhaltet eine Fortsetzung der nun sichtbaren Stärke bis in den Mai hinein, dann einen Sommer in dem nicht viel zu holen ist und es vielleicht auch zu einer Korrektur kommt und dann einen starken Jahresabschluss.
Im Weekly des S&P500 würde das ungefähr so einen Ablauf implizieren wie in lila eingezeichnet, wobei ich betonen will dass das keine konkrete Prognose ist - Prognosen sind Unfug - sondern nur einen typischen Ablauf grob skizzieren soll, der auch dieses Jahr durchaus zum Tragen kommen könnte, wenn keine völlig neuen Entwicklungen auf den Plan treten wie vor einem guten Jahr Covid:
Positive Treiber die so ein Bild unterstützen gibt es genug, das ganze Jahr wird weltweit von einem Nach-Covid-Boom geprägt sein, den man auch an Knappheiten merken wird und heute auch schon merkt, zum Beispiel im Semiconductor-Sektor oder bei Containern in der Schifffahrt.
Auch wenn es sich für uns hier in Deutschland nicht so anfühlt als wäre ein Licht am Ende des Covid-Tunnels zu sehen, ist das aber Realität weil uns spätestens ab 3. Quartal eine Schwemme hochwirksamer Impfstoffe bevorsteht, die die Pandemie in einen beherrschten Normalzustand überführen werden. Auch vor Mutationen hat der Markt nur wenig Angst, weil mit den MRNA-Impfstoffen nun eine mächtige Waffe existiert, die man recht schnell inkrementell anpassen kann und wird. Und regelmässig ein- oder zweimal im Jahr Impfen werden wir uns sowieso über Jahre - außer wir gehören zu den Impfgegnern.
Dass sich die Lage bei uns aktuell noch so dramatisch anfühlt, ist zu einem guten Teil den Fehlern der Politik geschuldet, die nicht viel aus dem letzten Jahr gelernt zu haben scheint. In Ländern die weiter als wir durchgeimpft sind wie UK, US oder Israel verliert die Pandemie aber schon langsam ihren Schrecken und das wird auch in Europa passieren, nur ärgerlicherweise später.
Der Nach-Covid-Boom kommt also, auch hier, teilweise läuft er auch schon. Er ist aber natürlich auch schon teilweise in den Kursen, weil die Börse solchen Entwicklungen ja vorläuft. Allerdings nur teilweise in den Kursen, da ist noch Potential, denn die Wirtschaft neigt dazu in beide Richtungen zu überschwingen, wenn eine Depression besonders tief ist, schwingt der Boom danach gerne besonders hoch.
Genau genommen müssen uns die Indizes aber gar nicht so interessieren, weil wenn wir auf einzelne Sektoren heruntergehen, wir teilweise noch interessantere Ausgangslagen vorfinden.
So dürfte es eine Konstante der nächsten Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte sein, dass das geopolitische Ringen zwischen den US und China so richtig heiß läuft. Nein nicht mit Russland, Russland ist wirtschaftlich eher irrelevant und definiert seinen Einfluß im Wesentlichen über Atomraketen und Rohstoffe. Rußland wird sich entscheiden müssen, ob es sich als großer Unterstützer - um nicht zu sagen "Satellit" - in das Lager Chinas einreiht, für eine globale Führungsrolle fehlt es in diesem Ringen abgesehen von militärischem Drohpotential an allem.
Viele Länder werden sich in diesem Konflikt positionieren müssen und die Gräben werden insbesondere im IT-Bereich tiefer, weil die IT-Systeme strategischen Wert haben und sich gegenseitig abschotten werden, was sich dann auch auf Chips und ihre Fertiger auswirken wird.
Es wird also wichtig sein genau hinzuschauen was man im Depot hat, so sind Firmen wie Apple mit hohem Umsatzanteil in China weit stärker diesem Konflikt exponiert als beispielsweise eine Intel, die gerade vom Trend profitieren wird, dass die US und Europa wieder eigene Fertigungskapazitäten aufbauen wollen, um sich vom unter chinesischem Druck stehenden Taiwan und TSM unabhängiger zu machen.
Eine Konstante kann man in diesem geostrategischen Ringen aber als fast sicher betrachten, so sicher wie in einer prinzipiell unberechenbaren Welt etwas sicher sein kann. Und das ist die Tatsache, dass alle Firmen die die militärischen und elektronischen Hilfsmittel für eine weltweite Machtprojektion herstellen, weiter nicht unter Auftragsmangel leiden werden.