Nullsummendenken – Der „Affe“ in uns, den wir nicht wahrhaben wollen

Dieser Artikel für den freien Bereich ist für meine Verhältnisse eher kurz.

Ich will ihnen etwas klarmachen, wohl wissend, dass es die Mehrheit nicht hören will. Und selbst wenn sie es hört, typischweise nicht wirklich glauben will. Da fragt sich unser Ego: Ich ein beschränkter Denker? Ach was, ich bin doch die Krone der Schöpfung! 😛

Es ist die Kunde davon, dass das was wir instinktiv und untrainiert über ein Asset wie eine Aktie denken, wenn wir ein Chart sehen, erst einmal grundlegend fehlgeleitet ist.

Es ist die Kunde des -> Nullsummendenkens <-, das sich quer durch unsere Gesellschaft zieht und natürlich auch vor dem Verhalten dem Markt gegenüber nicht Halt macht.

Diese Nullsummendenken ist fest in uns "hineingemendelt", weil unsere normale Umwelt halt so funktioniert.

So haben wir Gravitation auf diesem Planeten, was erstens bedeutet, dass etwas was hoch steigt, früher oder später auch tief fallen wird.

Und wir haben einen festen Boden, was heisst, dass etwas was auf dem Boden angekommen ist, nicht mehr fallen kann.

Dazwischen findet für den Affen das ganze Leben statt, zwischen dem Boden und den Wipfeln des Affenbrotbaums und das was man in diese Wipfel trägt, fällt zuverlässig irgendwann herunter.

Dass im Universum eine Bewegung in Wirklichkeit unendlich weitergeht (Inertia/Trägheit), wenn nicht neue Kräfte auf sie wirken, hören wir zwar mit unserem Frontallappen, hat mit der erlebten Wirklichkeit aber nichts zu tun.

Und wir *unterschätzen völlig*, wie sehr wir instinktiv und unbewusst Geschehnisse nach diesen Mustern einschätzen und falsch einordnen. Wie sehr unser Denken doch unbewusst von diesen "Mustern der Savanne" geprägt ist.

Ähnlich wirkt das Erleben, dass die Nahrung die man seinem "Nachbaraffen" wegnimmt, dieser nicht mehr hat - der eine gewinnt, der andere verliert, ein Nullsummenspiel. Resourcen sind scheinbar auch ein Nullsummenspiel, man geht von festen Restmengen an Resourcen aus und irgendwann sind die "aufgebraucht". Die ganze Denke der aktuellen Begrenzungsideologie, beruht auf diesem begrenzten Denken eines Affen in der Savanne, der keine Innovation kannte.

Wir finden dieses Denken überall:

  1. Das -> malthusianische Denken <- hat mit seinen völlig falschen, statischen Konzepten unglaublich viel Schaden angerichtet und wird doch heute immer wieder im neuen Gewand verbreitet, obwohl vielfach an der Realität falsifiziert.
    Der verlinkte Artikel aus dem Spektrum ist übrigens sehr lesenswert, sollte jeder mal tun!
  2. Die Vorstellung gesunder Haushaltsführung im Sinne der "sparsamen schwäbischen Hausfrau", ist an Naivität kaum zu überbieten.
  3. Die Angst vor unverrückbaren Mangelzustanden ist ohne jedes Verständnis für die selbstreflexiven Ausgleichsmechanismen, die allen komplexen Systemen innewohnen.
  4. Die Vorliebe für dirigistisch-planwirtschaftliche Verteilungsansätze, zeugt von der Unfähigkeit zu erkennen, dass bei richtig organisierter Kooperation und Wettbewerb, *alle* profitieren und *alle* wohlhabender werden können, weil man den zu verteilenden Kuchen durch Investitionen und Innovation vergrößert.
  5. Und so weiter und so fort, das sind Themen für mehrere Artikel, die auch mit dem Elend unserer Politik und den Grundströmungen unserer Gesellschaft zu tun haben.

Aber das soll abstrakt gar nicht hier ausgerollt werden, ich stelle es nur in den Raum. Es ist das *Nullsummendenken* des "Affen in uns", dessen Horizont sich zwischen Boden und Affenbrotbaum bewegt und der sich schwer tut, dynamische Systeme zu erfassen, die expansiv und mit Innovation *den allgemeinen Lebensstandard* und *den allgemeinen Wohlstand* heben können.

Niemand muss da zwingend der Verlierer sein, die Flut hebt alle Boote, auch die kleinen. Nur relativ gibt es immer Unterschiede, muss es sogar Unterschiede geben! Aber richtig gemacht - man nannte das soziale Marktwirtschaft mit der Betonung auf Markt - kann es allen absolut gesehen besser gehen.

Das ist ja auch leicht zu erkennen, dem Ärmsten unter uns, geht es heute in Summe *viel* besser, als einem "Reichen" des Mittelalters. Nur *warum* das so ist, da setzt das Denken dann aus und man verfällt in Nullsummendenken - der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, gelobt sei der Herr. Heute ersetze man den Herrn mit "Gaia" und es kommt auf das Gleiche heraus.

Richtig ist nämlich, dass der Affe mit seinem Nullsummendenken unfähig ist sich Innovation und Kooperation vorzustellen, der Glaube an fest begrenzte Resourcen ist verfehlt, weil auch was eine Resource ist, ist im Wandel begriffen und wird durch Innovation verändert. Oder spüren wir heute noch einen Mangel an Bronze? Einen Mangel an Eisen? Früher alles wertvolle Rohstoffe.

Was hat das jetzt aber mit Börse und mit Charts zu tun?

Na dieses Nullsummendenken, macht es "uns Affen" halt extrem schwer, im letzten Mai die -> die Wahrheit meiner Worte zu NVDA zu sehen <-, das schien schon viel zu weit gestiegen zu sein, als ich zu dem Chart unten schrieb:

Hier ist das Langfristchart und nun sagen sie mir mal, warum das nicht prinzipiell wieder so einen Verlauf nehmen kann?

Ich habe jetzt im Chart mit einem roten Stern den heutigen Kurs markiert, ich war offensichtlich *zu vorsichtig*, ja zu vorsichtig .... lol!

Und ich schreibe das ja nicht, weil ich damals gewusst habe, dass NVDA diese Entwicklung nimmt und mir nun auf die Schulter klopfen will. Gewusst habe ich da gar nichts, prognostiziert auch nicht. Aber ich habe kommuniziert, dass so ein Ablauf viel *wahrscheinlicher* ist, als wir uns typischerweise vorstellen können! Das ist der Punkt!

Aber es ist ja auch nicht das erste Mal, dass ich das thematisiere, das Thema hatte ich immer wieder. Auch umgedreht läuft das so, auf der rational unerklärlichen Liebe von unbedarften Anlegern für "Gurken" wie Paypal (PYPL), habe ich schon oft herumgeritten.

Heute nehmen wir Teladoc (TDOC) als Beispiel, da hat die "Starinvestorin" Cathie Wood endlos zu teuren Kursen gekauft, um jetzt zu verkaufen - das muss wohl das "großartige" Research sein. 😛 Und es gibt genügend Anleger, die so eine Aktie nun interessant finden, weil sie nicht bemerken, dass sie das als Affenbrotbaum sehen - das muss nun "billig" sein, weil der -> Ankereffekt <- unbemerkt die Wahrnehmung verzerrt:

Sorry, das ist wieder der "Affenbrotbaum" und die unbewusste Wahrnehmungsverzerrung, dass etwas das tief gefallen ist, ja kaum mehr Risiken hätte.

Richtig ist aber, dass auch eine Aktie mit Kurs 1€ sich noch halbieren kann und wenn sie da 10.000€ hereinstecken, haben sie bei 0,5 die Hälfte verloren. Auch hier gilt:

Tiefer geht immer und erst bei Null ist Schluß!

Und "Null" entspricht nicht dem festen Boden, sondern dem Exitus des Affen, dem Tod. Und dieser "Aktien-Tod" kann sehr wohl passieren, während andere Aktien steigen und steigen und steigen und nicht aufhören, eine Amazon zB 20 Jahre und sie schien für den Affen in uns immer "zu teuer".

Was will ich ihnen mit diesen eindringlichen Worten sagen?

Dass wenn sie ihre Wahrnehmung nicht gezielt trainieren, sie zuverlässig und unbewusst immer *die falschen* Aktien interessant finden. Die "Gurken" nämlich, die sich ebenso noch problemlos halbieren können, wie sich eine NVDA auch problemlos seit letztem Mai verdoppeln kann.

Der Markt kennt nämlich keine Gravitation und es gibt auch keine "gläseren Decke" für Wachstum - alles Quatsch von zu statisch und linear denkenden Gehirnen.

Gehirne, die für das Überleben in der Savanne genau richtig waren, für das Verstehen eines selbstreferentiellen Systems wie des Marktes, aber erst einmal neu Denken lernen müssen.

Wenn sie diese Wahrheit an sich heranlassen können, wenn sie erkennen dass Stärke neue Stärke gebiert und umgedreht, dann sind sie bei Mr. Market genau richtig. Wenn nicht, dann eben nicht, dann kaufen sie weiter die Aktien, die tief gefallen sind und pflegen sie weiter das Nullsummendenken - viel Erfolg.

Ihr Michael Schulte (Hari)

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