Hari´s Märkte am Abend – 03.04.12 – Der Markt als Zappelphilipp

22 Uhr - Handelsschluss

Eigentlich war heute ein sehr bewegter Tag an den Börsen. Durch diverse Aktivitäten und einige Telefonate im Zusammenhang mit den Blog-Awards hatte ich aber so viel Ablenkung, dass ich nicht so richtig zum Schreiben gekommen bin.

Unerfreulich war heute wieder die Entwicklung im DAX. Hielt er sich lange im normalen Bereich oberhalb 7000, wurde zum Handelsende dann wieder massiv abverkauft und das erneut weit stärker als die verhaltene Bewegung im S&P500. 100 Punkte in kurzer Zeit sind schon eine Hausnummer und damit wiederholte sich das Erlebnis von gestern Vormittag erneut. Und erneut war der DAX damit wesentlich schwächer als die US Indizes und langsam ist das für mich kein Zufall mehr.

Denn ebenso unerfreulich ist in Europa die erneute Schwäche der Banken, da frisst sich gerade etwas sehr Unschönes in den Markt, dessen Quelle durchaus in Spanien verortet werden könnte. Das ist in meinen Augen auch der Grund warum die Commerzbank (WKN 803200) nicht "in die Puschen" kommt. Nicht Unternehmsnachrichten, sondern die Schwäche des gesamten europäischen Bankensektors scheint mir die Ursache. Mein Gefühl, dass wir demnächst eine neue Iteration der Euro-Krise erleben, bekommt dadurch neue Nahrung - vielleicht ja endgültig ausgelöst durch die Wahl in Frankreich und befeuert durch Spaniens Probleme.

Der iShares EuroStoxx Banks (WKN 628930) spricht eine deutliche Sprache. Noch vor 2 Wochen sah es so aus, als ob die Kurse der Banken nun nachhaltig nach oben drehen würden. Aber davon kann nun keine Rede mehr sein, der Kurs des ETF steht nun kurz davor wieder in Richtung Tiefststände abzukippen. Wenn man berücksichtigt, wieviel Milliarden die EZB auf die Banken geworfen hat und wie risikolos damit Gewinne gemacht werden können, ist diese Entwicklung in meinen Augen verheerend und lässt nichts Gutes ahnen. Noch besteht die Chance, dass der ETF nun einfach wieder nach oben dreht, aber viel Zeit bleibt den Bankaktien nicht mehr um zu zeigen, dass die Euro-Krise wirklich vorbei ist.

Ebenfalls unschön war, was dann an der Wallstreet um 20 Uhr passierte. Da erschienen die FED Minutes der letzten Sitzung, aus denen hervor ging, dass die Wahrscheinlichkeit eines Anschlusstimulus geringer wird, weil sich immer weniger der Mitglieder in Anbetracht einer anziehenden Konjunktur dafür aussprechen.

Eigentlich könnte man ja meinen, das Mr. Market das gut findet, denn eine anziehende Konjunktur ist doch etwas Feines. Aber ein echter Drogensüchtiger will halt einfach nur billiges Geld und das rückt nun in weitere Ferne. Im Juni läuft das bisherige Ankaufprogramm für Anleihen der FED aus und der Markt hofft nun zitternd und bibbernd auf den nächsten Schuss.

Konsequent wurden dann auch die Rohstoffe und vor allem der Edelmetallsektor in Grund und Boden verkauft, ich muss gestehen mich beginnt dieses Gezappel des Edelmetall-Marktes zunehmend zu nerven, denn kein Setup scheint da im Moment länger als 48 Stunden zu halten. Auch das sind Signale des Marktes, die es mir nahelegen demnächst auf die Seitenlinie zu treten und sich das Schauspiel in Mai und Juni entspannt von aussen anzuschauen.

Ich halte den letzten Schub Richtung 1450 im S&P500 aber immer noch für möglich und warte daher noch ab. Denn gegen Handelschluss wurden die US Märkte dann wieder hoch gekauft und 0,4% Minus im S&P sind nun wirklich nicht der Rede wert, wenn man den DAX dagegen sieht.

Bei aller Zappelei des Marktes fühle ich mich daher im Moment in amerikanischen Aktien trotzdem deutlich wohler als im DAX, denn die US Indizes sind nach wie vor in einem klaren Aufwärtstrend und agieren zumindest einigermassen nachvollziehbar.

Trotz der heutigen Schwäche des Marktes zeigte Rheinmetall (WKN 703000) grosse Stärke und schloss um 1,5% höher. Rheinmetall steht kurz vor einem Ausbruch aus der Konsolidierungszone, die bei ungefähr 47€ einen Deckel hat. Sollte das gelingen, sind Kurse um 55€ das nächste Ziel. Auch fundamental sieht Rheinmetall, wie hier ja mehrfach schon erwähnt, in meinen Augen sehr gut aus. Sollte der Ausbruch aber nun nicht gelingen - denn dafür bräuchte es wohl einen unterstützenden Gesamtmarkt - dürfte Rheinmetall in der Konsolidierungszone wohl zunächst wieder an die unteren Begrenzung im Bereich 42€ zurückfallen. Insofern scheint nun eine Entscheidung bevor zu stehen, so oder so.

Bei Tesla Motors (WKN A1CX3T) ist definitiv etwas in Bewegung. Nach kurzen Konsolidierungen springt der Kurs immer wieder in Schüben nach oben, so auch heute um 4%. Der Ausbruch nach oben ist bei Tesla bestätigt und ich wäre gar nicht überrascht, wenn wir in nicht zu ferner Zukunft da auch 50 USD auf der Kurstafel sehen. Aber Vorsicht, die Aktie ist völlig von Unternehmensnachrichten getrieben und eine schlechte Nachricht kann den Kurs auch mal eben um 20% nach unten abstürzen lassen ! Wie immer stehen grossen Chancen halt auch grosse Risiken gegenüber.


Source: Finviz.com

Denn auch wenn es uns die Finanzindustrie manchmal anders verkaufen will: es gibt eben keinen hohen Renditen ohne ebenso hohes Risiko ! Halt ich vergass, das stimmt gar nicht allgemein. Das gilt nur für uns dumme Bürger, Banken dürfen sich dagegen risikolos Geld zum Minizins bei der EZB leihen und es dann in alles hinein stecken, was eine etwas höhere Rendite abwirft und so nahezu garantierte Gewinne machen. Und wenn sie selbst dabei versagen sollten, werden sie trotzdem "gerettet". Aber Banken sind ja auch "systemrelevant", wir nicht.

Schade eigentlich, wie bekommt man eigentlich eine Banklizenz ? Ich würde mir auch gerne bei der EZB "für umme" ein paar Milliarden leihen und den Markt damit mal so richtig in Wallung versetzen. Hari´s "Shock and Awe" Anlagepolitik, das wäre doch mal was anderes. 😉 Und den Zugang zu meinem Portfolio 50 Millisekunden vor allen anderen, verkaufe ich dann gegen 1 Million pro Tag und dürfte mich trotzdem vor Bewerbungen von HFT-Jüngern kaum retten können. Man darf ja mal träumen 😉

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Ihr Hari

3 Gedanken zu „Hari´s Märkte am Abend – 03.04.12 – Der Markt als Zappelphilipp“

  1. Ich frage mich, warum die Inflation in Europa trotz der seit Ende 2008 andauernden hohen Geldmengensteigerung in der Eurozone immernoch keine signifikante Erhöhung erlebt hat. Der Goldpreisanstieg stützt sich mitunter auf die zu erwartende Entwertung des Geldes aber die scheint (zumindest offiziell) nicht zu kommen. Hat hier jemand schonmal eine derartige Geldpolitik über einen solchen Zeitraum miterlebt und weiß, wie es um die Verzögerung von Geldmengensteigerung und Preisniveauanstieg steht?

  2. Nur ganz kurz Ramsi, so etwas wie derzeit gab es wohl noch nie. Wir sind mitten in einem planetaren Experiment der Notenbanken, Ausgang ungewiss. Und ich bin überzeugt, dass die Liquidität früher oder später ihren Weg in die Realwirtschaft findet.

  3. Banklizenz? Ganz einfach: Wer die Voraussetzungen nach KWG erfüllt, stellt einen Antrag bei der BaFin (siehe Merkblatt -> hier <- ). Da für Wertpapierhandelsbanken das Anfangskapital mindestens 730.000€ beträgt, können wir uns ja hier als Leser von Mr-Market zusammentun. Ebenso finden wir in den Leser-Reihen bestimmt jemanden, der die nötigen Erfahrungen nachweisen kann.
    Wer noch Interesse hat, bitte kommentieren 😉

    Viele Grüße, Frank

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