Hari´s Märkte am Abend – 04.04.12 – DAX im Abwärtstrend

22 Uhr - Handelsschluss

Autsch, das war kein schöner Tag - ausser für Permabären. Während sich die Verluste der US Indizes mit einem knappen Prozent noch im Rahmen hielten, wurde der DAX ebenso wie der gesamte Rohstoffsektor erneut zerlegt.

In dem Zusammenhang, sollten wir uns die Definition eines Abwärtstrend erneut in Erinnerung rufen: Immer tiefere Tiefs und tiefere Hochs. Und nun schauen Sie sich mal den DAX im Stunden-Chart seit Anfang März an. Ich habe noch ein Szenario hinzugefügt, wie der DAX ganz grob weiterlaufen könnte, falls der Trend nach unten nun erst einmal erhalten bleibt.

Noch Fragen ? Ich denke das Bild erklärt sich von selbst. Schwierig ist es auch nicht, das zu erkennen - viel schwieriger ist es für die meisten Anleger, das psychologisch zu akzeptieren und daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen.

Und jetzt stelle ich den DAX mal in der gleichen Skalierung dem wichtigsten Index, dem S&P 500 gegenüber - der Chart ist von 21.30 Uhr:

Eindrucksvoll oder ? Besser als im direkten Vergleich kann man die brutale Schwäche des DAX wohl nicht deutlich machen. Von Abwärtstrend im S&P 500 keine Spur, eher eine Seitwärtsbewegung mit steigenden Tiefs.

Was lernen wir also daraus ?

1. Der "First of Month Jumper" vom 02.04.12 war im DAX eine Bullenfalle und mein Artikel vom 27.03.12 unter der Überschrift "Vom Aufhören, wenn es am Schönsten ist" hatte ein gutes Timing.

2. Der Presse-Contra-Indikator mit DAX 8000 und DAX 10000 auf den Titelblättern, hat mal wieder sein perfektes Timing bewiesen.

3. Warnzeichen gab es im DAX genug, erinnern Sie sich an das Thema der Schwäche der Banken ? Oder die 2 merkwürdigen, massiven Abstürze mitten im Handel in den letzten Tagen ? Die Zeichen waren an der Wand und haben wir hier besprochen. Klarer als die letzten Tage sind die Zeichen nie und immer hat man Zweifel und immer gibt es auch widerstreitende Signale, das ist ganz normal. Niemand sollte sich einbilden, das das beim nächsten Mal eindeutiger oder einfacher wird.

4. Die Warnzeichen ernst zu nehmen und danach dann auch zu agieren, das ist die wirklich schwierige Aufgabe für uns, an der nun bestimmt einige gescheitert sind. Und selbst ich, der ich schon letzte Woche wie hier kommuniziert abgebaut hatte und nur noch mit kleinem Geld auf den letzten Schub gelauert hatte, hätte im Nachhinein noch aggressiver abbauen müssen. Aber hinterher ist man halt immer klüger.

5. In den US Indizes ist die Welt noch in Ordnung. Der aktuelle Absturz findet primär in Europa und im Bereich der Rohstoffaktien statt - nicht aber in den USA. Und das spricht bisher dagegen, dass wir es hier mit einer schweren Krise zu tun haben - solange es der US Wirtschaft gut geht, kann es dem Rest der Welt nicht schlecht gehen.

Wie geht es jetzt weiter, das dürfte Ihre drängende Frage sein.

Mittelfristig ist damit mein 60% Szenario aus der Umfrage vom 28.03.12 voll aktiv. Das heisst volatile Swings im DAX in der Zone zwischen 6600 und 7100 mit einer Tendenz nach unten. Unterstützungen im DAX liegen im Bereich um 6600 und 6400.

Kurzfristig bestehen gute Chancen, das es morgen eine Gegenbewegung geben könnte, denn wir sind nun ziemlich überverkauft und haben in den US Indizes schon leicht gedreht. Bleibt das Prinzip des Abwärtstrend aber im DAX intakt, sollte diese Bewegung irgendwo oberhalb 6900 auslaufen, wenn sie die 6900 überhaupt noch erreicht.

Ansonstens gibt es heute in Anbetracht des Offensichtlichen nicht viel zu sagen. Es lohnt sich heute auch nicht, über einzelne Aktien zu reden, es war ein Blutbad und das ist wohl offensichtlich. Das war mal wieder so ein Tag an dem man sich nirgendwo verstecken konnte, weil wirklich alles abverkauft wurde - selbst Apple (WKN 865985) war heute im Minus, wenn auch mit nur einem Prozent Minus noch zu den stabileren Aktien gehörend.

Ich möchte Sie am heutigen Tag nur noch einmal daran erinnern, dass man mit "Hoffen" kein Geld verdienen kann, sondern nur arm wird. Jetzt ist also scheinbar die Zeit erst einmal Risiko heraus zu nehmen, ich habe das schon getan und wer nun noch voll investiert ist, tut in meinen Augen gut daran, nun einen Gang zurück zu schalten. Ich habe zwar heute im Handelssystem ein paar Titel taktisch in die Schwäche hinein gekauft, werde diese aber Morgen wieder abgeben, das ist ein kurzfristiger Trade. Und sollte Morgen ein starker Tag werden, was ich mir gut vorstellen kann, werde ich den Tag nutzen, um meine Defensive weiter zu verstärken.

Denken Sie bitte daran, Trends dauern in diesem Markt immer länger als man denkt. Das gilt ausdrücklich auch für Abwärtstrends !

Allerdings dürfen wir bei allem Reden über Risikoreduktion auch das mittelfristige Bild nicht vergessen. Dieser kurzfristige Abwärtstrend im DAX ist bisher nur eine Episode in einem übergeordneten Aufwärtstrend ! Und ich glaube an diesen Aufwärtstrend und an höhere Kurse im zweiten Halbjahr. Sollte der DAX die 6600er Zone erreichen, werde ich aus heutiger Sicht zukaufen. Und sollte der DAX bis 6400 herunter gehen, werde ich wohl erneut zukaufen !

Insofern gibt es heute keinen Grund für Verzweiflung, in dieser Phase liegen grosse Chancen begründet. Und statt sich über die Fehler zu grämen, die man vielleicht gerade gemacht hat, gilt es nun nach vorne zu schauen und die nächsten Chancen besser zu ergreifen. Und glauben Sie mir, diese Chancen liegen schon um die nächste Ecke herum für Sie bereit !

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Ihr Hari

PS: Einen guten Witz zur Nacht habe ich noch: Unter allen hier regelmässig besprochenen Aktien gab es eine, die heute im Plus schloss - Sie werden es nicht glauben - es war ... Fanfare ... Arch Coal (WKN 908011) !

4 Gedanken zu „Hari´s Märkte am Abend – 04.04.12 – DAX im Abwärtstrend“

  1. Guten Abend Hari,

    glaubst du, dass sich die Parallelität zwischen Dax-Schwäche und Gold-Schwäche so weiter entwickeln wird? Eigentlich müsste doch durch die Stabilität des US-Marktes der Verfall des Goldpreises auf kürzere Sicht aufgehalten werden. Es ist für mich sowieso nicht verständlich, wieso der Goldpreis die Schwäche des deutschen Marktes mitmacht. Ich erinnere mich noch, dass Gold mal weitestgehend abgekoppelt war.

  2. Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen Gold und DAX.

    Gold war schwach weil Geld abgezogen wurde und in die Märkte geflossen ist. Dann war es schwach wg einer massiven Steuererhöhung in Indien (Indien ist einer der grössten Abnehmermärkte). Und nun, weil die Inflationsangst gerade etwas weicht, weil sich der Markt nun einbildet, das Helikopter-Ben ab Juni nicht mehr drucken wird – was ich übrigens nicht glaube.

    Der DAX ist schwach, weil die Euro-Krise in Spanien wieder schwelt und man sich Sorge um Chinas Konjunktur macht. Zwischen dem DAX und den Industrierohstoffen wie Kupfer besteht also in Sachen China ein Zusammenhang. Zwischen DAX und Gold sehe ich den nicht.

    Sollte die Euro-Krise erneut kochen, dürfte Gold in Euro davon sogar unterstützt sein.

  3. Hallo Hari,

    Ihre Sachkenntnis und professionelle Vorgangsweise begeistern mich jeden Tag auf`s Neue. Allerdings bin ich vom Anlegertypus eher „buy and holder“ und habe offenbar eine innere Hemmschwelle, Ihren kurzfristigen Marktempfehlungen so rasch zu folgen. Weiß nicht, ob man eine derartige (Wesens-)Einstellung überhaupt noch verändern kann oder soll?

    Zur aktuellen Situation hätte ich drei Fragen: 1. Gehen Sie davon aus, dass der morgige Arbeitsmarktbericht negativ sein wird und uns deshalb am Dienstag ein negatives Eröffnungsgap bevorsteht oder ist nicht auch das Gegenteil möglich? 2. Wie ist oder war Ihre persönliche Disposition hinsichtlich Ihrer Veolia-Bestände? 3. Was halten Sie davon Gold in Erwartung eines Unterschreitens der 1600-er Schwelle zu shorten?

    Vielen Dank für Ihre Antwort!

  4. Hallo Frankieboy, willkommen im Blog !

    1. Ich gehe von gar nichts aus und kenne die Zukunft ebenso wenig wie irgend jemand anders. Das Geld wird nicht damit gemacht zu raten, sondern damit die Bewegungen des Marktes zu erkennen und sich schnell zu adaptieren. Ich benutze da gerne das Bild eines Jägers zu der Zeit, als die Menschheit sich ihr Eiweiss noch mühsam auf der Jagd erarbeiten musste. Hätte der Jäger da nur herum geraten, wo das Wild in einer Stunde steht, wäre die Sippe wohl schnell verhungert. Ein guter Jäger liest dagegen die Spuren des Wildes und ist genau da, wo das Wild auch ist. Nicht weil er es vorhersieht, sondern weil er Spuren lesen kann.

    2. Veolia kauf ich in der Schwäche und verkaufe ich in der Stärke – wie bei allen anderen Aktien auch. Ich bin bei Veolia aber derzeit immer investiert – nur mit wieviel ist die Frage !

    3. Zu Gold – siehe oben zu 1. Wenn sich ein Trend etabliert, könnte es denkbar sein, dem Kurs bis ca. 1520 USD – den Tiefs vom letzten Dezember zu folgen. Aber den Trend haben wir noch nicht. Wir hatten bei Gold drei völlig unterschiedlicher Katalysatoren, die nacheinander zum Absturz geführt haben. Ein Trend ist das nicht. Der grosse Trend ist bei Gold nach wie vor nach oben und gegen den grossen Trend shorte ich grundsätzlich nie. Ich werde so einen Short also sicher nicht machen – Q-Cells zu shorten, das war eher ein „Sure-Play“.

    Allgemein zu „Buy and Hold“. Eine langfristige Strategie ist genau so berechtigt wie eine kurzfristige. Wichtig ist aber – und hier machen die meisten Anfänger gewaltige Fehler – die Logik der Selektion und den Zeithorizont des Handelns nicht zu mischen. Also beispielhaft, man sucht sich Aktien nach fundamentalen langfristigen Parametern aus, wundert sich dann aber nach 2 Wochen weil die Aktie im Rahmen eines schwachen Marktes auch abgibt und verkauft. Langfristige Kriterien aber kurzfristiges Handeln – das kann nicht funktionieren und endet garantiert mit Verlusten. Du kannst also durchaus bei der „Buy and Hold“ Strategie bleiben, kurzfristige Ängste und Handlungen sind dann aber fehl am Platz.

    Ich persönlich halte in den aktuellen Märkten von „Buy and Hold“ eher wenig – das Rad dreht sich zu schnell und aus einer ENRON wird in wenigen Monaten ein Pleitekandidat. Aber das ist nur meine Sicht auf die Märkte. Für mich persönlich ist im Moment der Zeithorizont ideal, in dem auch typischerweise die grossen Trends laufen – und das sind Monate und keine Jahre. Denk nur an letzten August bis November oder dieses Jahr Januar bis März. Da das der Zeithorizont ist, in dem ich in der Regel agiere, sind meine Selektionskriterien aber auch auf diesen Zeithorizont ausgerichtet. Was eine Aktie in 2 Jahren vielleicht für Potential hat, interessiert mich bei meiner Strategie also in der Regel weniger.

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