Das grosse Rätselraten ist im Gange - mal wieder. 😉 Ist das nun eine Kaufgelegenheit oder steht uns noch weiteres Ungemach an den Märkten bevor?
Letztlich ist dieses Rätselraten sinnlos und wird medial von Leuten beherrscht, die ihre Meinung mit besonderer Verve zu Markte tragen. Erfahrene Anleger - und Trader sowieso - wissen aber, dass der dauerhafte Erfolg am Markt sich umgekehrt reziprok zur Lautstärke der Prognosen einstellt und vor allem mit Beobachtungsgabe, Strategie und Disziplin zu tun hat.
Denn die Zukunft ist unbestimmt und nur aufmerksame Beobachtung der Signale des Marktes erlaubt uns, diesem zu folgen oder ihn sogar manchmal zu antizipieren. Eine Kristallkugel zur zuverlässigen Vorhersage der Zukunft hat aber niemand.
Bei der Frage, wie es nun an den Märkten weiter geht, sind einfach zu viele noch unbestimmte Variablen im Spiel. So hat die FED in Person des FED Vize Stanley Fisher, gerade wieder auf der Notenbanktagung in Jackson Hole mit eigenen Worten bewiesen, dass sie selber noch nicht weiss, ob der erste, lang erwartete Zinsschritt nun im September kommt oder nicht.
Und Fisher hat die US Arbeitsmarktdaten vom kommenden Freitag zum entscheidenden Kriterium gemacht. Wir können uns also schon wieder auf eine massive, inverse Reaktion des Marktes am Freitag einrichten. Sprich zu gute Daten werden schlecht sein und umgedreht. In dieser inversen Logik haben wir ja nun jahrelange Übung. 😉
Der Punkt ist, wenn die FED als wichtiger Marktfaktor selber noch nicht weiss, ob sie nun Taube oder Falke sein will, wie sollen wir das dann wissen? Und welchen Sinn haben dann zu überzeugte Prognosen mit "Egowelle", ausser um sich selbst im medialen Wettbewerb mit Kompetenzanmutung zu verkaufen?
Auch heute haben wir durch schlechte chinesische Daten ja wieder einen unberechenbaren Einflussfaktor, der initiale Schwäche an den Märkten generiert. Auch da fragt man sich aber eher, wie schlimm es denn nun wirklich ist, wenn solche Werte überhaupt zugelassen werden. Denn nachdem sogar Journalisten lächerlicherweise für den Kurssturz verantwortlich gemacht werden, dürfte dem Letzten klar sein, dass den offiziellen chinesischen Daten sowieso nicht zu trauen ist.
Und am Donnerstag kommt die EZB und es wurde von Seiten der EZB ja schon darüber spekuliert, dass auch eine Ausweitung des Kaufprogramms im Rahmen des QE denkbar ist.
Aber trotz all dieser unberechenbaren Einflussfaktoren, sind wir trotzdem nicht blind. Im Gegenteil. Es gibt unzählige Faktoren und Indikatoren, die uns seriös etwas über den Marktzustand sagen und die ein komplexes Gesamtbild formen.
Es ist unmöglich im Rahmen so eines Beitrages im freien Bereich diese Faktoren alle zu betrachten, das tun wir im Premium-Bereich täglich und haben damit in den letzten 2 Wochen fast auf den Punkt den beginnenden Einbruch und vor allem sehr profitabel, den Rebound ab Montag letzter Woche getroffen.
Diese Faktoren und Marktdaten schaffen aber auch keine absolute Sicherheit, Sicherheit gibt es am Markt nicht. Sie definieren aber Wahrscheinlichkeiten. Es gibt einfach Szenarien, die jetzt wahrscheinlicher sind als andere und das aus guten Gründen. Das ist keine absolute Sicherheit, aber es ist eine Menge mehr, als blindes und panisches Herumraten.
Besondere Bedeutung kommt dabei dem Verhalten des Marktes zu, wenn der im Rebound in die wichtigen Widerstandszonen bei 2.040 - 2.050 im S&P500 und bei 10.6xx im DAX hinein läuft. Und diese Zonen haben wir noch nicht heute erreicht, noch hat der Rebound Luft nach oben.
Wie es von da weiter geht, ist die Frage, für die uns die intensive Marktbeobachtung Wahrscheinlichkeiten liefert.
Statt Ihnen nun aber unzählige Wenns und Abers und Szenarien zu zeigen, will ich als Kunstgriff statt dessen die Vergangenheit bemühen. Denn Geschichte wiederholt sich zwar nicht, sie reimt sich aber und das gerade an der Börse. Alles schon einmal da gewesen, sozusagen. 😉
Schauen wir also auf 4 mögliche Vorlagen für 2015 und versuchen die Frage zu beantworten, welches Jahr sich am ehesten auf 2015 reimt:
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So sah es 2008 aus. Wir wären dann gerade im ersten Rebound nach dem ersten Einbruch, dem sich damals schweres Ungemach angeschlossen hat:
Das Szenario ist denkbar, erscheint mir in Würdigung der Gesamtumstände derzeit als Analogie aber eher unwahrscheinlich.
Nun aber schauen wir auf den gnadenlosen Rebound im Herbst letzten Jahres:
Aber auch hier gilt für mich nach Sichtung aller Daten, dass das zwar etwas wahrscheinlicher als die 2008er Analogie, aber auch eher unwahrscheinlicher ist als das, was nun folgt.
Weit besser passt mir da die 2011er Analogie ins aktuelle Bild, die übrigens auch im August den Einbruch begann. Hier markierte zwar der erste Einbruch fast das Tief, aber es folgten eben 2 Monate markanter Swings, die mit einem marginal tieferen Tief im Oktober endeten, bevor es zum Jahresende wieder hoch ging:
Das reimt sich auf die aktuellen Rahmenbedingungen schon viel besser und erscheint im Gesamtbild eine gut vorstellbare Vorlage für das aktuelle Geschehen.
Aber es gibt noch eine, zunehmend vergessene Parallele, die mir noch einen Tick besser gefällt. Und das ist 1998, woran sich noch 2 Jahre harte Rally anschlossen, bevor dann im Jahr 2.000 eine echte Blase platzte:
Diese Struktur eines Doppelbodens passt sehr gut zu einem Ablauf, in dem die Indizes nun noch bin zu den genannten Widerstandszonen laufen, dann im Zuge einer Erwartung der Zinserhöhung der FED in die FED Sitzung hinein fallen und nach dem die Kuh endlich vom Eis ist und klar wird, dass nach der ersten pro-forma Erhöhung sowieso nichts nachkommt, dann zum Jahresende hin wieder in den Rallymodus gehen.
Alles Spekulation? Stimmt, das betone ich ja immer. Aber es spricht viel dafür, dass die 2011er und 1998er Analogie näher an den Realitäten der Gegenwart ist, als die extremen Crash- und Rebound-Szenarien, die man von den grossen -> Crashpropheten und Gesundbetern <- nun mal wieder lesen kann.
Für die Anleger bedeutet das, nicht zu schnell das ganze Pulver zu verschiessen und sich auf weitere, wilde Volatilität einzurichten - aber Schwäche trotzdem Zug um Zug zu nutzen, um langfristige Posititionen wieder aufzubauen, die aufmerksame Markt-Beobachter Anfang August abgebaut haben.
Und woran erkennt man, dass wir doch in 2008 sind und man doch schnell raus muss? Wenn das Tief vom letzten Montag nicht nur kurz für ein oder zwei Tage marginal unterschritten, sondern nachhaltig nach unten verloren wird. Dann hätten wir Alarmstufe Rot an den Märkten, aber da sind wir noch nicht.
Am Ende ist es aber alleine die Price-Action die für uns Relevanz haben sollte. Wir dürfen uns deshalb auch nicht in obige Vorlagen verbeissen, vielleicht hat 2015 sein ganz eigenes Muster, das noch nicht geschrieben ist.
Aber eine grobe Orientierung können die alten Verläufe schon geben und solche Szenarien erlauben uns, das reale Geschehen dann auch schneller einzuordnen. Und das ist eine Menge wert, nur verheiraten und verlieben dürfen wir uns in diese Analogien eben nicht. Es sind gedankliche Krücken, nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ihr Hari
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