DAX Betrachtung – Doch eine Sommerrallye ?

Ein Gastartikel von Tokay

Dax Betrachtung - Doch eine Sommerrallye ?

Die Eurokrise, die Schuldenkrise und die Bankenkrise dauern an, und so könnte man meinen, dass sich die Märkte in einem Zustand hochgradiger Nervosität befinden. Das tun sie auch. Dennoch kristallisieren sich unübersehbar einige Grundtendenzen heraus:

Die seit März 2012 bestehende Abwärtsbewegung ABD wurde Ende Juni durchbrochen. Dieser Durchbruch fiel zusammen mit dem Bekanntwerden der Brüsseler Gipfelergebnisse, welche von den Märkten „gefeiert“ wurden.

Seither hat sich eine kurzfristige Aufwärtstrendlinie CD entwickelt. Die obere Begrenzungslinie BEF wurde zudem heute Abend überzeugend nach oben durchbrochen.

In Summe sieht dies nach einer positiven Entwicklung aus, die sich zu einer Sommerrallye entwickeln könnte. Dieses Szenario würde nur dann entkräftet, wenn der Bereich 6.350 bis 6.400 Punkte deutlich unterschritten würde bzw. die Kurse unterhalb der Fortsetzung der Linie CD zum Liegen kämen. Es spricht für eine positive Grundstimmung, daß sich die Kurse dieser Linie noch nicht wieder angenähert haben. Offenbar wurde die Großwetterlage(Geldpolitik der EZB plus US-Konjunktur) allgemein überwiegend positiv eingeschätzt.

Gestützt wird diese Erwartung außerdem durch eine langfristige Beobachtung:

Wir sehen hier, dass seit dem Beginn der Erholung 2009 sich ein Aufwärtstrend entwickelt hat, der durch die Strecke ABCDE charakterisiert ist. Wir befinden uns momentan noch unterhalb dieser Linie. Es besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass die Kurse sich in den kommenden Wochen diesem Entwicklungspfad annähern, wenn nicht ihn sogar übertreffen werden.

Tokay

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15 Gedanken zu „DAX Betrachtung – Doch eine Sommerrallye ?“

  1. Hallo Tokay,

    Danke für Deine Aktualisierung. Deiner Einschätzung kann ich mich anschließen und kann mir vorstellen, dass wir ein nervöses Hochschieben nach oben bekommen. Wo ich allerdings ein Problem habe, ist Deine Intepretation eines bestehenden Aufwärtstrends seit 2009. Ehrlich gesagt, eine solche Linie von A nach E hätte ich mich nicht einzeichnen trauen. Für mich ist der Anfang 2009 beginnende Aufwärtstrend seit August 2011 gebrochen – und wenn wir Glück haben, bekommen wir einen neuen Trend ab September 2011 wenn wir das Hoch vom März dieses Jahres (deutlich) überschreiten. Übersehe ich da was, oder sind meine Aussagen „zu Lehrbuchmäßig“ und der jetzigen Situation nicht angepasst?
    Also: keinerlei Kritik, sondern die Hoffnung, dass ich was dazulernen kann.

    Liebe Grüße
    Johann

  2. @Johann, keine Sorge, selbst wenn es Kritik wäre, dann eine, die ernst zu nehmen wäre. Bei der Linie ABCDE ist sicher etwas Intuition mit dabei. Ein wichtiger Punkt bei Trendbetrachtungen ist zweifellos der, daß Unterstützungen den Trend nach unten begrenzen, andererseits es aber auch Hindernismarken nach oben gibt. Insofern wird die Linie ABCDE durch relativ viele solcher Punkte gestützt, einige weitere Punkte kommen in ihre Nähe.

    Rechnet man eine exponentielle Trendgerade für die 200-Tage-Linien aus(Die grüne und rote Linie 200-Tage-GLD mit Pufferbereich bilden hierfür die Grundlage), so wäre der Anstieg sogar noch höher und damit das Erholungspotential noch größer. Allerdings ist m.E. eine Regressionsgerade hier nicht brauchbar, denn aufgrund des schlimmen Absturzes in 2008 liegen die Basiswerte für 2009 viel zu tief. Außerdem ist sehr die Frage, ob die Makrobedingungen das überhaupt hergeben.

    Der Aufwärtstrend 2009 wurde im August 2011 in der Tat gebrochen – aber nach meinem Dafürhalten nur vorübergehend. Es ist doch auffällig zu sehen, daß sich die Kurse seither wieder ganz ordentlich berappelt haben. Die damaligen Kurse wurden nicht mehr unterschritten und waren in der Rückschau ausgezeichnete Einstiegsgelegenheiten(-> „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“). Auch in der weiteren Folge gab es sehr gute Möglichkeiten. Sehr geholfen hat da natürlich auch die sehr expansive Politik der EZB(-> „Spekuliere nicht gegen die Zentralbank“).

    Allerdings ist es sehr gut möglich, daß, auch wenn eine Sommerrallye stattfindet, im Herbst wieder eine Rückkehr in den Krisenmodus erfolgt. Viele potentiellen Verkäufer dürften schlicht in den Sommerferien weilen und es gibt auch wohl einige Übermüdungserscheinungen im Hinblick auf Krisennachrichten. Dies kann sich allerdings schnell nach der Rückkehr der Marktteilnehmer wieder ändern, zumal wenn die Nachrichtenlage sich wieder verschlechtert, was gut möglich ist – Die fundamentalen Probleme sind ja keineswegs ausgestanden. Es würde jedoch eine Betrachtung der technische Marktlage sprengen, auf diese Punkte im Detail einzugehen und ich bin sicher, daß dies hier und anderswo Gegenstand der Betrachtung der kommenden Wochen und Monate sein wird

    Herzliche Grüße

    Tokay

  3. Hallo zusammen, ich kann mich der derzeitigen positiven Markteinschätzung anschließen. Allerdings kann man schon jetzt deutlich sehen, dass es Titel gibt, die kurzfristig nicht mehr so viel Potential haben, da diese kurzfristig um 10-15% hinzugewonnen haben, wie es z. B. K+S und Rheinmetall der Fall ist. Auch hier sind allerding kurzfristig jeweils noch 2-3% pro Aktie in den nächsten 1-2 Wochen drin. Wir haben aber auch noch unterbewertete Titel, wozu garantiert viele Industrietitel wie z. B. Automobilaktien, Zulieferer etc. gehören, die binnen der nächsten 1-2 Wochen mal locker um 5% oder mehr steigen können. Der morgige Tag wird wieder positiv, wobei ich von insg. knapp über 0,5% Plus im DAX ausgehe. Die Luft kann aber auch schon am Dienstag wieder dünner werden, wobei ich die gesamte nächste Woche insgesamt im Plus sehe.

  4. @ dan

    deine idee mit dem aufholpotential finde ich interessant

    …hast du datan dazu – ne statistik?, vergleichst du nur „fundamental“ starke aktien, die den gleichen kursabschlag besitzen? (weil ne aktie, die 20% fällt gegenüber einer die um 20% gestiegen ist zu bevorzugen, da weiß i ned ob i mi das trau)
    würde mich sehr freuen wenn du da was hättest

    greez

  5. Hi, ich schreibe vllt. später noch ausführlich dazu, momentan blicke ich mal wieder gespannt auf Leoni, welche die Erholung vom Freitag wieder los ist… Die Zeichen der Zeit stehen nicht gut…

  6. weiß jemand was mit Leoni los ist, die anderen Autozulieferer halten sich vergleichsweise gut…?
    Gruß
    John Doo

  7. Hallo John, da gibt es leider keine Erkenntnisse. Die Schwäche sieht nicht gut aus, ich halte mich bis ca. 28€, dann bin ich raus

  8. @John Doo

    Im Moment ist charttechnisch noch nicht viel passiert, solange die 28,20€ auf Tagesschluss nicht gebrochen werden. Vielleicht, dass Fonds seit Tagen den Kurs drücken, um günstig einzusteigen?? Der MACD auf Tagesbasis zeigt seit einiger Zeit eine bullische Divergenz. Insofern wirds spannend: entweder Leoni „kracht in Kürze durch die 28€ und „gleich danach“ kommt eine schlechte Nachricht; bzw. schon Ende dieser Woche freuen sich viele über die heutigen Kaufkurse. Ich schau mir das ganze entspannt an und hab mal vorsichtshalber einen Stopp Buy Order (in ausreichendem Abstand zum jetzigen Tumult) platziert.

  9. @CDO

    Ich stelle mir das so vor, dass auf der Verkäuferseite relativ hohe Stückzahlen mit jeweils kleineren Kursen angeboten werden, so dass sich die Kursfeststellung tendenzielle nach unten bewegt. Dies könnte dazu führen, dass Stopp Loss Order ausgelöst werden und beim nächsten Stückchen nach unten kommen die nächsten Stopp Loss dran. Aber das ist nur eine Vermutung – Hari hat uns ja ausdrücklich aufgefordert eigene Gedanken anzustellen. Sicher bin ich mir aber bei meinem Gedankengang nicht; vielleicht dass uns Hari hier weiterhelfen kann.

  10. @Kurs druecken: Das haette mich auch mal interessiert. Es kommt immer wieder mal so ein Geruecht auf, wonach grosse Marktteilnehmer einen Wert „druecken“ um dann guenstig einzusteigen. Ich selber kann mir das irgendwie nicht vorstellen, aber ich muss sagen: ich weiss es auch nicht ! Wir hatten ja vor kurzem die Gap-Aufklaerung im Blog, vielleicht koennen wir das mit der Drueckerei nochmal wiederholen ?

  11. @ johann & hans

    meine frage war rethorisch gemeint (ich mein, ich hätte mich gerne überraschen/erleuchten lassen wenn da eine kurze, einleuchtende antwort gekommen wäre, die erläutert wie das funktionieren soll)

    meine ansicht zu dem thema ist (ist natürlich nicht der schlusspunkt des themas, ich bin weit entfernt vom status eines profis):
    man kann den kurs nur auf eine art manipulieren: durch kauf oder verkauf, und vorher zu kaufen um dann „günstiger short zu gehen“, oder umgekehrt … leuchtet mir nicht so recht ein (man hätte ja dann zuerst einzudecken und dann wäre man erst flat + hinterher erst den eigentlichen kauf … die problematik mehrere millionen zu verschieben haben ja von uns wahrscheinlich noch die wenigsten erlebt 😉 )

    zu dem thema steht übrigens eine gute erklärung in einem sehr lesenswerten buch: „reminiscences of a stock operator“ / auf deutsch glaub ich „das spiel der spiele“ oder so ähnlich, da lautet die beschreibung doch etwas anders als das in den verschiedenen klatschspalten dargelegt wird

  12. @ CDO und all, zum Thema ein kurzer Hinweis, weil eine detaillierte Darstellung ist mir im Moment zu aufwendig:

    Richtig „Manipulieren“ kannst Du einen Kurs nur, wenn Du so viel mehr finanzielle Firepower hast als der Rest des Marktes, dass Du die Aktie praktisch überall hin treiben kannst wenn Du willst. Deswegen besteht auch eine direkte Beziehung zwischen Marktkapitalisierung und „Manipulierungsmöglichkeit“, je kleiner desto gefährlicher.

    Trotzdem ist es möglich auch bei liquidieren Aktien temporäre Bewegungen einzuleiten, aus denen Du als Big Money dann profitieren kannst. Das ist nicht wirklich „Manipulation“ sondern eher intelligentes Ausnutzen der anderen Marktteilnehmer. Das passiert zb bei den bekannten Kursmarken, auf die alle starren und wo Stops etc liegen.

    Wenn man weiss, dass viele kleine Stops bei einer Marke im Markt liege – und die grossen Universalbanken wie die DB wissen das, wie liefern ihnen als Kunden ja die Daten mit unseren SLs dafür – dann kann Big Money (wenn es einen Wert auf der Kursmarke als Turnaround kaufen will) mit eine paar grossen Orders den Kurs gezielt in die Stopzone drücken. Dann werden die Stops ausgelöst, die kleinen Anleger herausgekegelt und 2% tiefer steigt dann BigMoney massiv ein. Da jetzt alle Stops aus dem Markt sind, ist auch kein Widerstand gegen die Gegenbewegung mehr da, ergo der Kurs geht durch die Decke, nachdem er vorher 2% durch die Stopmarke fiel. Und Big Money hat 2% additiven Ertrag gemacht, der nicht da wäre, wenn sie einfach nur gekauft hätten, statt vorher erst einmal den Kurs zu drücken.

    Das ist ein absoluter Klassiker, wer erinnert sich nicht an letzten Oktober, S&P500 bei unter 1100 (die Marke wo alle im Sinne „do or die“ drauf starrten) und dann die Megarally ab 21 Uhr ? Also „drücken“ und „abfischen“ geht schon, wenn das Setup stimmt.

    Eine andere Technik macht sich die normale Tendenz des Marktes aus einer Überdehnung zurück zu schwingen zu nutze. Denken Sie an das Gummiband. Denn wenn eine Aktie gerade keinerlei neue Nachrichten hat, ist sie oft auf einem recht stabilen Kursniveau „eingeschwungen“. Wenn jetzt Big Money verkaufen will, geben Sie grössere Pakete in den Markt, was den Kurs kurz drückt. Diese temporär „günstigen“ Kurse nutzt Otto Normalanleger um „billig“ nachzukaufen. Denn Otto Normalanleger lebt in der Vergangenheit und ist noch bullisch, alle Magazine reden in dem Moment ja auch von DAX 8000 etc. 😉 Sobald das ursprüngliche Kursniveau wieder erreicht ist, legt Big Money die nächste Verkaufs-Tranche in den Markt und das Spiel mit dem Gummiband wiederholt sich.

    Und so weiter, das nennt man „Distribution“. Irgendwann habe die kleinen „Longs“ alle gekauft und sich Big Money weitgehend von den Positionen befreit. Der nächste grössere Verkauf trifft dann auf keine Gegenwehr kleinerer Käufer mehr und abwärts gehts mit Karacho ! Deswegen sind echte Topbildungen immer so sägezahnartig = Distribution. Ein Sägezahntop sollte zu grösster Vorsicht Anlass geben !

    Soviel in Kurzform zwei Beispiele, das Thema ist aber weit umfangreicher !

    Letztlich beruhen diese Techniken auf einem eigentlich unfairen Wissensvorsprung, denn Big Money in den grossen Banken weiss genau wie viele auf der anderen Seite des Pokertisches stehen und wie deren Blatt aussieht. Da lässt sich leicht pokern. Und wir liefern diese Daten, wenn wir bei diesen Banken Kunde sind und unsere Trades eingeben. Man kann das für die Wahl unserer Bank durchaus als Argumentation für reine Broker interpretieren, die ihr Geld nur durch Marge mit ihren Kunden verdienen und keine „Mutter“ haben, die gierig die Daten für eigene Zwecke auswerten will. Theoretisch sollte das ja auch nicht passieren, „Chinese Wall“ und so. Aber darüber kann ich nur lachen, Chinese Wall passt gut, die sind nämlich dünn und fallen leicht um. 😉

  13. Vielen Dank für alle Gedanken und Antworten zu meiner Frage zu Leoni…ich denke, die Situation des Gesamtmarktes wird evtl. entscheiden, ob Leoni sich unter 28 bewegt; wenn sie dies tut, werden wohl viele SL gerissen, insofern tue ich mich schwer bei Leoni sinnvoll einen SL zu setzen ohne unglücklich beim runterreissen für einige wenige Minuten davon erwischt zu werden…dies ist vor allem ein Problem wenn man zeitlich nicht in der Lage ist das Geschehen intensiv zu verfolgen…
    So long, eine gute Woche allen!!
    @Hari: Ich schätze es sehr, dass Du darauf achtest, dass Dein Blog nicht zu einem Ego-shootout verkommt und damit wertlos wird..

  14. @ hari / hans / johann

    danke hari für die abermalige zurechtrückung meines blickwinkels, ich hatte ja schon mal erwähnt, dass ich zur zeit nicht kurzfristig, eigtl. sogar ausschließlich langfristig unterwegs bin und habe die problemstellung nur aus diesem blickwinkel betrachtet
    (bsp: gold wird seit monaten gedrückt, wo du selbst sagtest, dass es wahrscheinlich einfach nur ne wilkommene ausrede für die bugs ist)
    und hab total aus den augen verloren, dass alle probleme einer mittel-/langfrist manipulation auf kurzfristige nicht in der form zutreffen

    sorry für meinen denkfehler

    greez

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