DAX Marktupdate – 8000er Marke voraus ? – 13.02.13

Seit Tagen mäandert der DAX oberhalb der 7600er Marke herum, ohne die Kraft für einen erneuten Anstieg aufzubringen. Da stellt sich doch die Frage, ob wir es hier mit einer Topbildung zu tun haben, oder ob wir doch schon bald zu dem historischen Höchststand von 8152 aus dem Juli 2007 aufbrechen. Diese Frage möchte ich heute Mittag, vor Eröffnung der Wallstreet, versuchen zu beantworten.

Statt zu spekulieren und Hoffnungen und Wünsche zum Massstab unseres Handelns zu machen, schauen wir doch einfach auf den einzigen objektiven Massstab den wir haben: die im Markt aufgerufenen Preise. Dieses Mal im langfristigen Wochenchart seit 2007:

DAX 13.02.13

Was sehen wir ?

  • Der DAX befindet sich in einem etablierten Aufwärtstrend, der durch drei unterschiedliche lange und steile Trendlinien gekennzeichnet ist. Der Index bewegt sich oberhalb aller drei Trendlinien, von dieser Seite gibt es keinerlei Indiz für eine Topbildung.
  • Wie eine komplexe Topbildung aussieht, kann man 2007 und 2011 beobachten. Davon kann im Moment keinerlei Rede sein, die jetzige Strukur sieht eher nach einer Konsolidierung im fortdauernden Aufwärtstrends aus, ganz wie die Konsolidierung im 4. Quartal 2012.
  • Das Momentum der Bewegung lässt ohne jede Frage nach, daraus kann aber keine unmittelbare Wende abgeleitet werden. Allerdings dürfte auch nicht mehr mit einem riesigen Schub zu rechnen sein, bevor der Markt dann endlich mal korriert.

Weitere Argumente ausserhalb des Charts sind:

  • Die Notenbanken sind weltweit weiter auf dem Gaspedal. "Dont fight the Fed" ist nach wie vor eine wichtige Regel und es ist kurzfristig nichts am Horizont sichtbar, was die massive Liquiditätsversorgung grundlegend in Frage stellen würde.
  • Die "Grosse Rotation" raus aus Bonds hinein in Aktien scheint langsam in Gang zu kommen. Auch von dieser Seite sind die Märkte gut unterstützt.
  • Die Wahlen in Italien stellen für die Eurozone und damit den DAX ein Fragezeichen dar, das sich aber in spätestens zwei Wochen endlich heben sollte.
  • Die Wirtschaftsdaten der grossen Blöcke von Japan über China bis Europa und USA sprechen eher für anziehende Konjunktur als für eine erneute Rezession.
  • Das Sentiment ist sehr positiv und gerade in den USA auf Höchstständen, wir wissen aber aus vergleichbaren Trendbewegungen, dass dieser Zustand durchaus über Monate anhalten kann, bevor dann endlich eine gesunde Korrektur einsetzt.

Summa Summarum halte ich daher für den DAX das folgende Szenario im Moment für das wahrscheinlichste, das ich auch im obigen Chart eingezeichnet habe:

Schon bald ein Schub über 8000 und zu marginalen neuen historischen Höchstständen. Dieser Schub könnte schon vor der Wahl in Italien einsetzen, falls Umfragen einen Sieg des "Nicht-Berlusconis-Lagers" verheissen. Diese Höchststände will der Markt nun wohl einfach mal sehen.

Mit Erreichen der historischen Höchststände, dürfte dem DAX dann aber endgültig der Dampf ausgehen, er ist einfach zu schnell zu stark gestiegen. Dann dürfte im Zeitfenster März/April eine Korrektur einsetzen, die den Index bis zur zweiten Trendlinie zurück fallen lässt. Hier wird sich dann entscheiden, ob es sofort weiter nach oben geht, oder sich eine grössere Korrektur bis zur dritten Trendlinie anschliesst.

So weit das für mich heute mittag wahrscheinlichste Szenario für den DAX. Für neue Leser sei noch der Hinweis erlaubt, dass ich hier nichts prognostiziere. Ich kenne die Zukunft ebenso wenig wie jeder andere und habe keine Glaskugel. Morgen kann eine Nachricht oder ein Ereignis auftauchen, dass dieses Bild in Frage stellt.

Ich sehe aber die Gegenwart und was uns die Price-Action im Markt und die Kursentwicklung in der Gegenwart sagt. Und das liefert kein echtes Indiz für eine bevorstehende Topbildung. Auf Basis der heute bekannten Daten und Fakten, sind weiter steigende Kurse kurzfristig wahrscheinlicher als das Gegenteil. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger !

Was den weiteren Jahresverlauf angeht, bin ich aber weiter optimistisch, der Liquiditätsdruck hält an und die Marktteilnehmer können sich von Crash bis zu Seitwärtsbewegung alles vorstellen. Nur eines können sich die Marktteilnehmer nicht vorstellen, nämlich dass wir einfach weiter hoch pressen und am Ende des Jahres 2013 weit über 9000 im DAX stehen. Und wir wissen ja, wie gerne Mr. Market genau den Weg geht, den keiner sich vorstellen kann.

Ihr Hari

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14 Gedanken zu „DAX Marktupdate – 8000er Marke voraus ? – 13.02.13“

  1. Hari Du hattest vor ein paar Tagen (oder waren es schon Wochen 😉 ) ein mögliches charttechnisches Kursziel im S&P 500 von 1525 genannt. Da könnten wir ja bald hinkommen, wäre es dort nicht recht wahrscheinlich für eine mögliche (kleinere) Korrektur? Vielen Dank auch für Deinen Artikel zur aktuellen Markteinschätzung, welchen ich immer sehr (!!) wertvoll finde.
    Beste Grüße
    John

  2. Ja, die 1525 könnten eine Korrektur auslösen. Allerdings hat der DAX mittlerweile einigen Nachholbedarf nach oben angesammelt.

  3. Ich stelle meine Frage mal hier, noch passend heute zum Dax-Artikel…um ca 15:40 Uhr war im Dax Minutenchart ein Doij (indecision bzw. Umkehrkerze) zu sehen, kann man danach handeln? Der Dax ging danach erstmal nach Süden oder war es nur Zufall bzw. auf dieser Zeitebene ohne größere Aussagekraft?
    Beste Grüße
    John

  4. @John Doo, man kann nach jedem Muster handeln, aber keines hat je 100% Aussagekraft.

    Nach einer 1 Minuten Kerze kann man also auch handeln, wenn man zwei Dinge begreift:

    Erstens, die Aussagekraft reicht für ein paar Minuten, vielleicht 10, dann wars das.

    Zweitens, eine einzelne Kerze verschiebt die Wahrscheinlichkeiten nie mehr als ein paar Prozent zu den eigenen Gunsten.

    Schaut man auf mehr als eine Kerze, kann man mehr sehen. Schau auf den Zeitraum zwischen 15:35 und 15:41. Die mehrfachen Fahnen und die Unfähigkeit höhere Hochs zu produzieren, haben die Wahrscheinlichkeit der folgenden Abwärtsbewegung sicher auf 70% oder höher katapultiert und waren selbstverständlich eine Vorlage für einen Trade.

    Das gleiche Muster kannst Du genau so auf anderen Zeitebenen beobachten. Wenn es im Wochenchart auftaucht, hat es eben Prognosekraft für ein paar Wochen.

  5. Danke Dir Hari, das hilft mir, gerade das die Prognosekraft der jeweiligen Zeitebene zuzuordnen ist,macht auch Sinn.
    Beste Grüße
    John

  6. Lieber Hari,
    wenn ich deinen Artikel vom 6. Februar und den heutigen Artikel zum Dax lese, bin ich ein wenig verwirrt. Hat sich denn in der Woche soviel am „objektiven Maßstab“ verändert, dass der Markt nun eine andere Sprache spricht?
    Grüße Toni

  7. Ja mein lieber Toni, der Markt spricht alle paar Tage eine andere Sprache. Will man auf der taktischen Ebene agieren, muss man extrem flexibel sein.

    Zum Zeitpunkt des Artikels war der DAX bei 7651 und machte danach sein Tief bei 7534. Nun sieht es so aus, als ob das mglw ein neues Tief im Aufwärtstrend war. Zum Zeitpunkt des heutigen Artikels stand der DAX bei 7667 (also auf ähnlichem Niveau wie am 06.02.) nun zeigt die Tendenz aber wieder nach oben. Aktuell steht er bei 7713.

    Ich denke was Dich wieder verwirrt ist erneut der Zeithorizont, Du bist Dir nicht im Klaren, dass Du in einem anderen Zeithorizont denkst, als ich diese Artikel schreibe.

    Solche Artikel dienen in der Regel dazu Orientierung für die kommenden Tage zu geben. Keine Wochen, keine Monate, Tage. Oft mache ich dann im Artikel dann auch noch längerfristige Aussagen, die für Dich dann vielleicht wichtiger sind. Und die sind heute genau so wie vor einer Woche:

    Ich rechne mit einer Korrektur die bald einsetzt, ob Morgen oder erst in Wochen kann Dir niemand sagen, aber sie wird kommen. Danach bin ich aber zum Jahresende sehr optimistisch. Das ist das unveränderte grosse Bild.

    Ich hoffe jetzt sind die Dinge klarer.

  8. Devon Energy!
    Heute 3,5% im Plus. Nachdem ich schon das rechtzeitige Austeigen aus der Aktie dank glänzender Abwesenheit eines sinnvollen Stops verschlafen habe, habe ich zu allem Übel auch noch den rechtzeitigen Wiedereinstieg dank Ignoranz verpennt.
    Ich frage mich, ob das ein gutes Zeichen für die Kohleminen ist? Peabody zeigt heute immerhin mal ein kleines Plus.
    -> Devon <-

  9. Übrigens Toni als Tip, falls Du das Segment rund um Devon spielen, aber Dich nicht um Einzelaktien kümmern willst, ist der voll replizierende iShares ETF WKN A1JS9C eine gute Wahl. Darin sind die grossen Nordamerikanischen Öl und Gastitel wie Anadarko, Devon, Apache, Marathon usw.

    Und noch ein Tip bzw Bitte, diese Diskussionen sind ideal im neuen Forum. Die Kommentare bitte nur noch verwenden für Dinge, die in direktem Bezug zum Artikel stehen. Insofern ist Dein Kommentar zum Unterschied zum 06.02. passend im Kommentar. Die Diskussion um Devon wäre ein idealer Forenthread.

  10. Bin gespannt ob die Situation sich wie von Hari prognostiziert abspielen wird, ich könnte es mir jedenfalls sehr gut vorstellen. Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass langsam nun endlich eine stärkere Korrektur vollzogen wird, momentan habe ich nur wenig Lust auf einen Trade. Andererseits könnte ich mir vorstellen, dass die Mehrheit des Marktes ebenfalls so denkt und nach Konsolidierung der jetzigen Preisniveaus wieder auf Shopping-Tour geht.. tja.. Mr.Market bringt einen immer wieder zum Nachdenken.. 🙂

  11. Ja Clash, es ist derzeit wirklich so, dass fast alle auf die Korrektur warten. Die ist ja nun auch wirklich so deutlich fällig, dass selbst meine Oma selig das erkennen würde. 😉 Was alle erwarten, macht Mr. Market aber höchst ungern.

  12. Das kurzfristige Erreichen neuer Höchststände wäre übrigens auch sehr nachvollziehbar, weil dann wahrscheinlich auch alle korrektur-erwartenden am falschen Fuss erwischt werden würden und dadurch vielleicht doch wieder auf die Long-Seite wechseln würden.. nur um dann die Erkenntnis zu machen, dass Mr.Market die eigentlich schon länger fällige Korrektur durchführt.

  13. Im Moment sehe ich am ehesten eine Seitwärtskonsolidierung, die sich mindestens noch bis in den März schieben wird. Zwei Sollbruchstellen sind auszumachen:

    1. Die unklare Situation in Italien(aber war sie jemals klar?): Wenn wir Glück haben, bringen die Februarwahlen eine Auflösung zugunsten des Nicht-Berlusconi-Lagers. Wenn wir Pech haben, gewinnt der alte Filou genug Stimmen, um die Dinge hintertreiben zu können, was die Märkte wieder Richtung „risk on“ treiben könnte.

    2. Die Chartsituation auf dem US-Markt: Es mehren sich die Stimmen, die einer Korrektur das Wort reden. Auch das Sentiment ist auffällig bullish. Sollte sich dies bewahrheiten, dann würde sich der deutsche Markt dem kaum entziehen können.

    Auf der anderen Seite mehren sich jedoch auch die Anzeichen, daß die Weltwirtschaft wieder zu einem Aufwärtspfad zurückfindet, Die Zentralbanken haben mit ihrer Politik einer Destabilisierung der Erwartungen entgegengewirkt. Auch wenn diese Politik langfristig einen Preisauftrieb(und damit auch der Vermögenspreise) bewirken dürfte, so war es für den Moment m.E. wichtiger, einer deflationären Entwicklung entgegenzuwirken. Insofern gibt es zwar Grund zu kurzfristig/technischer Vorsicht, langfristig sieht es aber eher gut aus.

    Das würde nahelegen, ein paar Gewinne mitzunehmen, so man sie denn eingefahren hat, um damit ein paar Cashreserven für mögliche Korrekturen zu schaffen. Dort, wo es charttechnisch gut aussieht, weiterhin am Ball bleiben.

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