Gold nach dem Absturz – Grosses Chartupdate – 04.01.13

Nach dem Handelsschluss an der Wallstreet, möchte ich mich noch einmal in Ruhe und ohne die Hektik des Handelstages, der Entwicklung beim Goldpreis widmen. Unter anderem, weil die heutige Entwicklung einfach laut danach schreit. 🙂 Zu deutlich kann man heute sehen, wie die Anleger von technisch agierenden Programmen hin und her geworfen werden.

Im voran gegangenen Artikel habe ich ja deutlich gemacht, dass ich die Entwicklung des Goldpreises seit November fundamental nicht mehr verstehe. Dem ist auch nichts hinzu zu fügen. Das sollte uns aber nicht hindern, einfach mal ganz unvoreingenommen auf den Chart zu schauen.

Hier ist er also der gleiche Stundenchart von XAUUSD, den ich Ihnen heute um 12 Uhr gezeigt habe, nun nur ein paar Stunden später.

Gold 04.01.12 1

So ein schöne inverse Schulter-Kopf-Schulter Formation haben Sie auch schon lange nicht mehr gesehen, oder ? Die schreit ja geradezu danach bis 1680 USD weiter zu laufen.

Was war passiert ? Wie technisch abzusehen, fand gegen 12 Uhr eine Stabilisierung wegen schlichter technischer Überdehnung statt, die ich auf dem Chart des früheren Artikels mit dem roten Kreis beim RSI indiziert hatte.

Dann ging der Goldpreis in Wartestellung bis zu den US Arbeitsmarktdaten um 14.30 Uhr. Und als diese nicht mit einer Verringerung der Arbeitslosenquote kamen, ging es stark nach oben. Denn nach der neuen FED Kommunikation, bedeutet ja eine sinkende Arbeitslosenquote eine schnellere Beendigung der QE Massnahmen, was schlecht für Gold wäre - zumindest wenn man glaubt, dass die FED überhaupt aus der Geldflut wieder rauskommt und die Zinsen tatsächlich anheben könnte. Ich glaube es eher nicht, weil es wegen der Bondrenditen und damit Zinslast der USA gar nicht geht und am völlig überdehnten Anleihenmarkt ein Desaster auslösen würde, aber das ist eine andere Geschichte.

Wäre die Arbeitslosenquote stark gefallen, hätte es heute wohl ein Schlachtfest im Goldkurs gegeben. So wurde das Reversal in Gang gesetzt und das lief mal wieder nach technischem Lehrbuch. Die Formation ist auf jeden Fall aktiviert und das Kursziel rechnerisch ca. 1680 USD.

Schön ist auch zu sehen, wie durch diese volatile Bewegung zwischen dem 02.01. und dem 04.01. wahrscheinlich jede Menge menschlicher, mittelfristiger Trader rausgekegelt wurden, gewonnen haben wohl primär die Maschinen. "Whipsawed to Death" nennt man das im Amerikanischen und am Ende ist im Kurs gar nichts passiert, ausser das die Menschen Geld verloren haben.

Wenn Sie jetzt aber glauben in Sachen Gold "Hosianna" rufen zu können und alles sei in Butter, möchte ich daran erinnern, das genau diese technischen Formationen wie die inverse SKS seit November nicht mehr funktionieren. Schauen wir doch mal auf das gleiche Chart, nur aus Tagessicht:

Gold 04.01.12 2

Mit rotem Pfeil habe ich die Stelle im November markiert, die nicht hätte passieren dürfen und ohne Vorwarnung den neuen Abwärtstrend definierte, statt zu neuen Höchstständen hoch zu laufen. Und ich habe Ihnen zwei Trendlinien für einen Abwärtstrend eingemalt und auch gleich erneut den grünen Pfeil der aktuellen inversen SKS Formation.

Bei so viel technisch induzierten Abläufen, werden Sie nun auch nicht mehr überrascht sein, dass das rechnerische Ziel der SKS (der grüne Pfeil) bei 1680 USD ziemlich genau mit der ersten fallenden Trendlinie zusammen fällt. Wirklich spannend wird es aber in meinen Augen erst, wenn wir auch die zweite Trendlinie knacken (den grünen Stern) und Gold wieder über 1700 USD zieht. Wenn das mit bis dahin weiter funktionierender Markttechnik unterlegt ist, werde ich ab dem grünen Punkt einen Long-Trade wieder ernsthaft in Erwägung ziehen. Aber nicht vorher.

Hoffnung macht aber die grosse Trendlinie die ich Ihnen eingezeichnet habe, die nun seit dem Mai 2012 als Unterstützung eines übergeordneten Aufwärtstrend dient, der mit der heutigen riesigen Fahne auch erneut bestätigt wurde. Aus dieser Perspektive sieht das Bild des Goldkurses also gar nicht so schlecht aus.

Auch die Fibonacci-Retracements erlauben interessante Aussagen, denn der "Whipsaw" der letzten Tage war ein fast perfektes Pingpong zwischen dem 62er und 38er Retracement des grossen Anstiegs seit Mai 2012. Ich habe diese Retracements aber nicht mehr in den Chart integriert, da er ansonsten jede Lesbarkeit verloren hätte. Ich bin ein Fan der optischen Konzentration auf das Wesentliche. Aber auch die Fibo-Retracements zeigen eindrücklich, wie stark hier Algos gezielt im Spiel sind.

Ich erinnere aber erneut daran, dass wir seit 2 Monaten nun so hin und her geworfen werden wie in den letzten beiden Tagen. Also Vorsicht mit technischen Schlussfolgerungen. Und wir haben nun ein zulaufendes Dreieck im Tageschart, dass zwar statistisch öfter nach oben aufgelöst wird als nach unten, aber was ist bei Gold derzeit schon normal ?

Ich persönlich warte die 1700 USD ab und wenn ich dann vorher noch einen grossen "Buying on Weakness" Print im ETF GLD sehen würde und so wüsste, das Big Money wirklich wieder einsteigt, dann lasse ich mich auch gerne wieder überzeugen. Aber zunächst mal hat mir nun der Goldpreis was zu beweisen, denn der hat mich zuletzt nur an der Nase herum geführt.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende !

Ihr Hari

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5 Gedanken zu „Gold nach dem Absturz – Grosses Chartupdate – 04.01.13“

  1. Ich verstehe die kurzfristigen Bewegungen beim Goldpreis auch schon lange nicht mehr – da geht es mir wie Dir, Hari! Bei den sehr goldlastigen Websites, die ich regelmäßig frequentiere, sieht es auch nicht anders aus (das hast Du ja auch schon mehr oder weniger so geschrieben), und einige meiner „Web-Bekannten“ sind glaube ich in letzter Zeit mit kurzfristigen Trades auf die Nase gefallen.

    Ein Grund mehr, vielleicht einfach mal auf die Seite zu treten und das große Bild zu betrachten. Erstens sind m.E. alle fundamentalen Treiber für Gold immer noch da, in aller erster Linie hat die Welt zuviel Schulden, und alle Papierwährungen sind im Zustand der „competitive devaluation“ und des „race to the bottom“. Für mich gilt nach wie vor: Inflate or Die! Vor diesem Hintergrund ist und bleibt Gold m.E. die einzige Währung mit Bestand. Ich frage mich: habe ich irgendwas verpasst in letzter Zeit? Ich glaube nicht, und da ändert auch das jüngste FOMC-Meeting nichts. Ich glaube nicht, dass man auf absehbare Zeit aus diesem Dilemma rauskommt.

    Im wöchentlichen 3-Jahres-Chart sieht alles viel ruhiger aus. Hier befindet sich Gold in einem sehr langfristigen und ungebrochenen Aufwärtstrend, aber auch seit September 2011 in einer Konsolidierungsphase. Im Moment oszilliert der Preis um den 50WMA. Also passiert eigentlich gar nicht viel 🙂

    Wie es weitergeht? Keine Ahnung. Vielleicht hat der Goldpreis in den letzten Jahren (bis 2011) schon viel preisliche Inflation vorweggenommen und wird in den nächsten Jahren zwar weiter steigen, aber halt unter starken Schwankungen und effektiv viel langsamer (das war zumindest das Ergebnis des Denkprozesses eines Bloggers, den ich verfolge).

    Ich bleibe drin, verkaufe oder kaufe aber nicht.

  2. Statoil könnte einen Blick wert sein, die Aktie ist aus einem kleinen Dreieck seit 9/12 ausgebrochen, hat die obere Begrenzung noch einmal getestet und ist in einem Aufwärtstrend. Die 200 Tage Linie wurde überschritten. Die Dividendenrendite und das KGV sind acceptabel und die Aktie bietet eine Diversifizierung in NOK.
    Bitte um Gegenargumente.

    Auch OMV scheint sich aus der Lethargie der letzten Monate zu erheben. Hier sehen die fundamentalen Zahlen eher noch besser aus.

  3. Ich habe mir gestern noch Hari’s Link zur “Gold Comex China Manipulation” durchgelesen. Ich muss sagen, die Grundidee dahinter ist schon sehr bestechend. Die chinesische Fuehrung hat oefter gezeigt, dass sie in wirtschaftlichen Fragen sehr weitsichtig agieren kann. Erst wurden die Devisen in USD gehalten, jetzt wird in Gold und Silber umgeschichtet. Das wuerde in das hier viel diskutierte Weltbild passen (Papiergeld runter, Gold rauf). Zu bloed, dass ich die Aufloesung der Story nie kennen werde.

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