Hari´s Märkte am Abend – 05.06.12 – Long-Strategie mit Baskets

22 Uhr - Handelsschluss

Ich denke heute konnte man spüren, wie der Markt nun auch langsam mal wieder nach oben will, auch wenn er noch nicht richtig Fahrt aufnehmen konnte. So ruhig und gelassen wie der S&P500 heute langsam hochschob, haben wir das schon lange nicht mehr gesehen.

Diese Veränderung des Charakters hatte sich für mich schon Ende letzter Woche langsam angekündigt, sichtbar an mehreren Divergenzen, unter anderem einer fallenden Marktbreite der Aktien, die neue Tiefstkurse produzieren. Auch die Banken zeigen nun schon mehrere Tage eine Stabilisierung der Kursentwicklung, ein Umstand den man nicht übersehen sollte.

Eigentlich wollte der DAX ja schon heute früh richtig hoch, wurde dann aber von Aussagen des spanischen Finanzministers ins Knie geschossen, was die neuen Tiefststände im frühen Handel auslöste. Mit der Wallstreet kam dann aber erst einmal eine Stabilisierung und der sanfte, ruhige Anstieg. Nach wie vor sind DAX 5800 und S&P500 1250 zwar durchaus denkbar, die Zeichen für einen bald bevorstehenden technischen Bounce mehren sich aber in meinen Augen. Hoffen wir nur, dass nicht wieder irgend ein Politiker etwas ganz Schreckliches daher redet, dann interessiert bei der grassierenden Unsicherheit nämlich keine Markttechnik mehr, dann springen alle nur noch in die Rettungsboote. Mit diesem politischen Headline-Risiko müssen wir aber halt leben, wer das nicht ertragen will, sollte aktuell wohl besser nicht mehr im Markt sein.

Wohin uns die nächsten Tage führen, weiss also nach wie vor nur der Wind. Technisch spricht nun viel zumindest für einen Bounce, vielleicht sogar eine Trendwende. Aber letztlich hängt alles von politischen Entwicklungen in der Euro-Zone ab. Insofern sind wir nun in einer merkwürdig gespaltenen Lage:

Einerseits ist ein schwerer Crash durchaus möglich, der die Indizes und viele Aktien noch einmal halbieren und auf Post-Lehman Niveau drücken könnte.

Andererseits liegt die höhere Wahrscheinlichkeit in meinen Augen nun bei einem Bounce, der von der Markttechnik, aber auch von Interventionen der Notenbanken oder der Politik befeuert werden könnte.

Wenn man diese Lage so annimmt, wie sie in meinen Augen nun einmal ist, lautet die logische Schlussfolgerung für meine kurzfristige Anlagestrategie, dass ich nun einerseits Long im Markt sein muss, andererseits diese Positionen aber unbedingt gegen den grossen Absturz absichern muss.

In meinen Augen bieten sich zur Absicherung ideal die wichtigen Marken DAX 5800 und S&P500 1250 an. Mit etwas Abstand, könnten Stops bei DAX 5750 und S&P500 1240 vielleicht sinnvoll sein. In einem Bounce sollten wir mindestens die 200 Tage Linie bei gut 6200 von unten testen. Wenn wir diese durchschlagen, was ich dann für durchaus wahrscheinlich halte, dürfte uns das schnell über 6400 tragen. Weiter wage ich nicht voraus zu schauen, aber ein Hub von gut 400 Punkten im DAX wäre ja schon mal was. 😉 Sollte die 200 Tage Linie nach oben durchschlagen werden, könnte man die Stops etwas unter die 200 Tage Linie nachziehen und wäre damit mit seinen Long-Positionen in der Komfortzone.

Rein rechnerisch ergibt sich mit einer derartigen Strategie im DAX bei aktuell 5970 Punkten ein Risiko von 220 Punkten nach unten und eine realistische Chance von 430 Punkten nach oben. Ich bin derzeit genau für diese Strategie aufgestellt, aber primär nicht in den Indizes, sondern in ausgewählten Einzelaktien bzw Baskets.

Im Folgenden möchte ich Ihnen daher 2 meiner eher konventionelleren Baskets aufzeigen, mit denen ich eine derartige Strategie spielen werde. Das ich daneben aktuell auch mit den drei Themenbereichen die ich gestern nannte, plus mit einigen exotischeren Themen im Markt bin, hatte ich ja schon kommuniziert. Meine gesamte, komplexe Aufstellung inklusive integrierter Short-Positionen als Hedge hier zu kommunizieren, würde nur endlose Erklärungen erzwingen und macht für mich keinen Sinn, zumal ich meine Aufstellung vielleicht schon eine Stunde nach dem Artikel dann wieder ändere und mich eine Kommunikation darüber nur behindern würde.

Deshalb hier nur ein Ausschnitt aus dem konventionellen Ansatz meiner Strategie. Diese Strategie mit Baskets verwende ich, weil ich einerseits Stockpicking betreibe und mir nicht einen ganzen Sektor ins Depot legen will, denn dann hätte ich auch die faulen Eier im Korb. So finde ich den Stahlsektor zum Beispiel nun interessant, will aber auf keinen Fall Thyssenkrupp im Depot haben. Andererseits will ich mein Kapital pro Thema aber nicht nur an eine Aktie hänge, dafür ist mir das individuelle Risiko dann zu hoch, in ein bisher unbekanntes singuläres Problem genau diesen Titels zu laufen. Für mich persönlich haben sich solche 3-er Baskets bewährt, die sind für mich überschaubar, selektiv und bieten trotzdem eine gewisse Risiko-Diversifizierung. Stops für die Einzelaktien müssen natürlich für jede Aktie individuell ermittelt werden, DAX 5750 und S&P500 1240 können nur als grobe Referenz dienen, denn jeder Titel hat seine individuellen Besonderheiten.

Basket 1 Euro - Deutsche Automobilzulieferer : Leoni (WKN 540888), Continental (WKN 543900) und Rheinmetall (WKN 703000). Alle drei Aktien muss ich wohl nicht mehr gross vorstellen, bei Leoni vielleicht noch der Hinweis, dass es zuletzt signifikante Insiderkäufe gegeben hat. Das Rheinmetall ein "Zwitter" ist und zur Hälfte im Rüstungsgeschäft beheimatet, dürfte Lesern dieses Blogs ebenso bekannt sein, wie die Tatsache, dass sich Leoni mit seinen Kabeln auch in der Flugzeugindustrie tummelt. Aber alle drei Aktien dieses Baskets sind für mich attraktiv bewertet, haben ein fähiges Management, gefüllte Auftragsbücher und technologisch jede Menge zu bieten. Was will man mehr ? 😉 Bei aller positiven Erwartung erinnere ich aber ausdrücklich daran, dass alle drei Aktien beim Lehman-Tief auf ca. 50% des heutigen Niveaus oder noch tiefer (Leoni) notierten. Unterschätzen Sie also nicht den Hebel den diese Aktien in beide Richtungen haben, deswegen sind Stops hier unbedingte Anlegerpflicht !

Basket 2 US Dollar - US Tech Bluechips: Broadcom (WKN 913684), Cisco (WKN 878841) und Apple (WKN 865985). Alle drei Aktien dürften bekannt sein, alle drei sind Weltmarktführer in ihrem Segment, Broadcom bei Kommunikationschips und Cisco im Netzwerkbereich. Alle drei sind in der Korrektur zurück gekommen, alle drei mit KGVs um die 10 fair bewertet und mit randvollen Patentportfolios und langen Pipelines attraktiver neuer Produkte in Entwicklung. Was immer in der Welt passiert, ich gehe davon aus, dass die Produkte dieser drei Unternehmen weiter laufen werden. Aber auch hier gilt natürlich, Absicherung gegen Absturz ist trotzdem zwingend notwendig ! Ich neige bei diesen Stops dazu, diese in USD auszurechnen und die Aktien auch in USD zu halten. Ansonsten könnte eine merkwürdige Währungsbewegung im EURUSD Verhältnis für einen getriggerten Stop oberhalb der eigentlich gewollten Marke sorgen.

Vergessen Sie bitte nicht, Charttechnik und Stopmarken machen in der Regel nur am (liquidesten) Heimatmarkt Sinn, ein Bruch einer Chartmarke der Allianz in mongolischer Landeswährung ist schlicht völlig bedeutungslos ! Vor diesem Hintergrund sind technische Analysen von US Aktien in Euro, die man verschiedentlich so in den Medien sieht, für mich das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben werden. Aussagekräftig sind technische Analysen nach meiner Ansicht nur, wenn die Aktie auch die Mehrheit des Handelsvolumens in der analysierten Währung abwickelt !

So weit ein kleiner Einblick in meine "Basket-Strategie", zum Schluss noch einmal ein paar eindringliche Worte, vielleicht nervt es Sie, aber ich glaube es kann gar nicht oft genug gesagt werden:

Die Grosswetterlage an den Börsen ist nun einmal so undurchsichtig und politisch beeinflusst, wie sie ist. Auch wenn es uns nicht gefällt, haben wir keine Wahl. Insofern gibt es für einen kurz- und mittelfristig orientierten Anleger in meinen Augen derzeit zwei vernünftige Alternativen: Man spielt entweder auf Sicherheit und ist aktuell an der Seitenlinie bis sich ein neuer Trend etabliert, oder man ist im Markt, aber sehr kontrolliert und gut abgesichert - wohl wissend, dass Stops auch sehr dumm ausgelöst werden können. Lieber unnötige 5% Minus wegen eines blöd getriggerten Stops, als ungebremst in ein Lehman II Szenario geraten, sollte in meinen Augen das Motto sein. Denn Erfolg ist nur möglich, wenn man auch Morgen noch genügend Kapital hat, um neue Chancen zu ergreifen. Hört sich trivial an, wird aber gerne mal vergessen. 😉

Wofür aber in diesem politischen Markt überhaupt kein Platz sein sollte, sind ungesicherte Positionen nach dem Prinzip Hoffnung, frei nach dem Satz "der Markt sollte doch mal langsam drehen". Was er "sollte", hat Mr. Market noch nie wirklich interessiert und Leichen ausgebombter Anleger pflastern seinen Weg - gehören Sie bitte nicht dazu !

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Ihr Hari

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **

12 Gedanken zu „Hari´s Märkte am Abend – 05.06.12 – Long-Strategie mit Baskets“

  1. Eine Frage vom Anfänger: wie berechnest du denn so in etwa den jeweiligen Stop, wenn du beispielsweiße einen Dax bei um die 5750 Punkten als „grobe Referenz“ nennst? Nimmt man die ungefähre Prozentabweichung des Dax und tranferiert man diesen anschließend auf die jeweilige Aktie?

  2. @ Redmine, erst einmal willkommen im Blog !

    Auf Deine Frage gibt es keine pauschale Antwort. Ich schaue dann wo der Titel stand, als der DAX bei 5750 war bzw wo er wohl sein würde, wenn der DAX nun 250 Punkte verliert. Dann schaue ich, ob es in der näheren Umgebung irgendwelche anderen bedeutende Wendemarken oder technische Zonen gibt. Finde ich eine solche Wendemarke, ein temporäres Tief etc., lasse ich etwas Luft zum Atmen nach unten und lege den Stop 1-2% darunter. Im Einzelfall kann das aber so möglicherweise nicht funktionieren, dann muss man sich anderer Massstäbe bedienen. Wie gesagt, es gibt keine einfache algorithmische Lösung, jede Aktie ist indiviudell.

    Nehmen wir als Beispiel mal die Leoni, dort liegt mein Stop jetzt bei 29,5 – also unter dem Tief vom 01.06. und unter der glatten 30er Marke. Eine direkte Korrelation zu DAX 5750 besteht also nicht, sollte der DAX aber die 5800 noch testen, dürfte Leoni die 30 testen – so ungefähr ist die Logik.

  3. Nabend an Hari und die geschätzten Forennutzer,

    ich wollte mir mal gerne Eure Meinung zu Wacker Chemie holen, nachdem Investors Inside den Titel so anpreist. Ich habe mich heute ein wenig mit der Firma beschäftigt und kann mir einen kauf noch nicht vorstellen, weil für mich die Solarindustrie wie russisches Roulette wirkt… Ich sehe zwar Chancen, aber auch die Gefahr, dass der Titel bei niedrigen Produktpreisen und einer fortlaufenden Wirtschaftskrise noch unter den Wert der letzten großen Krise fällt. Wie seht Ihr das?

    MfG
    Dan

  4. @ Dan, meine Meinung:

    Ja die Solarindustrie ist russisches Roulette, aber vieles davon ist schon im Kurs eingepreist, deswegen steht Wacker Chemie da wo sie steht. Insofern ist das Schnee von gestern und interessiert nicht mehr. Grundsätzlich ist Wacker ein gut aufgestelltes, solides Unternehmen. Vor ca. einem Monat sah es schon mal so aus, als ob der Kurs richtig in Bewegung gerät, da war ich dann temporär mal drin, wurde aber bei 57€ ausgestoppt. Im Moment bin ich in Wartestellung, kann mir aber vorstellen da wieder einzusteigen, sobald ich einen konkreten Katalysator sehe.

    Insofern kann ich gut nachvollziehen was Lars Röhrig schreibt, würde persönlich der Charttechnik hier vielleicht nicht so viel Wert beimessen, weil die Preisbewegungen mir noch zu dünn sind. Aber das sind nur Nuancen, im Kern teile ich die Sicht, dass hier ein gutes Chance/Risiko Verhältnis sein könnte. Und für das Risiko eines weiteren Absturzes, das natürlich vorhanden ist, gibt es Stops. Vor einem Monat habe ich so 3€ pro Aktie verloren, es gibt Schlimmeres.

    Übrigens, dieses Risiko hat man mit praktisch jeder Aktie im Markt, wenn hier der Euro kracht, kracht erst einmal alles am Markt zusammen. Das Problem ist nicht auf Wacker beschränkt.

    Fazit: Ich hätte keine Scheu bei Wacker wieder aufzuspringen, bin es aber (noch) nicht.

  5. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mit Folgendem nicht auf totale Zustimmung stosse:

    Wenn man auf einem Borsenblog einen ‚heissen Tip‘ zu einer einzelnen Aktie erhascht, und dann mit dem Titel im Gepaeck zum naechsten rennt, um dort zu fragen, was denn dieser davon hielte … dann finde ich diese Vorgehensweise etwas unausgegoren.

    Das bringt nix. Man kann noch so viele Leute fragen, was sie von einer Aktie halten. Es macht aber die Preisentwicklung nicht sicherer und die Aktie nicht besser oder schlechter. Dan, du laeufst damit Gefahr, dich in die Abhaengigkeit fremder Meinungen zu begeben und du wuedest den Trade dann vielleicht nur eingehen, weil andere es vielleicht auch fuer keine so schlechte Idee hielten jetzt ein bischen xyz zu kaufen. Was diesem Trade aber fehlt, ist deine eigene Meinung und deine eigene Ueberzeugung.

    Sich Anregungen bei Lars oder Hari holen ist eine gute Idee. Aber das Gewichten von Szenarien, das Abwaegen von Chancen eines ausgebomten Artikels und Risiken der schwachen Solarbranche, die Entscheidung zum Handeln oder Nichthandeln, dass musst du selber mit dir ausmachen.

    Das einzig Wesentliche, was Hari dir hier meines Erachtens nur raten kann, hat er geraten: Vergiss den Stop nicht. Siehe seine eigene Erfahrung mit dem Titel. Mehr kann er dazu im Grunde nicht sagen.

    Mein Kommentar ist wirklich nicht boese gemeint, sondern ich will nur aufzeigen, dass deine Herangehensweise in diesem Falle fehlerhaft ist. Die Meinungen anderer sind Schall und Rauch, you’ve got to do your own research.

  6. Vielen Dank Hans, sehr wahre Worte und das Buch ist ein echter Klassiker – unbedingt lesen !

    Es ist halt ein schmaler Grat, der genau mit dem Kern meiner „Mission“ hier im Blog zu tun hat. Und deshalb ist mir das hier auch eine ausführliche Erklärung wert:

    Ich habe mir mit diesem Blog ja vorgenommen, etwas für die Börsenkultur in Deutschland zu tun und die Menschen die bereit sind zu lernen, aus der Abhängigkeit von selbst ernannten Gurus zu holen, die in der Regel nur wirtschaftliche Interessen haben. Denn letztlich ist das „Nachbeten“ von Meinungen anderer nur Zeichen börsentechnischer Unmündigkeit, und so kann man einfach keinen Erfolg haben.

    Ich bin zum Beispiel an einem Punkt der Selbstständigkeit, an dem es mich gar nicht mehr interessiert was andere zu einzelnen Titeln für die Zukunft erwarten, nur noch aus statistischer Sicht im Sinne einer Sentimentanalyse hat das Relevanz und dann eher als Kontraindikator.

    Am liebsten würde ich also konsequent gar keine Zukunftserwartung transportieren, sondern nur die Signale intensiv diskutieren, die Mr. Market so gibt. Dann kann jeder daraus selber die notwendigen Schlussfolgerungen ziehen.

    Nur würde ich das so machen, würde ich nur die kleine Minderheit – wie Dich – erreichen, die das sowieso schon verstanden und verinnerlicht hat. Ich will ja aber gerade anderen helfen, die das noch nicht so erkennen. Also muss ich auch denen etwas bieten, die diesen Schritt zur gedanklichen Selbstständigkeit am Markt noch nicht gehen konnten. Einfach damit sie mir zuhören und ich die wirkliche Botschaft transportieren kann.

    Damit das jetzt keinen falschen Zungenschlag bekommt, es ist weder eine Schande noch nicht so weit zu sein, noch sonst etwas Negatives, im Gegenteil. Es ist vielmehr der Wissensstand von 99% der Bevölkerung, die fast alle glauben Börsenerfolg hätte etwas mit „die Zukunft raten“ zu tun. Man muss alles im Leben lernen und auch ich lerne jeden Tag. Vielmehr kann man stolz sein, wenn man sich zu den Lernbereiten zählen darf, denn zu viele sind lernresistent und leben lieber in der kleinen aber fest gefügten Welt der eigenen (Vor)-Urteile.

    Insofern kann jeder der erkennt wie wenig er weiss und die nötige Demut besitzt, nur stolz sein ! Denn derjeniege ist viel weiter, als die Mehrheit der grossen „Börsenchecker“ mit ihren „mutigen Voraussagen“, die man so in normalen Foren findet.

    Deshalb – und nur deshalb – bin ich bereit auch per Kommentar mit meiner Meinung zu einzelnen Aktien oder konkreten Entwicklungen auszuhelfen. Denn diese Antwort ist für mich das Vehikel, die eigentliche Botschaft unterzubringen. Auch in der Antwort zum Thema „Wacker“ steckt ja eine tiefergehende Botschaft. Das mache ich wie Du weisst fast immer so, auch wenn es dazu führt, dass ich manchmal wie ein „Oberlehrer“ mit erhobenem Zeigefinger wirke.

    Ein schmaler Grad ist es trotzdem, denn dann gibt es natürlich die, die immer wieder nur „Hari was meinst Du“ fragen und bei denen man merkt, dass sie die wahre Botschaft nicht lesen, verstehen, annehmen wollen oder können. Wenn bei mir dann nach dem x-ten Kommentar dieser Eindruck entsteht, werde ich bei diesen Personen dann irgendwann einsilbig.

    Denn ich bin eben NICHT das Orakel, das für Zukunftvorhersagen zuständig ist, ich bin vielmehr der Fährtenleser, der eine gute Jagdchance erkenen kann – das Wild erlegen muss aber jeder selber, ebenso wie er die Schrammen ertragen muss, wenn sich das Wild wehrt. 😉

    Und weiterhin, wie ich schon verschiedentlich sagte: Erfolg an den Börsen entsteht nicht dadurch, dass man die Zukunft rät – das überlasse ich gerne all den „Gurus“. Erfolg entsteht dadurch, dass man die realen Signale der Gegenwart richtig liest und wertet. Und diese Diskussion, die Diskussion über die Signale, ist die wichtige, die wir führen sollten.

    Die Mehrheit wird aber – so hoffe ich – durch meine Antworten dazu inspiriert sich eigene Gedanken zu machen. Und für diese Leser stehe ich auch immer wieder gerne mit meiner Zukunfts-Erwartung zur Verfügung. In der Hoffnung, dass sie diese Meinung irgendwann gar nicht mehr brauchen, weil sie sowieso schon selber wissen, was ich sagen würde. 😉 Wer an dem Punkt ist, hat dann über den Markt was Wichtiges gelernt……..

    PS: DAN, Du brauchst Dich nicht persönlich angesprochen fühlen und ich denke auch gar nicht an Dich, wenn ich den lernresistenten Typus beschreibe. Deine bisherigen Beiträge waren doch wunderbar und auch Deine Frage zu Wacker ist in Ordnung. Ich freue mich, dass Du im Blog bist ! Trotzdem hat Hans einen wichtigen und richtigen grundsätzlichen Punkt, der es wert ist dick unterstrichen zu werden !

  7. @ Ramsi, nein ^^ an Dich hatte ich definitiv nicht gedacht. Ich bin bei Dir ja auch nicht einsilbig oder ? Und wenn Du vielleicht auch noch ein „Amateur“ bist, bist Du aber einer, der bereit ist zu lernen und sich selber zu kritisieren und das hebt Dich schon mal aus der grossen Mehrheit heraus.

    Nochmal damit es keine Missverständnis gibt, ich weiss das Thema ist schwierig rüber zu bekommen:

    Der Austausch von Meinungen ist doch Klasse und alle profitieren davon. Und gerade Du bringst ja auch eigene Meinung ein (wie zuletzt ;-)) und gehörst damit zu den aktivsten und wichtigsten Lesern dieses Blogs.

    Es ist aber ein Unterschied ob ich sage:

    (A) „Mir ist das und das aufgefallen, was denkt Ihr/Du darüber ?“ oder
    (B) „Hari wie siehst Du diese Aktie“

    Im Fall A hat jemand sich selber Gedanken gemacht, ist über irgend etwas gestolpert und holt sich hier in der Community nun weitere Meinung. Perfekt !

    Fall B ist ausnahmesweise auch mal in Ordnung. Wenn aber von jemandem nur so Kommentare ohne eigenen Gedankenbeitrag kommen – nur mit dem Ziel an die Hand genommen zu werden ohne selber was beizutragen – dann ist es das Szenario was Hans beschreibt. Und dann werde ich nach dem 3. oder 4. mal einsilbig.

    Und damit es da keine Missverständnisse gibt, „Dan“ hat im konkreten Fall was beigetragen, seine eigene Meinung formuliert, insofern völlig in Ordnung. Und „Dan“ hat schon an anderer Stelle (Rheinmetall) echten Beitrag geliefert. Dan braucht sich da gar nicht persönlich angesprochen fühlen, trotzdem ist es wahr was Hans sagt. Der Hinweis von Hans ist ja auch nur gut gemeint und trifft einen bedeutenden Punkt der alle betrifft.

    Nur das versuche ich zu erklären, ich will doch gerade für Euch alle da sein, auch mit Meinung. Aber der entscheidende Unterschied ist:

    Ich will Hilfe zu Selbsthilfe geben ! Ich bin aber kein Orakel !

    Wer sich aber gar nicht selber helfen will, sondern nur passiv Meinung abgreifen, der ist hier tatsächlich im falschen Blog. Für diese Leute gibt es ja Otte & Co., wie immer diese selbsternannten Gurus heissen.

    So, ich hoffe das trägt zur Klarheit bei. Ich will doch gerade Meinungsaustausch und will hier keine Fragen unterbinden, im Gegenteil. Aber guter Austausch ist eben Nehmen UND Geben !

  8. Hallo Hari,
    ich bin zufällig auf diesen Blog gestossen und muss sagen, dass ich von Deinen Marktkommentaren und der Qualität der hier diskutierten Themen beeindruckt bin. Ich habe eine ähnliche Vita wie Du und bin mit nun 54 Jahren dabei, mich zunehmend aus meiner unternehmerischen Tätigkeit zu lösen und mich vermehrt meiner Leidenschaft „Finanzmärkte“ zu widmen.

    Bis jetzt habe ich mich seit ca. 10 Jahren hauptsächlich auf das Trading mit Futures mit anderen Derivaten konzentriert. Nun möchte ich diesen Ansatz um das Investment aber auch Trading mit Aktien, Bonds, ETF /ETC ergänzen. Die fundamentale Seite decke ich einigermassen gut ab, da ich mit diesen Fragestellungen auch beruflich befasst war und zum Teil immer noch bin. Über meinen Broker Interactivebrokers kann ich dafür auf sehr gute Unternehmensdaten von Reuters zugreifen.

    Für das Timing ist jedoch die Martkt- und Charttechnik unerlässlich. Hierfür suche ich noch einen Scanner, der die Märkte nach Aktien mit bestimmten charttechnischen Merkmalen duchsucht. Für den US-Markt geht das auch bedingt mit dem Market-Scanner von IB, allerdings kaum für die europäischen und asiatischen Märkte. Hättest Du da einen Tip für mich? Welche Kriterien verwendest Du für das Timing? Im Futures-Trading mit einer Haltedauer von wenigen Minuten bis höchstens Stunden orientiere ich mich rein an der Markttechnik und Momentum. Das kann ich jedoch nicht so ohne weiteres auf Aktien usw. übertragen.

    Danke und lG
    Z88

  9. @ Z88, auch Dir herzlich willkommen im Blog und auf viele Beiträge !

    Zu Deinen Fragen:

    In den US Märkten ist FINVIZ einfach super, schau mal auf meine „Hilfreichen Links“. In Asien bin ich in Einzelaktien nicht aktiv, weil mir da die Nähe zu den Firmen fehlt, das mache ich nur mit ETFs, insofern kann ich da nicht helfen.

    In Europa ist mir leider kein Tool bekannt, das die Leistungsfähigkeit von Finviz hat. Würde das mal jemand anbieten, wäre mir das sicher 100€ im Monat wert, aber ich kenne keines. Ich bin mit meinem Handelssystem bei der dänischen Saxobank und die haben auch Tools die in diese Richtung gehen, aber nicht so gut wie Finviz. Das Problem, dass Du bei IB hast ist also scheinbar universell und nicht auf IB beschränkt. Ich bin auch sicher, gäbe es so etwas, hätte es IB als Marktführer auch.

    Grundsätzlich ist bei mir das Screening aber nicht so bedeutend, da ich eher einen anderen Stil habe. Ich habe eher ein eigenes, festes Aktienuniversum, das ca. 100 Titel in meiner Watchlist umfasst. Dieses Universum verfolge ich seit Jahren und sobald ich da Bewegungen sehe die mich interessieren, schaue ich dann genau auf die Markttechnik. So schaue ich zb jeden Tag explizit auf die grössten Gewinner und Verlierer, wenn mir da etwas auffällt was interessant erscheint, kommt der Titel unter intensive Überwachung.

    Insofern habe ich auch nicht so den dringenden Bedarf für einen Screener, ich kenne sozusagen meine „Pappenheimer“. Und da man einfach nicht alles wissen und verfolgen kann, hilft mir diese Beschränkung des Universums eher, als das sie schadet.

  10. Also ich zaehle mich auch unbedingt noch zu den Amateuren, so lange bin ich auch noch nicht dabei, und darueber hinaus auch nur „nebenberuflich“, wie vermutlich die meisten hier. Bis ich mal einen so umfassenden Ueberblick ueber vor allem die fundamentale Seite erlangt habe wie Hari oder Z88, da vergehen noch Jahre des Lernens.

    Dass es Dan erwischt, liegt einfach daran, dass er gerade „zur Stelle“ war 🙂 Es gilt aber fuer alle. Fuer mich war es – zusammen mit der unbedingten Notwendigkeit von Stops – mit die erste echte Lektion, die ich fuer mich gelernt habe. Und ich glaube, dass es auch die erste Lektion fuer andere Neulinge/Amateure sein sollte. Leider setzt diese Erkenntnis ein gewisses Lehrgeld voraus, befuerchte ich. Zumindest war es bei mir so 🙂

Schreibe einen Kommentar