Marktupdate – 06.09.12 – Draghi liefert – Der DAX feiert

15:50 Uhr

Draghi hat geliefert, ein "unlimitiertes" Bond-Ankaufprogramm ist auf dem Weg. Es gab eine Gegenstimme, die vermutlich vom Bundesbank-Präsidenten kam.

Lassen wir heute mal beiseite, wie ich inhaltlich darüber denke, der Markt liebt es. Kein Wunder bei der Liquidität und vor allem den Aussichten, dass sich Italien und Spanien so finanzieren können. Wobei finanzieren ? Naja, die EZB, in deren Rat Spanier und Italiener sitzen druckt Geld, mit dem sie spanische und italienische Staatsanleihen kauft. Ergo deren Schulden und Staatsprojekte finanziert.

Genau genommen, finanziert sich die Politik so selbst, ähnlich den Alchemisten des Mittelalters. Kann das dauerhaft funktionieren ? In meinen Augen nur, wenn man die Grundrechenarten abschafft und eine neue Mathematik einführt. Kann das bis Jahresende zu einer erheblichen Entspannung führen ? Definitiv ja ! Und deshalb legt Mr. Market eine Rally hin, was interessiert ihn schon was in 2013 und 2014 passiert ?

Aber halt, was rede ich, ich wollte ja meine inhaltliche Meinung beiseite lassen. Schauen wir mal lieber auf den Markt. Über die Alchemisten des 21. Jahrhunderts wird dann die Geschichte urteilen.

Faszinierend ist zu sehen, wie Mr. Market schon vor Draghis Rede die Neuigkeiten eingepreist hatte. Seit gestern waren ja die Details des Programms auch schon an der Wallstreet bekannt. Insofern gibt es für heute Intraday zwei mögliche Szenarien:

Einerseits könnte das ein Trendtag werden, an dem wir immer weiter hochschieben und möglicherweise heute schon Jahres-Höchststände im S&P500 erreichen. Gut möglich ist aber auch, dass nach der initialen Begeisterung die Käufe auslaufen, denn nun liegt erst einmal alles auf den Tisch. Und sich die Gedanken ab 16.30 - 17 Uhr auf nächste Woche richten, in der das BVG ebenso ansteht, wie erneut die FED. In letzterem Szenario würden wir gerade - so gegen 16-16.30 Uhr - die Höchststände des Tages erleben. Ein Szenario, dem ich durchaus relevante Wahrscheinlichkeit beimesse.

Schauen wir weiter in die Zukunft, glaube ich nicht, dass das BVG eine echte Hürde darstellen wird. Wie schon mehrfach geschrieben, wäre ich verwundert, wenn das Bundesfinanzministerium und das Kanzleramt keinen Zwischenstand der Diskussionen im BVG erhalten. Und Schäuble zuversichtliche Äusserungen der letzten Tage sind für mich daher richtungsweisend.

Und was die FED angeht, bin ich auch überzeugt, dass sie entweder liefert oder schon längst im "Stealth-Modus" druckt. Die Notenbanken machen Ernst, ich habe diesen Eindruck schon im Juli geschrieben und damit begründet, warum ich der Sommer-Rally Bedeutung beigemessen habe, als fast alle anderen noch in der Schleife der Euro-Krisen-Ängste gefangen waren.

Und es zeigt erneut, warum es besser ist dem Markt zu folgen, als sich einzubilden, eine höhere Weisheit zu besitzen. Denn jetzt können wir nachlesen, warum Mr. Market seit Mitte Juli nach oben zu laufen begonnen hat. Die Schwarmintelligenz Markt hatte schon längst gerochen, dass die Notenbanken einen Game-Changer im Köcher haben.

Und auch heute halte ich mein gestern skizziertes Szenario der grossen Herbst-Rally, bis zu Allzeithöchstständen, nach wie vor für gut möglich. Nicht sicher, aber gut möglich - im Gegensatz zu den Gedankenstrukturen, die nach wie vor in den Köpfen der meisten privaten Anleger vorherrschen. Schauen Sie doch noch mal nach, was Mitte Juli an anderer Stelle zu dieser Rally alles so geschrieben wurde. Viele versuchen ja ihr Geld damit zu verdienen, dass sie hinterher immer so tun, als ob sie vorher alles schon gewusst hätten. Nachlesen öffnet da manchmal die Augen und lässt die Fassade einstürzen. Das Schöne am Internet ist ja, man kann nachlesen. Und Sie kennen als regelmässige Leser ja schon einige der "Pappenheimer", die ich da auf dem "Kieker" habe.

Und noch etwas, niemand sollte denken, dass man sich gegen Notenbanken stellen sollte, die weltweit aufs Gaspedal treten. Auch China dürfte bald vor einer neuen Runde des Stimulus stehen. Was das bedeutet ? Nachbrenner für die Liquiditätsrally.

Und Griechenland ? Griechenland who ? Who cares, wenn die EZB unlimitiert Staatsanleihen aufkauft. Griechenland ist megaout für Mr. Market, wurde ja auch mal Zeit. Die Zeit in der wir uns die Fensterreden griechischer Paralamentssitzungen angetan haben, ist wohl vorbei. Ich bin der Letzte, der darüber unglücklich ist.

Ich wünsche Ihnen gute Entscheidungen.

Ihr Hari

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16 Gedanken zu „Marktupdate – 06.09.12 – Draghi liefert – Der DAX feiert“

  1. Hallo zusammen,
    nachdem ich hier lange Zeit stiller Mitleser war / bin, wollte ich mich mal kurz vorstellen.
    Bin Anfang 30 (*hust*), arbeite in der IT / BI, komme aus Nordbayern und verfolge diesen Blog und die User-Kommentare sehr gerne! Danke Hari!

    Insgesamt bin ich eher Value-orientiert, wobei sich die Erkenntnis durchsetzt, dass „Buy&Hold“ bei den hohen Volas und politischen Börsen z.Zt. nicht unbedingt das Beste ist und aktiveres Handeln durchaus sinnvoll ist.
    Leider hat’s mich da heute etwas blöd erwischt. Meine Annahme war, dass es entweder einen starken Up- oder Down-Move geben wird. Da dann schon vor der PK die Kurse schön gestiegen sind und die Möglichkeit bestand, dass Draghi mal wieder herumdruckst und die Märkte enttäuscht reagieren, habe ich mich bei Allianz und BASF per (engem) SL abgesichert (Allianz: 89,–, BASF 62,35).
    Die Limits haben natürlich ausgelöst, bevor dann nochmal richtig der Vorwärtsgang eingelegt wurde. Jetzt sind jeweils nur noch ca. 25% der Posi übrig.
    Ärgerlich, aber dennoch bin ich etwas unsicher, wie es kurzfristig weitergeht (Rezession? Ifo-Index? usw).

    Genug geschwafelt, noch ein paar Seiten, die ich ganz praktisch finde und häufig nutze:
    Screener:
    -> FT Markets <-
    -> Valueexplorer <-

    Google-Docs-Spreadsheet, mit dem man sein Depot (inkl. Käufe/Verkäufe) ganz gut im Blick hat:
    Zu finden Unter: investmentmoats.com -> stock-market-commentary -> portfolio management

    Wäre mal interessant, welche Vorlagen / Excel-Sheets sonst so verwendet werden…

    Dann noch nen schönen Abend!

  2. @ ElMariachi,

    Du hattest schon drei Kommentare im Juli geschrieben und auch den FT Screener damals schon verlinkt. Aber macht nichts und die Vorstellung war in jedem Fall schön. Also nochmal: Willkommen ! 😉

    Deinen dritten Link habe ich aus zwei Gründen rausgenommen bzw in Text umgewandelt, erstens funktioniert er bei mir nicht richtig (ewig Sanduhr im Browser) zweitens auch bitte nicht mehr als 2 Links im Post. Zu viele Outbound-Links sind für den Blog nicht gut und 2 sollten ja reichen um zu sagen, was man sagen will.

    Von den Dingen die ich nutze, findest Du einiges in den -> Hilfreichen Links <- hier im Blog. Unbedingt mal durchschauen ! Gruss, Hari

  3. Liebe Aktionärsgemeinde,
    auch ich möchte as stiller Leser mal kurz in Erscheinung treten, um ein bisschen Senf abzugeben.
    Ich lebe in Berlin, bin seit 25 Jahren in der medizinischen Grundlagenforschung tätig und durfte glücklicherweise vor etwa ebenfalls 25 Jahren ein kleines Bluechippäckchen erben. Da mich als junger Mensch die nicht biologische Vermehrung von Geld nicht sonderlich interessierte und auch überhaupt keine Ahnung von Börsengeschäften vorhanden war, dümpelten die Aktien einfach im dunklen kalten Depot herum. Im Frühjahr erfreute ich mich regelmäßig an den zu verprassenden Dividenden ohne eine liebevolle Anteilnahme am Befinden meines beträchtlich gereiften Depots zu bekunden. Dotcom, 911 und Lehman Desaster nahm ich zwar zur Kenntnis aber (glücklicherweise) ohne Reaktion. Ja das waren schöne Zeiten… bis ich mich vielleicht aus den selben Gründen wie ElMariachi entschloß, dem Reichtum auf die Sprünge zu helfen: Ich verkaufte im Sommer einen großen Teil der gut gelaufenen Aktien, eröffnete ein Depot bei der Ingdiba (pardon) und nahm die Sache nun selbst in die Hand. Da ich bis heute nicht weiß, wie man long oder short geht geschweige denn, was eine knockout option ist, beschränke ich mich auf das einfachste aller Dinge: Aktien kaufen.. und in der Not verkaufen! Ich stieg pünktlich zum Januar in die Welt der Börsen am Küchentisch mit Laptop und Kaffee ein und – wen wunderts?- es lief perfekt! Zu perfekt natürlich. Ich missachtete alle grundlegenden Regeln des erfolgreichen „Tradens“; aber egal, es lief halt gut. Auf dem Höhepunkt des Rausches und ungezählter Stunden im Internet bei einschlägigen Börsenseiten, stieß ich dann zu Mr. Market. Vielleicht zu spät , vielleicht hätte ich einen Teil meiner Gewinne behalten können… aber wer weiss das schon! Mittlerweile bin ich disziplinierter geworden, hechel den Kursen nicht mehr hinterher aber denke auch wieder darüber nach, ob buy and hold doch die bessere Wahl (gerade in diesen Zeiten!) ist. Denn die Verluste, die ich unbegreiflicherweise generiere, habe ich nur einem Umstand zu verdanken: Und das Übel heisst StopLoss! Diese dumme nervenaufreibende Funktion führt immer dazu abgefischt zu werden. Trotz größter Sorgfalt bei der Auswahl der Limits. Seit ich diese fiese Nummer nun aus meinem kleinen beschaulichen Börsenrepertoire verbannt habe, läuft es wieder besser aber das schönste ist die Tatsache, dass ich mich nicht mehr gezwungen fühle, die täglichen Finanzinfos rund um den Globus zu allen Stunden in real time genervt aufsaugen zu müssen. Der Gewinn ist gar nicht bezahlbar: Zeit!
    Einmal am Tag „Mr.Market“ …5min… den Tag genießen… und erst recht, wenn die Kurse fallen:)

  4. @ Toni, willkommen im Blog und Danke für die nette Vorstellung.

    Was „das Übel StopLoss“ angeht, ein paar Zeilen, die Dir vielleicht den Spiegel vorhalten. Das fühlt sich nicht immer gut an, aber es bringt weiter und ich verstehe meine Mission hier nicht so, dass ich Süssholz raspele, sondern ich will helfen, in dem ich den Finger in die Wunde lege. Denn am Ende des Tages kommt es darauf an, wo unser Depot steht und weniger, wie wir uns dabei gefühlt haben.

    Es ist wichtig zu verstehen, dass die Tools die man einsetzt auch immer zur persönlichen Anlagestrategie und vor allem dem Zeithorizont passen müssen.

    Wie ich Deinen Zeilen entnehme, bist Du eigentlich nach wie vor ein „Buy and Hold“ Anleger und willst es auch weiter sein. Genau so argumentierst Du und mehr als Deine Worte habe ich ja nicht zu Einschätzung. Abgewichen bist Du davon scheinbar eher halbherzig, durch die erzwungenen Umstände in Form von Verlusten, die Du gerne vermieden hättest.

    Mit diesem psychologischen Profil ist ein StopLoss – noch dazu einer in den nahen Bereichen wie ich sie hier kommuniziere – eher Unfug. Wenn das die Art und Weise ist, wie Du Dich am wohlsten fühlst, lass StopLoss sein und mach Buy and Hold.

    Du gewinnst damit ohne Frage Zeit ausserhalb der Märkte. Du wirst dann aber auch die 2008er Reise von DAX 8200 bis DAX 3600 im vollen Umfang mitmachen und Du solltest Dir dann wirklich psychologisch sicher sein, dass Du bei 3800 dann nicht doch entnervt auf den Verkaufsknopf drückst. Wie Du schreibst, hast Du das ja schon relaxed durchgestanden, insofern ist bei Dir diese entscheidende Voraussetzung für „Buy and Hold“ gegeben.

    Denn das Schlimmste was man an den Märkten machen kann ist, zu glauben man hätte die „Eier“ für Buy and Hold um dann irgendwann doch entnervt, aus psychologischem Antrieb aufzugeben. Und das ist übrigens genau das, was Otto Normalanleger immer wieder macht, der sich in guten Zeiten als „Value-Investor“ fühlt. Eine alte Weisheit sagt: im Bullenmarkt ist jeder ein Held. Erst der Bärenmarkt unterscheidet die Jungs von den Männern. 😉

    StopLoss ist ein wichtiges Instrument primär für den kurz- und mittelfristigen Zeithorizont. Bei aktivem Handeln ist es auch kein Problem mal ausgestoppt zu werden, man kann ja wieder rein. Und das Setzen der Marken ist ein Wissenschaft für sich und erfordert viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Einen Stoploss „irgendwohin“ zu setzen, endet in der Regel schlecht.

    Man kann Stop Loss durchaus auch langfristig mit dem Buy and Hold Gedanken einsetzen, dann reden wir aber über Abstände bei den grossen Trendmarken, also zb 10-20% unter den aktuellen Kursen. So ein StopLoss für den DAX würde aktuell vielleicht bei 5700 liegen. Das würde dann mit einer Buy and Hold Anlage korrespondieren.

    Aber Buy and Hold denken und dann versuchen mit StopLoss die Verluste im einstelligen Bereich zu begrenzen, das geht halt nicht. Aufgrund Deiner Beschreibung bin ich recht sicher, dass hier der Haken liegt. Wenn nicht, sieh es mir nach, ich versuche nur aufgrund Deiner Zeilen etwas Hilfreiches zu schreiben.

    Wenn erfolgreiche Geldanlage so einfach wäre, das man sich einerseits nicht kümmern muss und sich andererseits ganz leicht ganz eng absichern kann um keine Verluste zu machen – dann würde es ja jeder können. So einfach ist es aber nicht, es ist vielmehr verflucht schwierig und das hat seine Gründe 😉

  5. Hallo Hari,
    ist die Deutsche Post eigentlich auch auf deinem Radar und was hältst du und auch die anderen jetzt von einem Einstieg nach dem Rücksetzer heute? Der Rücksetzer ist doch eigentlich nur dem Verkauf des Pakets der KfW geschuldet. Halte die Post auf jeden Fall sonst für eine gute Wahl. Wenn ich da zu genau nach einer Aktie frage dann kannst du ja auch gerne etwas allgemein über den Einstieg nach so einer besonderen Situation sagen. 🙂
    Gruß Skismo

  6. Ich habe mit Stop Loss auch so meine Erfahrungen gemacht… Fuer mich persoenlich habe ich 2 Dinge aus meinen Fehlern gelernt:

    1. Der Stop Loss gilt fuer mich bei vielen Werten nur fuer den Schlusskurs. D.h., wenn der Wert waehrend des Tages unter die Stop Loss Marke schaut, mache ich nichts. Wenn am Ende des Tages immer noch keine Besserung in Sicht ist, dann nehme ich den Stop Loss wahr. Ein Haken ist natuerlich, dass man so unter Umstaenden mehr haette verlieren koennen als wenn man sofort ausgestiegen waere. Das wird meiner Meinung aber dadurch wettgemacht, dass man nicht so oft ungewollterweise waehrend einer kleinen Panikattacke des Marktes bei niedrigem Volumen ausgestoppt wird.

    2. Ich habe anfangs immer den Fehler gemacht, fuer eine bestimmte Position einen bestimmten maximalen Verlustbetrag festzulegen. D.h., ich kaufe eine Aktie bei 28 Euro und ich will maximal 2 Euro verlieren, also ist der Stop bei 26, was sich vielleicht mit dem kurzfristigen Aufwaertstrend deckt. Das uebergeordnete bullische Szenario waere bei 26 Euro aber noch intakt gewesen, so dass es unklug ist, dort einen Stop hinzulegen. Wenn die Aktie bis 24 Euro korrigiert und danach wieder lehrbuchmaessig anzieht, dann hat man das Nachsehen. Das klingt zwar total banal, habe ich aber mehrfach falsch gemacht… Inzwischen lasse ich bei meinen Stops deutlich mehr Luft zum Atmen und schaue auf ein etwas groesseres Bild. Geht zwar auch mal schief, aber im Grossen und Ganzen funktioniert das so besser.

  7. Ich sehe das anders. Das klingt so, als wenn du dir schön reden willst, dass Buy & Hold das einzig Wahre ist, weil sich mit allem anderen der Erfolg nicht sofort einstellt. Du machst das seit diesem Jahr, wenn ich das richtig verstanden habe. Und nach ein paar gescheiterten Versuchen über diese Art des Anlegens zu urteilen halte ich für ganz schön vorschnell.

  8. Wenn wir schon gerade dabei sind, füge ich jetzt auch noch meine 2 pence zur Debatte „Stop Loss“ hinzu.

    1) Ich sehe mich eher im Bereich „Buy & Hold“-Investor, d.h. ich arbeite ganz, ganz selten mit Stop Losses.

    2) Bei meinen seltenen Trading-Versuchen mit Optionsscheinen hab ich es probiert mit gutem Erfolg, d.h. Stops bei einem gut laufenden Optionsschein immer wieder nachgezogen und fast die gesamten Trendgewinne gesichert. Lernerfahrung: kann gut klappen, erfordert aber viel Aufmerksamkeit und Erfahrung, sowie etwas Glück.

    @Hari noch generell: ich kenne den Spruch, dass jeder ein Held im Bullenmarkt ist. Meine Schlussfolgerung daraus ist: also muss ich nur einen Bullenmarkt finden, dann werden mir alle meine Fehler verziehen 🙂

    3) Bei eine, meiner Langzeitinvestments mit Silber habe ich im September 2010 nach ca. 30% Preissteigerung in sechs Wochen eine Preisübertreibung vermutet, wollte bei einer Teilposition meine Gewinne sichern und wurde prompt „abgefischt“. So habe ich zwar einen schönen Gewinn gesichert (da ich die Positionen zu dem Zeitpunkt schon lange hielt), habe aber auch den Anstieg von $24 auf $48 verpasst. Lernerfahrung: Stop vielleicht beim nächsten mal weiter setzen (vor allem, wenn man eh schon auf hohen Langzeitgewinnen sitzt)

    4) Bei einigen Langzeitinvestitionen werde ich nun nicht mehr nervös, wenn sie fallen, ABER hier bin ich auch schon daneben gelegen und habe nahe Tiefs verkauft. Außerdem halte ich zur Zeit ein paar Positionen im Depot, wo ich wirklich dick im Minus stehe (gesehen über vier, fünf Jahre). Bei einigen lag ich offensichtlich mit meiner langfristigen Einschätzung falsch, an andere (wie z.B. meine Goldmineninvestments) glaube ich nach wie vor. Lernerfahrung: vielleicht hätten ein paar weitgesetzte Stop-Losses hier geholfen. Generell muss ich auch hier noch dazu lernen, mich von Verlierern rechtzeitig (was ist das?) zu trennen.

  9. Das blöde beim Stopps setzen ist meines Erachtens, man kann sich zwar vorher überlegen, was macht man, wenn es runter geht, jedoch wenn die Situation dann einmal da ist, kann es in einem selber ganz anders aussehen. Verluste zu akzeptieren ist etwas, was einem emotional unglaublich schwer fällt. Einmal wegen den Beträgen und dann deswegen, weil man akzeptieren muß. daß die Mehrheit nun mal eine gegenteilige Meinung einnimmt. Dazu kommt dann noch die Dauer der Durststrecke. Wenn ich einsteige und der Trade läuft gegen mich, wird es mit jedem Tag schmerzhafter. Da muß man sehr stabil sein, um nicht zu kapitulieren. Wenn man Pech hat, passiert das genau an dem Tag, wo es wieder dreht.

    Ob Buy&Hold das einzig sinnvolle ist, weiß ich nicht, aber für die eher trägen und langsamenunter uns ist es das durchaus. Es kommt allerdings noch dazu, dass man es sich leisten können muss. Läuft noch die Zeit gegen einen, dann ist Buy&Hold so ziemlich der verkehrteste Ansatz. Buy&Hold ist richtig bei Investitionen mit hohem inneren Wert; für Wetten dagegen ist Buy&Hold komplett verkehrt.

    Es geht also m.E. eigentlich nicht so sehr darum, ob Buy&Hold richtig oder falsch ist, sondern was für ein Anlagetyp man ist. Brauche ich den Adrenalinschub am morgen? Tut es mir weh, wenn mir die Prozemtzahlen rot entgegen leuchten? Kann ich Verluste gut aushalten? Das ist doch eigentlich das entscheidende.

    Eine andere Überlegung ist noch die, ich kann zwar mit Verlust verkaufen, gewinne dafür aber Spielraum, wenn ich damit rechne, dass es noch weiter runtergeht. Damit kaufe ich quasi eine Handlungsoption, die ich im anderen Fall nicht habe. Zu oft sollte man sich da aber auch nicht irren, sonst wird es ganz schnell stressig. Das ist der Nachteil einer Schaukelbörse, wi wir sie die letzten 1-2 Jahre gehabt haben, das das zehrt. Eine richtige Baisse hat wenigstens, auch für die, die nicht short gehen, den Vorteil, daß sie mehr oder minder stetig, wenn auch rasant verläuft. Hat man bei seiner Einschätzung richtig gelegen, nimmt der reale Wert des Kassenbestandes u.U. schlagartig zu. Eine idealtypische Vorstellung, ich weiß. Ob mit oder ohne Stopp, man muß akzeptieren, daß der Markt hin will, wo er hin will.

    Wichtig ist auch, finde ich, die Beurteilung der Dynamik. Wenn der Kurs Gas gibt oder scharf abbremst, dann ist es doch sehr umwahrscheinlich, daß diese Bewegung innerhalb kurzer Zeit eine Umkehr volziehen wird. Ähnlich wie bei Wellen am Strand…Am wertvollsten ist daher, trotz aller Indikatoren, noch immer die Information aus der Kursbewegung selbst.

  10. Schau mal auf den Sentiment Cycle Deathproof,

    Der selbsternannte, durchschnittliche, private „Buy and Hold Stratege“ kauft bei Minus 10% nach und freut sich die tolle Aktie billiger zu bekommen.
    Bei -20% kauft er nochmal und erzählt am Stammtisch wie „saubillig“ die Aktie ist.
    Bei -30% kratzt er sich am Hinterkopf, insbesondere im Lichte der schlechten Nachrichten die nun an die Öffentlichkeit kommen über Probleme im Management, Klagen von Verbraucherschützern etc. Und sagt sich „wird schon nicht so schlimm werden“. Kauft aber nicht mehr nach.
    Bei -40% wird er unruhig und als die Aktie an einem Tag um 4 weitere Prozent fällt, verkauft er alles in einem Panikanfall.

    Und sagt sich: Ich fasse nie wieder so einen „Dreck“ wie Aktien an.

    Dabei ist der einzige „Dreck“, die arrogante Selbstüberschätzung des selbsternannten „Buy and Hold Strategen“.

    😉

    Woraus wir lernen, echte Buy & Hold Strategen interessieren sich nicht für die aktuellen Kurse. Sie wissen auch so, was ihre Firma „wert“ ist. Deshalb gibt es auch so wenige von der Sorte, denn das erfordert eine Menge Wissen und Fleissarbeit beim Verständnis des Unternehmens.

    PS: Ich vergass, an dem Tag des Minus 4% mit Volumen, wird der Tiefpunkt für die nächsten Jahre erreicht. 😉

  11. @hari: ja genau, so ist es 😉 Die Emotionen!
    40% oder mehr aussitzen zu können, ohne dabei die Nerven verlieren zu können, schafft nur die Wenigstens. Ein Beispiel, eh klar, Buffet und natürlich auch andere Berühmheiten (Kostolany, und und und)
    Ich bin mehr beides. Einerseits Buy&Hold andererseits auch ein wenig traden, je nachdem, wie der Trend läuft. Dividenden reinvestieren oder wie jetzt in Aufsteigeraktien 😉 Kannst du dich noch an Silvercrest meinerseits erinnern?? Diese Firma besitzt nicht so hohe Firmenvermögen wie Hecla, aber ich konnte damit jetzt über 100% realisieren. Durch deinen Blog weiss ich, das es besser ist mit Stops abzusichern. Teilweise Gewinne mitzunehmen ist auch von sehr grossen Vorteil. Ich lerne immer wieder dazu. Auf Investorsinside vom Lars, habe ich ihm Banco Santander nen Tip gegeben und ist jetzt über 40%.
    Auch Cost Average beim Ansparen von Fonds finde ich nicht schlecht und für die kriselnden Zeiten hervorragend viele Anteile einzusammeln. Also jeder hat so nen eigenen Anlagstil 😉
    Ich habe vorhin nur aufmerksam gemacht, weil ich sehe beim JNJ auf Dollarseite keinen Verluste, eher -Seitwärtsbewegung, in Euro klarerweise Verluste. Sicher wird auch vom heutigen Standpunkt aus richtig, die sicheren Aktien werden umdisponiert auf Risikoaktien. Aber Buy&Hold-Aktionäre interessiert das wenig.
    Dank Euch (Hari und Blogteilnehmer), auch Lars erlerne ich neue Sachen dazu 😉
    Schönes Wochenende und Gruss Deathproof

  12. Hi Hari,
    da habe ich ja wirklich immer einen guten Riecher für die Aktien die dich nicht interessieren! 😉
    Danke dir trotzdem
    Gruß Skismo

  13. @Skismo, nicht interessieren stimmt ja nicht ganz, die Waldaktien, wie auch die Deutsche Post sind ja durchaus interessant.

    Aber wenn man Aktien ernsthaft verfolgen will, muss man sich einfach auf ein bestimmtes Universum beschraenken um die noetige Tiefe erreichen zu koennen.

    Und bei der DP kommt bei mir noch eine gewisse Skepsis dazu, die aus der politischen Abhaengigkeit rund um das Briefmonopol (zb Mwst-Befreiung) resultiert. Verbunden mit Unsicherheit, ob sich nicht bald ein ernsthafter Mitbewerber in China bzw Suedostasien bildet. In Summe sagt mir mein Gefuehl (ganz unfundiert, nur Instinkt) dass das Geschaeftsmodell schon recht ausgereizt ist. Weswegen ich im Moment keinen Drang verspuere, die DP in mein Universum aufzunehmen.

    Gruss, Hari

  14. @Hari, was ist eine „Waldaktie“ bzw. warum ist die DP eine „Waldaktie“?

    @Skismo, Ich finde die DP sehr interssant. In meinen Augen ein solides Unternehmen mit attraktiver Bewertung und guter Dividendenrendite. Sollten die kommenden Zahlen tatsächlich bestätigen, dass die DP ihr Ergebniss wie angekündigt verbessern kann und dass entgegen dem Trend ihrer Mitbewerber, wäre das mMn ein starkes Signal, dass sich die DP als Logistik-Weltmarktführer weiter etablieren kann. Deutlich höhere Kurse wären dann sicherlich zu erwarten.
    Andererseits ist die DP natürlich Konjunkturabhängig und stark mit dem DAX korreliert, was die Frage nahe legt, ob man beim aktuellen Kursniveau überhaupt irgendwo noch einsteigen sollte (vorerst).

    Finde den KfW-Verkauf der DP-Anteile auch ein interssantes Beispiel, wie ein Stop-Loss negativ für einen laufen kann, da die zeitweise 4-5% Kursrückgang eigentlich überhaupt keine Aussage über die „Wertentwicklung“ des Unternehmens beinhaltet. Die Kursbewegung kam aber doch so überraschend (im Vorfeld war dazu zumindest nichts konkretes bekannt glaube ich), dass man doch zumindest Do Abend dass hätte lesen müssen, um für Fr morgen seinen SL rauszunehmen!

  15. @Felix, lol – lustiges Missverstaendnis. Skismo hatte mich vor Tagen vor der DP mal zu Waldaktien gefragt (Weyerhaeuser & Co). Deshalb mein Verweis auf Waldaktien und DP.

    Du hast aber recht, ich hatte geschrieben: …die Waldaktien wie die DP ….
    Deine Interpretation ist also folgerichtig, weil ein Komma fehlte ! Nun habe ich geaendert auf:

    …. die Waldaktien, wie auch die DP ….

    Alles klar ? Deutsch Sprak, schwer Sprak ! 😉

    Gruss, Hari

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