Hari´s Märkte am Abend – 10.05.12 – Ein richtungsloser, ängstlicher Markt

22 Uhr - Handelsschluss

Ich mache es heute sehr kurz. Erstens weil ich in Kommentaren einiges zu CFDs erklärt habe, was Zeit gefressen hat, die nun hier fehlt. Vor allem aber, weil der Markt unentschieden und richtungslos ist und es nicht viel zu sagen gibt.

In Anbetracht der überverkauften Lage ist das sehr dürftig, was der Markt heute als Bounce zustande gebracht hat. In Summe ist das eher negativ zu werten. Denn so bauen wir die überverkaufte Markttechnik nun langsam ab und erhöhen damit das Risiko, dass die nächste schlechte Nachricht uns wie mit einem Wasserschwall ein paar hundert Punkte nach unten drückt. Ein intakter Bullenmarkt sieht auf jeden Fall völlig anders aus, als das was heute passierte. Auch die Schwäche zum Schluss ist ein Zeichen der Nervosität.

Das gilt übrigens auch für Gold (WKN XAUUSD) und die Goldminen. Das war heute keine richtige Bestätigung der gestrigen Bewegung, es war aber auch keine Negierung. Gold schaute mal kurz über 1600 USD, konnte die Marke aber nicht halten, fiel aber auch nicht mehr weit darunter. Das war heute einfach: Nichts !

Die Markttechnik ist aber im Moment sekundär, wir sind wieder vor allem von exogenen Nachrichten abhängig und morgen ist deshalb je nach Nachrichtenlage alles möglich, von der Rally bis zum Absturz. Insofern bleibt uns einfach nur abzuwarten was Morgen passiert. So wie der Markt ängstlich auf die nächste Nachricht aus Europa wartet.

In Summe hat mir das aber heute nicht gefallen, was Mr. Market da abgeliefert hat. Ich bleibe weiterhin sehr vorsichtig und defensiv. Ein Absturz Richtung 6000 im DAX ist durchaus möglich, der Markt ist erheblich angeschlagen.

Morgen früh wird der Markt dann ausnahmsweise mal nicht nach Griechenland schauen, sondern nach China. Um 3.30 und 7.30 Uhr dieser Nacht kommen jede Menge wichtige chinesische Wirtschaftsdaten. Das dürfte den Markt morgen bewegen und zwar vor allem die Aktien, die von der chinesischen Konjunktur abhängen, insbesondere also Rohstoffe aber auch die deutschen Autobauer ! Wenn die Daten überraschen, könnte das gleich in der Früh erhebliche Bewegungen auslösen, schnallen Sie sich also fest an. 😉

Noch ein paar kurze Hinweise zu heute auffälligen Einzeltiteln:

Bei Tesla Motors (WKN A1CX3T) wird es nun ganz spannend. Gestern gab Tesla bekannt, dass das erste Model S leicht vor dem Zeitplan im Juni ausgeliefert wird. Die letzte Hürde scheint die behördliche Freigabe aufgrund des Crashtest zu sein, die dazugehörigen Tests laufen wohl gerade. Die Aktie reagierte auf die Nachricht heute mit zweitweise 14% Plus, am Handelsschluss waren immer noch 10% Plus übrig. Sollte die Auslieferung gelingen, dürfte eine Neubewertug von Tesla anstehen. Sollte es Probleme geben, müssen sich Aktionäre auf einen brutalen Absturz der Aktie einstellen.

Respol (WKN 876845) sprang heute nach guten Zahlen um 8% an. Es könnte nun gut sein, dass nun auch ein paar Kaufempfehlungen von Analysten folgen, was bei dem ausgebombten Titel in den nächsten Wochen für ein paar Kursgewinne gut sein könnte.

Cisco (WKN 878841) wurde für einen leicht pessimistischen Ausblick mit einem Minus von über 10% abgestraft. Da Cisco aus der Vergangenheit oft ein Indikator für die IT Investitionen war, sind das keine guten Nachrichten für den ganzen Sektor und den NASDAQ.

Zum Abschluss was zum lesen, Ulrich W. Hanke von der Wirtschaftswoche hat dankenswerterweise -> hier in seinem Blog <- Aussagen grosser Investoren zusammen getragen. Da sind ein paar Schätze dabei, nehmen Sie sich mal Zeit und gehen Sie die Aussagen durch - es lohnt sich !

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Ihr Hari

** Bitte beachten Sie bei der Wertung der Inhalte dieses Beitrages den -> Haftungsausschluss <- ! **

7 Gedanken zu „Hari´s Märkte am Abend – 10.05.12 – Ein richtungsloser, ängstlicher Markt“

  1. Morjen!

    Die Nachricht des Tages: JPMorgan hat seit Anfang April 2 Mrd. Dollars verzockelt! Hups, kann ja mal passieren! Zeigt aber eben auch auf sehr deutliche Weise, dass da einiges kaputt ist im Finanzsystem!

    Ansonsten kann man schon ein paar Bauchschmerzen bekommen, im Besonderen wenn man sich die Entwicklung und die Chartsituationen bei den Rohstoffen ansieht!

    Wünsche euch einen entspannten, sonnigen Tach!

  2. @ Matthew,

    ehrlich gesagt weiss ich nicht, warum die Presse daraus immer so ein grosses Ding macht. Wer spekuliert muss auch verlieren können, das wissen wir ja wohl alle. Und das auch Grossbanken verlieren können, finde ich da eher eine gute Nachricht. Denn es bedeutet dass andere (wir zum Beispiel) gegen Grossbanken auch gewinnen können.

    Wenn keiner darüber redet, scheffeln Goldman Sachs & Co. im Eigenhandel Milliarden und dieser Gewinn ist der Verlust vieler tausend kleinerer Marktteilnehmer – darüber redet dann niemand. Wollen wir das lieber ? Wohl kaum, also besser mal 2 Milliarden Verlust bei einem der Marktgorillas, das hat doch was 😉

    Denn wenn ich etwas verkaufe, muss ich einen „Blöden“ finden der es mir abkauft, die Gegenpartei. Und diese Gegenpartei sind oft wir.

    Jetzt bin ich ja ein heisser Verfechter davon, dass Grossbanken zerschlagen werden und eben KEINEN Eigenhandel machen dürfen, womit solche Verluste verschwinden, wie auch die Chance auf schnelle Gewinne. Die Volcker Regel die Eigenhandel verbietet ist in den US aber immer noch nicht in Kraft, auch weil die Wallstreet dagegen opponiert. Vielleicht passiert ja jetzt etwas.

    Und hier in Europa sind wir ja noch nicht mal so weit wie die US mit der Volcker-Regel, hier lassen wir uns immer noch von den Herren Ackermann einlullen, die behaupten, das eine integrierte Grossbank ja so toll sei. Stimmt ja auch, für das Management und die boni-berechtigten Mitarbeiter in London, nicht aber für die Bürger des Staates und auch nicht für den Filialmitarbeiter in Deutschland.

    Wenn man solche Geschäfte im Eigenhandel aber zulässt, gehören die 2 Milliarden Verlust ebenso dazu wie die 3 Milliarden Gewinn im Quartal vorher. Insofern sollte man hier mit dem Stinkefinger auf die unfähige und ahnungslose Politik zeigen. Und insofern fällt die „Zocker“ – Aufregung der Presse für mich eher unter die Überschrift: Boulevard-Journalismus.

    Ich bleibe bei meiner Meinung:
    -> Deutsche Bank – zerschlagt sie endlich ! <-

  3. Hmmmm, wir hatten ja hier auch schon sehr oft darüber diskutiert, über die Aufgaben einer Bank und über notwendige Reformen.

    Und klar wenn so ein Schwergewicht mal eben sone Summe verliert, dann kann man das natürlich auch schadenfroh zur Kenntnis nehmen.

    Nichtsdestotrotz gehört zu den Aufgaben einer Bank ganz und gar nicht an den Finanzmärkten hoch spekulativ herumzuzocken, und völlig unabhängig, ob da nun am Ende Gewinne oder Verluste stehen. Aber wie Du dass auch schreibst ist die Realität immer noch so und solange da auf der Gesetzesebene nix gemacht wird, kann man das zwar als ungut empfinden, muss es aber eben auch hinnehmen.

    Ich habe ja selber in soner Volksbank mal gearbeitet, in einer Zeit, wo es noch sehr traditionell zu ging und es diese Auswüchse nicht gab. Manchmal sollte man sich dann doch wieder auf alte Traditionen besinnen.

  4. @ Matthew, aufregen sollte man sich viel mehr über die hohen Gewinne im Eigenhandel. Denn die Gewinne der Gorillas sind unsere Verluste (oder von deutschen Kämmerern ;-)).

    Banken sind wie alle anderen Unternehmen dazu da das Vermögen der Eigentümer zu mehren. Und wenn sich auf diese Art und Weise legal schnelles Geld machen lässt, dann ist es sogar die Pflicht der Vorstände dieses Geld zu machen. Du wirst lachen, es hat schon Klagen wg Untreue gegeben, weil Vorstände Gewinnchancen einfach haben verstreichen lassen und so indirekt die Aktionäre geschädigt haben.

    Deshalb muss endlich die Politik dieses Landes kapieren, dass wir alle nur Nachteile von einer integrierten Grossbank ala DB haben – die US sind da viel weiter als wir. Der Vorteil wird dagegen in London in Aston Martins investiert. Ein Trennbankensystem muss her und alle Grossbanken ala DB, BNP etc gehören zerschlagen: in eine reine Geschäftsbank und eine Investmentbank. Die Investmentbank darf dann gerne solche Wetten eingehen, dann macht sie das aber nur mit dem Kapital der Aktionäre, die sich bewusst dafür entschieden haben solche Wetten zu finanzieren. Und dann darf man so einen Verlust auch mit leichter Schadenfreude zur Kenntnis nehmen.

    Der Grund warum die Schadenfreude aktuell schwer fällt liegt doch nur daran, dass am Ende der Steuerzahler wieder bluten müsste, wenn aus 2 Milliarden dann 20 werden !

    Das muss aufhören und unsere Politik endlich mal zeigen, dass sie dieses Ding auf dem Hals zum Denken besitzt und nicht nur um nett in Kamera´s zu lächeln !

  5. Und das ist im Grunde so einfach nachzuvollziehen, dass selbst ein Politiker ohne jeden wirtschaftlichen Sachverstand, dass verstehen müßte! Aber dem Lobbyismus sind eben auch in unserem Land keine Grenzen gesetzt!

    Und dann landen eben genau diese nach ihrer politischen Amtszeit in irgendwelchen Aufsichtsräten! So ist das nämlich alles!

    Und dann wählen die Leute irgendwelche Piraten-Dödels! Die keine Antworten für die Probleme dieses Landes haben, sondern einfach noch mehr Fragen stellen wollen! Juuuuhhhhuuu! Na dann kann ja nix mehr schief gehen!

  6. „Denn wenn ich etwas verkaufe, muss ich einen “Blöden” finden der es mir abkauft, die Gegenpartei. Und diese Gegenpartei sind oft wir.“

    Das finde ich immer eine sehr wichtige, grundlegende Feststellung, so banal es auch klingt ! Diese Banalität haben aber nicht immer alle auch wirklich verdaut. Folgende Überlegung:

    Unter der Bedingung eines gleichen Zeithorizontes, gibt es bei einem Trade im Nachhinein immer einen Gewinner und einen Verlierer. Also, 50% der Trades sind gute Entscheidungen und 50% sind schlechte Entscheidungen. Daran gibt es unter oben genannter Bedingung erstmal überhaupt nix zu rütteln.

    So, nun kann man natürlich sagen: Ja aber, die beiden Parteien eines Trades haben ja unterschiedliche Zeithorizonte. Damit kommt man dann zum Problem des Timings und Timing ist noch schwieriger als den „richtigen“ Titel zu finden. Insbesondere die Emotionen machen einem bei dem Timing doch oft einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Soll heissen, wenn für den normalen Kleinanleger jetzt die obige Bedingung ‚gleicher Zeithorizont‘ nicht mehr gilt, dann verschlechtert sich das 50-50 Verhältnis vielleicht zu einem 40-60 Verhältnis. Und damit wäre man noch gut davon gekommen.

    Nächster Schritt, nun bedenke man noch den Umstand, dass man als 0815-Kleinanleger vielleicht oft gar nicht das gleiche Wissen und die gleichen Infos hat wie der oftmals viel professionellere Gegenspieler. Entweder der Gegenspieler ist auch ein Kleinanleger, dann sind beide gleich doof (Sorry für die Verallgemeinerungen 🙂 ). Oder die Gegenpartei ist ein professioneller Anleger oder gar ein grosser institutioneller Anleger, dann hat die Gegenpartei ganz klar einen Wissensvorsprung. Damit verschlechtert sich das 40-60 Verhältnis nochmals, nun vielleicht ein 30-70 Verhältnis.

    Eigentlich ist man als Kleinanleger also immer ganz am Anfang der börslichen Nahrungskette, der Kleinanleger ist das Plankton und alle anderen Martteilnehmer mindestens eine Stufe darüber, von der Garnele bis zum Hai. Von daher freut es mich doch ganz gewaltig, dass auchmal ein Hai ein ganz gutes Stückchen liegen gelassen hat.

  7. Schöne Metapher und völlig richtig Hans !

    An den Märkten überlagern sich ja immer verschiedenste Parameter, so dass man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.

    Vereinfachen wir doch also einmal und :
    (1) Ignorieren vermeintliche Gewinne durch höhere Geldmenge (gemeint ist, wenn man zwar eine höhere Zahl im Depot hat, die aber wg Inflation gar kein Wohlstandsgewinn ist).
    (2) Ignorieren die wilden emotionalen Schwankungen des Marktes und gehen davon aus, dass er langfristig eine sinnvolle Bewertung des „Wertes“ der Unternehmen darstellt.

    Unter diesen vereinfachenden Annahmen, ist die einzige Wertsteigerung die der Aktienmarkt als Ganzes erfährt, die echte, reale Wertschöpfung der Unternehmen durch Innovation, Produktivitätsfortschritte etc.

    ALLES ANDERE, ausnahmslos alles andere, ist eine reine Umverteilung von Vermögen zwischen den Marktteilnehmern und sonst nichts.

    Der Markt ist also ein Wettbewerb zwischen den klügsten und smartesten Köpfen die die Welt zu bieten hat und der Gewinn des einen ist letztlich der Verlust (bzw verpasste Gewinn) des anderen. Und zu allem Überfluss ist der Spieltisch für diesen Wettbewerb noch nicht einmal eben und fair. Denn da sitzen Leute dran, die den Spieltisch zu ihren Gunsten neigen können, wie die Marktgorillas durch ihr reines Gewicht. Oder andere wie HFT, die sich einen Vorteil verschafft haben, weil sie dem Croupier Geld zugesteckt haben.

    Das ist der Wettbewerb in dem wir uns bewegen ! Das es Otto Normalanleger mit seinem dürftigen Wissen aus den grossen Medien da schwer hat, dürfte wohl klar sein. Und wenn endlich mal einer der Gorillas auch mal Geld verliert, ist es aus diesem Blickwinkel eigentlich ein Moment der Freude für alle anderen.

    Versalzen wird einem die Freude, weil man weiss, dass man in dem derzeitigen „too big too fail“ Bankensystem diesen Gorilla dann auch mit eigenem Geld „retten“ darf. Genau dem Geld, mit dem der Gorilla soeben das grosse Rad drehte und gegen Dich wettete, weil er als integrierte Grossbank mit Eigenhandel Dein eigenes Kapital auf dem Konto gegen Dich einsetzen kann. Aber wer hat jemals gesagt, in der Welt würde es fair zugehen ? 😉

    In diesem Zusammenhang sollte nochmal einmal an den schönen Bonmot erinnert werden : Das Geld ist nicht weg, es hat nur ein Anderer !

Schreibe einen Kommentar