Gastkommentar – DAX, S&P 500 & Co. im langjährigen Vergleich – von „Johann“

Redaktionelle Anmerkung von Hari:

Im folgenden finden Sie einen Diskussionsbeitrag unsere neues Mitglieds "Johann", den ich hier als Gastkommentar einstelle und über den ich mich sehr freue. Ich freue mich besonders, weil sich hier jemand viel Arbeit gemacht hat und ganz bewusst mutig etwas zur Diskussion stellt, mit dem Ziel die Meinung und das Feedback der anderen Blog-Leser zu bekommen. Mutig deshalb, weil man ja auch immer Gefahr läuft etwas missverstanden zu haben und sich so der Öffentlichkeit zu stellen braucht Mut.

In diesem Sinne freue ich mich auf Ihr Feedback !

Vorab von mir noch eine Anmerkung, die ich "Johann" schon im Vorfeld habe zukommen lassen: Der hier verwendete DAX ist ein Performance-Index, in dem alle jemals aufgelaufenen Dividenden aufkummuliert wurden und im DAX-Stand enthalten sind. Die hier verwendeten S&P 500 und Eurostoxx sind dagegen Kurs-Indizes ohne Ausschüttungen, die also exakt die aktuelle Marktkapitalisierung der enthaltenen Aktien (nach Gewichtung) darstellen.

Die Folge davon ist, dass der DAX im Vergleich stärker aussieht als er ist, weil er bei einer mittleren Ausschüttungsquote von ca. 2% jedes Jahr um diesen Wert besser aussieht, als er tatsächlich besser gelaufen ist. Umgedreht, bei einem Vergleich mit einer langfristigen Verzinsung, ist der DAX aber die richtige Betrachtung, weil dann gehören die Ausschüttungen zwingend dazu. Der S&P 500 erzielt also eine höhere jährliche Rendite, als es der reine Kursverlauf des Kurs-Index impliziert.

Diese Ungleichgewichte sollte man bei der Bewertung im Auge haben, das sollte uns aber nicht davon abhalten, interessante Ansichten aus dieser Analyse zu ziehen.

Ich werde mich mit weiteren Kommentaren oder Wertungen zu diesem Beitrag nun ganz bewusst zurück halten und wünsche Ihnen viel Spass beim lesen !

Ihr Hari

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Von "Johann"

Angeregt durch einen Kommentar von Hari ”Vom Marktkonsens in DAX und S&P 500“ habe ich mir DAX und S&P 500 mal genauer angesehen. Habe dazu einen Indexvergleich (bei der comdirect) angestellt und mir den Kurs vom S&P 500 (schwarz) anzeigen lassen und folgende Werte zum Vergleich hinzugefügt: DAX (rot), EuroStoxx50 (grün), 5% Zinsen pro Jahr (untere Linie), 8%Zinsen pro Jahr (mittlere Linie) und 10% Zinsen pro Jahr (obere Linie). Als Zeitraum habe ich abschließend 07.03. 1987 bis 07.03.2015! gewählt (25 Jahre bis heute). Das Ergebnis ist ziemlich interessant – vielleicht nicht für einen Profi (oder Volkswirtschaftler); aber mich (als Ingenieur und analytisch denkenden Mensch) hat es sehr nachdenklich gemacht.

In allen Aufwärtsbewegungen kommt es beim DAX zu massiven Übertreibungen im Vergleich zum S&P500. Selbst der EuroStoxx toppt den S&P Anfang 2000. Zudem schaffen es EuroStoxx und S&P in diesem Vergleich über einen sehr langen Zeitraum annähernd parallel zu laufen – siehe 2002 bis Anfang 2009 (also 7 Jahre!) Exakt parallelen Verlauf schafft DAX mit S&P nur zwischen Mitte 2002 bis Anfang 2005 – immerhin 3 Jahre). Dann plötzlich trennt sich der DAX von S&P im Jahr 2005, um genau 4 Jahre später „im Crash 2008/2009“ fast wieder auf S&P und EuroStoxx zurückzufinden. Danach trennt sich der EuroStoxx Anfang 2010 deutlich vom S&P500 und fällt ab Mitte 2011 sogar unter die “langfristige 5%-Verzinsung“! (ist das schon die Auswirkung von Griechenland oder zeigt sich bereits eine generelle Schwäche von Europe?). Der DAX hingegen entscheidet sich für die entgegengesetzte Richtung und strebt an, wieder auf die „8%-Verzinsung“ (mit einer kleinen Übertreibung) zurück zu finden.

Es sieht insgesamt also so aus, als würde sich der DAX über diesen langen Zeitraum auf eine ca. 8%-Verzinsung einpendeln (Zufall?, Normalität? Gesundes Wachstum?), wobei sehr starke Entfernungen von dieser 8%-Verzinsung (insbesondere über die 10%-Verzinsung hinaus) mit “sehr heftigen Rückschlägen” früher oder später “bestraft” werden. Weiterhin sieht man, dass aufgrund des gewählten Betrachtungszeitraums die Werte auf der y-Achse (die Steigerung in Prozent) exakt den DAX-Stand repräsentieren (2mal an den 800%, entspricht 8.000 Punkten gescheitert).

Ich frage mich nun schon ein wenig, ob die auf diese Weise produzierte Grafik einen “Blick in die Glaskugel” erlaubt, und habe diesen dennoch mal gewagt („Voraussagen soll man unbedingt vermeiden, besonders solche über die Zukunft.“ – Mark Twain) und 2 Szenarien entwickelt. Wir befinden uns am Beginn eines Bullenmarkts (1) bzw. am Beginn eines Bärenmarkts (2) (dies würde auch sehr gut zur Einschätzung von Hari passen, der seit einiger Zeit davon ausgeht, dass „in Kürze“ eine heftige Bewegung einsetzen würde, wobei die Richtung offen wäre).

Wenden wir uns zuerst mal Szenario 1 zu, welches den beginnenden Bullenmarkt beschreiben könnte. Um diesbezüglich ein Szenario entwickeln zu können, habe ich mir den Anstieg des DAX von Ende 1996 bis Anfang 2000 betrachtet. Die Steigung „dieser Geraden“ habe ich herangezogen und diese Steigung einer Geraden in den Tiefpunkt des DAX in 20111 gelegt. Sollte es zu einer Wiederholung der Hausse zwischen 1994 bis 2000 kommen, so erkennt man, dass wir wahrscheinlich zu schnell nach oben gegangen sind. Vorausgesetzt, wir befinden uns im Szenario 1 könnten wir selbst einen Rückschlag des DAX bis auf ca. 6400 entspannt beobachten; denn etwa Mitte 2013 steht der erfolgreiche Test von 8.000 an, um 2014 dann die 10.000 zu erreichen. Übertreibungen und Euphorie könnten natürlich dafür sorgen, dass die 10.000 schon vorher „kurz berührt“ werden. Unter der Voraussetzung, dass die Parallelität der Bewegungen von S&P und EuroStoxx noch Gültigkeit hat, habe ich mit der gleichen Steigung die Aufwärtsgeraden für S&P und EuroStox eingetragen. Dies würde bedeuten, dass S&P Ende 2013/Anfang 2014 bei etwa 2.600 stehen könnte und dann zufälliger Weise“ exakt die 8%-Verzinsungslinie wieder gefunden hätte. Zu diesem Zeitpunkt wäre dann auch die Differenz zum DAX fast wieder aufgehoben!

In diesem Szenario würde auch der EuroStoxx(exakt die gleiche Steigung der Geraden wie bei DAX und S&P) mit knapp 1 Jahr Verspätung die 8%-Verzinsungslinie wieder treffen.

Szenario 2 sieht übel aus und für mich bzgl. EuroStoxx schwer erklärbar.

Eingetragen habe ich eine Gerade für den DAX, die exakt die gleiche (negative) Steigung hat, wie das Maximum Anfang 2000 bis zum MinimumAnfang 2003. Sollten wir also in einen Bärenmarkt einsteigen, könnte es bis zu einem Rückgang gehen, wobei das Minimum erst in Mitte 2013 erreicht werden könnte. Unter der Voraussetzung, dass der Aufschlag auf der 5%-Verzinsungslinie stoppt (die hat übrigens schon 2mal für den S&P gehalten!!) hätten wir gleichzeitig das Minimum des Crashs von Anfang 2009 erreicht (Zufall?), welches bei ungefähr 3.700 liegen würde (kein schöner Gedanke!). Dieses Szenario hätte aufgrund der Betrachtung der Vergangenheit allerdings nur Sinn, wenn dann auch S&P sowie EuroStoxx sich wieder zusammenfinden würden. Für den S&P würde dieses Szenario nur einen relativ kleinen Rücksetzer bedeuten, dessen Minimum sich beim Tiefststand Mitte 2010 einfinden würde! Damit aber auch der EuroStoxx sich wieder „beim Rest“ einfindet, müsste dieser allerdings steigen. Für mich eigentlich nicht erklärlich, wenn gleichzeitig der DAX „einen Niedergang erlebt“. Aber wie immer Szenario 2 genau ausgehen würde – sollte es nur annähernd so verlaufen, hätten wir nach fast 30 Jahren eine Verzinsung der Aktienmärkte von gerade einmal ungefähren 5 % durchlitten.

Ich hoffe mal für Szenario 1! Das wären zwar nur 3% Unterschied!! – aber diese hätten erhebliche Auswirkungen über knapp 30 Jahre!!

Ach ja – was man auch sehr schön sieht. Altmeister Kostolany hätte tatsächlich einmal recht gehabt. 1991 Aktien kaufen, dann schlafen und 7 Jahre später aufwachen und in Mitte 1998 alles verkaufen - wäre genial gewesen. 14 Jahre später (zu 1998) sind wir noch immer keinen Schritt weitergekommen! Ansonsten zeigt der Verlauf: wer zulange schläft wacht möglicherweise mit einem Alptraum auf.

In diesem Sinne freue ich mich auf viele Kommentare und eine rege Diskussion.

Viele Grüße
Johannes

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Nachtrag vom 10.03.12

Hallo Zusammen,

erstmals vielen Dank für die zahlreichen Kommentare und die nette Aufnahme des Ingenieurs in Eurem Kreis. Ich habe ´ne Menge gelernt und so mancher Zusammenhang war mir bislang nicht so klar. Was ich mitgenommen habe: funktioniert die Welt „einigermaßen normal“ können wir von einer mittleren jährlichen Verzinsung von ca. 8% bei Aktien ausgehen; entscheidend ist aber immer der Bezugspunkt ab dem man rechnet und logisch: je länger der Betrachtungszeitraum, desto klarer wird das Bild der Vergangenheit (nicht das der Zukunft!) und desto sicherer werden die 8% Verzinsung.

Und auch der Unterschied zwischen DAX und S&P ist mir klar geworden. Und daher möchte ich jetzt den S&P 500 verwenden, um vielleicht noch mehr aus dem Thema (mit Hilfe des Lineals) „rauszukitzeln“. Habe mir also den S&P 500 ab dem Jahr 1970 betrachtet und eine logarithmische Darstellung gewählt; dann wird die jährliche Verzinsung zu einer Geraden. In der Abbildung erkennt man den Verlauf und die obere durchgezogene Gerade ist die Gerade der ab dem 01.01.1970 berechneten 8%-Verzinsung. Die gestrichelten Geraden sind Parallelverschiebungen von dieser und ich habe versucht, die untere Begrenzung auf die größten Rückgänge zu legen. Schaut man sich den Verlauf noch genauer an, erkennt man sehr gut weitere Tops und Dows, die sich (exakt! – gibt’s dafür eine Begründung??) zwischen den gestrichelten grünen Linien befinden.

Was man nun rückwirkend sehr gut erkennt, ist die lange Phase des Aufstiegs von1982 bis 2000 (die 18 Jahre hat ja auch Tribun bereits erwähnt). Was ich aber im Rückblick in dieser Darstellung besonders interessant finde: es sieht fast so aus, als wäre der S&P Anfang 1996 erst mal an der oberen Begrenzung abgeprallt und noch im gleichen Jahr hat er einen erneuten „Angriff“ gestartet, der dann Ende 1996 erfolgreich war. Nach einem kurzen Rücksetzer im ersten Quartal 1997 („Mr. Market wusste wohl, dass er eigentlich den Pfad der Tugend und Bescheidenheit nicht hätte verlassen sollen – nur innerhalb der Begrenzungen darf er sich auch mal mit ein paar mehr Prozent Steigung austoben)) gab es kein Halten mehr bis Mitte 1998. Der Crash (war das damals nicht Russland) hat „ihn“ aber auch nicht zur Vernunft gebracht und unter die „obere Begrenzung“ zurück geführt.

Erst Mitte 2002 war „der Ausflug beendet“ und man befand sich wieder im „grünen Bereich“ – Mission 8% lief also wieder völlig normal weiter. Und eigentlich sieht es so aus, als hätte es noch länger so weitergehen können: wäre da 2008 nicht dieses außerordentliche Ereignis passiert – und so wie die „Massenhysterie in den 90-Jahren“ den S&P über die Obere Begrenzung gehievt hatte, so schleuderte die „Massenpanik“ 2008/Anfang 2009 den S&P unter die untere Begrenzung. Und jetzt…. Eigentlich sieht nicht besonders bedrohlich aus.

Was mich jetzt als „neugierigen Ingenieur“ noch interessierte, war: kann ich Wiederholungen von bedeutenden Ereignissen „im Chart“ finden. Aus diesem Grund habe ich den Tiefpunkt im Jahr 1982 (als der große Aufstieg begann) mit dem Top verbunden, das erstmals die obere grüne Begrenzung erreichte (das war der Höchststand im Crashjahr 1987). Diese Gerade habe ich dann kopiert und daher mit exakt gleicher Länge und Steigung in das Jahr Anfang 1995 geschoben. Dies deshalb, weil hier stark auffällig die Phase beginnt, in der sich „Mr. Market entscheidet“ das Wachstum zu beschleunigen „und auszubüchsen“. Und wo das Ende dieser Geraden endet, kann ja jeder sehen.

Ob das Zufall ist oder ob Volkswirtschaften auch Gesetze wie die Naturwissenschaften haben, weiß ich nicht. Sollte es jedoch kein Zufall sein, müsste man „das Spielchen“ ja nochmal wiederholen können. Nächstmöglicher Ansatzpunkt wäre „im Chart“ der Tiefststand Anfang 2009. Ich hab es gewagt…. Naja, würde irgendwie zur Situation seit Anfang 2009 passen – es sieht fast so aus, als würde sich Mr. Market anschicken, wieder in den grünen Bereich zu laufen. Und falls es doch kein „Volkswirtschaftsgesetz“ gibt – vielleicht haben wir Glück und „das Verschieben einer Geraden klappt ein drittes Mal“.

Ach ja – wenn wir jetzt besser als die 8% sein wollen, müssten wir vielleicht nur noch ein paar Aktien finden, die seit langer Zeit in einem z.B. 20%-Verzinsungskanal liegen und sich zudem gerade „im grünen Bereich“ befinden.
2 hab ich (aufgrund meines eigenen Kommentars hier) schon entdeckt. Aber wie so oft: hinterher sind wir alle schlauer.

Viele Grüße
Johann

Deutsche Bank – zerschlagt sie endlich !

Heute erlaube ich mir aus gegebenem Anlass einen persönlichen Kommentar zum Umbau bei der Deutsche Bank (WKN 514000).

Kaum waren die Meldungen über die neue Mangement-Struktur draussen, da hatte die einschlägige Presse natürlich nicht besseres zu tun, als das Bild vom "bösen Gierbanker" Anshu Jain zu malen, der die Herrschaft an sich reisst.

Für mich sind das demagogische Zerrbilder für die Volksseele, die auf dem Rücken von einem Menschen ausgetragen werden, der sich mangels deutscher Sprache nicht angemessen verteidigen kann. Bestimmte Teile der Presse haben mit so etwas ja aber scheinbar Erfahrung, wie man an einigen sehr persönlichen Kampagnen der Vergangenheit nach meiner Ansicht nachvollziehen kann.

Wenn man das so liest, könnte man fast meinen, deutschsprachige Manager ala Ackermann, Börsig und Co. seien ja perse weit weniger "gierig" und ihnen ginge es ja nur um das Gemeinwohl, während der "böse" Herr Jain uns ja wie Graf Dracula nur aussaugen will. Das ich nicht lache, das sind für mich Zerrbilder, sonst nichts !

Die neuen Herren Jain und Fitschen machen nichts anderes, als was auch jeder Minister gleich welcher Partei von links bis rechts macht, wenn er Chef eines Ministeriums wird. Sie bringen Vertraute auf die Schaltstellen der Organisation. Solange man es dabei nicht im Sinne einer "Säuberung" übertreibt und alter Kompetenz ihren Raum lässt auch wenn sie einen eigenen Kopf hat, macht das für Organisationen auch durchaus Sinn. Denn die Leistungskraft der Organisation als Ganzes steigt dadurch, Sand im Getriebe durch Machtkämpfe in der zweiten Reihe kann man im weltweiten Wettbewerb nicht gebrauchen.

Aber ein Korn Wahrheit ist nach meinem Einddruck an dem Gerede vom "Putsch" vielleicht ja doch dran, wie so oft haben Gerüchte einen wahren Kern. Denn die Investmentbanker haben scheinbar noch mehr Macht im Konzern bekommen, eine Macht die ihnen nach meiner Ansicht übrigens primär die Herren Ackermann und Vorgänger gewährt haben, in dem sie zuliessen, dass sich dort Aktienanteile in Form von Boni im (vermutlich) zweistelligen Prozent-Bereich des Stammkapitals der Deutschen Bank ansammelten.

Den Investmentbankern "gehört" die Deutsche Bank im wahrsten Sinne des Wortes. Und deswegen sollte sie sowieso besser in "Londoner Bank" umbenannt werden. 😉 Nicht wegen der paar Posten die Jain nun vergibt, sondern weil die Investmentbanker durch für mich völlig überzogene Boni mächtige Aktionäre wurden !

Und an der Stelle werde ich dann doch wütend, wenn ich mir anschaue, dass der Staat - und damit wir Steuerzahler - eine defacto Ausfallgarantie für die Deutsche Bank aussprechen, die die Herren der Deutschen Bank aber nichts kostet. Denn die Deutsche Bank ist bei dieser Grösse einfach "too big to fail". Was bedeutet, dass wir alle - Sie und Ich - das Risiko des grossen, gehebelten Rades mittragen, dass die Truppen um Jain drehen und weiter drehen werden.

Und damit es da kein Missverständnis gibt, ich habe nichts gegen das grosse Rad und halte die Investmentbanker als "böse Buben" wie oben beschrieben für ein Zerrbild, mit dem man die unwissende Volksseele aus höchst eigensüchtigen Motiven knetet. Investmentbanken machen einen wichtigen Job, an dem zunächst einmal nichts auszusetzen ist, solange Risiko und Haftung an der richtigen Stelle liegen.

Ich habe aber massiv etwas dagegen, dass ich ungewollt für die Fehler der Investmentbank mithafte. Herr Jain und seine Truppen hätten bestimmt auch etwas dagegen für die Millionen an Darlehen deutscher Bürger mit dem persönlichen Vermögen zu haften, ohne darauf Einfluss zu haben.

DAS finde ich auf gut Deutsch eine "Sauerei" und ich verstehe nicht, warum die Politik das zulässt.

Und die bisherigen "Lösungen" der Politik sind für mich unzureichend und nicht mehr als ein Nasenwasser. Die vermeintlich so "hohen" neuen Eigenkapitalanforderungen an die Banken sind beim Profil der Deutschen Bank nach wie vor viel zu gering und können einen katastrophalen Zusammenbruch nicht verhindern, da das im Investmentbanking gedrehte Rad viel zu gross ist. Deutschland sollte sich da ein Beispiel an der Schweiz nehmen, die ihre UBS und Credit Suisse weit stärker an die Kandarre nimmt.

Die einzige, in meinen Augen wirklich funktionierende Lösung wird aber politisch gar nicht diskutiert und es ist mir ein Rätsel warum das nicht passiert. Die Deutsche Bank gehört für mich im Sinne des Amtseides aller deutschen Verantwortlichen "zum Wohle des deutschen Volkes" zerschlagen ! Und zwar in eine Investmentbank die frei agieren darf und eine "Geschäftsbank", die nur für die Kontenführung und Kreditvergabe zuständig ist. Ein Trennbankensystem eben !

Dann endlich könnte man die Investmentbank im Falle des Falles auch leichter abwickeln und müsste keinen Bankrun in ganz Deutschland befürchten. Dann endlich wäre auch die implizite Staatsgarantie durch uns Steuerzahler vom Tisch.

Natürlich werden sich gerade die Investmentbanker massiv dagegen wehren und wie Ackermann permanent von den Vorteilen einer integrierten Gesamtbank reden. Diesen Vorteil haben aber nur die Aktionäre und Bonusempfänger der Bank.

Richtig ist natürlich, dass es diese Investmentbank auf eigenen Füssen weit schwerer hätte, weil sie eben nicht mehr wie heute die Einlagen von "Oma Büllerbeck" in der Filiale als Grundlage nutzen könnte, um an den Märkten das grosse Rad zu drehen.

Aber wäre nicht genau das wünschenswert ? Was hat es noch mit dem Gedanken einer Bank zu tun, dass Spareinlagen braver Bürger ungewollt und ungefragt das indirekte Treibmittel für grosse Spekulation sind ? Eine reine Investmentbank hätte nur noch das Kapital der Anleger zur Verfügung, die es auch bewusst für die Geschäfte der Investmentbank einsetzen wollen. Das ist fair und sauber und da kann und sollte sich der Staat dann auch raus halten. Und wenn diese Investmentbank riesige Gewinne macht, seien Sie den handelnden Personen zu gönnen. Und bei Verlusten haften die, die dafür zuständig sind - die Aktionäre und nicht wir Steuerzahler !

Also zerschlagt endlich den Koloss Deutsche Bank ! Warum meine Damen und Herren Politiker, trauen Sie sich da nicht ran ?

Hari´s Märkte am Abend – 07.03.12 – regungslose Spannung

22 Uhr - Handelsschluss

Es sind nicht immer die besonders volatilen Tage, die besonders spannend sind. Auch heute war es sehr spannend, weil jeder die Frage vor sich herschiebt: kommt noch Teil 2 des Absturzes oder war es das schon ?

Ich habe deshalb heute auch zweimal ein kurzes Marktupdate geliefert, um Ihnen ein Gefühl dafür zu geben, wie sich meine Sichtweise im Laufe des Tages ändert. Denn die Frage die man sich permanent stellt lautet: "Wie denken die anderen im Markt ?"

Denn was man selber erwartet ist gar nicht wichtig. Wichtig ist, was der Marktkonsens ist, was also die Mehrheit erwartet. Schafft man es diesen Marktkonsens zu erkennen oder zu antizipieren, hat man einen Edge und kann daraus Entscheidungen ableiten. Denn zu oft ist der Marktkonsens genau das, was nicht eintrifft. Das ist ja auch nicht verwunderlich, denn wenn alle schon gekauft haben weil sie von steigenden Kursen ausgehen, kann niemand mehr kaufen und die Kurse müssen fallen. Und umgekehrt.

Der heutige Tag hat bei dieser Frage aber keine Auflösung gebracht, wie ich ja schon gestern hier vermutet hatte. Nach den heutigen Bewegungen ist nach wie vor alles möglich. Der kleine "Buy-the-Dip" war gemässigt und weder so hoch, dass man ihn besonders erwähnen sollte, noch so schwach, dass man daraus eine besondere Marktschwäche ableiten könnte.

Bei aller Spannung ist heute also nicht viel passiert - regungslose Spannung sozusagen.

Morgen haben wir dann Grosskampftag. Um 13 Uhr Zinssatz Bank of England, um 13.45 Uhr Zinssatz EZB , um 14.30 Uhr Beginn Pressekonferenz EZB, um 14.30 Uhr Anträge Arbeitslosenhilfe in den USA und um 21 Uhr das grosse Finale des griechischen Schuldenschnitts mit dem Ende der Annahmefrist.

Morgen wird also wohl ein volatiler Tag, der unsere ganze Aufmerksamkeit benötigt. Wenn zu Griechenland nicht schon vorab ein positives Ergebnis verkündet wird, dürfte das für die deutschen Anleger eine ziemlich ärgerliche Hängepartie über Nacht werden, deren Auflösung man dann im DAX am Freitag Morgen mit einem grossen GAP nach oben oder unten zur Kenntnis nehmen darf.

Also mache ich es heute kurz um Kraft und Schlaf zu tanken, zumal ich die letzten Tage ja viel geschrieben habe.

Ein paar kurze Ideen möchte ich Ihnen heute aber trotzdem noch an die Hand geben, und zwar möchte ich Ihnen das Universum der "Energie-Infrastruktur-Aktien" in Erinnerung rufen. Denn dieses Segement profitiert ebenso von dem wachsenden Energiebedarf der Welt, wie auch von den Investitionen im Rahmen der erneuerbaren Energien.

Und besonders auffällig war in der aktuellen Korrektur, dass sich alle unten genannten Aktien durch relative Stärke ausgezeichnet haben und nur mässig abgegeben haben. Ich werde die Aktien im folgenden nicht ausführlich besprechen, und nicht jede dieser Aktien muss man vom Timing her nun auch unbedingt gerade jetzt kaufen. Aber alle 4 Aktien haben ein attraktives Geschäftsmodell im Bereich "Energie-Infrastruktur" und eine ausgezeichnete Marktposition und sind immer einen Blick wert, bilden Sie sich Ihre eigene Meinung:

1. ABB (WKN 919730) - der schweizer Stromspezialist ist der Blue-Chip im Bereich Energie-Infrastruktur schlechthin und hat nach einer Konsolidierung wieder interessante Kurse.

2. Schneider Electric (WKN 860180) - der hier schon mehrfach besprochene Spezialist für Gebäudemanagement, dreht im Kurs seit einiger Zeit nach oben und hat langfristig eine ausgezeichnete Wettbewerbsposition in einem Wachstumsmarkt.

3. Itron (WKN 888379) - der amerikanische Smart-Grid Spezialist legt gerade einen gewaltigen Turnaround hin. Nachdem er ungefähr die Hälfte des sensationellen 24% Tages-Anstiegs von Februar wieder abgegeben hat, scheint der Kurs nun bereit wieder nach oben zu drehen.

4. Prysmian (WKN A0MP84) - der Marktführer im Bereich Hochspannungs- und Tiefseekabel profitiert von den Investitionen in Offshore-Windparks und die Kursentwicklung spricht bisher eine klare Sprache bei gleichzeitig moderater Bewertung.

Über Ihre Meinung/Einschätzung/Analyse zu obigen Titeln freue ich mich wie immer !

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, bis Morgen in alter Frische !
Ihr Hari

Marktupdate – 07.03.12 – Vom Marktkonsens in DAX und S&P 500

17 Uhr

Es wird nun sehr spannend. Die von mir heute um 9 Uhr beschriebene Sicht "bleiben Sie vorsichtig" scheint heute auch an der Wallstreet bisher Marktkonsens gewesen zu sein.

Man erkennt es daran, dass es keine Abgaben mehr gab, aber auch keine wirklich relevanten "Buy the Dip" Käufe. Der Markt wartet nun also ab. Er will eigentlich nicht mehr verkaufen und hat sich gestern scheinbar ausreichend von "Ballast" befreit. Kaufen will er aber auch noch nicht. Und der DAX mäandert unentschlossen um die 6650er Marke.

Positiv ist aber zu werten, dass nach der ersten Handelsstunde an der Wallstreet, weitere Verkäufe der Marktelephanten ausgeblieben sind. Darauf hatte ich eigentlich gewartet. Es scheint also keinen unmittelbaren, weiteren Abgabedruck zu geben. Und wenn sich diese Erkenntnis am Markt durchsetzt, bekommen wir vielleicht heute schon im späten Wallstreet-Handel eine deutliche Bewegung nach oben.

Das macht das Ganze nun sehr unberechenbar. Der Markt ist in sehr gespannter Wartestellung. Wir sind zwar gestern weit gefallen, aber nicht weit genug um die Luft wirklich zu reinigen und eine Gegenbewegung eindeutig zum wahrscheinlichsten Szenario zu machen.

Letztlich genügt jetzt also eine Nachricht - ein kleines Streichholz - und wir zünden in die eine oder andere Richtung.

Es ist mir nun absolut unmöglich einzuschätzen, woher dieses Streichholz kommt. Ich habe im Moment auch keine Wahrscheinlichkeiten mehr zu bieten. Mein Gefühl sagt mir zwar, dass der Schuldenschnitt in Griechenland nicht scheitern wird und spätestens Morgen ein positiver Katalysator kommt. Aber das ist nur ein Gefühl und keine Grundlage für Wahrscheinlichkeitsbetrachtungen.

Uns bleibt also nur abzuwarten und so schnell wie es geht an die dann folgende Bewegung zu adaptieren. Wer sich jetzt schon unbedingt positionieren will, kann das tun, sollte aber eine Strategie haben was er macht, wenn die Bewegung in die Gegenrichtung geht !

Bis heute Abend, Ihr Hari.

Marktupdate – 07.03.12 – Bleiben Sie vorsichtig !

Marktupdate 9 Uhr

Bleiben Sie heute vorsichtig ! Wie immer ist alles eine Frage von Wahrscheinlichkeiten. Und auch wenn es natürlich durchaus möglich ist, dass wir nun heute sofort wieder V-förmig nach oben laufen, halte ich das für wenig wahrscheinlich.

Wesentlich wahrscheinlicher ist, dass wir nach einer kurzen Stabilisierung und auch einer kleinen positiven Gegenbewegung einen weiteren Schlag nach unten bekommen. Denn noch ist jeder der Meinung: "Ach, das ist ja nur eine Korrektur und Einstiegsgelegenheit".

Damit wir einen wirklichen Wendepunkt bekommen, sollte erst mehr Verunsicherung einziehen und es sollten sich viele fragen, ob sie jetzt nicht doch lieber aussteigen sollten. Ein weiterer deutlicher Abrutscher wäre dafür die Grundlage und würde den Markt möglicherweise endgültig bereinigen.

Ich versuche daher ruhig zu bleiben und nicht zu früh in den Markt zu springen, auch wenn es mich bei bestimmten Aktien durchaus schon wieder "juckt". Ich versuche mir statt dessen die Einstiegskurse zu überlegen und den Markt zu mir kommen zu lassen.

Hari´s Märkte am Abend – 06.03.12 – Risk OFF – von volkswirtschaftlichen Irrlehren

22 Uhr - Handelsschluss

Na endlich möchte man sagen. Die Bären leben und haben ihre Zähne doch nicht verloren. In vielen Aktien hat man heute zum ersten Mal dieses Jahr fühlen dürfen, wie sich der schmerzhafte Biss eines Bären anfühlt. Mit dem Bruch der DAX 6800 nach unten, haben sich die Bären heute wieder meinen Respekt erworben und ich nehme sie seitdem wieder ernst.

Und - man glaubt es kaum - aber Mr. Market macht auch mal was die Mehrheit erwartet. Alles was ich bisher sehe, spricht aber dafür, dass das nicht mehr ist, als die lange erwartete Korrektur in der Aufwärtsbewegung.

Denn der kommunizierte "Auslöser" in Form von erneuten Ängsten um den griechischen Schuldenschnitt ist für mich eher ein schlechter Witz. Insbesondere dieses "überraschend aufgetauchte" vertrauliche IIF Dokument vom 18.02.12, in dem wohl vor Schäden im Bereich von einer Billion im Falle einer Pleite Griechenlands gewarnt wird, kann ich nicht ernst nehmen. Wer immer dieses Dokument in den Markt lanciert hat, dürfte wohl einen schönen Schnitt gemacht haben, denn die Wirkung 2 Tage vor dem Fristende ist nun wirklich berechenbar, wenn sie auf einen ziellosen Markt trifft, der durch das China Thema schon angeschlagen ist.

Inhaltlich gibt es zu diesem Dokument von mir auch nur zu sagen: wenn Banken nach über 2 Jahren der Vorbereitung und nach der Möglichkeit selbst Fussballer-Darlehen an die EZB abzuschieben, nun immer noch von Griechenland oder ihrem CDS Engagement in den Orkus gezogen würden, dann sollte man die verantwortlichen Manager nach meiner Ansicht wegen erwiesener Unfähigkeit und grober Fahrlässigkeit am besten gleich vor ein Schnell-Gericht stellen. Das wird aber nicht passieren, denn so unfähig wird wohl keiner sein. Das Risiko liegt schon lange primär beim Steuerzahler und wurde sozialisiert. Das IIF Dokument halte ich für Theater um die Beteiligung an der Umschuldung zu erhöhen und die Lancierung heute hat für mich ein ziemliches Geschmäckle.

Auf jeden Fall ist der heutige - teilweise brutale - Abverkauf quer durch alle Bereiche ganz typisch für eine Korrektur aufgrund plötzlich aufwallender - und damit irrationaler - Angst. Der steile Anstieg des VIX bestätigt das auch. Dabei gibt es heute keine wirklich neuen Erkenntnisse, die sich vor allem im ungewöhnlichen Bewegungen in bestimmten Segmenten zeigen würden. Hier wird einfach alles rausgeworfen und was vorher am besten lief, leidet am stärksten - Risk OFF halt.

Und das gerade die deutschen Industriewerte am meisten leiden ist auch nichts Neues, es liegt schlicht daran, dass die Investoren der Wallstreet in jeder Korrektur zunächst die ausländischen Werte verkaufen. Deshalb fällt der DAX auch wieder viel stärker als der S&P 500. Kennen wir alles aus dem letzten Herbst.

Bleibt die Frage WANN und WO man in diesen Markt wieder einsteigen sollte. Denn sobald diese Korrektur ausläuft - unter der Annahme, dass es bei einer kurzen Korrektur bleibt - bekommt man möglicherweise den sichersten Einstieg seit Jahresanfang, weil dann gerade ein reinigendes Gewitter hinter uns liegt.

Was das "WANN" angeht, rechne ich am morgigen Mittwoch eher noch nicht mit der Wende. Für eine sofortige V-förmige Wende fehlt es Morgen unter Umständen am Katalysatoren und nach diesem langen Anstieg, wäre eine mehrtägige Korrektur auch äusserst normal. Ausserdem wird bei einigen institutionellen Investoren heute wohl erst einmal überlegt und morgen dann möglicherweise noch einmal auf den "SELL" Knopf gedrückt.

Erst ab Donnerstag wird es wohl interessant. Denn am Donnerstag haben wir die Entscheidung um die Umschuldung Griechenlands und die EZB Sitzung und am Freitag die US Arbeitsmarktdaten. Ich halte das nach meinem heutigen Erkenntnisstand für einen möglichen, groben zeitlichen Rahmen der Korrektur, also mit einem möglichen Ende im Bereich Donnerstag bis Montag kommende Woche. Jedes dieser Ereignisse hat das Potential, nach dem heutige Abverkauf das Signal zur Rally nach oben zu geben. Sollte der Donnerstag enttäuschen und von erneuten Abgaben geprägt sein, reichen am Freitag möglicherweise schon durchschnittliche Arbeitsmarktdaten für eine Erleichterungsrally.

Zum "WO" habe ich mich in Sachen DAX schon geäussert. Eine erste Auffangzone ist bei ca. 6650, die Marke die ich heute früh um 10 Uhr schon nannte und an der der Markt heute auch konsequent zunächst zum Stehen kam, bevor er in der Schlussauktion dann doch darunter schaute. Ob diese Marke aber morgen im echten Handel hält, ist für mich zweifelhaft, dafür ist sie auch nicht ausgeprägt genug. Viel wohler fühle ich mich bei der massiven Unterstützung oberhalb 6400 und es würde mich eher wundern, wenn wir im Rahmen dieser Korrektur da einfach durchfallen. In diesem Fall müsste man dann wohl auch die Frage stellen, ob es wirklich nur eine simple Korrektur der Aufwärtsbewegung ist. Aber an dieser Stelle sind wir noch lange nicht, denn solange wir oberhalb DAX 6400 drehen, ist für den Aufwärts-Trend eigentlich nichts passiert.

Und was die richtigen Aktien für einen theoretischen Rebound wären, ist auch leicht zu beantworten, denn für eine nachhaltige Sektorrotation halte ich die Aufwärtsbewegung noch für zu jung. Kaufenswert sind also in meinen Augen die klassischen Industrie-Werte, die in den letzten Wochen am besten gelaufen sind und nun in der Korrektur auch am stärksten verprügelt werden. Viele Qualitätsaktien die wir hier in den vergangenen Wochen besprochen haben, wurde heute um 5-7% nach unten geprügelt. Wenn da in den kommenden Tagen noch ein Schub nach unten kommen sollte, haben wir in meinen Augen bei einigen Titeln attraktive Kaufkurse.

Insofern erübrigen sich heute auch Kommentare zu Einzelaktien, das heutige "Meer in Rot" birgt für mich keine grossen Überraschungen was Einzelbewegungen angeht. Wenn überhaupt ist zu bemerken, dass die gestern massiv verprügelten Rohstoffwerte heute nur noch mässig im Rahmen des Marktes abgaben. Der gestern von mir am Beispiel Rio Tinto skizzierte Punkt, könnte also näher rücken.

Warten wir also einfach ab, wann und wo der Markt dreht und versuchen wir diese Korrektur optimal für unser Depot auszunutzen.

Was das Thema Iran angeht, kann ich mir gut vorstellen, dass im Weissen Haus als Kompromiss zwischen beiden Positionen nun ein letzter diplomatischer Versuch vereinbart wurde und entsprechende Aktivitäten entfalten sich ja gerade in Form von erneuten Atomverhandlungen. Sollte auch dieser diplomatische Versuch scheitern, vermute ich, dass die US aber Israel Unterstützung für einen Militärschlag zugesichert haben. Und ich denke auch, wie schon seit Monaten, dass Israel nicht nur blufft, sondern diesen Schlag auch führen wird.

Hoffen wir also, dass der Iran den Ernst der Lage und die allerletzte Chance zur friedlichen Lösung endlich erkennt. Denn eigentlich ist doch alles ganz einfach, niemand spricht dem Iran das Recht zur friedlichen Nutzung der Atomenergie ab. Lässt er also ohne Bedingungen und mit aller Offenheit internationale Inspektoren ins Land, wäre der Konflikt wohl schnell gelöst. Und wenn man den permanenten Beteuerungen Irans zur rein zivilen Nutzung der Kernenergie Glauben schenkt, gäbe es ja auch keinerlei Problem internationalen Inspektoren überall Zugang zu gewähren. Ich befürchte aber, man hat doch etwas zu verbergen. Und Israel kann und wird nicht zulassen, dass eine Regierung die Israel die Existenzberechtigung abspricht, Atomwaffen in die Hand bekommt.

Insofern halte ich die Tage und Wochen nach dem Scheitern der jetzigen - wahrscheinlich letzten - diplomatischen Initiative für die wirklich kritische Zeit. Diese Woche geht der Kelch des Krieges aber wahrscheinlich noch einmal an uns vorbei.

Zum Schluss noch ein ganz anderes Thema, das aber gut zu dem heutigen Tag passt: Die Volkswirtschaftslehre mit ihren Irrlehren. Denn glauben Sie wirklich, es gäbe heute objektive neue Erkenntnisse im Markt, aufgrund derer wir gerade heute "höchst effizient" korrigieren und nicht schon gestern oder vorgestern ? Glauben Sie wirklich dieses Verhalten des Marktes heute sei rational und es basiere auf effizienter Informationsverarbeitung, dass wir heute bei vielen Qualitätsaktien um 5-7% nach unten rauschen, aber eben nicht gestern ?

Ihnen wird nicht entgangen sein, dass ich mir immer mal wieder eine deutliche Spitze gegen die traditionelle Volkswirtschaftslehre erlaube. Besonders die Adepten der "Efficient Market Hypothesis" (EMH) haben es mir schon seit Jahren angetan, die es ja immer noch schaffen für derartige Ergüsse Nobelpreise zu bekommen. Und falls Sie sich in dem Thema nicht so auskennen, dabei handelt es sich nicht um eine obskure Theorie, sondern um einen der Grundpfeiler der gängigen volkswirtschaftlichen Lehre in den letzten Jahrzehnten.

Denn ich halte die EMH - als immerhin diplomierter Wirtschaftswissenschafter, aber vor allem als erfahrener Beobachter von Märkten - für eine dogmatisch verengte Irrlehre, die schon lange hätte im Müllkorb landen müssen. Es ist nur deshalb nicht passiert, weil sich diese Herren nach meiner Ansicht nicht dazu bequemen wie eine wirkliche Wissenschaft zu agieren und ihre Hypothesen einer rationalen Überprüfung mit der wissenschaftlichen Methode zu unterziehen. Da suhlt man sich lieber über Jahrzehnte im Wohlwollen anderer Apolegeten der gleichen Irrlehre und erfreut sich an gegenseitiger Bestätigung, statt den einzigen wirklich objektiven Richter anzurufen: Mr. Market. Denn der würde ein klares Urteil sprechen, genau das ist aber scheinbar das Problem.

So werden auf derartige, schon lange empirisch falsifizierte Ideologien - denn um nichts anderes handelt es sich für mich - fröhlich abgehobene mathematische Modelle darauf gesattelt, auf Basis derer nicht nur arme Studenten gequält und Nobelpreise eingeheimst werden, sondern noch schlimmer auch Risiko-Modelle der Finanzindustrie aufgebaut werden. Die "Güte" dieser Modelle konnten wir ja vor erst kurzem in Sachen Lehman beobachten. Mathematisch gesehen sind diese Modelle ja auch durchaus anspruchsvoll, aber auch ein Haus kann so stabil konstruiert sein wie man will, wenn das Fundament auf Sand steht, ist all der Aufwand sinnentleert.

Dabei hat die EMH ja durchaus auch ihre interessanten und bedenkenswerten Ansätze und nicht alles an der EMH ist Unfug. Das Problem entsteht eher durch den dogmatischen Wahrheitsanspruch, verbunden mit der Weigerung eine wissenschaftliche Falsifizierung ernst zu nehmen. Dogmatismus und Wissenschaft sollten eigentlich ein Widerspruch in sich sein, bei bestimmten Volkswirten ist diese Erkenntnis aber scheinbar noch nicht angekommen.

Glücklicherweise mehren sich nun langsam die Stimmen der Kritiker aus der Wirtschaftswissenschaft, die sich nicht mehr länger blind diesen Irrlehren anschliessen wollen. Paul Krugman ist schon länger so einer und nun auch Thomas Straubhaar, dessen sehr lesenswertes Interview zum Thema ich Ihnen daher -> hier <- auf keinen Fall vorenthalten will.

Seien Sie also sehr kritisch, wenn Sie in Medien von irgendwelchen Volkswirtschaftsprofessoren - die sich gerne auch mal "Weise" nennen lassen - mal wieder abstrakte Vorhersagen im Diktus der Alternativlosigkeit hören. Denn wie Thomas Straubhaar richtig bemerkt, sind diese Dogmatiker mit ihrem Wahrheitsanspruch in Deutschland noch der Mainstream an den Universitäten. Und wenn Ihnen jemand erzählen will, dass Märkte in der Regel effizient seien, weil alle relevanten Informationen angemessen eingepreist seien, dann suchen Sie sich ganz schnell einen anderen Gesprächspartner, denn Ihr Gegenüber hat absolut keine Ahnung wovon er redet, Professor hin oder her ! Es ist eine Schande, dass unzählige deutsche Studenten auch im Jahr 2012 immer noch nur dann gute Noten erzielen können, wenn sie diesen Irrlehren folgen.

Vielleicht werden Sie sich fragen, warum ich bei dem Thema so aggressiv und gnadenlos reagiere. Ganz einfach, weil wir gerade eine grundlegende Krise unseres an sich ausgezeichneten Wirtschaftssystems erleben, die noch schlimme Folgen für kommende Generationen haben kann, weil sie Radikalen, Spinnern und längst vergessenen Ideologien wieder Wasser auf die Mühlen liefert. Und diese Krise wurde ganz grundlegend gerade von diesen Theorien der "effizienten Märkte" befeuert. Letztlich baut das, was man das "angelsächsische Finanzsystem" nennt, zu einem guten Teil auf diesen Irrlehren auf. Und es macht mich wütend, dass man dafür immer noch Nobelpreise bekommt, statt geächtet zu werden.

An dieser Stelle möchte ich Ihnen auch noch ein kleines, aber ebenso unterhaltsames wie lesenswertes Buch empfehlen: Kenneth Galbraith: Eine kurze Geschichte der Spekulation. Dieser schon 1990 veröffentlichte Klassiker spannt den Rahmen von der Tulpenblase des 17. Jahrhunderts bis Heute, ist ungeheuer lehrreich und von jedermann zu verstehen - in meinen Augen ein Muss für jeden, der an den Märkten unterwegs ist. Wer danach immer noch an effiziente Märkte glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen !

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !
Ihr Hari

Marktupdate – 06.03.12

10 Uhr - DAX 6780

Endlich zeigen die Bären mal, dass sie noch etwas Kraft besitzen. Man hat es ja langsam schon gar nicht mehr geglaubt. Die DAX 6800 sind nun nach unten durchbrochen. Nächster Test in der Zone um 6720-6740. Wenn diese Zone auch nicht halten sollten, dann - aber erst dann - sind wir im vollen Korrekturmodus. Das wäre das erste Mal in 2012.

Erste Haltezone dann bei ca. DAX 6650, danach starke Unterstützung oberhalb 6400.

Hari´s Märkte am Abend – 05.03.12 – China und die Rohstoffe – Rio Tinto und Arch Coal

22 Uhr - Handelsschluss

Da lag der Elfmeter für die Bären, wie ich ja im Marktupdate heute Mittag -> hier <- schon geschrieben hatte. Nur verwandeln konnten die Bären erneut nicht, überzeugende Bären sehen wirklich anders aus.

Ich kann nur an meine Marktanalyse von Freitag erinnern, für mich sieht das so aus, als ob die innere Spannung des Marktes weiter zunimmt und sich bald mit einer starken Bewegung nach oben oder unten entladen wird.

Die Richtung des Ausschlags ist weiter unklar, zum Marktsentiment hatte ich Sie ja schon letzte Woche zweimal auf die letzte Cognitrend Studie hingewiesen. Für diese Sicht gab es heute eine weitere Bestätigung. Der von mir geschätze Börsendienst der "Bespoke Investment Group" hat bei einer regelmässigen Umfrage unter seinen Lesern - die eher den Marktprofis zuzuordnen sind - erneut eine Mehrheit mit bärischen Erwartungen identifiziert. Siehe -> hier <-.

Das ist nicht verwunderlich, denn es gehört wirklich nicht viel Phantasie dazu, sich nach 2,5 Monaten unaufhörlichem Anstieg nun eine grössere Korrektur vorzustellen. Deshalb ist die Korrektur auch im Moment nicht die Contrarian-Sicht, sondern entspricht eher dem Mainstream. Und wie ich hier ja immer hier predige, liebt es Mr. Market geradezu, genau den Weg der Mehrheit nicht zu gehen, sondern den Weg einzuschlagen, auf dem die wenigsten positioniert sind. Und deshalb kam die Korrektur bisher noch nicht und es bestehen durchaus Chancen, dass das länger so bleibt, als viele an der Seitenlinie aushalten können.

Warten wir einfach weiter ab, in welche Richtung der Pendel ausschlägt, schenken aber den Bullen weiterhin etwas mehr Vertrauen, denn die Bären haben ihren Mangel an Durchschlagskraft heute erneut unter Beweis gestellt.

Unabhängig von dem Verlauf der Indizes, gab es heute aber erhebliche Schwäche bei den Rohstoffaktien. Wesentlichen Einfluss hatten dabei nicht nur wenig überzeugende US Wirtschaftdaten, sondern vor allem auch die Meldung, dass in China für 2012 "nur" noch ein Wirtschaftswachstum von 7,5 Prozent erwartet wird - dies wäre das geringste Wirtschaftswachstum in China seit 1990. China braucht hohe Wachstumraten, um den sozialen Zusammenhalt überhaupt sicher stellen zu können.

Dabei sind die Zahlen aus China gar nicht so überraschend, immerhin hat die Zentralregierung ja zuletzt deutlich auf die Bremse getreten. Die Reaktion Mr. Marktes ist daher nach meiner Ansicht heute auch primär seiner aktuell skeptischen Stimmungslage geschuldet. Was Rohstoffe angeht, hat er gerade wieder seine manisch depressive Phase. Denn an anderen Tagen hätte Mr. Market nach solchen Aussagen durchaus auch eine Rally hingelegt, weil er das so interpretiert hätte, dass weitere monetäre Stimuli seitens der chinesischen Regierung nun wahrscheinlich sind - und genug Geld ist dafür in China ja vorhanden - zumindest solange man US Staatsanleihen noch werthaltig verkaufen kann. 😉

Diese Fragezeichen um die Weltkonjunktur haben aber heute bei vielen Rohstoffwerten bittere Spuren hinterlassen. Schon vor Wochen, Anfang Februar, haben die Rohstoffwerte zu bröseln begonnen, und nahmen heute nach unten Fahrt auf. Eine derartige Trendbeschleunigung findet oft gegen Ende starker Trends statt. Darauf folgen dann typischerweise noch ein paar Tage in Richtung des Trends mit abnehmender Intensität und dann setzt die Gegenbewegung ein.

Exemplarisch kann man die aktuelle Situation bei Rohstoffaktien am Chart des Rohstoffgiganten Rio Tinto (WKN 852147) nachvollziehen, den ich Ihnen heute in Britischen Pfund mitgebracht habe.

Sie sehen im Chart, dass wir bis zu einer gedachten Trendlinie noch etwa 5% nach unten haben, der Trend läuft bei ca. 3250 Pence. Sollte Rio Tinto noch einmal kurzfristig 5% nachgeben, würden wir auf dem Trend aufsitzen und genau dann würden auch die Oszillatoren wie zb der RSI wohl noch stärkere Kaufsignale senden, als sie das heute schon tun.

Wenn Sie jetzt noch davon überzeugt sind, dass die Liquiditätsflut der Notenbanken früher oder später ihren Weg in die Rohstoffmärkte findet - und ich bin dieser Ansicht - liegen bei Werten wie Rio Tinto, die ihr Geschäft primär mit Industriemetallen wie zB Kupfer betreiben, möglicherweise bald attraktive Kaufkurse vor uns.

Weitere interessante Aktien im Bereich Industriemetalle könnten sein: BHP Billiton (WKN 908101), Anglo American (WKN A0MUKL), Freeport McMoran (WKN 896476) oder Teck Resources (WKN 858265). Die brasilianische Vale (WKN 897998) mag ich persönlich nicht so sehr, weil mir da der Staatseinfluss zu hoch ist (genau deshalb wird sie auch vom Markt so niedrig bewertet) und bei der ansonsten interessanten XStrata (WKN 552834) machen mir die aktuellen Diskussionen um eine Fusion mit Glencore (WKN A1JAGV) eine Investition im Moment zu unberechenbar.

In diesem Zusammenhang noch ein paar warnende Zeilen zu den US Kohlewerten, insbesondere die Arch Coal (WKN 908011) wurde hier ja schon mehrfach besprochen. Ich warne davor, hier einfach billige Kurse perse als Kaufgelegenheiten zu betrachten. Denn entgegen meiner bisherigen Erwartung haben die meisten Kohlewerte - auch Arch Coal - das Tief von letztem Oktober nun doch nach unten durchbrochen. Damit wurde das, was auch ich bisher als multiplen Boden interpretiert hatte, nun negiert. Und damit haben wir rein vom Chart her noch einiges an Fallhöhe. Ich habe gelernt derartige Bewegungen für die kurzfristige Sicht zu respektieren, auch wenn mir meine fundamentale Sicht etwas anderes nahelegt und ich den Kohlesektor mittelfristig für einen guten Kandidaten für einen Rebound halte. Nur der Marktführer Peabody Energy (WKN 675266) hält sich noch knapp über den Oktober-Tiefs, was die Hoffnung am Leben hält.

Noch einmal zum Verständnis. Der US Kohlesektor leidet unter Überkapazitäten, die neben schwacher Konjunktur unter anderem von chinesischen Produzenten ausgehen, aber auch Folge des massiven Preisdruckes durch billiges US Gas (US Shale-Gas) sind. Denn Kohle und Gas streiten um die selben Abnehmer in Kraftwerken, Industrie etc. und das könnte zu einer Substitution von Kohle durch Gas führen, zumindest befürchtet das der Markt. Deshalb ist der Kurs des Shale-Gas Pioniers Chesapeake Energy (WKN 885725) auch für Kohle wichtig und die sind heute auch wieder schwach. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Tief der Kohlepreise noch länger weitergeht als man denkt und Mr. Market signalisiert mit seiner Kursentwicklung im Moment genau das !

Ich bin zwar nach wie vor fest überzeugt, dass wir es hier mit einem Schweinezyklus zu tun haben, der auch absehbar wieder zu weit höheren Preisen führt. Und wenn Sie sich an letzten Oktober nach meiner Besprechung von Arch Coal hier erinnern - wonach eine Arch Coal mal eben 40% gewonnen hat - wissen Sie wie schnell das gehen kann. Aber dieser Anstieg wurde halt Ende Oktober bei ca. 20 USD beendet und seit dem sagt die Kursentwicklung bei den Kohleaktien nur, dass die Luft nachhaltig raus ist. Aufgrund des Wissens um den schnellen Anstieg bei einer Wende, bin ich bei den US Kohleaktien zwar immer auf der Suche nach dem Wendepunkt. Aber die Zeit bis dahin könnte möglicherweise noch lang und schmerzhaft werden.

US Kohleaktien drängen sich mir im Moment daher nicht zwingend auf. Wäre der multiple Boden bestätigt worden, würde ich das heute anders sehen, dann würden wir aber bei den Kursen heute schon längst wieder nach oben laufen. Aber wir sind im Chart bei den meisten Titeln durchgefallen und das erhöht nun das Risiko in ein fallendes Messer zu greifen. Ich selber bin nur noch bei Arch Coal mit einer Basisposition investiert und bleibe das auch im Sinne "Buy and Hold", bis der Schweinezyklus nach oben dreht, was schon Morgen, in einem Monat aber auch erst in einem Jahr passieren kann. Dann - aber erst dann - lege ich bei den Kohlewerten nach. Das ich als Folge dieser Strategie die ersten paar Prozent Anstieg verpasse, nehme ich in Kauf und ist ein Preis den ich zu zahlen bereit bin.

Würde ich jetzt unbedingt in den Sektor einsteigen wollen, würde ich die Entwicklung am morgigen Dienstag abwarten, um zu schauen wie der Markt nach dem heutigen Abverkauf reagiert. Hält der Marktführer Peabody Energy das Tief von Oktober und dreht wieder nach oben, kann man einen Einstieg vielleicht tatsächlich wagen. Fällt aber auch Peabody durch, würde ich erst einmal mit noch deutlich tieferen Kursen im Sektor rechnen.

Und damit meine obigen Warnungen keine Missverständnisse erzeugen, ich sehe nach wie vor grosse Chancen in den US Kohletiteln und habe Ihnen deshalb -> hier <- noch eine sehr bullishe Studie von "Seeking Alpha" mitgebracht, die ich vom Timing abgesehen inhaltlich sehr teile ! Aber bei allen Chancen, muss halt auch das Timing sitzen.

Auch für die US Kohleaktien kommt wieder die richtige Zeit, da bin ich sicher. Wenn diese Zeit aber nicht heute ist, muss man es auch nicht erzwingen wollen, es gibt nach meiner Ansicht aktuell genug andere, profitable Setups im Markt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen Abend, bis Morgen in alter Frische,
Ihr Hari

Marktupdate DAX – 05.03.12 – Ein Test für die Bären

13.30 Uhr - DAX 6847

Ein ganz kurzes Update zur Marktlage. Zum dritten Mal innerhalb kürzester Zeit, hat der DAX - wie am 28.02. und 01.03. - die 6800 von oben getestet und ist wieder abgeprallt.

Allerdings ist die Gegenbewegung im Gegensatz zu den beiden Tagen vorher bisher eher kraftlos und lässt Raum für einen weiteren Absacker.

Ich halte das für die Bären nun für eine grosse Chance. Diesen Elfmeter sollten sie jetzt versenken, denn jetzt reicht ein kleiner Auslöser um die erste echte Korrektur nach unten in Bewegung zu setzen. Kursziel wäre für mich dann DAX 6650 als erste Auffangzone.

Nur wenn das jetzt endlich passiert, werde ich die Bären wieder ernst nehmen und ein defensivere Haltung einnehmen. Denn seit Anfang 2012 haben die Bären in solchen Momenten reihenweise versagt. Sollten die Bären auch dieses dritte Mal wegen Kraftlosigkeit an DAX 6800 scheitern, steigt die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass wir in Kürze einen Ausschlag zur Gegenseite erleben und den ersten ernsthaften Test der 7000er Marke bekommen.

Insofern halte ich das was gerade passiert für kurzfristig richtungsweisend. Denn es wird uns zeigen, ob die Bären noch am Leben sind oder so schwach und schlapp bleiben wie schon das ganze Jahr 2012.

Wenn Sie mich fragen was ich erwarte, kann ich nur meine Aussage vom letzten Freitag widerholen: Alles ist möglich, aber solange die Bären nicht beweisen das sie ernst zu nehmen sind, haben die Bullen unser Vertrauen verdient.

Salzgitter – Aktie stürzt nach Prognose ab – Kaufgelegenheit ?

Heute lieferte der Stahlkonzern Salzgitter (WKN 620200) Zahlen für 2011. Salzgitter hat seinen Vorsteuergewinn gegenüber dem Vorjahr vervierfacht, auch beim Umsatz die Erwartungen leicht übertroffen und prognostiziert auch für 2012 ein positives Ergebnis.

Eigentlich gute Zahlen, trotzdem stürzt der Kurs im frühen Handel massiv um fast 7% auf 42€ ab und mal wieder ist die Prognose schuld. Denn Mr. Market interessiert sich - wie wir alle wissen - nur für die Zukunft, die Vergangenheit ist ihm völlig egal.

Denn das Salzgitter Management hat die bekannten Risiko-Faktoren rund um die Euro-Krise zum Anlass genommen, um hinter die Geschäftsentwicklung 2012 ein Fragezeichen zu setzen. Wirklich überraschend ist das für mich aber nicht. Genau so wenig wie die Tatsache, dass die Stahlkonjunktur Anfang 2012 immer noch nicht so richtig ans Laufen gekommen ist, das ist ja auch bei den anderen Stahlunternehmen schon ausgiebig zu beobachten.

Ein gutes Stück der schwachen Stahlkonjunktur sollte aber der Tatsache geschuldet sein, dass die Kunden von Salzgitter & Co. in Anpassung an die unsichere weitere Entwicklung einfach ihre Lager abbauen. Wirtschaft ist halt zu 50% Psychologie und diese schlägt auch hier wieder zu. Abgebaute Lager stellen aber für die Stahlpreise einen erheblichen Treibsatz dar, sollte sich die Konjunktur in der Eurozone schneller erholen als befürchtet.

Nicht vergessen darf man auch, dass das Salzgitter Management seine Prognosen schon immer sehr konservativ formuliert hat. Auch einer der Gründe, warum der Titel von der Börse nicht übermässig geliebt wird, hier fehlt es einfach an Katalysatoren mit denen der Kurs psychologisch gepusht wird. Schauen Sie sich doch einfach das letzte Jahr an, in dem Salzgitter zeitweise bis 34€ fiel und das Management auch äussert vorsichtig agierte. Nun haben wir die realen Zahlen für 2011 vorliegen und diese rechtfertigen keinesfalls Kurse von unter 35€ in 2011, die weit unter Buchwert lagen. Also war Salzgitter in 2011 vom Markt offensichtlich deutlich unterbewertet und die Geschäftsentwicklung weit besser als der Markt es damals eingepreist hatte. Nun wiederholt sich dieses Spiel in 2012 vielleicht.

Betrachtet man die Frage ob die heutigen Kurse von 42€ eine Kaufgelegenheit sind, muss man die Aktie in meinen Augen aus zwei Blickwinkeln betrachten.

Kurzfristig ist der Titel vom Markt ungeliebt und daran wird sich auch nichts ändern, solange das Management so vorsichtig und zurückhaltend agiert. Ich vermute mit 42€ wird Salzgitter auch in 2012 deutlich unter Buchwert notieren, einem Buchwert zu dem auch so interessante Beteiligungen wie der Kupferproduzent Aurubis (WKN 676650) gehören. Aber all das interessiert einen Markt aber nicht, der primär nach Argumenten für steigende Kurse sucht und die will ihm das Salzgitter Management nicht liefern. Insofern gibt es derzeit absolut nichts am Horizont, was die Unterbewertung der Salzgitter schnell auflösen könnte und die Liebe des Marktes zur Aktie neu entfachen. Auch Kurse unter 40€ sind also kurzfristig nicht auszuschliessen.

Mittel- und Langfristig gibt es aber nach meiner Meinung nur wenige Titel auf dem deutschen Kurszettel, die so substanzstark, gut finanziert und konservativ geführt wie Salzgitter sind. Ich bin persönlich überzeugt, dass die Geldschwemme der Notenbanken letztlich auch die Stahlkonjunktur anheizt und Salzgitter dann ziemlich sicher deutlich über 50€ notiert, wahrscheinlich sogar weit höher. Gleichzeitig muss ich mir bei dem Titel nach unten keine grossen Gedanken machen, denn auch wenn der Kurs schnell mal wieder unter 40€ fallen kann, ändert das nichts an der Substanz des Unternehmens und würde von mir achselzuckend zur Kenntnis genommen, genau wie die 34€ letztes Jahr.

Fazit:

Für mich persönlich ist Salzgitter nach wie vor eine langfristig attraktive Aktie, bei der ein "Buy and Hold" Gedanke durchaus seine Berechtigung hat. Ganz im Gegensatz übrigens zu Thyssen-Krupp (WKN 750000), die wie hier -> hier <- analysiert vor grossen strukturellen Herausforderungen stehen.

Kurzfristig wage ich bei Salzgitter keine Prognose und halte auch tiefere Kurse unter 40€ für möglich. Wenn der Markt eine Aktie nicht liebt, kann das auch länger dauern als man denkt und als fundamental gerechtfertig ist. Und das Salzgitter Management war noch nie bereit, Mr. Market die Hoffnungs-Sätze für die Zukunft einfach so hinzuwerfen, mit denen andere Unternehmen so gerne ihren Kurs pushen. Aber schon die 42€ von heute reflektieren in meinen Augen nicht den wahren Wert des Unternehmens. Und ich persönlich halte die heutige Reaktion des Marktes bei Salzgitter für völlig übertrieben.