Hari´s Märkte am Abend – 02.03.12 – Wochenabschluss – Der Sprung in der Schallplatte

20 Uhr, Freitag Abend. Eine für die Märkte positive Woche neigt sich dem Ende zu, an deren Anfang wir um die 6750 im DAX kämpften und an deren Ende wir wieder über DAX 6900 stehen.

Vor genau einer Woche hatte ich -> hier <- ein paar Punkte zur Marktlage aufgelistet, die bis auf das nun abgelaufene Thema LTRO immer noch alle gültig sind. Insofern empfehle ich, sich diese Punkte im Zweifel noch einmal zu vergegenwärtigen.

Auch nächste Woche steht nichts auf der Agenda, was schon im Vorfeld als schwere Hürde für die Märkte sichtbar wäre. Donnerstag und Freitag nächste Woche könnten recht spannend und volatil werden, denn da stehen die üblichen Aufreger wie EZB Zinsentscheid oder US Arbeitsmarktdaten auf der Agenda.

Ach ja, und am kommenden Mittwoch den 07.03.12, stellt der 500 Milliarden Dollar Konzern Apple wohl sein iPad 3 vor - es wird spannend zu sehen, was der Apple Kurs danach macht. Und nächstes Wochenende am 11.03. beginnt in den US die Sommerzeit, während es bei uns erst 2 Wochen später los geht. Da müssen wir wohl wieder eine Zeit lang mit komischen US Börsenzeiten leben.

Wenn es diese Woche eine für mich bemerkenswerte Veränderung gab, dann die, das die gefühlte Nervosität im Markt wieder steigt - ich hatte das schon vor kurzem mit einem unruhigen Pferd verglichen, das an seiner Trense zerrt. Das ist aber ganz typisch für eine Phase, in der der Markt scheinbar seine Richtung verloren hat und nun nicht mehr weiss wohin er laufen soll. Denn nach oben verhindern eine Reihe von Widerständen oberhalb 7000 eine schnelle Bewegung und nach unten will der Markt einfach nicht hin, weil jeder Dip von der Seitenlinie gekauft wird.

Eine wichtige Lehre der Vergangenheit ist dabei, dass wenn sich nach so einer Phase eine neue Richtung etabliert, der Markt dann mit Gewalt losrennt, ganz wie das unruhige Pferd, dass in dem Moment wo es freigelassen wird mit hoher Geschwindigkeit davon galoppiert. Das ist aus der Psychologie heraus auch leicht zu erklären, denn Unklarheit macht primär abwartend und wenn der Markt dann in eine Richtung loslegt, versuchen alle noch aufzuspringen und heizen die Bewegung damit weiter an. Insofern folgt auf die aktuelle Phase der Unsicherheit und Orientierung möglicherweise bald eine dynamische Bewegung des Marktes in eine Richtung.

Um uns zu orientieren, schauen wir uns doch einfach mal den Chart des DAX aus einer Stundensicht an. Wir erkennen dann die alte Konsolidierungszone mit ihrer "Box", die wir nach oben verlassen haben, wie wir das hier ja auch erwartet hatten.

Nun haben wir aber unterschiedliche Signale im Chart ausgebildet, die aufgrund ihrer symetrischen Struktur sehr auffällig sind. Man könnte einen Doppelboden ausmachen, der so bei ca. 6740 ausgebildet wurde und der für eine Fortsetzung der Aufwärtsbewegung spricht. Man könnte aber auch ein sich gerade ausbildendes Doppeltop ausmachen, dass eine Wende implizieren würde. Kein Wunder, dass der Markt gerade nervös wird und sich unsicher ist.

Man sollte deshalb nach meiner Erfahrung keinesfalls proaktiv - sozusagen "auf Verdacht" - alleine nach solchen Chartmustern handeln, schon gar nicht wenn diese widerstreitende Signale geben. Denn diese Chartmuster bestimmen in der Regel nicht, in welche Richtung der Markt ausschlägt. Es ist eher anders herum, irgend ein Ereignis wird dafür sorgen, dass der Markt in die eine oder andere Richtung losrennt. Damit wir das eine Muster bestätigt und das andere negiert. Und dann werden diese Chartmuster die trendverstärkende Begründung und für die Algos die handelbare Grundlage sein, warum man nun in der eingeschlagenen Richtung mit Macht auf die Tube drückt.

Schaut man sich das Marktsentiment an, hat ja Cognitrend das -> hier <- gut zusammen gefasst. Es gibt noch genug Marktteilnehmer an der Seitenlinie, die wahrscheinlich jede starke Bewegung nach unten zum Einstieg nutzen werden. Ein Zusammenbruch des Marktes steht also eher nicht auf der Agenda, ein Rücksetzer bis DAX 6650 oder sogar DAX 6400, der dann wieder aggressiv gekauft wird, aber möglicherweise schon.

Weitere Argumente für die Bullen sind der bestehende Trend des Marktes - denn Trends sind schwer zu brechen - und die Tatsache, dass die Bären seit Jahresanfang bisher nicht in der Lage waren auch nur ein einziges Mal schlechte Nachrichten für eine wirklich signifikante Korrektur zu nutzen, auch gestern wieder nicht. Erst wenn die Bären auch mal wieder ein Zeichen von Stärke zeigen, sollte man sie in meinen Augen wieder so richtig ernst nehmen.

Insofern bleibt es für nächste Woche dabei:
Man sollte nicht raten, sondern sich demütig von Mr. Market den Weg zeigen lassen. Solange aber kein Gegenbeweis geführt wurde, folgt man besser dem etablierten Trend und schenkt den Bullen daher im Moment etwas mehr Vertrauen als den Bären.

Sicherlich ist es langweilig, dass ich jede Woche zum Markt das Gleiche erzählen muss, als ob ich einen Sprung in der Schallplatte hätte. Aber sehen Sie es mal so herum: wenn ich dieses Jahr 52 Wochen lang immer wieder davon reden muss, dass die Bullen im Vorteil sind, dann war das im Nachhinein wahrscheinlich ein ganz hervorragendes Börsenjahr. Und ich glaube nicht, dass da hier jemand etwas dagegen hätte.

Eine vorsichtig positive Haltung zum Markt sollte aktuell schon alleine deshalb nicht schwer fallen, weil wir ja wie man oben im Chart sehen kann bei ca. DAX 6740 und ca. DAX 6640 hervorragend ausgebildete Stoplevel haben, mit denen man die theoretische Gefahr eines schlimmen Zusammenbruchs minimieren könnte. Und wer sich ganz eng absichern will und bereit ist das Risiko in Kauf zu nehmen ganz dumm ausgestoppt zu werden, könnte die Tiefs von gestern nutzen und einen Stop bei 6800 platzieren.

Schaut man auf einzelne Aktien, ergibt sich auch da aktuell ein gemischtes Bild. Es gibt einige Titel - die diese Bewegung in den letzten Wochen angeführt haben - die nun auf Niveaus notieren, wo es so nicht ewig nach oben weiter gehen kann. Und es gibt aber auch eine Reihe von Titeln, die gerade erst am Anfang einer Umkehrformation stehen und noch jede Menge Luft nach oben haben. Auch dieser Gegensatz ist ein Grund für die aktuelle Unentschiedenheit des Marktes, die Aktien sehen entweder billig oder schon wieder teuer aus, je nachdem wo man genau drauf schaut. Das sorgt für Verunsicherung.

Unabhängig von der generellen Bewegung der Indizes, halte ich es daher für gut möglich, dass wir bei einzelnen Titeln zunehmend massive Ausschläge sehen werden. Eine denkbare Strategie wäre daher, von den bisher extrem gut gelaufenen Titel nun in die umzuschichten, die noch jede Menge Raum für Erholung haben. Ich liste hier bewusst keine konkreten Aktien auf, weil wir viele davon in den letzten Wochen besprochen haben, Sie müssten einfach nur mal die letzten Beiträge durchschauen. Und darüber hinaus finden sich im grossen Aktienuniversum sicher auch noch eine Menge anderer Titel mit erheblichen Turnaround-Potential. Wenn Sie einen Titel mögen der hier noch nicht besprochen wurde, wäre es schön wenn Sie alle Leser daran teilhaben lassen.

Noch ein Hinweis in eigener Sache, Mr. Market ist ab heute auch über Finanznachrichten.de zu finden und zwar unter anderem -> hier <- in der Übersicht. Mein Dank gilt Markus Meister und seinem Team !

Soweit für heute, für nächste Woche habe ich mir auch wieder die eine oder andere Aktienanalyse von in Deutschland weniger bekannten "Trüffeln" vorgenommen. Nun freue ich mich auf den morgigen Samstag, denn mein kleiner Sohn wird 4 und es gibt kaum etwas Schöneres als Kinderaugen im Anblick von Geschenken 😉

Diese Freude kleiner Kinder ist so rein, ohne Zweifel und nur im "Hier und Jetzt" verhaftet, dass man als "alter Sack" manchmal bedauert, dass einem diese Unbekümmertheit irgendwann abhanden gekommen ist.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende !

Hari´s Märkte am Abend – 01.03.12 – Kirch vs Deutsche Bank und die Organhaftung

22 Uhr - Handelsschluss

Da war er, der gestern antizipierte "First of Month Jumper", ich habe ihn heute genossen, bevor erneut ein dürftiger ISM Index und weitere Konjunkturdaten die Bewegung erst einmal temporär ausbremsten. Im späten Handel nahmen die Indizes dann aber wieder Fahrt nach oben auf, aus meinem Intraday Trade war ich da aber schon wieder draussen.

Gerade wegen der eigentlich enttäuschenden Daten kann ich hier nur wieder feststellen, wie gut der Markt diese verdaut hat. Ich weiss ich höre mich nun wie eine Platte mit Sprung an, weil ich immer das Gleiche sage. Aber in Anbetracht der Korrektur-Ankündigungen die seit Wochen permanent aus alle Medien quellen, ist das nach meiner Ansicht auch nötig um den Fokus auf das Wesentliche nicht zu verlieren. Es bleibt also dabei, die Bullen haben die Oberhand und den Bären gelingt es nicht, selbst solche Vorlagen zu verwandeln.

Insofern habe ich zum Markt als Ganzes nun nichts Neues zu sagen. Auch wenn sehr viel nun instinktiv für eine baldige Korrektur spricht, gibt es für mich bei objektiver Betrachtung bisher keine Signale, dass die Bullen den Markt nicht mehr im Griff hätten. Um das zu ändern müsste ich erst einmal einen Absturz sehen, der am Folgetag nicht erneut für Käufe genutzt wird, sondern für weitere Abgaben sorgt.

Es bleibt zwar ein komisches Gefühl, dass es nach diesem langen Anstieg bald mal wieder "scheppern" sollte, aber komische Gefühle sollte man besser nicht zur Grundlage von Anlageentscheidungen machen und da viele derzeit dieses komische Gefühl haben, bestätigt diese Skepsis im Markt eher die Stabilität der Anstiegsbewegung. Denn grosse Abstürze kommen, wenn alle nur nach oben schauen und alle investiert sind und davon sind wir nach meiner Wahrnehmnung noch deutlich entfernt. Das aktuelle Marktsentiment von Cognitrend bestätigt diese Sicht nachdrücklich, Sie können es -> hier <- oder über meine "Hilfreichen Links" nachlesen.

Denken Sie bei aller positiven Erwartung aber bitte daran, was ich letzten Freitag -> hier <- zur Marktlage sagte. Wir haben im Bereich oberhalb DAX 7000 eine derart grosse Menge an Widerständen, dass ich mit nicht vorstellen kann, dass wir da einfach so wie ein Messer durch Butter durchmarschieren.

Kommen wir heute also schnell zu einzelnen Titeln:

Zu Aixtron (WKN A0WMPJ) habe ich mich ja in einem eigenen Artikel -> hier <- schon geäussert und das wird auch die letzte Erwähnung der Aktie hier für einige Zeit sein.

Bei Veolia (WKN 501451) wurde gestern in einer dürren Nachricht nach dem Board-Meeting der CEO Antoine Frérot und seine Restrukturierungspolitik bestätigt. Der Markt begrüsste diese Nachricht und schickte Veolia gestern 2% nach oben, heute folgte dann eine gewaltige Rally mit zeitweise 14% Plus ! Ich bin gestern wie angekündigt - nach Bestätigung des Managements - bei Veolia wieder eingestiegen, habe aber erst 50% meiner Zielgrösse wieder erreicht. Denn mir war diese Nachricht gestern einfach noch zu dürr und warf weitere Fragen auf.

Denn ich gehe weiter davon aus, dass an den Fusionsgelüsten die dem EDF CEO und ex Veolia CEO Henri Proglio nachgesagt wurden, eine Menge dran war und ist. Und eine Neuauflage der Akquistions- und Verschuldungspolitik Proglios würde der Markt bei Veolia sicher nicht goutieren, was man auch daran sieht, wie begeistert der Markt heute reagiert, nachdem das Gespenst wieder weg zu sein scheint.

Denn die aktuellen Zahlen sind in meinen Augen keineswegs der Grund für den heutigen Anstieg, weil das alles im wesentlichen schon vorher bekannt war. Ursache ist eher die Erleichterung, dass der eingeschlagene Restrukturierungs-Weg fortgesetzt wird, verbunden mit der heute bekannt gewordenen Aussicht, dass ein Verkauf des Transportgeschäftes (Eisenbahn etc) frisches Geld in die Kasse spülen würde. Was wir heute im Titel sehen, werte ich also als eine Erleichterungsrally darüber, dass es mit dem Turnaround doch noch klappen könnte. Und der Umfang der Rally zeigt, welches Potential in Veolia steckt wenn der Turnaround gelingt.

Insofern habe ich durch meine noch nicht voll aufgebaute Position nun ein paar Tagesgewinne verpasst, aber es gibt schlimmere Probleme. Sollte die Strategie des Schuldenabbaus konsequent weiter geführt werden und die Gerüchte um einen Management-Wechsel wirklich endgültig vom Tisch sein, ist die Veolia-Turnaround-Story wieder völlig intakt und der Titel in meinen Augen mittel- und langfristig voller Chancen. Nach der heutigen gewaltigen Erleichterungs-Rally wäre ein Rücksetzer in den nächsten Tagen unter 10€ aber völlig normal. Wer nun an der Seitenlinie steht, bekommt also in den nächsten Tagen vielleicht noch eine Chance.

Sehr gut sieht weiterhin Continental (WKN 543900) aus. Hier habe ich meinen Einsatz in der gestrigen Schwäche erhöht und für mich stehen bei dieser Aktie aktuell alle Ampeln auf grün. Mittel- und langfristig finde ich grosse innovationsstarke Autozulieferer wie Continental, Johnson Controls (WKN 857069) oder die leider nicht börsennotierte Bosch sogar spannender und interessanter als die Autohersteller selber.

Denn die absehbaren Umbrüche beim Ersatz des Benzinmotors durch andere Antriebstechnologien, bergen für die etablierten Autokonzerne durchaus erhebliche Risiken und die Gefahr, dass neue Wettbewerber auftauchen. Alleine die Tatsache, dass die Autohersteller eine ihrer Kernkompetenzen in der sie über 100 Jahre Kompetenz aufgebaut haben - den Motorenbau - möglicherweise langfristig verlieren könnten, ist ein Risiko das man bei längerer Betrachtung der Entwicklung nicht unterschätzen sollte, auch wenn es für eine aktuelle Investition noch keine Relevanz hat. Denn wenn es den grossen Zulieferern gelingt, hier komplette Antriebskonzepte zu verkaufen, würde sich das Rollenbild von Koch und Kellner zwischen Autoherstellern und Zulieferern langfristig drehen.

Bei den grossen, technologisch führenden Zulieferern dagegen - zu denen die drei obigen Namen definitiv gehören - überwiegen daher für mich die Chancen des Paradigma-Wechsels, denn gerade diese Unternehmen werden in der Lage sein sich durch kritische Innovation völlig unabkömmlich zu machen. Alle drei Unternehmen investieren gerade auch massiv in den Bereich des Elektroantriebs bzw der Speichertechnologie. Und als I-Tüpfelchen kommt dazu, dass der Besitz einer innovativen Elektro-Speichertechnologie obigen Unternehmen auch jede Menge neue Kunden und Geschäftsfelder ausserhalb der Autoindustrie ermöglichen könnte.

Man darf aber nicht unbesehen jeden Autozulieferer positiv sehen, denn wer wie zb ZF Getriebe herstellt, dürfte in der Welt der Elektroautos seine Probleme bekommen, wo klassische Getriebe schlicht wegfallen. Mit Continental oder Johnson Controls befindet man sich aber in meinen Augen auf der richtigen Seite der Entwicklung.

Bei Itron (WKN 888379) sollte man nun genau hinschauen. Nach dem sensationellen 24% Anstieg vom 16.02.12 ist der Kurs nun um ca. die Hälfte des Anstieg wieder abgebröselt. Das ist nach solchen Bewegungen ganz typisch und keineswegs ein Zeichen von Schwäche. Ich kann mir gut vorstellen, dass spätestens auf dem Niveau des Hochs vom 09.02.12 - also bei ca. 43 USD - Schluss mit der Konsolidierung ist und sich der Blick wieder nach oben richtet. Heute hat Itron schon zum ersten Mal seit Tagen wieder deutlich im Plus geschlossen.

Bei Repsol (WKN 876845) ging es seit gestern trotz positivem Umfeld für Ölaktien deutlich abwärts, weil der Markt sich um eine Zwangsverstaatlichung der YPF Beteiligung in Argentinien sorgte. Allerdings konnte sich der Titel heute im weiteren Handel dann schon wieder deutlich erholen. Auch ich bin mit einer Position bei Repsol dabei. Man sieht daran wieder, wie wichtig politische Stabilität ist und warum ich Minenwerte nicht mag, die primär in den kritischen Ländern Südamerikas unterwegs sind. Während ich bei Repsol das Risiko bewusst eingegangen bin, weil selbst eine Verstaatlichung der YPF den Konzern zwar schütteln aber nicht aus der Bahn werfen würde, wären derartige Aktionen für einige kleinere Minen wohl der Exitus. Da der Markt bei solchen politischen Entwicklungen gerne zu kurzfristigen Übertreibungen neigt, ergibt sich für am Einstieg Interessierte möglicherweise in den nächsten Tagen einen attraktive Gelegenheit.

Gold und Silber haben sich nach dem gestrigen Absturz heute stabilisiert. Gold schloss deutlich über 1700 USD und Silber über 35 USD. Eine derartige Gegenbewegung ist aber normal nach so einem Absturz und sagt noch nicht viel aus. Ich denke Morgen am Freitag werden wir klüger sein. Denn dreht Gold Morgen wieder unter 1700 USD, sollte man sich wohl auf eine ausgedehntere Schwächephase einstellen. Steigt Gold Morgen aber weiter, spricht viel dafür, dass der Absturz gestern nur ein "One Day Wonder" aufgrund Bernankes Aussagen war.

Zum Abschluss noch ein paar wertende, persönliche Worte zum scheinbar gescheiterten Vergleich im Streit Kirch vs Deutsche Bank:

Aus der juristischen Sicht der Deutschen Bank kann ich die Ablehnung des Vergleiches gut nachvollziehen, denn da wären dann möglicherweise sofort Haftungsklagen wg vermeintlicher "Untreue" gegen Aufsichtsrat und Vorstand möglich gewesen, da ohne zwingende Not eine derart grosse Summe gezahlt werden würde. Abgesehen davon war wohl nach Presseberichten auch der Widerstand Rolf Breuers gross, der als Folge des Vergleichs möglicherweise mit einer Schadensersatz-Klage der Deutschen Bank hätte rechnen müssen.

So sorgt die gut gemeinte Verschärfung der Haftungsregeln für Aufsichtsorgane nun dafür, dass die Firmen es schwer haben bei Konflikten auf Organebene Vergleichsbereitschaft zu zeigen und derartig wichtige Konflikte eher bis zum letzten Mann austragen müssen. Denn der Ermessensspielraum des Managements ist durch die verschärften Haftungsregeln nun deutlich eingeschränkt.

Aus meinen persönlichen Erfahrungen in den Chefetagen bin ich der festen Überzeugung, dass die derzeitigen Haftungs-Regelungen schon zu weit gehen und den Unternehmen und damit den Aktionären schaden. Denn dadurch wird nach meiner Ansicht freies unternehmerisches Handeln gebremst und eine Kultur des "dreifachen juristischen Hosenträgers" etabliert, in der nur Rechtsanwälte und Wirtschaftsprüfer von Wachstum reden können.

Und damit es keine Missverständnisse gibt, natürlich ist es richtig, dass echte Untreue strafbar ist und insofern ist die Haftung der Organe wg Untreue auch gar nicht das Problem. Das Problem ist vielmehr, dass der juristische Untreue-Begriff so schwammig ist, dass eine verlässliche Abgrenzung zwischen strafrechtlicher relevanter Untreue und schlichter unternehmerischer Fehleinscheidung praktisch unmöglich ist. Das erlaubt es Dritten im Nachhinein - dann wenn jedermann sowieso klüger ist - Fehl-Entscheidungen des Managements einer derartigen Anschuldigung auszusetzen. Als Organ einer solchen Gesellschaft ist man dem weitgehend ausgeliefert, weil derartige Verfahren unabhängig von echter nachweisbarer Schuld sowieso fast immer in einem Vergleich enden, denn die Belastung ist selbst durch eine völlig ungerechtfertigte Klage einfach zu hoch. Und wie die Justiz in die Hirne der Beteiligten schauen will um echte Untreue von schlichter Fehleinschätzung trennen zu können, hat mir noch nie so richtig jemand erklären können.

Die Folge davon ist eben die allein auf Absicherung ausgerichtete "Kultur des dreifachen juristischen Hosenträgers", durch die logische und für das Unternehmen wahrscheinlich sinnvolle Entscheidungen nicht mehr getroffen werden, wenn sie mit der Gefahr einer späteren Haftungsklage verbunden sind. Denn falls sich eine komplexe unternehmerische Entscheidung im Nachhinein als falsch heraus stellt, kann man einen Untreue-Vorwurf immer konstruieren, wenn man nur will. Letztlich lähmt diese nach meiner Wahrnehmung überzogene Gesetzeslage Innovationsbereitschaft und verantwortliches Handeln der Managements. Denn Entscheidungen werden nun lieber an drei verschiedene, teure, externe Gutachter delegiert, als diese selber aus unternehmerischer Überzeugung heraus zu treffen und gegenüber den Aktionären zu vertreten.

Richtig wäre es in meinen Augen dagegen, den Eigentümern - den Aktionären - noch mehr direkte Durchgriffsrechte zu geben um einen versagenden Aufsichtsrat und damit das Management abzulösen, gleichzeitig aber die Organe besser gegen Haftungsansprüche zu schützen. Denn zu unternehmerischem Erfolg gehört zwangsläufig auch der Mut zum Risiko und der Mut Neues zu wagen. Neues ist aber immer mit der Möglichkeit des Scheiterns und höheren Risiken verbunden und hinterher ist man halt immer klüger. Wenn einem permanent das Damoklesschwert des juristisch schwammigen Untreue-Paragraphen über dem Kopf schwebt, wird man als Management eher dem ausgetretenen, weil sicheren Pfad folgen. Mittelfristig beraubt man mit dieser "Hosenträger-Philosophie" aber eine Wirtschaft der Wettbewerbsfähigkeit - denn es gilt immer noch: "No Risk no Fun" und ohne Risiko ist Innovation unmöglich !

Das Verfassungsgericht hat die Hürden für den Untreue-Vorwurf zwar zuletzt leicht erhöht, in meinen Augen die ganze Problematik für unser Wirtschaftssystem aber noch nicht erkannt. Ich wiederhole, das Problem ist nicht der Untreue-Paragraph an sich, sondern die Unbestimmtheit und Dehnbarkeit der Definition, die man in meinen Augen zu leicht als Kampfmittel einsetzen kann um Eigeninteressen durchzusetzen. Wen das Thema interessiert, der kann sich zum Beispiel -> hier <- einlesen.

Aus inhaltlicher Sicht, kann ich aber die mir aus der Presse bekannte Argumentation der Deutschen Bank gar nicht nachvollziehen. Insbesondere die Behauptung Kirch sei schon vorher Pleite gewesen ist in meinen Augen am Thema vorbei. Denn selbst wenn er kurz davor stand oder mitten drin war, haben die öffentlichen Äusserungen Breuers jede Hoffnung auf eine geordnete Planinsolvenz nach meiner Ansicht zunichte gemacht. Man kann trefflich über die Höhe des Schadens streiten, dass aber eine derartige Aussage des Vorstandschef der grössten deutschen Bank über einen seiner Kunden massive wirtschaftliche Auswirkungen hat, sollte selbst wirtschaftlichen Laien einsichtig sein.

Letztlich läuft die Argumentation der Deutschen Bank ja in meiner Interpretation darauf hinaus, dass den Aussagen eines Bank CEOs keine besondere Bedeutung beigemessen werden muss, wenn er sich locker mit Bezug auf Dritte zu seinen Kunden äussert. Eine interessante Sicht, ganz besonders wenn man sich vor Augen führt, wozu sich Josef Ackermann so alles publikumswirksam geäussert hat. Für mich persönlich waren die Aussagen Rolf Breuers damals einfach ein klarer Pflichtverstoss eines Bankers, der eine Treuepflicht einem grossen Kunden gegenüber hatte. Und so etwas darf in meiner Welt nicht ohne schmerzhafte Konsequenzen bleiben.

Insofern hoffe ich und bin zuversichtlich, dass die Herren Gauweiler und Co. der Deutschen Bank nun weiter die Hölle heiss machen und auch die Frage theoretischer Interessenskonflikte der Deutschen Bank im Umfeld der Kirch-Insolvenz beleuchten. Am Ende kommt dann vielleicht sogar ein höherer Schadensersatz heraus - wer weiss. Verrückterweise könnten die Aufsichtsorgane der Deutschen Bank diese höhere Summe dann aber problemlos durchwinken, weil es dann ja ein höchstrichterliches Urteil wäre. So viel zu den absurden Effekten, zu denen eine für mich überzogene Haftungspraxis für Aufsichtsorgane führt.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Aixtron – ein Management im Blindflug

Bei Aixtron (WKN A0WMPJ) wurde meine hier schon mehrfach kommunizierte, fundamental skeptische Haltung heute massiv bestätigt. Nach einem überraschenden Verlust und dem Fehlen eines klaren Ausblicks durch das Management, war bei der Aktie heute "Land unter" und zeitweise 10% Minus zu verzeichnen. Mein Investmentansatz, nach dem ich nur Titel trade, von denen ich fundamental überzeugt bin und nur bei diesen Titeln dann auf die Markttechnik schaue um den richtigen Zeitpunkt zu treffen, wurde erneut bestätigt. Auch wenn ich dabei manchmal Chancen verpasse, hat sich dieser Ansatz für mich persönlich bewährt und mich vor einigen herben Einbrüchen bewahrt. Denn vom Chart her sah Aixtron lange sehr gut aus und schien schon nach oben ausgebrochen zu sein, was sich nun als massives Fehlsignal heraus stellt.

Schaut man sich an, was bisher bullishe Kommentatoren nun zu Aixtron sagen, versuchen sich einige nun an den Hoffnung stiftenden Formulierungen des Managements festzuhalten, dass in der zweiten Jahreshälfte ja vielleicht alles besser wird und ein neuer Investitionszyklus im LED Bereich ansteht. Ich halte davon ehrlich gesagt gar nichts, denn deutlicher kann man in meinen Augen nicht ausdrücken, dass man sich im kompletten Blindflug befindet. Welchen inhaltlichen Wert hat auch eine solche Aussage von einem Management, das für die nächsten Monate keine konkrete Prognose abgeben kann, dafür aber verkündet, wie danach alles besser werden soll ? Für mich ist das nichts anderes als "weisse Salbe" um die Anleger zu beruhigen, ohne inhaltlichen Wert. Und ich kann das nicht ernst nehmen.

Denn wäre das "Hoffnungsgerede" durch eine konkrete Abschlusspipeline für das zweite Halbjahr unterlegt, wäre man wohl auch in der Lage eine konkrete Prognose für 2012 abzuliefern. Und im übrigen, wenn der neue LED-Investitionszyklus im zweiten Halbjahr so wahrscheinlich ist, könnte das Management die Ernsthaftigkeit derartiger Aussagen ja unterstreichen, in dem es jetzt massiv die eigene Aktie kauft. Davon ist aber bisher weit und breit nichts zu sehen. Dass man überhaupt zu solchen Hoffnung stiftenden Formulierungen greifen muss, zeigt mir persönlich eher wie trüb die Lage tatsächlich ist und dass man den Aktionären nichts konkret Positives anzubieten hat.

Aixtron kann man in meinen Augen daher nun erst einmal von der Watchlist streichen und ich werde den Titel hier auch bis auf weiteres nicht mehr besprechen. Erst wenn, bzw falls überhaupt, sich:
- zur Auftragslage konkrete Besserung zeigt oder
- bei Mitbewerbern wie Veeco Besserung sichtbar wird oder
- das Aixtron Management durch deutliche Insiderkäufe zeigt, dass es seine eigenen Worte ernst meint
erst dann lohnt sich für mich eine erneute Position.

Was das angeht, bin ich persönlich aber durchaus skeptisch, denn im Gegensatz zur reinen Hoffnung auf Besserung kann ich mir gut vorstellen, dass Chinas Förderung für noch mehr Wettbewerb und damit noch mehr Preisdruck sorgt und nicht für weniger. Denn Aixtrons Margen waren einfach zu verlockend, als dass nicht auch chinesische Anbieter nun in dieses Segment der Fertigungsanlagen drängen würden. Insofern kann es schon sein, dass ein neuer Investitionszyklus kommt, dass Aixtron davon aber wie bisher profitiert ist keineswegs ausgemacht. Und wenn die alten Margen schwinden, sind auch die alten Kurse oberhalb 20€ auf lange Zeit illusorisch.

Anders sieht für mich dagegen die Lage beim LED Marktführer Cree (WKN 891466) aus, denn Cree stellt die ganze Kette der LED Komponenten selber her und nicht nur Depositionsanlagen wie Aixtron und ist insofern auch mit Aixtron nicht zu vergleichen, ebenso wenig wie ein Produktions-Roboter-Bauer wie Kuka mit einem Autobauer zu vergleichen ist. Und Cree muss sich schon lange mit dem Kostendruck der chinesischen LED-Produzenten auseinander setzen, was auch für die schwache Kursentwicklung ausschlaggebend war. Cree kann aber aufgrund seiner Grösse und der Abdeckung der ganzen Wertschöpfungskette diesem Druck nach meiner Erwartung eher stand halten, wie ja andere Halbleiterunternehmen in den USA auch, während Aixtron nach meiner Einschätzung wohl erst noch bitter lernen muss, was passiert wenn chinesische Konkurrenten die eigenen Margen zusammen pressen und die eigene Technologie kopieren.

Wer auf den ohne Frage zukunftsträchtigen LED Markt wetten will und dabei keine undurchsichtigen chinesischen Aktien kaufen will, könnte daher vielleicht einmal Cree in Augenschein nehmen.