Börsenjahr 2019 – Dem Optimismus eine Chance!

Ein gutes und erfolgreiches Jahr 2019, wünsche ich auch an dieser Stelle allen freien Lesern!

Seit dem letzten Artikel am 17.12. ist viel passiert und wir haben in der Community dazu auch viel besprochen. Die Grundlage eines schlechten Jahresanfangs wie beschrieben, wurde durch eine katastrophale Kommunikation des FED Chefs Powell in der Woche vor Weihnachten zerstört.

Denn die Grundlage der Vergleiche zu 2008 und 2016 war ja, dass im alten Jahr die Kurse noch zusammengehalten werden, um die Performance nicht zu versauen, dann aber im neuen Jahr das große Geld "abzuladen" beginnt.

Was aber passiert ist, ist in Folge der FED am 19.12. ein Zusammenbruch des Marktes, der mit einem Ausverkauf am Freitag vor Weihnachten und genau am Heiligabend, historische Ausmaße angenommen hatte. Je nachdem wie man rechnet, war das der schlechteste Dezember seit der großen Depression der 30er Jahre, in deren Folge dann auch Adolf Hitler an die Macht gespült wurde - oder es waren sogar die schlimmsten Börsenweihnachten überhaupt!

Damit war die Grundlage eines im alten Jahr zusammengehaltenen Marktes gar nicht da, womit uns schon vor Weihnachten klar war, dass kurzfristig eher ein Rebound anstehen würde und so ist es dann ja auch gekommen:

Klar ist nun, dass wir hier eine Situation vor uns haben, die nach einem klassischen Test der Einbruchszone bei 2.600 nachgerade schreit, der dann abgewiesen wird und zu neuen Tiefs führt. Das ist das Model das die Bären haben dürften und es ist nicht von der Hand zu weisen.

Klar ist aber auch, dass in den US alle Binnendaten eigentlich immer noch eher positiv sind. So passen solche extrem guten Arbeitsmarktdaten wie letzten Freitag, einfach nicht mit einer Rezession vor der Tür zusammen - überhaupt nicht!

Und klar ist daher auch, dass der US Markt mit seiner Korrektur der Realität schon deutlich voraus gelaufen ist. Und das weil der Markt zu zwei Themen eine negative Erwartungen entwickelt hat. Erstens zur FED, das hatte Powell Anfang Oktober ausgelöst und Mitte Weihnachten eskaliert. Zweitens zum Handelskrieg mit China, der das ganze Jahr schon seine Schleifspuren hinterlässt, siehe Apple.

Objektiv deutet in den US weiter wenig auf eine Rezession hin und *trotzdem* hat der S&P500 20% abgegeben und die stärkste Korrektur seit 2008 generiert. Und das alles nur aus Angst, dass es schlechter werden *könnte*, aus reinem Konjunktiv heraus!

Das ist nicht ungewöhnlich, der Aktienmarkt hat immer schon 9 der letzten 5 Rezessionen vorher gesagt, man sollte sich das aber klarmachen. Und genau deshalb, ist eine positive Überraschung hier wahrscheinlicher, als es die historische Erfahrung nach so massiven Einbrüchen impliziert. Man darf das bullische Szenario nicht vom Tisch wischen.

Ich will hier im freien Bereich die taktische Diskussion um das was die kommenden Woche ansteht und wie sich das auf die Kurse auswirkt, gar nicht führen. Wie das Jahr wird, weiss sowieso niemand und man kann bestenfalls die Entwicklung der kommenden Wochen richtig einschätzen. Und wenn wir das wieder wie so oft hinbekommen, ist das das Maximum was möglich ist. Man fliegt eben auf Sicht, aber gute Sicht kann schon einen Vorteil verschaffen.

Ich will hier stattdessen das ganz große Bild betrachten, wie es sich für langfristigen Investoren darstellt. Viele Anleger haben ja in den letzten Jahren immer gesagt, dass sie dann bei der nächsten Korrektur endlich einsteigen würden.

Ich habe mich darüber immer lustig gemacht, weil die Erfahrung sagt, dass die die in den letzten Jahren immer gezögert haben, es in der Korrektur erst recht nicht können, weil dann die Nachrichtenlage so negativ ist. Dann wird wieder gezögert und am Ende passiert das Gleiche wie 2009 oder 2013 oder 2016, man wartet auf den "ganz großen Crash", der aber dummerweise statistisch nur alle paar Jahrzehnte mal kommt, der letzte liegt jetzt 10 Jahre zurück.

Schauen wir doch mal, wo wir in 2019 nun stehen:

  • Kann diese Korrektur sich ausweiten, der S&P500 bis zur 2016er Ausbruchzone fallen und damit 30-40% korrigieren? Eindeutig ja!
  • Kann der DAX wieder vierstellig werden? Eindeutig ja!
  • Kann eine Einigung zwischen US und China scheitern und ein heißer Handelskrieg entstehen? Eindeutig ja!
  • Kann Italien zu einem Bruch der Eurozone führen? Eindeutig ja!
  • Kann die Konjunktur in Deutschland als Folge einer Mischung von gesellschaftlicher Larmoyanz und Selbstverstümmelung endgültig in eine Rezession abkippen? Eindeutig ja!
  • Können die Probleme mit Krediten in den Emerging Markets sich zu einer neuen Kreditkrise ausweiten? Eindeutig ja!

Und so weiter, ich könnte mit anderen Themen weitermachen. Das alleine sagt uns aber gar nichts, denn diese Aussagen hätte ich auch vor 2 Jahren am Anfang von 2017 mehr oder weniger so machen können und Sie wissen ja, wie gnadenlos die Börsen in 2017 hoch geschoben haben.

Entscheidend ist nicht, dass diese Risiken existieren, entscheidend ist wie wahrscheinlich sie sind und wie viel davon schon im Markt eingebacken ist!

Und da ist doch besonders spannend, dass von den 2 großen Problemen, die den US Markt ab Oktober auch zum Einknicken gebracht haben, das eine - die Angst vor dem zu steilen Straffungspfad der FED - letzten Freitag von FED Chef Powell abgeräumt wurde, der sich vor dem Markt verbeugt und seinen kommunikativen Fehler von Dezember bereinigt hat. Das Ergebnis war letzten Freitag eine gewaltige Aufwärtsrally, die zweite in kurzer Zeit nach dem 26.12.18.

Und beim anderen Problem, dem Handelskrieg, hat ein Trump der in 1,5 Jahren die Wahl gewinnen will, ein hohes Incentive es jetzt *nicht* zur Rezession in den US kommen zu lassen, die seine Wähler im "Rostgürtel" wieder doppelt und dreifach treffen würde.

Andere Probleme der obigen Liste sind sowieso eher abstrakt, so wissen Sie gut, wie sehr ich den Euro als Fehlkonstruktion sehe und trotzdem kann diese verbeulte Kanne mit den Mitteln der "kreativen" Geldpolitik noch viele Jahre, ja Jahrzehnte, die Straße herunter getreten werden. Trotz aller inneren Spannungen und Friktionen, steht ein Ende in 2019 nur mit minimalster Wahrscheinlichkeit an, einfach weil vorher noch viel mehr an wilden Aktionen ausprobiert werden wird.

Wir haben in der Welt aber auch viele positive Entwicklungen, wir haben Milliarden aufstrebender Menschen die zu Wohlstand gelangen und Deutschland mit seinem derzeitigen, autoaggressiven Verhalten, ist eben *nicht* die Welt, gerade mal ein Prozent davon.

Und vor allem, das trifft auf einen Markt, der in den US jetzt schon 20% und in Deutschland und den Emerging Markets noch viel mehr korrigiert hat!

Es ist auch nicht richtig, dass die Korrektur erst seit Oktober andauert, wir haben eigentlich seit Februar letzten Jahres einen weltweiten Bärenmarkt und im Oktober ist auch der "Last Man Standing", die US Märkte umgekippt.

Sehr schön kann man das auch am Verlauf der Emerging Markets inklusive China sehen. Da geht es schon das ganze Jahr abwärts:

Dazu kommt, dass Bärenmärkte die wesentlich über ein Jahr andauern, eher die Ausnahme sind und nur den ganz großen Einbrüchen wie bspw dem Jahr 2000 vorbehalten sind.

Es gehört also nicht viel Phantasie dazu sich vorzustellen, dass dieser Bärenmarkt in 2019 mal enden sollte und Anleger sollten sich bei allen kurzfristigen Risiken und Fragezeichen der nächsten Monate mal fragen, ob das im ganz großen Bild nicht eher ein Punkt ist, an dem man dem Optimismus auch mal eine Chance geben könnte!

Erneut, weitere Verluste in den kommenden Wochen sind gut denkbar und stark von der Nachrichtenlage zum Handel abhängig. Auch das hier im S&P500 ist gut denkbar, was dann eine gute 30% Korrektur wäre:

Aber, vieles der Risiken ist in den Kursen und dabei kaschieren die Indizes das Problem noch, einige gute Aktien wurden teilweise 50% und mehr in den Boden gerammt.

Wir haben also die tiefste und umfangreichste Korrektur seit dem Lehman Debakel nun in 2018 schon erlebt. Sicher kann es noch schlimmer kommen, aber genau der Recency Bias an das Lehman-Debakel verleitet fälschlicherweise dazu, davon fest auszugehen.

Richtig ist aber, dass eine saubere 20-30% Korrektur weit wahrscheinlicher als das nächste Großdebakel ist und dann liegt schon deutlich mehr als die Hälfte der Abwärtsbewegung hinter uns.

Erneut, damit ist keine Aussage über die kommenden Wochen verbunden. Aber nach diesem 2018 erscheint die Chance, dass wir am Jahresende 2019 höher stehen als am Jahresanfang, größer als das Gegenteil.

Vergessen wir also nicht, dem Optimismus in 2019 eine Chance zu geben!

Optimismus ist bei aller berechtigen Vorsicht im Detail, sowieso die notwendige Grundhaltung für alle, die an die Märkte gehen. Denn 2/3 der Zeit steigen die Märkte und nur 1/3 fallen sie und das ist einfach so und wird auch in den nächsten Jahrzehnten wohl weiter so sein.

Ich wünsche Ihnen allen ein erfolgreiches Anlagejahr! Wenn Sie nach dieser allgemeine Einordnung aus der Umlaufbahn auch konkrete Chancen sehen wollen, steht Ihnen der Schritt in die Community offen.

Ihr Michael Schulte (Hari)

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