Es ist nun fast 2 Wochen her, dass ich Ihnen im freien Bereich die -> Börsenwetterlage aus der Umlaufbahn <- beschrieben habe.
Was ist in den zwei Wochen nicht alles passiert, die Welt ist in Aufruhr, Unruhen, Krisen, politischer Irrsinn scheinbar allüberall. Dass Griechenland mal wieder "gerettet" wird, ist nicht mal mehr eine Fussnote wert und die Frage der Verantwortung derer, die in den vergangenen Jahren x-mal von einer alternativlosen "Rettung" gefaselt und zweistellige Milliardensummen in Gang gesetzt haben, wird nicht mal ansatzweise mehr gestellt, weil das durch viel wichtigere Themen verdrängt wurde.
Aber auch bei dem, was die Börsen angeht, gab es in den 2 Wochen jede Menge Bewegung und vor allem Enttäuschungen, die so einen nach oben exponierten Markt, eigentlich zum Wackeln oder zumindest zu einer Konsolidierung bringen sollten. So zum Beispiel, dass Trumps grosse Steuerreform und seine Infrastruktur-Programme eben doch viel länger brauchen, bis sie gesetzlich Realität werden können, wenn überhaupt. Oder eine FED, die eben wohl doch schon im März auf die Zinserhöhung drücken wird.
All das scheint aber nicht mehr zu interessieren, der Markt scheint unfähig, ernsthaft nach unten in Bewegung zu geraten. Und das ist höchst merkwürdig.
Nun bin ich ja schon seit drei Jahrzehnten in diesem "Geschäft". Faktisch bin ich mit dem "Schwarzen Montag" 1987 zur Börse gekommen. Und klar, es hat gerade in den späten 90ern schon solche Phasen eines gnadenlosen Bullenmarktes gegeben, in denen es ein ganzes Jahr lang nur aufwärts ging.
Aber doch waren die Dinge damals anders als heute. Auch wenn die Kursentwicklung der späten 90er in langfristigen Charts wie eine Linie nach oben aussieht, war es doch das übliche Hin und Her von Ebbe und Flut, das menschliche Märkte nun einmal auszeichnet. Auch in diesen Bullenmärkten stieg der Markt also ein paar Tage stark, um dann für ein oder zwei Tage wieder etwas zu korrigieren.
Dieses "Zwei Schritte vor, Einer zurück" Prinzip ist in menschlichen Bullenmärkten eigentlich universell und genau das ist nun völlig anders und macht den Markt so unwirklich, so artifiziell für mich. Ich sehe den starken Trend und gehe mit, wie ich ja eben auch im Artikel vor knapp 2 Wochen beschrieben habe, aber es fühlt sich nicht gut, sondern eher wie eine Fassade aus Pappe an, die jeden Moment ihr wahres Gesicht offenbaren könnte.
Mit dem Wort "artifiziell", sind wir dabei auch gleich bei dem, was nach meiner Vermutung den Unterschied ausmacht. Es ist die zunehmend Dominanz automatischer Handelssysteme (Algos), die grob geschätzt schon 70% des Handelsvolumens ausmachen und ja nun via "Robo-Advisern" auch bei "Otto Normalanleger" im Depot angekommen sind.
Und diese haben eben keine Emotionen mehr, die nach ein paar Tagen des Anstiegs den "Affen in uns" innerlich zur Gewinnmitnahme drängen, diese Algos versuchen gerade diese menschlichen Mechanismen auszunützen. Nun wird das auch nicht dauerhaft funktionieren, weil das "Naturgesetz" der -> Reflexivität <- dafür sorgt, dass alles was zu erfolgreich ist, sich damit selber kaputt macht.
Aber solange haben wir eben nun einen Markt, der dieses Gefühl der Menschen, dass die Dinge "nicht stimmen" einfach gnadenlos ausnutzt. Der Markt steigt eben die "Wall of Worry", genauer gesagt die Algos steigen eine menschliche Wand der Angst.
Weil das so ist, kann ich nur erneut betonen, wie wichtig hier die Trendfolge ist. Auch wenn das für uns schwer ist, sollten wir uns von den Versuchungen zu befreien suchen, hier permanent ein Top auszurufen, so verlockend sich das auch anfühlen mag. Denn es sind genau diese Denkstrukturen des Zweifels, aus denen sich die Maschinen gnadenlos ernähren und den Markt immer weiter hoch schieben. Damit das aufhört und sich wendet, muss wohl erst die Sorge weichen und eine ungerechtfertigte Gelassenheit auftreten, dann können die Algo-Bären ihre Krallen ausfahren, dann geht der Weg endlich nach unten.
Für uns heisst das, wir müssen dem Trend weiter folgen. Es heiss aber auch, dass wir uns nicht einlullen lassen dürfen und trotzem wachsam bleiben müssen. Und sobald der Trend dreht, müssen wir konsequent raus.
Das ist kein schönes Gefühl bei etwas mitzugehen, dem man nicht mehr uneingeschränkt traut. Aber es ist notwendig, zumal die Wirtschafts- und Konjunkturdaten der Welt ja objektiv positiv sind.
Wir müssen einfach akzeptieren, dass unsere Gegner im Markt nicht mehr schwitzen und keine Ängste mehr kennen. Es sind die ersten Ausprägungen der fiktiven -> Cyberdyne Systems <- und auch wenn "Skynet" noch etwas entfernt ist, müssen wir uns doch einer gnadenlosen, artifiziellen Logik stellen, die menschliche Schwächen und Verhaltensweisen kalt auszuschöpfen trachtet.
In dem wir das können, in dem wir in so einem Markt Kurs halten und trotzdem wachsam bleiben können, zeigen wir dass wir biologischen Gehirne noch lange nicht zum alten Eisen gehören. Denn viel anpassungsfähiger als diese Algos sind wir noch allemal, denn die Algos müssen noch von "Affen wie uns" programmiert werden. Das wird sich ändern, aber dieser Tag ist noch nicht heute.
Klettern wir also weiter die Wall of Worry, den Fallschirm immer griffbereit und jederzeit bereit abzuspringen.
Ihr Hari
*** Bitte beachten Sie bei der Nutzung der Inhalte dieses Beitrages die -> Rechtlichen Hinweise <- ! ***