Der „Edge“ und das schwer verdiente Geld

Mit dem Börsenerfolg, ist das so eine Sache.

Die Einen erklären Ihnen, dass Sie ja nur für 19,99€ dem "tollen Musterdepot", den "geheimen Tips von Gurus" und der "innovativen XYZ Methode" folgen müssten und schon stellt sich Erfolg und Reichtum ein.

Das ist natürlich Blödsinn.

Die Anderen erklären Ihnen, dass Markt-Timing ja gar nicht geht und Sie ja nur den Pfaden Warren Buffetts folgen müssten und es dafür reichen würde, ein wenig Bilanzen lesen zu lernen und schon werden Sie "unterbewertete Perlen" und "günstige Schnäppchen" finden und schon stellt sich Erfolg und Reichtum ein.

Das ist natürlich auch Blödsinn.

Trotzdem fällt dieser Blödsinn immer wieder auf fruchtbaren Boden, die Verheissung schnellen und leichten Erfolges, ist ja auch zu verlockend.

Darauf rein fällt aber nur, wer den Charakter des Marktes nicht verstanden hat. Denn der Markt ist keine "kalte Materie" und hat auch keine feste Form, wie der Erdboden. Im Erdboden ist es tatsächlich so, da können Sie mit einem Metallsuchgerät den Boden scannen und wenn Sie irgendwann einen Schatz gefunden haben, dann haben Sie einen Schatz gefunden.

Der Markt aber, ist beständig in Bewegung wie Sand in der Wüste, denn er besteht aus Ihnen und mir, aus allen Menschen, die im Markt handeln. Und wenn Sie im Sand glauben etwas gefunden zu haben, besteht die Gefahr, dass es schon morgen nicht mehr vorhanden ist.

Wenn Sie aber im Markt eine Aktie als "Schatz" finden wollen, können Sie nur dann davon profitieren, wenn Ihnen jemand diesen "Schatz" verkauft. Was konkret heisst, dieser "andere" ist *nicht* der Meinung, hier einen Schatz zu haben und verkauft gerne und denkt vielleicht noch dabei im Stillen: "Was für ein Idiot, der mir das abgekauft hat".

Diese Erkenntnis ist nicht trivial, denn hier liegt das grosse Missverständnis begründet, das viele Anleger immer wieder in die Fänge der leichten Versprechungen geraten lässt:

Um Erfolg am Markt zu haben, müssen Sie "klüger" sein als der, der Ihnen das Asset verkauft hat, der also auf der Gegenseite des Handels steht.

Genau das nennt man den "Edge", den "Vorteil", den jeder sich erarbeiten muss, der am Markt besser als der Durchschnitt sein will.

Und noch schlimmer, dieser Markt besteht zu einem guten Teil aus Menschen, die sich hauptamtlich damit beschäftigen und die besser als Sie Bilanzen verstehen, die Zugang zum Management der Unternehmen haben, die bessere Nachrichtendienste haben und die als Teil von Grossbanken manchmal auch besseren Einblick in die Markt-Internas besitzen. Das sind typischerweise Ihre Handelspartner auf der anderen Seite des Trades. Die Frage dabei ist, wer ist hier der "Kluge" und der "Doofe"?

Wenn Sie Erfolg beim Markttiming haben wollen, müssen Sie also besser als der Rest des Marktes einschätzen können, wie sich der Markt entwickeln wird und wo Chancen existieren. Können Sie das?

Wenn Sie mit fundamentaler Selektion Erfolg haben wollen, müssen Sie besser als der Rest des Marktes die Unternehmen, das Management, die Strategie und die Bilanzen verstehen und hinter die Fassade von Geschäftsmodellen schauen. Können Sie das?

Egal wie Sie es drehen und wenden, Sie brauchen einen "Edge", einen Vorteil, den Sie sich gegenüber dem Rest des Marktes erarbeitet haben.

Wer diesen Edge nicht benennen kann, aber glaubt, er würde durch einen "tollen" Artikel in einem öffentlichen Magazin nun zu einem erfolgreichen Investor, ist mit Verlaub so naiv, dass es schon schmerzt.

Dieser Edge muss aber nicht umfassend sein, er kann auf einen ganz kleinen Teil des Marktes begrenzt sein, das genügt schon. Aber er muss vorhanden sein! Punkt!

Haben Sie diesen "Edge" nicht, können Sie nur erwarten, mehr oder weniger mit dem Markt mitzulaufen. Und selbst das ist schwierig, weil Ihnen Ihr Gehirn permanent psychologische Fallen stellt. Denn unser Gehirn und unsere instinktiven Reflexe, wurde für das Überleben in einer lokalen Umgebung geschaffen, nicht aber für den Umgang mit einem reflexiven Markt. Wir fühlen uns in trivialen Ursache-Wirkung Logiken wohl, mit denen man im normalen Leben ja auch gut voran kommt - aber nicht am Markt.

Weil das so ist, unterschreibe ich sofort, dass für die grosse Mehrheit der Anleger, ein passiver, ruhiger Anlageansatz, der sich auf Qualitätsaktien konzentriert und nicht versucht, klüger als die anderen zu sein, der Beste ist.

Das hört sich ja nun alles hoffnungslos an, ist es aber gar nicht. Ich will Ihnen nur den Zahn ziehen, dass die Börse ein Ort wäre, an dem man anstrengungslos mit einem "Klick" zu Erfolg kommt. Nein, wie alle hart umkämpften Stellen der Welt, an denen Geld verdient wird, muss man lernen und in seine Fähigkeiten investieren, um mit den anderen mithalten und später diese sogar "schlagen" zu können.

Der erste sinnvolle Schritt dabei, ist der ruhige, bewusste Ansatz.

Mit diesem ruhigen Ansatz, haben Sie weder die Chance den Markt regelmässig zu schlagen, noch werden Sie damit "reich" und schnell schon gar nicht. Wenn Sie aber lernen, Ihre Psychologie in den Griff zu bekommen, können Sie damit langfristig mit den Märkten mitlaufen.

Schon das aber - die eigene Psychologie in den Griff zu bekommen - ist eine Herausforderung, die mit der Selbsterkenntnis beginnt, dass einen das grösste Problem im Spiegel anschaut. Denn in der Realität schafft es die Mehrheit nicht, mit dem Markt mitzulaufen, sondern verkauft im falschen Moment und kauft ebenso im falschen Moment.

Genau dabei, kann Ihnen dieser Blog aber massiv helfen, nämlich ruhiger und erfolgreicher zu werden, selbst wenn es gar nicht Ihr Anspruch ist, mit einem "Edge" den Markt zu schlagen.

Trotzdem, es ist auch möglich, dauerhaft den Markt zu schlagen und in der Regel eine Überrendite zu erzielen. Es ist möglich, aber nicht einfach, denn es ist in jedem Fall schwer verdientes Geld.

Wer den fundamentalen Pfad beschreiten will, muss um "klüger" als die anderen zu sein, ganz tief in die Unternehmen einsteigen und sich echtes "Insiderwissen" um das Unternehmen aufbauen. Warum das für die meisten normalen Anleger unmöglich und eine reine Illusion ist, habe ich hier im Artikel -> Vom Zerrbild des Value-Investing <- ausführlich erklärt.

Wer den Pfad des Markttimings beschreiten will, der für normale Anleger höhere Erfolgschancen hat, muss noch stärker seine Psychologie in den Griff bekommen, denn wenn man wartet, bis sich alle "gut" fühlen und auch emotional ein Einstiegssignal kommt, ist es zu spät.

Die aktuelle Situation liefert dazu wunderschönes Anschauungsmaterial, die Indizes hängen dramatisch an wichtigen Unterstützungen wie hier der S&P500:

S&P500 15.01.16

Und gleichzeitig haben wir eine gruselige Nachrichtenlage mit geopolitischen und strukturellen Risiken allüberall. Es ist leicht, im Moment furchtsam sein - wer hier und heute Geld verdienen will, muss aber ganz rational diese Furcht der anderen sehen und sich daraus einen Vorteil generieren, ohne dabei aber in Blauäugigkeit zu kippen und reines "Hopium" zu inhalieren.

["Hopium" ist ein von uns hier verwendetes Kunstwort aus "Hope" und "Opium" das den schweren Fehler beschreibt, sich rein aus Hoffnung getrieben in Anlagen zu exponieren, ohne dafür ein rationales Risikomanagement zu besitzen. "Das steigt schon wieder", ist einer der gefährlichsten Sätze der Geldanlage, das ist pures "Hopium"]

Dieses Markttiming schafft man aber nur, wenn man sehr genau den Markt beobachtet, das Verhalten der "Herde" analysiert und dann mit kaltem Herzen und ruhiger Hand die Züge macht, die die höchste Erfolgswahrscheinlichkeit versprechen.

Hier im Premium-Bereich, mache ich Ihnen genau das ja jeden Tag vor, in dem ich Ihnen immer eine Markteinschätzung gebe, die wie treue Leser wissen, eine hohe Treffergüte hat. Aber das zu erreichen, ist nervlich und psychologisch sehr anspruchsvoll, denn man muss dazu nicht nur in Summe etwas klüger als der Markt-Durchschnitt sein, man muss auch Techniken unter dem Oberbegriff "Risikomanagement" besitzen, die einen schützen, wenn man doch mal überrascht wird.

Ich kann Ihnen als "normale" Anleger also nur raten:

Lassen Sie all die verlockenden, leichten Verheissungen links liegen. Egal wie attraktiv sich das anhört, es kann nicht funktionieren, dafür sorgt schon die -> Reflexivität <- des Marktes.

Und wenn wieder jemand Warren Buffett als Testimonial benutzt, um das Buchwert Mantra zu verbreiten, dann rennen Sie um so schneller weg. Das ist schlicht zu simplifiziert, um wahr sein zu können. Sie können den Edge, den sich ein Buffett erarbeitet hat, gar nicht erzielen, weil Ihnen dafür in der Regel schlicht Zeit, Wissen, Kontakte und Erfahrung fehlen - Buffett hat seit Jahrzehnten nichts anderes gemacht. Wenn Sie Buffett toll finden, kaufen Sie seine Investment-Holding Berkshire Hathaway und bilden sich nicht ein, bessere Entscheidungen treffen zu können, nur weil sie Buchstabenfolgen wie KGV und KBV zu buchstabieren gelernt haben.

Investieren Sie besser zunächst in Ihr Börsenwissen und in die Arbeit an sich selber und Ihrer eigenen Psychologie, denn erst das ermöglicht Ihnen, langfristig mit dem Markt mitzulaufen und die Performance des Marktes mitzunehmen. Und wenn Sie dabei gut sind, werden Sie auch bald lernen, wie Sie mit sinnvollen Techniken die schlimmsten Einbrüche vermeiden können und so Ihrem Depot noch mehr Stabilität geben.

Denn selbst wenn am Ende nach 20 Jahren die gleiche Durchschnittsperformance heraus kommt wie mit einfachem "Dabeibleiben", fährt man viel besser damit, den schlimmen Einbrüchen aus dem Weg zu gehen, weil man es dann auch durchhält im Markt zu bleiben.

Wer dagegen im "Buy and Hold" Irrglauben voll investiert in ein 2008er Event hinein rauscht, wird unter dem massiven medialen Druck, der dann auch vom sozialen Umfeld auf einen ausgeübt wird, irgendwann einknicken und verkaufen - natürlich genau zum Tiefpunkt.

Theoretisch kann man Baissen zwar im Sinne "Buy and Hold" aussitzen, weil die Märkte irgend wann wieder steigen. Theoretisch stimmt das schon. Praktisch, halten über 90% den Druck am Tiefpunkt psychisch aber gar nicht aus und selbst wenn man das schafft, geht die Aktie die man hat leider Pleite und kann sich eben nicht mehr erholen. Und der ETF den man lange halten wollte, wird genau auf dem Tiefpunkt mangels Volumen vom Emittenten eingestellt.

Nein, wer lernt, den grossen Desastern halbwegs aus dem Weg zu gehen und trotzdem im Anstieg dabei zu sein, lebt besser. Das ist eigentlich die erste und wichtigste Fähigkeit, die Sie erwerben müssen.

Und dieser zentralen Fähigkeit kommt im Jahr 2016 wahrscheinlich besondere Bedeutung zu.

Fazit:

Konzentrieren Sie sich darauf, überhaupt mal die Performance des Marktes abbilden zu können und dabei durch Risikomanagement ein besseres Risikoprofil zu bekommen, in dem Sie lernen, grossen Einbrüchen aus dem Weg zu gehen. Das ist für sich schon eine Aufgabe, die schwer genug ist.

Geben Sie sich aber nicht der Illusion hin, auf leichte Art und Weise klüger als der Rest des Marktes zu sein.

Wenn Sie das gelernt haben, wenn Sie mit kontrollierter Hand die Performance des Marktes mitnehmen können, dann sind Sie bereit für den zweiten Schritt.

Für den Schritt, zu den vielleicht 10 oder 20% im Markt zu gehören, die tatsächlich konsistent bessere Ergebnisse als der Durchschnitt generieren, weil sie sich tatsächlich einen Edge erarbeitet haben und bessere Entscheidungen treffen, als der Durchschnitt.

Auf diesem gesamten Weg, vom ersten Schritt bis zur Vertiefung, kann Ihnen dieser Blog immens helfen, wie das hier auch viele Mitglieder berichten: -> Das sagen die Leser <-

Einen einfachen, anstrengungslosen Weg für "schnellen Reichtum", bietet Ihnen dieser Blog aber nicht, der wäre auch pure Illusion. Je eher Sie diese Illusion beerdigen und zu arbeiten und zu lernen beginnen, desto besser für Ihr Depot!

Ihr Hari

*** Bitte beachten Sie bei der Nutzung der Inhalte dieses Beitrages die -> Rechtlichen Hinweise <- ! ***

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