Man soll ja seine Leser nicht "beschimpfen". Und das tue ich auch bestimmt nicht, ich will einigen von Ihnen nur den Spiegel vorhalten.
Nun ist es aber manchmal schmerzhaft den Spiegel vorgehalten zu bekommen, vor allem wenn man sich darin erkennt. Und Freunde macht man sich als Autor damit in der Regel auch nicht. Auf Websites, die auf Klicks angewiesen sind, weil sie über die Klickzahlen dann Werbung und Klickdaten teuer verkaufen können, gehört es daher eher zum "NoGo" etwas zu schreiben, was den Lesern nicht gefallen könnte. Leichter und erfolgsträchtiger ist es, den Lesern nach dem Mund zu reden.
So entstehen dann diese Filterblasen, in denen jeder nur noch liest, was er sowieso schon weiss und sich alle im sozialen Umfeld wohlgefällig zunicken, wenn sie die bekannte Selbstvergewisserung erhalten.
Da trifft es sich doch gut, dass mir hier bei Mr-Market.de das alles egal ist. 😀
Klickzahlen spielen hier keine Rolle, der Blog lebt von seiner wachsenden, treuen Community und deren Beitragszahlungen und ist bewusst praktisch werbefrei. Und nur wer wirklich hier sein will, stösst durch diese Hürde der Zahlung, dann auch zur Community dazu und das ist gut so.
Und dann komme ich noch immer wieder daher, halte Ihnen den Spiegel vor und verärgere oder verschrecke damit sicher auch Einige von Ihnen. Aber umgedreht wird ein Schuh daraus: Die, die dann trotzdem dabei sein wollen, wollen gerade deswegen dabei sein, weil man hier mehr liest als das, was man sowieso schon zu wissen glaubt. Und auch das ist gut so!
Also halten wir den Spiegel heute doch mal wieder hoch. Auf Einige von Ihnen wird er zutreffen, auf Andere nicht, die Entscheidung ob Sie sich angesprochen fühlen, treffen Sie alleine.
Ich habe am 23. September diesen Jahres im internen Bereich einen kleinen Beitrag geschrieben, in dem ich eine direkt von einem Nicht-Mitglied an mich gerichtete Mail zum Anlass genommen habe, auf das Muster des typischen, unterinvestierten Anlegers einzugehen und den Finger in dessen Wunde zu legen.
Dabei zitierte ich auch aus dieser Mail, die ich selbstverständlich völlig anonymisiert hatte. Es geht ja auch nicht um die Person die das geschrieben hat, sondern es geht beispielhaft um das Muster. Denn diese Denkstrukturen, sich unbewusst klüger als der Markt zu halten, gibt es leider zu oft.
Diesen Balken vor der eigenen Stirn zu erkennen, der Erfolg am Markt so massiv im Wege steht, ist aber sooo wichtig, dass ich es hier zum Thema mache - auch wenn es Ihnen vielleicht nicht gefällt 😉
Und nun ein Auszug aus der Mail und mein Kommentar.
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Guten Tag Herr Schulte,
ich wollte nur kurz Hallo sagen und freue mich, dass es noch weitere Personen in Deutschland gibt, die sich mit dem Thema Investment befassen.
Ein schöner Blog haben Sie, gefällt mir sehr gut. Und vor allem der Titel Mr. Market 😉
Dann warten Sie jetzt sicher auch, dass bald die Stimmung von Mr. Market umschlägt. Ich sitze in Cash und warte darauf, meinen Truck voll zu laden, wie Warren Buffett meint.
Da ist er also, der typische Unterinvestierte.
Da haben wir in zwei Zeilen alles, was die Taschen leert und so typisch für gebildete, aber an der Börse doch eher erfolglose, Anleger ist:
- Das Ego. Der Duktus des "noch weitere" was so viel heisst wie "ich habe Ahnung" und Sie sind wenigsten noch einer. Da bin ich aber froh 🙂
- Dann der Glaube, besser als der Markt zu wissen, dass es ja bald runter gehen muss. LOL! Diese Platte ist seit Jahren unglaublich ausgeleiert und trotzdem wird sie immer wieder gespielt.
- Nein, nicht nur der Glaube es besser zu wissen, sondern die vermeintliche Gewissheit, dass es ja sicher so sein wird. Also völlige Zweifelsfreiheit im Sinne "dann warten Sie jetzt auch sicher". Und alle anderen, die nun den Markt hoch kaufen, müssen dann wohl ausnahmslos Idioten sein. Da weiss man nicht, ob man im Angesicht von so viel "Kenntnis der Zukunft" lachen oder weinen soll!
- Dann natürlich das Wort "Buffett". Schon klar, das muss einfach sein als Ausweis der Kompetenz. Das ist so wie früher der "Atomkraft Nein Danke" Aufkleber, der einen damals gefühlt zum "guten Menschen" gemacht hat.
Das ist der typische deutsche Anleger. Gebildet, erfolgreich im Beruf und eher ohne Erfolg am Markt, weil er durch das Ego nicht begreifen kann, dass am Markt das Spiel nach anderen Regeln gespielt wird und der eigene Glaube so viel Relevanz hat, wie das berühmte in China umkippende Fahrrad.
Und ich betone erneut, weil ich nun so klare Worte finde: Der Autor der Zeilen meint es nett, ist sich dessen wohl gar nicht bewusst, wie stark er Teil der Herde ist und ich will ihm das gar nicht vorwerfen. Die Mail ist nur so typisch, das ich sie als Beispiel nutze, denn das Muster findet sich immer wieder.
Denn nein, wir und Sie sind *nicht* klüger als der Markt. Und das Wort Buffett buchstabieren zu können, hilft Ihrem Depot gar nicht.
Und wenn die Mehrheit so denkt wie der Autor obiger Zeilen, wird der reflexive Markt steigen - er *muss* sogar steigen! Das ist die einzige, echte Wahrheit, die wir hier verstehen müssen! 😀
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So weit meine Worte Mitte September. Denken Sie mal darüber nach. Und schauen Sie mal, was der Markt seitdem gemacht hat. Aber klar, jetzt wird er dafür fallen, ganz sicher 😉
Wenn Sie sich in diesen Zeilen ein wenig wiedererkannt haben und sie die Zeilen trotzdem ertragen können, selbst wenn Sie dabei schlucken müssen, dann werden Sie bei uns in der Mr-Market Community bestimmt finden, was Sie am Markt erfolgreicher macht.
Die besten Ratschläge sind halt oft die, die für das Ego nicht ganz so leicht verdaulich sind. Nicht ohne Grund steckt ja das Wort "Schlag" auch im Ratschlag. 😉
Ihr Hari
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2 Gedanken zu „Der typische Unterinvestierte“