Die Fördertürme des 21. Jahrhunderts und die Illusion der Sicherheit

Normale Anleger sind Sicherheitssucher. In der idealen Welt würde man gerne 6% Rendite ohne Verlustrisiko kassieren und wenn einem so eine Verheißung dann als "Mittelstandsanleihe" daher kommt, ist man Feuer und Flamme.

Nur ist das natürlich eine Illusion, wie viele Anleger solcher Anleihen schmerzhaft lernen mussten. Denn Chance und Risiko bilden immer eine Einheit und wer ihnen Chancen ohne Risiko verkaufen will, der lügt und optimiert primär die eigene Brieftasche.

Klügere Anleger, suchen die Sicherheit dann bei soliden Firmen und Geschäftsmodellen, die schon Generationen überdauert haben. Kein grundlegender falscher Ansatz, aber auch keine Garantie für irgendetwas, wie uns gerade der große US Einzelhändler -> Sears <- mit seiner Pleite vormacht. Wer oft in Amerika war oder ist, wird die großen Kaufhäuser noch kennen, die nun den Weg allen Irdischen gehen.

Sears (SHLD) ist das Opfer von technologischen Umbrüchen geworden, die man sich vor 20 Jahren noch nicht vorstellen konnte und unter anderem den Namen Amazon (AMZN) tragen:

Das nennt man Disruption und machen wir uns nichts vor, *nichts* ist am Ende davor gefeit, auch keine 100 Jahre alten Geschäftsmodelle. Läden braucht man immer ... ja, ja ... 😉

Deswegen macht es immer noch Sinn, nach stabilen, bewährten Geschäftsmodellen Ausschau zu halten, nur kann man auch die nicht 40 Jahre einfach liegen lassen, weil der sich weiter beschleunigende Wandel, noch vieles auf den Kopf stellen wird, was wir uns heute noch gar nicht vorstellen können.

Wo kann man denn dann "Sicherheit" finden?

Absolute Sicherheit gibt es nicht, sie ist eine gerne kostenpflichtig verkaufte Illusion, um die Seelen von uns Nußschalen auf dem Strom des Schicksals zu beruhigen. Denn am Ende steht immer der Tod, im Leben, in der Wirtschaft und im ganzen Univerum.

Aber relative Sicherheit kann man finden, denn es gibt Themen, die in den nächsten Jahrzehnten mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Boom erleben werden.

Daten seien das Öl des 21. Jahrhunderts, kann man derzeit allenthalben lesen und jederman der weitsichtig und als "Innovations-Experte" erscheinen will, nimmt das gerne in den Mund.

Nun gut, das kann sein und einen wahren Kern hat es bestimmt, ich bin aber trotzdem noch nicht vollständig überzeugt. Nicht nur weil mir zu viele gewichtig darüber reden, von denen einige im wahrsten Sinne des Wortes "von Tuten und Blasen keine Ahnung haben". Sondern auch weil das Bild hakt, denn bei Öl hat schon sehr schnell auch Otto Normalverbraucher begriffen, wie wertvoll Öl ist - ältere Semester denken dabei an James Dean und "Giganten".

Bei den Daten ist diese Erkenntnis aber noch nicht gereift, Otto Normalverbraucher gibt immer noch sein Wertvollstes für ein paar Likes und bunte Pixel-Herzchen her, wenn sich das aber ändert, werden auch viele "Geschäftsmodelle" wieder sterben, die heute die Welt zu dominieren scheinen. Wer dabei unter anderem an Google und Facebook denkt, liegt nicht ganz falsch.

Aber egal ob Daten nun das Öl des 21. Jahrhunderts sind oder nicht, es gibt "Fördertürme", die auch für Daten benötigt werden, die aber auch alles andere fördern können, was das 21. Jahrhundert braucht. Und diese "Fördertürme" sind Chips!

Ja Chips und die damit verbundene Chipindustrie, es wird praktisch nichts mehr ohne Chips darin geben. Herzschrittmacher? Kühlschränke? Lampen? Fortbewegungsmittel? Sie könne nehmen was Sie wollen, ja selbst die Verpackungen die auch in der langsam verendenden Sears in den Grabbeltischen lagen, haben schon Chips, auch RFID genannt. Und das wird nicht weniger werden, sondern mehr.

Die Chipindustrie hat die wahren Fördertürme des 21. Jahrhunderts in der Hand und ohne Fördertürme kein Öl, auch das hat schon James Dean gewusst.

Nun hatte die Chipindustrie in der Vergangenheit eine unschöne Eigenschaft, sie wurde von Boom&Bust Zyklen getrieben, weil es durch den langen Vorlauf beim Aufbau von Produktionsanlagen, zu einem beständigen Wechsel von Unter- und Überkapazitäten kam.

Das zeichnete aber vor allem Massenschips wie DRAM (Arbeitsspeicher) aus und die Frage ist berechtigt, ob in einer Welt in der Spezialchips immer mehr Lebensbereiche durchdringen, diese Zyklen noch so tief und ausgeprägt sein werden, wie in der Vergangenheit - ich glaube eher Nein!

Aber selbst wenn die Zyklen doch so bleiben, eine Einzelfirma in der Chipindustrie kann immer mal auf eine falsche Technologie setzen und vom Markt verschwinden. "Sicher", ist daran rein gar nichts.

An diese Stelle lohnt es sich, sich erneut an das Prinzip der -> Schaufeln für den Boom <- zu erinnern. Beim Goldrausch in Kalifornien, wurden wie wir wissen nicht die sicher reich, die nach Gold gruben, sondern die, die die Schaufeln dafür verkauft haben!

Im übertragenen Sinne sind das für die Chipindustrie die Chipausrüster, die die Produktionslinien der Chiphersteller mit Technologie ausrüsten. Ich will Ihnen hier mal Charts der eher bekannten Applied Materials (AMAT) und der niederländischen ASML Holding, aber auch der etwas weniger bekannten Lam Research (LRCX) zeigen:

Wir sehen überall klare Trendbrüche, die erfahrenen Anlegern schon vor Monaten ein sauberes Ausstiegssignal gegeben haben. Im seit Jahren boomenden Sektor, hat also ein neuer Abwärtsyzklus schon längst eingesetzt - Boom&Bust aus dem Lehrbuch eben!

Egal wie positiv die Zukunft der Chipindustrie aussieht - denn wenn sich die Menschheit nicht ausradiert, werden Chips immer mehr und immer dominanter werden - ich kann nur dringend davon abraten, hier nun sofort und nur auf Verdacht herein zu greifen. Denn man nennt das zu Recht ein "fallendes Messer" und in das greift man nicht, wenn einem die eigenen Finger etwas wert sind!

Das hier noch eine Menge theoretisches Potential nach unten ist, will ich Ihnen anhand der letzten 30 Jahre von Lam Research (LRCX) in logarithmischer Darstellung zeigen:

Von aktuell 145$, im schlimmsten realistisch vorstellbaren Fall noch auf vielleicht 60$ herunter, das wäre noch ein schmerzhafter Weg! Vorsicht also, kluge Anleger warten ab, bis so ein Abwärtszyklus ausgelaufen ist und das kann - muss nicht, kann - möglicherweise noch dauern!

Beachten Sie also, dass wir den Wendepunkt nicht kennen. Der kann erst in einem Jahr kommen, aber auch schon diese Woche, denn der Sektor zeigt kurzfristig aktuell erste Anzeichen einer Bodenbildung.

Wir müssen den Wendepunkt aber auch nicht kennen, den exakten Boden trifft man sowieso nie. Wir müssen einfach akzeptieren, dass wir die ersten paar Prozent einer Wende verpassen - unsere Aufgabe ist nicht im Vorfeld herumzuraten, sondern dann beherzt zuzupacken, wenn die Wende real da ist! Und dann ist noch mehr als genug Potential vorhanden, in der nächsten Aufwärtsphase kann sich der Sektor kurstechnisch problemlos wieder verdoppeln.

Klar ist also, dass dieser aktuelle Abwärtszyklus massive Chancen generiert, denn eines ist so klar, wie etwas in einer sich immer schneller wandelnden Welt nur klar sein kann:

Den Chips gehört die Zukunft und die wenigen Ausrüster, die der Chipindustrie ihre "Schaufeln" zur Verfügung stellen, werden noch lange, lange stark wachsen, auch wenn dieses Wachstum - wie in den letzten 30 Jahren von Lam Research (LRCX) zu sehen - immer in großen Aufwärtswellen vonstatten geht.

Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück, der Charakter jedes aufwärts strebenden Marktes. Die Chipausrüster machen gerade einen Schritt zurück, danach dürften hier erhebliche Chancen liegen.

Das wollte ich auch mal mit Ihnen im freien Bereich teilen, in der Community ist das schon länger Thema.

Ihr Michael Schulte (Hari)

PS: Übernächste Woche bin ich übrigens im Ferienmodus. Der nächste Artikel im freien Bereich kommt also erst in 2 Wochen.

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