Hari´s Märkte am Abend – 03.05.12 – Ängstliches Warten auf die Daten

22 Uhr - Handelsschluss

Der heutige Tag war letztlich ein Übergangstag vor den morgigen US Arbeitsmarktdaten. Insofern gibt es heute auch nicht viel zu sagen und ich mache es etwas kürzer.

Der DAX war wie gewohnt zappelhaft ohne Richtung und ohne echtes Eigenleben. Der S&P500 zeigte dagegen deutliche Schwäche, die den DAX dann auch unter 6700 zog. Im S&P 500 formt sich gerade eine Kopf-Schulter Formation, die wenn sich sich bestätigt, eine Bewegung herab bis 1373 implizieren würde. Um die Formation zu negieren, müsste der Index bald deutlich über 1406, besser 1415 steigen.

Aber all diese Muster stehen unter dem Vorbehalt der morgigen, grossen US Arbeitsmarktdaten um 14.30 Uhr. Was heute im Markt passierte, sieht für mich danach aus, als ob sich jedermann vor den Daten und dem Wochenende mit den Wahlen in Europa in Sicherheit brachte. Die Schwäche war heute im S&P500 querbeet, mit Schwerpunkten bei den Rohstoffaktien. Damit sind die Erwartungen an die Daten aber deutlich herab gesetzt, es spricht also einiges für eine kleine Rally nach den Daten, bzw nach der Wahl am Montag. Sollte diese aber trotz brauchbarer Daten nicht kommen, wäre das ein ganz schlechtes Signal für den Markt, dann müsste man ernsthaft die Frage stellen, ob wir in den US Indizes den Top schon gesehen haben.

Insofern werde ich Morgen Vormittag vor den Daten sehr wenig bis gar nichts machen, das hin- und her dürfte ebenso volatil wie richtungslos und ohne Bedeutung werden. Ich bin nun ausreichend defensiv aufgestellt und kann die Daten Morgen ebenso wie die Frankreich-Wahl mit Gelassenheit zur Kenntnis nehmen. Sollte Morgen um 14.30 Uhr ein Rally-Signal kommen, werde ich sofort im Handelssystem aufspringen. Ich werde das Morgen mit entsprechenden Stop-Buy Orders auf die grossen Indizes umsetzen.

Bei Wacker Chemie (WKN WCH888), einer der wenigen Aktien die heute deutlich im Plus waren, scharren die Bullen nun heftig mit den Hufen und warten auf die morgigen Zahlen. Sollte dort ein positiver Ausblick auf wieder steigende Preis bei Polysilizium gegeben werden, dürfte es ein Feuerwerk geben. Sollte der Preisausblick aber mau bleiben, dürfte Wacker ganz schnell wieder unter 60 notieren.

Aixtron (WKN A0WMPJ) hat sich heute erneut als reine Traderaktie bestätigt. Mein Trade von gestern ist schön aufgegangen, kurz nach Handelsstart bin ich bei 14,1 ausgestiegen. Am Nachmittag stand Aixtron dann schon wieder bei 13,3 oder Intraday 6% tiefer. Eine Aktie mit solchen Bewegungen ist eindeutig keine Aktie um zu investieren, als Trader bietet solche Volatilität aber schöne Chancen. Grund für die Volatilität bei Aixtron dürfte die grosse Unsicherheit über die Auftragslage sein, die sich ja auch in Analysten-Kurszielen zwischen 10 und 17€ zeigt. Solange sich dieser Nebel nicht verzieht, kommt Aixtron als Investition für mich nicht in Frage.

Nach Tagen leichter Stärke die uns bis 1670 USD brachte, bewegt sich Gold (XAUUSD) nun wieder nach unten. Und die Minen sind weiterhin schwach und geben heute noch einmal kräftig ab - das hatte heute den Charakter eines Ausverkaufs. Ich denke aber nicht, das man das alles überbewerten sollte. Lesen Sie im Zweifel noch einmal den Beitrag vom 24.04. -> hier <- zu Gold, der für mich unverändert die Situation beschreibt.

Es ist schlicht noch nichts passiert und Gold ist immer noch im zulaufenden Dreieck. Auch die Schwäche der Minen ist nicht ungewöhnlich, solche Trends laufen halt immer in die gleiche Richtung, bis der Wurm irgendwann dreht. Und bevor der Wurm dreht, steht oft der finale Ausverkauf bzw die Trendbeschleunigung, auch das ist typisch. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob das heute der finale Ausverkauf bei den Minen war oder der Beginn eines tieferen Absturzes. Ich werde es mir vom Goldpreis sagen lassen. Mit diesen Abläufen muss man einfach leben, wenn man "Bottom Fishing" betreiben will. Denn den richtigen Boden trifft man fast nie und wenn man dann zu früh abspringt, verkauft man vielleicht am Tiefpunkt.

Deshalb ist es so wichtig vorher genau zu wissen, wann man auf den Verkaufsknopf drückt und das dann auch konsequent zu machen. So verhindert man einerseits aus reiner Nervosität zu früh abzuspringen und andererseits in einen grossen Absturz zu geraten. Für mich persönlich liegt dieser Verkaufsknopf bei einem nachhaltigen Bruch der 1610 USD in Gold. Bis dahin warte ich ab. Geht es aus dem zulaufenden Dreieck bei Gold nach unten, wird alles verkauft, auch Minen mit Verlusten. Geht es nach oben, lasse ich die Gewinne laufen.

Schon am 24.04.12 hatte ich Ihnen den Artikel von Peter L. Brandt zum Thema Gold empfohlen. Wie es der Zufall so will, hat er heute einen neuen Artikel geschrieben. Lesen Sie -> hier <-, damit ist in meinen Augen alles zu Thema gesagt, ich werde entsprechend handeln.

Gestern wurden in Berlin die Preise zum Comdirect Finanz Blog Award 2012 verliehen. Ich bin nicht nach Berlin gefahren, da ich schon vorher informell wusste, dass Mr-Market.de nicht unter den Preisträgern sein wird. Aufgrund der Entfernung von meinem Wohnort in der Nähe der Alpen, standen Aufwand und Nutzen eines Besuches in Berlin so in keinem sinnvollen Verhältnis.

Gewonnen hat Dirk Elsner mit seinem -> Blicklog <-. Wie ich finde ein verdienter Sieger, denn Dirk ist schon viele Jahre mit hoher Qualität dabei. Ich gratuliere Dirk Elsner ganz herzlich zu diesem Erfolg und vielleicht finden Sie ja auch mal Zeit, einen Blick auf seinen interessanten Blog zu werfen.

Einen seiner lesenswerten Artikel zum Thema Wirtschaftsblogs, möchte ich Ihnen -> hier <- ganz explizit empfehlen.

Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend !

Ihr Hari

26 Gedanken zu „Hari´s Märkte am Abend – 03.05.12 – Ängstliches Warten auf die Daten“

  1. Hallo Hari, auch wenn es nicht ganz gelangt hat mit den comdirect Preis, so ist das noch lange kein Grund, den Kopf hängen zu lassen. So die reinen Börsenblogs waren es ja heuer nicht, wenn ich es richtig gesehen habe. Ich bin davon überzeugt, die Mr.Market-Gemeinde, zu der ich mich ebenfalls zähle, wird Deine Beiträge auch weiterhin zu würdigen wissen. Was die aktuellen Börseneinschätzungen angeht, finde ich, bist Du bei den deutschsprachigen Finanzblogs ganz weit vorne. Und das die FAZ-Redakteure ordentlich schreiben können, davon sollte man eigentlich ausgehen – schließlich werden die Jungs dafür bezahlt, warum brauchen die dafür eigentlich noch einen extra Preis?… ;-).

    Und hier noch meine Einschätzung für den kommenden Wahlsonntag:

    Frankreich – Ich glaube/hoffe, daß der Wahlsieg von Hollande weitgehend eingepreist ist. Und so doll ist ja die Bilanz von M. Sarkozy ja nun auch nicht, daß man sagen müßte: Bitte weiter so. Der Mann war ja bislang schon ein wenig erratisch, wollte heute dies, dann morgen jenes. Hollande muss gar nicht so schlecht sein, wie er immer dargestellt wird.
    Griechenland – Die Umfragezahlen sehen horrormäßig aus, aber da hilft nun das griechische Wahlrecht, das die stärksten Parteien begünstigt. So daß man hoffen kann, daß die Parteien, die den Stabilitätskurs mittragen(Nea Dimokratia/Pasok), auch weiterhin eine parlamentarische Mehrheit haben werden….Wenn man sieht, was da sonst noch so auf dem Wahlzettel steht, wird einem teilweise schlecht.
    Schleswig-Holstein – es hat für die Märkte keine Bedeutung, von wo an der Nord- und Ostsee der Wind her weht…

    Dass ich an „Sell in May“ nicht glaube, habe ich wohl zur Genüge unterstrichen. Trotzdem, wie Du bereits geschrieben hast, könnte es im Mai unter Umständen etwas ungemütlicher werden.

    Übrigens, daß die EZB heute nichts gemacht hat, ist zu begrüßen. Meine Erwartung ist die, daß die Tiefzinspolitik noch geraume Zeit anhalten wird. Damit zahlt jeder, der festverzinslich anlegt, für die Eurokrise mit – „Finanzielle Repression“ heißt das neue Schlagwort. Denn die Kurz- und Mittelfristzinsen liegen deutlich unter der aktuellen Inflationsrate. Die Aktienanleger aber auch, denn die Risikoprämien für Aktien liegen noch immer sehr hoch, völlig über dem langfristigen Durchschnitt. Zu begrüßen ist auch, daß die italienische/spanische Staatsschuld jetzt von den jeweils inländischen Banken übernommen wird. M. Hollande hat gestern abend kritisiert, daß das Geld anstatt an die Banken nicht an den europäischen Stabilisierungsfonds geflossen ist – nur: Wenn die Banken die Kredite vergeben, verdienen sie daran, und das gibt ihnen doch die Möglichkeit, ihre Bilanzen zu sanieren, ihre Eigenkapitalbasis zu stärken, wie allenthalben verlangt wird. Wenn die Staatsschuld derweil hoch bleibt, ist das nicht schlimm; entscheidend ist, daß die inländische Nachfrage in den Südländern nicht zusammenbricht. Sparen kann man, wenn man aus dem gröbsten raus ist.

    Mitunter werden auch Vergleiche gezogen mit der großen Depression 1929. Der Vergleich hinkt; sehr viel treffender wäre ein vergleich mit dem Gründerkrach 1873; der fing nämlich dann an, als die französischen Kontributionszahlungen für den Krieg 1870/71 zum Erliegen kam. Er zog sich dann sehr lange hin; aber damals herrschte noch der Goldstandard, und es gab keine „Feuerwehren“ in Gestalt von Zentralbanken. Was das für den Euro konkret bedeutet, ist zwar noch unklar. Aber den Weltuntergang sollte man erst einmal vertagen.

  2. Ich meine auch, da eine leichte Enttäuschung herausgehört zu haben, Hari 😀 Ich weiß leider nicht, was man zu soetwas sagen soll. Verdient hättest du eine Auszeichnung auf jeden Fall. Leider weiß ich aber nicht die Qualität und Userzahlen der Gewinnerblogs einzuschätzen. Ich halte es für möglich, dass dein Blog einfach noch Zeit braucht. Ich bin auch erst vor einem halben Jahr auf dich gestoßen und fast wieder gegangen. Jetzt bin ich einer deiner aktivsten Jünger 😀 Kommt Zeit, kommt Rat….

  3. Nein ich bin wirklich nicht enttäuscht Ramsi, das interpretierst Du wirklich falsch und ich weiss auch nicht, welche meiner Zeilen das ausgelöst haben könnte.

    Ich mache das doch hier erst seit ein paar Monaten und Dirk Elsner hat das wirklich verdient, das ist meine feste Überzeugung. Und ich mache das doch hier nicht für ein paar Preise 😉 Abgesehen davon die Jury, naja, die hat ja auch nicht die Weisheit alleine gepachtet, zumal ein „Fazit“ auf Platz 2 – das von bezahlten hauptamtlichen Redakteuren der FAZ auf Basis von FAZ Infrastruktur erstellt wird und für mich letztlich nichts weiter ist, als die dem Zeitgeist geschuldete Umwidmung normaler redaktioneller Arbeit als „Blog“ – ja schon Fragen nach der Sinnhaftigkeit und vor allem der Motivation der Auswahl aufwirft. Da stehe ich mit meinen 50 Jahren und meinen Erfolgen im Leben wirklich darüber Ramsi, glaub mir das. Die Zeit in der ich von den Urteilen anderer abhängig war ist lange vorbei 🙂

    Viel wichtiger für meine Motivation ist das Feedback der Leser hier. Und irgendwann (keine Sorge nicht demnächst) werde ich auch hier sicher mal den monetären Lackmusstest machen, wer hier den Wert meiner Einschätzungen für sein Depot wirklich sieht und wer nur kostenlos mitliest ohne den Wert zu begreifen. Am Ende habe ich lieber 100 Leser, die intensiv dabei sind, die grossen Wert aus meinen Einschätzungen ziehen, sich selber einbringen und mit denen ich mich am Ende vielleicht sogar einmal im Jahr treffe, als 10.000 passive Vorbeiklicker, die am Ende doch dann wieder Otte, Müller und Co. hinterher rennen, weil sie nicht in der Lage oder bereit sind zu lernen, sondern immer noch auf der sinnlosen Suche nach dem „Guru“ sind, der sie in einem Anfall von „Mutter Theresa Motivation“ einfach so reicht macht. 😉

    PS: Der Traffic kann es bestimmt nicht sein, Dirk Elsner hat mir heute Morgen erstaunt geschrieben, dass ihm mein Link gestern auf seine Seite mehr Traffic gebracht hat, als die Erwähnungen bei der Süddeutschen und der Neuen Westfälischen……

  4. Deine Erklärung ist logisch, Hari. „Gestern wurden in Berlin die Preise zum Comdirect Finanz Blog Award 2012 verliehen. Ich bin nicht nach Berlin gefahren, da ich schon vorher informell wusste, dass Mr-Market.de nicht unter den Preisträgern sein wird.“ Das klang nach: „Alles für die Katz und keiner weiß es zu würdigen“. Natürlich brauchst du bei deiner Vita keine Preise mehr, aber Anerkennung für sein Wirken bekommt doch jeder gerne, egal in welchem Lebensabschnitt, oder? Vielleicht ist es auch einfach eine Frage der Bewertungsmaßstäbe. Wenn es um den materiellen Wert des Inhalts geht, sollten Lars und du alleine auf dem Podium stehen…

  5. OK Ramsi, das war mir wirklich nicht klar, dass man meine Zeilen so interpretieren kann. Aber Du hast recht, das kann man so lesen. So war es aber nicht gemeint.

    Ich wollte damit nur begründen, warum ich nicht in Berlin war – obwohl das Ergebnis ja offiziell noch nicht bekannt war. Man sieht daran mal wieder, wieviel wir Menschen zwischen den Zeilen lesen, mal treffend und manchmal eben nicht. Also nochmal, ein Hinweis auf eine Enttäuschung war nicht beabsichtigt !

    Was Du weiter schreibst stimmt natürlich, sicher will man Anerkennung, jeder will das, auch ich. Diese Anerkennung suche ich aber wirklich nicht bei Preisen von Jurys, die ich (bis auf Joachim Goldberg) nicht einmal kenne. Schon die Auswahl der 11 Blogs fand ich ehrlich gesagt etwas merkwürdig. Da fehlten auf der einen Seite eine Reihe hervorragender, echter Blogs ganz und auf der anderen Seite waren dann diese ganzen FAZ, Handelsblatt etc Ableger dabei. Mein erster subjektiver Gedanke war dabei schon vor 4 Wochen: „Na da will sich die Comdirect es nicht mit der grossen Presse verscherzen, denn die braucht man halt fürs Geschäft“. Denn letzlich ist kaum ein Preis wirklich altruistisch motiviert, der Preisgeber verbindet damit in der Regel ein Interesse, so wie Smava sich in meinen Augen davon Bekanntheitsgrad durch die Verlinkungen der Blogs verspricht. Das ist auch nicht verwerflich und nicht zu kritisieren, man darf es bei der „Preisfindung“ aber auch nicht vergessen und an „Mutter Theresa“ glauben.

    In Anbetracht des unterschiedlichen Hintergrunds der 4 Juroren sah daher schon das 11er Ergebnis für mich eher wie eine klassischer Kompromiss aus, bei dem jeder seine Favoriten einwerfen darf, als das Ergebnis einer echten Abwägung die in heftigem Diskurs entstanden ist.

    Genau deswegen hatte ich mich auch im Vorfeld schon informell um das Ergebnis bemüht, weil ich keine Lust hatte 2 Tage und jede Menge Kosten zu verbraten, um dann in Berlin die Staffage abzugeben, während die grossen Redaktionsstuben von FAZ & Co. sich feiern, die bestimmt auf Betriebskosten in Berlin sind 😉 Bei der Comdirect hatte scheinbar auch niemand daran gedacht, dass der ausgelobte „Preis“ zumindest bei Platz 3 für echte Blogger gleich wieder für Reisekosten drauf geht. Und ich wollte diese Entscheidung mit meinem Satz nur begründen, ohne diese lange Erklärung wie hier zu schreiben. Aber dieser Versuch ist mir offensichtlich gründlich missglückt 😉

    Insofern hatte ich absolut keine Erwartungen und bin eher positiv überrascht, dass der Blicklog ausgewählt wurde, denn der HAT es verdient. Und wo keine Erwartungen sind, kann auch keine Enttäuschung sein.

    Und sollte Mr-Market nächstes Jahr mit Glanz und Gloria gewinnen, werde ich umgedreht auch nicht der Meinung sein, dass mein Blog nun der „Beste“ sei – das ist Unfug.

    Meine Sicht auf das Thema Finanzblogs kann man ungefähr so beschreiben und die ist völlig unabhängig davon, ob eine x-beliebige Jury nun Mr-Market auswählt oder nicht :

    Es gibt in Deutschland eine kleine zweistellige Zahl richtig guter Finanzblogs, nicht mehr. Dazu zähle ich Mr-Market. Unter diesen aber den „Besten“ zu definieren ist in meinen Augen Unfug, weil die teilweise ganz unterschiedliche Schwerpunkte haben. Nehmen wir doch mal den Blicklog, der ist mit Mr. Market doch inhaltlich gar nicht zu vergleichen und deswegen kann es da auch kein „besser“ oder „schlechter“ geben. Beide sind gut, aber verschieden.

    Und die Ableger der grossen Medien – die nun das was früher „Kommentar“ hiess, nun neudeutsch und marketinggerecht „Blog“ nennen – haben mit all dem nichts zu tun. Diese Produkte von bezahlten, hauptberuflichen Redakteuren mit Pensionsanspruch mit Bloggern in einen Topf zu werfen, ist in meinen Augen grober Unfug. Anerkennung aus der Ecke erwarte ich auch in keinster Weise, denn man muss ganz klar sagen, professionelle und kompetente Blogs wie Mr. Market sind für die grossen Medien harte Konkurrenz und stellen deren Geschäftsmodell in Frage. Man vergleiche nur die uninspirierten Marktzusammenfassungen, die jeden Abend von Handelsblatt & Co. produziert werden und für mich reine Faktensammlungen ohne Hintergrundwissen sind, mit dem was ich hier an persönlicher, ehrlicher Meinung versuche abzuliefern. Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Witzigerweise wird die Faktensammlung gut bezahlt 😉

  6. Hari, dein Blick auf die Finanzblogwettbewerbe ist wirklich umfassend. Da kann man kaum noch was hinzufügen.
    Da das Fazit-Blog von bezahlten Redakteuren erstellt wird und sicher auch die Hausmeinung wiedergibt, zweifle ich etwas an dessen Qualität.

  7. Also Arch Coal ist wirklich ein Alptraum. Ich habe zwar nur eine kleine Position aber es ist trotzdem grausig. Gekauft bei um die 10 euro und damals bei einem Blick für günstig erachtet,müsste die Position bei heutigem Stand über 50% Plus machen um auf den Einstand zu kommen. Ich habe (wie Hari) auch gedacht als der Kurs absackte,auf dem vermeintlich günstig Kursniveau nicht mehr verkaufen zu müssen. Ein Fehler wiedermal… An der Börse ist „Es kann eigentlich kaum noch schlimmer kommen“ oder „Wiso sollte es diesesmal anders sein“ sehr teuer werden wie man hier mal wieder feststellen kann.
    Ich denke einigen anderen hier wirds ähnlich ergehen oder ?
    Ansonsten…. mal wieder ganz mieser Tag heute ! So eine wochenlange Korrektur hatte Ich eher für Sommer auf dem Schirm…

    Gruss
    Lb.

  8. Für Rheinmetall gab es heute auf die Fr…. anders kann man auch unter Berücksichtigung der letzten Handelstage nicht urteilen. Obwohl ich nur eine begrenzte Position darin halte, ist die Geduld bald aufgebraucht. Als hätte ich Solar Millennium vor mir oder sowas…
    Gold überlegt sich heute, doch wieder in die 40er Gefilde zu steigen -> Barrick interessiert das wenig und wühlt sich doch lieber in den Boden. Ich bräuchte einen Glücksstrahl von den Glücksbärchis oder so ähnlich.

    Lightblue, wenn das Problem einer kennt, dann ich 😀

  9. @ Lightblue, ganz so war es bei mir mit Arch Coal nicht. Ich habe zu einem Zeitpunkt wo andere über Käufe nachdachten -> am 05.03.12 <- ganz deutlich davor gewarnt, weil nun der multiple Boden negiert wurde und der Weg nach unten in den Abgrund offen war. Lies noch einmal den Link. Und das ich bei Arch Coal als einzigem Wert eine kleine Position behalten habe – im vollen Wissen, dass mich das nach unten treiben kann – habe ich bewusst in Kauf genommen, um in dem Segment zu bleiben. Denn wenn ich kein eigenes Geld drin habe, „fühle“ ich Marktbewegungen nicht so, wie wenn ich investiert bin, das ist eine Frage der Aufmerksamkeit.

    Insofern ist das Minus nun ein Preis, den ich bewusst in Kauf genommen habe und bei dem ich daher auch ganz gelassen bleibe. Allerdings überrascht mich nun die Höhe des Absturzes, ich hätte nicht geglaubt, dass wir auch noch die 10 USD durchschlagen. Hätte ich das geahnt, hätte ich selbst diese kleine Position nicht gehalten. Das war aber mehr als ich mir vorstellen konnte, womit mal wieder die Regel bewiesen wurde, das Trends immer länger andauern, als man sich vorstellen kann. 😉

    Wichtig ist in so Phasen sein emotionales Kapital zusammen zu halten, damit man genau dann mit voller Energie rein springen kann, wenn es dreht. Und es WIRD drehen, fragt sich nur wann 😉

  10. Lieber Hari, biite sei mir nicht böse,jedoch in Deiner Reaktion schimmert die Enttäuschung nun schon recht überdeutlich durch. Auch wenn ich der Meinung bin, daß die Zeitungsblogs in so einen Wettbewerb nicht unbedingt reingehören und ohnehin schon kraft Markennamens sehr bekannt sind, so war es nun mal die Entscheidung der comdirect jury, sie da mit reinzunehmen, und nun haben sie eben so entschieden und man muss das akzeptieren. Ich selber muß nicht unbedingt noch den blog zur Zeitung mitdazulesen, auch wenn er brillant geschrieben ist, wenn ich die Zeitung ohnehin schon lese. Mit der Einstellung würde ich kaum auf solche blogs wie Deine stoßen, die ja nun ganz unstreitig eine Bereicherung sind.

    Ich persönlich finde etwas anderes ungleich wichtiger, nämlich die Interaktion innerhalb des blogs. Als wir neulich die von Johann angestoßene Diskussion, ich glaube es war im Sinne von „Wohin geht der DAX?“ oder so ähnlich hatten, da kam auf einmal eine Daynamik rein mit viel Diskussion. Ich fand das sehr fruchtbar. Ich fände es schade, wenn das versanden würde, und die Sache sich im Stil von „Hari, was hältst Du von der Aktie XY?“ „Ich glaube, daß…“ „Danke“ bewegen würde. Bitte nicht falsch verstehen, ich habe nichts gegen solche Fragen, mich interessieren bestimmte Aktien schon auch, gerade an einem Tag wie heute(der war ja echt besch..eiden).. :-(. Nur: Wenn sich auch andere selber noch aktiver einbringen, wird das ganze vielleicht etwas lebendiger, dann ist es nicht nur eine one-man-show. Wichtig ist also nicht so sehr, was irgendeine Jury findet, sondern IMHO was man draus macht.

  11. Hallo Hari,

    bezüglich deines erwähnten „Lackmusstest“ kann ich sagen, dass ich ein aktiver Leser dieses Blogs bin und als Börsenneuling schon sehr viel im Vergleich zum meinem ersten (letzten) Jahr gelernt habe. Es ist die Kombination aus Chartechnik und der Einschätzung von Unternehmen, die ich enorm spannend und wichtig finde (genauso die Zeitreihenanalysen und Begutachtung von „Bauern“regeln). Inspiriert von deinen Chartanalysen habe ich vor Kurzem angefangen mit einem Chartool selber nach Formationen zu suchen, wie z.B. die viel besprochene Cup and handle Formation (demnächst bei Krones?), Dreieckformationen, die „verhassten“ Fibonacci Retracement sowie RSI, Slow Stochastic und MACD, alles Namen, die ich bisher nicht kannte. Unternehmensdaten bekommt man tatsächlich von anderen Blogs bzw einfach von den dpa-Nachrichten, es ist aber die (subjektive) Einschätzung und der weltweite Bezug wie auf die USA (S&P500), die die Sache interessant macht. Bisher bin ich nicht über einfache technische Chartanalysen hinausgekommen, aber da ich mich sicher bin, dass dieser Blog weiterhin viel Lernpotential bietet, hoffe ich in der Zukunft mich an den aktiven Diskussionen beteiligen zu können.

  12. Hallo Hari,

    so habe Ich das auch gemeint. Den Artikel vom 05.03.2012 kenne Ich,du hast da geschrieben dass die Fallhöhe von dort aus(negierter Boden) noch beträchtlich sein kann,allerdings wollte Ich auch in meiner Position bleiben um das Gefühl für den Wert nicht zu verlieren.
    Wenn mir aber jemand damals gesagt hätte es geht selbst von diesem „vermeintlich“ niedrigem Niveau nochmal 30-40% runter , dann wäre Ich sicher nicht dieser Position drin geblieben 🙂 , genauso wie Du eben. So meinte Ich das.
    Blos weiss das halt kein Mensch,genauso wenig wie weit es jetzt noch runter geht,wo ein eventueller Boden ist und was danach dann kommt… 🙂
    Im Nachhinein hätte man,könnte man usw …… 🙂

    @Ramsi:
    Rheinmetall nervt mich auch ziemlich,genauso wie Salzgitter und die Commerzbank … und….und…
    Heute war irgendwie alles mies 🙂

  13. Ich sitze auch auf so einer Arch Coal Position rum, 175 Aktien, mit dem heutigen Tage haben die sich im Wert halbiert. Ich wollte den Bruch des Bodens nicht wahrhaben … der Trend war halt doch stärker. In den letzten Tagen ging es unter hohen Umsätzen noch mal eine ganze Etage tiefer, ich werde mich dem Ausverkauf aber nicht anschliessen. Ich könnte mir vorstellen, dass dies eine mehrfach von Hari erwähnte Trendbeschleunigung ist und nun endlich jeder verkauft hat, dem das nicht mehr geheuer war. Auf der anderen Seite ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass ich wieder daneben liege und es noch mal runter geht. Aber wie gesagt, das wird ausgesessen. Wir sind ja hier nicht bei Nokia…

  14. @ Tokay, ich bin Dir bestimmt nicht böse. Ist doch schön wenn überhaupt mal diskutiert wird und ich teile Deine Sicht auf mehr aktive Diskussion im zweiten Teil Deines Kommentas.

    Nur finde ich, das interpretieren meiner Gefühle aus weiter Ferne führt uns nicht weiter. Ich sage eindeutig ich bin nicht enttäuscht, sondern es ist etwas anderes. Und versuche dieses „andere“ zu beschreiben, weil ich mir Mühe gebe, etwas zu begründen.

    Als Folge gehst Du her, interpretierst das wieder aus Deiner Warte und erklärst mir dann, welche Gefühle ich nun „in Wirklichkeit“ habe, die mir nach Deiner Ansicht dann wohl nicht bewusst sein sollen ? Findest Du das nicht auch etwas komisch und vor allem „mutig“ von Deiner Seite ? 😉

    Wenn ich mir meiner Gefühle nicht bewusst wäre, würde ich an der Börse nur Verluste produzieren. Ich bin es aber. Und ich wiederhole, es ist keine Enttäuschung, sondern nur eine kritische Sicht auf diese Wettbewerbe, in die ich nicht zu viel hinein interpretiere. Weder wenn ich einen Preis bekomme, weil zufällig ein paar mehr Leute klicken als woanders wie bei Smava, noch wenn ich keinen bekomme, weil eine Jury die ich nicht kenne anderer Meinung ist und „Blogs“ aufnimmt, die nach meiner Ansicht da nicht hingehören.

    Ich nehme solche Wettbewerbe gerne mit, weil sie für Bekanntheit sorgen, mehr bedeuten sie mir nicht. So einfach ist das.

    Was mir aber etwas bedeutet, ist das Thema des Bloggens und der freien Journalisten/Blogger versus der Redaktionsapparate. Und deshalb bin ich so kritisch, was die Auswahl der Jury angeht. Da habe ich halt auch eine Historie und ich habe in meinem Leben „Verleger“ kennen gelernt, die das Wort für mich eher zum Schimpfwort für Dünkel und pseudointellektuelle Einbildung gemacht machen. Aber das ist eine ganz andere Geschichte und gehört hier nicht her.

  15. Ach, und was ich noch erwähnen wollte bzgl. der Blog Award Diskussion. Ich habe aus dem ursprünglichen Beitrag nicht herauslesen können, dass dort zwischen den Zeilen Enttäuschung durchschimmert. In der ausführlichen Klarstellung von 13:39Uhr habe ich ebenfalls nicht die Enttäuschung einer persönlichen Nichtanerkennung wahrgenommen. Eher schon eine Enttäuschung über die Kindergeburtstage „Smava Finance-Blog-of-the-year“ und „Comdirect Finanz Blog Award“, wo Äpfel mit Birnen verglichen werden. Aber da beeinflusst mich wohl meine persönliche Meinung, was ich meine bei Hari zwischen den Zeilen gelesen zu haben. Ich persönlich habe mir bei beiden Awards jeweils nur die Shortlists – jeweils ca. ein dutzend Blogs – angesehen und dann alle durchgeklickt um mir eine Meinung zu bilden. Wer dann letztendlich gewonnen hatte, ich habe es schon wieder vergessen. Ich nehme diese Awards halt nicht wirklich ernst.

  16. Übrigens Hans, Arch Coal ist heute eine der stärksten der Kohle Aktien und hat um 20:50 Uhr fast einen U-Turn hingelegt, was in Anbetracht des Marktes schon bemerkenswert ist. Ich will damit nichts andeuten, nur dass jede Abwärtsbewegung mal endet ….. spätestens bei Null. (Duck und weg ….) 😉

  17. Hari, da muß ich Dir nun doch ein wenig widersprechen. Deine Kommentierung zu dem Thema war ja schon recht ausführlich, daher meine Schlußfolgerungen. Und nun sprichst Du am Ende Deines vorigen Beitrags von „Verlegern“ , von Dünkel und von Einbildung, von Kritik an der Auswahl der Jury. Das ist doch nun schon eine Gemengelage doch eher negativer Gefühle im Bezug auf diese Dinge, wie auch immer man das benennen mag, ich kann es nicht anders deuten. Ich sehe darin andererseits aber auch kein Problem, wenn es sich tatsächlich so verhielte, denn so etwas darf man ja haben. Zumal ich es auch gut nachvollziehen kann.

    Nun will ich Dich aber nicht länger mit meinem Geschwafel von Deinen Betrachtungen des heutigen Tages ablenken, welche ich auch heute wieder gerne mit großem Interesse lesen würde.

  18. Das stimmt Tokay, aber das versuche ich doch die ganze Zeit klar zu machen. Es geht nicht um Enttäuschung um Gewinnen oder nicht, sondern um etwas anderes, um Kritik. Kritik das es in meinen Augen den Initiatoren nicht um die Preisträger geht, sondern um etwas anderes. Enttäuschung und Kritik sind zwei verschiedene Dinge.

    Smava – und da habe ich ja „gewonnen“, hurrah 😉 – war dabei besonders witzig. Der dritte Preis waren zwei Karten für die Stuttgarter Anlegermesse. Genau, die Messe, zu der erstens kaum jemand hin wollte und die, wie ich mir habe sagen lassen, halb leer war und für die man zweitens überall sowieso „kostenlose“ Karten bekam. Dieser „Preis“ sagt doch eine ganze Menge zur Wertschätzung, oder ?

    Aber es geht dabei doch nicht um Enttäuschung welchen Platz Mr-Market belegt hat, zumal Mr-Market bei Smava ja sogar auf dem Podium war. Diese Unterstellung versuche ich klar zu stellen.

    Es geht darum, dass ich nach diesem Erleben diese Blog-Awards nicht ernst nehmen kann. Das gilt ausdrücklich auch für die Comdirect, die einen als potentiellen Preisträger (man weiss ja normalerweise das Ergebnis noch nicht) nach Berlin „einlädt“, wofür man dann „umsonst“ einen Platz beim „Get-together in der VIP-Lounge“ hat und ein paar Häppchen kostenlos schnabulieren darf. Wie nett 😉 Aber Flug, Hotel, Taxi, Benzin etc – bitte selber zahlen. Addiert sich am Ende ja auch nur auf fast 1000€. Da nenne ich mal eine „Einladung“ 😉

    Ich habe schon mal einen echten Preis (einer Universität) bekommen. Da ging es wirklich um die Preisträger und da wurde alles organisiert, so wie sich das gehört. Und ich habe mal einen Preis gestiftet, da haben wir den Preisträger auch eingeflogen. Finanziell verkraften würde es die Comdirect wahrscheinlich 😉

    Habe ich negative Gefühle deswegen ? Ja ! Offensichtlich ! Sonst würde ich ja nicht so schreiben. Und trotzdem finde ich diese Awards gut, weil sie den Blogs so eine Plattform bieten um bekannter zu werden. Insofern ist es doch ein Win-Win Situation und das ist OK. Aber ernst nehmen kann ich das nicht, und was ich nicht ernst nehme, kann mich auch nicht enttäuschen.

    Hans hat es genau richtig verstanden worum es mir geht.

    Jetzt aber genug davon. Ich muss den 1o Uhr Bericht fertig machen 😉

  19. Ok, Hari, ich glaube damit ist das Thema an dieser Stelle hinreichend verhandelt. Was ja irgendwo auch seine Berechtigung hat.

    So, und nun will ich mich auf die Lektüre Deines Berichts stürzen… :-). Vielleicht fällt mir auch dazu noch etwas ein, vielleicht auch nicht, ich sage nur Rheinmetall, Wacker Chemie…

  20. Der folgende Abschnitt passt jetzt nicht direkt hierher, oder vielleicht doch, nämlich zum Wochenausklang, stammt von einer meiner Lieblings-Webseiten, dem http://www.journal21.ch, Artikel „Stephan Wehowsky, Rasender Leerlauf, Warum Wahlen immer mehr zur Illusion werden“:

    „Poppers „kritischer Rationalismus“ wirkt heute wie ein Werkzeug, das in der Politik nicht mehr angesetzt werden kann. Irgendwie greift es nicht mehr. Ist statt vom „Ende der Geschichte“ (Francis Fukuyama) vom „Ende der Demokratie“ zu sprechen? Dementsprechend gibt es zwar nach wie vor Wahlen und den Wechsel von Regierung und Opposition, aber das ändert nichts am fatalen Kurs: Schulden, Schulden, Schulden.

    Wie neu ist dieses Problem eigentlich? Schon seit Jahrzehnten beobachten wir die Schwierigkeiten von Politikern, nachhaltig zu sparen. Vom ehemaligen bayerischen CSU-Politiker Franz Josef Strauss ist die Bemerkung überliefert, der Versuch, einen Politiker zum Sparen zu bringen, sei etwa so aussichtsreich wie einen Hund dazu zu erziehen, sich einen Wurstvorrat anzulegen.“

    Bis denn

    Tokay

  21. @ Stimmt Tokay ! Allerdings muss man nach meiner Meinung noch einen Schritt weiter gehen um den wirklich Schuldigen zu finden. Der der sind in meinen Augen WIR, die Wähler und nicht die Politiker.

    Denn wir Wähler, wählen in Mehrheit immer den, der uns eine Wurst hinhält und uns schnellen Reichtum verspricht. In komplexe Zusammenhänge einzusteigen, um daraus das langfristig Richtige abzuleiten und so zu wählen ? Igitt, das ist doch anstrengend. 😉 Und wenn dann im Fernsehen mal einer zu einer Erklärung anhebt, die aus mehr als zwei Phrasen besteht, dann zappen wir doch schnell weg. Wir wollen „Action“ und kein „Gesabbel“. Wir reden zwar gerne von Nachhaltigkeit, nur Nachdenken und danach Handeln wollen wir nicht.

    Und natürlich ist mit „wir“ nicht jeder gemeint, es gibt Ausnahmen und bestimmt sind davon ein paar in diesem Blog ;-), aber die stellen leider nicht die Mehrheit der Wähler dar.

    Und deswegen verhält sich die Politik doch auch ganz rational, wenn Sie dem Affen Zucker gibt. Und Zucker kostet halt – ist ja aber kein Problem, muss sich halt die nächste Regierung drum kümmern 😉

    Am Ende bekommen wir so genau die Schulden die wir verdienen, weil wir gerne nehmen ohne zu fragen wie und vor allem wer! das finanzieren soll.

    Natürlich ist die Welt so komplex geworden, dass man nicht mehr auf den ersten Blick erkannen kann, warum das Geld das man zum Beispiel über die Pendlerpauschale kassiert, an ganz anderer Stelle massiv negative Effekte auslöst und so gerade die Notwendigkeit des Pendelns überhaupt erst erzeugt. Aber es ist auch nicht so komplex, dass man das nicht verstehen könnte, wenn man nur wollte. Man will oder kann aber nicht. Und weil kein Interesse besteht, hat die Politik auch kein Interesse es zu erklären.

    In meiner Wahrnehmnung ist das ein inhärenter Mangel der Demokratie. In einer Demokratie muss zwangsläufig im Laufe der Jahrzehnte eine Überschuldung eintreten, weil kurzfristige Bedürfnissbefriedigung immmer einen höheren Stellenwert hat als langfristige Strategie. Und es ist richtig, solange die Welt überschaubar bleibt, ist die Zwangsläufigkeit noch nicht gegeben. Denn wenn die Menschen unmittelbar den Effekt merken können, sind sie durchaus bereit Vernunft und Sparsamkeit zu zeigen. Deshalb funktioniert es auch in überschaubaren Ländern wie der Schweiz noch ganz gut.

    Aber die Lösung kann nun nicht sein, alle Staaten der Welt auf die Grösse der Schweiz zu reduzieren. Da mir aber nichts besseres als eine Demokratie einfällt, müssen wir wohl mit dem Effekt leben und ca. alle 50 Jahre mal unsere Währung neu aufsetzen …..

  22. Hari, stimmt alles, das mit dem Hund finde ich halt so eine gelungene Versinnbildlichung, typisch Strauß… 🙂

    Ich glaube aber auch, die Wähler sind nicht ganz so doof, wie man denkt. Zum Beispiel wurden die Steuersenkungsvorstellungen der FDP ziemlich einhellig abgelehnt, die Wähler wissen nämlich, daß der Staat hoch verschuldet ist.

    Übrigens ist auch das Aufkommen der Piraten in dem Zusammenhang zu sehen. Ich denke nämlich, die Leute wollen mehr direkte Mitsprache. Man sieht es ja z.B. auch an den ganzen Wirtschaftsblogs, die Leute machen sich Gedanken, großenteils sehr qualifiziert. Wir sind eben kein Volk von Bauern und Handwerkern mehr, das demütig die Beschlüsse des Landesherrn annimmt, sondern von IT-Leuten, Lehrern, Rechtsexperten usw. Das alles begann vor etwa 200 Jahren und ist seither nicht mehr zum Stillstand gekommen, nicht mal in den ganz dunklen Zeiten.

    Was ich auch denke, wenn man über viele kostenintensive Projekte abstimmen würde, daß nämlich erstaunlich oft die Bürger so etwas ablehnen würden, der Stuttgarter Bahnhof zum Beispiel wäre bei direktdemokratischem Wahlverfahren so nie gekommen(„Des isch doch viel zu teuer“). Und ich denke, man wird über kurz oder lang zu mehr und direkterer Demokratie kommen, nicht zu weniger Demokratie.

  23. Ja Tokay, aber der Bahnhof ist halt ein greifbares konkretes Projekt, da kann man sich das sofort vorstellen und hat sofort eine Meinung. Da haben wir aber auch nicht wirklich unsere strukturellen Probleme, auch wenn sicher mal das eine oder andere öffentliche Projekt zu teuer oder unnütz ist.

    Unsere Probleme haben wir bei den grossen strukturellen und „abstrakten“ Fragen. Nehmen wir doch mal die Laffer-Kurve. Die ist logisch, nachvollziehbar und das Prinzip für jeden – gleich welcher Bildung – zu verstehen, der bereit ist auch mal nur 10 Minuten wirklich darüber nachzudenken. Man kann da über viele Details diskutieren, aber das das Grundprinzip der Laffer-Kurve stimmt, ist offensichtlich.

    Und ? Spielt das irgend eine Rolle im politischen Diskurs ? Macht sich Otto Normalbürger darüber Gedanken, wenn er mal wieder am Stammtisch oder in Foren polemisiert ? Selbst unser Freund Hollande entblöded sich ja nicht von 75% Spitzensteuersatz zu faseln, obwohl auch er weiss, dass das am Ende nur zu langen Schlangen vor den Einwanderungsbüros im französisch sprechenden Genfer Kanton der Schweiz führt. Auch Hollande gibt halt dem Affen Zucker und Dein Optimismus in allen Ehren, ich bin nicht sicher, ob sich der Affe bei aller Bildung wirklich so verändert hat.

    Deswegen ist die „direkte Demokratie“ die Du in Sachen Bahnhof et al beschreibst richtig und schön und sehr zu begrüssen. Das ist aber nur eine Lösung für lokale, überschaubare Entscheidungen. Das strukturelle Problem der Unkenntnis und des mangelnden Willens zum Nachdenken bei den grossen strukturellen Fragen eines Staates addressiert das aber nicht.

  24. Hari, es stimmt natürlich, daß komplexe finanzpolitische Fragen nicht gut dem Srimmvolk überantwortet werden können. Selbst wenn das Stimmvolk eine sachlich richtige Entscheidung treffen würde, wäre noch immer die Gefahr gegeben, daß aufgrund eines zufälligen Ereignisses eine plötzliche Kehrtwende vollzogen würde. Du hast recht, direkte Demokratie wäre am besten auf lokaler Ebene zu praktizieren. Aber auch hier wird man abwarten müssen, ob und inwieweit das Internet dazu beitragen wird, die Entscheidungsbildungsprozesse zu verändern. Man hat heutzutage mit wenigen Mausklicks die Möglichkeit, sich über so gut wie alle Themen zu informieren.

    Ein Land wie die Schweiz ist mit der direkten Demokratie alles in allem sehr gut gefahren, und wenn Entscheidungen, auch finanzwirksame, vor Ort getroffen werden können, dann sollten sie auch vor Ort getroffen werden. Dies wäre auch psychologisch sehr sinnvoll, einfach deshalb, weil die Leute dann das Gefühl hätten, gefragt worden zu sein. Die CDU in Baden-Württemberg wurde nicht zuletzt deswegen abgewählt, weil die Leute sich buchstäblich „überrollt“ fühlten. Und daß der Bahnhof letztlichdoch befürwortet wurde, war auch wieder rational begründet; die Leute stimmten ihm hauptsächlich deswegen zu, weil das Geld andernfalls weg gewesen wäre.

    Eine Anmerkung auch noch zu Frankreich, ich fand die dortige Kandidatendebatte am Mittwoch sehr beeindruckend. Beide Kandidaten haben in fast drei Stunden nahezu alle aktuellen Themen sehr konzentriert und mit großer Detailkenntnis abgehandelt. Ganz gleich, ob Sarkozy oder Hollande, beide sind für das Amt, um das sie sich bewerben, in sehr hohem Maß qualifiziert. Mag sein, dass der Spitzensteuersatz von 75% kommen wird; aber das Aufkommen daraus wird nicht sehr hoch ausfallen, ich kann mir das nur als symbolisch-taktische Maßnahme vorstellen, um auf anderen Politikfeldern die Unterstützung des linken Parteiflügels zu haben. Hollande selber schätze ich eher als sozialdemokratisch-pragmatisch als sozialistisch-ideologisch ein. Was ich sehr erstaunlich fand nach dem ersten Wahlgang, daß die politische Mitte sehr klein geworden ist. Das 16. Arrondissement in Paris wählt Sarkozy, das 18. wählt Hollande, aber viele Kleinstädte und Dörfer haben Le Pen gewählt. Da existieren ganz unterschiedliche Lebenswelten. Damit wählen die Leute aber nicht aus, sondern es geht letztlich nur darum, die Milieus möglichst stark zu mobilisieren. Diese Gegensätze sind in Frankreich stärker als bei uns. Und Frankreich ist sehr viel konservativer als Deutschland. Nicht unbedingt politisch, aber vom Lebensgefühl, insbesondere in der Provinz. Ich bin gespannt.

  25. An alle, ich habe gerade bei Kirk noch einen Link gefunden, der zum Thema „Erfolg an den Märkten“ so kurz und klar ist, dass ich Ihnen diesen empfehlen möchte.

    -> hier <-

    Zitat:

    „Whenever I attend investment conferences or speak to a group of traders, there are always a few people looking for the “Holy Grail.” In other words, they are searching for some magical formula or a crystal ball to tell them when to get in and out of the market. I have news for you: IT DOESN’T EXIST! After trading for 16 years, the only “magical formula” I found is: hard work, gain experience, learn from mistakes, and build confidence.

    😉

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