21 Uhr, 1 Stunde vor Handelsschluss.
The same procedure as every day !
Tja, so viel dazu, dass es heute anders läuft. 😉 Oder in anderen Worten: dont fight the incredible Ben !
Als der DAX nach meinem Marktupdate hier - so zwischen 13 und 14 Uhr - heftig mit der 6680 kämpfte und mehrere kleine Tiefs produzierte, sah es wirklich so aus, als ob endlich mal ein erfrischender Regen ins Haus steht. Zumal es auf dem Stundenchart deutlich nach einem Doppel-Top bei ca. 6780 aussah.
Ich war zu diesem Zeitpunkt mit einem grossen Short im Markt, mit dem ich meine zahlreichen Long-Positionen als "Hedge" neutralisiert hatte. Der Markt versuchte dann um 15 Uhr herum eine Wende nach oben, die gelang mangels Kraft nicht mehr und der Markt näherte sich den Tiefstständen und sah nach einem weiteren Absturz aus. Und dann kam - um genau 16 Uhr - der Meister des Helikopter-Geldes, FED Chef Ben Bernanke ans Mikrofon und schon waren die Kaufprogramme wieder da und jede Schwäche wurde gnadenlos gekauft. Und ich musste meinen Short fast auf Kaufniveau wieder covern, ausser Spesen also nichts gewesen.
Trigger der 180 Grad Wende war also erneut Ben Bernanke, der -> hier <- ab genau 16 Uhr allerlei Negatives sagte, was von Mr. Market in seiner perversen Logik positiv aufgenommen wurde, weil es die Wahrscheinlichkeit eines QE3 erhöht. Denn für den massiv von der Droge des billigen Geldes abhängigen Mr. Market, bedeutet Geldschwemme=Kaufen und Geldknappheit=Rette sich wer kann ! Weitere Parameter sind da gar nicht notwendig, wer nur auf eine Droge fixiert ist, reagiert auch primär wie ein pawlowscher Hund auf genau den Stimulus und sonst nichts.
Schauen Sie sich das ganze Spektakel noch einmal auf dem Intraday Chart mit Skala 5 Minuten an:
Trotz dieser Rettung des Marktes durch Ben Bernanke fand ich die Schwäche Intraday heute bemerkenswert, denn zum ersten Mal seit Tagen sind dem Markt temporär die Käufer ausgegangen. Schauen Sie auf den sehr schwachen RSI den ganzen Vormittag lang. Das könnte ein erstes kleines Indiz sein, dass diese Rally langsam eine Pause oder sogar eine Korrektur braucht. Ohne weitere klare Indizien sollte man das aber auch nicht überbewerten. Es ist ein Indiz, nicht mehr aber auch nicht weniger.
So haben wir heute also trotz allem eine Wiederholung der letzten Tage und um so stärker kann ich nur empfehlen, sich die weisen Worte zu Gemüte zu führen, die Charles Kirk -> hier <-zum Thema zu sagen hat.
Schauen wir nun auf einzelne Aktien:
Aktie des Tages war heute für mich die Commerzbank (WKN 803200) mit 3% Plus, die so aussieht, als ob sie jeden Moment die tagelange Konsolidierung um 1,9€ herum verlassen will. Natürlich haben heute auch die Nachrichten um die Eurohypo eine Rolle gespielt, aber rein vom Chart her, signalisiert eine Aktie die nach einem derartigen Anstieg tagelang knapp unter den Hochs konsolidiert, für mich eher, dass sie Luft holt um einen erneuten Satz nach oben zu machen.
Die gestern genannten K+S (WKN KSAG88) und Itron (WKN 888379) waren heute weiter stark, während bei der Metro (WKN 725750) noch kein rechtes Leben in die Glieder fahren will. In Anbetracht der bei der Metro anstehenden Änderungen und der absehbar guten Binnenkonjunktur in Deutschland, bin ich aber weiter optimistisch, dass auch dieser Titel irgendwann anspringen wird.
Auch Veolia (WKN 501451) zieht ohne Nachrichten weiter Richtung 10€ hoch, ein gutes Zeichen dafür, dass bei der Aktie nun ein Boden drin ist. Das langfristige Potential des Titels ist enorm, allerdings ist dazu wohl viel Geduld gefragt.
Auffällig war heute die Schwäche der Autobauer im DAX, als Begründung wurden Aussagen der chinesischen Regierung zur Konjunktur herum gereicht. Ich stufe das aber eher als schlichte Gewinnmitnahmen ein, für die diese Aussagen ein willkommener Anlass waren.
Bei Daimler (WKN 710000) habe ich die Schwäche genutzt um meine Position aufzustocken. Wie aus einer Pflichtveröffentlichung von Daimler ja vor einigen Tagen zu entnehmen war, hat sich Goldman Sachs wohl Call-Optionen auf Daimler im Umfang von über 5% (kolportiert werden 7%) des Stammkapitals besorgt. Ganz ohne Grund ist das sicher nicht geschehen ....
Die Bewegung von Gold und Silber heute korrelierte überwiegend mit der Stärke im EUR/USD und war insofern ohne grosse Aussagekraft. Das "Kräuseln an der Oberfläche", das ich letzten Freitag registriert hatte, steht also als Fragezeichen noch im Raum, ohne das es klare Hinweise in die eine oder andere Richtung gibt. In den letzten Stunden während des Schreibens dieses Artikels, scheinen die Edelmetalle dann aber doch nachhaltig nach oben zu drehen.
Ich wünsche eine gute Nacht !
Das war spannend heute…wie heisst es in allen Börsenlehrbüchern, spekuliere nicht gegen die Zentralbank. Ein sehr interessantes Tagesupdate gleich mit eingebautem Blick hinter die Tradingkulissen. Jetzt kommt es darauf an, springen die Leute von der Seitenlinie auf oder wird erst einmal Kasse gemacht…Das hängt nicht zuletzt vom Ausgang des griechischen Dramas ab, das nunmehr in seine entscheidende Phase geht. Vielleicht wird es aber auch nur von manchen benutzt, um rauszugehen, die Griechenland-Begründung wird dann natürlich gerne genommen.
Ein sehr interessanter Artikel ebenfalls war heute mittag der zitierte von Charles Kirk. Ich denke, das, was er geschrieben hat, trifft die Sache ziemlich gut. Das Problem sind wahrscheinlich nicht so sehr „die Märkte“, sondern das Problem sitzt vor dem Bildschirm und zappelt innerlich…
Gute Nacht.
Hallo Hari,
eine allgemeine Frage zu Analysten-Kurszielen. Wie hoch schätzt du den Einfluss dieser Kursziele ein? Also jetzt nicht Qualitätsmäßig sondern wie sehr sie den Markt beeinflussen. Konkret am Beispiel von Metro, sind die Kursziele ja eher nach unten gerichtet, so bei 26€.
Denkst du das könnte die Bewegung hemmen oder spielt das nur eine geringe Rolle?
Danke und Gruß
JS
Hmm, pauschal schwer zu sagen. Es gibt solche und solche 😉
Sagen wir es mal so. Ich denke dass alle Profis wissen, dass diese Kursziele primär der Kurspflege und Steuerung der Markteilnehmer dienen. Und das Analysten auch einer „Zensur“ unterliegen und nicht alles schreiben dürfen, was sie vielleicht wissen
Insofern kannst Du die meisten Kursziele einfach in den Shredder packen und hast nichts verpasst. Oft sind sie auch ein wunderbarer Kontraindikator, denn wenn alle Analysten das gleiche reden, steckt das auch garantiert schon im Kurs und es passiert eher das Gegenteil.
Aber in diesem Meer an bedrucktem Papier ohne Wert, gibt es auch einzelne Analysten die sich wirklich intensiv mit einem Unternehmen auseinander setzen, das Topmanagement kennen und durchaus auch Insiderwissen erlangen. Und wenn die dann von ihren Banken so an der langen Leine gehalten werden, dass sie offen auch schreiben dürfen was sie denken, dann sind diese Aussagen sehr ernst zu nehmen und dann beeinflussen diese auch den Markt. Es ist letztlich wie im normalen Leben: wer Reputation aufgebaut hat und wem die Leute vertrauen, dem folgen sie auch. Wer diese Reputation nicht hat, wird mit einem Schulterzucken abgetan.
Insofern ja und nein, manchmal sind Analystenkommentare und Kursziele bedeutsam – in der Regel immer dann wenn sie Neuigkeiten oder kreative Gedanken transportieren oder mit einer hohen Reputation des Schreibers versehen sind. In der Regel zuckt Mr. Market aber bei den Kurszielen nur desinteressiert die Schultern.
Was die Analystenkommentare konkret zur Metro angeht, bezweifele ich, dass die noch so furchtbar grosse Marktbewegung hervor rufen, weil das alles schlicht nichts Neues ist. Das ist doch schon alles im Kurs und deshalb ist die Metro da wo sie im Moment ist.