Hari´s Märkte am Abend – 09.03.12 – Zurück auf Los – Linde, Molycorp

22 Uhr - Handelsschluss - Wochenabschluss

Wäre man diese Woche auf Urlaub gewesen - fernab irgendwo im Urwald ohne Internet-Zugang - und würde man heute zurück kommen, könnte man anhand der DAX Stände von Freitag letzter Woche bis heute nur das Fazit ziehen: ruhige Woche, nichts passiert ! 😉

Das es anders war, kann man wunderbar an der "Untertasse" des DAX Wochencharts sehen. Man könnte es auch einen "Krater" nennen. 😉 Letztlich sind wir nun aber wieder "Zurück auf Los" und die alten Aussagen zum Markt sind nach wie vor gültig.

Diese "Cup & Handle" Formation ist in der Regel übrigens eine Trendbestätigung, sprich es sollten steigende Kurse folgen. Allerdings passen hier nicht alle Parameter nach Lehrbuch des "Cup & Handle", aber auffällig sieht es trotzdem aus.

Auf jeden Fall sah für mich die Korrektur am Dienstag mit der hochgepushten Aufregung um Griechenland und diesem merkwürdigen IIF Dokument doch recht "engineered" aus, ich denke da hat Big Money einfach einen durch China angeschlagenen und technisch schwankenden Markt genutzt, um uns mal durch ein für Big Money profitables Wechselbad zu treiben. Für den Markt war es trotzdem gut, weil sicher ein paar schwache Hände heraus gekegelt wurden. Leider aber nicht gut genug, denn wie ich schon gestern schrieb, fehlte die Phase der Panik und des Zweifels noch, um die Luft nachhaltig zu reinigen.

Das ist insofern schade, als wir nun weiter permanent und jeden Tag mit der Angst vor einer schweren Korrektur leben müssen. Ein Rücksetzer bis DAX 6400 hätte dieses Risiko aber bereinigt und uns einen sauberen und risikoarmen Long-Setup für ein paar Wochen beschert. Aber wir nehmen den Markt halt demütig wie er ist, wir haben ja auch keine andere Wahl. 😉

Nach unten sollten wir nun aber kurzfristig besser nicht mehr wegkippen, denn das würde der Markt wohl als Signal auffassen nun erst einmal heftig auf den Verkaufsknopf zu drücken. DAX 6400 wären dann sehr wahrscheinlich und um dieses Risiko schnell wegzubekommen, sollten wir nun zügig zu den Höchstständen laufen. Sollte das nicht passieren und wir um DAX 6850 seitwärts laufen, rechne ich damit das viele Profis Anfang nächster Woche sehr skeptisch werden und schon deshalb auf den Verkaufsknopf drücken. Leider ist die Bewegung nach oben aber nicht leicht und voller Hürden, da wir eine Menge alter Widerstände oberhalb DAX 7000 haben.

Das beste, theoretische Szenario für die Bullen lautet also, dass wir nächste Woche schnell über DAX 7000 gehen, um dann eine paar Tage über und unter 7000 hin und her zu schwanken, bevor wir dann endgültig nach oben durchbrechen. Ob das so kommt, ich weiss es nicht.

Ehrlich gesagt habe ich nun ein komisches Gefühl in der Magengrube, das im März noch eine böse Überraschung kommt. Ich kann Ihnen nicht wirklich sagen woher das Gefühl kommt, aber es ist nagend da, seit wir nach nur einem Tag Korrektur so schnell wieder hochgedreht sind. "Ich habe da ein ganz mieses Gefühl" - um es mit Han Solo zu sagen, als sie im ersten Star Wars Film auf einen kleinen Mond zufliegen, der sich dann als gigantische Kampfstation heraus stellt. 😉

Und wir hatten heute noch etwas was sich komisch anfühlte: der Euro fiel gegenüber dem Dollar um über 1% und gleichzeitig stiegen die amerikanischen Märkte - das ist eher selten ! Gleichzeitig hatten wir einen V -förmigen Spike im Gold, der Gold ab 14.30 Uhr nach den Arbeitsmarktdaten auf unter 1680 USD drückte - das verstehe ich bei steigendem Dollar noch - dann aber Gold ab 16 Uhr wieder bis über 1710 USD hiefte. Das ist alles sehr komisch und "passt nicht". Und wenn Dinge passieren, die "nicht passen", macht mich das unruhig. Trotzdem ist meine negative Ahnung letztlich ohne belastbare Grundlage und deshalb muss ich damit leben und darf mein Handeln davon auf keinen Fall abhängig machen.

Rational gehört den Bullen weiterhin das Vertrauen, denn auch das die Korrektur nur einen Tag dauerte, ist ein weiteres Zeichen der Stärke des Marktes und der Aufwärtstrend seit Jahresanfang ist nach wie vor voll intakt ! Und danach - nach den Signalen des Marktes - werde ich handeln, nicht nach einem komischen Gefühl in der Magengrube.

Die Aktie des Tages ist für mich Linde (WKN 648300). Linde lieferte heute beeindruckende Zahlen, hat ein hervorragendes Management und eine tolle Marktposition, ist in einem starken Aufwärtstrend und stieg konsequenterweise heute um mehr als 6%. Und ich kann Linde auf diesem Niveau trotzdem nicht mehr kaufen, obwohl es in meinen Augen zu den bestgeführten Unternehmen überhaupt gehört.

Mir fehlt es leider noch etwas an detailliertem Verständnis für das Geschäft und auch die Bewertung mit einem KGV von rund 15 ist zwar nicht überzogen, nimmt aber doch weiteren Erfolg in der Zukunft schon vorweg. Wäre ich noch bei Linde drin, könnte man den Qualitäts-Titel sicher mit einem Trailingstop laufen lassen. Ein Einstieg drängt sich mir aber im Moment nicht mehr auf. Sollten wir noch einmal unter 120€ zurück kommen, werde ich meine Meinung potentiell ändern.

Trotzdem möchte ich zu Ehren des Linde CEOs Wolfgang Reitzle und des herausragenden Jobs, den er zusammen mit seinem Team abgeliefert hat, den beeindruckenden Langfrist-Chart von Linde seit 1992 hier einmal zeigen.

Seit 2003 verantwortet Wolfgang Reitzle das Geschäft als CEO. Er ist der lebende Beweis, dass man kein Fachmann sein muss, um als Top-Manager Erfolg zu haben. Denn als Reitzle von Jaguar, Aston Martin & Co. 2002 zu Linde kam, wusste er von Industriegasen vermutlich auch nicht sehr viel mehr als ich jetzt - nämlich fast nichts. Was er aber danach aus Linde gemacht hat, nötigt mir allerhöchsten Respekt ab. Und "nebenher" hat er seit 2009 als Aufsichtsratchef massgeblichen Anteil daran, dass das Desaster rund um Schaeffler und Continental geräuschlos bereinigt wurde. Einer der heissesten Jobs die Deutschland damals zu vergeben hatte. Bravo kann ich da nur sagen !

Wolfgang Reitzle gehört für mich einfach in die absolute Top-Liga der Unternehmensführer, wann immer er etwas zu sagen hat, höre ich genau zu. Wie auch zuletzt, als er als einziger der Unternehmenselite Deutschlands mal den Mumm hatte auszusprechen, was so viele andere nur hinter vorgehaltener Hand flüstern. Selbstverständlich ist es nicht der Untergang Deutschlands, wenn wir aus dem Euro austreten würden, im Gegenteil - lesen Sie -> hier <-.

Man muss schon eine Menge Rückrat und Reputation haben, um sich offen gegen die aktuellen politischen Denkverbote zu stellen und das Risiko einzugehen, es sich mit der Kanzlerin zu verscherzen. Wolfgang Reitzle gehört scheinbar in diese Liga. Ich verneige mich in Hochachtung !

Zum Abschluss möchte ich Sie noch auf einen ganz "heissen Reifen" aufmerksam machen. Molycorp (WKN A1C2G7), ist einer der wenigen "Seltene-Erden" Förderer der westlichen Welt und übernimmt nun den kanadischen Seltene-Erden Verarbeiter Neo Material Technologies (WKN A0JL2T). Neo Material steigt heute um 37%, aber Molycorp - und das ist als Käufer ungewöhnlich - auch um über 18% !

Mr. Market liebt den Deal also offensichtlich, was auch kein Wunder ist, denn hier scheint sich *der* Seltene-Erden Förderer der westlichen Welt zu formen und Molycorp zahlt einen sehr günstigen Preis für Neo Material. Schon heute ist Molycorp mit 2 Milliarden USD Marktkapitalisierung ja kein kleines Unternehmen mehr, das Potential ist aber noch viel grösser und mittelfristig könnte Molycorp auch auf den Akquisitions-Radar der Bergbau-Riesen ala Rio Tinto (WKN 852147) geraten.

Nach dem brutalen Absturz der letzten Monate durch fallende Preise bei Seltenen Erden, könnte Molycorp auch vom Chart her nun am Boden angekommen sein, auch wenn es dafür charttechnisch, ausser dem Kaufsignal von heute, noch keine echten Beweise gibt. Und wenn die Gewinnprognosen des Managements nachhaltig sein sollten, bekommt man Molycorp aktuell für ein Forward PE von nur 5 !

Andersherum, steht und fällt Molycorp mit dem Preisdruck der von China ausgeht. Stellen wir uns also theoretisch vor, dass China seine Exportbeschränkungen aufhebt und die Welt mit seltenen Erden flutet, dann hat Molycorp wohl ein riesiges Problem. Denn die geringen Abbaukosten, die die Chinesen ohne Rücksicht auf Umweltschutz erzielen, dürften für Molycorp schwer zu erreichen sein.

Und noch etwas sollte man verstehen, gerade weil interessierte Kreise das Thema "Seltene-Erden" schon beim unerfahrenen Normalanleger gepusht haben, um mit dem Wort "selten" die Gier anzuregen und schnellen Profit zu machen. "Seltene-Erden" sind keineswegs so selten wie es scheint, sondern viele dieser Metalle sind geologische Massenware, was die Vorräte in der Erde angeht ! Es gibt also mehr als genug für den Bedarf der Industrie auf der Erde verteilt. Das Problem ist nur, dass sich bisher der Schwerpunkt der Förderstätten in China ballt, unter anderem weil die Förderung ein ziemlich schmutziges Geschäft ist und China mit Preisdumping alle anderen Minen unrentabel gemacht hat.

Molycorp ist also ein ganz "heisser Reifen", der entweder mit Totalverlust oder mit Ver-X-Fachung enden kann. Beides ist eindeutig möglich und ich warne eindringlich davor, einseitig nur die Chancen zu sehen ! Höchst spannend ist die Aktie aber schon und ein Titel für starke Nerven und erfahrene Anleger, die das Thema auch permanent beobachten können. Lesen Sie -> hier <- bei Bloomberg mehr zum Deal oder schauen Sie einfach mal selber auf den Chart:


Source: Finviz.com

Ich wünsche Ihnen ein schönes, erholsames Wochenende !

Ihr Hari

1 Gedanke zu „Hari´s Märkte am Abend – 09.03.12 – Zurück auf Los – Linde, Molycorp“

  1. Eine Korrelation zwischen den einzelnen Assets ist in der Vergangenheit immer weniger auszumachen.
    Der schwache Euro und Kursverlauf von Gold am Freitag hat mich auch nachdenklich gestimmt.
    Zusätzlich wurde in dieser Woche kein neues Hoch jedoch ein neues Tief generiert.
    Dein Gefühl rückführend auf deine Erfahrung könnte sich als richtig erweisen.
    Ein weiterer kräftiger Kursabfall ist wahrscheinlich.

    Ein Grund könnte sein, dass wir im Vorfeld wichtiger Wahlen in Frankreich und Griechenland im April stehen.
    Es ist nicht auszuschließen das Kommunisten und Sozialisten in den Ländern, welche in den Meinungsumfrage weit vorne liegen,
    den Wahlausgang entscheiden beeinflussen.

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