Hari´s Märkte am Abend – 24.02.12 – Wochenabschluss – The Trend is your Friend

17.40 Uhr

Heute hatten wir bisher einen ruhigen, fast langweiligen Tag an den Märkten. Mr. Market ist immer noch orientierungslos und schwimmt ohne Ziel hin und her. Deswegen falte ich meine Bücher heute einmal früher zu, äussere mich nicht zu Einzelaktien und beginne mein Wochenende vor dem Handelsschluss an der Wallstreet. Sollte doch noch etwas ganz aussergewöhnliches passieren, werde ich spät Abends noch ein kurzes Update verfassen.

Hinter uns liegt nun eine Woche der Konsolidierung und eigentlich habe ich schon alles Notwendige an den verschiedenen Tagen gesagt und könnte heute gleich wieder aufhören.

Es schadet aber sicher nicht, sich einen Moment zurück zu lehnen und sich die wichtigsten Punkte zur Börsenwetterlage - so wie ich sie sehe - noch einmal gesammelt und in Ruhe vor Augen zu führen:

1. Wir befinden uns mitten in einem durch Liquidität getriebenen, starken Aufwärtstrend und Art und Umfang dieser Konsolidierung bestätigen den Trend bisher erneut. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir nach der Konsolidierung weiter nach oben steigen, ist für mich nach wie vor höher als das Gegenteil.

2. In Anbetracht der Dauer des Anstiegs seit Mitte Dezember, reicht die eine Woche Konsolidierung wahrscheinlich nicht aus, damit der Markt genug Kraft für einen erneuten Anstieg sammeln kann. Eine paar weitere Tage Konsolidierung wären für mich nicht überraschend. Noch etwas tiefere Kurse als derzeit auch nicht.

3. Oberhalb 7000 Punkte im DAX liegt eine grosse und starke Wiederstandszone. Es ist für mich eher unwahrscheinlich, dass wir diese Zone gleich im ersten Anlauf nehmen können.

4. Nachdem wir durch die Widerstandszone oberhalb 7000 durch sind, ist eine Trendbeschleudigung durchaus vorstellbar, die uns dann schnell bis 7500 bringt. Denn wir haben noch jede Menge zögerndes Geld an der Seitenlinie. Ein überzeugender Anstieg über 7000 könnte für diese Zweifler der Auslöser sein, der sie zur Aufgabe zwingt.

5. Nach einer derartigen Trendbeschleunigung muss man dann aber wahrscheinlich aus dem Markt, denn dann - wenn alles lose Geld von der Seite herein geströmt ist - steht die echte Korrektur wohl bevor.

6. Sollten wir nächste Woche doch erst weiter korrigieren, liegt die nächste Unterstützung bei ca. DAX 6650 und eine harte Unterstützung - die gute Chancen hat den Wendepunkt darzustellen - in der Zone oberhalb DAX 6400.

7. Für die nächste Woche sehe ich abgesehen von den bekannten grauen (Iran) und unbekannten scharzen Schwänen nichts auf der Agenda, dass den Markt aus heutiger Sicht zu absehbar starken Aussschlägen zwingen könnte.

8. Allerdings wird mit der kommenden LTRO Operation der EZB am Mittwoch 29.02. wahrscheinlich so viel Liquidität in die Banken geschwemmt, dass das der Treibsatz für weiter steigenden Assetpreise sein dürfte.

9. Mit der französischen Präsidentenwahl dürfte Ende März / Anfang April ein Thema auf den Radar des Marktes geraten, dass das Potential hat zum temporären Aufreger (Stichwort Zusammenhalt Eurozone) zu werden.

Und noch etwas Grundsätzliches, ich lasse mich von den vielen Artikeln immer noch nicht aus der Ruhe bringen, die mir nun schon seit Wochen etwas von einem überkauften Markt und einer kurzfristig anstehenden Korrektur erzählen. Vielleicht haben diese Artikel ja sogar nun endlich auch mal recht, ich schliesse das auf keinen Fall aus, aber dann eher aus Zufall und Glück. Denn die technischen Oszillatoren wie RSI, MACD, Stochastik helfen hier nur bedingt. Denn was gerne übersehen wird ist, dass diese technischen Parameter gerade in stark trendenden Bullenmärkten über Wochen und Monate am Anschlag laufen könnnen. Sicher kommt irgendwann die Korrektur, aber eben "irgendwann" und das kann auch noch Wochen dauern. Diese technischen Oszillatoren leisten in schwingenden, volatilen Märkten hervorragende Dienste und ich nutze sie dann exzessiv. In stark nach oben trendenden Märkten wie aktuell, ist die Aussagekraft dagegen deutlich eingeschränkt. Wie bei jedem Handwerkszeug, muss man einfach wissen, wann man es einsetzt und wann nicht.

Vielleicht machen Sie sich mal Ihre eigene Liste wie oben und wenn Sie dann damit für sich eine klare Marktsicht formuliert haben, dann setzen Sie sich hin und definieren sich eine Handvoll Trades, mit denen Sie sich dann in der kommenden Woche positionieren. Ich habe mit dieser Art Vorbereitung immer gute Erfahrungen gemacht, denn zu oft vergisst man ansonsten wichtige Vorsätze in der Hektik des Tages.

Und ein nette, lehrreiche Übung möchte ich Ihnen mal für das kommende Wochenende vorschlagen, eine Übung die ich vor vielen, vielen Jahren von Charles Kirk gelernt habe:

Versuchen Sie sich mal die Aktien rauszusuchen, die bis Ende 2012 nach Ihrer Erwartung am schlechtesten laufen werden, die also den prozentual höchsten Verlust produzieren werden.

Sie haben richtig gehört, ich will von Ihnen die Aktien hören, die Ihrer Meinung nach bis 31.12.2012 den grössten prozentualen Verlust produzieren werden ! Was soll das, werden Sie vielleicht denken, aber machen Sie es doch einfach mal ! Denn sobald Sie anfangen darüber nachzudenken, werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass das eine verdammt schwierige Frage ist, viel schwieriger als Sie sich vielleicht im ersten Moment gedacht haben. Und jetzt frage ich Sie: wenn es schwierig ist die zukünftig schwächsten Aktien zu benennen, wieso glauben Sie dann die zukünftig besten Aktien benennen zu können ?

Und ich habe auch eine starke Vermutung, was für Aktien Ihnen bei der Frage dann möglicherweise durch den Kopf spuken werden: Aktien die bisher extrem gut gelaufen sind und auf Allzeithoch notieren. Aktien bei denen man denkt: weiter hoch kann es ja gar nicht mehr gehen. Aktien wie zb eine Apple.

Vor 10 Jahren hätte ich wahrscheinlich auch sofort an Aktien wie Apple bei dieser Frage gedacht. Jetzt sage ich Ihnen aber, mit was für Aktien ich heute diese Wette eingehen würde - mit Aktien wie Q-Cells zum Beispiel. Wie bitte, Q-Cells - werden Sie nun wahrscheinlich denken ? Die notieren doch heute schon nur bei 0,32€ - wohin sollen die denn noch fallen, da würde man doch eher auf eine Wende nach oben tippen. Ich aber halte es persönlich für gut möglich, dass Q-Cells in Anbetracht der permanenten Verluste und des fehlenden profitablen Geschäftsmodells dieses Jahr noch weiter abstürzt, bis zur theoretischen Insolvenz im schlimmsten Fall. Q-Cells würde dann also nahezu wertlos sein und sozusagen bei 0,01€ notiert. Das würde für jemanden der heute bei 0,32€ einsteigt einen Verlust von 97% produzieren ! Glauben Sie Apple kann auch so einen Verlust produzieren ? Nicht wirklich, ich denke da sind wir uns einig.

Durch diese Übung wird Ihnen erneut vor Augen geführt, dass gute Aktien eher weiter gut laufen und schlechte Aktien eher weiter schlecht. Und das Trends in der Regel länger dauern, als man erwartet. Denn instinktiv würde man sich als Laie eher gegen den Markt stellen und bei Q-Cells über das kaufen nachdenken und bei Apple über das verkaufen. Und auch wenn das im Einzelfall mal zufällig richtig sein kann, sagt die Erfahrung, dass es in der Regel in die Hose geht.

Deswegen ist Ihnen sicher im Leben auch höchst selten ein Mensch begegnet, der mit legalen Wetten auf Pennystocks (betrügerische Pusher natürlich ausgenommen) reich geworden wäre. Dabei lieben gerade Laien diese Wetten auf Pennystocks, weil die Aktien ja vermeintlich so billig aussehen. Aber es gibt halt meistens verflucht gute Gründe warum eine Aktie im Pennybereich notiert. Und wenn etwas billig aussieht, muss es deswegen noch nicht billig sein.

Machen Sie also einfach mal selber den Versuch. Schreiben Sie 10 richtig miese Aktien auf, bei denen das Geschäftsmodell so richtig in Scherben liegt und die schon massiv gefallen sind. Die 10 Gurken-Aktien also, zum Beispiel im Solarbereich könnten Sie da aktuell fündig werden. Und schreiben Sie dann die 10 Aktien auf, die extrem gut gelaufen sind, von einem klasse Management geführt werden und nun nach einer Korrektur geradezu schreien - wie Apple halt. Und dann schauen Sie am Jahresende 2012 wer besser gelaufen ist - ich verspreche Ihnen schon heute : die guten Aktien, obwohl sie schon so weit gelaufen sind !

Und sehr freuen würde ich mich, wenn Sie Ihre "Gurken-Aktien" hier mit uns teilen würden. Ich fände das höchst spannend und lehrreich.

Wer dieses Prinzip des Trends wirklich verinnerlicht hat, wird seine Ergebnisse bei der Geldanlage nach meiner Erfahrung deutlich verbessern. Und gegen die durchaus vorhandene Gefahr eines Trendbruches gibt es doch ein probates Gegenmittel: Trailing-Stops !

"The Trend is your Friend" - dieser Spruch ist immer noch gültig und viele halten ihn für eine Trivialität. Aber sich daran zu halten, ist weit schwieriger als es scheint !

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erholsames Wochenende !
Ihr Hari

9 Gedanken zu „Hari´s Märkte am Abend – 24.02.12 – Wochenabschluss – The Trend is your Friend“

  1. Ich habe spontan leider nur eine Gurkenaktie: Solar Millennium
    Das Papier notiert immernoch bei 30 Cent, bzw. mittlerweile etwas unterhalb. Der Hoffnungsbringer für Zocker und Forenteilnehmer ist der Verkauf der US-Projekte an namhafte Energieversorger. Leider interessiert sich niemand für CSP-Kraftwerke, weil ihnen von niedrigen Modulpreisen des PV-Bereichs der Rang abgelaufen wird. Ich habe das Papier immernoch auf dem Monitor und bin, nachdem ich es so lange verfolgt habe, gespannt wann auch die letzten Fanatiker das Abenteuer verlassen und die Notierung in den einstelligen Cent-Bereich rutscht. Angeblich kann bei Pennystocks sowas trotz offensichtlicher Wertlosigkeit ja manchmal Jahre dauern – warum auch immer…

  2. Hari,

    diesem Handelsansatz folgend müsstest Du aber dann konsequenter weise deine Metro Gurke in eine Basf oder Daimler tauschen 😉 .

    Ich tu mir damit etwas schwer und bin irgendwie immer auf der Suche nach rebound Kandidaten und versuche so gut es geht antizyklisch zu kaufen. Das klappt immer wieder ganz gut,kann aber auch ordentlich in die Hose gehen. Praktiker und die Commerzbank waren 2 solche Fälle die mich letztes Jahr ordentlich Perfomance gekostet haben.Daher kann Ich diese Vorgehensweise schon nachvollziehen.

    richtige Gurken fallen mir jetzt im dax,mdax oder tecdax bis auf die bereits genannten Solarwerte eher keine ein.Eher Underperformer wie eon oder Telekom welche Ich auch weiter nicht anfassen werde sowie die defensiveren Sachen wie Fresenius,Henkel,Beiersdorf etc. Auf der anderen Seite weiter interessant aber eine Basf,welche jetzt zumindest synchron mit dem dax noch hoch und runter gehen sollte,da Ich bei 46 euro gekauft habe,es bald dividende gibt und eine steigende Aktie alleine für mich kein Grund zum verkaufen ist,bleibt diese trotz der hohen Kursniveaus im depot.

    Im Januar habe Ich Dir ja geschrieben dass Ich bei einem Euro/Usd von 1,26 sämtliche defensive Positionen auf Us Aktien wie Merck,Eli Lilly,Altria,Healthcare Reit alle mit 20-30% Gewinn aufgelöst habe und dafür deutsche Aktien gekauft habe.Dies war aus heutiger Sicht absolut richtig.der Euro zieht wieder an und steht bei knapp 1,35 Usdollar und bei diesen defensiven Werten hat sich die letzten Monate kurstechnisch nix mehr getan.
    Gekauft habe Ich damals wie Ich gepostet hatte die Skw Stahl zu 11,50 , Pfeiffer Vacuum zu 66,50 , Bco Santander zu 5,48 , Saf Holland zu 3,80 , die Münchner Rück zu 93 und die Hamborner Reit zu 6,80 . Es entwickelt sich alles viel besser als Ich dies erwartet hatte. Alles liegt zwischen 10 und 40% im Plus.
    Bei Pfeiffer Vacuum hatte Ich meine für das Jahr erwartenen 15% schon nach 3 Wochen. Bei der skw gings noch viel schneller.

    Die alten Positionen wie axel springer,deutsche post,bauer,basf oder Klöckner bleiben ebenfalls alle weiter im depot , da diese teilweise wie im Falle Bauer bis zu 60% im Plus sind.
    Ich habe am Anfang oft den Fehler gemacht im Bärenmarkt eifrig zu halten und dann im Bullenmarkt viel zu früh zu verkaufen weil Ich Angst um meine Gewinne gehabt habe.Es hat etwas gedauert zu verstehen dass steigende Kurse alleine kein Grund zum verkaufen sind und nur so bin wie Ich wie im Falle von dialog auch zu meinem ersten Tenbagger gekommen.

    Es sind ein paar Puts mit ins depot gewandert,aber die Aktien bleiben erstmal weiter im depot.Ich werde je nachdem wie wir durch die dividenden Saison gehen einen Teil vor dem Sommer verkaufen.Das kommt allerdings ganz darauf an wie das die nächsten 2-3 Monate weitergeht.

    richtige Gurken konnte Ich dir jetzt keine nennen,dafür aber meinen Handelsansatz.Warum habe Ich diese ausgewählt? Nun,wie gesagt im Dezember 011/Januar 012 erschien es mir (da wie keine Jahresendralley gehabt hatten) chancenreich mehr ins Risiko zu gehen und vor der Hv Saison aus meiner Sicht unterbewertete dividenden Starke Titel auszuwählen.Dabei ein mix aus konservativen Sachen wie die Hamborner Reit oder MüRe als auch offensiver wie die Skw,Bauer,oder Basf…

    Das ging bis jetzt ganz gut auf… Ich gehe davon aus dass wir den Sommer über nochmal etwas „schwitzen“ werden und am Ende des Jahres dann wieder anziehen.Daher war mein Plan dann vor dem Sommer auf alle Fälle ein Teil abzustossen.Das kommt aber wie gesagt ganz darauf an,wie wir die nächsten 2-3 Monate weiter laufen werden.
    Der hohe Ölpreis stimmt mich bedenklich,auch ist wie Du auch schon mehrmals angesprochen hattest due Wahl in Frankreich,hinzu kommt der „graue Schwan“ Iran…

    Naja,mal schauen…. 😉

    Eine letzte Anmerkung noch: Man liest bis auf den Artikel über die dt. Telekom in letzter Zeit meist nur noch den Marktkommentar nach 22 Uhr.
    Es wäre zwischendurch aber sehr nett wenn auch mal während der Handelsszeit irgendwas kommt.Ich kann mich erinnern,Du hast früher bei InvestorInside immer wieder mal Aktionen der Amis kommentiert oder mal ausführlicher Artikel zu einer Aktie gebracht.Das fand Ich persöhnlich wirklich gut.Hoffe das kommt dann auch mal auf Deiner eigenen Seite 😉

    Wünsche ein erholsames Wochende
    Gruss Lb.

  3. Lightblue, ich denke hier gibt es ein bedeutendes Missverständnis.

    Bei Regeln wie „the trend is your friend“ geht es um ein grundlegendes Verständnis von Wahrscheinlichkeiten und das gleiche Prinzip wirkt auch in Sätzen wie „greife nie in ein fallendes Messer“ und ähnlichem. Es gibt dazu wahrscheinlich 100 einprägsame Regeln, die alle das gleiche Prinzip transportieren: folge dem Markt.

    Das Prinzip lautet, dass man erst dann agiert, wenn einem der Markt die Signale dafür gibt und nicht schon vorher, nur weil man sich einbildet man wüsste es besser als der Markt. Ich persönlich halte das für ganz wichtig und wer das nicht beherzigt, wird nach meiner Erfahrung früher oder später auf die Nase fallen. Jeder darf dazu natürlich anderer Meinung sein.

    Du übersetzt das aber in Deinem Kommentar dann so, als ob das ein Verbot von Rebound-Trades oder antizyklischem Handeln implizieren würde. Das hat damit aber gar nichts zu tun und das habe ich auch nirgenwo gesagt ! Diesen konstruierten Zusammenhang möchte ich hier ausdrücklich dementieren !

    Schau mal, ich mache doch andauernd Rebound-Trades und agiere auch oft antizyklisch. Wie oft habe ich hier schon Rebound-Szenarien besprochen und trotzdem beachte ich diese Regeln oben ganz streng. Wie passt das eine mit dem anderen zusammen ?

    Ganz einfach: einen guten Rebound-Trade startet man dann, wenn einem der Kurs oder andere Indikatoren Signale geben, dass die Wende schon eingeleitet ist. Und eben nicht mitten im fallenden Messer, nur weil man sich einbildet man wüsste dass der Kurs Morgen dreht. Wenn Du mal darauf achtest, beschreibe ich solche Rebound-Trades immer genau dann, NACHDEM es eine Umkehrformation im Chart gibt oder andere Signale einem Nahe legen, dass sich jetzt ein Boden ausgebildet hat. Ich habe immer diese Begründungen, warum der Markt gerade jetzt die Signale sendet, dass es schon gedreht hat. Das ist der entscheidende Punkt, ich folge auch beim Rebound dem Markt !

    Und auch Du hast diese Schlussfolgerung ja schon richtig gezogen, wenn Du in Deinem Kommentar schreibst: „Es hat etwas gedauert zu verstehen dass steigende Kurse alleine kein Grund zum verkaufen sind“. Genau ! Das ist auch nur eine Abart des Punktes den ich hier zu kommunizieren versuche. Und wenn Du Deinen Satz umdrehst, würde er lauten „dass fallende Kurse alleine kein Grund zum kaufen sind“. Genau ! Du hast eigentlich genau das erfasst, was ich im Artikel beschreibe und damit das Beispiel Q-Cells und Apple bestätigt.

    Und deshalb shorte ich diesen starken Markt aktuell auch nicht, sondern erst, wenn der Markt Signale sendet, dass die Bären wieder die Oberhand bekommen. Und bei einer Metro sehe ich nun mal Signale, dass wir einen Boden haben und nicht mehr weiter fallen werden. Und deswegen ist das ein Rebound-Trade. Natürlich kann man sich immer irren, wie ich zuletzt bei Nokia, das ist aber kein Widerspuch dazu, dass man versucht dem Markt zu folgen.

    Trendfolge und Rebound-Trade bzw antizyklisch agieren sind also überhaupt kein Widerspruch ! Es kommt darauf an, WANN man eine Rebound-Wette eingeht, wenn man seine Erfolgswahrscheinlichkeiten optimieren will. Immer erst dann, wenn es deutliche Signale gibt, dass die vorherige Bewegung bzw. der vorherige Trend nun ausgelaufen ist und sich ein neuer Trend etabliert. Alles andere wäre der berühmte Griff ins fallende Messer und der ist meistens ziemlich schmerzhaft.

    Und wenn Du diese Übung aus meinem Beitrag machst, dann würde Dir das Ergebnis am Jahresende beweisen, dass die Wahrscheinlichkeit dass sich ein Trend fortsetzt (Apple hoch, Q-Cells runter als Beispiel) weit höher ist, als das der Trend dreht. Das zu verinnerlichen ist in meinen Augen wichtig und das versuche ich hier zu kommunizieren.

    Fazit: Ein guter antizyklischer Trade läuft nicht gegen den Trend ! Er startet vielmehr genau dann, wenn der Trend schon dreht, die Mehrzahl der Marktteilnehmer es aber noch nicht bemerkt hat. Das „antizyklische“ bezieht sich also auf die Erkenntnislage der anderen Markteilnehmer und nicht auf die Preisentwicklung. Einfach in ein fallendes Messer zu greifen wäre nicht antizyklisch, sondern schlicht dumm.

    Ich weiss, dass viele private Anleger diesen feinen aber wichtigen Unterschied beim Prinzip „Antizyklisch“ nicht kennen und glauben, nur weil eine Aktie schon um 30% gefallen sei, sei sie jetzt bilig und es sei „antizyklisch“ die Aktie dann zu kaufen. Falsch, sie kann nochmal 30% fallen ! Das sind genau die Fälle, die eine blutige Nase verursachen und vor denen ich meine Leser bewahren möchte.

    Also: Antizyklisches Handeln ist eine tolle Sache, wenn es richtig angegangen wird und man auch da den Signalen des Marktes folgt.

  4. Hallo Hari,

    Stimme Deiner Ausführung zu. Ich denke zu meiner Denkweise haben mitunter auch sehr schlechte Erfahrung bzw wie Du sagst „Fehler“ geführt. Zu oft habe Ich in das von Dir angesprochene „fallende Messer“ gegriffen. Wenn man den richtigen Punkt allerdings trifft bei einem Rebound und antizyklisch einsteigt ist es in der Tat eine tolle Sache nur irgendwie fehlt mir da das Händchen dafür… ?!
    Der Kommentar zu Metro war nicht ganz ernst gemeint und daher auch mit einem smiley versehen 😉
    Ich bin dort selber seit 29 euro eine kleine Position long gegangen,da momentan nur von Problemen,Problemen und nochmals Problemen die Rede ist,der Kaufhof deal nicht geklappt hat und die Margen sinken.Kaum ein Analyst sieht die Aktie derzeit über 30 euro.
    Das heisst dann aber auch dass die meisten Institutionellen ziemlich untergewichtet sein müssen in der Aktie und ein paar kleine guten Nachrichten reichen müssten um den Kurs wieder nachhaltig über die 30 euro zu bewegen.
    Metro macht trotz der Probleme ja immer noch Gewinn und ist nach meinen Zahlen mit einem Kgv von 8 bewertet,dazu kommt dass alleine die Immobilienwerte soviel wert sind wie der aktuelle Marktkapitalisierung.Das operative Geschäft bekommt man also bei dem Kurs gerade mit dazu.
    Daher seh Ich wie Du auch erstmal eher die chance nach oben….

    Ich habe bei Deiner Abstimmung letztens auch für ein Marktkommentar nach Handelsschluss gestimmt,aber wenn Ich mir es so recht überlege wäre eigentlich ein ausführlicheres Kommentar während der Handelszeit,wo Du auch deine Aktien vorstellst oder beschreibst am besten und vielleicht ein kleines Fazit zum Schluss wenn noch irgendwas erwähnenswertes passiert. So kann mann gegebenfalls selber auch noch handeln.
    Wie siehst Du das ?

    Gruss
    Lightblue

  5. Hallo Lightblue,

    danke für Deine Klarstellung. Und bei Metro kommt in meinen Augen noch etwas dazu: der Chart sieht für mich so aus, als ob er oberhalb 27€ einen Tiefpunkt definiert hätte, der in Form eines Doppelbodens einmal letzten September und einmal diesen Januar definiert wurde. Deshalb ist Metro eben kein Griff ins fallende Messer mehr, sondern der Versuch auf einen neuen Trend aufzusatteln. Verbunden mit der Tatsache, dass das alte Management nun weg ist, das endlich das Internetgeschäft bei MediaSaturn forciert wird und verbunden mit den Bewertungsargumenten die Du zu Recht anführst, ist das ein ganz rationaler Trade. Deswegen gibt es trotzdem keine Garantie das er funktioniert, aber gegen den Trend ist dieser Trade nicht, denn der alte Trend nach unten ist bei Metro schon ausgelaufen und ein neuer scheint sich gerade zu etablieren.

    Was meine Artikel hier auf Mr. Market angeht, muss man glaube ich zwei Dinge auseinander halten:

    Rein von der Menge her, mache ich hier 3 mal so viel wie bei Investors Inside. Wenn Du da noch einmal durchblätterst, wirst Du schnell merken, dass ich bei Investors Inside pro Woche so 2-3 Beiträge hatte, die irgendwann ohne System erschienen sind. Auch hier habe ich 2-3 Beiträge pro Woche zu aktuellen Themen, die irgendwann erscheinen. Letzte Woche waren es zb die Telekom und das Essay zum „Trader“. Zusätzlich habe ich jetzt aber noch jeden Abend die umfangreichen „Hari´s Märkte am Abend“, in denen ich oft mehrere Aktien/Themen durchaus in einer Weise bespreche, die woanders einen eigenen Artikel wert wären. Beispiele letzte Woche waren: Veolia, Corning, Silber, Schneider Electric, Commerzbank.

    Rein von der Menge her muss ich Dir sagen: mehr geht nicht, zumindest nicht, wenn ich immer noch als Trader erfolgreich sein will und das will ich. Wenn ich das Schreiben hauptamtlich machen würde, dann geht natürlich mehr, dann kostet das hier aber auch und ist kein Geschenk an Euch mehr. Mehr Content kann also nur dadurch kommen, dass Gastkommentatoren wie Du eigene Artikel verfassen von denen alle profitieren. Insofern lade ich Dich herzlich ein, zu den von Dir aufgezählten Trades mal einen Artikel zu verfassen. Du könntest doch zB mal eine Deiner im Kommentar genannten Aktien rausgreifen und anhand einer Fallstudie darstellen, wann Du was mit dieser Aktie warum gemacht hast und welche Schlüsse Du im Nachhinein daraus ziehst. Gerade auch was Du dabei gelernt hast, denn um das lernen und verbessern geht es hier ja. Das wäre sicher interessant und lehrreich.

    Vom Zeitpunkt her wann ich meinen Content veröffentliche, bin ich allerdings ganz offen und flexibel. Daher auch meine Umfrage. Wenn Du das jetzt anders siehst bin ich dankbar für das Feedback und frage mit diesem Kommentar in die Runde nach weiteren Meinungen. Nochmal: beim Zeitpunkt wann ich Dinge veröffentliche, bin ich gerne bereit mich sehr weit nach den Bedürfnissen meiner Leser zu richten ! Ihr müsst mir nur sagen was Ihr wollt, so dass ich daraus ein konsistentes Meinungsbild entnehmen kann.

  6. Hallo Hari,

    mir selbst gefällt der Zeitpunkt gegen 22 Uhr sehr gut, es ist immer ein schöner Abschluss des Handelstages und ich nehme die Information mit in den nächsten Tag.
    Ein Thema, zu dem ich sehr gerne etwas von Dir lesen würde, sind die technischen Indikatoren, die Du nutzt. Allerdings hat das Thema derzeit ja nicht so die große Relevanz. Sollten wir jedoch bald wieder einen „normalen“ Markt bekommen würde ich mich freuen zu erfahren, welche Indikatoren Du wie einsetzt.

    Ich wünsche noch ein entspanntes Wochenende.

  7. Hallo allerseits, Hari, Dein Hinweis in Bezug auf das antizyklische Handeln ist wichtig und richtig. Für diese Strategie habe ich grundsätzlich große Sympathie. Seit ungefähr 2000 haben die Märkte aber angefangen, sehr volatil zu werden, und es sind ja auch noch ein paar andere Dinge passiert, die man vorher nicht für möglich gehalten hat. So wurde die antizyklische Strategie bei manchen Investments zu einem Griff ins WC…Was herunter geht, geht nicht notwendigerweise schon deswegen wieder rauf, weil es vorher runtergegangen ist. Im Moment sieht man das am Besten im Tec-Dax an Q-Cells. Buchstäblich niemand kann dort Gründe entdecken, warum diese Aktie steigen sollte, und wohl nicht zu unrecht. Wenn es heißt „the trend is your friend“, so sollte man sich im Unkehrschluß von Aktien fernhalten, bei denen das beständig nicht der Fall ist. Anders liegt der Fall bei Firmen, die solide finanziert und nach allen Maßstäben unterbewertet sind. Wo das wirklich der Fall ist, das kann man oftmals nicht leicht erkennen, aber wenn es wirklich der Fall ist, dann kann man gewiß sein, daß man nicht der Einzige ist, der das erkennt. Es ist nur die Frage, wann.

    Das Thema Stopp-Kurse hat wohl schon Generationen von Anlegern beschäftigt und letztlich befriedigend ist es wohl nicht zu lösen. Wenn man einmal das Experiment macht und sich fragt, was gewesen wäre, wenn man gekauft hätte, wenn der DAX seinen 200-Tage-Durchschnitt überquert hätte und verkauft hätte, wenn er darunter gefallen wäre, wird man zu dem Schluß kommen, daß man nicht so sehr viel besser abgeschnitten hätte, da, je nach Strategie, das eine oder andere Fehlsignal generiert worden wäre. Man hätte aber die schmerzlichen Talfahrten vermeiden können. Berücksichtigt man außerdem eine Erkenntnis der Behavioral Finance, wonach Verluste uns viel mehr weh tun, als daß Gewinne uns erfreuen würde, so wäre mit einer solchen Taktik schon sehr viel gewonnen – sofern sie nicht schon von allzu vielen angewandt wird, was aber gerade im August 2011 der Fall gewesen zu sein scheint. Insgesamt denke ich, Stoppkurse sind mit gewissen Abstrichen so etwas wie eine Versicherung gegen den Crash. Die Fehlsignale, die dabei entstehen, sollte man dann – zumindest mental – als Kosten der Absicherung verbuchen. Ob mit oder ohne Stoppkurse, die beste Strategie erscheint für mich, Augen und Ohren offen zu behalten und auch auf den“Bauch“ zu achten(Nicht nur bei der Frühjahrskur;-)). Insofern hat Deine Lagebeurteilung unter dem Rubrum „the trend is your friend“ die Dinge recht gut auf den Punkt gebracht. Sehr treffend finde ich, das will ich an dieser Stelle auch noch anmerken, das im Zusammenhang mit dem Kirk-Report gebrauchte Bonmot: „The market moves on. And so should you.“

  8. hi hari, erstmals vielen dank für deine tollen beiträge! habe leider veolia noch ! haben sich heute ja ganz gut erholt… nichts desto trotz gebe ich dir bei deiner einschätzung recht.. überlege gerade zu verkaufen! hmm der intraday-chart sagt mir aber „abwarten“! gruss und ich erwarte mit freude deine heutige Markteinschätzung ! tf

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