Der folgende Artikel zu Linde war Teil meines gestrigen Marktberichtes am Nachmittag im Premium-Bereich.
Ich möchte noch einmal zum Thema Linde zurück kehren. Die Aktie war wegen ihres stabilen Geschäftsmodells und ihres von mir geschätzten CEOs Wolfgang Reitzle, lange einer meiner Favoriten aus Investment-Sicht. Vorsichtig wurde ich dann mit dem personellen Übergang von Wolfgang Reitzle zu Wolfgang Büchele, wie unter anderem in dem folgenden Artikel von 2014 thematisiert: -> Whats next Linde? <-
Im Premium Bereich hatte ich am 01.12. nach der -> einkassierten Prognose <- zuletzt fest gestellt, dass es nun keinen Grund mehr gibt, sein Kapital in Linde zu binden. Denn besonders ärgerlich war für mich, dass kurz vorher bei den Quartalszahlen, davon noch keine Rede war. Seit dem ist die Aktie gefallen und gefallen.
Es sprint aber viel zu kurz, für diesen Einbruch nur schlechte Umstände der Weltkonjunktur und operative Gegenwinde verantwortlich zu machen. Denn bei der Tiefe der Verärgerung des Marktes, spielt nach meiner Ansicht mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die massive Enttäuschung über eine dürftige Marktkommunikation seitens Linde eine Rolle.
Und das ist für mich Anlass, mal wieder etwas in Erinnerung zu rufen, was leider zu wenig zum Thema gemacht wird. Es sind nämlich einzelne Menschen an der Unternehmensspitze, die oft einen erheblichen Unterschied machen. Und gerade am Fall Linde, kann man das sehr gut sehen:
Schauen Sie mal, wie stabil sich der Kurs von Linde unter Wolfgang Reitzle entwickelt hat. Und wie gering vergleichsweise der Einschlag in 2011 war, obwohl da die Märkte im Zuge der Eurokrise erheblich eingebrochen sind. Grund für wilde Schwankungen gab es in 2011 wahrlich genug, aber Linde zog vergleichsweise ruhig die Bahn.
Und nun schauen Sie im Vergleich auf diese Achterbahnfahrt der letzten 12 Monate! Ich hatte mich schon Anfang 2015 gefragt, was dieser "Pop" im Kurs sollte, der auch erheblich durch optimistische Prognosen des Managements beeinflusst war, die im Oktober 2014 als Mittelfristziele formuliert wurden und nun eingeholt werden.
Das Problem ist also nicht, dass Linde auch mal fällt. Es ist einem Management nicht vorzuwerfen, wenn die Umstände in Form von Dollarkurs, Ölpreis, Konjunkturentwicklung mal gegen einen laufen und die Zahlen belasten.
Den Unterschied zwischen guter und schlechter Marktkommunikation macht aber, wie man mit diesen Schwankungen des Marktes umgeht. Ob man als Management einen Überblick hat und so den Markt mit ruhiger Hand mitnehmen kann. Oder ob man eine Hü- und Hott-Kommunikation verfolgt, die nur zeigt, dass man selber herum eiert.
Letzteres scheint nach meinem Eindruck hier bei Linde passiert zu sein und der Markt erscheint mir über die reinen Zahlen hinaus sauer darüber, dass er nun mehrfach so überrascht wurde, wie zuletzt. Dieses mangelnde Vertrauen wird auch weiter auf dem Kurs lasten und sich in einem geringeren Multiple manifestieren. Vertrauen ist eben ein scheues Reh.
Sicher ist Linde nun auf Preisniveaus, die einen Kauf langfristig nicht mehr übermässig riskant erscheinen lassen und nun auch mal eine Gegenbewegung ermöglichen. Aber das ist eben nun nicht mehr die gleiche ruhige Bank, die Wolfgang Reitzle geführt hat. Und deswegen ist die Aktie für mich auch nicht mehr so attraktiv.
Es gilt halt nicht nur in der Politik: "The Number One matters. ;)"
2 Gedanken zu „Linde – Von guter und schlechter Marktkommunikation“