Ostern liegt hinter uns. Wer nicht in fernen Ländern war, wurde über die Feiertage mit Kälte und Regen "beschenkt" und diese Woche wird es Nachts hier bei uns in Sichtweite der Alpen wieder Bodenfrost geben.
Da können wir wohl fest davon ausgehen, dass es nicht das Wetter in Mitteleuropa ist, das so viele junge, körperlich starke, dunkelhäutige Männer sich von Libyen aus ins Mittelmeer stürzen lässt, in der berechtigten Hoffnung in internationalen Gewässern dann aufgelesen und ins gelobte Land verfrachtet zu werden.
Während wir hier über Ostern eingemummelt sassen und viel gelesen haben, drückte sich die Welt durch alle medialen und realen Ritzen in unsere Hirne. Ohne jetzt hier auf die einzelnen Verrücktheiten eingehen zu wollen, muss ich gestehen, dass die Irrationalität und Ideologisierung, die aus so vielen medialen Zeilen und Politikeraussagen spricht und die Köpfe der Menschen füllt, mich schlicht "verrückt" macht.
Zu ganz vielen dieser Themen, von Anatolien über Istanbul nach Tripolis, weiter nach Marxloh und dann nach Brüssel und erneut weiter nach Paris und London sozusagen, gibt es ganz klare und offensichtliche Wahrheiten, die für jeden mit sehenden Augen und halbwegs klarem Verstand offen liegen. Man braucht kein Raketenwissenschaftler zu sein um diese zu erkennen und anerkannte Fachleute - wirkliche Fachleute, keine Fensterredner - wiederholen diese Wahrheiten auch immer wieder und immer wieder. Und trotzdem hat das keine Wirkung, obwohl die Dinge so offensichtlich sind und die Lösung so klar. Wie in einem Paralleluniversum, bewegt sich der politisch Diskurs in einer Scheinwelt, die kaum mehr zu ertragen ist und Änderung ist in keinster Weise in Sicht, aus absolut keiner Richtung.
Dabei müsste man nur mal unvoreingenommen *Hinschauen*. Hinschauen!
Aber schon das ist wohl zu viel verlangt. Es ist schon bemerkenswert, dass die Diskussion um "Fake-News" - die es unter dem Namen "Desinformation" schon seit der Steinzeit gegeben hat - gerade jetzt aus der Politik heraus geschürt wird, wo sich die Politik scheinbar in einer Berliner Filterblase befindet, die man eher als "Fake-Universum" beschreiben könnte. Ob da wohl ein Zusammenhang existiert? 😉
Damals beim Wechsel von Bonn nach Berlin, haben kluge Köpfe genau vor dieser Abschottung gewarnt, die im kleinen, beschaulichen Bonn nicht möglich war, das dem Land als Bundeshauptstadt gut zu Gesicht gestanden hat. Nun haben wir den Salat, aber auch das waren eben kluge Fachleute, die nicht gehört wurden - wieder mal. Insofern kann man eine direkte Linie von Kohls Kanzleramtsbau zu Erdogans Sultanspalast ziehen. In beiden Fällen geht es um Abschottung, Machtprojektion und Abgehobenheit, auch wenn Erdogans peinlicher Schnörkelbunker sicher noch zwei Nummern schlimmer ist, als Kohls Kanzleramt. Einer gesunden Demokratie, in der die Interessen des Volkes wirklich von echten Abgeordneten vertreten werden, sind diese Abschottungen auf jeden Fall zutiefst abträglich.
Ich erinnere daran, dass im Weissen Haus nicht nur gelebt wird, sondern die Amerikaner grossen Wert darauf legen, dass ihr(e) Anführer(in) Familien mit Kindern haben. Denn Kinder machen demütig, motivieren uns, uns für ihre gute Zukunft zu engagieren und zwingen uns immer wieder, uns der Realität zu stellen, statt uns in eine Scheinwelt zurück zu ziehen. Nein, im Weissen Haus sitzt auch die Presse in eigenen Räumen und wenn man zum Oval Office über den Rasen läuft, kann man spielenden Kindern begegnen - wenn auch immer mit einem Herrn vom Secret Serivce mit kritischem Blick in der Nähe, aber das muss wohl sein, die Welt besteht eben nicht nur aus Engeln.
Es wird aber vieles dafür getan, das weisse Haus nicht nur zu einem abgehobenen Regierungsbunker, sondern zu einem Ort des Lebens zu machen, der in die reale Welt eingebettet ist. Es zeichnet gute demokratische Systeme eben aus, dass ihre Anführer mitten im Leben stehen und auch dass sie eigene Berufe und Fähigkeiten haben, die über das politische Dasein hinaus gehen. Denn wenn man selber noch im Leben steht, reicht es oft einfach mal *Hinzuschauen* und man braucht dann keine Einflüsterer und Demoskopen mehr, um eine Scheinwelt der Bürger zu zeichnen, man spürt selber in den Knochen, was wirklich los ist.
Aber "Hinschauen" wurde im von den Parteien deformierten politischen System Deutschlands scheinbar verlernt. Und ich kann es nicht ändern, auch wenn ich gerne würde. Und deshalb sollten wir uns auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können, so zum Beispiel was wir im Depot haben und was nicht.
Und dabei gibt es ja auch das Problem des *Hinschauens*, denn unverändert wird herum spekuliert, wie es nun mit den Börsen weiter geht. Damit lassen sich ja auch so schöne Klicks generieren und die grossen Schwadronierer mit den lautstarken Prognosen sind medial immer erfolgreicher, als der differenziert argumentierende und sich seiner eigenen Begrenzungen bewusste, echte Börsen-Fachmann.
Wir sollten unsere Zeit aber nicht damit verbringen, was andere glauben, wie der Markt sich weiter entwickeln wird. Denn den Markt interessiert das herzlich wenig und im Zeitalter der Algos, werden die Erwartungen der menschlichen Herde sogar ganz gezielt abgeschöpft.
Wir schauen einfach ganz rational auf das was ist. Wir pflegen eben das *Hinschauen*. Und das liefert uns ganz erstaunliche und klare Aussagen.
Denn wenn wir den Leitindex S&P500 betrachten, sind zwei Aussagen wahr:
Erstens befinden wir uns kurz und mittelfristig immer noch in einer Konsolidierung, die durchaus noch einen Ausverkauf nach unten bekommen könnte:
Der Anlass für den potentiellen Ausverkauf, liegt auch vor unserer Nase. Die Wahl in Frankreich drückt schon jetzt auf das Sentiment in Europa und lässt insbesondere die Spreads bei den Staatsanleihen steigen. Der Markt hat eigentlich kein Problem mit der Wahl, solange ein bürgerlicher Kandidat den zweiten Wahlgang erreicht, den dieser dann wohl gewinnen würde. Das Risiko, dass es zu einer Stichwahl der Extreme zwischen Melenchon und LePen kommt, ist aber deutlich gestiegen und dann gäbe es wohl ein ernstes Problem und das Endspiel um den Euro würde einsetzen.
Wenn sich diese Gefahr aber nicht realisiert, ist mit einer deutlichen Erleichterungs- und Erholungsreaktion zu rechnen. Und das passt auch zum grösseren Bild, wenn man mal hinschaut:
Ganz eindeutig ist der übergeordnete Aufwärtstrend immer noch intakt. Das heisst nicht, dass er morgen noch in Takt ist, Restrisiken wie ein Atomkrieg auf der koreanischen Halbinsel bestehen immer. Aber es lohnt sich nicht, gegen den Trend zu wetten, wir wetten besser mit ihm und die sehr seltenen Fälle, in denen er dann doch bricht, sichern wir mit unserem Risikomanagement ab.
Simples, klares *Hinschauen*, liefert uns also eine klare Botschaft zum Markt.
Erstens sind wir mitten in einer überfälligen Korrektur, die durchaus noch ein gutes Stück nach unten Potential hat.
Zweites spricht viel dafür, dass wir es nur mit einer gesunden Korrektur zu tun haben, nach der sich der Aufwärtstrend fortsetzt und 2017 ein gutes Aktienjahr bleibt.
Auch die Sentimentdaten stützen dieses Bild, denn die Erwartungen im Markt sind nun doch zunehmend sorgenvoll, was eher positiv ist.
Sie sehen, mit *Hinschauen* kann man eine Menge erkennen und braucht dafür weder Crash-Propheten, noch Spin-Doktoren. Wie bringe ich das nun unserer Politik mal bei? Ich befürchte, die muss man komplett austauschen, die sind beratungsresistent. Nur wie tauscht man die aus?
Mit der nächsten Wahl leider nicht, womit wir wieder bei einer durch die Macht der Parteiapparate, deformierten deutschen Demokratie sind.
Ihr Hari
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