Renzi, der Markt und warum es erstens anders kommt

Das Referendum in Italien wurde abgelehnt, die einzige Überraschung dabei ist, wie deutlich das geschehen ist.

Damit blieb Renzi auch gar nichts anderes mehr möglich, als zurück zu treten. Ob wir ihn dann nach der Wahl als neuen (alten) Ministerpräsidenten wiedersehen, ist offen aber gut vorstellbar.

Hat sich also so furchtbar viel geändert in Italien? Eher nicht, aber das kennen wir ja schon, das ist halt Italien und das ist eigentlich auch das Problem, das Renzi angehen wollte. 😉

Erstaunlich fand ich im Vorlauf zum Referendum eher, dass in den Medien und von der Politik, immer wieder von den grossen Markt-Verwerfungen danach fabuliert wurde.

Was ich davon gehalten habe, habe ich hier in -> Italienisches Drama oder medialer Erregungszyklus <- beschrieben.

Und meine Worte vor einer Woche beruhten keineswegs auf besonders geheimnisvollen Einsichten, das was ich geschrieben habe, war schlichter Marktkonsens. Ein Konsens, den auch jeder an der Entwicklung der Kurse sehen konnte, der Augen hatte zu sehen, denn das Scheitern des Referendums war keine Überraschung und daher zu einem guten Teil in den letzten Wochen schon eingepreist.

Und etwas, was schon alle erwarten und wofür sich alle positioniert haben, kann zu keinen Verwerfungen führen. Überraschungen erzeugen crashartige Bewegungen, nicht der Vollzug von etwas, womit fast jeder rechnet. Vielleicht können das ja irgendwann auch mal die Politiker begreifen, die da wieder fabuliert haben.

Es geht aber weiter. Auch die Reaktion der Stärke heute, dass also die kleine Schwäche der Nacht sofort wieder gekauft wurde, ist kein bischen überraschend und hatten wir in der Community auf dem Radar, ebenso wie der Markt.

Denn jeder im Markt ist nun durch die Erfahrungen von Brexit und der Wahl Trump darauf gepolt, dass leichte Schwäche nach so Ereignissen zu kaufen ist. Und wer zu lange zögert, dafür bestraft wird. Das war für viele die Lehre aus Brexit und Trump, die man hier und heute besser machen will.

Und deshalb haben sich viele Marktteilnehmer dieses Referendum als Kaufchance bereit gelegt und deshalb wurde die Schwäche sofort gekauft, eine selbsterfüllende Prophezeihung sozusagen.

Es gibt hier nur ein Problem. Die Ablehnung des Referendums ist keine Überraschung und insofern ist die Situation auch nicht mit Brexit und Trump vergleichbar. Das Risiko ist also hoch, dass diese initialen Käufe bald auslaufen und das wars dann.

Es gibt wahrscheinlich einfach zu Wenige, die die Bewegung so auf dem falschen Fuss erwischt hat wie bei Trump, so dass genügend Futter für eine längere Rally da wäre. Das bedeutet aber auch nicht das Gegenteil, das man nun bärisch werden muss.

Es bedeutet kurzfristig nur, dass eigentlich nicht viel passiert ist und Italien mal wieder einen neuen Ministerpräsidenten und Wahlen bekommt, etwas was man ja zu Genüge kennt.

Mittelfristig stehen zum Jahreswechsel die Signale des Marktes weiter auf Grün, mit oder ohne Renzi gleichermassen. Und Europas Aktienmärkte haben nun die Chance, mal wieder etwas aufzuholen, nachdem diese lange durch die Unsicherheit um Italien belastet waren. Das ist das Prinzip des "Fait accompli" der vollendeten Tatsache.

Diese Chance hätten die europäischen Märkte aber auch ohne das Referendum gehabt, zumal diese Woche am Donnerstag die EZB ansteht und Draghi den Markt höchst selten nach unten redet. 😉

Es sei also am Beispiel Renzi erneut in aller Deutlichkeit gesagt::

Es sind die Erwartungen, die die Kurse bewegen. Nur die Erwartungen.

Wer das nicht verstehen will, wird immer auf der falschen Seite stehen.

Langfristig wird Italien aus dem Euro ausscheiden oder der Euro vorher zerbrechen. Das betrachte ich als höchst wahrscheinlich. Davon sollten wir uns aber nicht behindern lassen mitzunehmen, was uns der Markt dieses Jahr noch bietet.

Ihr Hari

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